Ein klein wenig Urlaubsfeeling

Woran denken Sie, wenn Sie an Urlaub denken? An Sonne, Meer, Berge, gutes Essen, Erholung? Sicher nicht an ein Krankenhaus. Schauspieler und Autor Rolf Dennemann hat diese Analogie zu seinem Programm „Unterwegs mit meinem Körper“ gemacht. Am Mittwoch, den 25. März 2015 hatte die szenische Lesung Premiere im Theater im Depot.

Rolf Dennemann kam nicht alleine, er hatte die Schauspielerin Elisabeth Pleß mitgebracht, die ihn nicht nur literarisch, sondern auch musikalisch unterstützte.

Doch zu Beginn stand eine gefilmte Autofahrt im Vordergrund, die über die Leinwand flimmerte. Die letzten Bilder eines eigenständigen Menschen, bevor er sich in die Hände einer Anstalt übergab? Die Erfahrungen, die Dennemann in den Krankenhäusern machte und literarisch verarbeitete, lassen sich in zwei Bereiche unterteilen: Die Organisation in Krankenhäusern und das Essen. Während Dennemann vom Mittagessen in manchen Häusern durchaus angetan war, war für ihn das Frühstück und das Abendbrot eine Reise in die Vergangenheit, als sein Vater noch im Krankenhaus war. „Das nenne ich Tradition“, so Dennemann in seiner süffisanten-ironischen Art.

Auch den Tagesablauf im Krankenhaus nimmt Dennemann auf Korn. Das frühe Aufstehen, die leicht chaotische Organisation. „Eine Schwester fragte mich nach der OP, ob ich eine Patientenverfügung hätte“, erzählte Dennemann. Vor allem das Warten im Krankenzimmer auf der Bettkante auf die Dinge, die vielleicht kommen würden (oder nicht) nahm er auf Korn. Nicht nur literarisch, sondern auch musikalisch und visuell. Zu der Musik von „Waiting for the sun“ von den „Doors“ gab es eine Diashow von Menschen, die auf Bettkanten saßen (oder lagen).

Nach der Pause wurden die Tische zusammengerückt, ein Strandbild auf den Beamer geworfen, eine Art Pepita-Hut aufgesetzt und weiter ging es in Dennemanns Tour durch die Krankenhäuser. Dem Betrieb der Krankenanstalten setzt Dennemann die ambulante Medizin in Form von niedergelassenen Ärzten, Apothekern und Optikern entgegen. Inwieweit der Autor das ernst meint oder Ironie hineinmischt, bleibt jedem selber überlassen.

„Unterwegs mit meinem Körper“ ist sicherlich nichts für Liegend kranke oder Menschen, die sich nicht mehr selber helfen können. Ansonsten wird jeder, der zumindest für ein paar Tage im Krankenhaus war, die Geschichten wiedererkennen. Sei es der Kampf um die Fernbedienung im Krankenzimmer oder die verwinkelten Gänge und Flure zu den jeweiligen Abteilungen, gegen die das Labyrinth des Minotaurus wie ein simpler Kreisverkehr anmutet.

Ob sich bei den Zuhörern jetzt trotz Koffer, Rezeption, Zimmerservice und „all-inklusive“ ein Urlaubsgefühl einstellt, wenn sie an Krankenhäuser denken, ist wohl nicht anzunehmen. Dennoch war es ein gelungener Abend aus dem Innenleben verschiedenen Krankenanstalten.




Lesung mit bekannten Stimmen

Als Kooperation mit dem Theater im Depot wurde von „Affen.Auf.Ruhr“ die Prima Vista Lesung der Lauscherlounge mit zwei bekannten Synchronsprechern am 26. März 2015 wieder mal nach Dortmund gebracht. Oliver Rohrbeck, etwa als Synchronstimme von Ben Stiller und Detlef Bierstedt, vielen Menschen als deutsche Stimme für George Clooney vertraut, lasen aus Texten und Büchern, ausgesucht vom vorwiegend jüngere Publikum im ausverkauften Haus.

Das Konzept der Prima Vista Lesung ist ja gerade, dass die beiden Sprecher ohne Vorbereitung alles lesen, was die Zuhörer ihnen anbieten. Ob es sich um Wunschzettel, Klatschpresse oder zeitlose Klassiker ist egal. Dabei bringen sie ihren speziellen Humor, Persönlichkeit ein und werfen sich gekonnt gegenseitig die Bälle zu. Interessant an einer solchen Lesung ist sicherlich, dass die Zuhörer, wenn sie die Augen schließen, tatsächlich ein wenig das Gefühl haben, Ben Stiller oder George Clooney lesen ihnen etwas vor.

Ein gewisses Risiko besteht jedoch darin, dass trotz aller Bemühungen der Sprecher bei der Auswahl der Texte manchmal das Niveau in Richtung Altherrenwitze geht. Begann der Abend noch hoch philosophisch mit einem Textauszug aus Milan Kunderas „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“, wurden auch die unergründlichen Tiefen der Literatur ausgelotet. Das müssen Publikum und vor allen die beiden Künstler vorne aushalten. Denn seien wir ehrlich, ein müder alter Witz, den sich schon die Ägypter beim Pyramidenbau erzählt haben, bleibt ein müder alter Witz, auch wenn ihn George Clooney erzählt. Und mancher Gag funktioniert vielleicht eher, wenn er als Sketch gespielt wird. Beispielsweise der langatmige „Witz“ mit der Politesse gegen Ende der Vorstellung. Hier wäre das Vorlesen des Telefonbuches von Wanne-Eickel lustiger gewesen. Glücklicherweise waren nicht alle Texte grottig. Höhepunkte waren „Der Fönig“ von Walter Moers und „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“ von Werner Holzwarth.

Aber das ist eben das angesprochene Risiko bei so einem Abend. Natürlich war auch ein Text darunter, der mit seinen vielen Zungenbrechern eine Herausforderung darstellte. Oliver Rohrbeck hatte es getroffen und er musste den Text über den „Schneesee“ lesen, der in dem schönen Wort „Schneeseekleerehfeedrehzehwehvergehtee“ gipfelte. Den Text meisterte Rohrbeck souverän. Ebenso wechselten Rohrbeck und Bierstedt gekonnt ihre Sprache in die verschiedenen Dialekte wie Berlinerisch oder Schweizerdeutsch.

Insgesamt hatten an diesem Abend alle Beteiligten ihren Spaß, das Publikum und die beiden Synchronsprecher.




Menschen und Tiere im Mittelpunkt

Das Bild von Susanne Schütz zeigt kein Fabelwesen, sondern symbolisiert eine bockige Frau.
Das Bild von Susanne Schütz zeigt kein Fabelwesen, sondern symbolisiert eine bockige Frau.

Vom 27. März bis zum 19. April 2015 präsentiert die Galerie Dieter Fischer im Depot Dortmund die erste Einzelausstellung der Depot-Künstlerin Susanne Schütz. Neben ihren Öl- und Acrylbilder zeigt sie auch noch vier Plastiken. Die Vernissage ist am 27. März von 19 bis 21 Uhr.

„Ich lade in meinen Kopf ein“, erklärt Susanne Schütz und ergänzt, „es ist eine intime und persönliche Ausstellung.“ Ihre Bilder zeigen teils Alltagsszenen, teils haben die Bilder eine allegorische oder symbolische Bedeutung. Eine Wand ist Tier- und Menschenkindern gewidmet.

Die alten Meister bewundert Susanne Schütz. „Darüber hinaus bin ich Fan vom Symbolismus und vom Fin de siècle“, erklärt sie. Beides waren Kunstrichtungen, die zwischen 1880 und 1910 ihren Höhepunkt hatten.

In manchen Bildern finden sich Elemente wieder, die durchaus im Fantasy-Genre spielen könnten. So zeigt ein Bild eine Frau mit einem Bockshorn. Doch es steht nicht für eine Fantasy-Figur, sondern für eine Visualisierung des Begriffes „bockig“.

Ihre Bilder sind in unterschiedlichen Formaten. Ebenfalls eine bewusste Entscheidung der Künstlerin. „Ich spiele mit den Formaten.“

Neben den Bildern und den Plastiken bespielt Susanne Schütz den gesamten Ausstellungsraum. Dazu gehört ein Blumenarrangement, wie es niederländische Meister als Motiv für ihre Bilder benutzt haben sowie der Herzschlag der Künstlerin als akustische Begleitung.

Galerie Dieter Fischer

Immermannstraße 29

44147 Dortmund

Geöffnet Mittwoch, Freitag und Sonntag 12 bis 18 Uhr.