Kein Schubladendenken

Alexander Pohl neben seinem Objekt "37 DRP 55", Mixed Media auf Leinwand, 2015
Alexander Pohl neben seinem Objekt „37 DRP 55“, Mixed Media auf Leinwand, 2015

Die Galerie Torhaus Rombergpark zeigt vom 02. bis 23. August 2015 Malerei und Objekte von Alexander Pohl. Die 23 ausgestellten Arbeiten sind eine Werkschau von Pohls Schaffen der vergangenen 20 Jahre. Zu sehen sind dabei Pohls Faszination von Alltagsgegenständen sowie von Schubladen.

Dem Künstler jedoch Schubladendenken vorzuwerfen, wäre völlig verkehrt. Denn Pohl benutzt die Schubladen als idealen Rahmen für seine Kunstobjekte. Natürlich kommt nicht jede Schublade in diesen Genuss, für diesen Zweck muss sie handgefertigt sein, also keine Chance für Massenware.

Das zentrale Objekt in der Mitte des Ausstellungsraum heißt „Raumstation“ und ist von 2015. Hier betreibt Pohl ein künstlerisches Upcycling von Alltagsgegenständen und anderen skurrilen Dingen. Es finden sich auch die erwähnten Schubladen wieder. 24 kleinere Objekte sind in einzelnen Fächern untergebracht und befinden sich in einer Art rundem Präsentationsständer, den man tatsächlich drehen kann. Hier befinden sich eine uralte Munitionskiste ebenso wie eine alte Telefonwählscheibe, die für Jugendliche vermutlich antik wirkt oder eine Werbung für „Telecult Power“, eine Werbung aus den 70ern für Blödsinn, um den Leute das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Um die „Raumstation“ befinden sich weitere Arbeiten. Neben Schubladen dienen auch alte Styroporverpackungen von technische Geräte zu Pohls bevorzugten Materialien. Gleich zwei dieser Objekte dienen als Satelliten. „Hi Ho Silver Satelit“ irritiert die Besucher vielleicht, weil sie aussehen, als wären sie aus Metall. Doch der leiseste Windhauch zeigt, dass die beiden Objekte aus einem wesentlich leichteren Material sein müssen. Aus diesem Verpackungsmaterial schafft Pohl auch dreidimensionale „Stadtpläne“ wie das Werk „Termessos“ zeigt. Hier bilden unterschiedliche Styroporverpackungen eine Anmutung einer antiken Ruinenstadt samt Amphitheater.

Stadtpläne scheinen Pohl ebenfalls zu faszinieren. Seine Acrylbilder „Besançon“, „Eguisheim“, „Cernay“ und „Belford“ sind keine realen Stadtpläne, sondern sind eher expressionistische Ergebnisse von Standrundgängen.

Sehr persönlich wird es beim Objekt „Die Beine meiner Mutter“ aus dem Jahre 2008. Hier thematisiert Pohl die Flucht seiner Mutter aus Danzig, die vor den Bomben geflohen ist sowie die Mangelernährung, durch der sie letztendlich krank geworden ist und ihre Beine verloren hatte. So symbolisiert das fluoreszierende Brot nicht nur die Phosphorbomben, sondern auch die schimmeligen Lebensmittel, die die Menschen damals essen mussten.

Mehr Informationen über den Künstler: www.derpohl.de

Die Öffnungszeiten des Torhaus Rombergparks:

dienstags bis samstags 14 bis 18 Uhr

sonntags und feiertags 10 bis 18 Uhr

Eintritt frei

Straßentheater und Weltmusik – MicroFestival 2015

Das Kulturbüro ist bereit für das Micro!Festival 2015: (v.l.n.r.) Katrin Gellermann, Sylke Herberholt und Claudia Kokoschka.
Das Kulturbüro ist bereit für das Micro!Festival 2015: (v.l.n.r.) Katrin Gellermann, Sylke Herberholt und Claudia Kokoschka.

Weltmusik aus Deutschland sowie Irland und Belgien trifft aus Straßenmusik aus Europa. Das alles vom 07. bis 09. August 2015 auf dem Friedensplatz und wie gewohnt umsonst. 15 Ensembles aus acht Nationen werden die Vielfalt nach Dortmund tragen – von japanischen Trommlern bis zur Inszenierung von Faust III.

Eine besondere Aufmerksamkeit richtet das Festival in diesem Jahr auf Weltmusik „Made in Germany“. Gleich vier Ensembles – Danube’s Banks aus Hamburg, Ensemble DRAj aus Köln, Zaitsa aus Frankfurt und Sina Nossa aus Unna/Dortmund (allesamt Teilnehmer oder Preisträger des bundesweiten Wettbewerbs creole) spielen bunte Weltmusik. Geprägt von den Einflüssen ihrer Herkunfts- und ihrer Wahlheimat präsentieren sie Gipsy-Swing, ukrainische Folklore, gepaart mit Balkan-Pop, jiddische Musik und eine Melange aus Fado, Pop, Klassik und Jazz.

Am Freitag wird es skurril und morbide. Die niederländische Compagnie DaaD, die schon 2012 für Gänsehaut sorgte, präsentiert ein neues Stück: „Le Jardin de Yeux“. Großmutter ist tot! Die morbiden Schwestern wollen das gruselige Haus an Interessenten verkaufen. Wird jemand anbeißen? Vorher sorgen die elf japanischen Trommlerinnen und Trommler mit ihren 40 Taikos (japanischen Trommeln) sicherlich für einen „Hallo Wach“-Effekt.

Wie jedes Jahr gehört der Samstagabend der Straßentheater-Inszenierung. Aufreibende Szenen, archaische Choreografien und ein faszinierendes Bühnenbild verwandeln den Friedensplatz in einen Hexenkessel menschlicher Emotionen: Mit F.A.U.S.T. III stellt das Ensembles antagon theaterAKTion aus Frankfurt die moderne Gretchenfrage: Geld oder Menschlichkeit, Profit oder Glück?! Wie wird das Publikum sich entscheiden? Ganz anders zeigt sich der poetisch-akrobatische Sommertraum der Compagnie circoPitanga aus der Schweiz, der mit vielen romantischen Momenten am Hochseil verzaubert.

Der Sonntag beginnt um 16.00 Uhr gleich mit Rock`nRoll und Country für die jüngsten Zuschauer ab vier Jahren. Die Mukketier-Bande rockt den Bauernhof und alles, was Hufe, Tatzen oder Ringelschwänzchen hat. Gleich darauf folgen noch einmal die Luftakrobaten circoPitanga, diesmal mit ihrem kleinen, nostalgischen Zirkusprogramm. Mit dem Tanztheater Cia Mar Gómez aus Spanien wird der Friedensplatz zum Schauplatz eines Gewächshauses als Ort der Leidenschaft und dramatischen Emotionen.

Seinen Abschluss findet das MICRO!FESTIVAL am Sonntagabend mit der südafrikanischen Sängerin Nomfusi Gotyana.

Dazu gibt es das gewohnte Angebot internationaler Küche und Gastronomie, Souvenirständen und viel mediterraner Atmosphäre.

 

 

Das Programm

 

Freitag, 7. AUGUST 2015
17.00 Danube´s Banks (Hamburg) creole

Große Bühne Gipsy-Swing und Klezmer aus Hamburg.

18.00 Doble Mandoble (Spanien)

Platz Zirkustheater mit Tanz, Akrobatik und Jonglage!

18.30 Gocoo (Japan)

Große Bühne Sieben Trommlerinnen und vier Trommler aus Tokio.

19.30 Compagnie DaaD (Niederlande)

Platz

20.30 Doble Mandoble (Spanien)

Platz

21.00 Goitse (Irland)

Große Bühne Irish Folk!

Samstag, 8. AUGUST 2015

16.00 Ensemble DRAj (Köln) creole

Große Bühne Das Trio DRAj transportiert traditionelle jiddische Musik in die Jetztzeit

17.00 Loco Brusca (Spanien)

Platz

18.00 Zaitsa (Deutschland) creole

Große Bühne ukrainische Folklore mit Balkan-Pop

19.00 circoPitanga (Schweiz) Summer Dreams

Platz auch So. 17.00 Uhr / Circus

20.00 La Chiva Gantiva (Belgien)

Große Bühne Latin-Sounds, Afro-Beat, Jazz, Funk und Rock à la Manu Chao.

22.00 antagon theaterAKTion (Frankfurt am Main)

Platz Große Straßentheater-Inszenierung

F.A.U.S.T. III – der Klassiker stellt die Gretchenfrage, diesmal geht es um das große Geld = das große Glück!

 

Sonntag 9. AUGUST 2015

16.00 Mukketier-Bande (Berlin)

Große Bühne Der musikalische Bauernhof hält Einzug beim Festival!

17.00 circoPitanga (Schweiz) Circus

Platz auch Sa. 19.00 Uhr / Summer Dreams

Luftakrobatik, Theatralik und Emotion.

18.00 Sina Nossa (Dortmund/Unna) creole

Große Bühne Leidenschaft und Melancholie des Fado verschmelzen mit dem Rhythmus und der Lebenslust von Pop, Klassik und Jazz!

19.00 Cia Mar Gómez (Spanien)

Platz Tanztheater

20.00 Nomfusi (Südafrika)

Große Bühne

Juicy Beats Geburtstag vom Winde verweht

Tolle Stimmung herrschte am Freitag bei "Fettes Brot".
Tolle Stimmung herrschte am Freitag bei „Fettes Brot“.

Ausgerechnet bei der 20. Auflage des Juicy Beats Festival im Dortmunder Westfalenpark spielte das Wetter nicht mit. Lief der Freitag (24. Juli 2015) noch problemlos über die Bühne, wurden am Samstag die Reißleine gezogen. Die Veranstalter verkündeten: „Nach Aussage des Deutschen Wetterdienstes werden für den heutigen Tag in Dortmund unwetterartige Windstärken und mögliche Orkanböen erwartet, die die in unserem Sicherheitskonzept als zulässig definierten Windstärken sehr deutlich überschreiten. Aus diesem Grunde haben wir uns in Absprache mit Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst und Westfalenpark zu einer Absage der heutigen Veranstaltung entschieden, da eine sichere Durchführung nicht gewährleistet ist. Alle Infos zur Ticketrückerstattung werden wir im Laufe der nächsten Woche bekanntgegeben.“ So bleibt mir nur der Bericht zu Freitag.

Das Highlight am Freitag war ohne Zweifel Fettes Brot, die den Abend mit ihren Hits abschlossen. Vorher überzeugten SPD, Weekend und die junge Belgierin Coely mit ihrer Musik. Auch auf den anderen Bühnen war mächtig was los. „Deine Freunde“ und „Alle Farben“ sorgten auf dem Electronic DJ Stage für gute Laune. Getanzt wurde genauso gut auf den Solar Elektro-Sound Floor und dem Mad Club Floor. Insgesamt feierten am Freitag 15.000 Menschen.

Zufrieden konnte der Berichterstatter nach Hause und freute sich schon – zwar mit leichten Bauchschmerzen wegen der Wettervorhersage – auf den nächsten Tag mit Highlights wie Fritz Kalkbrenner, La Brass Banda oder ein Wiedersehen mit Dear Reader. Doch am Samstag hatte das Wetter endgültig einen Strich durch meine Pläne gemacht.

Ausstellung nimmt Formen an

Bruno, das Wisent, stammt ursprünglich aus dem Rothaargebirge. Die Wisente sollen dort wieder in die freie Wildbahn ausgewildert werden.
Bruno, das Wisent, stammt ursprünglich aus dem Rothaargebirge. Die Wisente sollen dort wieder in die freie Wildbahn ausgewildert werden.

Ab dem 28. August 2015 startet im Museum für Kunst und Kulturgeschichte die Ausstellung „200 Jahre Westfalen. Jetzt!“. Einen kleinen Vorgeschmack durfte die Presse schon bei einer Vorbegehung erleben.

Noch prägen Werkzeug und Leitern das Bild des Museums für Kunst und Kulturgeschichte. Noch ist viel Arbeit zu erledigen für das 36-köpfige Team um Dr. Brigitte Buberl. Doch viele Exponate sind schon vor Ort. Vom innovativen Automobil aus den 50er Jahren (ohne Rückwärtsgang) über einen riesigen Bierpokal aus Birkenholz, einem Wisentkopf bis hin zu Fotos sämtlicher Ansiedlungen mit dem Namen „Westphalia“ in den USA.

Die Ausstellung wird bis zum 28. Februar 2016 zu sehen sein und wird mit dem Ausstellungsraum „Das Territorium“ eine wandelbare „Spielfläche“ präsentieren. Den Anfang wird das Thema „Aufbruch einer Region in die Moderne“ machen, die die Industrialisierung darstellt, der zweite Block vom 03. November 2015 bis 03. Januar 2016 wird sich dem Thema „Wasser“ widmen. Vom 05. Januar 2016 bis zum 28. Februar 2016 beschäftigt sich das „Territorium“ mit Gegensätzen und Toleranz.

Interessant werden die Bereiche „Siedlung“ und „Strasse“ sein. Hier erfahren die Besucher viel über die westfälische Lebensart: Von der Bergmannstube über eine typisch westfälische Kneipe bis hin zu einem besonderen Jugendzimmer, geteilt in schwarz-gelb und blau-weiß. In der „Strasse“ treffen die Besucher auf Schützenvereine, westfälische Karnevalsbräuche und Handel.

Blick zurück auf das Internet der 90er Jahre

"Under construction" - im Aufbau. Manche Seiten sind über den "Aufbau-Status" nicht hinausgekommen.
„Under construction“ – im Aufbau. Manche Seiten sind über den „Aufbau-Status“ nicht hinausgekommen.

Ist Ihnen „Geocities“ noch ein Begriff? Wenn ja, erinnern sie sich sicher an chaotisch blinkende Home- oder Fanpages mit vielen „animated gifs“, quäkender Midisound aus den Boxen und „under construction“-Grafiken in unterschiedlichen Formen. Der Hartware Medienkunstverein im Dortmunder U erinnert in seiner Ausstellung „Digitale Folklore“ vom 25. Juli bis zum 27. September an die ersten Gehversuche der breiten Masse im Internet ohne ausgefeiltes Webdesign und Suchmaschinenoptimierung.

Was heute „Facebook“ ist, war in den 90er Jahren „Geocities“. Der Dienst stellte ab 1993 (gegen Werbeeinblendungen) ein wenig Speicherplatz zur Verfügung sowie einen Webbaukasten, damit die Nutzer sofort anfangen konnten, ihre Internetpräsenz zu bauen. Um den Stadtcharakter des Dienstes ein wenig zu betonen, konnten die Nutzer wählen, in welches „Stadtviertel“ sie gehen möchten. Auf dem Höhepunkt des Erfolges kaufte „Yahoo“ den Dienst 1999 für etwa 3,5 Milliarden Dollar. Doch nach dem Platzen der Dotcom-Blase ging es bergab. 2009 wurde „Geocities“, bis auf die japanische Version, gelöscht.

Doch das Archiv-Projekt „One Terabyte of Kilobyte Age“ konnte noch kapp 400.000 Geocities-Homepages vor dem digitalen Auslöschen bewahren. Die beiden Kuratoren Olia Lialina und Dragan Espenschied haben sich durch die Unmengen an Daten gewühlt und besondere „Folklore“ entdeckt und für die Ausstellung aufbereitet.

So gibt es Elemente, die häufiger auf den Homepages auftauchen. Beispielsweise ein kleines blaues Flugzeug, das über die Homepage fliegt und „Welcome“ in wolkigen Buchstaben schreibt. Ein eher negatives Element ist der „Peeman“, mit dem die Nutzer ihren Unwillen gegenüber einer Person, einem Unternehmen oder einem Sportverein zeigen konnten. Der „Peeman“ pinkelte als animierte Grafik dann auf ein Foto oder ein Symbol.

Rom wurde nicht an einem Tag erbaut und die eigene Internetpräsenz meist auch nicht. Was tun, wenn Inhalte erst später hinzugefügt wurden? Entweder man schrieb (möglichst groß): „Hier entsteht die Webpräsenz von XY“, aber noch beliebter waren Baustellenschilder in allen Variationen, zumeist mit einem emsig arbeiteten Bauarbeiter und der Nachricht „Under construction“.

Nach „Jetzt helfe ich mir selbst“ beschäftigt sich der HMKV nun zum zweiten Mal mit der Netzkultur. Standen bei der ersten Ausstellung die selbst gedrehten Tutorials auf Youtube im Mittelpunkt, geht es hier um die erste größere Massenbewegung im Netz, als es nicht nur für Computerexperten möglich war, sich im Internet bekannt zu machen. Aus der heutigen Sicht erinnern manche dieser Homepages aus den 90ern mit ihren blinkenden und drehenden Grafiken eher an Geldspielautomaten, aber sie waren ein Ausdruck amateurhafter und fast schon anarchischer Liebe an Gestaltung.

Schön wäre es noch gewesen, wenn ein Webbaukasten von „Geocitites“ auf einigen Rechnern installiert wäre, denn dann hätten die Besucher selber etwas kreieren können in Stil der 90er.

Wer den Trip in die digitale Vergangenheit wagen möchte, der kann dies von Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr und Donnerstag und Freitag von 11 bis 20 Uhr tun. Der Eintritt ist frei.

Ein kleines Video, das eine mit Animationen überladene Seite zeigt (auch wenn es wohl eine künstlerische Bearbeitung ist).

Kleine Dinge ganz nah

"Versponnen - vernetzt" von Michael Jaspert besteht aus 625 einzelnen Klötzen.
„Versponnen – vernetzt“ von Michael Jaspert besteht aus 625 einzelnen Klötzen.

Die Ausstellung „Ganz nah dran!“ in der Galerie Dieter Fischer im Depot (Immermannstraße 29) zeigt vom 24.07. bis zum 23. 08. 2015 Werke der beiden Künstler Michael Jaspert und Andreas Knäbel. Beide Künstler präsentieren altbekannte Dinge in neuen Ansichten und Perspektiven.

Die wohl zentrale Arbeit von Michael Jaspert aus Dortmund liegt auf dem Boden und besteht aus 625 einzelnen Buchenholzklötzchen unterschiedlicher Höhe. Erst wenn der Betrachter von oben auf das Kunstwerk schaut, erkennt er die Bedeutung: Eine Spinne in ihrem Netz. Daher lautet auch der Titel „Versponnen-vernetzt“. Jaspert zu seiner Faszination für Spinnen und Insekten: „Ich möchte zeigen, was in der Natur und beim Menschen für Verbindungen und Ähnlichkeiten herrschen. Die Spinne braucht ein Netz zum Überleben und um Futter zu fangen. Der Mensch braucht Netzwerke heutzutage ebenfalls: Stromnetze, Computernetzwerke und soziale Netzwerke.“

Daneben zeigt Jaspert auch einige Makrofotografien von Spinnen und Insekten. Die Nahaufnahmen könnten für einige Menschen, die Angst vor Spinnen haben, eventuell Furcht einflößend sein. „Ich habe unterschiedliche Erfahrungen gemacht“, so der Künstler. „Es gibt Leute, die sagen: So kann ich mir die mal angucken ohne Angst zu haben, die können mir nichts tun. Es gibt andere Leute, die schmeißen sich gleich in die Ecke, weil sie Spinnen nicht sehen können.“

Zudem präsentiert Jaspert auch einige Radierungen. „Irgendwann habe ich mal die Idee gehabt, alte Techniken wie den Kupferstich mit moderner Fototechnik zu verbinden. Das Motiv wird nicht mit einer Nadel auf die Platte gestochen, sondern mittels Fototechnik.“ Die Auflage seiner Radierungen beträgt maximal 10 Stück pro Motiv.

Ein ganz anderen Bezug zum Titel der Ausstellung hat der Berliner Künstler Andreas Knäbel, denn er versucht in seinen Werken politisch und inhaltlich „Ganz nah dran“ zu sein. In seinen Collagen benutzte er den vor einigen Jahren herausgegebenen Warenkatalog des Kaufhauses KADEWE zum 100jährigen Jubiläum. „Den habe ich in die Hände bekommen und fand die Aufnahmen von diesen aufgetakelten und geschniegelten Kindern in Anzügen und Lackschuhen. Ich musste irgendetwas dazu machen. Ich wollte es nicht komplett zerstören, aber ich musste etwas anderes machen und habe die Aufnahmen dann konterkariert mit Zeitungsanzeigen aus Illustrierten aus meinem Geburtsjahr 1961. Dann entstehen halt ganz neue Bezüge. Jeder kann sich einen neuen Weg dazu suchen: Was passiert denn da“, erzählt Knäbel.

In den älteren ausgestellten Arbeiten benutzt Knäbel Bildmaterial aus früheren Zeiten. Vorzugsweise sind es Abbildungen aus alten Lexikas, Warenhaus- oder Spielzeugkatalogen, die von ihrer Strichzeichenoptik ein wenig an den Cartoonisten Christian Groß (kriki) erinnern, der ebenfalls diese Abbildungen benutzt. „Die Motive stelle ich neu zusammen und mach daraus was Neues. Mein Ausgangspunkt ist, erst einmal malerisch die Grundfläche zu schaffen und dann schaue ich, welche Motive dazu passen, was will dahin. Es findet sich immer irgendwie. Wenn es sich nicht findet, kann man es eigentlich wegwerfen.“

Die Vernissage ist am 24. Juni von 19 bis 21 Uhr. Die Finissage am 23. August von 15 bis 18 Uhr mit Künstlergespräch.

Die Öffnungszeiten der Galerie Dieter Fischer: Donnerstag, Samstag und Sonntag von 17 bis 20 Uhr.

Eleganz trifft auf Schäbig

Am 29. Juli findet auf dem Gelände des Dietrich-Keuning Hauses ein besonderes kulturelles Ereignis statt: In einem Zirkuszelt präsentieren Özge Cakirbey und Rainer Holl am 29. Juli um 19 Uhr eine brisante Mischung verschiedenster Kunstformen unter dem Titel „Schick & Schäbig“.

Präsentieren werden Veteranen der Poetry Slam Szene, Beatboxer, old-school Hip Hop, Weltmusik und Tanz. Alles auf einer Bühne und alles an einem Abend. Wie sich das für einen echten Zirkus gehört, wird es auch noch ein paar kleine Buden und Sideshow Aktionen geben. Die Organisatoren dieser einmaligen Veranstaltung sind Özge Cakirbey und Rainer Holl, beide Organisatoren verschiedener Literaturformate und Mixed-Shows. Die Veranstaltungsreihe „Wir haben Bock“ ist beispielsweise regelmäßig mit über 300 Besuchern restlos ausverkauft. Auch für diesen Abend erhoffen sich die Veranstalter einen ähnlichen Zulauf.

Mit von der Partie sind:

Andy Strauß (Eskalation)

Radio Bart (A band called Bart)

Papp’maul, Heideck, IndiRekt &Marshall (Beats und Reime)

Kevin O Neal Beatbox (Deutscher Beatbox Meister)

Sim Panse (Wortgewalt und Liebe)

Ute Kraemer (The true voice of Germany)

Jan Fürschke (Loops, Loops, Loops)

Duo Fadenlos (Soundtripping)

Wann? – 29. Juli
Wo? – Dietrich Keuning Haus Dortmund
Einlass? – 18.30 Uhr
Beginn? – 19.00 Uhr
Eintritt? – 4€
Mehr Infos auf facebook: https://www.facebook.com/events/1652976288279221/

Tod im Schatten des Stahlarbeiterstreiks

Die Trilogie über die Pastorin Martha Gerlach handelt diesmal im Stahlarbeitermillieu. (Foto: © emons Verlag)
Die Trilogie über die Pastorin Martha Gerlach handelt diesmal im Stahlarbeitermillieu. (Foto: © emons Verlag)

Nach ihren Ruhr Classic-Krimis „Kohlenstaub“ und „Linienstraße“, die uns ins alte Dortmund der Jahre 1965 und 1968 führte, spielt der neue Retro-Krimi „Tod im Stahlwerk“ von Pfarrerin und Autorin Anne-Kathrin Koppetsch während der aufregenden und turbulenten Zeit der Septemberstreiks bei Hoesch 1969.

Während die Stahlkocher erfolgreich für mehr Lohn streiken, überfährt ein betrunkener Lokführer den Sohn des Betriebsrats. Lokführer und Betriebsrat, einst befreundet, sind zur Zeit nicht gut aufeinander zu sprechen. Der Betriebsrat ist als jemand, der sich „mit den feinen Herren gemein tut“ in Verruf geraten. Wurde Freddy, der Sohn des Betriebsrats, Opfer dieses Streits, oder steckt etwas andres dahinter? Für Pastorin Martha geht es diesmal auf eine emotionale Berg- und Talfahrt.

Die Leser bekommen bei diesem Krimi wieder eine Menge Lokalkolorit aus Dortmund zur Zeit vor dem Strukturwandel und den Lebensumständen einer jungen Pastorin damals mit. Das „Fräulein Pastor“ hatte damals nicht nur einen schweren Stand gegenüber ihren männlichen Kollegen und Vorgesetzten, sondern war immer noch gezwungen, sich zwischen Beruf(ung) und Heirat zu entscheiden. Eine verheiratete Pastorin wurde von der evangelische Kirche auch Ende der 60iger Jahre noch nicht akzeptiert.

Der musisch begabte Sohn des Betriebsrats Freddy bringt in diesem Roman die Pastorin Martha Gerlach emotional gehörig aus dem Gleichgewicht. Um so mehr drücken sie Schuldgefühle nach dessen Tod. Der Reporter Luschinski steht ihr auch dieses Mal wieder als guter Freund und Beschützer zur Seite.

Nach und nach offenbart sich im Krimi familiäre Dramen. Als weitere Ebene spielt das Thema Homosexualität innerhalb der Kirche eine Rolle.

Der Krimi ist spannend aber auch amüsant geschrieben und Leser, die sich in Dortmund auskennen, werden sicher die eine oder andere genannte Örtlichkeit wieder erkennen.

Anne-Kathrin Koppetsch
Tod im Stahlwerk
Ruhr Krimi Classic, emons Verlag
192 Seiten
ISBN 978-3-95451-528-8
Euro 9,90 [D] , 10,20 [AT]

Fantasiereise nach Bilderbü

So sieht eines der Fahrzeug in Groß aus. Fotografiert bei den Herstellungsarbeiten.
So sieht eines der Fahrzeug in Groß aus. Fotografiert bei den Herstellungsarbeiten.

Vom 05. bis 26. Juli 2015 zeigt das Torhaus Rombergpark die Ausstellung „Auf nach Bilderbü“ von Claudia Terlunen, Sabine Held und Silvia Liebig. Ihre imposanten Fahrzeuge aus Pappe laden die Besucher auf eine fantasievolle Reise ein.

Der Titel „Auf nach Bilderbü“ erinnert sofort an die Kinderbücher „Wir Kinder aus Bullerbü“ von Astrid Lindgren. Hier skizziert die schwedische Autorin eine fast schon naiv-romantische Sicht von Gesellschaft und Natur.

In diese zivilisationsferne und glückliche Gesellschaft gelangt man mit den Fahrwerken, die aus Pappe, Karton und anderen zerbrechlichen Materialien konstruiert wurden. Sie sind größer als ein Modell und erreichen imposante Ausmaße.

Doch fahrtüchtig sind sie nicht. Sie sind genauso weit von der Funktionalität entfernt wie „Bullerbü“ von der Realität. Daher sind die Fahrzeuge nur in der Fantasie benutzbar wie eben Bullerbu nur als Utopie existiert.

Ebenfalls am 05. Juli 2015 wird ein besonderer Kunstrundgang im Rombergpark eröffnet: „De la Somme au Ruisseau Rouge“ 19 Künstler aus Amiens und Dortmund präsentieren zusammen 44 Werke. Statt in einer Galerie können Sie die wetterfesten Farbdrucke auf einem ca. 1 km langen Rundweg vom Roten Bach zur Lindenallee bewundern.

Eröffnung der Ausstellung:

Sonntag, 05. Juli 2015, 11.00 Uhr

Öffnungszeiten:

dienstags bis samstags: 14.00 – 18.00 Uhr

sonn- und feiertags: 10.00 – 18.00 Uhr

Eintritt frei

Schach ist en vogue

Ralf Schönenberg, Christiane Köhne und der Organisator des Chess Meetings, Gerd Kolbe, bei der Ausstellungseröffnung.
Ralf Schönenberg, Christiane Köhne und der Organisator des Chess Meetings, Gerd Kolbe, bei der Ausstellungseröffnung.

Die Künstlerin Christiane Köhne und Fotograf Ralf Schönenberg zeigen in der Ausstellung „Schach ist mehr“, dass das königliche Spiel durchaus hochglanzfähig ist. Zu sehen sind die großformatigen Bilder bis zum 05. Juli 2015 im Orchesterzentrum NRW im Rahmen des Sparkassen Chess Meetings.

Mittlerweile ist Christiane Köhne Schacherfahren. „Schach ist mehr“ ist ihre dritte Ausstellung, die sie im Rahmen des Chess-Meetings zeigt. Dieses Mal möchte die Künstlerin zeigen, dass Schach nicht nur ein Sport ist, sondern auch durchaus in der Zeitschrift „Vogue“ auftauchen könnte. Köhne hat sich zunächst nach Lektüre des Buches „Schachnovelle“ von Stefan Zweig mit verschiedenen Attributen, die sie mit Schach assoziierte wie beispielsweise Zeitlos auseinandergesetzt. Dabei ist sie auf die Idee gekommen, diese Assoziationen mit Hilfe des ModeLabels „Köhniglich“ in Szene zu setzen.

Fotograf Schönenberg setzte die Motive mit vielen Kontrasten (Licht/ Schatten oder Schärfe / Unschärfe) um. Damit wurde erreicht, dass die Bilder sehr plakativ wirken, so dass sie ohne viele Worte die Botschaft rüberbringen.