Schachstadt Dortmund

Schach hat in Dortmund eine Geschichte und eine Zukunft. Das neue Heft präsentieren (v.l.n.r.) Stefan Mühlhofer (Direktor des Stadtarchivs), Siegfried Zill (Autor), Adolf Miksch (Altbürgermeister und Vorsitzender des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark), Michael Liskatin (Sparkasse Dortmund) und Herausgeber Gerd Kolbe.
Schach hat in Dortmund eine Geschichte und eine Zukunft. Das neue Heft präsentieren (v.l.n.r.) Stefan Mühlhofer (Direktor des Stadtarchivs), Siegfried Zill (Autor), Adolf Miksch (Altbürgermeister und Vorsitzender des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark), Michael Liskatin (Sparkasse Dortmund) und Herausgeber Gerd Kolbe.

Mit welchem Sport bringt man Dortmund zusammen? Natürlich mit Fußball, Dank dem omnipräsenten BVB. Doch die Stadt ist noch in einer anderen Sportart bemerkenswert: Schach. Dortmund ist der Veranstaltungsort des Sparkassen Chess-Meetings, das sich zu einem der wichtigsten Turniere der Welt gemausert hatte. Auch die Schachkarriere eines Weltmeisters, Garri Kasparow, begann in Dortmund. Die neue Ausgabe von „Heimat Dortmund“, herausgegeben vom Historischen Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark, ist ab sofort für 5 € im Buchchandel und im Stadtarchiv erhältlich.

Wie fing das Schachspiel in Dortmund an? Einer der Schachpioniere war der jüdische Herrenausstatter Salomon Elkan, der zu den Gründern des Dortmunder Schachvereins von 1875 gehörte. Sein Sohn, Benno Elkan, verschrieb sich mehr dem Fußball und war Mitbegründer eines bekannten Bundesligaverein aus dem Süden Deutschlands. Die Geschichte von Salomon erzählt der Schachhistoriker Siegfried Zill.

Begonnen hat es 1973 als kleines Schachturnier, jetzt gehört das Sparkassen Chess-Meeting zu den wichtigsten Turnieren der Welt. Gerd Kolbe erzählt nicht nur die Geschichte des Turnieres, sondern berichtet auch von den Akteuren wie dem zehnfachen Gewinner Wladimir Kramnik oder dem Begründer Eugen Schackmann.

Schachförderung wird in Dortmund großgeschrieben: von der „Schachschule“ bis zur Initative „Schach für Kids“ zeigen Gerd Kolbe und Ralf Schreiber, welche Möglichkeiten es gibt.

Natürlich dürfen auch einer der großen Dortmunder Schachvereine nicht fehlen: Gerd Kolbe präsentiert den Schachbundesligisten Hansa Dortmund.

Ein sehr lesenwertes Heft, nicht nur für Schachfreunde. Ein kleiner Wermutstropfen: Es hätten ruhig mehr Vereine porträtiert werden können wie beispielsweise Brackel, die auch früher in der Bundesliga spielten und mit aktuell zwölf Mannschaften am Spielbetrieb teilnehmen.

Es ist wieder da

Da ist es wieder. Kulturdezernent Jörg Stüdemann (links) und Klaus Fehlemann (Vorsitzender der Freunde des Museum Ostwall) enthüllen das zurückgekaufte Bild.
Da ist es wieder. Kulturdezernent Jörg Stüdemann (links) und Klaus Fehlemann (Vorsitzender der Freunde des Museum Ostwall) enthüllen das zurückgekaufte Bild.

Die Freunde des Museum Ostwall haben das Gemälde „Sonnenblumen mit welker Kresse“ von Heinrich Nauen für das Museum Ostwall zurückgekauft, das von den Nationalsozialisten 1937 als „entartete Kunst“ beschlagnahmt wurde. Im Frühjahr 2017 wird das Werk nach seiner Restaurierung wieder zu sehen sein.

Es liest sich wie ein Krimi: Am 31. August 1937 wurden 11 Gemälde, 81 Grafiken, 25 Grafikmappen und eine Skulptur konfisziert und nach Berlin gebracht. Das damalige Museum für Kunst und Kulturgeschichte erhielt als Besitzer nur einen sehr geringen Entschädigungsbeitrag. Die Kunstwerke sollten den Nazis auf dem internationalen Kunstmarkt Devisen einbringen. Doch das Vorhaben funktionierte nicht und so verschwand die Spur des Bildes. Ein aufmerksamer Nutzer der Seite alfredflechtheim.de gab den Tipp, dass das Bild von Nauen wieder auf dem Kunstmarkt angeboten wurde. So konnte es Ende November 2015 wieder von den Freunden des Museum Ostwalls zurückgekauft werden.

Warum nicht wieder zurück ins Museum für Kunst und Kulturgeschichte? Das Museum Ostwall wurde 1947 auf Initiative von Leonie Reygers, der ehemaligen stellvertretenden Direktion des Museums für Kunst und Kulturgeschichte, gegründet. Das Ziel war, die Kunst der klassischen Moderne nach der NS-Zeit zu rehabilitieren. Daher gehört das Bild von Nauen auch ins Museum Ostwall.

Mit Kultur ankommen

Mechthild Eickhoff (Leiterin der UZWEI_Kulturelle Bildung) und Wolfgang Euteuner (Leiter des Projektes "Angekommen") zogen eine erfreuliche Zwischenbilanz.
Mechthild Eickhoff (Leiterin der UZWEI_Kulturelle Bildung) und Wolfgang Euteuner (Leiter des Projektes „Angekommen“) zogen eine erfreuliche Zwischenbilanz.

Ankommen in einer fremden Stadt ist wichtig. Vor allem für Jugendliche. Wie kann man die fremde Kultur besser kennenlernen als durch Sport oder Kultur. Seit Beginn des aktuellen Schuljahres arbeitet die UZWEI des Dortmunder U mit dem Projekt „Ankommen“ zusammen. Hier lernen die zugewanderten Berufsschülerinnen und -schüler Fotografie und Filmpraxis kennen. Betreut werden sie dabei von entsprechenden Künstlern.

Wolfgang Euteuner, der Projektleiter von „Angekommen“ kann nach den ersten vier Monaten ein erfreuliches Fazit ziehen. „Ich bekomme nur positive Rückmeldungen.“ Für die Schüler ist die Beschäftigung mit den Formaten nicht nur künstlerische Freude, sondern sie lernen auch Fähigkeiten, die sie im späteren Berufsleben brauchen können wie beispielsweise Photoshop oder Bildmontage. Die Kurse in der UZWEI werden von Feline Frey (Film) und Etta Gerdes (Fotografie) geleitet.

Viele Schüler sind aus unterschiedlichen Kulturen zusammen. Doch das führt nicht zu Problemen. „Es ist super still. Sie gehen sehr respektvoll miteinander um“, berichtet Euteuner von den Projektkursen. „Es gibt keinerlei Aggressionen, auch gegenüber Lehrerinnen nicht.“

Das Projekt „Angekommen“ ist für Zugewanderte im Allgemeinen gedacht, nicht nur für Flüchtlinge. Es sind zwar viele Syrer, Afghanen und Eritreer in den neuen Willkommensklassen der Berufsschulen, doch auch Schwarzafrikaner, die zehn Jahre in Spanien gelebt haben und dadurch einen spanischen Pass besitzen, kommen wegen der hohen Jugendarbeitslosigkeit nach Deutschland.

Das Projekt „Angekommen in deiner Stadt Dortmudn“ ist eine Kooperation der Walter-Blüchert-Stiftung, des Ministeriums für Schule und Weiterbildung des Landes NRW und der Stadt Dortmund.

Nelly-Sachs-Preis 2015 geht an Marie NDiaye

Die Preisträgerin des Nelly-Sachs-Preises 2105: Marie NDiaye.
Die Preisträgerin des Nelly-Sachs-Preises 2105: Marie NDiaye.

Die französische Schriftstellerin Marie NDiaye erhielt am 13. Dezember 2015 im Dortmunder Bürgersaal den mit 15.000 € dotierten Nelly-Sachs-Preis. Die französische Gegenwartsschriftstellerin schrieb zahlreiche Romane, Erzählungen und ist durch ihre Theaterstücke auch auf deutschen Bühne bekannt. Die Laudatio hielt die Literaturkritikerin Sabine Berking.

„Ich freue mich über den Preis“, gab NDiaye im Pressegespräch zu. „Denn ich arbeite ja immer alleine als Schriftstellerin und so bekomme ich Resonanz für meine Arbeit“. Sie Schriftstellerin lebt momentan in Berlin. Frankreich verließ die Tochter eines Franzosen und eines Senegalesen wegen der Einwanderungspolitik der Regierung Sarkozy. Fremdsein hat aber auch einen Reiz für NDiaye. „Ich schätze es, wenn ich hier nicht zuhause bin“, erzählt sie. Zudem hat sie ein Faible für den amerikanischen Autor Stephen King.

Über ihre Arbeitsweise erzählte sie: „Ich bin sehr diszipliniert, ich liebe meinen Beruf. Aber ich muss mich zwingen, denn es gibt viele Dinge, die ich lieber tue.“ Dafür macht NDiaye eine Frau Angst: Marie LePen. „Man kann sie nicht mehr stoppen“, sagt sie resignierend. „man kann nur Fatalist sein. Das Land war noch nie so gespalten und so voller Hass.“

Neuer Ort für interessierte Dorfbewohner

U statt HCC. Ab 2016 finden sich die interessierten Dorfbewohner mit Fritz Eckenga im Kino im U zusammen.
U statt HCC. Ab 2016 finden sich die interessierten Dorfbewohner mit Fritz Eckenga im Kino im U zusammen.

Nach 20 Jahren mit über 150 Veranstaltungen und 170 Gästen verlässt Autor, Kabarettist und Kolumnist Fritz Eckenga mit seinen „Mitteilungen für interessierte Dorfbewohner“ das Harenberg City Center (HCC) und nutzt den Kinosaal im U als neuen Dorfplatz. Die erste Veranstaltung findet am 28. Februar 2016 um 12 Uhr statt. Der Gast wird dann Torsten Sträter sein.

Über die Gründe, warum Eckenga aus dem HCC musste, kann nur spekuliert werden. Möglicherweise wird das HCC in Zukunft kein Spielort mehr für Kultur sein, was Eckenga bedauern würde. „Es ist wichtig bezahlbare Kultur für interessierte Menschen anzubieten“, so der Künstler.

Da passt es ganz gut, dass das Dortmunder U diese Gelegenheit beim Schopf packt und die Veranstaltungsreihe ins Kino ins U lockte. Doch viel Drängen war gar nicht nötig. „Ich wollte ins U“, gab Eckenga zu. „Meine Stammkundschaft hat sich sehr gefreut, dass es weitergeht.“

Die ersten vier Termine stehen schon fest: Neben Sträter am 28.02.16 können sich die Zuschauer auf Wilfried Schmickler (03. April 2016), Nils Heinrich (01. Mai 2016) und René Steinberg (05. Juni 2016) freuen.

Tickets für die Veranstaltungen können an der Kasse des Dortmunder U und über die Webseite www.dortmunder-u.de erworben werden.

Eine emotionale musikalische Reise

Mit dem 2. Konzert für junge Leute unter dem Titel „Hollywood Hits – Love. Space. Hell“ entführten die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von GMD Gabriel Feltz am 14.12.2015 das junge und jung gebliebene Publikum im Dortmunder Konzerthaus durch die fantastische Welt der Hollywoodfilm-Hits. Ihm zur Seite stand als Moderator an diesem Abend kein geringerer als BVB-Spieler Neven Subotić.

Dieser freute sich darüber, bei dieser Gelegenheit auf seine humanitäre Stiftung aufmerksam machen zu können und bat auch charmant um eine Spende für die multikulturelle Straßenfußballliga „buntkicktgut“ in der Nordstadt mit ihren 35 Teams. Feltz und Subotić führten mit Humor und kleinen Anekdoten durch das Programm.

Im Mittelpunkt des Abends stand zum großen Teil der „unendliche Weltraum“ mit Musik aus „Star Wars“ (John Williams), „Alien 1 und 2 , „Star Trek“ (Jerry Goldsmith) oder aber „Back to the future“ (Alan Sivestri).Schnell wurde klar, dass der emotionale Zauber der Musik ein essentieller Bestandteil des Erfolges und Wirkung der Filme bis heute ist.

Das selbe gilt natürlich auch für das folgende schwungvolle Medley der Musik von Monty Norman aus den James Bond 007-Filmen. Ein Höhepunkt war sicherlich die von Konzertmeister Alexander Prushinsky auf seiner Violine gefühlvoll vorgetragene Tango-Musik (Calos Gardel) aus „Der Duft der Frauen“. Das Konzert endete mit Musik aus der tragisch-rührenden Liebesgeschichte „Love Story“ (Francis Lai) aus dem Jahr 1970.

Als Zugabe für das begeisterte Publikum gab es als Zugabe noch Musik aus Spielbergs „E.T.“ von John Williams, womit man vom Komponisten wieder am Anfang des Konzertes angelangt war.

Über die Farce eines Prozesses

Bettina Lieder (im Vordergrund) erzählte gegen Ende des Stück noch etwas über das Dortmudner Opfer Mehmet Kubasik. (Foto: Birgit Hupfeld)
Bettina Lieder (im Vordergrund) erzählte gegen Ende des Stück noch etwas über das Dortmunder Opfer Mehmet Kubaşık. (Foto: Birgit Hupfeld)

Welche Rolle spielte Beate Zschäpe bei der NSU? Nachdem sie vor Gericht jahrelang geschwiegen hatte, ließ sie vor einigen Tagen ihre Rechtsanwälte eine lange Erklärung vorlesen. Müsste die Premiere am 11. Dezember 2015 von „Das schweigende Mädchen“ nach dem Text von Elfriede Jelinek jetzt abgesagt werden, weil sie ja nicht mehr schweigt? Keine Sorge, etwas vorlesen zu lassen, ist noch nicht „sprechen“ und Jelinek hat frisch für die Premiere noch etwas Text hinzugefügt. So konnte die neue Zwischenspielstätte im ehemaligen BVB-Megastore gebührend eingeweiht werden.

Regisseur Michael Simon hat die über 300 Seiten der Vorlage selbstverständlich nicht 1:1 umgesetzt, sondern hat den Text sehr stark eingedampft, beziehungsweise sich auf den Anfang konzentriert. Positiv ist auch, dass Simon sich nicht auf das „schweigende Mädchen“, sprich Zschäpe, einschießt, denn diese Popularisierung hat sie nicht verdient. Im Mittelpunkt steht für Simon, die Beziehung der Deutschen zu der Mordserie, die ja durch die Bezeichnung „Dönermorde“ ins Lächerliche gezogen wurde. Darüber hinaus wurde sehr stark auf die Rolle des Verfassungsschutzes hingewiesen, der einerseits nichts wusste, aber andererseits mit Geld die militante Neonazi-Szene unterstützt.

Die Entscheidung, die erste Premiere in den neuen Räumen mit dem „schweigende Mädchen“ zu beginnen, ist eine sehr gute. Denn die Inszenierung nimmt den Raum, die große Halle, bewusst auf uns spielt optimal mit ihren Möglichkeiten. Zu Beginn sind die sechs Schauspieler an verschiedenen Orten und sprechen wie auf ein geheimes Kommando alle zugleich. Da sich der Text wiederholt, kann der Zuschauer verschiedenen „Engeln“ zuhören.

Im Raum ist ein zerstörtes Polizeiauto zu sehen, in Anlehnung an den Fall Kiesewetter, die die NSU ermordete, aber auch eine Silhouette des Wohnwagen, in dem sich Mundlos und Böhnhardt umgebracht haben. Auf einer Seite sind die Namen der Opfer samt Todesdatum eingetragen. Mitten im Stück wird von den Schauspielern auch das Bild „Die Kreuzigung Christi“ von Matthias Grünewald nachgestellt. Später dürfen die Zuschauer auch auf einer kleinen Tribüne Platz nehmen.

Das Stück hat den Charakter einer typischen Stückentwicklung, bei der verschiedene Texte zu einem Werk verschmelzen. Unter der Regie von Simon gibt es klar definierte Teile wie beispielsweise die grosteke Gerichtsverhandlung, bei der Uwe Schmieder den Richter gibt. Hier werden neue Texte benutzt, die Jelinek extra geschrieben hatte. Hier tauchen albtraumartige Geschöpfe auf, die den Richter quälen.

„Das schweigende Mädchen“ ist ein sehr emotionales Stück, weil Simon hauptsächlich auf die Rolle des Verfassungsschutzes und die Frage, wie die Mehrheitsgesellschaft mit den Taten umgegangen ist und noch umgeht. Nach all den Jahren bleibt immer noch Fassungslosigkeit über die Morde und deren Aufarbeitung samt jahrelangen Prozess. Es ist gut, dass Zschäpe nicht in den Mittelpunkt rückt.

Neben den Schauspielern Frank Genser, Marlena Keil, Bettina Lieder, Uwe Schmieder, Friederike Tiefenbacher und Merle Wasmuth spielte der Dortmunder Sprechchor eine beeindruckende Rolle in dem Stück. Wer die neue Örtlichkeit des Dortmunder Schauspiel kennenlernen möchte, kann die neuen Möglichkeiten in „Das schweigende Mädchen“ erleben.

Infos und Karten unter www.theaterdo.de

Verpasste Beziehungen

Eigentlich sollte Pianist Andreas Boyde beim 4. Philharmonischen Konzert am 08. und 09. Dezember 2015 die Klavierkonzerte von Clara und Robert Schuhmann spielen. Doch leider wurde er krank. So musste Clara zurückstehen, denn Martina Filjak spielte nur das Klavierkonzert von Robert. So verpasste das Publikum zwar die musikalische Beziehung zwischen den beiden Ehepartnern, aber die lernten mit Filjak eine Pianistin kennen, deren zartes, aber farbenfrohes Klavierspiel die Besucher begeisterte.

Die Philharmoniker unter der Leitung des Gastdirigenten Sebastian Lang-Lessing begannen mit dem „Ersatzstück“ der „Tragischen Ouvertüre“ von Brahms. Das Werk stand schon vor knapp drei Jahren auf dem Programm eines Philharmonischen Konzertes. Brahms passt thematisch ideal zu denn Schumanns, denn seine Zuneigung zu Clara wird in mehreren Briefen deutlich. Ob es zu mehr gekommen ist, bleibt aber Spekulation. In dem kurzen Stück von Brahms wird der Klang durch Posaunen und Tuba geprägt und gibt ihm einen dunklen, schweren Charakter.

Das Klavierkonzert in a-moll von Robert Schumann ist sicher ein Meilenstein in der Klaviermusik. Und wenn man Martina Fijak spielen hört, weiß man auch warum. Das Konzert verbindet das solistische Klavier wunderbar mit dem Orchester. Filjak spielt sanft, fast zärtlich, hat aber auch die nötige Power, um die energischen Stellen des Konzertes zu bewältigen. Ein souveräne Leistung der Pianistin, die erst nach zwei Zugaben die Bühne verlassen durfte.

Die 3. Sinfonie von Brahms fällt in den „Richtungsstreit“ zwischen der „Neudeutschen Schule“, vertreten durch Bruckner und Wagner und den „Traditionalisten“, zu denen Brahms gehörte. Zu den Besonderheiten der Sinfonie gehört der vierte Satz, das „Allegro“. Am Ende scheint die Sinfonie langsam zu verklingen. Es ertönt zwar noch das Hauptthema des ersten Satzes, doch nur noch wie ein schwacher Widerhall. Ein sehr beeindruckendes Ende für ein insgesamt sehr ansprechendes Konzert. Schade, dass wir nicht Clara Schumanns Klavierkonzert hören konnten. Wir wurden zwar mit dem betörenden Klavierspiel Filjaks entschädigt, andererseits gibt es nicht häufig die Gelegenheit, Musik von Komponistinnen im Konzertsaal zu erleben.

Ein katholisches Roadmovie

Entsetzen bei den Ministranten. Der neue Pfarrer war ein Automat. (v.l.n.r.) Erika (Finnja Loddenkemper), Egon  (Thorsten Bihegue) und Lutz (Leon Müller). (Foto: © Birgit Hupfeld)
Entsetzen bei den Ministranten. Der neue Pfarrer war ein Automat. (v.l.n.r.) Erika (Finnja Loddenkemper), Egon
(Thorsten Bihegue) und Lutz (Leon Müller). (Foto: © Birgit Hupfeld)

Absurd und wahnwitzig. Auch die zweite Produktion, „Das Maschinengewehr Gottes“, von Wenzel Storch lässt seinen Besucher Tränen lachen. Dennoch schafft es Storch wie bei „Komm in meinen Wigwam“ seine Figuren nicht bloß zustellen. Die Premiere am 10. Dezember 2015 war ein Riesenerfolg.

Storch machte bei der Besetzung keine Experimente. Die meisten waren schon beim „Wigwam“ dabei, nur Andreas Beck und Julia Schubert ergänzten das Ensemble. Nach dem „traditionellen“ Beginn: Die Zuschauer sind quasi Gemeindemitglieder, die an einem bunten Abend vom Gemeindereferenten (Ekkehard Freye) und Herrn Baldrian (Thorsten Bihegue) über die katholische Abenteuerliteratur aufgeklärt werden. Es gab sie tatsächlich. Ministranten, die Kriminalfälle aufklärten und ähnliches im Groschenheftformat für den echten Katholiken.

Auch die Grundidee des „Maschinengewehr Gottes“ könnte aus der Feder eines der katholischen Krimiautoren sein. Worum geht es? Kaplan Buffo (Heinrich Fischer) verliert seine Kirche in Nesselrode beim Pokern an Bauer Hümpel (Andreas Beck). Die Ministranten Egon (Thorsten Bihegue), Erika (Finnja Loddenkämper) und Lutz (Leon Müller) sind quasi heimatlos und bestellen beim „Christlichen Versandhandel“ einen Pfarrer. Das „Maschinengewehr Gottes“ (Andreas Beck) hat aber eine Fehlfunktion und stellt sich als Automat heraus. Die drei Ministranten unter der Leitung von Oberministrant Egon stellen fest, dass der Automat in Oberschlesien in einem Nonnenkloster gefertigt wurde und begeben sich über das Rote-Beete-Massiv zum Kloster. Hier kommen sie mit Hilfe von Schwester Adelheid (Julia Schubert) hinter dem Geheimnis der Domina (wie die Äbtissin eines Klosters auch genannt wird).

Was wie ein skurriler Traum eines Messdieners klingt, ist von Wenzel Storch liebevoll und mit viel katholischem Hintergrundwissen inszeniert. Die vorökumenische Distanz zwischen Katholiken und Protestanten (das Stück spielt nach dem 2. Vatikanischen Konzil) ist ein Running Gag („Ihr Katholiken dürft ja keine Kohlensäure trinken!“) des Stückes, aber auch kleine Wortspiele wie der „Hostinettenbär“ sorgen dafür, dass dem Publikum die Tränen vor Lachen kommen. Garniert wird das ganze mit christlicher Musik während den kurzen Umbaupausen wie beispielsweise „Morning has broken“ in einer deutschen Version.

Im Stück gibt es verschiedene Anspielungen auf Pater Leppich. Er bekam, an Billy Graham angelehnt, den Titel des „Maschinengewehr Gottes“. Der Automat im Stück spult pausenlos Aussagen aus Leppichs Reden und die Reise der drei Ministranten führt nach Oberschlesien, der Heimat von Pater Leppich.

Natürlich ist es hilfreich, ebenso wie Storch, aus dem katholischen Milieu zu kommen, aber die Spielfreude aller Teilnehmer macht das Stück auch für Evangelen, Juden, Moslems oder Atheisten sehenswert. Um alle die kleinen Gags wirklich zu erleben, sollte man „Das Maschinengewehr Gottes“ auf jeden Fall öfter besuchen. Ein deutliches und lautes „Halleluja“!

Mehr Infos und Termine unter www.theaterdo.de

Nelly-Sachs-Plastik findet neue Heimat

Ein Hingucker ist die neu erworbene Nelly-Sachs-Plastik des Bildhauers Bernhard Kleinhans.
Ein Hingucker ist die neu erworbene Nelly-Sachs-Plastik des Bildhauers Bernhard Kleinhans.

Eine 1999 vom Bildhauer Bernhard Kleinhans (1926-2004) entworfene und gegossene Bronze der Schriftstellerin Nelly Sachs, Namensgeberin des Dortmunder Literaturpreises, hat ein neues Zuhause in der Stadt- und Landesbibliothek gefunden. Kulturdezernent und Stadtdirektor Jörg Stüdemann veranlasste den Ankauf für die Kulturbetriebe. Am Donnerstag wurde die 120 cm große und 70 kg schwere Plastik im zweiten Obergeschoss auf einem eigens gefertigten Holzsockel aufgestellt.
Die Inschrift auf der separaten bronzenen Schrifttafel lautet: „Nelly Sachs 1891 – 1970 / In jungen Jahren schon zu / wissen, dass Leben immer Abschied ist / ein müdes Blatt noch färbt sich / zur Rose / BK 1999“. Bei dem Text handelt es sich um ein vom Künstler leicht abgewandeltes Zitat aus dem Gedicht „Rehe“ von Nelly Sachs, welches spätestens 1933 geschrieben wurde und erstmals 1936 publiziert wurde.
Die Bronze stand zuletzt im Bildhauergarten in Sendenhorst bei Münster, der Heimatstadt des Künstlers. Seine Witwe, Maria Kleinhans, hat der Stadt Dortmund die Skulptur verkauft. Ihr Sohn Basilius Kleinhans, ebenfalls Bildhauer, begleitete die Anlieferung und den Aufbau der Plastik beratend. Von ihm stammt die Idee, die Bronze auf einen Holzsockel zu stellen, da der Original-Steinsockel mit 220 kg zu schwer für die obere Bodendecke der Bibliothek war.