Multiple Marilyn

Marilyn Monroe – unnahbare Sexgöttin oder Frau mit unterschiedlichen Facetten? Das Stück „Displace Marilyn Monroe“ dargeboten von sieben Darstellern und drei Musikern präsentierte am 17. Juni 2015 im Studio des Schauspielhauses ein inklusives Stück über Selbst- und Fremdwahrnehmung.

Jeder hat ein Bild von Marilyn Monroe in seinem Kopf: Blond, weiblich, gut aussehend. Eben ein Sexsymbol. Was passiert, wenn auch Brünette und sogar bärtige Männer (nicht Conchita Wurst) von sich behaupten, sie seien Marilyn Monroe? Gelächter? Ein wenig, doch es geht in dem Stück auch nicht darum, einen Marilyn Monroe-Lookalike-Wettbewerb zu veranstalten, sondern um die verschiedenen Facetten der Kultfigur zu beleuchten. Spannend war auch die Frage: Wie weit würde man gehen, um persönlichen Erfolg zu haben? Kleinere Schönheitsoperationen für eine Rolle?

Dabei wurden Stationen ihres Lebens von den sieben Darstellern, von denen manche eine Beeinträchtigung besaßen, szenisch dargestellt. So wurde die berühmte Szene mit dem weißen Kleid, das durch den Wind hochwallte, nachgespielt. Daneben wurden auch die bekannten Songs der Monroe wie „Diamonds are a girl’s best friend“ zum Besten gegeben. Das Geburtstagslied „Happy birthday, Mr. President“wurde von allen Beteiligten gesungen.

Die Musiker und Darsteller schafften mit „Displace Marilyn Monroe“ einerseits eine würdige Hommage an die Schauspielerin, andererseits auch eine nachdenkliche Reflexion darüber, wie wir uns selbst und andere Menschen wahrnehmen. Wahrscheinlich sind wir alle ein Stück Marilyn Monroe.




Alice im farbenfrohen Wunderland

Eine besonders farbenprächtige Version der Geschichte von „Alice im Wunderland“ präsentierte das Theater „Bubamara“ am 19. Juni 2015 im Theater im Depot. Vor allem die atemberaubenden Kostüme der Figuren aus Lewis Carrolls Geschichte faszinierten die jungen und jung gebliebenen Zuschauer. Gespielt wurde das Stück von Kindern und Jugendlichen von 8 bis 22 Jahren.

„Was für’n Trip“, sagt Alice, als sie sich statt auf ihrem 13. Geburtstag plötzlich in einer Parallelwelt mit völlig skurrilen Figuren befindet. Viele bekannte Figuren aus dem Buch tauchen auf: das weiße Kaninchen, der verrückte Hutmacher oder die grausame Herzkönigin.

Die beiden Regisseure Jens Wachholz und Rada Radojcic haben die Sprache des Stückes leicht an die heutige Zeit angepasst („Burn-Out-Syndrom“) und natürlich durfte „Who the fuck is Alice?“ bei der Gerichtsverhandlung am Ende nicht fehlen.

Die aufwändigen Kostüme waren auf alle Fälle ein Hingucker. Angefangen bei den sprechenden Blumen oder der Grinsekatze bis hin zur weißen Herzogin, die ein wenig „gruftimäßig“ geschminkt und gekleidet war. Ein besonderer Höhepunkt war die Teeparty des „verrückten Hutmachers“, der mit seinen Freunden eine kleine Tanzeinlage unterlegt mit Elektroswing hinlegte.

Wachholz und Radojic konzentrierten sich auf bestimmte Szenen und Figuren, die die surreale Welt von Carroll noch einmal unterstrichen. Das machte es für diejenigen, die das Buch (oder die Bearbeitungen) kaum oder gar nicht kannten, etwas schwierig der Geschichte zu folgen.

Dabei hatten viele Figuren in dieser „Coming of age“-Geschichte eine besondere Bedeutung. So symbolisiert das weiße Kaninchen, das bürokratisch ist und ständig auf die Uhr schaut, die Berufswelt der Erwachsenen. Die Teeparty karikiert die stocksteifen Rituale, die Alice irgendwann als Erwachsene ebenfalls über sich ergehen lassen muss.

Insgesamt war die Produktion eine herrlich quitschbunte Variante der Geschichte um Alice mit wunderbaren witzigen Darstellern, behutsam modernisierten Texten (das weiße Kaninchen rezitiert ein Dada-Gedicht bei der Gerichtsverhandlung) und passender Musik (Erik Satie und Elektroswing). Die nächsten Vorstellungen sind am 21. August 2015 um 20 Uhr sowie am 22. August um 18 Uhr im Theater im Depot.