Spielen mit Licht und Schatten

Ein Mobile aus Verpackungsmaterial wirft je nach Sonnenstand interessante Schatten.
Ein Mobile aus Verpackungsmaterial wirft je nach Sonnenstand interessante Schatten.

Wo Licht ist, gibt es auch Schatten. Mit den beiden Elementen haben sich zwölf Kinder der Funke-Grundschule in Dorstfeld mit den Künstlerinnen Tabea Sieben und Claudia Terlunen beschäftigt. Die Ergebnisse der Dritt- und Viertklässler zeigt die UZWEI bis zum 14. Februar im „Glaskasten“.

Kann man Licht einfangen oder farbig machen? Sechs Monate lang haben sich die Kinder im Mütterzentrum unter fachlicher Anleitung nach der Schule mit den Themen beschäftigt. Zudem sidn sie nach Unna ins Lichtmuseum gefahren. Herausgekommen sind Projektionen, Fotografien und Mobiles.

Mittlerweile ist es die dritte Kooperation mit der UZWEI, dem Mütterzentrum und der Funke-Grundschule. Die Beteiligten sind zuversichtlich, dass es auch eine vierte Auflage geben wird.

Mit Musik die Geschichte erklären

Die musikalisch-literarische Reise durch das letzte Jahrhundert nach der Vorlage des Buch-Bestseller „The Rest is Noise“ (Alex Ross) als Kooperation der Ruhrtriennale mit sechs regionalen Theatern ist ein ambitioniertes Unterfangen. Mit den Dramaturgen der Theater erarbeitet Regisseur Johan Simons sechs Varianten seiner erfolgreichen Lesereihe.

Die sechs Etappen der Reise: Das Schauspiel Essen (05.11.2015), Schlosstheater Moers (03.12.2015), Schauspiel Dortmund (21.01.2016), Theater Oberhausen (04.02.2016), Theater an der Ruhr (17.03.2016) und zum Schuss das Schauspielhaus Bochum (07.04.2016). Unterstützt werden sie dabei musikalisch durch die Bochumer Symphoniker.

Die erste Etappe konnte das Publikum am 05. November 2015 im Schauspiel Essen mit dem „Goldenen Zeitalter“ um die Jahrhundertwende (Strauss, Mahler u.s.w.) erleben. Weiter ging es am 03.12.2015 im Schlosstheater Moers (Komponisten – Zwanziger Jahre in Berlin, unsichtbare amerikanische Komponisten von Ives bis Ellington, Schönberg und die Atonalität). Das Schauspiel Dortmund diente als Ort für die dritten Etappe, die sich im ersten Teil mit der Kunst der Angst – Musik in Stalins Sowjetunion beschäftigte. Im zweiten Teil ging es um Musik im Amerika Franklin D. Roosevelts.

Friederike Tiefenbacher, Ensemblemitglied des Dortmunder Schauspielhauses, übernahm die Rolle des Autors Alex Ross und führte in die Lesung ein. Die anderen Schauspieler wie Bettina Lieder, Carlos Lobo, Andreas Beck, Frank Genser, Uwe Schmieder und Julia Schubert übernahmen bei ihrer Lesung verschiedene Rollen und Persönlichkeiten der Zeit, wie zum Beispiel Maxim Gorki. Es gelang ihnen mit Eindringlichkeit und Einfühlungsvermögen, die Stimmungslagen der Personen über die Texte dem Publikum näher zu bringen. So führt etwa Frank Genser die Verzweiflung von Dimtri Schostakowitsch nach einer vernichtenden „Formalismuskritik“ durch Stalin in einem Artikel in der Prawda (1936) und seine Trauer um die Opfer jeglicher Gewaltherrschaft und Diktatur, ob von Hitler oder eben Stalin, mit seiner Lesung aus dessen Memoiren dem Publikum deutlich vor Augen. Verstärkt wurde das Gehörte durch die folgende musikalische Darbietung der fünf Sätze aus Schostakowitschs Streichquartett Nr. 8 c-moll, op. 110. Beeindruckend intensiv dar gebracht vom Streichquartett der Bochumer Symphoniker.

Kurz vor der Pause zeigte Sachiko Hara ihr Können und Virtuosität am Piano mit „Chaconne“ von Sofia Gubaidulina, einer von Schostakowitsch geförderten russischen Komponistin. Sie wurde von elektronischer sowie von Improvisationsmusik beeinflusst.

Nach der Pause stand die Musik im Amerika Franklin D. Roosevelts im Mittelpunkt. Viele der von den Nazis oder dem sowjetischen Machtsystem bedrohten, verfolgten und beeinträchtigten Komponisten, Schauspieler, Produzenten u.s.w. emigrierten vor und nach Kriegsende in die USA. So etwa der für seine proletarischen Arbeiterlieder bekannte Hanns Eisler.

Das Dortmunder Schauspielensemble gab, begleitet von Sachiko Hara am Piano, mit „Into the Streets May First“ von Aaron Copland/Alfred Hayes eine kraftvolle Gesangsprobe ab. Zuvor beeindruckte Hara mit ihrer Darbietung von Sergei Rachmaninows (ebenfalls ausgewandert) Etudes-Tableaux, op. 33,Nr. 1, Nr. 2.

Das Publikum erfuhr bei der Lesung aber auch, dass die Zuwanderer zwar beachtet wurden, aber ihnen oft mit Misstrauen begegnet wurde. Eleonore Roosevelt, die Präsidentengattin, setzte sich vehement und beharrlich für die Komponisten und Künstler ein, wie Julia Schubert mit ihrer Lesung zeigte.

Der Komponist Igor Stravinsky, dessen moderne und progressive Musik aus „Sacre du printemps“ von Walt Disney für seinen Film „Fantasia“ benutzt wurde, war auch einer Emigranten. Die atonale Zwölftonmusik von Arnold Schönberg wurde im Animationsfilme wie etwa Tom und Jerry „Putin‘ On The Dog“ eingesetzt. Auf einer Leinwand wurde ein Film-Ausschnitt davon gezeigt. Ein Ausschnitt aus „Modern Times“ mit Charly Chaplin beendete die Veranstaltung.

Der Mensch hinter der Fassade

Susanne Beringer hinter einem ihrer großformatigen Porträts.
Susanne Beringer hinter einem ihrer großformatigen Porträts.

Die Galerie Dieter Fischer im Depot zeigt vom 22. Januar bis zum 28. Februar 2016 Arbeiten von Susanne Beringer unter dem Titel „Blickkontakt“. Die Künstlerin, die auch ein Atelier im Depot hat, setzt ihren Fokus auf Portraits. Dabei benutzt sie unterschiedliche Techniken. Ob Graphit, Öl oder Druck – Beringer möchte das Wesen eines Menschen erspüren.

Gleich nach dem Eingang in die Galerie zieht eine Reihe von Zeichnungen mit Menschen aus unterschiedlichen Ländern die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. Es sind Leute aus Afrika oder Indonesien zu sehen, alte und junge Menschen. Susanne Beringer hat die Porträtierten in unterschiedlichen, aber nicht gekünstelten Posen gezeichnet. Denn wichtig ist für die Künstlerin, dass sich die Menschen nicht durch „Keep smiling“ in eine Art Unnatürlichkeit bewegen. Zwar benutzt Beringer auch Photographien, aber ihre Hauptquelle ist ihr Gedächtnis. „Wir ist wichtig, dass ich die Person verinnerliche. Sonst prägt sie sich nicht ein“, erzählt sie. Dabei spielt das Glänzen der Augen für die Künstlerin eine wichtige Rolle.

Beringer spielt in vielen Arbeiten mit Technik. „Damit kann ich andere Facetten zeigen. Dafür ist Kunst da“, so Beringer. Dann entstehen Werke, die stark abstrahiert sind, so dass man das Porträt für sich selbst vervollständigen muss. Andere Arbeiten stehen mehr in Tradition der Pop-Art und ermöglichen einen völlig anderen Blickwinkel auf Porträts.

Öffnungszeiten der Galerie Dieter Fischer im Depot (Immermannstraße 29)
donnerstags von 17 bis 20 Uhr

Die Reise zum Sehnsuchtsort

Endstation Sehnsucht für Wenja (Uwe Rohbeck)?! (Foto: © Birgit Hupfeld)
Endstation Sehnsucht für Wenja (Uwe Rohbeck)?! (Foto: © Birgit Hupfeld)

Moskau-Petuschki. eigentlich eine Reise von zwei Stunden mit der Bahn, doch für den Säufer Wenedikt (Wenja) Jerofejew wird es keine einfache Tour. Das Buch des gleichnamigen Autors wurde in der Fassung von Stephen Mulrine von Regisseurin Katrin Lindner als ein-Personen-Stück konzipiert. „Die Reise nach Petuschki“ hatte am 16. Januar 2016 im Studio Premiere und bot einen Uwe Rohbeck in Höchstform.

Die Geschichte in Kürze: Wenja besteigt am Kursker Bahnhof den Zug Richtung Petuschki. Auf der Fahrt hat er skurrile Erlebnisse.

Das Buch von Jerofejew wird mit „der hochprozentigsten Sauftour der Weltliteratur“ beworben. Doch wer denkt, dass sei eine Art Erlebnisbericht vom feucht-fröhlichen Samba-Zug, der irrt. Denn unterm Strich ist das Buch tieftraurig. Es handelt nämlich vom Scheitern und letztlich dem Tod des Trinkers Wenja. Alles, was im Buch passiert, ist das Ergebnis des Deliriums der Hauptperson. Damit ist Wenja einer anderen Hauptfigur nicht unähnlich, dem Trinker Andreas aus „Die Legende des heiligen Trinkers“ von Joseph Roth. Ähnlich wie Andreas hat auch Wenja eine Sehnsucht. Wenja will nach Petuschki, wo seine Freundin und sein Sohn auf ihn warten. Auch hat der belesene Autor Jorofejew einige religiöse Bezüge in sein Werk eingebaut.

Regisseurin Lindner konzentriert sich hauptsächlich auf die Figur des Wenja. Die systemkritischen Bezüge auf das Sojwetsystem fallen fast komplett raus. Auch die Bühne ist karg. Eine kleine Bank und ein großes Plakat des sowjetischen Tourismusministeriums für den Oblast Wladimir, in dem Petuschki liegt. Das reicht.

Uwe Rohbeck macht einen sehr guten Job als Wenja. Es gibt kein Herumtorkeln, kein Gelalle, überhaupt wird in dem Stück nur einmal kurz getrunken. Zwar gibt es durch die surrealen Erinnerungen von Wenja einige Lacher, aber das Stück bleibt tiefernst. Dazu kommt, dass Rohbeck ein Meister im Darstellen von Außenseitern ist. Das hat er vor allem in den Produktionen mit Jörg Buttgereit („Der Elefantenmensch“ oder „Kannibale und Liebe“) unter Beweis gestellt. Auch Wenja spielt Rohbeck mit Würde und Stolz. Für diese besondere Zugfahrt sollte man auf jeden Fall eine Fahrkarte kaufen.

Mehr Informationen finden Sie unter www.theaterdo.de

Für alle, die wissen möchten, wie es so in Petuschki aussieht, hier ein Bild von Google Streetmap: In der Nähe des Bahnhofs von Petuschki

 

Die letzten Tage von Dortmund

Dortmudn in Trümmern. Erich Griesars Roman "Caesar 9" spielt in den letzten Jahren des Dritten Reiches und in der Nachkriegszeit. (Foto: © Aisthesis Verlag)
Dortmund in Trümmern. Erich Grisars Roman „Caesar 9“ spielt in den letzten Jahren des Dritten Reiches und in der Nachkriegszeit. (Foto: © Aisthesis Verlag)

Der Roman „Caesar 9“ von Erich Grisar ist ein eindrucksvolles Dokument Dortmunder Geschichte in den letzten Kriegstagen und den Anfängen des Wiederaufbaus nach der Befreiung durch die Amerikaner. Grisar, der 1955 starb, hatte den Roman bereits 1948 beendet und noch in den 50er Jahren bearbeitet, aber danach ist seine Person und sein Werk größtenteils in Vergessenheit geraten. In den vergangenen Jahren kann man von einer kleinen Grisar-Renaissance sprechen, die auch mit der Entdeckung seiner Fotografien aus den 20er Jahren von Dortmund und der Umgebung zu tun hat.

Die Hauptfigur in „Caesar 9“ ist Martin, ein Arbeiter, der mit seiner Mutter in einem Haus lebt und eine Beziehung zu einer verheirateten Frau (Lucy) hat, deren Mann verschwunden ist. Doch die Beziehungsgeschichten ist nicht das, was das Buch ausmacht, sondern die Schilderungen der schweren Bombenangriffe auf Dortmund, die Reaktion der Bevölkerung, der Nazis und die anschließende Befreiung mit dem Versuch der Rückkehr zur Normalität.

Wer schon einmal Bilder der Zerstörung von Dortmund sich angesehen hat, kann die sich kaum vorstellen, wie die Menschen in den Trümmern überlebt haben sollen. Es gab acht Großangriffe auf Dortmund, der schwerste kurz vor Kriegsende am 12. März 1945. Das Kapitel „Der große Angriff“ beschreibt eindringlich, wie es ist, im Bunker zu sein. Eingeschlossen mit hunderten Leuten, immer mit der Angst, das die meterdicke Betondecke doch einmal nachgab. Die Sorge um die Angehörigen, die es vielleicht nicht in einen Bunker geschafft haben. Es ist bedrückend, selbst für mich, der noch keinen Bombenkrieg erlebt hat, den Beschreibungen Grisars zu folgen. Der Titel des Buches, „Caesar 9“, hat mit den Bombenangriffen zu tun, denn bei den Alliierten lag Dortmund im Planquadrat „Caesar 9“.

Sehr lehrreich ist für die heutige Generation, wie Leben im zerstörten Dortmund organisiert wurde. Weinvorräte wurden geplündert, Hydranten und Teiche zur Feuerbekämpfung genutzt, langsam löste sich die Ordnung in den letzten Kriegstagen auf. Das die Nazis aber weiterhin präsent und gefährlich waren, erzählt Grisar im Kapitel „Rot rinnt es durch die Gassen“. Hier thematisiert der Autor die Morde im Rombergpark.

Die Friedenszeit beginnt nicht mit Zuckerschlecken für die Dortmunder. Das muss auch die Hauptfigur Martin erfahren. Und tatsächlich scheinen sich die alten Nazis wieder auf die Seite der Gewinner zu schlagen. Tarnek, der Blockwart, wird nicht zur Verantwortung gezogen, im Gegenteil: „Auch mit Tarnek ging es wieder nach oben. Es war ihm wohl bestimmt , immer auf der Seite derer zu stehen, mit denen der Wind des Schicksals es gut meinte.“ (Seite 296).

Ergänzt wird das Buch durch zahlreiche Dokumente und einem umfangreichen Nachwort von Arnold Maxwill.

Das Buch ist ein Muss für alle, die sich für die Geschichte Dortmunds gegen Ende des Zweiten Weltkrieges interessieren. Hier wird Geschichte in Romanform personalisiert. Der Schrecken des Bombenkrieges und die Folgen für die Bevölkerung wird plastisch erzählt.

Erich Grisar, Cäsar 9,

362 Seiten, Aisthesis

ISBN: 3849811263

 

Alle Jahre wieder – der städtische Kunsteinkauf

Ein Tradition zur Förderung der Dortmunder Kunstszene: Seit über 60 Jahren kauft das Dortmunder Kulturbüro Werke heimischer Künstlerinnen und Künstler an. Mit den 37 Arbeiten, die dieses Jahr angekauft wurden, sind es seit 1950 insgesamt 4.319 Werke der bildenden Kunst.

Die Ausstellung „einblicke“ zeigt im Torhaus Rombergpark vom 17. Januar bis zum 07. Februar die unterschiedlichen Werke, bevor sie in ein städtisches Depot kommen. Danach besteht die Möglichkeit, dass sie in städtischen Einrichtungen gehängt oder gestellt werden.

Vertreten sind die Künstler zwar nicht von A-Z, sondern von B (Brigitte Bailer) bis W (Garrett Williams). Darüber hinaus wurde von der Jury darauf geachtet, ein breites Spektrum an Dortmunder Kunst abzubilden. So finden sich neben Malerei auch Skulpturen, Fotografie, Zeichnungen und Drucke.

Cellovergnügen von Beethoven bis Rachmaninow

Das zweite Kammerkonzert am 11. Januar 2015 im Orchesterzentrum präsentierte exquisite Kammermusik mit Cello, Klavier und Klarinette. Franziska Batzdorf (Cello), Martin Bewersdorff (Klarinette) und Julia Golkhavaya (Klavier) spielen Werke von Beethoven bis zu Rachmaninow.

Den Anfang machte Beethoven. „Bei Männern, welche Liebe fühlen“. Dieser etwas merkwürdig klingende Titel entstammt einer Arie aus Mozarts „Die Zauberflöte“, die Beethoven als Ausgangsmaterial für seine sieben Variationen benutzt hat. Cello und Klavier spielen hier die Hauptrolle und das Vorbild Haydn ist erkennbar.

Für Alexander von Zemlinsky war nicht Haydn das Vorbild, sondern Brahms. Für sein Trio in d-Moll nahmen Batzdorf und Golkhavaya die Unterstützung von Bewersdorff in Anspruch. Zemlinsky, mehr als Opern- und Liedkomponist bekannt, zeigt hier, dass er auch ein Komponist für Instrumentalstücke ist.

Nach der Pause spielten Batzdorf und Golkhovaya die „Pohádka“ von Leoš Janáček. Er steht in seiner Bekanntheit sicher hinter Namen wie Smetana oder Dvořak, aber sein kleines Stück ist ein schönes Beispiel tschechischer Komponistenkunst.

Beim letzten Stück blieben wir in slawische Gefilde. Die Sonate in g-Moll für Cello und Klavier von Sergej Rachmaninow war der krönende Abschluss des Abends. Rachmaninow widmete diese Sonate seinem Psychologen, der ihm von seinen Selbstzweifeln nach dem Verriss seiner ersten Sinfonie kurierte. Diese Befreiung von den Zweifeln ist in der Musik der Sonate zu spüren.

Franziska Batzdorf stellte wieder unter Beweis, wie abwechslungsreich und vielfältig das Cello ist. Auch ein großes Lob gebührt ihren Mitmusikern am Klavier und an der Klarinette.

Grafik, Ruß und Aquarell

Tina Wohlfarth, "Superior", Rußzeichnung, 2014, 59 x 42 cm.
Tina Wohlfarth, „Superior“, Rußzeichnung, 2014, 59 x 42 cm.

Mit Tina Wohlfarth stellt eine sehr vielseitige Künstlerin in der Galerie ART-isotope an der Kampstraße 80 aus. Es ist die erste Einzelausstellung in den neuen Räumen der Galerie und gezeigt werden über 30 Arbeiten von Wohlfahrt.

Es gehört sicher sehr viel geschick dazu, eine Rußzeichnung anzufertigen. Denn die Flamme, die das Papier „färbt“ muss vorsichtig geführt werden, denn ansonsten kann es passieren, dass man unschöne Löcher im Papier hat. Danach bearbeitet Wohlfarth diese Bilder noch mit einem Radiergummi, um scharfe Konturen herzustellen. So entstehen Portraits mit großer Ausdrucksstärke.

Das Hauptaugenmerk von Wohlfarth liegt ganz eindeutig beim Menschen. Vor allem sein Gesichtsausdruck hat es der Künstlerin angetan, wie auch in den Aquarellmalereien zu sehen ist. Hier erinnert sie ein wenig an die Arbeiten von Marlene Dumas.

Ihre Grafikarbeiten sind teilweise sehr aufwändig. Sie arbeitet mit der Mezzotinto-Technik. Diese aufwändige Technik schafft es, sehr kontrastreiche Druckergebnisse zu erzeugen. Dazu integriert sie noch Prägemuster und stanzt in akribischer Weise noch Stücke aus den Bildern aus.

Wohlfarth, die momentan noch ihr Meisterschülerstudium an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden absolviert, bekam 2012 ein Reisestipendium und reiste nach Cleveland, Ohio. Dort inspirierten sie vor allem Stadtansichten mit den typischen Wasserspeichern, die sie in ihren Druckgrafiken umsetzte. Die Künstlerin bearbeitet die einzelnen Drucke dann noch mit Farben oder anderen Materialien zu einem individuellen Kunstwerk.

Die Ausstellungskonzeption entstand in Zusammenarbeit mit dem Kurs Galeriemanagement der WAM- Die Medienakademie.

ART isotope

Kampstraße 80

Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Freitag und Samstag von 10 bis 14 Uhr uind von 15 bis 19 Uhr

www.art-isotope.de

 

Gegensätze und Toleranz – aber wo bleiben die Konfessionsfreien?

Diese Smartphones hat man den Flüchtlingen nicht abgekommen, sie sind eher symbolischer Natur.
Diese Smartphones hat man den Flüchtlingen nicht abgekommen, sie sind eher symbolischer Natur.

Der dritte Themenschwerpunkt der Westfalenausstellung im Museum für Kunst und Kulturgeschichte vom 07. Januar bis zum 28. Februar 2016 lautet „Gegensätze und Toleranz“. Hier geht es um Immigration und Emigration, Zwangsarbeit und religiöse Vielfalt. Auch wenn man zu Recht argumentieren könnte, Atheismus und Konfessionsfreiheit sind ja keine Religionen, dennoch haben sie Spuren hinterlassen.

Religion spielte in Westfalen schon immer eine Rolle. Nach 1815 kamen die protestantischen preußischen Beamten und Ende des 19. Jahrhunderts die katholischen Arbeiter aus dem heutigen Polen. So verwundert es nicht, dass beispielsweise viele neue katholische Kirchen vor allem im Ruhrgebiet gerade in dieser Zeit gebaut wurden.

Nach dem Zweiten Westkrieg kam mit den türkischen Einwanderen auch der Islam nach Westfalen und durch die globalen Flüchtlingsbewegungen und den offeneren Zugang zu Religionen haben auch der Hinduismus und der Buddhismus ihren Platz gefunden. Natürlich nicht zu vergessen, die jahrhundertealte Tradition des Judentums in Westfalen, das durch den Terror des Nationalsozialismus beinahe vernichtet worden wäre und durch die Emigration russischer Juden einen neuen Schub bekam.

Religionsfreiheit heißt aber auch immer Freiheit von Religion. Hier in Dortmund wurde eine der ersten freireligiösen Gemeinden (damals nannten sie sich noch „Deutschkatholiken) gegründet, deren Mitglieder sich auch bei der 1848er Revolution beteiligten. Nach dem Ersten Weltkrieg war das Spektrum der „Dissidenten“ wie Nicht-Religiöse genannt wurden, breiter, es gab Freireligiöse, Freidenker und Monisten. Der Landesverband NRW des Humanistischen Verbands in Dortmund besitzt ein gutes Archiv, aus dem man sicherlich eine Vitrine hätte bestücken können.

Dennoch ist die Ausstellung auch für Nichtreligiöse sehenswert, denn die Geschichte der Zwangsarbeiter berührt immer noch. Die schiere Zahl der Lager, die allein schon in Dortmund waren, macht betroffen. Das Schicksal von entlassenen Zwangsarbeitern gegen Ende des Zweiten Weltkrieges zeigt die Verachtung der Handlanger des NS-Regimes. Ebenso wie im Rombergpark in Dortmund wurden im Arnsberger Wald und Eversberg hunderte Zwangsarbeiter hingerichtet.

Doch nach Westfalen kamen nicht nur Menschen, sondern sie gingen auch. Sie verließen ihre Heimat und gingen vor allem in die USA. Heute gibt es dort noch acht „Westphalias“ sowie weitere Siedlungen, die nach Orten in Westfalen benannt sind.

Die Ausstellung schlägt auch eine Brücke zur Jetztzeit: Ein Behälter voller Smartphones und Handys zeigt, was für die Flüchtlinge von heute von lebenswichtiger Bedeutung ist. Auch eine Fotodokumentation zum „Train of hope“ macht deutlich, das Kommen und Gehen in der Geschichte von Westfalen immer noch ein Thema bleibt mit dem wir uns beschäftigen müssen.

Mehr Informationen über die Ausstellung finden Sie unter www.200JahreWestfalen.jetzt

Emotionale Achterbahn in der neutralen Zone

Rinaldo (Ileana Mateescu) zwischen Almirena (Tamara Weimerich links) und Armida (Eleonore Marguerre rechts). Foto: ©Thomas M. Jauk / Stage Picture
Rinaldo (Ileana Mateescu) zwischen Almirena (Tamara Weimerich links) und Armida (Eleonore Marguerre rechts). Foto: ©Thomas M. Jauk / Stage Picture

Mit der Übernahme seiner erfolgreichen Produktion in der Oper Zürich in Kooperation mit dem Theater Bonn von Georg Friedrich Händels „Rinaldo“ brachte Opernintendant Jens-Daniel Herzog und das Dortmunder Ensemble am 09.01.2016 (Premiere) eine weitere Barockoper auf die heimische Bühne. Ein wenig Lokalkolorit spielte mit, denn „Rinaldo“ besitzt auch Bezüge zu Ritter Rinaldo (Reinoldus) von Montauban, dem Schutzpatron unserer Stadt, aus den Heldensagen von Kaiser Karl den Großen kommen.

Herzog transferierte das Geschehen der Geschichte, basierend auf der Legende über die Schlacht um Jerusalem (1099) in moderne Transit-Räume, einem Flughafen und einer Hotellobby. In dieser neutralen Zone treffen sich die beiden Parteien: Die christliche Fraktion um Goffredo und seinem Bruder Eustazio und die islamischen Fraktion um Argante und der Zauberin Armida. Um den Sieg zu erringen, benötigt Goffredo unbedingt die Hilfe von Rinaldo. Der leidet aber an einem „Burn-out“ und will eigentlich nur mit Goffredos Tochter Almirena ein ruhiges Leben führen. Doch erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Die Gegenseite entdeckt den schwachen Punkt bei Rinaldo und entführt Almirena und Armida bekommt auch Rinaldo in ihre Fänge. Selber eher an ihrem persönlichen Glück interessiert, verliebt sich Armida aber in den schönen Rinaldo und kann ihn nicht töten. Argante wiederum ist emotional zu der sanften Almirena hingezogen. Das bleibt vor der rach-und eifersüchtigen Armida nicht verborgen. Nachdem Almirena und Rinaldo von Goffredo und Eustazio mit Hilf eines Magiers befreien können, raufen sich auch Argante und Almirena wieder für den Kampf um Jerusalem zusammen. Nachdem die christlichen Kreuzritter die entscheidende Schlacht gewinnen, arrangieren sich alle Parteien notgedrungen.

„Eine Hauptfigur hasst zu Beginn eine andere und stellt erst später fest, dass sie ihn liebt.“ Allein darüber haben spätere Komponisten ganze Opern verfasst. In der Zeit von Händel ging das alles noch schnell. Keine Psychologisierungen, kein langsamer Gefühlswandel über vier Arien, von „Ich werde dich töten“ zu „Ach, ist der hübsch. Ich bin verliebt“ dauert es bei Armida nur wenige Sekunden. Ebenso schnell wird der „Beziehungsstreit“ zwischen Argante und Armida beendet.

Dabei half Herzog auch die geniale Bühne von Christian Schmidt. Die geschickt ausgewählte drehbare Bühnenvorrichtung mit ihren verschiedenen Ebene bot eine geniale Spielwiese für spezielle Effekte und die Möglichkeit, verschieden emotionale Zustände wie Wut, Eifersucht, Liebe und Traurigkeit aber auch humorvolle Ironie auf die Bühne zu zaubern. Rinaldos (Ileana Mateescu) Verzweiflung wird zum Beispiel noch deutlicher, dass sich die Personen um ihn herum in Zeitlupe bewegen. Ein im Schockzustand bekanntes Phänomen. Der Höhepunkt war die Arie von Rinaldo „Venti, turbini, prestate“ kurz vor Ende des ersten Aktes, als Rinaldo die Kraft des Windes beschwor und sich alle dem Sturm beugen mussten. Vom Winde verweht auf die komischste Art.

Die Barockoper stellt besondere Anforderungen an die Stimmlagen der Sänger/innen. So sind bei „Ronaldo“ auch die Männerrollen zumeist von Frauen oder besetzt. Sozusagen Frauen-Power.
Als Rinaldo bewies die in „Hosenrollen“ (zum Beispiel „Rosenkavalier“) erfahrene Ileana Mateescu wieder einmal mehr ihr gesangliches und darstellerisches Können. Das gleich gilt für Eleonore Marguerre als Armida in all ihren Facetten. Mal erotisch-frivol, mal wütend eifersüchtig voller Rache. Tamara Weimerich als liebreizende Almirena begeisterte vor allem bei der schönsten und bekanntesten Arie der Oper „Lascia ch’io pianga“. Gelungen war auch ihr erster Auftritt als Art weiblicher James Bond. Als Gast aus Bonn gefiel Kathrin Leidig als Goffredo. Obwohl er am Anfang mit der Lautstärke zu kämpfen hatte, machte Jakob Huppmann als Eustazio die besondere Faszinazion einer Kauntertenor-Stimme deutlich, zudem hatte er es beim Publikum nicht leicht, nachdem er in der ersten Szene die Zukunft aus einer frischen Katzenleber lesen musste. Tierfreunde brauchen jedoch keine Panik zu bekommen, es wurde alles nur gespielt. Ist schließlich auch eine Oper. Mit viel Humor und Stimmgewalt füllte Gerardo Garciacano seine Rolle als Argante.

Das Tanzensemble bereicherte die Inszenierung mit schönen Choreografien, denn sie waren weit mehr als nur Statisten. Ihre Tanzeinlagen passten wunderbar zur Inszenierung, mit Aktenkoffer und Business-Anzug, als Unterhändler, die mehr mit den Akten als mit dem Schwert kämpften.

Die Inszenierung war bis in die Nebenrollen gut besetzt. Sei es die verführerischen Sirenen (im Stewardessen-Look) oder der Magier (Maria Hiefinger) als Reinigungskraft.

Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Motonori Kobayashi waren passend in Barockorchester-Stärke zu hören. Dafür waren sie etwas erhöht, so dass sie für das Publikum als sichtbarer Teil der Inszenierung zu erkennen waren. Das musikalische Fazit: Sie können auch Barockmusik.

Es war ein begeisternder Barockopern-Abend. Wo so viel auf verschiedenen Ebenen passiert, ist es schwer, all die vielen Details mit zu bekommen. Da hilft nur, noch mal ansehen und anhören. Denn die Inszenierung kennt keine Langeweile, ist ist mit viel Augenzwinkern gemacht worden, ohne die Sängerinnen und Sänger in irgendeiner Form bloß zustellen. Die Beziehung zwischen Christen und Muslimen steht nicht im Mittelpunkt, sie ist noch nicht einmal ein Randthema. Es geht in dieser Inszenierung nicht um Religion, sondern um die Wirren und Fallen der Liebe.