Visitenkartenbücher als Kunstobjekte

Bärbel Thier-Jaspert, die ein Atelier im Depot hat, mit einigen Ausstellungsstücken.
Bärbel Thier-Jaspert, die ein Atelier im Depot hat, mit einigen Ausstellungsstücken.

Bärbel Thier-Jaspert hat eine Leidenschaft: Visitenkartenbücher, die sie von Künstlern und anderen Menschen zwischen 6 und 86 Jahren gestalten lässt. Unter dem Titel „… was das herz begehrt“ zeigt die Galerie Dieter Fischer vom 02. bis 18. Oktober 2015 die gesammelten Werke von Thier-Jaspert.

Es ist sehr spannend zu sehen, wie unterschiedlich Künstlerinnen und Künstler an die Aufgabe herangegangen sind: Diejenigen, die mitmachen wollten, erhielten ein kleines Büchlein für Visitenkarten und konnten es gestalten. „Die meisten haben den Innenteil bearbeitet, mache auch die Außenseiten“, erzählt Thier-Jaspert.

So sind kleine Daumenkinos entstanden, manche haben Erinnerungsstücke in den kleinen Plastiktaschen. Natürlich sind die aufwändig gestalteten Bücher die auffälligsten. Eines besteht innen komplett aus einem Fell, bei einem anderen sind Handschuhe darüber gestülpt.

Seit 2009 beschäftigt sich Thier-Jaspert schon mit diesem Thema und hat bereits über 60 Expemplare, nicht nur von Künstlerinnen und Künstlern gesammelt. Eine Besonderheit gibt es noch bei dieser Ausstellung: Bei den Exponaten steht nur eine Nummer dran. Daher wissen die Besucher nicht, wer ein bestimmtes Visitenkartenbuch gestaltet hat.

Die Galerie Dieter Fischer im Depot Dortmund hat geöffnet von Donnerstag bis Sonntag von 17 bis 20 Uhr.




Zeitgenössisches zwischen zwei Romantikern

Was lange währt, wird endlich gut. Nachdem das vierte Kammerkonzert mit den Holzbläsern in der vergangenen Spielzeit ausgefallen ist, wurde das Konzert am 28. September 2015 nachgeholt. Zwischenzeitlich gab es eine Programm- und eine Besetzungsänderung. Für Frauke Hansen spielte Christine Stemmler und anstelle des Quintetts von Pavel Haas erklangen die sechs Bagatellen von György Ligeti.

Das Bläserquintett war ein Ruhrgebiets-Quintett. Bettina Geiger (Flöte), Jan Golebiowski (Horn) und Minori Tschuchiyama (Fagott) spielen alle bei den Dortmunder Philharmonikern. Anke Eilhardt (Oboe) bei den Bochumer Symphonikern und Frauke Hansen ist stellvertretende Soloklarinettistin beim Philharmonischen Orchester Hagen.

Zum Start spielten die Musiker die Ouvertüre zu „Wilhelm Tell“ von Gioacchino Rossini. Dass die Ouvertüre inzwischen bekannter ist als die Oper selbst, liegt vor allem an dem sehr bekannten „Reitermotiv“ gegen Ende des Stückes. Zuerst war es etwas ungewöhnlich, die Musik statt von einem Orchester von nur fünf Musikern zu hören, aber die Bearbeitung, die unter anderem auch von Eilhardt erstellt wurde, macht einen sehr guten Höreindruck.

Astor Piazzolla (1921-1992) war einer der bekanntesten Tango-Komponisten und sein „Tango Ballet“ ist nicht auf den Tanz ausgerichtet, sondern mehr auf das Zuhören. Dennoch war der Tango in jedem der fünf Sätze deutlich herauszuhören. Auch wenn das typische Tangoinstrument, das Bandoneon, fehlte, das „Tango Ballet“ war luftig und leicht.

Die „sechs Bagatellen für Bläserquintett“ stammten aus der Frühzeit von Ligetis Kompositionsschaffen, sie sind eine Hommage an Bartók und Stravinsky. Die Bagatellen sind vermutlich mit einigem Humor geschrieben, die bei den Ausführenden und den Zuhörern ankam.

Nach der Pause erlebten die Besucher eine deutsche Erstaufführung. Die Musiker präsentierten das Stück „Directions“ des ungarischen Komponisten Adam Vilagi, der beim Konzert anwesend war. Das viersätzige Werk besteht aus Elementen, bei denen die Musiker durch Klopfen oder Pusten Geräusche machen und musikalischen Abschnitten. Der dritte Satz „Shadows“ sorgt ein wenig für gruselige Stimmung und erinnert an Musik für einen Thriller oder ähnliches.

Nach so viel zeitgenössischer Musik war es wieder Zeit für ein spätromantisches Werk. Taffanels Bläserquintett im g-Moll war der idealer Abschluss eines gelungenen Abends mit gut aufgelegten Musikern und einer äußerst spannenden Programmauswahl.