Von der Kunst zuzuhören

Yasemin Cetinkaya (Hamide) und Thorsten Schmidt (Anton) haben sich was zu erzählen. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Yasemin Cetinkaya (Hamide) und Thorsten Schmidt (Anton) haben sich was zu erzählen. (Foto: © Birgit Hupfeld)

„Gespenstermädchen“ ist kein Gruselstück, obwohl es um ein Mädchen geht, das kurz auftaucht und wieder verschwindet. Es geht vielmehr um die Kunst, jemanden zuzuhören. Das Stück ist ein Klassenzimmerstück und kann für Schulklassen gebucht werden. Daher ist die Premiere am 18.09.2015 auch im Robert-Schumann-Berufskolleg. 2012 gewann das Stück den Jurypreis des 3. dm-Autorenwettbewerbs.
Das Mädchen Hamide ist nur einen Tag in der Schule anwesend und hinterlässt dennoch deutliche Spuren. Zu Beginn spricht sie nicht, und Anton versucht ihr mit Hilfe der Zeichensprache etwas zu erzählen und sie aus der Reserve zu locken. Hamide ist schüchtern und taut aber langsam auf. Nach und nach erzählt sie ihre Geschichte. Ihre Mutter ist Deutsche, sie kommt aber aus Afghanistan. Hamide erzählt vom Krieg und von Menschen auf der Flucht. Anton erzählt von seiner Befürchtung, dass die tote Biene, die er in den Käsekuchen gesteckt hat, seinen Opa umgebracht hat. Wohin sie am Ende des Stückes geht wird offen gelassen.

„Gespenstermädchen“ ist ein Zweipersonenstück mit unterschiedlichen Rollen. Während der Gespräche schlüpfen die Schauspieler in die verschiedenen Charaktere. Schauspieler Thorsten Schmidt hat die Arbeit an dem Stück auch selbst bereichert. Die Auseinandersetzung mit der aktuellen Flüchtlingssituation sei für ihn viel intensiver geworden.

Da das Stück in verschiedenen Klassen vor unterschiedlichen Schülern und verschiedenen Orten gespielt wird, ist auch viel Improvisation mit eingeplant. Reaktionen und Bemerkungen der Schüler sollen aufgegriffen werden, ohne den roten Faden der Handlung zu verlieren. Es wird vor 3. – 6. Klassen gespielt. Termine sind noch frei. Die Dauer des Stückes beträgt 35 Minuten. Der gesamte Zeitbedarf mit Vor- und Nachbesprechung mit der Theaterpädagogin etwa zwei Schulstunden.

Die Premiere am 18.09.2015 im Robert-Schuman-Berufskolleg ist ausverkauft. Mobile Termine sind am: 22., 23., 29., 30. September 2015, Informationen und Buchung unter: 0231 / 50 22 416.




Zwischen Realität und Phantasie

Zeichnerische Ode an einen Briefträger von Horst Jenssen. "Heinzi", 1988, Farbradierung, 60,5x60 cm, 35/100.
Zeichnerische Ode an einen Briefträger von Horst Jenssen. „Heinzi“, 1988, Farbradierung, 60,5×60 cm, 35/100.

15 Jahre Art-Isotope in der Wilhelmstraße. Für dieses kleine Jubiläum präsentiert Galeriebesitzer Axel Schöber bis zum 25. Oktober 2015 eine besondere Ausstellung mit Werken von Horst Janssen unter dem Titel „Die Lust des Augenblicks“. Aus dessen umfangreichen Werk des vor 20 Jahren gestorbenen Künstlers fokussiert sich Schöber auf die Portraits und zeigt überwiegend Radierungen und Zeichnungen.

Horst Janssen (1929-1995) gehört mit Sicherheit zu den bedeutendsten Grafikern und Zeichnern der Nachkriegszeit. Er beginnt nach dem Zweiten Weltkrieg als Illustrator und entwickelte ab den 60er Jahren seinen eigenen Stil. Obwohl in der Nachkriegszeit die abstrakte Kunst sehr im Fokus stand, hat sich Janssen zeitlebens auf die Figürlichkeit konzentriert.

Janssen machte aus seinen Drucken, die meist in einer Auflage von 100 erschienen, manchmal auch Unikate, indem er sie per Hand kolorierte. So kann es passieren, dass zwei Werke von ihm komplett anders aussehen, obwohl sie zur gleichen Serie gehören.

Sind seine früheren Arbeiten noch vom Expressionismus geprägt, steht der Hauptteil seiner Arbeiten zwischen der Neuen Sachlichkeit und dem Phantastischen Realismus. Janssen zeichnete oft sich selbst, hatte aber bei seiner Motivwahl keine Wertigkeit, was zu zeichnen würdig ist. Von seinem Briefträger Heinzi bis zu einem bemoosten Stein reicht das Spektrum. Dazu scheint Janssen sehr impulsiv gewesen zu sein. „Er hat den Augenblick sehr gelebt und hatte eine Spontanität im Gefühlsausdruck“, charakterisiert Schöber den Künstler.

In den 80er Jahren wendet sich Janssen auch der Landschaft als Motiv zu. Auch hiervon sind einige Beispiele („Kartoffelfeuer“) in der Ausstellung zu sehen.

Zu der Ausstellung gibt es auch Lesestoff über Horst Janssen zu kaufen sowie ein Momory-Spiel „Face to face“ mit verschiedenen Portraits. Das Memory-Spiel kostet 25 €. Währen der Museumsnacht werden Ausschnitte des Films „Janssen:Ego“ von Peter Voss-Andreae gezeigt.

70 Ausstellung hat Axel Schöber in seiner Galerie in den vergangenen 15 Jahren bereits gezeigt. „Qualität und Einzigartigkeit sind mir wichtig“, so Schöber über seine Auswahlkriterien. Im Fokus stehen Künstler, die bereits seit einiger Zeit auf dem Kunstmarkt etabliert sind, so dass plötzliche Sprünge in der Karriere eher selten ist. „Der Kunstmarkt ist ein langfristiges Projekt“, erklärt Schöber, der neben seiner Galerie auch auf Kunstmessen aktiv ist.

Zu den Höhepunkten zählt der Galeriebesitzer daher keine Einzelausstellung, sondern die Gemeinschaftsausstellungen wie „ART Spanner“. Hier mussten verschiedene Künstlerinnen und Künstler mit einem bestimmten Objekt ein Kunstwerk schaffen. Die Ergebnisse waren in ihrer Vielfalt überraschend.

Horst Janssen
„Die Lust des Augenblicks“
noch bis zum 25. Oktober 2015

Art isotope
Axel Schöber
Wilhelmstr. 38

Öffnungszeiten:Sonntag, Montag, Dienstag, Freitag von 14:30 Uhr bis 19:30 Uhr
www.art-isotope.de




Episoden-Theaterstück über Essen auf Rädern

Die drei von Culinaritas (v.l.n.r.) Holger Wontorraczewski (Thomas Kemper), Hedwig Liebermann (Kule Vollmer) und Herr Stöhr (Jörg Hentschel). (Foto: © Meike Willner / Phil Niggemeier).
Die drei von Culinaritas (v.l.n.r.) Holger Wontorraczewski (Thomas Kemper), Hedwig Liebermann (Kule Vollmer) und Herr Stöhr (Jörg Hentschel). (Foto: © Meike Willner / Phil Niggemeier).

Essen auf Rädern hat nicht den besten Ruf, er gilt als „Alte Leute Essen“, obwohl jeder dort bestellen kann. Am 18. September 2015 hat die Produktion „Culinaritas – Essen auf Rädern“ im Theater im Depot Premiere. In der Tragikomödie geht es um einen Lieferdienst, der nicht nur Essen liefert, sondern auch „Gesprächs-Zeit“ im Angebot hat. Ähnlich wie bei einer Fernsehserie gibt es einen „Pilotfilm“ sowie mehrere Episoden der ersten Staffel.

Die Handlung in Kurzform: Der Hauptcharakter Holger Wontorraczewski (Thomas Kemper) ist ein ehemaliger Sterne-koch, der seinem Hartz IV Schicksal entkommen möchte und bei „Culinaritas“ als Essen Austräger anfangen möchte. Die Chefin von „Culinaritas“ ist Hedwig Liebermann (Jule Vollmer) und Jörg Stenzel spielt Herrn Stöhr, den Buchhalter mit leicht autistischen Zügen.

In den drei jeweils 25 Minuten langen Folgen geht es um die Erlebnisse von Wontorraczewski mit seinen Kunden, die ebenfalls von Vollmer und Stenzel gespielt werden. Am Ende gibt es eine Abschlussfolge mit einem Cliffhanger.

Am Anfang des Stückes stand die Recherche. Thomas Kemper ist also tatsächlich für einen Tag beim Dortmunder Menüservice mitgefahren. „Ich finde das Essen erstaunlich gut“, so Kemper über die Qualität der Speisen. Die Essensauslieferung ist für die überwiegend älteren Menschen eine der wenigen Gelegenheiten, bei der sie Kontakt zur Außenwelt haben. Daher spielt das Thema Einsamkeit auch eine Rolle in manchen Episoden niederschlägt. „Viele Menschen werden diese Situationen durch ihre eigenen Verwandten wiedererkennen“, ist sich Regisseur Olaf Reitz sicher.

Geschrieben wurde die gesamte „Staffel“ von Molly Müller, dem Pseudonym von Jule Vollmer. Das Konzept war, etwas ähnliches zu machen wie beispielsweise der „Tatortreiniger“. Und ähnlich wie beim Fernsehen gibt es eine Trailermusik, die von Elmar Dissinger komponiert wurde. Das Bühnenbild wird projiziert, ansonsten ist das weitere Bühnenbild auf Tisch und Stühle reduziert.

Neben der Premiere am 18. September um 20 Uhr gibt es weitere Aufführungen am 19. September (20 Uhr), am 04. Oktober (18 Uhr), am 08. November (18 Uhr) und am 19. November (20 Uhr).

Für ganz Neugierige hier der Trailer: [vsw id=“138319298″ source=“vimeo“ width=“425″ height=“344″ autoplay=“no“]