Keine Grenzen beim Musikfestival Klangvokal

Elsa Dreisig wird beim Abschlusskonzert "Von Wien nach New York" singen. (Foto: © Camilla Storvollen)
Elsa Dreisig wird beim Abschlusskonzert „Von Wien nach New York“ singen. (Foto: © Camilla Storvollen)

Zum 8. Mal findet in Dortmund das Festival Klangvokal statt. Unter dem Titel „grenzenlos“ erklingen vom 13. Mai bis zum 12. Juni 2016 25 Konzerte aus den Genres Klassik, Jazz und Weltmusik. Musik aus 30 Ländern wird zu hören sein. Die passenden Veranstaltungsorte sind neben den Dortmunder Kirchen das Konzerthaus, das Orchesterzentrum und das domicil. Im Westfalenpark freuen sich die Menschen erneut auf das A-capella-Festival, ein weiterer Höhepunkt das das große Fest der Chöre am 04. Juni mit über 150 Chören.

Klangvokal möchte Grenzen überschreiten, seien es kulturelle oder Genres. Daher gibt es im Programm einige Konzerte, die die eingefahrenen Wege verlassen und mischt beispielsweise Barock mit Pop oder mit nordeuropäischen Anklängen. Eine weitere Besonderheit ist, dass viele Künstler zum ersten Mal in Deutschland spielen oder ihr Programm exklusiv in Dortmund aufführen. So wird der vierte Akt von Puccini „Edgar“ zum ersten Mal in Deutschland zu hören sein. Ein weiterer Höhepunkt aus dem Bereich Oper und Operette ist das Abschlusskonzert „Von Wien nach New York“ am 12. Juni im Konzerthaus. Es präsentiert eine bunte Mischung aus der italienischen Oper, der Wiener Operette und dem amerikanischen Musical.

Doch das Festival Klangvokal ist wegen eines anderen Schwerpunktes weit über Dortmund hinaus bekannt: Die Alte Musik. Barockmusik trifft auf Pop und Weltmusik. So beim „Meer der Erinnerungen“ am 29. Mai in der Marienkirche wenn traditionelle Mittelmeermusik und Barockmusik von Cavalli und Rossi erklingen. Poppig wird’s bei „Mine meets Monteverdi“ am 03. Juni im domicil, wenn Popsängerin Mine und Sopranistin Robin Johannsen Monteverdi neu interpretieren.

Aber auch Barockmusik „pur“ darf nicht fehlen: Am 10. Juni geht das Publikum mit der „Cappella Mariana“ in der Marienkirche auf Entdeckungsreise in die osteuropäische Vokalmusik um 1500. Das Barockoratorium „Nabucco“ von Michelangelo Falvetti eröffnet das Klangfestival am 13. Mai in der Reinoldikirche. Für dieses Konzert werden extra die Renovierungsarbeiten an der Kirche unterbrochen.

Wenn ein Motto „grenzenlos“ heißt, kann der Besucher sich auf Musik aus unterschiedlichen Regionen freuen. Weltmusik ist ein wichtiger Bestandteil von Klangvokal. Die „Songs aus Thessaloniki“ am 14. Mai im domicil erzählen vom reichen kulturellen Erbe der griechischen Hafenstadt, die ein Schmelztiegel der Kulturen war.

Persische Liebeslieder werden am 18. Mai in der Marienkirche von Alireza Ghorbani angeboten, ebenfalls dort gibt Magam-Sänger Alim Qasimov aus Aserbaidschan am 25. Mai ein Konzert.

Das domicil ist Schauplatz für Jazz (20. Mai), Tango (27. Mai) und kubanische Musik (11. Juni).

Neben den bereits erwähten A-capella-Festival im Westfalenpark und dem Fest der Chöre gibt es weitere spannende Chormusik beim Klangvokal. Ein Höhepunkt ist sicher das Sonderkonzert „De profundis“ des Dortmunder (eigentlich Hörder) Komponisten Daniel Friedrich Eduard Wilsing. Fünf Chöre werden das Konzerthaus am 11. Juni gemeinsam mit den Dortmunder Philharmonikern zum Klingen bringen.

Die Preise für die Konzertkarten liegen in der Regel zwischen 10 und 30 Euro. Der Kartenvorverkauf ist bereits gestartet. Weitere Infos zum Programm und zu den Konzertkarten gibt es unter www.klangvokal.de

Ein bunter Sommernachtstraum

Ja, es ist noch Winter. Doch die Kulturbrigaden haben es für zwei Abende geschafft, ein wenig sommerliches Gefühl ins Theater im Depot zu bringen. Ihre neue Produktion besticht erneut mit fantasievollen Kostümen, kleineren Gesangseinlagen, eine große Portion Humor sowie exzellenten Darstellerinnen und Darstellern. Die Premiere war am 26. Februar 2016, ein Bericht vom 27. Februar 2016.

„Ein Sommernachtstraum“ von Shakespeare in farbenfrohen Bildern. Rada Radojcic und Jens Wachholz präsentierten dem Publikum die Komödie um die Wirrnisse der Liebe in jugendgerechter Weise. Neben einer modernen Übersetzung haben sie noch auf aktuelle Bezüge aufgenommen. So fordert Helena, der zwangsverliebte Lysander solle doch bitte „eine Armlänge Abstand“ halten.

Die Geschichte in kurz: Lysander liebt Hermia, Hermia muss aber Demetrius heriaten, in den aber Helena verliebt ist. In der Parallelwelt der Elfen möchte König Oberon seine Ehe mit Titiana ein wenig aufpeppen. Gleichzeitig will der Herzog von Athen, Theseus, die Amazonenkönigin Hippolyta heiraten und Handwerker proben für diese Feier ein Theaterstück. Klingt kompliziert? Keine Sorge, Oberons Diener Puck schafft es, die Verwirrung noch zu steigern.

Ähnlich wie bei den vorherigen Produktion wie „Alice“ oder „Carmen“ verzauberte das Ensemble der Kulturbrigaden (Petra-Meurer-Preisträger) mit originellem Kostümen und professionellem Spiel. Es hat Spaß gemacht und war selbst für die kleinen Zuschauer niemals langweilig. Zu den Highlights bei den Kostümen gehörte der mit slawischen Akzent sprechende Demetrius, der im Elvis-Look unterwegs war. Puck als Gothic-Queen war ebenfalls ein Hingucker. Herrlich war das Spiel der fünf Handwerker, die „Pyramus und Thisbe“ bei Theseus‘ Hochzeit aufführten.

Jemanden aus dem 13-köpfigen Ensemble hervorzuheben, wäre vielleicht nicht fair. Aber Puck war mit seinen Intrigen und seiner Schusseligkeit der Mittelpunkt des Stückes und wurde hervorragend interpretiert.

Es bleibt zu hoffen, dass die nächsten Termine für „Ein Sommernachtstraum“ bald veröffentlicht werden, denn dieses Stück hat es auf alle Fälle verdient, öfter gespielt zu werden. Mit Humor, Engagement und viel Phantasie schaffen es Wachholz und Radojcic sowie die Beteiligten auf der Bühne einen „Sommernachtstraum“ zu spielen, der Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene zum Träumen bringt.

Beziehung in weiter Ferne

Am Anfang ist die Fernbeziehung zwischen Antonia (Julia Schubert) und Tomasz (Peer Oscar Musinowski) noch in bester Ordnung. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Am Anfang ist die Fernbeziehung zwischen Antonia (Julia Schubert) und Tomasz (Peer Oscar Musinowski) noch in bester Ordnung. (Foto: © Birgit Hupfeld)

So wie im richtigen Leben: Im entscheidenden Moment stürzt das Internet ab und man ist offline. Bei der Premiere von „Die Liebe in den Zeiten der Glasfaser“ von Ed. Hauswirth am 25. Februar 2016 im Megastore fiel dann Julia Schubert in der Rolle der Antonia der rettende Kniff ein: Sie ging einfach zur Nachbarin.

Zwei Paare – vier Schicksale. Drei Personen brechen auf zu einem entfernten Ort, nur einer bleibt daheim. Wie funktioniert eine Fernbeziehung? Anscheinend abgeklärt sehen das Wolf-Adam (Uwe Schmieder) und seine Frau Helena (Friederike Tiefenbacher), angespannter ist Tomasz ( Peer Oscar Musinowski), der zuhause bleibt, dafür auf seine Freundin Antonia (Julia Schubert) verzichten muss. Antonia, Studentin der Mediensoziologie, geht für ein Jahr nach Rom, um ein wenig die Welt zu verändern. Ihr Freund Tomasz bleibt und versucht, bei IKEA Karriere zu machen. Wolf-Adam ist Professor für Mediensoziologie (und „Magistervater“ von Antonia) bekommt die Chance für ein Jahr nach Aalborg zu gehen, während seine Frau Helena, für ein internationales Schauspielprojekt nach Breslau geht.

Kann eine Beziehung halten, in der der Partner hunderte Kilometer weit weg ist und die nur mit Hilfe einer Software namens Skype aufrecht gehalten wird? Hauswirth ist da eher skeptisch und obwohl das Stück sehr viele komödiantische Elemente hat, gehen die beiden Paare auseinander, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

Das Stück dreht sich nicht nur um Skype, sondern es ist auch eine kleine Partneranalyse. Bei Tomasz und Antonia fragt man sich von Anfang an, warum die beiden überhaupt zusammen sind. Tomasz ist relativ einfach strukturiert, er will Karriere bei IKEA machen und versteht davon, was sein Freundin macht, so gut wie nichts. Der Frust über sein Scheitern schlägt schnell in Agression um. Antonia hingegen ist naiv und ichbezogen, sie will die Welt vom Kapitalismus retten, interessiert sich für die Probleme ihres Freundes überhaupt nicht. Mit der Zeit wird klar, dass sie eigentlich in zwei völlig anderen Welten leben.

Bei Helena und Wolf-Adam dreht sich viel um den zweiten Frühling oder die Midlife-Crisis. Das zeigt sich zu Beginn, als Wolf-Adam seinen Seminarzettel vorliest, auf dem nur Frauennamen stehen. Helena kann dadurch kontern, dass sie die einzige Frau unter vierzehn Männern sei. Zwischen Antonia und ihrem Professor läuft auch was. Wolf-Adam kann aber die Einsamkeit in Dänemark nicht verkraften und stirbt.

Das Stück will keine objektive Wahrheit über Fernbeziehungen verkünden. Das wäre auch vermessen. Die beiden Beispiele sind natürlich theatralisch überhöht. Daher sind bei aller Tragik sehr viele komödiantische Elemente enthalten wie der Seitenhieb von Hauswirth auf das moderne Regietheater, die Helena dazu zwingt, eine Vergewaltigungsszene zu simulieren. Auch Antonias erfrischende Naivität sorgt für Lacher.

Die „Liebe in den Zeiten der Glasfaser“ lebt auch durch die guten Darsteller. Oscar Musinowski geht in der Rolle des Tomasz auf und auch Julia Schubert spielt die Antonia mit entwaffnender Naivität. Uwe Schmieder als vergeistigter Professor und Friederike Tiefenbacher als leidgeprüfte Schauspielerin stehen den beiden in Nichts nach. Das Quartett ist ein echter Glücksgriff.

Alle, die schon mal in einer Fernbeziehung gelebt haben oder noch leben, werden einige Elemente wiedererkennen wie beispielsweise den verzweifelten Versuch, durch den Computer Nähe zum Partner zu erzeugen, indem man ihn ins Bett nimmt. Alle anderen, die keine Erfahrungen in Fernbeziehungen haben oder denen es noch bevorsteht, können sich über die Fallstricke informieren.

Letztendlich ist die Tragikomödie von Hauswirth ein vergnügliches, wenn auch tragisches Theaterstück mit tollen Darstellen, das den donnernden Applaus des Publikums mehr als verdient hat.

Infos und Karten unter www.theaterdo.de.

 

Kulturrucksack NRW 2016 ist geschnürt

Kulturrucksack NRW Projekt _2014 _Filmdreh mit Filmemacher Bjoern Leonhard , Kostuem + schminken unter der Ltg. von Dagmar Lippok , Bildende Kuenstlerin und Jody Korbach Studentin der Bildenden Kunst. (Foto: © Ulrike Halene)
Kulturrucksack NRW Projekt _2014 _Filmdreh mit Filmemacher Bjoern Leonhard , Kostuem + schminken unter der Ltg. von Dagmar Lippok , Bildende Kuenstlerin und Jody Korbach Studentin der Bildenden Kunst. (Foto: © Ulrike Halene)

In diesem Jahr läuft das Landesprogramm „Kulturrucksack NRW“ in Dortmund nun schon zum fünften Mal. Das Ziel ist immer noch, bei Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 14 Jahren das Interesse für Kunst- und Kultur zu wecken und ihnen die aktive Teilnahme an Tanz, Theater, Kunst, Fotografie und Musik-Projekten kostenlos zu ermöglichen. Dafür wurden 2016 vom Land NRW 110.000 Euro bewilligt. Die Hälfte davon geht an eigene Projekt und Aktionen des Kulturbüros, und 55.000 Euro sind für Projekte von diversen Kulturschaffenden und Kultureinrichtungen in unserer Stadt vorgesehen.

Es gab mehr als 30 Anträge für Kulturprojekte von Dortmunder Kulturschaffenden und Kultureinrichtungen für dieses Landesprogramm. Zwanzig davon wurden von einer Jury ausgewählt, um verschiedene Genres abdecken zu können. „Eine schwere Entscheidung, da sich alle Projekte durch hohe Qualität ausgezeichnet haben“, erklärte Susanne Henning, die Dortmunder Kulturrucksackbeauftragte.

Diesmal liegt ein besonderes Augenmerk mit „Nordwärts“ auf der Nordstadt oder Westerfilde. So gibt es zum Beispiel am 13.08.2016 von 14-18 Uhr ein „Geocaching durch die Nordstadt“. Eine digitale Schatzsuche und spannende Entdeckungsreise durch die Nordstadt.

In den Osterferien 2016 ist in der Jugendfreizeitstätte Westerfilde „Kess“ (Wenemarstr. 15, 44357 Dortmund) mit Freddy Schreiber „Kess rappt“ geplant. Rap-Interessierte können dort kostenlos unter Anleitung eines Profis eigene Texte schreiben und etwas über Beats und Rhythmus lernen. Am Ende steht der eigenen Rap-Song.

Ein wichtige Aufgabe in diesem Jahr ist die Teilhabe und Integration der Flüchtlingskinder und Jugendlichen mit Bleiberecht. Da haben wir einen guten Kontakt zu „Willkommen“, verriet Martina Bracke, die stellvertretende Leiterin des Kulturbüros und Leiterin der Kontaktstelle Bildung.

Im März ist unter dem Motto „Kinderwelt“ geplant, dass Kinder rund um den Hörder Neumarkt ihr eigenes Magazin produzieren können. Begleitet werden sie bei den Dreharbeiten von Ulrike Korbach, Gründerin des dort ansässigen Vereins „Kunstreich im Pott“. Anmeldungen unter : ulrikekorbach@web.de Eine Gelegenheit auch für die Kinder und Jugendlichen der dortigen Flüchtlingsunterkunft zu erkunden, was in Hörde los ist.

Es werden auch verschiedene Workshops angeboten. Zum Beispiel in der UZWEI im Dortmunder U am 21.03.2016 bis 02.04.2016, jeweils 10:30 -16:30 Uhr. Findet ein multimediales Tanztheaterprojekt unter dem Titel „Alles so schön bunt hier, Die Vielfalt der Farben“. Leitung: Birgit Götz und vier Dozenten. Bei diesem aufwendigen Workshop fallen ausnahmsweise eine Teilnehmergebühr von 15,00 € an.

Es gibt aber auch altbewährte die Kinder und Jugendbörse „Young Stars“ im Dietrich-Keuning-Haus am 24.11.2016. Am Vormittag können 150 Kinder aus zehn verschiedenen Workshops ihren Favoriten wählen. Nachmittags wird geschnuppert und das Ergebnis auf der Bühne präsentiert.

Im Vorfeld werden die verschiedene Schulformen angesprochen. Je vier Klassen können teilnehmen.

Des weiteren werden wieder Stadtrundfahrten zu ausgewählten Kulturorten angeboten.

Interessant ist sicherlich auch „DortBunt“ . Dort werden in der Nähe des Platz von Leeds am 7. und 8. Mai 2016 jeweils von 12-16 Uhr Tagtool (eine Art digitales Zeichnen), Parkour und mehr am Kulturrucksackstand angeboten.

Ein besonderes Angebot bietet eine „Fahrt zu Urbanatix“ am 19.11.201.

Bustransfer zur Streetartshow in die Jahrhunderthalle in Bochum. (Kosten reduziertes Ticket mit KulturCard).

Mehr über die Projekte und die genauen Termine erfahren sie über: www.kulturrucksack-dortmund.de und den einzelnen beteiligten Kultureinrichtungen und Kulturschaffenden.

Die Tragik des Wilhelm Tell

Zum Rütlischwur vereint: (v.l.n.r.) Thorsten Schmidt, Talisa Lara, Philip Pelzer, Bettina Zobel und Andreas Ksienzyk. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Zum Rütlischwur vereint: (v.l.n.r.) Thorsten Schmidt, Talisa Lara, Philip Pelzer, Bettina Zobel und Andreas Ksienzyk. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Mit Friedrich Schillers „Wilhelm Tell“ hatte ein umfangreiches historisches Schauspiel unter der Regie von Johanna Weißert am 26.02.2016 Premiere im Kinder und Jugendtheater in Dortmund.Sie nahm die Herausforderung an, dieses zeitlose Drama um den Freiheit und Selbstbestimmung auch für Jugendliche verständlich und unterhaltsam auf die Bühne zu bringen.

Den Hintergrund dieses Stückes bildet der Unabhängigkeitskampf der Schweizer Urkantone Schwyz, Uri und Unterwalden, die unter der brutalen Besatzungsmacht der Habsburger zu leiden haben. Der Freiheit- und Naturliebende Wilhelm Tell hilft mutig Verfolgten, wo er kann. An einem Aufstand gegen die Besatzer will der zunächst auf Geduld setzende Tell sich nicht beteiligen. Der Eidesschwur der Vertreter der drei Kantone auf der Rütliwiese am Vierwaldstädter See findet so ohne ihn statt.

Als Tell sich weigert, sich zu erniedrigen und dem Hut des Reichsvogtes Gessler die Ehre zu erweisen, zwingt Gessler ihn, mit einem Armbrustschuss den Apfel auf dem Kopf seines eigenen Sohnes zu treffen, um beider Leben zu retten. Er schießt letztendlich und trifft. Jedoch muss er danach gestehen, das er mit einem zweiten Pfeil Gessler ins Herz geschossen hätte, wenn sein Sohn beim ersten Schuss gestorben wäre. Er kommt, entgegen dem Versprechen des Reichsvogtes, in Haft . Erst bei einer Fahrt über den See kann er fliehen. Er kann sich nicht mehr aus dem politischen Geschehen heraus halten.

Das Bühnenbild und die Kostüme von Ulrich Leitner waren zum großen Teil naturalistisch gehalten. Gewaltige Holzstämme bestimmten das Bühnenbild. Die Kleidung der Landbevölkerung war einfach, gleichförmig und volkstümlich gehalten. Reichsvogt Gessler trug eine Militäruniform, die Besatzer trugen Uniformen, die an den Ersten Weltkrieg erinnerten. Die beiden jungen Personen im Stück, Rudenz und Berta von Bruneck, trugen dagegen bunte und modernere Kleidung. So waren die unterschiedlichen Welten auch äußerlich klar voneinander zu unterscheiden.

Im Gegensatz zum naturalistischen Bühnenbild wirkten die aus dem Baumarkt zusammengestellten Alpenhörner mit Schlauchaufsatz wie ein ironischer Bruch.

Die Akustischen und Licht-Effekte bildeten einen gelungenen atmosphärischen Hintergrund. Sturm, Regen, Gewitter, alles wurde für das Publikum erlebbar. Der Einsatz von Kuhglocken passte in das naturalistische Bild.

Der Musikeinsatz von Peter Kirschke war hauptsächlich rhythmisch–akustischer Natur . Nur einmal war die Schweizer Nationalhymne als Symbol der nationalen Einheit zu vernehmen.

Außer Rainer Kleinespel als Wilhelm Tell hatten die fünf anderen Schauspieler/innen gleich mehrere Rollen, sogar als Schaf oder Kuh, zu bewältigen. Sie taten dies mit mit Humor und schau-spielerischem Einfühlungsvermögen.

Rainer Kleinespel überzeugte als freiheitsliebender Tell, dem seine Familie über alles geht. Man sieht ihm die Verzweiflung an, zu einer Gewalttat getrieben worden zu sein.

Andreas Ksienzyk spielte den Reichsvogt in all seiner Arroganz und Grausamkeit, dem es nur darauf ankommt, den freien Willen zu brechen. Bettina Zobel zeigte ebenso wie Philip Pelzer ihre Vielseitigkeit in den Unterschiedlichen Rollen.

Erfrischend in ihrem Spiel waren die jungen Darsteller Talisa Lara und Thorsten Schmidt als Liebespaar. Schmidt als der junge Rudenz mit Verachtung für das festgefahrene Leben auf dem Land und mit Sympathie für das „modernere“ Stadtleben. Erst die Liebe zu Berta von Bruneck bringt einen Sinneswandel bei ihm.

Als Quintessenz wird über dem Stück könnte J.J. Rousseaus Spruch stehen: Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will.

Weitere Termine und Informationen unter www.theaterdo.de

Oper im Klassenzimmer

Mit der mobilen Kinderoper „Herr Orpheus geht zur Schule“ von Wiebke Hetmanek möchte die Junge Oper Dortmund den Grundschülern und Kindergartenkindern die Kunst der Oper näher bringen. Ein Klassenzimmer genügt, um die beiden Sänger sowie Klavier und Cello Platz zu geben und es kann los gehen. Die Premiere war am 16. Februar 2016 in der Peter-Vischer-Grundschule.

Es geht sofort dynamisch los: Der Sänger ist als Prof. Musensohn verkleidet und hat eine Unmenge an Bücher über die Oper verstaut. Die Sängerin spielt die Viola Gabelstimme, die ein wenig pragmatischer wirkt. So erfahren die Kinder, dass die Oper eine „gesungene Geschichte“ ist. Anhand von allerlei Requisiten, die die beiden Darsteller in einem Koffer verstaut haben, wird die Geschichte von Orpheus in der Unterwelt erzählt. Dabei gibt es natürlich Kostproben aus Arien verschiedener Komponisten, die sich mit dem Stoff auseinandergesetzt haben.

Doch die Kinder werden auch zum Mitmachen aufgefordert. Als Orpheus in die Unterwelt abtaucht, müssen die Kinder das Klopfen der Skelette simulieren sowie seufzende Seelen und grollende Winde spielen. Am Ende dürfen die Schüler auch entscheiden, wie die Geschichte enden soll: Gut, schlecht oder soll Orpheus sich in sein Schicksal fügen. Bei der Premiere wählten die Kinder die dritte Variante.

Was wird von den Schulen erwartet? Natürlich ein Klassenzimmer, in dem das Stück stattfindet, dann einen Raum zum Umziehen und Verstauen der Sachen. Normalerweise beginnt die Vorstellung um 10 Uhr und dauert etwa 40 Minuten. Im Anschluss kann ein Nachgespräch stattfinden.

Die Vorstellung kostet 180 € pro Klasse. Falls eine Schule Interesse an einer Aufführung hat, kann sie sich bei Heike Buderus melden. Telefon 0231 50 22 413 oder hbuderus@theaterdo.de

Zwischen Traum und Trauma

Das 6. Philharmonische Konzert im Konzerthaus Dortmund am 23. und 24. Februar 2016 stand unter dem Motto „traum_welten“. Das bedeutet nicht nur die traumhaft-ekstatische positiven Seite, sondern auch die dunkle Seite, der Albtraum dahinter.

Besonders deutlich wird das bei Maurice Ravel (1879 – 1937) bei seinem „La Valse, Poème choréographique zu Beginn des Abends. Im Jahr 1916 als Hommage Johann Strauß von Ravel zunächst unter dem Titel „Wien“ konzipiert, wurde der Name nach seinen Erlebnissen im Ersten Weltkrieg in „La Valse“ geändert.

Was bei Thomas Manns „Zauberberg“ eine literarische Auseinandersetzung mit dem „Fin de Siècle“ ist, gelingt Ravel beeindruckend auf musikalischer Ebene.

Der Dortmunder Philharmoniker unter der sensiblen und energischen Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz gelang es hervorragend, die unterschiedlichen Stimmungen des Stücks bis in die feinen Nuancen für das Publikum lebendig werden zu lassen.

Am Anfang die wie durch einen Nebel gesehenen ausgelassenen Walzerklänge eines höfischen Balls, die immer ekstatischer werden. Zwischendurch sind aber schon bedrohliche Paukenschläge zu hören. Am Ende steigert wie bei einen „Tanz auf dem Vulkan“ in einen hysterischen Taumel bis zur Katastrophe hinter dem Abgrund.

Es folgte das technisch anspruchsvolle 2. Klavierkonzert g-Moll op. 13 von Camille Saint-Saëns ( 1835 – 1921). Die junge Schweizer Pianistin Beatrice Berrut meisterte die Herausforderung der Melange verschiedener stilistischer Einflüsse mit einer scheinbar spielerischen Leichtigkeit. So zum Beispiel in den Solopartien mit der formalen Strenge J.S. Bach, oder dann im plötzlichen Wechsel leicht mit einem romantischen Anklang an Schuhmann im erste Satz „Andante sostenuto“. Das Zusammenspiel mit dem begleitenden Orchester war von großer Harmonie geprägt.

Der zweite. Satz, das „Allegro scherzando“ war melodiös und von beschwingter Leichtigkeit gekennzeichnet.

Der dritte Satz mit dem Finale:Presto (alla breve) nimmt mit einer schwungvollen Tarantella noch einmal gehörig an Fahrt auf hin bis zu den fulminanten Orchesterakkorden am Ende.

Für das begeisterte Publikum gab es von der Pianistin noch eine Zugabe von J.S. Bach.

Nach der Pause folgte das Trauma des russischen Komponisten Sergej Rachmaninow (1873-1943), die 1. Sinfonie d.Moll op. 13.

Nach der Uraufführung am 27. März 1897 wurde sie zunächst gnadenlos von der Presse verrissen. Das führte bei Rachmaninow zu einer Depression. Hinzu kam noch seine unglückliche Liebe zu Anna Lodyzhenska, der Frau eines Moskauer Kaufmanns. Ihr hatte Rachmaninow die Sinfonie gewidmet und von diesem Schmerz ist sie geprägt. Düster, wuchtig, melancholisch und kraftvoll. Nur kurz heiter beim Volksfest der Zigeuner.. Das Mottothema wie das gesamte Werk von Rachmaninow basiert auf der Tonfolge des „Dies Irae“-Chorals der lateinischen Totenmesse.

Einen persönlichen Bezug zu seiner unglücklichen Liebe zeigen auch die an die Zigeunermusik anklingende musikalischen Elemente. Die Eltern von Anna waren Zigeuner (Roma -Sinti ?).

Temperamentvolle Tarantella und Volksfeststimmung wechselt mit ruhigeren Passagen bis zum gewaltigen Höhepunkt mit dem Schlag eines Tamtams, um dann wieder zum umfassenden Motto des ersten Satzes zurück zu finden.

Identitätsfindung mit Shakespeare

Der Sommernachtstraum der Kulturbrigaden verspricht ein farbenfrohes Spektakel zu werden. (Foto: © Kulturbrigaden)
Der Sommernachtstraum der Kulturbrigaden verspricht ein farbenfrohes Spektakel zu werden. (Foto: © Kulturbrigaden)

Die neueste Produktion der Kulturbrigaden bzw. des jungen Theaters Bubamara ist ein Klassiker auf den Bühnen: Der „Sommernachtstraum“ nach William Shakespeare. Das Stück, das zwischen höfischer Hochkultur und anarchischen Naturidyll hin und her springt, kann auch als Suche nach dem wahren „Ich“ gesehen werden. Wunsch und Realität treffen in bunten Bildern aufeinander. Die Premiere im Theater im Depot ist am 26. Februar 2016 um 20 Uhr.

Im Mittelpunkt des Stückes stehen Demetrius und Lysander sowie Hermia und Helena. Die Liebeswirren werden noch komplettiert durch die Ehekrise des Feenkönigs Oberon mit seiner Frau Titiana.

In der Inszenierung von Rada Radojcic und Jens Wachholz werden die Liebeswirren quasi gedoppelt. Es gibt die geordnete Welt der Menschen sowie die Ungeordnete der Feenwelt. Das wird durch die Art des Spielens deutlich sowie durch die aufwändigen Kostüme. Die sind in der „realen Welt“ eher schwarz-weiß, in der Feenwelt hingegen farbenprächtig. Für die Kinder und Jugendlichen war das Thema der „Freiheit“ sehr akut, zumal manche der Ensemblemitglieder Migrationshintergrund haben. Denn im „Sommernachtstraum“ soll Hermia zwangsverheiratet werden und widersetzt sich. Somit konnten sie sich mit diesem leider immer noch aktuellen Thema auseinandersetzen.

Wer die vorherigen Produktionen der Kulturbrigaden wie „Carmen“ oder vor allem „Alice“ gesehen hat, kann sich wieder auf eine sehr bildhafte Inszenierung mit einer minimalistischen Bühne freuen.

Für die 13 Ensemblemitglieder von neun bis 22 Jahren geht eine sechsmonatige intensive Vorbereitungszeit zu Ende. Die Kulturbrigaden arbeiten zwar mit Laien, benutzen aber eine professionelle Herangehensweise. Neben den theaterpädagogischen Übungen, wird beispielsweise sehr viel Wert auf Sprechtraining gelegt.

Aufgrund der Menge des Stoffes wurde der Text eingekürzt, so dass der „Sommernachtstraum“ etwa 85 bis 95 Minuten dauern wird. Neben der Premiere am 26. Februar um 20 Uhr gibt es noch eine weitere Vorstellung am 27. Februar um 18 Uhr. Für den Juni sind weitere Vorstellungen geplant.

Innere Landschaften

Innere und äußere Landschaften von Karin Micke sind in der Artothek zu sehen.
Innere und äußere Landschaften von Karin Micke sind in der Artothek zu sehen.

Farbenfrohe Bilder zeigt Karin Micke vom 23. Februar bis zum 05. April in der Artothek der Stadt- und Landesbibliothek. Der Titel „Ansicht“ steht einerseits für die Tatsache, dass die Künstlerin ihre Bilder zur Ansicht freigibt, andererseits will Micke auch ihre Innenansichten präsentieren.

Es war ein Schicksalsschlag, der Karin Micke zur Malerei brachte. Zwar hatte sie als Lehrerin für Englisch und Kunst schon immer mit dem Thema zu tun, aber erst nach ihrer überstandenen Krebserkrankung widmete sie sich intensiv der Malerei, quasi als Therapie.

In ihren frühen Werken, die sie in Acryl malte, wird ihre Auseinandersetzung mit der Krankheit thematisiert. „Neugeburt“ oder „Alles ist gut“, so lauten die Titel. Bei letzterem Bild dominieren hellorange Farbtöne, die eine fröhliche Stimmung verbreiten.

In der Ausstellung überwiegen aber die abstrakten Landschaftsbilder. Ein paar geben dem Betrachter konkrete Hinweise („Frühling in McPom“), andere lassen einen größeren Raum an Interpretation. Bilder die an Meeres- oder Seenlandschaften erinnern sind ebenso zu finden, wie Arbeiten, die Assoziationen mit der Wüste hervorrufen.

Die farbintensiven Landschaften haben aber keine Entsprechung, sind also keine Fotografien oder Zeichnungen. „Die Bilder entwickeln sich aus dem Malprozess heraus“, so Micke. Durch die vielen Schichten und den Trocknungsprozess der Ölfarben kann dieser Malprozess durchaus drei bis vier Monate andauern.

Öffnungszeiten der Artothek: Dienstag und Freitag von 10 bis 19 Uhr.

Entfernt zusammen

Isoliert in ihrer Beziehung trotz Skype: (v.l.n.r.) Friederike Tiefenbacher, Julia Schubert und Peer Oscar Musinowski. Foto: © Birgit Hupfeld
Isoliert in ihrer Beziehung trotz Skype: (v.l.n.r.) Friederike Tiefenbacher, Julia Schubert und Peer Oscar Musinowski. Foto: © Birgit Hupfeld

Sie ist anscheinend das Zeichen einer modernen, mobilen Gesellschaft: Die Fernbeziehung. Der Schmerz der räumlichen Trennung kann zumindest im IT-Zeitalter ein klein wenig gemildert werden durch Skype. Hier kann man nicht nur mit dem Partner reden wie beim Telefon, sondern ihn auch sehen. Das Stück „Die Liebe in Zeiten der Glasfaser“ wurde von Regisseur Ed. Hauswirth und dem Ensemble erarbeitet und hat am 25. Februar 2016 im Megastore Premiere.

Am Anfang standen Interviews: Die Schauspieler und der Regisseur machten zunächst mit Menschen aus ihrem Umfeld, die Erfahrung mit Fernbeziehung hatten, einstündige Interviews. Mit diesem und weiteren Material entstand in gemeinsamer Arbeit „Die Liebe in Zeiten der Glasfaser“.

Die Geschichte: Europa in einigen Jahren. Tomasz ist Logistiker bei Ikea, seine Freundin Antonia ist Studentin für Mediensoziologie und bekommt die Chance ein Jahr nach Rom zu gehen. Das zweite Paar ist Wolf-Adam (Professor für Mediensoziologie) und die Schauspielerin Helena. Wolf-Adam bekommt die Möglichkeit für ein Jahr nach Aalborg zu gehen, während seine Lebensgefährtin für ein Theaterprojekt nach Breslau gehen kann.

Das Stück dreht sich um die Frage: Was verbindet einem mit den Partner? Denn zunächst wird freudig geskypt, um mit dem anderen in Kontakt zu bleiben. Doch reicht das? Was ist mit der fehlenden Nähe, die kein Skype oder ähnliches ersetzen kann. „Ist man eigentlich nicht immer allein? Was bleibt einem“, fragt Regissseur Hauswirth.

Durch den Kniff, dass es in der nahen Zukunft spielt, bleibt ein „fiktionales Gefühl eines Unbehagens über die Situation in Europa“, so Dramaturg Alexander Kerlin. Um was es genau geht, wird in dem Stück nicht verraten.

Das Stück wird um die 1 Stunde und 50 Minuten gehen. Mehr Informationen unter www.theaterdo.de