Minimal Music in maximaler Bandbreite

Der vierte Tag der Zeitinsel von Katia und Marielle Labèque am 28. November 2015 im Konzerthaus Dortmund stand unter dem Zeichen der „Minimal Music“. Die beiden Pianistinnen hatten sich noch die Unterstützung von David Chalmin (Gitarre), Alexandre Maillard (Bass) und Raphaël Séuinier geholt und so entstand ein dreiteiliger Konzertabend, an dem die Grenzen zwischen klassischer Musik und Rockmusik verschwommen.

Es ist nicht verwunderlich, dass der Konzertabend des „Minimalist Dream House“ auch in der Abo-Reihe „Music für Freaks“ enthalten war. Denn leichte Kost war an diesem Abend nicht zu erwarten. Doch dafür konnten die Besucher erstaunliche Parallelen feststellen. Wie beispielsweise der „Pyramid Song“ der englischen Band Radiohead mit den Klangstrukturen eines Eric Satie.

Satie, vielleicht der „Godfather“ der Minimal Music, erklang zu Beginn des Konzertes. Akkordstrukturen und kleine Melodienfetzen, die von den beiden Labèques harmonisch zusammengefügt wurden. Danach kamen die Klassiker der Minimal Music zu Gehör: John Cage, Arvo Pärt und natürlich Philip Glass, der mit den „Four Movements for two pianos“ einen wunderbaren Abschluss für den ersten Teil bildete.

Nach der Pause ging es zu fünft weiter. Terry Rileys „In C“ machte den Anfang. Basierend auf einem kosntanten Achtel-Puls in C muss jeder Musiker 53 Pattern im Laufe der Aufführung spielen. Wann und wie bliebt ihm überlassen. Séuinier und Chalmin durften ihre Eigenkompositionen aufführen und mit Künstlern wie Aphex Twin, Sonic Youth oder Radiohead wurde die Grenze zur Elektronischen Musik und Rockmusik sehr gekonnt überschritten.

Im dritten Teil ging es zunächst zurück zu den Klangwelten von Eric Satie. Howard Skemptons Werk „Images“ ist eine sanfte Remininiszenz an den französischen Komponisten. Eine interessante Weise mit einem Instrument umzugehen ist das Werk „Postal Piece No. 10: Having never written a Bnote for Percussion“ von James Tenny. Hier bearbeitete Séguinier einen Gong zunächst vom kleinsten pianissimo, um sich langsam zu einem forte zu steigern, der beinahe die Wände des Konzerthauses zum erzittern brachte. Danach ging das Klanginferno auch langsam wieder zu Ende. Es hatte ein wenig den Eindruck eines vorbeiziehenden Gewitters.

Ähnlich hypnotisch war das letzte Musikstück an diesem Abend „The Tortoise, His Dreams and Journeys“ vom Komponisten und Fluxuskünstler Le Monte Young.

Eine aufregende dreistündige Reise in die Klangwelten der Minimal Music war beendet. Unterstützt von kleinen Videoeffekten kann man nur von einem gelungenen Abend sprechen. Bekannte und eher weniger bekannte Musiker der Minimal Music wurden mit Rockmusik kombiniert und die Parallelen in ihrer Musik aufgezeigt. Daher war es auch ein sehr lehrreicher Abend, der nicht nur Genregrenzen übersprang, sondern auch eingefahrene Hörgewohnheiten hinterfragte.

Berührendes Melodrama in der Oper

Keine Chance für die Zukunft haben Violetta  (Eleonore Marguerre) und Alfredo (Ovidiu Purcel). Foto: © Thomas Jauk.
Keine Chance für die Zukunft haben Violetta (Eleonore Marguerre) und Alfredo (Ovidiu Purcel). Foto: © Thomas Jauk.

Am 28. November 2015 war Premiere von Giuseppe Verdis berühmten „La Traviata“ (Die vom Weg Abgekommene) nach der „Kameliendame“ „Alexandre Dumas fils) in der Oper Dortmund.

Die junge Regisseurin Tina Lanik legte den Schwerpunkt ihrer Inszenierung auf die Darstellung der Pariser Edelprostituierten Violetta Valéry als Einsame, oberflächlich lebende aber sensiblen Frau mit weichem Herz, die alles was sie macht, radikal bis zum Ende durchzieht. Die tödliche Krankheit Tuberkulose liegt dabei immer wie ein Schatten über ihr Leben.

Violetta lässt sich von den Liebesbekundungen Alfredo Germont, seinem hartnäckigen Werben berühren und wagt eine radikale Änderung ihres bisherigen Lebenswandels. Sie zieht mit Alfredo in ein Landhaus und erlebt ein kurzes Glück als dessen treue Lebensgefährtin. Diese scheinbare Idylle wird jedoch abrupt durch Alfredos Vater, dem Geschäftsmann Giorgio Germont, gestört. Der herrische Patriarch der aufkommenden Bourgeoisie verlangt von ihr, sich von seinem Sohn zu trennen, um die „Ehre“ seiner Familie wieder herzustellen. Überrascht erkennt Giorgio, dass Violetta so gar nicht in die Schablone der „ausgebufften Betrügerin und raffgierigen Prostituierten“ entspricht, sondern eine liebende Frau ist, die für den gemeinsamen Lebensunterhalt selber aufkommt. Trotz seiner Zuneigung für Violetta, setzt Alfredos Vater gnadenlos seine Interessen durch. Nun beginnt die nächste Wandlung der Violetta, zu einer Verzichtenden. Nach anfänglichen Zögern willigt sie ein, sich radikal von Alfredo zu trennen, wenn sein Vater ihm nur nach ihrem Tod von ihrem großen Opfer aus Liebe erzählt. Sie macht Alfredo vor, einen anderen zu lieben. Der ist voll rasender Eifersucht und wie ein trotziges Kind wirft ihr das beim Spiel gewonnen Geld vor die Füße verschwindet später ins Ausland. Kurz vor ihrem Tod erfährt er die ganze Wahrheit über Violettas Verzicht, kommt zu ihr und möchte krampfhaft an eine gemeinsame Zukunft glauben. Es ist aber zu spät. Wie sein herbeigeeilter Vater, die treue Freundin und Haushälterin Annina und der Doktor können sie nur zusehen, wie sie stirbt.

Eleonore Marguerre, bekannt aus verschiedenen Produktionen (wie beispielsweise Don Giovanni), überzeugte nicht nur bei der Bewältigung der hohen gesanglichen Herausforderung, sondern auch durch ihre intensive und sensiblen Darstellung der Violetta Valéry in ihrer Verzweiflung, Sehnsüchten, Radikalität und Einsamkeit. Drastisch zum Beispiel, als sie ihre blonde Perücke und Kleidung als Zeichen für das Ende ihres Leben als Edelprostituierte ablegt. Als Vertretung für den erkrankten Tenor Lucian Krasznec sprang Ovidiu Purcel von der Rheinoper als Alfredo Germont. Mit weichem Timbre und viel Emotionen stellte er www.theaterdo.desowohl den verliebten als auch eifersüchtig-beleidigten Alfredo dar. Mit großer Bariton-Stimme und Präsenz auf der Bühne begeisterte Sangmin Lee als Giorgio Germont.

Ein großes Kompliment dem Opernchor des Theaters Dortmund unter der Leitung von Manel Pujol. Die Damen und Herren hatten ihren großen Auftritt im zweiten Akt als „Zigeunerinnen“ und „Matadore“. Zusammen mit Natascha Valentin als Flora Bervoix und Morgan Moody als Marquis d’Obigny sorgten sie für ordentlich Feierstimmung. Die weiteren Nebenrollen in „La Traviata“ fügten sich mit ihren Leistungen in das gelungene Gesamtbild ein.

Die Kostüme waren zeitgenössisch, raffiniert und bei der Farbauswahl mit Bedacht ausgewählt.

Die Bühnenausstattung war mit wenigen, stimmungsvollen Elementen wie zum Beispiel ein loderndes Feuer dezent ausgewählt.

Die Dortmunder Philharmoniker begleiteten das Geschehen musikalisch unter der Leitung von Motonori Kobayashi mit Sicherheit und Gespür für die jeweilige Stimmungslage. Die Inszenierung zeigte nicht nur das Schablonendenken der sogenannten „besseren Gesellschaft“, die Violetta keine Chance gibt, auf, sondern entlarvt auch deren gnadenlose Heuchelei und verbreiteten Voyeurismus. Ein leider immer (noch) aktuelles Thema.

Ein gelungener und begeistert gefeierte Abend für alle Opernfans.

Infos und Termine unter www.theaterdo.de

 

Gelungene Grenzüberschreitung

Im Mittelpunkt des dritten Tages der Zeitinsel Katia und Marielle Labèque am Freitag, den 27.11.2015 stand die „West Side Story“ von Leonard Bernstein (1918 – 1990) nach Shakespeares „Romeo und Julia“.

Zunächst erwartete das Publikum in Teil eins Irwin Kostals Arrangement der Sinfonischen Tänze und einiger Songs aus „West Side Story“ für Perkussion und zwei Klaviere. Dabei repräsentierte Katia Labèque am Piano die meist höhere Passagen der Capulets, während Marielle Labèque die tiefere Klangwelt der Montagues übernahm. Unterstützt wurden die beiden französischen Pianistinnen dabei von der Perkussion von Gonzalo Grau (Caracas) auf der einen, und Raphaël Séguinier auf der anderen Seite.

Den Zwillings-Schwestern am Klavier und ihre kongenialen Percussionisten gelang es, die bewegende und abwechslungsreiche Geschichte von Maria und Tony der West Side Story lebendig vor den Augen des Publikums werden zu lassen.

Katia und Marielle Labèque zeigten ihr Können und Einfühlungsvermögen sowohl bei den leisen Songs wie zum Beispiel „Maria“, oder aber virtuos bei dem rasanten „Mambo“. Die Perkussion sorgte für die passende Begleitung , wobei etwa Trommel, Kastagnetten oder etwa ein Gong zum Einsatz kamen. Bei „America“ wurde auch einfach nur rhythmisch in die Hände geklatscht.

Nach der Pause ging es mit der deutschen Erstaufführung des Projekts „Star-Cross`d Lovers“ des französischen Komponisten, Produzenten, Musikers und Klangkünstlers David Chalmin weiter. Er konzipierte mit diesem Projekt eine bewusste Grenzüberschreitung. Die Tanzperformance zur „West Side Story“ (Romeo und Julia) kombiniert zeitgenössischen modernen Tanz mit Breakdance, und wird musikalisch begleitet sowohl von „analoger“ sowie elektronischer Musik, romantischen Klavierklang oder rockigen Beats.

Mit ins Boot hat er neben den beiden Geschwistern Labèque auch Raphaël Séguinier sowie den türkischen Choreografen und Tänzer Yaman Okur genommen. Dieser entwickelte mit seiner starken Gruppe von sieben Tänzern und einer Tänzerin die Choreografie für diese Performance. Okur hatte schon mit Madonna zusammen gearbeitet.

Musikalisch teilte auch Chalmin die Ausübenden in zwei Gruppen auf, um die zwei Sphären von Romeo und Julia deutlich abzusetzen. Er selbst spielt und gestaltet an der E-Gitarre und Elektronik gemeinsam mit Katja Labèque die Klangwelt der Capulets (höhere Klänge). Die Welt der Montagues (tiefere Klänge) bringt ihre Schwester Marielle gemeinsam der Perkussion zum Klingen.

Sie bildeten den großartigen Hintergrund für die acht hochklassigen Tänzer/innen. Farblich waren die rivalisierenden Gruppen mit ihrer Kleidung farblich gut zu unterscheiden. „Romeo“und „Julia“ stachen gesondert hervor. „Romeo“ mit seiner schwarzen Hose und weißem Oberteil und „Julia“in einem weißen Kleid. Die szenische und musikalische Ebene waren zu jeder Zeit untrennbar verbunden und verwoben. Als Beispiel zu nennen ist da etwa ein starker Trommelwirbel und isolierte Klavierakkorde bei Mercutios Tod.

Was dieses Tanzensemble da auf die Bühne brachte, war atemberaubend und und Punktgenau passend zur Musik gebracht. Es ist schon erstaunlich, zu welchen Bewegungen und Ausdrucksmöglichkeiten der der menschliche Körper in der Lage ist. Das Publikum war jedenfalls besonders von den Breakdance-Einlagen begeistert. Es gab Standing Ovations und eine Breakdance-Zugabe als Dankeschön von den Akteuren.

Zusammenhänge gesucht

Das „Glitzern der Welt“ von kainkollektiv ist ein exklusives Vergnügen, denn pro Vorstellung können nur maximal sechs Personen teilnehmen. Das Spannende daran: Das Theater ist die Stadt. Das heißt, der Theaterbesucher muss sich bewegen oder wird bewegt. Bei der Pressevorführung des zweigeteilten Stückes bleibt mir ein Gefühl, als ob ich die erste Halbzeit bei einem Fußballspiel verbracht hätte und die zweite Halbzeit beim Billard.

Konsum, Flüchtlinge, Rassismus. Eigentlich Themen, über die eigene Stücke verfasst werden können (und auch verfasst wurden). Die drei Themen haben sicherlich auch eine Klammer, denn die Frage, warum dürfen Waren frei über die Grenzen, Menschen aber nicht, ist ständig präsent. Dennoch wird man aus der Verquickung nicht ganz glücklich.

Der erste Teil findet im öffentlichen Raum statt und ist der spannendste. Mit einem mp3-player und einem Kopfhörer verlässt man das Theater und lässt sich von einer Stimme führen. Man sei ein „Auserwählter“ und zur „Ausreise“ müsse man einen Weg absolvieren, der einem durch die Stadt führt.

Für den zweiten Teil wurde man mit einem Auto (mit schwarz verkleideten Fenstern) abgeholt und wurde in den Hafen gefahren, während ein Film auf dem Monitor lief. Hier wurde die Sechsergruppe von David Guy Kono aus Kamerun in Empfang genommen. Nach seinen Ausführungen über seine Heimat, in der sich auch ein Umschlagshafen für weltliche Waren befindet und die allgemeine Situation der Flüchtlinge, ging es, nach etwas Voodoo für die Toten, zum gemeinsamen Palmwein trinken. Für ein gemeinsames Essen und eine angeregte Diskussion blieb leider nicht soviel Zeit, aber spätere Besucher werden vermutlich in den Genuss einer Mahlzeit kommen. Danach ging es wieder zurück zum Schauspielhaus.

War der erste Teil wirklich bemerkenswert, da man sehr konzentriert durch die Gegend lief und immer darauf achtete, den Anweisungen der Stimme zu folgen, fand ich den zweiten Teil im Hafen etwas inkonsistent. Irgendwie passten beide nicht zusammen. Doch vielleicht sind meine Kritikpunkte für jemand anderen gerade die besonders spannenden Dinge.

Die genauen Termine finden Sie unter www.theaterdo.de

Baskische Lieder im Konzerthaus

Eine Zeitinselkonzert ohne die beiden Künstlerinnen, denen die Zeitinsel gewidmet ist? Eigentlich unvorstellbar, doch Katia und Marielle Labèque überließen am Donnerstag, dem 26. November 2015 die Bühne der Gruppe Kalakan, die schon am Mittwoch die beiden Künstlerinnen begleitet hatten.

Thierry Biscary, Jamixel Bereau und Xan Errotabehere machten da weiter, wo sie am Mittwoch aufgehört haben. Traditionelle baskische Lieder, entweder rein a capella oder mit baskischen Instrumenten wie der Txalaparta (einer Art Xylophon aus Holzbrettern) oder Txistu (Flöte, die man mit einer Hand spielen kann) begleitet, erklangen im Konzerthaus.

Die reinen Vokalstücke erinnerten ein wenig an Gruppen wie „A Filetta“ aus Korsika, deren Besonderheit ebenfalls ein reiner Männergesang ist. Laut einer Theorie ist diese Art von Gesang aus den gregorianischen Gesängen entstanden. Hört man genau hin, ist diese Theorie durchaus plausibel. Bei den eher rhythmusbetonten Liedern konnte man sich in die Zeit der Renaissance zurückversetzt fühlen.

Kalakan schaffte es auch am Donnerstag die Besucher wieder aktiv mitzumachen. Das hypnotische Summen klang so professionell, dass man das Gefühl hatte, es würde über einen Loop abgespielt. Kein Wunder, dass ein Weltstar wie Madonna, die Musiker von Kalakan auf ihre Tour 2012 mitnahm.

Tradition trifft Moderne

Noch ist das Gespenst Sir Simon (Rainer Kleinespel) guter Dinge. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Noch ist das Gespenst Sir Simon (Rainer Kleinespel) guter Dinge. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Wie jedes Jahr gastiert das Ensemble des Kinder-und Jugendtheaters auch 2015 mit einem Weihnachtsmärchen für die ganze Familie im Schauspiel Dortmund. Diesmal hat sich der Leiter des KJT, Andreas Gruhn, das „Gespenst von Canterville“ nach einer Erzählung von Oscar Wilde (1856 -1900) vorgenommen und bearbeitet. Am 26.11.2015 war die Premiere im Schauspielhaus.

Zur Geschichte: In den 60iger Jahren kauft der New Yorker Geschäftsmann Hiram Otis das englische Schloss Canterville. Als er dort mit seiner Frau Lucretia (Lucy) Otis, seinen jugendlichen Söhnen Washington und Buddy sowie der elfjährigen Virginia ankommt, erwartet sie die Verwalterin Mrs. Umney und warnt vor dem Geist von Sir Simon von Canterville, der dort nach seinem Tod vor 350 Jahren sein Unwesen treibt. Doch die rationalen, von der Fortschrittlichkeit ihrer Nation und materialistisch denkenden Amerikaner reagieren anders als erwartet. Ohne Angst bieten sie dem Geist die „Errungenschaften der neuen Zeit“ an, um zum Beispiel seine quietschenden Ketten mit einem speziellen Öl zu schmieren. Die Söhne attackieren ihn mit Wasserpistolen.

Mr. Otis plant, das alte Schloss und das Gespenst in einer Art „Disneyland“ zu verwandeln und zu vermarkten. Das Gespenst, versteht nicht, warum diese Menschen keine Angst vor ihm haben.

Nur die elfjährige Virginia begegnet ihm mit Empathie und kindlicher Offenheit. Ihr verrät er seinen sehnlichen Wunsch, nur zu „schlafen“ und in den „Garten des Todes“ hinüber zu gehen. Das kann er aber nur mit Hilfe des Mädchens…

Die Bühnenausstattung von Oliver Kostecka bot all das, wie sich viele Zuschauer/innen ein altes englisches Schloss vorstellen. Kronleuchter, dunkle Fassaden, alte Wendeltreppe, eine Ritterrüstung und einen ausgestopften Eisbären mit um Mitternacht rot funkelnden Augen. An der linken Seite eine schwarze Truhe. Nebel und Donnereffekte sorgten für eine schaurige Atmosphäre.

Mrs. Omney war bieder hochgeschlossen angezogen, während die Familie Otis in bunten Outfit der 60iger Jahre auftrat. Lustige Idee, dass alle in den gleichen leuchtend blauen Pyjama mit Aufdrucken auf die Bühne kamen.

Das Gespenst war weiß geschminkt und trug Halskrause und Pluderhosen aus der Renaissance-Zeit.

Es erinnerte ein wenig an den Poltergeist „Beetlejuice“ (Betelgeuse) aus dem gleichnamigen Film (1988) mit einer ähnlichen Thematik.

Wie bei einem Musical gab es eine Mischung aus Musik (Songs: unter anderem Swing, Rock und aus der Renaissance), Tanz und Schauspiel mit Slapstikelementen.

Im Stück prallen zwei Welten aufeinander. Die britisch-konservative, mit einer fast paranoiden Panik vor übernatürlichen Phänomene und dem materialistischen, rationalen Fortschrittsglaubens des amerikanischen Kapitalismus der 60iger Jahre des letzten Jahrhunderts. Oscar Wilde hat beides in seiner Erzählung ironisch Charakterisiert.

Die Schauspieler brachten die verschiedenen Typen sehr plastisch und gelungen auf die Bühne.

Bettina Zobel als spröde Mrs. Umney, die bei der kleinsten Störung in Ohnmacht fällt, aber dann kurz „auftaut“ und ein flottes Tänzchen mit Mr. Otis und den anderen auf der Bühne wagt. Joeri Burger (bekannt aus einem früheren Weihnachtsmärchen als „Pinocchio“) steuerte für das Stück einige schöne Choreographien bei. Johanna Weißert und Andreas Ksienzyk als Mr. Und Mrs. Otis spielen die fortschrittsgläubigen, geschäftstüchtigen Amerikaner mit großer Lust und Engagement. Mit Akribie preisen sie die Produkte der neuen Welt wie Fleckenentferner,Tropfen gegen Verdauungsprobleme oder gar Coca-Cola bei Ohnmacht an.

Die beiden Söhne Washington (Thosten Schmidt) und Buddy (Philip Pelzer) sind typische „New Yorker Boys“ ihrer Zeit. Sie spielen gerne Rockabilly-Musik und lieben die Annehmlichkeiten ihrer Zeit. Talisa Lara spielte die die Tochter Virginia, die mit ihren elf Jahren noch ein Kind ist und als einzige sensibel, offen und ohne Vorbehalte auf das Gespenst zugeht und ihm hilft. In der Sorge um ihr Kind, überdenken die Eltern ihre Pläne schließlich noch einmal. Talisa Lara meisterte die schwierige Aufgabe, eine Elfjährige zu spielen mit viel Einfühlungsvermögen.

Rainer Kleinespel spielt das Gespenst von Canterville in all seinen komischen und tragischen Facetten.

Ob das Stück für kleine Kinder zu gruselig ist? Ich denke nicht, denn Kleinespel bringt trotz unheimlicher Montur immer ein gewisses Augenzwinkern mit, selbst beim fürchterlichsten Kettenrasseln. Wer hat eigentlich Angst vor wem? Schnell bekommen die Zuschauer Mitleid mit Sir Simon, denn er will eigentlich nur seine Ruhe.

Fazit: Ein Besuch auf Schloss Canterville lohnt sich auf jeden Fall.

Karten und weitere Infos  unter www.theaterdo.de

 

Zeitinsel Labèque – Die Suche nach den Wurzeln

Die Begeisterung von Ravel zur spanischen Musik kommt nicht von ungefähr, denn seine Mutter war Baskin. Was lag also näher, als die bekanntesten Stücke von Maurice Ravel mit traditioneller baskischer Musik zu kombinieren. So begannen die beiden Schwestern Katia und Marielle Labèque ihre Zeitinsel im Konzerthaus Dortmund am 25. November mit einer Mischung aus Klassik und Weltmusik und einer Spurensuche nach den baskischen Wurzeln ins Ravels Musik.

Märchenhaft und beinahe zärtlich ging es los. „Ma mére l’oye“ (Mutter Gans) von Ravel ist ein feines Stück für Klavier zu vier Händen. In der sanften Interpretation von Katia und Marielle wird deutlich, warum das Stück bei Pianisten so beliebt ist. Scheinbar einfach in seinen Strukturen, entwickelt die Musik eine beinahe hypnotische Kraft.

Neben dem berühmten Bolero wird die Begeisterung von Ravel für das Spanische in seiner „Rhapsodie Espagole“ deutlich. An zwei Klavieren spielten die beiden Schwestern das Stück mit immer stärker werdender Intensität, vor allem im vierten Satz, der „Feria“, in der alle Emotionen kumuliert werden und zum Ausbruch kommen.

Nach der Pause kam ein frischer Hauch Weltmusik in den Konzertsaal. Thierry Biscary, Jamixel Bereau und Xan Errotabehere bilden das Trio Kalakan. Traditionelle baskische Musik, teilweise nur a capella dargeboten oder durch Percussioninstrumente betont, verzauberten das Publikum im Nu und brachte es zum Mitsummen und Mitklatschen.

Danach war wieder Ravel mit seinem wohl bekanntesten Stück „Bolero“ an der Reihe. Die Version, die Katia und Marielle Labèque zusammen mit Kalakan auf die Bühne zauberte, verblüffte durch ihre musikalische Klarheit. Kein großes Orchester, keine Streicher, keine Bläser. Zwei Klaviere und Percussion, mehr brauchte es nicht, um einen umwerfenden Bolero zu spielen, der von der Leidenschaft der beiden Schwestern geprägt war.

Die Zugaben waren eine kleine Vorausschau auf die nächsten Tage der Zeitinsel. Katia und Marielle Labèque spielen ein kleines Stück von Philip Glas als Vorgeschmack auf das „Minimalist Dream House“ am Samstag und Kalakan gaben eine Ahnung, was die Konzertbesucher am Donnerstag erwarten würde.

Wenn der „Schalxit“ droht

Eine kleine Reminiszenz des Geierabends an ein sehr berühmtes Album-Cover. (Foto: © StandOut)
Eine kleine Reminiszenz des Geierabends an ein sehr berühmtes Album-Cover. (Foto: © StandOut)

Am 29. Dezember 2015 startet wieder der Geierabend in den karnevalistischen Frohsinn. Auf der Zeche Zollern heißt es in dieser Session „Komm wiesse bis“. Die zwanglose Aufforderung entstammt dem Song „Come as you are“ von Nirvana, die damit vor rund 25 Jahren die Charts stürmte. Zur selben Zeit wurde in Dortmund der Geierabend gegründet.

Seit einiger Zeit greift der Geierabend stärker politische Themen auf. Auch in dieser Session gibt es Beiträge über die Flüchtlingsdebatte oder die Griechenlandkrise. Hier sinnieren „Die Zwei vonne Südtribühne“ über einen möglichen Austritt Schalkes aus der Bundesliga, dem „Schalxit“, schließlich haben Griechenland und Schalke die gleichen Farben.

Filmfreunde dürfen die ersten Szenen aus „Star Wars“ bewundern und das neue DFB-Fußball-Museum wird natürlich auf die Schippe genommen, es wird ganz besondere Schuhe beim Geierabend zu bewundern geben.

Ein Wiedersehen mit altbekannten Figuren darf beim Geierabend natürlich nicht fehlen. Der Sauerländer Joachim Schlendersack und die Brüder Wemser und Missgeburt sind wieder mit von der Partie. Ein Internetphänomen bekommt ebenfalls sein Fett ab. Als Antwort auf die ganzen Youtube-Stars schickt der Geierabend die härteste Youtuberin ins Rennen.

Seinen festen Platz hat der Geierabend im Karnevalsprogramm des WDR: Höhepunkte der Show werden im Hörfunk auf WDR5 gesendet. Zudem gibt es die Show ab Weiberfastnacht in voller Länge als kostenlosen Videostream unter comedy.wdr.de. Als Auftakt für einen humorvollen Jahreswechsel gehen die Geier erstmals auch am Silvesternachmittag auf die Bühne. Die Extravorstellung startet um 15.30 Uhr und endet um ca. 19 Uhr. Eine anschließende Party auf Zeche ist jedoch nicht geplant.

Karten sind erhältlich ab 35 Euro (ermäßigt 20,90 Euro) im Theater Fletch Bizzel in Dortmund, in allen Leserläden der WAZ/Funke-Mediengruppe und LeserServices mit Ticketverkauf sowie online auf der Geierabend-Homepage – erstmals auch im „print at home“-Format zum selber Ausdrucken. Mit der Karte kann jeweils ab 17 Uhr auch das LWL Industriemuseum Zeche Zollern besucht

werden (außer 29. und 30.12.). Sonntags werden zusätzlich 20-minütige Kurzführungen angeboten. Veranstaltet wird der Geierabend vom Kulturbüro der Stadt Dortmund und dem Theater Fletch Bizzel. Präsentator ist die Sparkasse Dortmund. Auch Brinkhoff’s No. 1, DOGEWO21 und die Fachhochschule Dortmund unterstützen den Ruhrpott-Karneval. Für das leibliche Wohl sorgt

wieder die Gastronomie Tante Amanda.

Alle Infos unter: www.geierabend.de.
Daten: vom 29.12.2015 – 09.02.2016 / insgesamt 36 Vorstellungen im LWL Industriemuseum Zeche Zollern II/IV, Dortmund

Zeiten: Einlass ins LWL Industriemuseum: 17 Uhr
Einlass: 18.30 Uhr (sonntags: 17.30 Uhr)
Beginn: 19.30 Uhr (sonntags: 18.30 Uhr)
Silvester: Einlass: 14.30 Uhr, Beginn: 15.30 Uhr, (Ende ca. 19.00 Uhr) Eine Aftershow-Party findet nicht statt.

Ort:LWL Industriemuseum, Zeche Zollern II/IV,Grubenweg 5, Dortmund-Bövinghausen
(Der Museumsbesuch ab 17.00 Uhr ist im Eintritt enthalten. Immer Sonntags finden zudem 20-minütige Kurzführungen statt.)

Wintervergnügen im zeitgeschichtlichem Wandel

Schlitten fahren mit Lenkung. Ein Exponat aus den 1930er Jahren.
Schlitten fahren mit Lenkung. Ein Exponat aus den 1930er Jahren.

Winterzeit – Schneezeit – Zeit für Wintersport. Vielleicht nicht immer im grauen Dortmund, aber auf jeden Fall im Sauerland. Schlitten, Ski und Kufen sorgen für Vergnügen in der kalten Jahreszeit. Die 15. Weihnachtsaustellung im Dortmunder Museum für Kunst-und Kulturgeschichte vom 21. November 2015 bis 31.Januar 2016 will mit dem Titel „Wintervergnügen“ auf die Kulturgeschichte des Wintersports aufmerksam machen. Thematisch passt sie also zur parallel laufenden „Westfalen-Ausstellung“.

Susanne Bauer, Kulturwissenschaftlerin und Kuratorin dieser Ausstellung erklärte: Drei Themen stehen im Mittelpunkt der Ausstellung: Skifahren, Schlittschuhlaufen und Schlittenfahren.“

Dabei wird den Besuchern die lange Tradition dieser „Wintervergnügen“ deutlich vor Augen gehalten. Seit über 5000 Jahren verwenden Menschen Skier als Fortbewegungsmittel, ebenso lange vermutlich benutzen sie Kufen, um über das Eis zu gleiten. Die frühesten Schlittschuhe waren Tierknochen, so wie die in Dortmund gefundenen Pferdeknochen. In einer Vitrine wird die Entwicklung bis zum hochmodernen Schlittschuh gezeigt.

Ein weitere Schwerpunkt sind Schlitten. In der Ausstellung sind beispielsweise Schlitten aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts zu sehen oder ein Schlitten mit Lenkung aus den 30er Jahren. Wer Lust hat, kann in einen modernen Zweierbob steigen.

Die Ausstellung ist geöffnet:

Di, Mi, Fr, So 10:00 – 17:00 Uhr

Do 10:00 – 20:00 Uhr

Sa 12:00 – 17:00 Uhr

Montag geschlossen


Eintritt
:

Erwachsene: 5 Euro, ermäßigt: 2,50 Euro

Besucherinnen und Besucher unter 18 Jahren zahlen keinen Eintritt

Begleitprogramm zur Weihnachtsausstellung „Wintervergnügen“

Öffentliche Führungen

So 22.11., 29.11., 13.12., 20.12., 27.12., 3.1., 17.1., 31.1.,

15.00 – 16.00 h

3 € zzgl. Eintritt

Kuratorenführung

So 6.12., 15.00 – 16.00 h

3 € zzgl. Eintritt

Salongeschichten zur Weihnachtsausstellung – Treff für ältere Menschen

Di 1.12., 14.30 – 16.30 h

10 € (inkl. Kaffee/Tee und Kuchen), Anmeldung unter 50-26028 oder info.mkk@stadtdo.de, Mindestteilnehmerzahl 10 Personen

Erzählcafé zur Weihnachtsausstellung

Sa 12.12., 15.00–16.30 h

Moderation: Marion Grob, WDR-Journalistin

Eintritt frei, Kaffee und Kuchen 5 €

Anmeldung erbeten unter Tel. (0231) 50-26028 oder info.mkk@stadtdo.de

Führungen und museumspädagogische Programme für Kindergärten und Schulen sind buchbar unter Tel. (0231) 50-26028 oder info.mkk@stadtdo.de.

Ausstellung mit dem Fensterblick

Die Künstlerin Marika Bergmann. Im Hintergrund ist ihr "Fensterbild 2549" zu sehen.
Die Künstlerin Marika Bergmann. Im Hintergrund ist ihr „Fensterbild 2549“ zu sehen.

Die Galerie Torhaus Rombergpark zeigt vom 22. November bis zum 13. Dezember 2015 die Ausstellung „Fensterbilder“ von Marika Bergmann. In ihren Fensterbildern geht der Blick von innen nach außen, er behält aber immer etwas beobachtendes.

Wie oft sehen wir eine Straßenbahn an uns vorbeirauschen. Kurz nehmen wir wahr, dass in der Bahn hinter den Fenstern Menschen sitzen, die aber schnell wieder aus unseren Augenwinkeln verschwunden sind. Doch in diesem Moment hat Bergmann auf den Auslöser gedrückt und präsentiert uns Fotos von Personen (natürlich mit Balken anonymisiert) die mit der Bahn fahren. Die meisten nutzen ihr Smartphone, vermutlich um der Langeweile, die die Fahrten mit sich bringen, zu entkommen.

Die Serie Phoenix wirkt wie analoge Fotografie aus den 60ern. Schwarz/Weiss umgeben von rostigem Stahl, der eine Reminiszenz an die Geschichtete des heutigen Phoenix-Sees ist, da dort früher ein Stahlwerk stand.

Die meisten Bilder wirken dokumentarisch, auch wenn manche wie beispielsweise die beiden Arbeiten „Wartende 1“ und „Wartende 2“ stark digital bearbeitet wurden. Eine Besonderheit in der Ausstellung ist das Tryptychon „Containing I, II, III“. Die drei Bilder bestehen aus einer Collage von Papierschnipseln, die in einem weiteren Schritt übermalt wurden. Ein sehr surreal wirkender Blick aus dem Atelier der Künstlerin in der Nordstadt.

Zu dieser Ausstellung gibt es zwei Sonderveranstaltungen:

1. Performance und Konzert

Sonntag, den 29.11.2015 von 15.00 – 17.00 Uhr

Reihe für Reihe wird die Grafik eines Fensters systematisch, wie durch einen Druckkopf von Marika Bergmann auf orange-farbenem Planenstoff ausgelegt. Es entsteht während der ca. eineinhalbstündigen Musikperformance aus Loops und Klangelementen über Gitarre und Verstärker der Gruppe [MULTER] ein »Fensterbild«.

Untergegangenes, Untergründiges und Unsichtbares – Allgegenwärtiges.

2. Lesung mit Klangperformance

Sonntag, den 06.12.2015 von 15.00 – 17.00 Uhr

Ein eineinhalbstündiger Wort- und Klangbeitrag. Die Künstlerin setzt mit ihren szenischen Kurzgeschichten aus dem U und der Dortmunder Nordstadt ein Pendant zu ihren Bildern. Eine Begegnung mit dem pensionierten Stahlarbeiter Dietrich, der frechen Göre aus der Nordstadt, gefährlichen Ameisen und der mitreißenden Bewegung von wallendem Bier in den modernen Lichtfenstern hoch oben am U. Der Betrachter der Ausstellung »Fensterbilder« erlebt mit der Autorin Marika Bergmann Geschichten und Klang-Stimmungen im Lese-Klang-Projekt von Marika Bergmann und [MULTER].

Musikbeschreibung: Ambient / Drone / Experimental

Instrumentierungsbeschreibung: Gitarre / Verstärker / Fieldrecordings / Synth / Modularsystem

Vorgestellte Anthologien:

Noch mehr Schoten – Neue Geschichten aus‘m Pott

Der Basilikumdrache – Phantastische Geschichten aus dem Ruhrgebiet

Infos: http://www.marikabergmann.de

Öffnungszeiten des Torhaus Rombergparks:

dienstags bis samstags 14 bis 18 Uhr

sonntags und feiertags 10 bis 18 Uhr.