Meisterliche Reflexion über Dilletantismus

Die Ausstellung „Dieter Roth: Schöne Scheiße. Dilettantische Meisterwerke“ zeigt eine große Auswahl von Werken des Künstlers Dieter Roth (1931-1998). Neben seiner bildenden Kunst ist im Museum Ostwall auf der sechsten Etage des Dortmunder U eine Auswahl seiner Gedichte und seiner Musik zu erleben. Der Anlass für diese Ausstellung ist die Übergabe von 200 Werken Dieter Roths aus der Sammlung Horst Spankus, sie gehen als Dauerleihgaben an das Museum.

Bis hinein in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts galt der Künstler als Schöpfer von künstlerischen „meisterhaften“ Werken. Dann kamen Ideen auf von Gruppenarbeiten, die künstlerische Idee stand mehr und mehr im Vordergrund. Materialien und Motive aus dem Alltagsleben wurden benutzt.

Für Dieter Roth war die „schöne Scheiße“ auch künstlerisches Programm. Die Synthese zwischen Meisterwerk und Dilletantismus, Schönheit und Abfall prägten sein Künstlerisches Werk. Dabei ist der Titel „schöne Scheiße“ durchaus auch eine Art von „fishing for compliments“. Indem man sein Werk „Scheiße“ nennt, nimmt man schon mit einem Augenzwinkern der Kritik den Wind aus den Segeln.

Doc hfür Roth war Scheiße bzw. die Verdauung auch ein Werkstoff. Erinnert sei an seine Skulptur eines Hasen aus Hasenkot und seine Arbeiten mit Lebensmitteln, die quasi vor den Augen des Betrachters vergammelten, sozusagen von Bakterien verdautes organisches Material.

Die Ausstellung basiert auf einer Auswahl von 240 Werken, die zu zwei Dritteln aus dem Bestand der Sammlung Spankus und zu einem Drittel aus dem Sammlungsbestand des MO stammen. Sehenswert ist auch die riesige Video-Installation, die auf unzähligen Bildschirmen Szenen aus Roths alltäglichen und künstlerischen Leben zeigt.

Es gibt zu dieser Ausstellung selbstverständlich ein Begleitprogramm für Kinder, Familien, Erwachsene, Schulen und Kitas. Am Donnerstag, dem 21. Juli 2016 findet ein „Dieter Roth-Gedächtnis-Frittieren“ unter Leitung des Künstlers Matthias Schampf statt. Zu sehen ist diese Ausstellung bis zum 28. August 2016.




Theatrale Rituale

Mit dem Stück „Die Messe“ führt artscenio, unter der Leitung von Rolf Dennemann, nach „Missing Link“ das Publikum weiter in Richtung archaisches Theater. In der Verbindung zwischen Tanz und Schauspiel finden sich die Zuschauer in einer surrealen Messe wieder, deren Rituale sich an religiösen Praktiken anlehnt, aber einer klaren Zuordnung verweigert. Die Premiere ist am 27. Mai 2016 um 20 Uhr im Theater im Depot.

Was erwartet den Besucher? Das Stück inszeniert eine Messe, in der vielleicht manches bekannt vorkommt, aber theatral aufbereitet und liturgisch verfremdet wird. „Es ist kein Gottesdienst“; stellt Dennemann aber sofort klar. „Das Publikum soll nicht aktiv machen.“ Dennoch werden eifrige Kirchengänger sicher das eine oder andere Deja-vu-Erlebnis haben, denn das lautmalerische Sprechen, das besondere Licht und die spezielle Musik sind auch Elemente, die in Gottesdiensten oder anderen rituellen Handlungen vorkommen.

Eine wesentliche Funktion haben die Schauspielerin Elisabeth Pleß, die schon in verschiedenen Produktionen von artscenico mit dabei war. Für die Tänzerin Lim Huynijn ist es die artscenico-Premiere. Dazu kommt Gesang aus dem Publikumsraum von Patricia Bailey mit Chor und selbst Kampfsportelemente dürfen nicht fehlen.

In Gottesdiensten herrscht meistens ein heiliger Ernst vor, den möchte Dennemann aber vertreiben. „Das Stück ist nicht frei von Humor, das geht bei mir auch gar nicht anders.“