Unterschiedliche Facetten eines Jazz-Musikers

Mit insgesamt vier Konzerten präsentierte das Dortmunder Konzerthaus ins seiner zweiten Zeitinsel den schwedischen Jazz-Posaunisten Nils Landgren vom 06. bis 08. März 2015. Vier unterschiedliche Klangfarben präsentierten Landgren als wandlungsfähigen Musiker. Anja Cord war auf drei Konzerten, während Michael Lemken sich das Familienkonzert am Sonntagmorgen anhörte.

Die Zeitinsel begann am Freitag sehr „funkig“. Landgren hatte seine Band „Funk Unit“ mit nach Dortmund genommen und präsentierte mit der südafrikanischen Sängerin Lira ein Programm, dass das Publikum im Konzerthaus in die Beine ging.

„Es ist ja kaum Platz zum Tanzen in diesem Lokal“, befand Landgren, der sehr gut Deutsch sprach und seine Entertainerqualitäten einbrachte. Der Musiker hatte deutlich Spaß auf der Bühne und der Funken sprang sofort über.

Der Mittelpunkt der Show war an diesem Abend aber die Sängerin Lira. Ihre Stimme erinnerte etwas an Sade, ihre Lieder sang sie auf Englisch und Zulu. Ihre sanfte und sehnsuchtsvolle Seite brachte sie mit Liedern wie „Stay in my company“ zur Geltung, begleitet von Gitarre und Posaune. Liras Zugabe „Hamba“ bot nochmal die ganze Bandbreite ihrer Stimme.

Nach anderthalb Stunden war es soweit, Nils Landgren forderte das Publikum zum Stehen auf und es nahm die Einladung dankbar an. Der Freitagabend bot auch jeden Anlass zum Mittanzen durch seinen funkigen Jazz-Pop und gefühlvollen Balladen.

Am Samstag trat Landgren dann mit den Bochumer Symphonikern unter der Leitung von Jörg Achim Keller auf. Neben der Posaune übernahm Landgren auch höchstpersönlich den Gesang und konnte mit seiner rauchigen, samtenen Stimme überzeugen. Neben den Symphonikern hatte Landgren noch sein eigenes Quintett mitgebracht. Überwiegend wurden Stücke von Vince Mendoza („Cannonball“, „The Moon and the Stars and You“) sowie Landgrens eigene Werke gespielt. Die Symphoniker und das Nils Landgren Quintett ergänzten sich prima. Das Quintett setzte die Rhythmen und das Tempo, die Symphoniker bildeten eine kraftvolle Verstärkung.

Für einen kurzen, aber furiosen Auftritt betrat die Sängerin Lira nochmals die Bühne. Sie sang einige Lieder von Gloria Gaynor bis Kurt Weill. Als zweite Zugabe gab Nils Landgren einen Vorgeschmack auf den Sonntag und spielte eine Art schwedisches Volkslied, bei dem er während des Spielens seine Posaune demontiert und wieder zusammensetzte.

Am Sonntagmorgen stand zunächst das Familienkonzert an. Beim Stichwort Schweden fällt einem vermutlich auch die Kinderbuchautorin Astrid Lindgren ein. Ihre Figuren wie Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga oder Karlsson vom Dach. In den Verfilmungen ihrer Bücher gibt es auch viel Musik und wer kennt nicht Pippis „Zwei mal drei macht vier, widewidewit und drei macht neune“ Der Jazzmusiker Georg Riedl hat zwar dieses Lied nicht komponiert, doch viele andere. Riedl, der 1934 in Karlsbad geboren wurde und mit vier Jahren mit seinen Eltern nach Schweden kam, war der Stargast, den Nils Landgren aus Schweden mitbrachte. Der Posaunist wurde begleitet von der Bohuslän Big Band und den Gesang übernahm Sarah Riedl, die Tochter von Georg Riedl.

Viele Kinder waren erschienen und das „Konzert für Kinder von 2 bis 92 Jahren“ (Nils Landgren) konnte losgehen.

Gesungen wurde auf Schwedisch und Deutsch, wobei die deutschen Untertitel über der Bühne eingeblendet wurden. Mit dem Pippi-Lied „Faul sein ist wunderschön“ fing es an, beim „Katzenlied“ aus „Michel aus Lönneberga“ sang Sarah zum ersten Mal auf Deutsch.

Landgren konnte auch seine Entertainerqualitäten wieder unter Beweis stellen. Er stellte die verschiedenen Instrumente vor und als er zur Posaune kam, tat er zur Freude der Kinder (und Erwachsenen) erst einmal so, als hätte er dieses Instrument noch nie in der Hand gehabt. Doch welch Meister er an der Posaune ist, zeigte Landgren im weiteren Verlauf des Konzertes. Der Höhepunkt war natürlich das „Pippi-Langstumpf-Lied“ und mit der Titelmelodie von „Karlsson auf dem Dach“ ging das Konzert nach mehr als einer Stunde zu Ende. Als Zugabe erklang das wirklich schöne Sommerlied von Ida aus „Michel aus Lönneberga“.

Der erste Teil des Sonntagsabends gehörte einer jungen schwedischen Jazz-Formation, der Agnas Brothers. Die vier Musiker (Klavier, Gitarre, Schlagzeug und Kontrabass) hatten Spaß an dem Konzert. Vier Lieder spielten sie, als Zugabe gaben sie zusammen mit Landgren das Lied „When she loves me“ von Randy Newman aus „Toy Story 2“.

Den dritten Abend hatte Nils Landgren den schwedischen Volksliedern gewidmet und die Stimmung wurde eher melancholisch. Es gab viele langsame Stücke, die aber vom Publikum gut aufgenommen wurde. Begleitet wurde Landgren wie Sonntagmorgen von der Bohuslän Big Band und der Sängerin Ida Sand. Neben schwedischen Volksliedern sang Sand auch Songs von Neil Young, Nancy Sinatra und „Fragile“ von Sting um Duett mit Landgren.

Wer die Zeitinsel komplett mitverfolgt hatte, konnte drei verschiedene Facetten des Musikers Nils Landgren erleben. Nach Zeitinseln für Prokofiew, Dvořák oder Caldara einem Jazz-Musiker so intensiv zu präsentieren, zeigt die Experimentierfreude des Konzerthauses. Ein gelungenes Experiment.

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Klangvokal will musikalische Brücken bauen

Simone Kermes wird im Orchesterzentrum einen interessanten Liederabend geben. (Foto: ©Simone Kermes)
Simone Kermes wird im Orchesterzentrum einen interessanten Liederabend geben. (Foto: ©Simone Kermes)

Einen starken Einschlag in Richtung Weltmusik hat das diesjährige Musikfestival „Klangvokal“. Musikkulturen aus vier Kontinenten treffen vom 29. Mai bis 28. Juni 2015 in Dortmund zusammen. Natürlich dürfen die traditionellen Höhepunkte wie „Das Fest der Chöre“ oder die „Italienische Operngala“ im Westfalenpark nicht fehlen. Insgesamt 22 Aufführungen zeigen eine große Bandbreite an Vokalmusik.

Schon zu Beginn von Klangvokal wird der Schwerpunkt der Weltmusik deutlich. Das Eröffnungskonzert bestreitet der armenische Jazzpianist Tigran. Am 29. Mai 2015 spielt er zusammen mit dem Yerevan Chamber Choir und dem Kammerchor der TU Dortmund in der St. Marienkirche armenische Sakralmusik aus 14 Jahrhunderten. Auf eine besondere musikalische Reise schickt uns Noëmi Waysfield. Sie verbindet portugiesischen Fado mit jüdischer Musik. Zu hören ist dies am 05. Juni im domicil. Dorsaf Hamdani präsentiert am 14. Juni im Orchesterzentrum eine Melange von französischen Chansons der Französin Barbara und der arabischen Musik der Sängerin Fairuz. Fernöstliche Klänge sind im domicil am 14. Juni zu hören. Die Gruppe SEDAA präsentiert die traditionellen Gesangstechniken der Mongolei. Arabische Weltmusik erklingt am 27. Juni im domicil. Hier zeigt die kurdische Sängerin Aynur Doğan mit ihren drei Instrumentalisten das kulturelle Erbe ihrer Heimatländer.

Wenn Gesang auf Musik trifft, ist die Oper nicht weit. Eine amerikanische Nacht mit Werken von Gershwin und Bernstein erwartet die Besucher am 31. Mai im Konzerthaus. Die Sopranistin Simone Kermes lädt zu einem ungewöhnlichen Liederabend ins Orchesterzentrum. Am 11. Juni singt sie Lieder von Purcell bis Richard Strauss. Das Festival Klangvokal wird beendet mit der Italienischen Operngala im Westfalenpark. Die italienische Sängerin wird zusammen mit dem Funkhausorchester des WDR Melodien von Bellini, Verdi und Puccini anstimmen.

Barockmusik aus Frankreich, Italien und Spanien hat traditionell einen Platz bei Klangvokal. Das Ensemble Correspondances spielt am 04. Juni Musik der Komponisten Boësset, Moulinié, Rossi und Landi. Italienisch geht am 19. Juni weiter, wenn die Accademia Bizantina unter anderem Kantaten von Alessandro und Domenico Scarlatti erklingen lässt. Einen Ausflug nach Spanien, erlaubt uns das Barockensemble Al Ayre Espanol am 21. Juni. Es werden die Kantaten von José de Torre zu hören sein.

Was passiert, wenn man beim Gesang die Instrumente weglässt? Willkommen, bei der Kunst des A Capella-Gesangs. Die Tallis Scholars singen mehrstimmige Werke aus der Renaissance bis hin zu Arvo Pärt. Zu hören am 07. Juni im der Propsteikirche. Eine interessante Mischung zwischen arabischer und korsischer Vokalmusik präsentiert die libanesische Sängerin Tomb El-Hage und das korsische Vokalensemble A Filetta am 12. Juni in der Marienkirche.

Am 20. Juni steht die Dortmunder Chorlandschaft Mittelpunkt: Am 7. Fest der Chöre sind rund 130 Ensembles mit rund 4.000 Sängerinnen und Sänger beteiligt, die die Dortmunder Innenstadt zur Gesangsbühne verwandeln.

Doch Klangvokal präsentiert nicht nur eigene Veranstaltungen, in das Programm sind auch weitere Konzerte integriert. So findet unter anderem am 24. und 25. Mai das 19. Sparkassen A Capella Festival im Westfalenpark statt und die Dortmunder Philharmoniker spielen am 02. und 03. Juni Werke von Richard Wagner im Konzerthaus.

Der Vorverkauf hat bereits begonnen. Karten erhalten Sie bei Dortmund-Tourismus, an allen bekannten Vorverkaufsstellen und im Internet. Mehr Infos zu Karten und Programm finden Sie unter www.klangvokal.de