Tunesien trifft Frankreich

Hamdani überzeugte mit ihrer Mischung aus arabischer Musik und französischen Chansons. (Foto: © Bülent Kirschbaum).
Hamdani überzeugte mit ihrer Mischung aus arabischer Musik und französischen Chansons. (Foto: © Bülent Kirschbaum).

Im Rahmen des Musikfestivals „Klangvokal“ bot die tunesische Sängerin und Musikwissenschaftlerin Dorsaf Hamdani im Orchesterzentrum Dortmund am 14. Juni 2015 einen Chansonabend der besonderen Art.

Sie sang Lieder der berühmten Sängerin Fairuz (geb. 1934), auch als „Stimme Libanons“ bekannt, und der französischen Chansonette Barbara. Barbara, 1930 als Monique Serf in Paris geboren und als Jüdin während des Vichy-Regimes verfolgt, setzte sich nach dem Krieg für die Völkerverständigung zwischen Frankreich und Deutschland ein. Mit ihrer Komposition „Göttingen“ (1964) schrieb sie in diesem Sinn ein Stück Musikgeschichte. 1997 stab sie in Neuilly-sur-Seine. Fast selbstverständlich trifft hier Okzident auf Orient. Das Programm ist zugleich eine Hommage an die beiden Künstlerinnen.

Hamdani schaffte es fast ohne merkbare Übergänge, von arabischen hin zum französischen Chanson zu wechseln. Sie bot den Raum für eine imaginäres Treffen der beiden großen Persönlichkeiten des Chansons. Mit ihrer vollen und warmen Stimme und starker Gestik brachte sie auf einer emotionalen Ebene einiges von den Texten rüber, auch wenn man des Arabischen oder der französischen Sprache nicht mächtig war.

Mal eindringlich und geheimnisvoll, dann wieder romantisch und melancholisch. Die Lieder erzählten vom Frühling, der Liebe, aber auch von Verlust. Stimmungsmäßig wechselte auch die Beleuchtung von gelb, grün bis rot.

Für den gelungenen Auftritt waren jedoch auch ihre vier fantastischen musikalischen Begleiter von Bedeutung. Daniel Mille (Akkordeon, Leitung), Lucien Zerrad an der Gitarre und der alten, dickbauchigen arabischen Kurzhalslaute Oud, Zied Zouari (Bratsche, Oud) sowie Yousef Zaved (Percussions) sorgten auch mit einigen Solis für eine orientalische Atmosphäre.

Das begeisterte Publikum dankte mit Standing Ovations, Hamdani und ihre Musiker kamen natürlich nicht um zwei Zugaben herum




Zwei Enden der Seidenstraße

Die Musiker von Sedaa hatten keine Berührungsängste, die ganz Kleinen konnten das Konzert von ganz nah erleben. (Foto: © Bülent Kirschbaum).
Die Musiker von Sedaa hatten keine Berührungsängste, die ganz Kleinen konnten das Konzert von ganz nah erleben. (Foto: © Bülent Kirschbaum).

Zwei Iraner und zwei Mongolen bilden die Musikgruppe „Sedaa“ und ihre Mischung aus iranischen und mongolischen Instrumenten bildet das Fundament einer interessanten Fusion. Zu hören alles am 14. Juni 2015 um 11 Uhr im domicil im Rahmen des soundzz Familienkonzertes und des Festivals Klangvokal.

Die ersten Lieder, die die vier Musiker auf ihren Instrumenten spielten, klangen sehr rhythmisch, fast westlich. Sie erinnerten ganz leicht an eine mongolische Folk-Metal-Band, die auf akustischen Instrumenten spielte. Dazu passte der typische Oberton- und Untertongesang, der an das typische „Growling“ erinnerte, den es ebenfalls in manchen Spielarten des Metal gibt.

Aber der Rezensent war nicht in Wacken und Sedaa spielten ja auch eher eine Mischung aus den beiden Kulturen Iran und Mongolei. Mit Gitarre und Hackbrett kam ein starker iranischer Einschlag in die Musik.

Besonders spannend, besonders für die kleinen Besucher waren die mongolischen Instrumente. Die beiden mongolischen Musiker Nasaa Nasanjargal und Naraa Naranbaatar spielten die Pferdekopfgeige, wobei Naranbaatar eine mit der Kontrabaßgeige eine besondere Form spielte. Hinzu kam die Bischgur, die mongolische Oboe. Omid Bahadori spielte Gitarre und Percussion, während der iranische Gastmusiker am Hackbrett musizierte. Natürlich waren auch die monglischen Gesangstechniken, mit der ein Mensch zwei Töne gleichzeitig singen kann, faszinierend.

Insgesamt kam die Mischung aus iranischen und mongolischen Liedern bei den Besuchern sehr gut an. Die Musiker konnten die Zuhörer sogar begeistern, bei zwei Liedern mitzusingen. Ein sehr gutes Konzert, sogar für Menschen, die vielleicht Weltmusik aus ganz fernen Ländern eher abschreckend finden. Sedaa ist ein hervorragender Botschafter für Weltmusik.