Musikalische Zeitreise ins Elisabethanische Zeitalter

Pb renaissancemusik oder Pärt: The Tallis Scholars beeindruckten mit ihren wunderbaren Stimmen. (Foto: © B. Kirschbaum)
Ob Renaissancemusik oder Pärt: The Tallis Scholars beeindruckten mit ihren wunderbaren Stimmen. (Foto: © B. Kirschbaum)

Am 07. Juni zeigten „The Tallis Scholars“ in der Propsteikirche ihr gesangliches Können mit Werken von Renaissance Komponisten wie Taverner, Tallis oder Allegri, aber präsentierten auch Werke des zeitgenössischen Komponisten Arvo Pärt, der einige Stücke im im Stile der Renaissance komponiert hatte.

„The Tallis Scholars“ unter der Leitung des Gründers Peter Philipps widmen sich seit 1973 der geistlichen Renaissance-Musik. Diese Erfahrung konnten die Zuhörer bei ihrem Konzert spüren. Glasklarer mehrstimmiger Gesang, der ohne Hilfe jeglicher Instrumente dargeboten wurde. Die zehn Sängerinnen und Sänger boten eine eindrucksvolle Leistung.

Die Musik der englischen Komponisten Tallis, Taverner und Sheppard entstand in einer wirren Zeit, als England zwischen Katholizismus und der englischen Kirche hin- und hergerissen wurde, bis sich die Waagschale nach Elisabeth I. den Anglikanern zuneigte. Doch der Höhepunkt des Konzertes war das berühmte „Misere“ von Grigorio Allegri. In zwei Chören aufgeteilt mit einem Solisten weiter hinten im Kirchenschiff entfaltete die Musik eine besondere Magie. Vollkommener Gesang veredelte das Meisterwerk des italienischen Komponisten.

Aber das Programm bestand nicht nur aus Werken von Renaissance-Künstlern. Der estnische Komponist Arvo Pärt hatte 1997/98 mit „Tribute to Caesar“, Sancte deus“ und „Triodion“ drei Werke in der Tradition der Renaissance-Künstler geschaffen. Doch Pärts Kompositionen fingen nicht wirklich die Seele der Renaisssance ein. Sie wirkten fremd, zumal der Kompositionsstil von Pärt ein sehr stark reduzierter ist. Nur im vierten Stück dem 2000 entstandenen „…which was the Son of…“ wirkt das Stück rhythmisch interessant und die Gesangslinien wirken im positiven Sinne frisch und modern. Das soll keine Kritik an der Musik von Pärt sein, nur es passte meiner Meinung nach nicht so gut in den Rahmen des Konzertes.

Was von dem Abend bleibt, ist die hohe Qualität der „Tallis Scholars“, die ihre Erfahrung und Liebe zur geistlichen Musik der Renaissance unter Beweis gestellt haben.




Eine Stadt für alle?!

Mit „Schrei mich an“ zeigte das Projekt „Inklu:city“ wie 17 Akteure (inklusive einem Hund) sich einen Weg durch die Stadt und durch ihr Leben bahnen. Im Theater im Depot präsentierten die Beteiligten am 06. Juni 2015 ihre Sehnsüchte, Ängste, Hoffnungen und Visionen.

Wie erleben blinde oder taube Menschen ihre Stadt? Wie geht man mit den Alten um, den Obdachlosen, den Ausländern? Werden Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen wertgeschätzt? Welche Sehnsüchte und Wünsche haben diese Menschen? Diese Fragen wurden bei dem Theaterprojekt „Schrei mich an“ angeschnitten.

Das Bühnenbild war recht einfach gehalten: Auf der Bühne waren lauter weiße Kartons zu einer Wand gestapelt. Auf dieser Fläche wurden dann kurze Videos gezeigt, die die Akteure kurz in ihren Lebensräumen vorstellten. Ab und an wurden einige dieser Kartons als Sitzmöbel oder Parcours-Hindernisse benutzt. Zwischen den Filmen spielten die Akteure in unterschiedlichen Szenen ihre Sicht der Dinge. Beeindruckend war eine gespielte Beerdigung, wo die Vorurteile, die Ignoranz oder die Ausgrenzung zu Grabe getragen wurde.

Das Stück war aber keine Abrechnung mit der „bösen Welt“, sondern bot nach dem Motto des Untertitels „Eine Hommage an die Lebensfreude“ auch Positives. Denn es zeigte Menschen, die zwar eine Beeinträchtigung haben, aber dennoch nicht am Leben verzweifeln. Sehr gut gelungen war die breite Streuung der Darsteller. Es waren nicht nur klassischerweise Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen vertreten, sondern auch Ausländer, Senioren, Obdachlose und Menschen, die als Kind missbraucht wurden. Auch sie werden mehr und mehr ausgegrenzt und müssen um ihren Platz in der Gesellschaft kämpfen.

Ein Stück, das durch die sehr engagierten Darsteller sehr berührte.