Buntes Dortmund im ehemaligen Ostwall-Museum

Im großen Lichtsaal sind Beispielarbeiten aller Künstler versammelt.
Im großen Lichtsaal sind Beispielarbeiten aller Künstler versammelt.

Vom 21. Februar bis zum 02. März 2016 zeigt das Baukunstarchiv (ehemaliges Museum Ostwall) die Ausstellung „Dortmund ist bunt“. Für die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler gilt „Bunt“ sicherlich nicht nur für die Farbigkeit ihrer Bilder, sondern auch als Statement für die Vielfalt in dieser Stadt. Darüber hinaus wird mit dem Ausstellungsraum auch die kulturelle Kontinuität des Gebäudes am Ostwall 7 gelebt. Kuratiert wurde die Ausstellung von Bettina Bröckelschen.

Insgesamt 13 Künstlerinnen und Künstler zeigen in den altehrwürdigen Räumen ihre Kunst. Dabei haben die meisten Künstler einen eigenen Raum. Sehr farbenfrohe Bilder zeigt Beate Bach, deren Arbeiten starke florale und organische Elemente ausweisen. Auch Bettina Bröckelschen malt sehr bunte und detailreiche Bilder. Für sie sind ihre Bilder wie eine Theaterbühne, auf der sie die Personen platziert.

Anette Göke zeigt in ihren Arbeiten, dass die verschiedenen Kulturen auf der Welt, unser Leben bereichern kann. Silke Schulz stellt Reiseimpressionen aus Indien aus. Licht- und Schattenspiel sowie subtile Farbgebung sind ein Markenzeichen ihrer Bilder. In der breiten Öffentlichkeit ist sie als Krimiautorin bekannt, doch Gabriella Wollenhaupt malt auch. Sie zeigt eine Auswahl von „Menschenbildern“ in ihrem Raum.

Politisch sind die Arbeiten von Rita-Maria Schwalgin und Franz Ott. Während Ott seine großformatigen Ölbilder zeigt, stellt Schwalgin ihre Fotografien aus. Fotografien zeigen auch Karin Hessmann und Cornelia Suhan. Dabei ging es in die Katakomben Dortmunds. Unter der Fragestellung „Was würdest du mitnehmen?“ zeigen sie Bilder mit beklemmender Wirkung.

Ungewöhnlich sind die Skulpturen von Almut Rybarsch-Tarry. Unterschiedliche Oberflächen und Formen laden den Besucher zur Berührung ein. Sie teilt sich ihren Raum mit Tanja Melina Moszyk, Acrylbilder zeigt.

Auf ganz kleinem Format präsentiert Marlies Blauth ihre Collagen und Landschaftsbildern. Mit scheinbar einfachen Strichen entstehen architektonische Ansichten oder Landschaften.

Düster erschienen die Arbeiten von Era Freidzon. Ihr Zyklus „Lullaby“ zeigt Bilder zwischen Traum und Realität, verschüttete Erinnerung aus der Kindheit scheinen wieder an die Oberfläche zu gelangen.

Am Sonntag, dem 28. Februar 2016 um 12 Uhr gibt es in den Räumen des ehemaligen Museum Ostwalls eine Lesung aus dem Buch „Schöner Schlag“ von Gabriella Wollenhaupt und Friedemann Granz, dazu spielt das „Zimmaorkestra“.

Die Öffnungszeiten der Ausstellung sind von Dienstag bis Sonntag von 15 bis 18 Uhr.

Petra Meurer Theatertage 2016

Das Ensemble der Residenz des Maschinenhauses Essen freut sich über den Hauptpreis bei den Petra Meurer Theatertagen 2016 für die Produktion "Blaubart".
Das Ensemble der Residenz des Maschinenhauses Essen freut sich über den Hauptpreis bei den Petra Meurer Theatertagen 2016 für die Produktion „Blaubart“.

Im Theater am Depot wurden zum fünften Mal mit Unterstützzug durch die DEW21 und der TU Dortmund die Petra Meurer Theatertage ausgerichtet. Das kleine Theater- und Performance Festival für die freie Theaterszene im Ruhrgebiet stand diesmal unter dem Motto „#Fusionen“.

Dazu gehört zum Beispiel das energetische Zusammenspiel von Slam und Klassik

Der erste Theatertag am 19.02.2016 zeigte an drei Beispielen die verschiedenen Möglichkeit der Ausgestaltung von freiem Theater und Performance. Durch das Programm führte mit einer Portion Humor und Ironie Festivalleiter Rainer Holl.

Zu Beginn wurde „Hamlet.3“ als ein theaterpädagogisches Projekt der TU Dortmund unter der Leitung von der Bochumer Theaterpädagogin Clara Nielebock aufgeführt. Exklusiv für diese Theatertage zeigten Studierende der TU Dortmund nach intensiver Zusammenarbeit ihre Performance als Stückentwicklung und Collage. So haben sie neben dem Shakespeare Text zum Beispiel auch Textpassagen aus Heiner Müllers „Hamletmaschine“ verarbeitet.

Mit ihrer sogenannten Lecture Performance „Bertram und die Feinstrumpfhosenfabrik“ begeisterte danach das Ensemble „Komplott Legal“ mit Thorsten Bihegue, Dramaturg Dortmunder Schauspiel, und Lioba Sombetzki am Cello. Regie führte Isabel Stahl vom Kinder-und Jugendtheater.

Mit Tempo, Pfiff , Ironie und kongenialer musikalischer Begleitung geht hier Buchhalter Bertram allen gesellschaftlichen Widerständen zum Trotz unbeirrt seiner Obsession nach: Eine Feinstrumpfhose herzustellen, die ein Leben lang hält.

Nach der Pause konnte das Publikum ein „Fusionserlebnis“ der besonderen Art erleben,

Zu den Themen „Liebe“ , „Mozart“ und „Pop“ das Mercator Ensemble (Quartett) klassische Musik oder Popmusik. Dazwischen zeigten drei bekannte Poetry Slammer aus dem Ruhrgebiet, Svenja Gräfen, Theresa Hahl sowie Björn Gögge ihr Können.

Die Preisverleihungen am 20.02.2016

Der 20.02.2016 war für die freie Theaterszene im Ruhrgebiet ein besonderer und spannender Tag,

Im Dortmunder Depot wurden die mit insgesamt 2.600 € dotierten Petra Meurer Preise verliehen.

In diesem Jahr wurden gleich fünf Gruppen aus dem Kreis freier Theatermacher/innen und Literaturaktivisten des Ruhrgebiets mit einem Preis ausgezeichnet. Eine Jury aus Studierenden, Theatermachern, Kulturschaffenden und Lehrenden der TU Dortmund hatte die schwierige Aufgabe, aus 24 Projekten 5 auszuwählen. Zwei Förderpreise ( je 300 €), zwei zweite Preis (je 500 €) und der Hauptpreis ( 1.000 €) waren zu vergeben. Moderiert wurde der Abend erneut von Festivalleiter und Jury-Mitglied Rainer Holl.

Nun zu den Preisträgern:

Der erste Förderpreis ging an die Dortmunder Kulturbrigaden für ihre Produktion“Alice“ unter der Leitung von Jens Wachholz und Rada Radojcic.

Die Kulturbrigaden zeichnet sich durch fantasievolle Kostüme und ausdrucksstarkes Theater aus.

Das Publikum bekam schon einmal eine Kostprobe aus der neuen Produktion „Ein Sommernachtstraum“ nach William Shakespeare zu sehen.

Der zweite Förderpreis ging an Young’n’Rotten (Rottstr.5 Theater in Bochum) für die Produktion „Hexenjagd“ nach Arthur Miller unter der Regie/Textfassung von Denise Rech. Teile des Ensembles zeigten einen atmosphärisch beeindruckenden Ausschnitt aus dieser Produktion.

Ein zweiter Preis ging an die multikulturelle Gruppe Labsa aus Dortmund für ihre Produktion „Sugar Snap Paradise“. Dieses noch nicht so lange existierende bunte gemischte Ensemble zeichnet sich durch ihre Spiel- und Bewegungsfreude aus. Das zeigten sie mit einem Ausschnitt aus der Produktion, diesem Traum von der Möglichkeit eines glücklichen Zusammenlebens von Mesnschen unterschiedlichster Herkunft.

Einen weiteren zweiten Preis gab es für „Schluckreiz in Paradise“ des Armada Theater aus Essen unter der Leitung von Michael Zier und Anina Büchenbacher. Bei der Produktion geht es rund um Pornografie und der Suche nach wirklicher Liebe.

Die Gründungsmitglieder Michael Zier und Clara Gohmert zeigten bei der Preisverleihung einen amüsanten und nachdenklichen Ausschnitt der Performance um die verschiedenen Aspekt um „Zusammen sein“.

Der Hauptpreis 2016 ging an die Residenz aus dem Maschinenhaus für die Produktion „Blaubart“.

Das ist eine interessante experimentelle, collagenhafte Stückentwicklung um den Mythos „Blaubart“, der Beziehung zwischen den Geschlechtern sowie der Faszination des Verbotenen.

Das Publikum bekam einen Ausschnitt daraus zu hören und sehen.

Es waren zwei gelungene Theatertage, die einen kleinen Einblick in die Vielfalt der freien Theaterszene des Ruhrgebiets gab.

Eine kurzweilige Videoausstellung

Bis zum 27. März 2016 zeigt das Künstlerhaus am Sunderweg 1 die Ausstellung „keine Zeit“. 19 Künstlerinnen und Künstler zeigen Videoarbeiten, die in der Regel drei Minuten nicht überschreiten. Kurzweilige, surreale, schrille und ruhige Arbeiten sind bunt gemischt.

Die schrillste Arbeit der Ausstellung stammt ohne Zweifel von Heidi Hörsturz. Ihr Video „Sex Trashart Attacks! Cybercat Maturbation! Unicorn deconstruction!“ vereint Noise Musik mit audiovisullen Gehirnattacken. Eine grelle Kombination aus Puppen und Sexbilder, wild ineinanderkopiert.

Im gleichen Raum ist das ruhige, fast meditative „Trainstation“ von Jungwoon Kim. Schwankende und unstete Räume verändern sich durch den Wind. Architektonische Elemente werden zu irrationalen und absurden Formen.

Ruhig ist ebenfalls die Arbeit von Stefan Hurtig. Sein Video „Challenge“ setzt sich mit Heidi Klum auseinander. Ihr Satz „Leider kein Foto“ wird als Loop gespielt, während von Klum nur die roten Lippen auf schwarzem Grund zu sehen ist, ähnlich wie beim Anfang der „Rocky Horror Picture Show“.

Unterschrift und Fotografie haben eine Art von magischer Beweiskraft. Die Arbeit von Johannes Gramm „Failed Marian apparition“ ist ein gescheiterter Porträtversuch von Maria in einer Kirche. Doch sie taucht nicht auf. Eine Besonderheit: Der Film wird in einer Kiste gezeigt.

Steffi Linder beschäftigt sich mit dem vergeblichen menschlichen Bemühens. Das Video „Happy in bits“ zeigt eine Frau in vergeblichen Bemühen verschiedene Dinge zu tun. Beispielsweise ein Blatt Papier durch Pusten an einer Wand zu halten.

Nicht ohne Humor ist auch der Beitrag von Barbara Dévény „Steh auf und geh“. Hier erzählen ein Mann und eine Frau über ihren letzten Tag in ihrer Beziehung. Soviel sei verraten: Die Sichtweise beider Protagonisten unterscheidet sich fulminant voneinander.

Kurator der Ausstellung ist Cornelius Grau. Die Ausschreibung war bewusst allgemein gehalten, nur die Zeitvorgabe war vorgegeben. Zur Raumaufteilung sagte Grau: „Der Sound ist ein Kriterium, denn die meisten Projektionen laufen laut.“

Die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler: Ankabuta, Sven Bergelt, Barbara Dévény, Karin Felbermayr, Jeanne Fredac, Johannes Gramm, Simone Haeckel, Heidi Hörsturz, Stefan Hurtig, Jungwoon Kim, Timo Klos, Karoline Kreißl, Patrik Leppert, Steffi Lindner, Anna May, Hannes Nienhüser, Sara Pfrommer, Anja Sijben und Anne-Theresa Wittmann

Die Öffnungszeiten des Künstlerhauses sind Donnerstag bis Sonntag von 16 bis 19 Uhr

Infos unter www.kh-do.de

Gespenster der Vergangenheit

Die Minions bei der Eanimation Lenins, währed Tschumalows (Sebastian Kuschmann) Beziehung zu seiner Frau Dascha (Caroline Hanke) in die Brüche geht. (Foto: © Birgit Hupfeld).
Die Minions bei der Reanimation Lenins, während Tschumalows (Sebastian Kuschmann) Beziehung zu seiner Frau Dascha (Caroline Hanke) in die Brüche geht. (Foto: © Birgit Hupfeld).

Heiner Müller und Rambo – eigentlich treffen zwei komplett unterschiedliche Welten aufeinander. Doch Müllers „Zement“ und Rambo haben eine Gemeinsamkeit. Ihre Titelhelden sind Gespenster aus der Vergangenheit, die stören und weg müssen. Klaus Gehre verwandelt beide Stücke in einen surrealen Live-Film mit einer ähnlichen Technik wie bei seiner Vorgängerproduktion „Minority Report“. Ein Premierenbericht von „Rambo plusminus Zement“ vom 17. Februar 2016.

In der Mitte ein Bett. Da schläft Gleb Tschumalow (Sebastian Kuschmann). Soldat der Roten Armee, die erfolgreich gegen die Weißen gekämpft hatte. Nun kehrt er in seine Stadt zurück und will die neue Gesellschaft aufbauen. Doch die Realität hat die Utopie besiegt. Seine Frau hat ihr Kind ins Kinderheim gegeben, die Zementfabrik, in der Tschumalow als Schlosser arbeitete, ist dem Verfall preisgegeben. Angebliche „Feinde“ der Revolution werden hingerichtet.

Plötzlich ein Schnitt. John Rambo möchte in Hope (Texas) nur was essen. Doch der örtliche Sheriff hat etwas dagegen. Die Situation eskaliert.

„Rambo plusminus Zement“ ist dreigeteilt. In den beiden Zement-Teilen stehen die Schauspieler im Mittelpunkt, während der „Rambo“-Part in vielen dem „Minority Report“ ähnelt. Es ist faszinierend, mit welchen Material die fünf Schauspieler einen Film auf die Leinwand bringen. Klaus Gehre hat um die 15 Stationen aufgebaut, die als Setting für den Live-Film dienen. Matchbox-Autos werden zu Polizeifahrzeugen, ein altes Landschaftsbild wird zum Filmhintergrund und Rambo (auch Kuschmann) simuliert bravurös den Abstieg aus einer Felswand.

Exklusion statt Inklusion. Ausgrenzung statt Mitnahme. Das ist das Kernthema von „Zement“ und „Rambo“. Die Revolution frisst ihre Feinde, in ihrer maßlosen Gier aber auch mehr als ihr gut tut. Der Ingenieur Kleist (Andreas Beck) ist Tschumalows letzte Hoffnung für das Zementwerk, obwohl er die Revolution hasst. Denn Kleist hat das Wissen, wie das Werk funktioniert. Daher darf er nicht getötet werden. Auch Rambo will niemanden töten, sondern einfach nur in Ruhe gelassen werden.

Sebastian Kuschmann überzeugt in der Doppelrolle des John Rambo/Gleb Tschumalow ebenso wie Andreas Beck in der Rolle des feisten Ingenieurs Kleist bzw. des ebenso feisten Sheriffs Teasle. Kleinere Rollen übernahmen noch Ekkehard Freye, Caroline Hanke und Marlena Keil.

Wer „Minority Report“ von Gehre mochte, wird auch „Rambo plusminus Zement“ lieben. Es sind mehr schauspielerische Elemente enthalten, das Stück bietet aber wieder die gewohnte skurrile Filmoptik wie die Vorgängerproduktion. Trotz des eher tragischen Stoffes, gibt es einige sehr erheiternde Momente, beispielsweise wenn die Minions versuchen, Lenin wiederzubeleben.

Mehr Infos und Termine unter www.theaterdo.de

Erzählende Bilder

Für die Bilder von Rudi Meisel muss man sich Zeit nehmen. Denn viele Details laden zum Entdecken ein. Eine kleine Maggi-Flasche oder eine Zeitung auf einem Verkaufstisch. Darüber hinaus haben die Bilder auch etwas Nostalgisches, was durch das Schwarz-Weiß verstärkt wird. Meisels Bilder handeln vom alltäglichen Leben der Menschen in beiden Deutschlands. „Two Germanys“ nimmt uns mit auf eine Reise in die Vergangenheit und es ist manchmal schwer zu sagen, ob ein Bild in West- oder Ostdeutschland entstanden ist. Die Ausstellung im Studio des MKK läuft vom 20. Februar bis zum 08. Mai 2016.

Die meisten Bilder entstanden zwischen den 70er und 80er Jahren. Sie zeigen zwei Länder, die sich in der Nachkriegszeit eingerichtet haben. Stammtische, Volksfeste, Biedermeiergemütlichkeit, Jugend prägen die Bilder von Meisel. Die hohe Kunst von Meisel ist es, als Fotograf unsichtbar zu bleiben. Staunen und beeindruckt sein, das sind die Kernthesen seiner Arbeiten. „Man muss neugierig wie ein Kind sein“, so der Fotograf, der für verschiedene Magazine wie GEO, Spiegel, TIME oder dem ZEITmagazin gearbeitet hat.

Eine weitere Besonderheit ist es, zwei Bildmotive in einem Bild zu verschmelzen. Beispielsweise in dem Bild aus Bonn 1983. Neben den Demonstranten am Bahnhof steht ein Bahnbeamter scheinbar entrückt, als ob in die Menschen um ihn herum nichts anhaben könnten.

Meisel geht unideologisch an seine Fotomotive. Er will weder Menschen bloßstellen, noch herablassend über sie urteilen. Das Elend in den Wohnquartieren gibt es in Ost und West und die Sorgen und Nöte sind für die Menschen in beiden Staaten ähnlich.

Das Faszinierende an diesen Street-Fotografien sind eben die Details: Die Mode der Jugendlichen aus den 80ern, die Autos, die Inneneinrichtungen. Ein Zeitsprung zurück in zwei Länder, die sich zwar ideologisch unterschieden, aber sich dennoch sehr ähnlich waren. „Es gab den gleichen Mief im Westen wie im Osten. Nur das der West-Mief ein paar Chromstreifen hatte“, fasst Meisel zusammen.

Alpenwestern-Ambiente bei Wilhelm Tell

Das Ensemble beim Alphornblasen: (v.r.n.l.) Rainer Kleinespel, Andreas Ksienzyk,Bettina Zobel, Talisa Lara, Thorsten Schmidt und Philip Pelzer. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Das Ensemble beim Alphornblasen: (v.r.n.l.) Rainer Kleinespel, Andreas Ksienzyk,Bettina Zobel, Talisa Lara, Thorsten Schmidt und Philip Pelzer. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Mit ihrer Inszenierung von Friedrich Schillers „Wilhelm Tell“ für das Kinder-und Jugendtheater (Sckellstraße 5-7) in Dortmund will Regisseurin Johanna Weißert einen umfangreichen, komplexen Stoff für Jugendliche und Erwachsene ab 13 Jahren, auch ohne politisch-historisches Hintergrundwissen, auf verständliche Weise näher zu bringen.

Beim Presse-Vorgespräch erklärte Weißert: „Wir versuchen, die komplette Geschichte in anderthalb Stunden komprimiert darzustellen. Dabei konzentrieren wir uns auf die eigentliche Handlung mit ausgewählten Textstellen und sechs klare Hauptfiguren.“ Rainer Kleinespel spielt als Einziger nur den Tell, während die fünf anderen Schauspieler/innen KJT- Ensembles gleich mehrere Rollen übernehmen. Das einfache ländliche Leben mit Volksmusik und Alphorn (aus dem Baumarkt) wird der Welt der Besatzer (Habsburger) und der durch zwei junge Figuren repräsentierten Welt gegenüber gestellt. Daher ist der Stoff spannend und von aktueller Brisanz.

Das 1804 erschienene Geschichtsdrama spielt um 1300 in der Schweiz und behandelt den Freiheitskämpfer der Urkantone. Tell wird als Einzelkämpfer wider Willen zum Tyrannenmörder. Er handelt so, weil er nicht anders kann. „Es geht um die Frage: Welche Stellung innerhalb eines Konflikts nehme ich ein?“, so Weißert. Johanna Weißert erläuterte:„Wilhelm Tell ist ein Außenseiter und Einzelgänger, der seine Entscheidungen selbstständig trifft. Er ist eine brüchige und ambivalente Figur.“ Die Inszenierung hat laut der Regisseurin durchaus auch komische Elemente (ohne Schenkel klopfen).

Die Kostüme sind einfach und der ländlichen Umgebung mit viel Holz auf der Bühne angepasst. „Die Bühne wird ein Alpenwestern-Ambiente vermitteln“,verriet Weißert. Für die Musik im KJT ist wieder einmal Peter Kirschke zuständig.

Die Premiere am am 26.02.2016 um 19 Uhr im KJT ist schon ausverkauft. Weiter Aufführungen , wie zum Beispiel am 28.02.2016 und den Rest der Spielzeit gibt es aber noch Karten zu kaufen.

Achtung! Eine extra Aufführung für Pädagogen findet vorab am 24.02.2016 um 18.00 Uhr statt. Eine Einführung gibt es schon ab 17.30 Uhr.

Weitere Informationen unter www.theaterdo.de

Verschmelzung von Theaterformen

Bertram (Thorsten Behegue) erzählt über Feinstrumpfhosen. (Foto © Jule Jäger)
Bertram (Thorsten Behegue) erzählt über Feinstrumpfhosen. (Foto © Jule Jäger)

Die vierten Petra Meurer Theatertage stehen unter dem Stichwort „Fusion“. Denn hier zeigt die freie Theaterszene unterschiedliche Theaterformen wie Performance, Lesung, Poetry Slam. Am 19. Februar 2016 steht die Performance im Vordergrund: Drei Gruppen zeigen ihr Programm, während am 20. Februar 2016 die Preisverleihung stattfindet. Von 24 Bewerbungen wurden fünf ausgewählt.

Am Freitag, dem 19. Februar 2016 beginnt der Abend mit dem Theater-pädagogischen Projekt der Theatermacherin Clara Nielebock. Gezeigt wird die Performance „HAMLET.3“. Danach gibt es einen Preisträger zu sehen: Das Dortmunder Ensemble „Komplott legal“ mit Thorsten Bihegue und Isabel Stahl zeigt „Bertram und die Feinstrumpfhosenfabrik“. Das Stück gewann die Versionale 2015“ in Leverkusen.

Nach der Pause präsentiert das „Mercator Ensemble“ eine Fusion von klassischer Musik und Poetry Slam. In drei Blöcken (Pop, Liebe und Mozart) werden drei Slammer, unterstützt von einem Streichquartett, klassische Musik und Literatur fusionieren. Nach der Premiere in Duisburg wird das Format in Dortmund zum zweiten Mal zu sehen und zu hören sein.

Am Samstag, dem 20. Februar 2016 steigt die Preisverleihung. Der dritte Preis, mit 300 € dotiert, wird zweimal verliehen, ebenso wie der zweite Preis (jeweils 500 €). Der Gewinner des ersten Preises geht mit 1.000 € nach Hause.

Von allen fünf Preisträgern wird natürlich auch etwas zu sehen sein.

Tickets für den Performance Abend am Freitag kosten 7 €, der Eintritt zur Preisverleihung ist kostenlos.

Dada in Dortmund

Das "Huelsenherz" von A. Diéga wird am Grab von Huelsenbeck reanimiert.
Das „Huelsenherz“ von A. Diéga wird am Grab von Huelsenbeck reanimiert.

Dieses Jahr feiert die Kunstrichtung Dada ihren 100. Geburtstag. Auch in Dortmund gab es Dadaisten und ihr Hauptvertreter hieß Richard Huelsenbeck. Was liegt also näher, als dieses Ereignis gebührend zu feiern. 100 Tage lang – vom 21. April bis zum 29. Juli 2016 – werden vornehmlich Dortmunder Künstler unter dem Label „DADADO 100“ Dortmund mit dadaistischer Kunst beglücken. Literatur, Musik, bildende Kunst oder Performance alles wird dabei sein.

Den Startschuss gibt ein Symposium zu „Dada“. Die Kunsthistorikerin Uta Schmidt wird am 21. April 2016 im Evinger Schloss eine Einführung über die Kunstrichtung geben. Am 23. April 2016 findet die erste große Veranstaltung statt und eigentlich sind es zwei: Zunächst treffen sich die Teilnehmer um 15 Uhr am Südwestfriedhof. Am Grab von Huelsenbeck wird das von A. Diéga gestaltete „Huelsenherz“ reanimiert. Danach zieht der Marsch weiter zur Pauluskirche. Dort beginnt um 18 Uhr der zweite Teil mit einen vielfältigen kulturellen Programm. Dieser Teil wird etwas kosten. Der Eintritt beträgt 19,16 € plus 0,84 € Spende für gemeinnützige Zwecke.

Dabei sein werden die Dadainen (vier Frauen vom Dortmunder Sprechchor), Eberhard Kranemann (Gründungsmitglied von Kraftwerk) und weitere Künstlerinnen und Künstler.

Das sind aber noch keine 100 Tage, wird vielleicht der eine oder andere bemerken. Richtig, denn am endgültigen Programm wird noch gestrickt. Geplant sind Veranstaltungen in ganz Dortmund wie dem Balou in Brackel oder dem domicil. Mitte März werden die Programmflyer gedruckt und verteilt.

Für die Organisatoren Anette Göke, Richrad Ortmann und Dieter Gawohl (A.Diéga) steht also noch einiges an Arbeit bevor. Die rund 20 Veranstaltungen sollen auf jeden Fall höchst unterschiedlicher Art sein und auch neben der Geschichte des Dada die aktuelle Dadaszene porträtieren.

Informationen gibt es auch auf der Homepage www.dadado100.de

Wissen und Verantwortung

Harold Quintero (Der alte Faust), Dann Wilkinson (Mephisto) & Corps de Ballet ©Bettina Stöß (Stage Picture GmbH)
Harold Quintero (Der alte Faust), Dann Wilkinson (Mephisto) & Corps de Ballet
©Bettina Stöß (Stage Picture GmbH)

Nach dem Handlungsballett „Zauberberg“( Literarische Vorlage von Thomas Mann) hat sich Ballettdirektor Xin Peng Wang mit der Bearbeitung des „Faust I“ (J.W. von Goethe) für seine Company einer weiteren großen Herausforderung gestellt. Die Premiere war am 13. Februar 2016.

Im Laufe der Geschichte der letzten Jahrhunderte haben sich viele Künstler (Schauspiel, Oper, Ballettintendanten oder auch Puppenspieler) an den schwierigen und immer aktuellen Themenkomplex des „Faust“ gewagt. Am Beginn steht die Wette zwischen Gott und Teufel. Ist der Mensch nur ein Spielball seiner Leidenschaften und Instinkte, oder wohnt in ihm ein Wissen um das Gute, Wahre, Aufrechte und den rechten Weg? Gelingt es, ihn bis in die Seele verderben?

Der Teufel Mephisto will es am Beispiel des rastlos Wissbegierigen Dr. Faust beweisen. Er verspricht diesem allumfassende Erkenntnis, wenn er dafür dessen Seele erhält. Dies hat hat katastrophale Folgen für die unschuldige Margarethe. Mephisto führt sie erst den in Leidenschaft entbrannten Faust zu und ermordet dann deren Tante Marthe. Als Margarethe für Mephistos Tat zum Tode verurteilt wird, lässt sie Faust im Stich. Die Reue kommt zu spät ….

Die Inszenierung von Xin Peng Wang ist modern, von der Musikauswahl, dem Bühnenbild, der Choreografie, bis hin zu aktuellen Zeitbezügen, die per Video und Live-Ticker über der Bühne rasen, in die Mephisto Faust die Zukunft (unsere Zeit) sehen lässt.

Geschickt gewählt war ein Schachbrett-Muster auf der Bühne, auf dem die Tänzer als Figuren des Lebensspiels agierten. Der Teufel Mephisto, wunderbar getanzt von Dann Wilkinson, muss sich zunächst mit einem Eimer am Fuß bewegen. Er versucht, aus der Enge der gegebenen Strukturen auszubrechen.

Ein überdimensionaler großer Spiegel hängt über der Bühne und spiegelt als gelungener Effekt das Geschehen auf der Bühne. Für das Publikum wird das Ausbrechen von Mephisto visuell als Krümmung der Begrenzung einzelnen Schachfelder wahrgenommen. Als Projektionsfläche zur Darstellung der einzelnen Wissenschaften, wurden diese per Video effektvoll auf einzelne, herunter gezogene Leinwände erstellt.

Eine drehbare Hebebühne wurde punktuell, zum Beispiel für die Dämonen der Walpurgisnacht ausgenutzt. Eindrucksvoll umgesetzt wurde die Idee, den Faust einmal als alte Version (Harold Quintero), und dann durch den aus „Bilderrahmen“ kommenden jungen Faust (Javier Cacheiro Alemán) darzustellen. Das erinnerte an „Das Bildnis von Dorian Gray“ (Oskar Wilde).

Die Tänzerinnen und Tänzer zeigten, was moderner Ausdruckstanz bedeutet. Angefangen bei Barbara Melo Freire als Margarethe, Jelena-Ana Stupar als Marthe Schwerdtlein, Javier Cacheiro Alemán als junger Faust, Harold Quintero als alten Faust oder Dann Wilkinson als Mephisto brachten sie als Solisten oder in kongenialem Zusammenwirken mit den Geistern, Wissenschaftlern, Dämonen und Engeln eine große tänzerische Leistung auf die Bühne.

Wichtig für die Vermittlung der unterschiedlichsten Emotionen wie Leidenschaft oder Verzweiflung ist das punktgenauem Zusammenspiel von Bewegung und Musik. Eine große Herausforderung war die moderne Musikauswahl für die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Philipp Armbruster. Für den Faust wurde moderne zeitgenössische Musik von verschiedenen Komponisten ausgewählt. Dabei spielte die disharmonische moderne Musik des polnischen Komponisten Henryk M. Gόrecki (1933 – 2010) die Hauptrolle. Außerdem erklang Musik von Igor Wakhevitch, Michael Daugherty und Bryce Dresser. Eingespielt wurde der „Faust Step von Super Flu und zur Walpurgisnacht das archaische „Ich will“ von Rammstein.

Für einige im Publikum war die Musik vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, aber war passend zur musikalischen Verstärkung zum Geschehen auf der Bühne und deren Aussagekraft.

Die vielen Effekt oberhalb der Bühne machten es manchmal etwas schwer, die Augen konzentriert auf das Tanzgeschehen zu halten. Die beeindruckenden Kostüme (Bernd Skodzig) für die Geister, die vier Wissenschaften, Dämonen und Engel waren aufwendig und mit Fantasie ausgewählt.

Die Inszenierung zeigt die zeitlose Aktualität des „Faust“. Auch wir leben in Zeiten der Verunsicherung. Im Faust gibt es kein schwarz-weiß Denken, kein Gut und Böse. Wissenschaftliche Erkenntnis an sich ist nicht schlecht oder gut. Es kommt darauf an, mit seinem Wissen verantwortungsvoll umzugehen und die Folgen seiner Handlungen zu bedenken.

Das Publikum war begeistert und am Ende gab es lang anhaltenden Beifall und Standing Ovations für die Akteure. Es lohnt sich sicher, dieses Handlungsballett noch einmal anzusehen.

Lichtbild-Kunst im Torhaus

Karl-Ulrich Peisker vor seinem Lichtbild "Rot 2.0" und neben der Bildstele "rund".
Karl-Ulrich Peisker vor seinem Lichtbild „Rot 2.0“ und neben der Bildstele „rund“.

Die Fotografie hatte von Beginn an nicht nur eine dokumentarische Funktion, sondern besaß auch eine künstlerische Komponente. Die Beschäftigung mit dem Medium führte bereits in der analogen Zeit zu spannenden Erkenntnissen, im digitalen Zeitalter sind die Möglichkeiten dank Software wie Photoshop oder GIMP quasi unerschöpflich. Karl-Ulrich Peisker zeigt in der Ausstellung „Ein-Augen-Blick“ im Torhaus Lichtbilder, die dokumentarischen, inszenierten und virtuellen Charakter haben. Die Ausstellung läuft vom 14. Februar bis zum 06. März 2016.

Peisker versucht in seinen Bildern andere Sichtweisen auf die Wirklichkeit zu schaffen. Die etwa 25 ausgestellten Fotografien können in drei Gruppen aufgeteilt werden. Zunächst ist die Beobachtung ein wesentlicher Faktor in der ersten Gruppe. Hier führt der Künstler die Betrachter durch die Vergrößerung in die faszinierende Welt der Details. So enthüllt uns beispielsweise ein Briefbeschwerer aus Glas seine inneren Geheimnisse.

Die zweite Gruppe besteht aus inszenierter Wirklichkeit. Hier ist mit „stadtbewegt“ eine Collage aus menschlichen Füßen zu sehen und der Betrachter spürt förmlich die Schwere der getragenen (aber nicht sichtbaren) Einkaufstaschen. Ebenso verwandelt sich ein Bild durch den Tausch von Farben (grün statt rot) in ein Landschaftsbild mit Wasser, das aber nie vorhanden war.

Kennzeichnend für die Arbeiten von Peisker ist die Beschäftigung mit der Vertikale. Das ist durchaus schon in den erstgenannten Gruppen zu sehen, richtig deutlich wird es in der „virtuellen Wirklichkeit“. Hier sind Farben und ihre vertikale Form im Vordergrund. Manche Bilder lassen an Spektrografien denken. In diese Gruppe gehören auch drei Bildstelen (dreikant, vierkant, rund), die die Motivik der virtuellen in die dreidimensionale Wirklichkeit übernehmen.

Die Öffnungszeiten der Galerie Torhaus Rombergpark:

dienstags bis samstags 14 bis 18 Uhr

sonntags und feiertags 10 bis 18 Uhr