Hunak baut Brücke zur arabischen Kultur

Der Graffitti-Künstler Yazan Halwani wird an der Münsterstraße mit Dortmunder Schülerinnen und Schüler ein Wandbild kreieren. (Foto: © Yazan Halwani)
Der Graffitti-Künstler Yazan Halwani wird an der Münsterstraße mit Dortmunder Schülerinnen und Schüler ein Wandbild kreieren. (Foto: © Yazan Halwani)

Die arabische Welt ist im Wandel. Krisen, Revolutionen, Flucht sind nur drei Schlagworte, die uns betreffen. Doch Arabien ist kein geschlossener Block. Es gibt es politische und ästhetische Unterschiede. Das Festival „Hunak“ vom 24. September bis zum 04. Oktober 2015 möchte Akteure aus dem arabischen Raum und lokale Künstlerinnen und Künstler zusammenbringen. Jenseits von arabischer Folklore.

Die arabische Welt hat schon Einzug gehalten in Dortmund. Auch jenseits von Couscous und Bauchtanz. Vor allem in der Dortmunder Nordstadt prallen die verschiedenen Kulturen aufeinander. So ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Spielorte in der Nordstadt beheimatet sind. Aber auch das Dortmunder Schauspielhaus beteiligt sich an dem Festival.

Einen großen Schwerpunkt legt „Hunak“ auf das Filmprogramm. Das „Roxy“ an der Münsterstraße zeigt elf Filme, vom Kinderfilm „Azur wa Asmar“ am 27. September um 14 Uhr bis hin zu libanesischen Avantgardefilmen am 03. Oktober um 21 Uhr. Im „Roxy“ findet am 24. September um 18 Uhr auch die Eröffnung des Festivals statt.

Das Theater im Depot präsentiert die szenische Lesung „Kairo, 11. Februar“ mit Rolf Dennemann am 29. September um 19 Uhr und den Vortrag „One more image to see“ mit Adania Shibli am 01. Oktober um 19 Uhr.

Das Schauspiel Dortmund zeigt die Tanzperformance „Cairography“ am 30. September um 19:30 Uhr und den Vortrag/Film mit Iris Neidhardt über deutsch-arabische Zusammenarbeit im Film am 03. Oktober um 18 Uhr.

Als optisches Highlight wird Adolf Winkelmann die fliegenden Bilder am Dortmunder U mit Ideen des Grafikers Fadi Abdelnour ergänzen, so dass auch arabische Schriftzeichen zum Wahrzeichen der Stadt gehören werden.

Auch eine Zusammenarbeit mit Dortmunder Schülerinnen und Schüler bereichert das Festival. 30 Schüler der Anne-Frank-Schule werden in Zusammenarbeit mit dem Graffitti-Künstler Yazan Halwani eine Wand an der Ecke Münsterstraße/Westhoffstraße gestalten. Am 26. September um 17:30 Uhr wird es im Kulturort „Export 33“, an der Speicherstraße 33, ein Gespräch mit dem Künstler geben.

Das gesamte Programm findet sich online als PDF auf der Seite http://www.zaknrw.de/assets/uploads/150915_ZAK_Hunak_Programmheft.pdf.

Organisiert wird das Festival „Hunak“ von der Zukunftsakademie NRW (www.zaknrw.de) und unterstützt vom Kulturbüro der Stadt Dortmund und dem Goethe Institut.

Einfach nur politisches Theater

Asche zu Asche: (v.l.n.r.) Sebastian Kuschmann, Uwe Schmieder, Björn Gabriel und Christoph Jöde. (Foto: © Nick Jaussi)
Asche zu Asche: (v.l.n.r.) Sebastian Kuschmann, Uwe Schmieder, Björn Gabriel und Christoph Jöde. (Foto: © Nick Jaussi)

Die PR-Maschine kreiste und gebar ein politisches Stück über Zeitreisende. Was wurde im Vorfeld nicht alles zu „2099“ vom Zentrum für politische Schönheit berichtet. Bei den durchaus spektakulären Aktionen des Künstlerkollektivs in der Vergangenheit eilte ihnen natürlich ein Ruf voraus. Sie wollten ein Leopardenbaby töten und steckten angeblich hinter dem Diebstahl von Affen aus dem Dortmunder Zoo. Ja, die Drohung ist aber nicht neu: Schon vor dreißig Jahren erschienen Zeitungsanzeigen mit dem Spruch „Wenn Sie diese Zeitschrift nicht abonnieren, erschießen wir diesen Hund“, versehen mit einer Zeichnung eines niedlichen Hundes, auf dem eine Pistole gerichtet war.

Nun haben sich in die Zeiten geändert und im Web 2.0 trifft man durchaus auf Gestalten, die alles glauben, was ihnen erzählt wird oder die einfach berufsempört sind. So sorgte die Ankündigung, das Leopardenbaby „Raja“ zu erschießen, für den erhofften Wirbel bei Funk und Fernsehen, aber aufgebrachte Tierschützer wurden bei der Premiere am 19. September 2015 im Schauspielhaus Dortmund nicht gesichtet.

Das was auf der Bühne zu sehen war, war politisches Theater, keine Aktionskunst, keine toten Tiere, einfach politisches Theater. Eines muss man aber festhalten. Die Schauspieler, namentlich Björn Gabriel, Christoph Jöde, Sebastian Kuschmann und Uwe Schmieder machten einen sehr guten Job. Schmieder, der gleich zu Beginn die Besucher auf dem Theatervorplatz mit einer feurigen Rede auf das kommende Stück einschwor, war in seinem Element. Kuschmann, der seine dynamische Rolle als Gejagter in der „Die Show“ mitnahm, war genauso beeindruckend wie Christoph Jöde, den die Zuschauer mal wieder auf der Dortmunder Bühne sehen konnten. Selbstverständlich fügte sich auch Björn Gabriel in das Quartett der „Zeitreisenden“ ein. Die vier Schauspieler schafften es oft, das Publikum in den bequemen Sitzen, spüren zu lassen, welche Folgen ihre moralische Inkonsequenzen hat. Zusatzlich waren auch einige dokumentarische Bewegtbilder aus Aleppo zu sehen.

Was war „2099“ denn genau? Eine Stück über Zeitreisende, die aus dem Jahr 2099 zu uns kommen, um uns unsere Moral und unsere Untätigkeit um die Ohren zu hauen. Zeitreisen! Ok, das war bei „Zurück in die Zukunft“ amüsant, aber ansonsten stolpert man über Logiklöcher. Stichwort „Großvaterparadoxon“. Die spannende Frage ist ja, hätte man den Attentäter von Sarajevo vorher ermordet, wäre uns dann der Erste Weltkrieg und seine Folgen erspart geblieben? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Der Erste Weltkrieg hätte bereits 1912 währen der Marokko-Krise ausbrechen können oder zehn Jahre später, wenn die Technologie des Krieg noch weiter verfeinert worden wäre. Die grundsätzliche Problematik von Vielvölkerstaaten und ungebremstem Imperialismus wäre irgendwann sowieso hochgegangen, da bin ich mir sicher. Außerdem würden wir ohne die Folgen der beiden Weltkriege aller Wahrscheinlichkeit nicht existieren, denn welche Familiengeschichte ist von den Katastrophen des 20. Jahrhunderts verschont geblieben. Hätte Ihr Großvater Ihre Großmutter kennengelernt? Oder Ihr Vater Ihre Mutter?

Im Laufe des Stückes wird gefragt, wo wir denn waren in Bosnien oder in Ruanda. Ruanda ist ein schönes Beispiel. Gehört zu unserem Maximen nicht „Souveränität der Völker“ und „Nichteinmischung in innere Angelegenheiten“? Ist Ruanda nicht stolz darauf, frei und unabhängig zu sein?

Man muss etwas tun, richtig. Den syrischen Flüchtlingen Teddybärchen und etwas zu trinken zu geben, ist eine wichtige humanitäre Geste, aber sie löst das generelle Problem nicht. Denn die Fassbomben, die eine prominente Rolle in den Stück hatten, fallen weiterhin auf Aleppo. Auch der IS mordet weitgehend ungestört weiter. Wer Fassbomben verhindern will, müsste beispielsweise eine Überflugverbotszone schaffen. Die muss er aber auch durchsetzen, denn sonst ist das ein zahnloses Instrument. Und durchsetzen heißt, den Helikopter abschießen mit allen Konsequenzen, die folgen. Auch bei der IS helfen keine Gebete oder Kerzen. Hier hatte der große Charlie Chaplin in seiner bekannten Schlussrede in „Der große Diktator“ auch schon die Antwort gegeben: „Soldaten! Kämpft nicht für die Sklaverei! Kämpft für die Freiheit![…]Lasst uns kämpfen für eine neue Welt“. Über die Konsequenzen einer militärischen Lösung sollten wir uns aber alle im Klaren sein. Darüber hinaus müsste hinterfragt werden, wer diese Mörderbanden finanziert. Geld regiert die Welt. Die Antwort könnte durchaus unangenehm sein, vor allem wenn es Länder treffen sollte, mit denen wir vielleicht gute Waffengeschäfte machen.

Der Kern des Stückes ist gut und gehört erzählt. Das können die vier Schauspieler auf der Bühne wirklich eindrucksvoll. Wegen Schmieder, Jöde, Kuschmann und Gabriel lohnt es sich, das Stück anzusehen. Über das ganze Vorgeplänkel würde ein Ruhrpottler sagen: „Watt’n Hallas“ oder Shakespeare „Viel Lärm um Nichts“.

Weitere Termine: Do, 01. Oktober 2015, So, 18. Oktober 2015, So, 25. Oktober 2015, Mi, 28. Oktober 2015, Sa, 07. November 2015, Fr, 13. November 2015, Fr, 08. Januar 2016 und Mi, 13. Januar 2016. Karten unter www.theaterdo.de

Wenn der Essensmann zwei Mal klingelt

Harald Wontorraczewski (Thomas Kemper) beim Vorstellungsgespräch. Probenfoto! (Foto: © Olaf Reitz)
Harald Wontorraczewski (Thomas Kemper) beim Vorstellungsgespräch. Probenfoto! (Foto: © Olaf Reitz)

Ok, die Begeisterung wie bei einem bekannten Schuhlieferanten wird der Essensauslieferer Holger Wontorraczewski (HaWe) von „Culinaritas“ wohl nicht bekommen. Doch der Umgang mit den Kunden des „Essens auf Rädern“-Dienstes sorgt für skurrile Situationen. Aber in den lustigsten Situationen steckt oft ein trauriger Kern. Das Stück zeigte Thomas Kemper als Ex-Koch Holger in absoluter Hochform. Ein Premierenbericht vom 18. September 2015.

Eine Besonderheit hatte das Stück „Culinaritas – Essen auf Rädern“ schon von der Konzeption her: Es war wie eine Serie angelegt. So gab es eine Pilotfolge, danach folgten drei Folgen der ersten Staffel, den Schlusspunkt machte das Finale mit entsprechendem Cliffhanger.

Trotz vieler lustiger Elemente ist „Culinaritas“ kein reines Schenkelklopfer-Theater. Molly Müller (alias Jule Vollmer) packte in das Stück einige aktuelle Bezüge. So thematisierte das Stück schon zu Beginn die Frage um „ältere Arbeitslose“, denn der ehemalige Koch und Restaurantbesitzer HaWe ist weit über 50 Jahre alt. Schon das Bewerbungsgespräch zeigt die gängigen Klischees, die jeder Bewerber schon einmal kennengelernt hat. Die Chefin ist uninformiert („erzählen Sie mal von sich, bis ich ihre Unterlagen durchgesehen habe“), gibt sich keine Mühe, seinen Namen richtig auszusprechen und will den Bewerber schnell loswerden. Seine Chefin Hedwig Liebermann (Jule Vollmer) ist da zunächst keine Ausnahme. Erst in einem Test mit dem menschenscheuen Herrn Stöhr (Jörg Hentschel) rettet sich HaWe in die Probezeit. Eine Besonderheit hat „Culinaritas“ noch zu bieten: Hier kann der Kunde nämlich zu seinem Essen auch Gesprächszeit dazubuchen.

Der erste Tag konfrontiert ihn mit besonders skurrilen, aber auch traurigen Schicksalen seiner Kunden. Der erste Kunde versucht seine Trauer um seine Frau mit angeblichen Gebrechen (u.a. Blindheit) zu überspielen, seine zweite Kundin, Frau Lumière, zerfließt in ihrem Selbstmitleid, weil sie findet, dass ihre Schönheit verwelkt ist. Beim dritten Kunden trifft HaWe auf ein frisch verheiratetes Paar, dass sich vor kurzem erst beim AWO-Tanzabend kennengelernt hatte.

Einsamkeit, Melancholie und Liebe im Alter werden in diesem Stück angesprochen und von HaWe mit seiner Menschenkenntnis und Lebensweisheit kommentiert. Wunderbar, Jule Vollmer und Jörg Hentschel beim „erotischen“ Tango-Tanz zuzuschauen.

Auch wenn Jule Vollmer und Jörg Hentschel mehrere Rollen übernehmen, ist das Stück Thomas Kemper auf den Leib geschrieben. Von seiner Verzweiflung als Bewerber, bis hin zu den Begegnungen mit den Kunden, es war ein großer Spaß, seiner Figur dabei zuzusehen, am ersten Tag im Job ja nichts falsch zu machen.

Ein großer Spaß mit ernsten Hintergrund. Es wäre schön, wenn es irgendwann einmal auch eine zweite Staffel gibt. Wer noch die erste Staffel erleben möchte, der muss am 04. Oktober (18 Uhr), am 08. November (18 Uhr) oder am 19. November (20 Uhr) ins Depot Dortmund.

Mit Geschick und Witz ans Ziel

Der erste Versuch, den Kapitän Funny Bone zu überlisten, schlägt fehl.  (v.l.n.r.) Boshana Milkov (Isabella), Xiaoka Hu (Lindoro), Maximilian Haschemi (Funny Bone) und Marvin Zobel (Taddeo) Foto ©Anke Sundermeier / Stage Picture GmbH.
Der erste Versuch, den Kapitän Funny Bone zu überlisten, schlägt fehl. (v.l.n.r.) Boshana Milkov (Isabella), Xiaoka Hu (Lindoro), Maximilian Haschemi (Funny Bone) und Marvin Zobel (Taddeo)
Foto ©Anke Sundermeier / Stage Picture GmbH.

Nach dem „Kleinen Barbier“ 2014 brachte die Junge Oper Dortmund mit der Premiere von „Piraten fluchen nicht“(ab 5 Jahren) am 20. September 2015 abermals eine Kinderoper nach einer Vorlage von Gioacchino Rossini auf ihre kleine Bühne. Johann Casimir Eule und Wiebke Hetmanek verlegten die Handlung von Rossinis „Die Italienerin in Algier“ (Uraufführung 1813) unter der Regie von Ronny Jakubaschk kurzerhand auf ein Piratenschiff. Das Piratenthema war wunderbar gewählt, denn am 19. September wird der „Sprich-wie-ein-Pirat-Tag“ gefeiert.

Das Bühnenbild von Vera Koch entführte das junge und jung gebliebene Publikum mit seinem Piratenschiff-Ambiente in eine Welt à la „Fluch der Karibik“. Mit Rutsche, Ausguck mit Piratenflagge, Schifferklavier, Kajüte und drei Öffnungen mit Rettungsringen. Ein Fahrradreifen diente als Steuer und vor der Bühne befanden sich stilisierte Wellen aus Pappe. Auch die Kostüme waren liebevoll ausgesucht. So war Lindoro, der Plankenputzer auf dem Schiff, mit allerlei Putzlappen und Bürsten ausgestattet und der Kapitän trug ein Piratenhut aus einem Nudelsieb. Vielleicht eine Referenz an die „Pastafarianer“, die auch einen starken Piratenbezug haben.

In einem kleinen Orchestergraben befanden sich eine kleine Abordnung der Dortmunder Philharmoniker mit zwei Blasinstrumenten , zwei Streichinstrumenten sowie einem Klavier unter der Leitung von Ingo Martin Stadtmüller. Sie brachten die Musik von Rossini mit viel Gefühl und passend zum Geschehen dar.

Zum Inhalt der Geschichte

Der gefürchtete Piratenkapitän Funny Bone (Maximilian Haschemi) ist zwar Herr der Meere, aber leidet auch seit über 500 Jahren unter einem Fluch. Er muss ständig Fluchen. Er wäre jedoch gerne ein Gentleman, zumal die junge Isabella (Boshana Milkov) zusammen mit ihrem Onkel Taddeo (Marvin Zobel) auf seinem Schiff stranden. Sie suchen Isabellas Verlobten Lindoro (Xiaoke Hu), der als Plankenputzer auf dem Piratenschiff mit Hilfe von Seemann Haly (Hendrik Schörmann), dem Vertrauten von Kapitän Funny Bone, gefangen gehalten wird. Da mit dem Kapitän nicht zu Spaßen ist, müssen die „lausigen Landratten“ schon viel Geschick und List anwenden, um die geplante Piratenhochzeit zu verhindern und den Piratenkapitän von seinem Fluch zu befreien…

Die Sängerin und Die Sänger zeichneten sich neben guten Stimmen durch viel Spaß am Spiel und Humor aus. Schon zu Beginn sorgten Isabella und Taddeo für gute Stimmung, als sie mit einem Schlauchboot quer durch das Publikum sausten. Wie es sich bei einer Kinderoper gehört, wurde das Publikum zum Mitmachen animiert. So sollten sie zum Beispiel dem Onkel Taddeo helfen, seine Prüfung als Kaimakan (Stellvertreter) zu bestehen.

Eine gelungene Premiere, die mit viel Applaus belohnt wurde.

Weitere Termine: Di, 29. September 2015, Mi, 30. September 2015, So, 25. Oktober 2015, Mi, 28. Oktober 2015, Di, 03. November 2015, Mi, 04. November 2015, So, 08. November 2015, So, 15. November 2015, Di, 17. November 2015, Do, 19. November 2015, Di, 24. November 2015, So, 06. Dezember 2015, So, 13. Dezember 2015, Mi, 16. Dezember 2015 und So, 20. Dezember 2015.

Zweifeln erlaubt

Laura und ihre Onkel beim Üben der Kommunionsfeier. (v.l.n.r.) Talisa Lara, Andreas Ksienzyk, Thorsten Strunk und Rainer Kleinespel. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Laura und ihre Onkel beim Üben der Kommunionsfeier. (v.l.n.r.) Talisa Lara, Andreas Ksienzyk, Thorsten Strunk und Rainer Kleinespel. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Knapp 200.000 katholische Kinder gehen alljährlich zur Kommunion. Trotz Rückgänge ist die Zahl immer noch imposant. Um so erstaunlicher ist es, dass es bis jetzt kein Theaterstück darüber gibt. Welche Fragen haben die Kinder? Geht es eigentlich nur noch um die Geschenke? Jörg Menke-Peitzmeyer schrieb das Stück „Kommunionkinder“ im Rahmen des Projektes „Nah dran! Neue Stücke für das Kindertheater“. Eins vorweg: Das Stück soll auch für Eltern und Kinder von Protestanten, Muslimen oder Konfessionsfreien geeignet sein. Premiere ist am 25. September 2105 um 19 Uhr im KJT.

Das Stück handelt von der 10-jährigen Laura, die sich auf das kommende Kommunionsfest freut und auch auf ihr Geschenk, ein Handy. Laura hat drei Onkel mit denen sie die Kommunion übt. Dabei sind die Onkel in ihrer Art völlig unterschiedlich. Einer ist Priester, ein anderer wieder skeptisch und sieht die Kirche durchaus kritisch. Der dritte Onkel ist harmoniebedürftig und versucht zwischen den beiden Polen zu vermitteln.

Der Sinn und Zweck des Kommunionsfestes wird in diesem Stück nicht in Frage gestellt, doch Laura (und somit alle anderen Kinder) soll, so Regisseurin Antje Siebers, in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt werden, vielleicht auch mal an Gott zu zweifeln oder ihn in Frage zu stellen. Auf welche Antwort sie kommen, sollen sie selbst herausfinden. So könnte die Kommunion auch als Abschied vom Kinderglauben zu verstehen sein.

Wie es zu einem kirchlichen Fest gehört, wird viel gesungen. Die Onkel stimmen häufig ein Kirchenlied an. Die Musik kommt aber vom Band. Dazu gibt es ein Bibelquiz mit einem Publikumsjoker. Die Käbbeleien zwischen den Onkeln sind ein großer Spaß nicht nur für Laura, sondern auch für alle Kinder, egal welcher Konfession.

Für die Premiere gibt es noch Restkarten. Weitere Vorstellungen gibt es am 18.10.15 (16 Uhr) und am 08.11.15 (16 Uhr). Für Schulklassen bieten sich die Aufführungen am 21.10.15, 04.11.15 und 05.11.15 jeweils um 11 Uhr an.

Leuchte auf mein U

So könnte die Lichtinstalltion von Michael Ang aussehen. (Foto/Grafik: © Michael Ang)
So könnte die Lichtinstalltion von Michael Ang aussehen. (Foto/Grafik: © Michael Ang)

In der Museumsnacht am 20.September 2015 wird sich auch das U in seiner Leuchtkraft zeigen. Denn schließlich möchte das Dortmunder U auch ein kultureller Leuchtturm sein.

Von 16 bis 20 Uhr können die Besucher versuchen, das Licht zu fangen. In Michael Angs Kunst-Aktion sammeln Besucher per Sensor ihre Licht-Erfahrungen, um sie anschließend auf eine öffentliche Lichtskulptur projizieren. Den Lichtsensor kann man gegen Gebühr leihen und 30 Minuten lang die Farben ihres Umgebungslichtes aufzeichnen.

So eine Lichtarbeit macht sicher hungrig. Daher gibt es eine Refugees‘ Kitchen. Hier können Einheimische und Flüchtlinge miteinander kochen, klönen und tanzen. Denn wie bei einer richtigen Party: Das wirklich Spannende passiert in der Küche.

Die beiden Aktionen werden auf dem Vorplatz des Dortmunder U stattfinden, doch auch die einzelnen Etagen haben etwas vorbereitet.

Wer noch nicht genug vom Kochen hat, kann sich im Kino im U zwei Filme über das Stahlkochen ansehen. „Stahlkochen im Siemens—Martin-Werk“ von Reinold Schnatmann aus dem Jahre 1982 und „Dortmund und der Phönixsee“ von Tilman Jens aus dem Jahre 2008. Die Filme werden im Laufe des Abends wiederholt gezeigt.

In der ersten Etage stellt die TU junge Künstler ins leuchtende Rampenlicht. Von 18 bis 24 Uhr findet die Finissage der Kunstausstellung „Bauplan nicht vorhanden“ statt.

Beim HMKV auf der dritten Etage leuchten die Bildschirme. Denn die Ausstellung „Digitale Folklore“ führt den Besucher in die Frühzeit des Internets in den 90er Jahren. Als Mitmachaktion können die Besucher eigene Postkarten-Editionen herstellen.

Smartphones leuchten im Museum Ostwall. Eigentlich ein No-Go dürfen an diesem Tag Smartphones im Museum expliziert benutzt werden, denn ansonsten wird man bei der QR-Code-Ralley das Nachsehen haben. Sie findet von 16 bis 19 Uhr sowie von 20 bis 22 Uhr statt. Ansonsten zeigt das Museum auf ihren Etagen die aktuellen Ausstellungen u.a. von Ben Patterson sowie Aktionen für jedes Alter. Ein Highlight wird sicherlich das „Kunstorakel“ sein, das von 18 bis 22 Uhr Vorhersagen verkünden wird.

Die Etage UZWEI_Kulturelle Bildung zeigt ihre Ausstellung „Über Sinne“.

Buchstaben als grafisches Element

Ausstellungsansicht Klaus Burkhardt: Buchstaben, Zahlen, Zeichen – Bilder mit Klaus Burkhardt: Frakturstruktur, 1964, o.T., 1963, kam und ging, 1962, Schleiereule am Nestrand, 1958, und o.T. (ruck), 1962, Foto: Ellen Kozik
Ausstellungsansicht Klaus Burkhardt: Buchstaben, Zahlen, Zeichen – Bilder mit Klaus Burkhardt:
Frakturstruktur, 1964, o.T., 1963, kam und ging, 1962, Schleiereule am Nestrand, 1958, und o.T.
(ruck), 1962, Foto: Ellen Kozik

Das Grafikkabinett des Museum Ostwall zeigt bis zum 13. März 2016 Werke des Schriftsetzers, Typografen und Grafikers Klaus Burkhardt (1928-2001). Die ausgestellten Arbeiten aus den 50er bis 60er Jahren zeigen die Entwicklung des Künstlers sehr gut auf. Die Basis seiner Kunst bleiben Lettern, Nummern oder Zeichen, die Formsprache variiert aber grundlegend.

Manche von Burkhardts Werken entstanden durch mehrfaches Überdrucken bereits benutzter Druckplatten. Dadurch wird der Buchstabe seiner Funktion als Teil eines Wortes beraubt und wird zum grafischen Element. So kann es passieren, dass bei „kam und ging“ die Buchstaben wie in einer Explosion auseinander streben oder durch eine gleichmäßige Verteilung der Zeichen beinahe wie ein Muster wirken.

Andere Arbeiten verknüpfen die textliche Bedeutung mit bildlicher Darstellung. Im Werk „Jazz“ scheinen die Buchstaben über das Blatt zu improvisieren, sie tauchen in verschiedenen Schriftarten und Größen auf.

In den Figurengedichte wie „Christbäume über der Stadt“ tritt der Textinhalt noch weniger in den Vordergrund. Die Anordnung der Worte wird zu einer Form, in diesem Fall eben zu einem Tannenbaum.

Kunstpreisträger Ben Patterson mit Ausstellung geehrt

Raumansicht Schaufenster #14: MO Kunstpreis für Ben Patterson mit Ben Patterson: A simple history of 20th century art, 1993, Leihgabe Ute und Michael Berger, Wiesbaden, Foto: Ellen Kozik
Raumansicht Schaufenster #14: MO Kunstpreis für Ben Patterson mit Ben Patterson: A simple
history of 20th century art, 1993, Leihgabe Ute und Michael Berger, Wiesbaden, Foto: Ellen Kozik

Am 18. September 2015 erhält der amerikanische Künstler Ben Patterson den MO Kunstpreis 2105 im RWE-Forum des Dortmunder U. Um die Arbeiten von Patterson kennenzulernen, zeigt das Museum Ostwall im Rahmen der „MO Schaufenster“ einige Werke des Fluxus-Künstlers.

Im Mittelpunkt steht natürlich die Neuerwerbung „Two for violins – Patterson, after One for Violins – Paik“. Hier arrangierte Patterson die Überreste eine Performance, zwei Violinen, und zwei Spieluhren zu einer Assemblage. Der Künstler referenziert hier auf ein Werk von Nam June Paik „One for Violin“.

Patterson war wohl gerne auf Zugreisen, wenn man seinen „Train of thoughts“ (Gedankengang) betrachtet. Er eignete sich Schilder von IC Zügen an, die nach Berühmten Komponisten benannt waren. Da schimmert die klassisch-musikalische Ausbildung des Künstlers durch. Patterson reiht Holzkästen wie ein Zugwaggon aneinander mit allerlei alltäglichen Dingen. Der oberste Kasten zeigt immer ein Bild des Komponisten, der als Namensgeber des Zuges fungiert.

Sehr spannend sind die aktuellen Arbeiten von Pattersond unter dem Titel „Busking“. Auf die Idee seiner Assemblagen ist der Künstler durch einen Zeitungsartikel gekommen, in der eine Seniorin durch Prostitution ihre Rente aufgebessert hat. „Busking“ ist ein Begriff für eine Darbietung von Straßenkünstlern. Senioren könnten nach Pattersons künstlerischer Vision als Vorleser, Saxophonspieler und gar als Schlangenbeschwörer einiges neben der Rente verdienen. Die Arbeiten sollte man also mit ein wenig Augenzwinkern betrachten.

Die Arbeiten von Ben Patterson sind bis zum 31. Januar 2016 im Schaufenster auf der dritten Etage zu sehen.

Die Macht der Perspektive

Wolfgang Schmidt und seine "Liegende".
Wolfgang Schmidt und seine „Liegende“.

Ein klein wenig könnte die fast 70 Meter lange Figur auch als Symbol für den „ewigen Kreisligafußballer“ gelten, denn er besteht aus knapp 3 ½ Tonnen Sportplatzasche. Einen weiteren Vorteil hat der Werkstoff auch: Nach dem 27. September 2015 kann das Material einem Sportplatz zur Verfügung gestellt werden. Zu sehen ist die Figur „Liegende“ von Wolfgang Schmidt im Kulturort Depot.

Schmidt arbeitet ja schon lange mit seinem Figurenmotiv. Aktuell konzentriert sich Schmidt auf die rote Figur mit langen Beinen. Die Figuren sind sich zwar ähnlich, aber haben auch Ecken und Kanten. Deutlich wird dies bei der Riesenfigur aus Asche, die nicht vollkommen symmetrisch ist, auch wenn der erste Blick vielleicht etwas anders aussagt.

Bei der „Liegenden“ arbeitet Schmidt mit der Perspektive. Verschiedene Betrachtungswinkel oder -abstände zeigen dem Auge eine andere Version der Figur. Mal wird der Kopf länger oder kürzer, die Beine verändern sich nach Blickwinkel. Es lohnt sich auch mit einer Hebebühne in die Höhe zu fahren, so dass man einen völlig anderen Blick von oben auf die Figur gewinnt.

Neben der riesigen Figur, sind weitere Arbeiten zu sehen. Eine rote 3-D-Figur, Malerei und Wandobjekte, die aber alle die rote Figur mit den langen Beinen zum Thema haben.

Auf die Wiederverwertbarkeit hat Schmidt besonderen Wert gelegt. Das gilt auch für die Sportplatzasche und die weiße Silofolie, auf der die Figur liegt.

Von den anderen Nutzern des Depot, wie beispielsweise dem Theater, bekam der Künstler nur positive Reaktionen. Vom 19. bis zum 27. September 2015 ist die Figur zu sehen.

Tschaikowsky und Shakespeare

Das erste Philharmonische Konzert am 15. und 16. September 2015 stand unter dem Titel „freuden_tränen“. Waren es nun mehr Freunden als Tränen? Alban Bergs „Dem Andenken eines Engels“ handelt vom Tod der jungen Manon Gropius und wie die Geschichte von Romeo und Julia ausgeht, brauche ich Ihnen nicht zu erzählen. Dennoch (oder gerade deshalb) war es ein bewegender Abend am 15. September.

Tschaikowsky und Shakespeare. Der russische Komponist des 19. Jahrhunderts verehrte den englischen Dichter und Autor aus dem 16. Jahrhundert. Neben dem „Sturm“ und „Romeo und Julia“ komponierte Tschaikowsky auch die Fantasie-Ouvertüre zu „Hamlet“. „Der Sturm“ und „Romeo und Julia“ bildeten die Klammer beim ersten Philharmonischen Konzert.

Gleich schwungvoll kräftig, aber auch liebevoll zärtlich ließ Gabriel Feltz seine Musiker den Sturm bezwingen und die Liebesgeschichte zwischen Ferdinand und Miranda besingen. Ein Kleinod der russischen Musik, die gerne häufiger auf dem Spielplan stehen könnte.

Mit Tschaikowsky endete auch der Konzertabend. „Romeo und Julia“. Auch wenn die ersten Takte eher an Russland als an Verona erinnern, zaubert Tschaikowsky in seinem Liebesmotiv mit Englischhorn und Bratsche eine zärtliche Stimmung bis Pauken und Schlagwerk die Kämpfe und das bittere Ende der beiden Liebenden symbolisieren.

Neben Tschaikowsky stand das Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels“ von Alban Berg im Mittelpunkt. Die Solovioline spielte der 1. Konzertmeister Alexander Prushinskiy. Trotz der Zwölftonmusik hat Bergs Werk etwas tragisches Zerbrechliches an sich. Prushinskiy gelang es, dieses Zarte auch in ein Spiel zu integrieren, im zweiten Teil, dem „Andante“ wird die Stimmung düsterer und die Katastrophe scheint sich anzubahnen. Auch hier zeigte Prushinskiy seine Klasse.

Ebenfalls mit im Programm war Schuberts 7. Sinfonie, die „Unvollendete“. Schubert, dessen Liederzyklen ja bekannter sind als seine Sinfonien, bleibt auch hier ein Meister der Melodien. Auch wenn sich Musikwissenschaftler darüber streiten, warum Schubert seine Siebte unvollendet ließ – er starb zwar jung, aber er legte die Sinfonie bereits fünf Jahre vor seinem Tod beiseite – vielleicht brauchte Schubert nicht mehr als zwei Sätze um seine musikalischen Ideen auf den Punkt zu bekommen.