50 Menschen verwandeln sich in ein Kunstwerk

Elmar Steinborn (Sparkasse Dortmund) und Rolf Dennemann (artscenico) freuen sich auf viele Besucher.
Elmar Steinborn (Sparkasse Dortmund) und Rolf Dennemann (artscenico) freuen sich auf viele Besucher.

Bereits in früheren Zeiten wurden bereits Menschen ausgestellt. Als „Freaks“ oder „Sonderlinge“. Vor hundert Jahren beispielsweise gab es „Negerdörfer“ im Fredenbaumpark, wo Ureinwohner der Deutschen Kolonien den gaffenden Zuschauern präsentiert wurde. In der Produktion von artscenico sind die Menschen aber keine Zoobewohner, sondern Teil eines Kunstwerkes, also Exponate. Zu sehen ist die Menschenausstellung am 31. Oktober um 20:30 Uhr und am 01. November um 18:00 Uhr in der Halle des Depots.

„Es ist leichter ein Museum zu eröffnen, als es am Laufen zu halten“, stellte Rolf Dennemann, der Kopf hinter artscenico fest. Denn wohin mit den Werken, wenn die Sammlung aus allen Nähten platzt? Dennemann präsentiert hier eine Lösungsmöglichkeit: Kunst mit lebendigen Menschen.

Was erwartet den Besucher an den beiden Tagen? Zunächst dürfen die Besucher nicht in den Innenraum, erst nach dem Aufmarsch der „Exponate“. Die Exponate stellen oder setzen sich in ihre Position und zu atmosphärischer Musik und passender Lichtstimmung dürfen die Besucher die Ausstellung betreten. Es ist keine Unterhaltung zwischen Besucher und Exponat gestattet. Die Exponate dürfen sich bewegen, denn „es ist kein Wachsfigurenkabinett“ (Dennemann), müssen aber in ihrem ausgewiesenen Bereich bleiben. Auf der Rückseite der Eintrittskarte sind Nummern angegeben. Wer eine Nummer ankreuzt, erhält ein Postkarten-Set „seines“ Exponates. Nach einer Stunde werden die Besucher wieder gebeten, in den Außenbereich zu gehen und die Exponate verlassen den Innenraum. Danach erst ist ein Gespräch zwischen Besucher und Exponate möglich.

Die 50 Menschen, die sich für diese Veranstaltung bereit erklärt haben, stammen überwiegend aus Dortmund, aber auch aus anderen Orten des Ruhrgebietes oder Köln. Mittels Aufrufe über Medien und Presse, aber auch durch Mund-zu-Mund-Propaganda hatten die Organisatoren die erforderliche Zahl von 50 Teilnehmern bereits im Mai erreicht. Die Teilnehmer sind aber kein Querschnitt der Bevölkerung.

Interessant wird der Ausstellungsbesuch sein, denn dann wird nicht mehr zu unterscheiden sein, wer Besucher und wer Exponat ist. Denn die Exponate sollten sich so kleiden und so gebärden, wie sie es gewöhnlicherweise auch tun. „Doe maar gewoon“, würde der Niederländer sagen. Das sei schwierig. „Authentisch sein, das gibt es eigentlich gar nicht“, erklärt Dennemann.

Der Eintritt beträgt € 10,00/7,00 (ermäßigt).

Demontage einer Familie

Heile Welt oder Familienhölle?  Zu sehen sind die Schauspieler (v.l.n.r.) Frank Genser, Bettina Lieder, Janine Kreß, Friederike Tiefenbacher und  Merle Wasmuth. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Heile Welt oder Familienhölle? Zu sehen sind die Schauspieler (v.l.n.r.) Frank Genser, Bettina Lieder, Janine Kreß, Friederike Tiefenbacher und
Merle Wasmuth. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Mit „Eine Familie. August: Osage County“ von Tracy Letts in der Regie von Sascha Hawemann zeigt das Schauspiel Dortmund das Drama um das Zerbrechen einer akademisch-künstlerischen Mittelstandsfamilie. Die Premiere ist am 24. Oktober 2014 um 19:30 Uhr.

Zur Geschichte: Violet und ihr Mann Beverly leben im Nirgendwo der USA. Violet ist unheilbar krebskrank und tablettensüchtig, während Beverly alkoholabhängig ist. Zur Unterstützung engagiert Beverly die südosteuropäische Pflegekraft Johnna, die aber von Violet abgelehnt wird. Dann verschwindet Beverly.

In ihrer Not ruft Violet ihre Töchter Barbara, Ivy und Karen mit deren Familien zu sich, um die Lage zu besprechen. Die wird noch schlimmer, als sich herausstellt, dass Beverly tot ist und vermutlich Selbstmord begangen hat. Die Frage, wer kümmert sich um Mutter, lässt alte Wunden und Verletzungen wieder aufreißen und sorgt für Selbstzerfleischung zwischen den Generationen.

In „Eine Familie“geht es nicht nur um die Diskussion zwischen „Individualität“ und „Familie“, sondern auch um die unterschiedlichen Werte von Generationen. So wirft Violet, jemand aus der 68er Generation, ihren Töchtern „Egoismus“ und „Nihilismus“ vor, während die drei Töchter, die in den 80ern groß geworden sind, kontern, dass es schwer sei in dieser Zeit. „Es gehe nur noch um ein neoliberales Überleben. Der innerste Kern der Gesellschaft, die Familie, funktioniert nicht mehr“, konstatiert Regisseur Hawemann.

In dieser Geschichte gibt es keine Guten und Bösen, alle haben Dreck am Stecken. „Wo keine Liebe war, entsteht auch keine Solidarität“, meint Hawemann. Jeder teilt aus, auch die Krankheit von Violet, der Mundhöhlenkrebs, ist nicht ohne Bedeutung, denn sie ist auch ein „Giftmaul“ und kann austeilen. Sie lebt nach dem Motto „Solange man um sich schlagen kann, lebt man.“ Wer kurz vor dem Sterben ist, dem sind Konventionen egal und muss auf „politische Korrektheit“ kein Wert mehr legen.

Der bulgarische Musiker Alexander Xell Dafov spielt live auf dem Akkordeon und der Gitarre, die Musik geht Richtung Balkan und Rock ’n‘ Roll.

Um allen Charakteren genügend Raum zu geben und sie nicht nur als Stichwortgeber zu benutzen, braucht man Zeit. Daher dauert das Stück drei Stunden.

Für die Premiere gibt es noch Restkarten.

Dämonbesuch bei Horrorfilmfans

Was auf diesem Streigen wohl drauf ist? Marian Karras (Björn Gabriel) und Gerd Friedeking (Ekkehard Freye) wollen es herausfinden. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Was auf diesem Streigen wohl drauf ist? Marian Karras (Björn Gabriel) und Gerd Friedeking (Ekkehard Freye) wollen es herausfinden. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Wenn der Geist von Linda Blair sich auf der Bühne materialisiert, geht dem Horrorfan das Herz auf. Dies wünscht sich zumindest Regisseur Jörg Buttgereit. Er lädt die Zuschauer in das Wohnzimmer von Horrorfan Gerd Friedeking (gespielt von Ekkehard Freye) ein, der sich mit seinem Freund Marian Karras (Björn Gabriel) zu einem Videoabend verabredet hat. Im Laufe des Abends, der Videofilm gerät komplett in den Hintergrund, befinden sich die beiden Nerds in ihrem eigenen Horrorfilm. Können sie ihrem eigenen Drama Dank ihres Detailwissens, das sich sich durch den stundenlangen Konsum diverser Horrorfilme erworben haben, in letzter Minute entkommen?

Als 1973 „Der Exorzist“ in die Kinos kam verstörte der Kampf von Gut und Böse, ausgetragen im Körper eines 12-jährigen Mädchens die Zuschauer extrem. Ohnmachtsanfälle, Herzattacken, das Gefühl selbst von einem Dämon besessen zu sein waren häufig auftretenden Reaktionen. In den 80iger Jahren beginnt die VHS Kassette ihren Siegeszug und ermöglicht Kinokassenschlager ins eigene Wohnzimmer zu holen, inklusive Horror, Splatter und Suspense, auch jenseits der Altersfreigaben. Die Trashfilme der 70iger und 80iger Jahre entstanden nach Meinung von Buttgereit aus einer Mischung aus Naivität, wenigen Mitteln und Unfähigkeit der Beteiligten: „Sie wollten etwas ganz Großes erschaffen, sind aber oft grandios gescheitert.“ Diese Unperfektheit versucht er auch in „Besessen“ zu zelebrieren.

„Besessen“ ist mittlerweile die fünfte Produktion von Buttgereit am Schauspiel Dortmund. Nach „Sexmonster/Green Frankenstein“, „Kannibale und Liebe“, „Der Elefantenmensch“ und „Nosferatu“ geht es hier um die Mutter aller Exorzistenfilme.

Türme von VHS Kassetten, ein originaler Super-8-Film mit der ersten Verkaufskopie des „Exorzisten“ aus dem Jahr 1980, das Titelbild des Spiegel zum Thema von 1974 und ein Filmplakat der deutschen Erstaufführung verdichten die „Besessenheit“ des Filmnerds Friedekind. Auch wenn der „Exorzist“ von damals fast ohne Blut auskommt, ganz ohne Splatteranleihen geht es wohl auch nicht, ungefähr ein Eimer Kunstblut wird pro Aufführung Verwendung finden.

Die Premiere am Freitag, den 23. Oktober ist ausverkauft. Weitere Vorstellungen gibt es am 30.Oktober, am 11. und 22. November.

Für die letzte Vorstellung von „Nosferatu“ am 13.November gibt es noch Karten.

„Nussknacker“ im quietschbunten Farbrausch

Gärtner und Blumen tanzen in Claras surrealer Traumwelt. (Foto: © Bettina Stöß).
Gärtner und Blumen tanzen in Claras surrealer Traumwelt. (Foto: © Bettina Stöß).

Ein Traum in bonbonfarbener Kinderbuch-Optik. Die Inszenierung von Choreograph Benjamin Millepied und das Bühnenbild samt Kostüme von Paul Cox boten alles, was man für ein wunderschönes Weihnachtsballett braucht: Bunte Kostüme, tolle Tänzer und natürlich Tschaikowskys Musik, live gespielt von den Dortmunder Philharmoniker. Ein Premierenbericht vom 18. Oktober 2015.

Der „Nussknacker“ ist vor allem durch die Musik von Tschaikowsky bekannt, das Ballett ist hierzulande im Gegensatz zu „Schwanensee“ oder „Dornröschen“ eher unbekannt. Schade eigentlich, denn Choreograph Benjamin Millepied präsentiert ein buntes und aufgefrischtes Ballett für große und kleine Kinder mit viel Humor.

Die Geschichte, basierend auf dem gleichnamigen Märchen von E.T.A. Hoffmann, handelt vom Mädchen Clara, dass sich auf den Weihnachtsabend und die Geschenke freut. Verwandte kommen vorbei, darunter auch Drosselmeier (Arsen Azatayan) mit seinem Neffen. Drosselmeier ist vernarrt in mechanisches Spielzeug und schenkt Clara einen Nussknacker, der bei Millepied eine Art Froschkönig ist. Clara schläft müde ein und plötzlich erwachen mechanische Mäuse samt Mäusekönig zum leben, gegen die der Nussknacker und seine Zinnsoldaten kämpft. Dank Claras Hilfe erfolgreich. Zur Belohnung entführt der Nussknacker, der sich als Drosselmeiers Neffe entpuppt, ins Reich der Zuckerfee. Dort beginnen Schokolade, Kaffee und Tee zu tanzen. Dieser surreale Traum endet mit Claras und Drosselmeiers Neffen Erwachen. War alles nur ein Traum?

Millepied und seine Mitstreiter verwandelten die Bühne in eine kunterbunte Landschaft. Kein Wunder, dass Cox auch als Kinderbuchillustrator arbeitet. Geometrische Figuren in klaren Farbtönen und dazu passende Kostüme. Im zweiten, surrealen Akt steht dann auch alles auf dem Kopf. Dazu lässt Millepied auch dem Humor genügend Platz. Wenn Großmutter (Barbara Melo Freire) und Großvater (Davide D’Elia) im ersten Akt zunächst tatterig die Bühne betreten, um dann nach kurzer Zeit einen flotten Tanz hinzulegen, ist das sehr witzig anzuschauen. Auch die Szene, als die Verwandtschaft betrunken tanzt, ist sehr gut gemacht. Ebenfalls der Tanz der mechanischen Figuren (Denise Chiarioni und Alysson de Rocha)

Die Krönung ist aber der Tanz der Lebkuchenmutter (Dana Wilkinson) im zweiten Akt. Sie muss österreichische Vorfahren haben, denn hier stand zur großen Freude des Publikums Conchita Wurst Pate.

Das Ballett wurde routiniert begleitet von den Dortmunder Philharmonikern unter der Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz.

Millepied hat jegliche Verstaubtheit aus dem „Nussknacker“ entfernt und dem Ballett neue Ideen eingehaucht. Kein Platz für Kitsch oder ähnliches. Dafür kann man als Kritikpunkt ansetzen, dass aus der „Coming-of-age“ Geschichte von Hoffmann nur das Kindliche übrigbleibt. Erotik hat hier definitiv keinen Platz. Dennoch: Die Gelegenheit, dieses Ballett wieder neu für sich zu entdecken, sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen.

Eindrucksvolle getanzte Bilder

Boris Eifman zauberte beindruckende Bilder auf die Bühne. (Foto: © Boris Eifman Ballet)
Boris Eifman zauberte beindruckende Bilder auf die Bühne. (Foto: © Boris Eifman Ballet)

Erstaunlich, dass sich das Ballett nicht schon früher mit der Bildhauerei auseinandergesetzt hat, denn bei beiden geht es auch um das künstlerische Bild des Menschen. Sei es aus Stein gehauen oder getanzt. Der russische Choreograf Boris Eifman setzte 2011 dem französischen Bildhauer Auguste Rodin und seiner Geliebten und Muse Camille Claudel mit „Rodin“ ein tänzerisches Denkmal. Zu sehen war es am 11. Oktober 2015 in Dortmund.

Kraftvolle Bilder, starke Tänzer, effektvolles Licht und die französische Musik von Ravel, Saint-Saens oder Massenet: Alle Zutaten waren vorhanden, um einen gelungenen Ballettabend zu feiern. Doch eigentlich hätte das Ballett auch „Claudel“ oder zumindest „Rodin und Claudel“ heißen können, denn im Mittelpunkt stand die nicht immer ganz einfache Beziehung zwischen dem Bildhauer und seiner Muse, die auch seine Geliebte wurde.

Schon der Beginn war beeindruckend: Aus einer Reihe von tanzenden Schülerinnen nimmt sich Rodin ausgerechnet Camille zur Lieblingsschülerin. Ein erster Kampf zwischen den beiden zeigt auch gleich die Richtung an: Einfach wird hier nichts. Denn Rodin ist fest mit seiner Lebensgefährtin Rose Beuret verbunden. Diese Beziehung ist zwar langweilig, Eifman zeichnet die häuslichen Szenen in monochromen Licht, es herrscht quasi eine Art Sprachlosigkeit, während es mit Camille deutlich farbenfroher abgeht.

Was wichtig ist: Eifmann lässt auch Raum für Humor und Slapstik. In Rodins Atelier toben sich seiner Mitarbeiter und seine Modelle aus, bis der Meister Ruhe und Ordnung hineinbringt.
Auch sehr humorvoll ist die „Kritikermeute“ choreografiert, die in ihre roten Mäppchen fleißig hineinschrieben und Rodin somit zu einem Superstar machen. Die Kritiker haben noch ein zweiten, tragischen Auftritt, als sie die Arbeiten von Camille verreißen.
Der hoher Preis, den ein Künstlergenie zahlen muss, wird hier schonungslos offen gelegt.

Sehr eindrucksvoll ist das Solo von Camille, bei dem durch Licht und merkwürdigen Geräuschen die Anfänge ihrer psychischen Erkrankung vorweggenommen wird. Auch der Kampf der beiden Frauen um Rodin gegen Ende des Stückes, als Camille erkennen muss, dass es mit Rodin und ihr nichts wird, ist sehr berührend. Erschreckend und bedrohlich wirkt Camilles Verhaftung und Abtransport in eine psychiatrische Klinik, aus der sie nicht mehr herauskommt. In das Dunkel von Camilles Wohnung dringt eine mit Taschenlampen bewaffnete Gruppe von Männern hinein und nimmt sie fest.

Das Stück ist eine ideale Ergänzung zu den Handlungsballetten von Ballettdirektor Xin Peng Wang und es ist schade, dass es nur am 11. Oktober Tag gespielt wurde.

Klare Strukturen mit Brüchen

Zwei Beispiele von Arbeiten von Monika Pfeiffer. Das Bild links heißt "Kariert" (Mischtechnik auf Leinwand, 60x60 ) und rechts "Ohne Titel" (Mischtechnik auf Leinwand, 60x60).
Zwei Beispiele von Arbeiten von Monika Pfeiffer. Das Bild links heißt „Kariert“ (Mischtechnik auf Leinwand, 60×60 ) und rechts „Ohne Titel“ (Mischtechnik auf Leinwand, 60×60).

Deutliche Linien und Streifen. Ihr Fach Mathematik, das Monika Pfeiffer neben Kunst auf Lehramt studiert hat, lässt sie in ihren Bildern nicht los. Das ist sehr gut in ihrer Ausstellung „Neue Arbeiten“ in der Artothek der Stadt- und Landesbibliothek zu sehen, in der sie 22 Bilder präsentiert.

Die Bilder von Monika Pfeiffer sind abstrakt, besitzen aber eine gewisse Ordnung. „Ich liebe die klaren Strukturen“, erklärt die Künstlerin. „Ich fange zwar wild an“, aber irgendwann wird es ordentlich. Diese klaren Strukturen äußern sich einerseits in den Streifen und klar abgegrenzten Flächen, andererseits wirken die Farben fast monochrom, weil Pfeiffer mit sehr feinen Farbunterschieden arbeitet. Die Arbeiten wirken wie mit einem Koordinatensystem geeicht, denn manche geometrischen Figuren kann die Künstlerin gar nicht leiden. „Es fehlen Kreise, weil die mich nerven. Es muss ruhig sein.“

Dennoch gibt es Brüche in ihren Arbeiten. „Brüche mag ich sehr, sonst wird es langweilig“, so Pfeiffer. Dann wird die Ordnung durchbrochen, Streifen lösen sich auf und die Arbeiten werden wieder etwas freier. Das ist sehr gut in ihren Papierarbeiten zu sehen. Die Ausstellung wird noch bis zum 10. November 2015 in der Artothek gezeigt.

Die Artothek hat Dienstag und Freitag von 10 bis 19 Uhr geöffnet.

Museum entdecken mit Flux, dem Fuchs

weltendecker_03Das Museum Ostwall bietet jetzt für drei- bis vierjährige Kinder eine fünffteilige Workshopreihe. Das Modellprojekt „Weltentdecker und Farbmischer“ wurde über zwei Jahre lang zusammen mit dem Familienzentrum Lange Straße erprobt. Jetzt können Kitas in ganz Dortmund sich für diese Workshopreihe anmelden.

Wie verhält man sich im Museum? Darf man die Kunstwerke anfassen? Beim Projekt „Weltentdecker und Farbmischer“ sollen die Kinder neue Wege der Kunstvermittlung erfahren. Kunst wird hier spielerisch und altersgerecht nähergebracht. „Die Kinder sollen den Museumsraum entdecken“, so Regina Selter, die stellvertretende Leiterin des Museum Ostwall. „sie wollen anfassen, aber das stehen die Museumsregeln entgegen.“ Um den Kindern spielerisch die Museumsregeln beizubringen, durften die jungen Besucher den Museumsraum abmessen, Handlungsanweisungen von Fluxus-Künstlern wurden auf kindgerechte Sprache heruntergebrochen.

Doch Kinder brauchen auch eine emotionale Komponente. Die bietet die Handpuppe Flux, der Fuchs. „Er ist vorsichtig, schlau und hat Entdeckerqualitäten“, charakterisiert Selter Flux.

Welche Erfahrungen wurden in der Probephase gemacht? Wilhelm Klein, der Leiter des FABIDO Familienzentrums Lange Straße, erzählt: „Die jungen Kinder sind sehr offen, sie entdecken selbst das Museum und waren sehr regelbewusst.“ Die Kinder tragen ihre Begeisterung für das Museum auch in die Familien und sorgen dafür, dass auch die Eltern ins Museum gehen.

Für Kita-Einrichtungen, die an der Workshopreihe interessiert sind, können sich unter 50-2 52 36 oder per E-Mail unter mo.bildung@stadtdo.de melden.

Der Einführungsworkshop ist obligatorisch, danach kann aus vier Fluxus-Kursen und vier Farb-Kursen eine Reihe aus vier Kursen individuell zusammengestellt werden. Jeder Workshop dauert zwei Stunden und ist für eine Gruppengröße von sechs Kindern konzipiert.

Visitenkartenbücher als Kunstobjekte

Bärbel Thier-Jaspert, die ein Atelier im Depot hat, mit einigen Ausstellungsstücken.
Bärbel Thier-Jaspert, die ein Atelier im Depot hat, mit einigen Ausstellungsstücken.

Bärbel Thier-Jaspert hat eine Leidenschaft: Visitenkartenbücher, die sie von Künstlern und anderen Menschen zwischen 6 und 86 Jahren gestalten lässt. Unter dem Titel „… was das herz begehrt“ zeigt die Galerie Dieter Fischer vom 02. bis 18. Oktober 2015 die gesammelten Werke von Thier-Jaspert.

Es ist sehr spannend zu sehen, wie unterschiedlich Künstlerinnen und Künstler an die Aufgabe herangegangen sind: Diejenigen, die mitmachen wollten, erhielten ein kleines Büchlein für Visitenkarten und konnten es gestalten. „Die meisten haben den Innenteil bearbeitet, mache auch die Außenseiten“, erzählt Thier-Jaspert.

So sind kleine Daumenkinos entstanden, manche haben Erinnerungsstücke in den kleinen Plastiktaschen. Natürlich sind die aufwändig gestalteten Bücher die auffälligsten. Eines besteht innen komplett aus einem Fell, bei einem anderen sind Handschuhe darüber gestülpt.

Seit 2009 beschäftigt sich Thier-Jaspert schon mit diesem Thema und hat bereits über 60 Expemplare, nicht nur von Künstlerinnen und Künstlern gesammelt. Eine Besonderheit gibt es noch bei dieser Ausstellung: Bei den Exponaten steht nur eine Nummer dran. Daher wissen die Besucher nicht, wer ein bestimmtes Visitenkartenbuch gestaltet hat.

Die Galerie Dieter Fischer im Depot Dortmund hat geöffnet von Donnerstag bis Sonntag von 17 bis 20 Uhr.

Zeitgenössisches zwischen zwei Romantikern

Was lange währt, wird endlich gut. Nachdem das vierte Kammerkonzert mit den Holzbläsern in der vergangenen Spielzeit ausgefallen ist, wurde das Konzert am 28. September 2015 nachgeholt. Zwischenzeitlich gab es eine Programm- und eine Besetzungsänderung. Für Frauke Hansen spielte Christine Stemmler und anstelle des Quintetts von Pavel Haas erklangen die sechs Bagatellen von György Ligeti.

Das Bläserquintett war ein Ruhrgebiets-Quintett. Bettina Geiger (Flöte), Jan Golebiowski (Horn) und Minori Tschuchiyama (Fagott) spielen alle bei den Dortmunder Philharmonikern. Anke Eilhardt (Oboe) bei den Bochumer Symphonikern und Frauke Hansen ist stellvertretende Soloklarinettistin beim Philharmonischen Orchester Hagen.

Zum Start spielten die Musiker die Ouvertüre zu „Wilhelm Tell“ von Gioacchino Rossini. Dass die Ouvertüre inzwischen bekannter ist als die Oper selbst, liegt vor allem an dem sehr bekannten „Reitermotiv“ gegen Ende des Stückes. Zuerst war es etwas ungewöhnlich, die Musik statt von einem Orchester von nur fünf Musikern zu hören, aber die Bearbeitung, die unter anderem auch von Eilhardt erstellt wurde, macht einen sehr guten Höreindruck.

Astor Piazzolla (1921-1992) war einer der bekanntesten Tango-Komponisten und sein „Tango Ballet“ ist nicht auf den Tanz ausgerichtet, sondern mehr auf das Zuhören. Dennoch war der Tango in jedem der fünf Sätze deutlich herauszuhören. Auch wenn das typische Tangoinstrument, das Bandoneon, fehlte, das „Tango Ballet“ war luftig und leicht.

Die „sechs Bagatellen für Bläserquintett“ stammten aus der Frühzeit von Ligetis Kompositionsschaffen, sie sind eine Hommage an Bartók und Stravinsky. Die Bagatellen sind vermutlich mit einigem Humor geschrieben, die bei den Ausführenden und den Zuhörern ankam.

Nach der Pause erlebten die Besucher eine deutsche Erstaufführung. Die Musiker präsentierten das Stück „Directions“ des ungarischen Komponisten Adam Vilagi, der beim Konzert anwesend war. Das viersätzige Werk besteht aus Elementen, bei denen die Musiker durch Klopfen oder Pusten Geräusche machen und musikalischen Abschnitten. Der dritte Satz „Shadows“ sorgt ein wenig für gruselige Stimmung und erinnert an Musik für einen Thriller oder ähnliches.

Nach so viel zeitgenössischer Musik war es wieder Zeit für ein spätromantisches Werk. Taffanels Bläserquintett im g-Moll war der idealer Abschluss eines gelungenen Abends mit gut aufgelegten Musikern und einer äußerst spannenden Programmauswahl.