Überlebenskampf nach Kriegsende

Wie ging das Leben in Dortmund bei Kriegsende und Friedensbeginn weiter? Gab es eine "Stunde Null"? Das neue Heft gibt Auskunft.  (v.li.n.re. Leiterin des Bildarchivs Dr. Andrea Zupancic, Direktor des Stadtarchivs Dr. Stefan Mühlhofer und Adolf Miksch, Vorsitzender des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark). Foto: © Anja Cord
Wie ging das Leben in Dortmund bei Kriegsende und Friedensbeginn weiter? Gab es eine „Stunde Null“? Das neue Heft gibt Auskunft. (v.li.n.re. Leiterin des Bildarchivs Dr. Andrea Zupancic, Direktor des Stadtarchivs Dr. Stefan Mühlhofer und Adolf Miksch, Vorsitzender des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark). Foto: © Anja Cord

Zum siebzigsten Mal jährt sich das Kriegsende in diesem Jahr, Dortmund wurde am 13. April 1945 von amerikanischen Truppen befreit. Dies thematisiert die aktuelle Ausgabe der „Heimat Dortmund“: „Dortmund 1945 – Eine Stadt zwischen Krieg und Frieden“.

Nach Kriegsende standen die Dortmunder buchstäblich vor dem Nichts. Die Innenstadt lag in Trümmern, Essen und Wohnraum waren knapp bis nicht vorhanden. Eine politische Neuordnung musste in Angriff genommen werden. Die Karfreitagsmorde in der Bittermark, der Plan 30.000 Zwangsarbeiter zu ertränken, die sukzessive Zerstörung der Kirchen während der letzten Kriegsjahre, Demontagepläne der Alliierten sowie das Trauma der wenigen überlebenden Juden werden im Heft 1/2015 thematisiert.

Die Arbeit der Dortmunder Filmemacherin Elisabeth Wilms, bekannt als die „filmende Bäckersfrau“ beleuchtet der Medienwissenschaftler Alexander Stark, der auch über dieses Thema promoviert.
Elisabeth Wilms schaffte es ihre Filmkamera, eine Movikon, vor den Amerikanern zu retten. Filmauffnahmen, die sie während der Einkaufsfahrten für die Bäckerei ihres Mannes anfertigte, sind vermutlich die einzigen, die das Leben der unmittelbaren Dortmunder Nachkriegszeit darstellen.

Der Bombardierung der vier Innenstadtkirchen widmet sich die Leiterin des Bildarchivs des Stadtarchivs Andrea Zupancic mit ihrem Beitrag. Sie beleuchtet den Verlust an Kunstschätzen und mittelalterlicher Bausubstanz. Zu jeder Kirche beschreibt sie auch die Entwicklung der einzelnen Bauten.

Den Abschluss dieser spannenden Aufsätze bildet eine chronologische Auflistung der Ereignisse im Jahr 1945, erstellt von Stadtarchivar Herrmann Josef Bausch.

Diese Ausgabe wurde von Dr. Stefan Mühlhofer und Markus Günneweg konzeptioniert und betreut. Das Doppelheft (74 Seiten) ist für 5 Euro im Buchhandel, im Stadtarchiv und in der Steinwache erhältlich.




Dans macabre in der Artothek

Jan van Nahuijs behandelt in seinen Arbeiten in der Artothek oft einen Totentanz.
Jan van Nahuijs behandelt in seinen Arbeiten in der Artothek oft einen Totentanz.

In seinen Holzschnitten und bildhauerischen Arbeiten beschäftigt sich der Schwerter Künstler Jan van Nahuijs mit den Themen „Tanz – Liebe – Tod“. Die Artothek der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund zeigt seine Werke vom 22. Mai bis zum 03. Juli.

Die Kombination von Tanz und Tod ist in der bildenden Kunst ein beliebtes Thema. Der sogenannte „Dans macabre“ wurde seit dem 14. Jahrhundert immer wieder von Künstlern aufgegriffen. „Ich sehe den Tod nicht als Bedrohung“, erklärt van Nahuijs zu Beginn des Gespräches. „Ich habe ein sehr positives Verhältnis zum Tod. Er ist die einzige Gerechtigkeit.“ So wirken seine Arbeiten keinesfalls düster und depressiv, sondern der Totentanz kommt dem Betrachter in bunten Farben entgegen. Fast könnte man die Drucke für eine bunte Variante von Piratenflaggen halten. Der Tod gehört halt dazu. Er ist ein wesentlicher Bestandteil des Lebens.

Zwei Holzschnitte in Blau scheinen auf den ersten Blick nicht mit der Thematik zu tun haben. Inspiriert hat sich van Nahuijs dabei von einem Gedicht der Schwerter Lyrikerin Annette Hövelmann über den Selbstmord einer argentinischen Lyrikerin, die zur „blauen Stunde“ ins Wasser ging.

Auch in seinen vier ausgestellten Skulpturen/Plastiken bleibt er seiner Thematik treu. Dabei lässt van Nahuijs in seinen Arbeiten dem Betrachter noch genügend Raum, um eigene Gedanken zu entwickeln.

Van Nahuijs sieht sich als einen Künstler, der thematisch und politisch arbeitet. „Schöne Kunst mache ich eigentlich nie“, sagt er. Daher ist es kaum verwunderlich dass van Nahuijs den österreichischen Bildhauer Alfred Hrdlicka als Vorbild nimmt, der ebenfalls ein sehr politischer Künstler war.

Van Nahuijs, der im niederländischen Winterswijk geboren wurde, ist Autodidakt. Neben der bildenden Kunst ist er vom Ballett fasziniert. Kein Wunder, dass der Tanz in seinen Arbeiten daher eine große Rolle spielt.

Öffnungszeiten der Artothek: Dienstag und Freitag von 10 bis 19 Uhr.