Von Rohstoff zur Schokoladentafel

Vor dem Schokoladengenuss ist ein wenig Handarbeit vonnöten. Drei Kinder zeigen den Prozess des Zermahlens der Kakaobohne. Museumsleiterin Elisabeth Limmer (1.v.l.) und Dezernentin Daniela Schneckenburger (2.v.l.) mit den Rohstoffen.
Vor dem Schokoladengenuss ist ein wenig Handarbeit vonnöten. Drei Kinder zeigen den Prozess des Zermahlens der Kakaobohne. Museumsleiterin Elisabeth Limmer (1.v.l.) und Dezernentin Daniela Schneckenburger (2.v.l.) mit den Rohstoffen.

Zum zweiten Mal zeigt das Kindermuseum „mondo mio“ im Westfalenpark die Ausstellung „Kakao und Schokolade“. Bis zum 08. November 2015 lernen die Kinder in der Mitmachausstellung alles über die Geschichte der Schokolade und ihre Herstellung.

Das hatte Dezernentin Daniela Schneckenburger wohl nicht erwartet. Auf ihre Fragen bei der Ausstellungseröffnung, wie Schokolade hergestellt wird, konnten die Kinder erstaunlich gute Antworten geben. Kein Wunder, denn die Kinder haben die „Sendung mit der Maus“ geschaut.

Trotzdem lohnt sich ein Besuch im Kindermuseum „mondo mio“, denn das Wissen um den Kakao und die Schokolade wird noch weiter vertieft. Die Kinder erfahren nicht nur, dass Schokolade aus bitteren Kakaofrüchten gemacht wird, die im tropischen Regenwald wachsen, sondern können die frischen Kakaofrüchte auch probieren. Aus getrockneten Kakaobohnen wird dann gemeinsam das aztekische Kakaogetränk „xocoloatl“ zubereitet. Im zweiten Teil des Programms wird dann in der Schokoladenwerkstatt Schokolade selbst hergestellt. „Im Gegensatz zum ersten Mal haben wir jetzt eine Küche“, freute sich Museumsleiterin Elisabeth Limmer.

Der Ausstellungsbesuch besteht aus einem 90-minütigen Mitnasch-Programm, für das man sich vorher anmelden muss. Termine für Familien finden immer sonntags von 14.00 bis 15.30 Uhr und von 16.00 bis 17.30 Uhr statt. Die Kosten betragen 5,00 € pro Person zuzüglich zum Parkeintritt. Unter dem Titel „Das Schokoladengeheimnis“ gibt es während des Ausstellungszeitraums auch ein spezielles Angebot für Kindergeburtstage. Die Kosten hierfür belaufen sich auf 130,00 Euro für zehn Kinder. Zudem werden Termine für Schulklassen und Gruppen angeboten. Anmeldung unter 0231 – 50 26 12 7.

Die Welt in einer Straße

Am Ende der Münsterstraße wartet der Fredenbaumpark auf erholungssuchende Bewohner.
Am Ende der Münsterstraße wartet der Fredenbaumpark auf erholungssuchende Bewohner.

Wenn die Bewohner wollten, sie bräuchten kaum woanders hinzugehen. Denn Cafés, Geschäfte,Schulen, Kino, Museum und Kneipen: Das gibt es alles in der Münsterstraße. Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte zeigt die Geschichte und die Vielfalt der Straße in der stadthistorischen Ausstellung „Die Münsterstraße. Dortmunds buntes Pflaster“, die bis zum 25. Oktober 2015 zu sehen ist.

Die Münsterstraße heißt Münsterstraße, weil ihr Weg nach Norden Richtung Münster führt. Seit dem Mittelalter ist sie in ihrer charkteristischen Form erkennbar, aber erst durch die Industrialisierung und dem Bau des Bahnhofes 1847 wird sie zu einer Wohn- und Geschäftsstraße.

In der Ausstellung wird in zehn Abschnitten der Bogen zwischen dem historischen und dem heutigen Alltag gespannt: Erzählt wird die Geschichten zu den Geschäftshäusern mit den Hausnummern Hausnummern 15 und 133 ½ oder mit der Hausnummer 231, die des CEAG-Gebäudes. Mit der Hausnummer 273, dem Fredenbaum, endet geografisch die Ausstellung.

Ergänzt werden die Ausflüge in die Geschichte durch die Themen Einkaufen, Schlemmen, Ausgehen, Lernen und Glauben im Umfeld der Münsterstraße. Migration und Integration, Kommen und Gehen gehören seit dem 19. Jahrhundert zu Dortmund.

Begleitprogramm

Öffentliche Führung durch die Ausstellung „Die Münsterstraße. Dortmunds buntes Pflaster“

Sonntag, 16. August 2015, 15-16 Uhr

Sonntag, 13. September 2015, 15-16 Uhr

Sonntag, 27. September 2015, 15-16 Uhr

Sonntag, 11. Oktober 2015, 15-16 Uhr

Sonntag, 25. Oktober 2015, 15-16 Uhr

Kosten: 3 € pro Person zzgl. Eintritt

Öffentliche Führung durch die Ausstellung „Die Münsterstraße. Dortmunds buntes Pflaster“

Sonntag, 30. August 2015, 13:30-14:30 Uhr,

kostenfrei im Rahmen des Familiensonntags „200 Jahre Westfalen“

Öffentlicher Spaziergang über die Münsterstraße mit „Borsigplatz VerFührungen“

Samstag, 29. August 2015, 14:30-16:30 Uhr

Sonntag, 06. September 2015, 14:30-16:30 Uhr

Samstag, 24. Oktober 2015, 14:30-16:30 Uhr

Kosten: 12 € pro Person, Treffpunkt: Museum für Kunst und Kulturgeschichte

Erzählcafé „Meine Münsterstraße“ zur Ausstellung „Die Münsterstraße. Dortmunds buntes Pflaster“, Moderation: Dr. Marion Grob, WDR-Journalistin

Samstag, 12. September 2015, 15-16:30 Uhr

Eintritt frei, Kaffee und Kuchen 5 € pro Person, Anmeldung erbeten unter Tel. (0231) 50-26028 oder info.mkk@stadtdo.de

DEW21-Museumsnacht

Samstag, 19. September 2015, 18:15 Uhr, 19:15 Uhr, 20:15 Uhr

Back in 20 minutes-Führungen mit der Kuratorin der Ausstellung

Diskussionsabend zu Migration in Dortmund

Dienstag, 22. September 2015, 18:00 Uhr

Eine Veranstaltung mit der Ausstellung „Onkel Hasan und die Generation der Enkel“ des Hoesch-Museums mit dem VMDO

Eintritt frei

Salongeschichten

Dienstag, 20. Oktober 2015, 14:30-16:30 Uhr

mit der Kuratorin der Ausstellung Isolde Parussel, Treff für ältere Menschen: „Die Münsterstraße. Dortmunds buntes Pflaster“,

10 € pro Person (inkl. Kaffee/Tee und Kuchen), Anmeldung unter Tel. (0231) 50-26028 oder info.mkk@stadtdo.de, Mindestteilnehmerzahl 10 Personen

Gruppen können diese Angebote buchen:

1) Führungen durch die Ausstellung

Dauer: 60 Minuten

Kosten: 36,00 €

Informationen unter 0231 50 26028 und info.mkk@stadtdo.de

2) geführte Spaziergänge über die Münsterstraße mit Borsigplatz VerFührungen

Dauer: 120 Minuten

Kosten: 12,00 €/ pro Person; ab 15 Personen 10,00 €/ pro Person

Informationen unter 0231 981 8860 und www.borsigplatz-verfuehrung.de

Onkel Hasan und seine Enkel

Im Hoeschmuseum ist der Arbeitsalltag der ersten Generation der Arbeitsmigranten nach dem zweiten Weltkrieg beschrieben.
Im Hoeschmuseum ist der Arbeitsalltag der ersten Generation der Arbeitsmigranten nach dem zweiten Weltkrieg beschrieben.

Dortmund ist eine Einwanderungsstadt. Spätestens seit der Industrialisierung sind ständig Menschen von außerhalb in die Stadt gezogen. Auch meine Familie kam um 1900 nach Dortmund, damals noch aus den preußischen Gebieten, die heute zu Polen gehören. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen erneut Menschen nach Dortmund. Aus Italien, Portugal, Spanien und der Türkei wie Hasan Koşan. Die Ausstellung „Onkel Hasan und die Generation der Enkel“ findet an zwei Orten statt. Das Hoeschmuseum erzählt die Geschichte der ersten Generation, während das Haus der Vielfalt die Enkelgeneration präsentiert. Beide Ausstellungen laufen vom 16. August 2015 bis zum 28. Februar 2016.

Die Geschichte der Ausstellung beginnt mit der Suche nach dem Grab von Hasan Koşan, dem Onkel von Ümit Koşan, dem Vorsitzenden des Verbund der sozial-kulturellen Migrantenvereine in Dortmund (VMDO). Die Idee entstand,  eine Ausstellung über sein Schicksal zu machen. Doch diese Ausstellung sollte nicht nur die erste Generation der Arbeitsmigranten zeigen. „Viele Ausstellungen haben einen nostalgischen Blick auf die erste Generation“, berichtete Wilfried Kruse, der Kurator der Ausstellung. Daher wurde für das „Haus der Vielfalt“ ein zweiter Ausstellungsteil konzipiert, der die Enkelgeneration der Arbeitsmigranten präsentiert. Aber es geht in beiden Ausstellungen nicht nur um die Angeworbenen, sondern generell über Menschen, die beispielsweise als Migranten oder Flüchtlinge nach Dortmund gekommen sind. So ist die Generation der Enkel in jeder Hinsicht vielfältiger geworden.

Da Hasan Koşan bei Hoesch in Hohenlimburg arbeitete, präsentiert das Hoeschmuseum die Welt der Arbeitsmigranten in den 50er und 60er Jahre. In zehn Stationen wird gezeigt, wie die Menschen angeworben wurden, wie die Arbeitsstelle aussah, welche Verbindungen zur Heimat bestanden und wie die Menschen sich in Dortmund eingerichtet haben.

Zu den beiden Ausstellungsteilen gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm unter www.onkel-hasan.de. Auf dieser Seite gibt es weitere Informationen zu den Ausstellungen. Zu den Höhepunkten des Programms gehört sicher der Vortrag von Günter Wallraff am 11. November um 18 Uhr im Haus der Vielfalt (Beuthstr. 21, 44147 Dortmund).

Humanismus auf Augenhöhe

"Doc" Martin Müller bei der Arbeit. (Foto: © Andreas Hub)
„Doc“ Martin Müller bei der Arbeit. (Foto: © Andreas Hub)

Sicher, es gibt Götter in Weiß. Aber es gibt auch Ärzte wie Martin Müller. Von 2008 bis 2014 leistete der Arzt „Doc“ Müller in der Nordstadt Hilfe: kostenlos, ohne Ansehen der Person und ohne Wertung. Auf Augenhöhe mit seinen Patienten. Nach drei Jahren Tätigkeit kam er auf die Idee seine Patienten mit deren Einverständnis zu fotografieren. Gegen Ende kam noch Reportagefotograf Andreas Hub hinzu, der mit seinen Farbfotos die schwarz-weißen Werke von Müller ergänzte und der Texte schrieb. Bis zum 23. August 2015 ist die Fotoausstellung „Martin Müller: Auf Augenhöhe – Andreas Hub: Hier geht´s zum Doc“ mit über 75 Bildern im Kulturort Depot zu sehen.

Hinter jedem Bild steckt eine Geschichte. Eine gute oder schlechte. Meistens bricht sie irgendwann abrupt ab wie bei dem jungen Rumänen, der kein Deutsch sprach und im Winter nur mit T-Shirt und Jeans bekleidet in Dortmund auftauchte. Er arbeitete wahrscheinlich als Stricher. Andreas Hub über ihn: „ Der Junge träumte davon, Model zu werden. Er hat mir in seinem Smartphone immer irgendwelche Modelagenturen in Paris gezeigt, ob ich die kennen würde, ich wäre doch Fotograf. Er tauchte mehrere Wochenlang immer auf und plötzlich war der von einem auf den anderen Tag verschwunden.“ Ging die Geschichte gut aus? Niemand weiß es. Doch das Leben auf der Straße ist hart. Müller: „Von den 44 Personen auf den Schwarzweiß-Portraits sind mindestens sieben schon unter der Erde.“ Doch es gibt auch positive Beispiele vom Menschen, die sich wieder gefangen haben.

Wie kommt es eigentlich dazu, dass in Deutschland mehr als 100.000 Menschen leben, die keine Krankenversicherung haben? Müller dazu: „80% der deutschen Klientel bekam Hartz IV. Kommt man seinen Pflichten gegenüber dem Amt nicht nach, geht es ratz-fatz und man ist draußen. Wenn man dann nicht alles im Griff hat, dann passiert das nochmal so schnell. Wenn der Leistungsbezug endet, endet auch der Krankenversicherungsschutz. Mit einer gewissen Anstrengung ist das umkehrbar, aber alleine haben es viele nicht geschafft.“

An zehn Orten in der Dortmunder Nordstadt behandelte Müller seine Patienten: im Café Berta, in der Beratungsstelle für Wohnungslose, in der Methadon-Ambulanz, im Nordmarkt-Kiosk, in der Suppenküche, der Männerübernachtungsstelle Unionstraße oder im Streetwork-Café Leopoldstraße.„Es gab wenig Vorbehalte, Fotografiert zu werden“, erinnert er sich. „ Ich habe auch erst, nachdem ich drei Jahre in Arbeit war, angefangen zu fotografieren. Ich wollte sie besser im Gedächtnis haben, vielleicht habe ich unbewusst im Hinterkopf schon die Idee gehabt, da könnte man vielleicht etwas daraus machen.“

Andreas Hub kam hinzu, nachdem er eine Reportage über den Arzt in der Zeitung gelesen hatte. Er begleitete „Doc“ Müller im letzten Jahr vor dessen Ruhestand. Die Reportage wurde in der TAZ und im Straßenmagazin BODO veröffentlicht und ins „Pixelprojekt_Ruhrgebiet“ aufgenommen. Aber um sie in der Öffentlichkeit wie im Depot zu zeigen, braucht man Geld. „Ich habe Sponsoren gesucht, denn so eine Ausstellung ist natürlich wahnsinnig teuer und dann bin ich an die Zukunftsstiftung Bildung der GLS-Bank in Bochum gegangen und die waren von dem Konzept so begeistert, dass sie die gesamte Ausstellung gesponsert haben.

Auch wenn viele Bilder vielleicht einen anderen Eindruck machen. Es war wohl nicht ganz so trist. „Es gab auch manchmal Augenblicke, wo es lustig war und wo man gelacht hat“, erinnert sich Hub. „Die gab es öfter. Sonst hätte ich das nie ausgehalten“, ergänzt Müller.

Abstrakte Landschaftsmalerei im Kunstraum

Refika Düx zeigt ihre neuesten Werk im Kunstraum in Jankas Lokal.
Refika Düx zeigt ihre neuesten Werke im Kunstraum in Jankas Lokal.

In einem besonderen Ambiente präsentiert die Künstlerin Refika Düx ihre Bilder vom 15. August bis zum 15. November 2015: Der Kunstraum im Jankas Lokal im Langen August ist der Ort, an dem ihre pastöse Farbfeldmalerei gezeigt werden.

Die junge Künstlerin, die in Enschede und in Münster studiert hat, malt ihre ungewöhnlichen Landschaftsbilder in Öl, benutzt aber auch japanische Tusche sowie Papierfetzen, die weniger collagenhaften Charakter haben, sondern als Farbfläche dienen.

Die Landschaftsbilder sind nicht nur durch ihre stark abstrahierte Bildsprache ungewöhnlich, Düx benutzt vorwiegend das Hochformat. Ein Forma, was selten bei Landschaftsbildern benutzt wird. Doch für Düx ideal, „denn so kann ich am besten malen“.

Die Künstlerin achtet in ihren Bildern sehr stark auf die Farbkomposition und ein ausgewogenes Farbspiel. Wichtig ist ihr dabei ein positives Gefühl. „Es muss fröhlich sein“, so Düx über die Farben, die sie in ihren Bildern verwendet.

Die meisten ihrer Bilder stammen aus dem Jahre 2015. Düx malt ihre Bilder zwar nicht seriell, aber arbeitet ständig an mehreren parallel.

Kunstraum Dortmund

Jankas Lokal

im Kulturverein Langer August

Braunschweiger Str.22

44145 Dortmund

0231 / 84 04 606

www.jankas-lokal.de/kunstraum.html

Öffnungszeiten:

Dienstag – Samstag

18.00 bis 23.00 Uhr

Enthüllt die Kunst!

Erst den "Wasserfall" beseite schieben, dann... (Foto: © Anke Droste)
Erst den „Wasserfall“ beiseite schieben, dann… (Foto: © Anke Droste)

Bilder in einer Galerie oder in einem Museum hängen normalerweise frei und für jeden sichtbar. Doch die Ausstellung „enter“ in der Galerie „der kunstbetrieb“ auf der Gneisenaustraße 30, verhüllt die Werke. An die Besucher geht die Aufforderung: „erntert“ die Arbeiten, schaut hinter Vorhängen und Kästen und entdeckt die Kunst.

Es hat schon ein etwas von Geburtstag oder Weihnachten. Die Geschenke sind da, man muss sie nur noch auspacken. Die Werke die in der Ausstellung gezeigt werden, sind ähnlich wie Geschenke verhüllt oder verschlossen und der Besucher muss aktiv werden, um sie zu sehen.

Am Anfang der Planungen zur Ausstellung stand die Frage „Was ist mit den Bildern, wenn niemand in der Galerie ist?“, so Galeriebesitzerin Sabine Spieckermann. Daraus entstand die Idee zu „enter“.

Die Exponate stammen von Künstlerinnen und Künstlern die schon Ausstellungen im „kunstbetrieb“ hatten oder noch haben werden. „Die Künstler haben gut auf die Idee angesprochen“, freut sich Spieckermann. Aus den „Verpackungen“ ist beinahe ein eigenes Kunstwerk geworden. Sehr schön gelungen ist beispielsweise „August“ von Anne Jannick, die vor ihrem Seebild eine Art Wasserfall aus Plastikverpackung geschaffen hat. Der Betrachter muss also durch diesen „Wasserfall“ hindurch, um einem Blick auf den gemalten See werfen zu können.

Eine Symbiose von Verpackung und Kunstwerk schafft auch Almut Rybarsch-Tarry, die ihre Plastik „Past Beauty“ in einen Schrein platziert und das Gesamtwerk „Shrine for past beauty“ nennt. Um Kirians „Blick aus dem Fenster“ in seiner ganzen Pracht zu sehen, muss man erst einen Bretterverschlag fest haken.

Wer den Mut hat, ein Vorspiel für alle Arbeiten zu vollziehen, wird mit Installationen, Malerei, Grafik, Fotografie, Objektkunst und Skulpturen belohnt. Zum Entern ihrer Kunst fordern auf: Anke Droste, M.T. Ghorbanali, Anne Jannick, Kirian, Thomas Paul, Klaus Pfeiffer, Sylvia Reuße, Almut Rybarsch-Tarry, Mathes Schweinberger, Udo Unkel, Laura Velasco, Vanessa von Wendt und A. A. Wojtczak.

Die Ausstellung dauert vom 15.8. bis zum 29.8.15.

Die Vernissage findet am 15.8.15 um 18.00 Uhr statt.

Der Kunstbetrieb

Gneisenaustr. 30

44147 Dortmund
info@derkunstbetrieb.de

www.derkunstbetrieb.de

erkennt man das Bild "August" von Anne Jannick. (Foto: © Anke Droste)
erkennt man das Bild „August“ von Anne Jannick. (Foto: © Anke Droste)

Die Macht der Gutachten

Haben Gutachter zu viel Macht? (Cover: © Gmeiner Verlag)
Haben Gutachter zu viel Macht? (Cover: © Gmeiner Verlag)

Beim Lesen von Klaus Erfmeyers neuem Krimi „Gutachterland“ (gmeiner Verlag) kommt einem ständig der Name Gustl Mollath in den Sinn. Mollath wurde 2006 anhand eines Gutachtens in die Psychiatrie eingeliefert. Erst Jahre später wurde er rehabilitiert. Auch in Scheidungsfällen werden Gutachter zur Urteilsfindung herangezogen. Sie entscheiden über die Frage, ob ein Kind bei der Mutter oder dem Vater lebt und wie oft ein Elternteil es sehen darf, wenn überhaupt.

Im neunten Fall übernimmt Rechtsanwalt Stefan Knobel mehr oder weniger widerwillig ein Mandant seines Schulfreundes Patrick Budde, Psychologe und anerkannter Gutachter. Budde befürchtet, dass seine Frau Miriam sich in den Fängen von Markus Bojarzin befindet, den Budde in einem Gutachten als Triebtäter beurteilt hat.

„Gutachter haben Macht. Deutschland ist Gutachterland“, sagt Budde einmal selbstgefällig zu Knobel. „Wenn ich wollte, könnte ich aus Schwarz Weiß machen und umgekehrt.“ Das ist wohl der zentrale Satz des Krimis, der – ganz psychologisch – langsam und wendungsreich seine 247 Seiten füllt. Nein, das ist wahrlich kein Krimi für Till Schweiger, sondern eher für Liebhaber doppelbödiger Charaktere. Hier haben fast alle Charaktere irgendein dunkles Geheimnis und bei manchen ist es nicht so lustig wie bei Knobel und seiner Frau, die als Nebenerwerb erotische Unterwäsche über das Internet verkauft. Was zu Ärger mit einer Frau vom Jugendamt führt, die aber – ich verrate wohl nicht zu viel – auch ein Geheimnis hat.

Ein ganz besonderes Denkmal setzt Erfmeyer dem mittlerweile abgerissenen Hotel Bender, das lange Jahre in der Nähe des Hauptbahnhofes lag und quasi das Tor zur Nordstadt war. Denn die Geschichte beginnt dort. „Das Haus war über die Jahrzehnte von baulichen Veränderungen […] im Wesentlichen unberührt geblieben“, schreibt Erfmeyer. Viel besser kann man es kaum ausdrücken, wenn man „Hotel Bender“ noch in Erinnerung hat.

Über die Kriminalgeschichte hinaus macht das Buch noch auf einen Missstand im Justizsystem aufmerksam: Das allmächtige Gutachten. Richter ziehen sich auf den Standpunkt zurück, sie seien ja Laien und brauchen Expertenwissen. So wird dem Ergebnis des Gutachtens blind vertraut. Gnadenlos werden so Menschen zerstört wie Mollath oder Erfmeyers Figur Bojarzin.

Klaus Erfmeyer
Gutachterland
Knobels neunter Fall
247 S. / 12 x 20 cm / Paperback
Juli 2015
sofort lieferbar
ISBN 978-3-8392-1771-9
9,99 € (e-pub/pdf Download 8,99 €)

Archiv des Asso-Verlages beim Fritz-Hüser-Institut

Das Verlagsarchiv hat eine würdige Heimat gefunden.  (v.l.n.r.) Ernst Gerlach (assoverlag), Hanneliese Palm (Fritz-Hüser-Institut) und Heinrich Peuckmann (Autor).
Das Verlagsarchiv hat eine würdige Heimat gefunden. (v.l.n.r.) Ernst Gerlach (assoverlag), Hanneliese Palm (Fritz-Hüser-Institut) und Heinrich Peuckmann (Autor).

Es waren 12 große Umzugskisten. Voll mit Manuskripten, Korrespondenz, Verlagsanzeigen, Plakaten und Büchern. Das Archiv des Asso-Verlages hat seine Heimat im Dortmudner Fritz-Hüser-Institut gefunden.

Das ist nicht verwunderlich, denn das Institut beschäftigt sich mit der Kultur und Literatur der Arbeitswelt und der Asso-Verlag hatte einen Schwerpunkt in der literarischen und künstlerischen Darstellung des Arbeitsleben von Bergleuten, Stahlarbeitern und anderen Werktätigen. Mit Unterstützung des Asso-Verlag Autors Heinrich Peuckmann kommt nun zusammen, was zusammen gehört.

Der Asso-Verlag wurde 1970 von Annemarie Stern und Anneliese Althoff gegründet und 2005 an den ehemaligen Mülheimer Stadtdirektor und Vorstandsvorsitzenden der NRW.BANK, Ernst Gerlach, verkauft.

„Wir geben zwar mit Wehmut unsere Vergangenheit ab“, so Gerlach, „ich bin sicher, dass wir sie in gute Hände geben.“ Der assoverlag unter neuem Label wird auch seiner Geschichte weiter treu bleiben. „Wir wollen die Arbeitswelt in neuer Form darstellen“; so Gerlach. Das ist auch nötig, denn die Arbeitswelt hat sich seit der Kohle- und Stahlzeit im Ruhrgebiet stark verändert.

Peuckmann kam durch Zufall zu dem Oberhausener Verlag. „Jemand hat mir einen Tip gegeben und die Damen vom Asso-Verlag waren bei meiner Veranstaltung dabei. Sie haben jungen Autoren eine Chance gegeben.“ Auch beim neuen assoverlag (ohne Bindestrich) ist Peuckmann als Autor dabei.

Volksfaust beim Microfestival

"Faust III" vom Theater Antagon stellt die Frage nach der Moral.
„Faust III“ vom Theater Antagon stellt die Frage nach der Moral.

Am Samstag, dem 08. August 2015, zeigt das Theater Antagon um 22 Uhr das Stück „Faust III“ im Rahmen des Microfestivals auf dem Friedensplatz. Die freie Bearbeitung stellt die Gretchchenfrage anders: Wie hältst du es mit dem Geld und Profit?

Wer aus Frankfurt kommt, der Stadt der Banken (die Europäische Zentralbank hat dort ebenfalls ihren Sitz), wie das Theater Antagon, dem drängt sich das Thema „Geld“ förmlich auf. Für ihre Version des „Faust“ haben sie Goethes Original kräftig durchgebürstet. „Wir haben uns vom Text verabschiedet, weil wir physisches Theater machen“, so Bernhard Bub, der Dramaturg von Antagon. Es ist zwar kein Originaltext von Goethe enthalten, aber wer kennt nicht Figuren wie Mephisto, Gretchen oder des „Pudels Kern“? Natürlich wird auch die Gretchenfrage gestellt, nur in der aktualisierten Form: Geld oder Menschlichkeit. „Die markanten Szenen aus dem Faust erkennt man wieder“, ist sich Bub sicher.

Ein Straßentheater agiert nicht starr auf einer Bühne wie beim klassischen Theater. Es gibt zwar eine Hauptbühne, doch es werden auch Szenen im Publikum geben, so dass das Publikum unter Umständen auch durchmischt wird und sich einen anderen Blickwinkel wählen muss.

Antagon gibt es seit 25 Jahren. Die freie Bearbeitung von Stoffen ist typisch. „Wir sind kein Theater, die Stücke nachspielt“, so Sebastian Bolitz, der künstlerische Leiter. „Wir wollten aber zeigen, dass wir mit klassischem Stoff gut umgehen können.“

Zu dem Stück gibt es selbstkomponierte Live-Musik aus verschiedenen Stilrichtungen. Gespielt von einem Streicherterzett (Cello, Bratsche, Geige) und Klavier. Insgesamt werden 18 Leute auf der Bühne spielen. Das Theater Antagon passt sehr gut zum multikulturellen Microfestival, denn dort arbeiten Menschen aus 10 verschiedenen Nationen.

Mit einander umgehen

boxes
Sandra Wiesner (links) und Susanne Schütz treten mit den Besuchern in eine stille Interaktion.

Die Performance „Boxes“ des Künstlerduos „Echonea“, bestehend aus Susanne Schütz und Sandra Wiesner, sucht am 08. August 2015 um 19 Uhr im Depot in der Dortmunder Nordstadt das Positive in der zwischenmenschlichen Kommunikation. Zwei Stunden lang haben die Besucher die Gelegenheit durch fünf verschiedene Boxen einen anderen Blick auf die Mitmenschen zu bekommen.

Zuerst wird es schlimm. Denn die erste Box zeigt ein Video von einigen Minuten Länge. Hier wird das Schlechte im Menschen präsentiert. „Von der Schulhofschlägerei bis hin zur Folter im Nahen Osten wird gezeigt, wozu der Mensch fähig ist“, so Wiesner. Nach diesem Tiefschlag kann die Katharsis beginnen. Denn in der zweiten Box kann der Besucher auf die Fragen „Welche guten Eigenschaften besitzt der Mensch?“ versuchen eine Antwort zu finden.

Die Box Nummer 3 und 4 sind besondere Stationen: Denn in Box 3 wird Susanne Schütz den Besucher auffordern, für die Dauer von drei Minuten Blickkontakt zu halten. Dabei wird nicht gesprochen. In Box 4 wird der Kontakt intensiviert. Denn bei Sandra Wiesners Box soll der Besucher mit der Künstlerin nonverbalen Körperkontakt halten. Sei es per Händedruck, sei es per Umarmung.

In der fünften Box, der „Ruhe-Box“, kann der Besucher ein wenig reflektieren. Hier sind wiederum Karten mit Fragen vorhanden wie „Was macht dich glücklich?“. Die Antworten der Karten werden am Ende der Performance von den Künstlerinnen vorgelesen.

Die Boxen 2 bis 5 werden doppelt vorhanden sein, auch die beiden persönlichen Boxen. Zwei „Aushilfskräfte“, unter anderem der Dortmunder Künstler Garrett Williams, werden Schütz und Wiesner unterstützen.

Somit sollen rund 100 Leute innerhalb der zwei Stunden durch die Performance geführt werden, deren Absolvieren rund 15 Minuten dauert. Ein Gong soll anzeigen, wenn die drei Minuten pro Box um sind.

„Es wird eine Herausforderung sein, ruhig zu bleiben“, so Schütz über die zwei Stunden in der Box. „Wir brauchen Stärke, zumal wir auch mit Emotionen rechnen müssen, was aber auch eine gute Sache ist.“

Nach der Performance gibt es eine Aftershowparty mit DJ und Getränken.