Eintauchen in die surreale Traumwelt von Heiner Müller

Mit seinen Traumtexten und seinem Sonett „Traumwald“ hat sich Heiner Müller ins die surreale Welt der Träume begeben. Das war das Thema der dritten Ausgabe der „Heiner Müller Factory“ vom 06. März 2015 im Institut.

Vergangenes Mal war mehr Lametta: In der zweiten Ausgabe im Februar hatte Heinar Müllor (Uwe Schmieder) noch einige Schauspielkollegen und einen opulenten „Chor der gefallenen Engel“ beisammen, am 06. März hingegen war der Chor auf drei Personen geschrumpft und Müllor bis auf einen Gast weitgehend alleine. Die Malerin SuSe Kipp war aber wieder mit von der Partie und malte live zum Programm ein Bild.

Im Mittelpunkt stand neben den Traumtexten das Stück „Herakles 2 oder die Hydra“. Der Text wurde von einem Gast gesprochen, während auf der Leinwand der Traumwald per Video projiziert wurde. In Müllers Text ist Herakles kein Held, der unbesiegbar ist, kein Superman. Im Gegenteil. Spät erkennt er, dass das „Tier“, das er jagt, der Wald ist.

Passend zum Thema Träume war Uwe Schmieder in Schlafrock gekleidet und hatte eine Schlafmütze auf den Kopf. So saß er im Sessel und las den drei Chormitgliedern aus den „Traumtexten“, das Bild hatte etwas idyllisches nach der Art von „Großvater liest seinen Enkeln aus dem Märchenbuch vor“.

Mit einem längeren Auszug aus „Thrakischer Sommer“ wurde der Abend beendet.




Bericht aus der Hölle

9783430201704_coverSascha Bisley las am 05.März im Schauspielhaus aus seinem neu erschienenen Buch „Zurück aus der Hölle“. Bisley erzählt seine persönliche Geschichte: Er hat als Jugendlicher einen Obdachlosen so schwer verletzt, dass dieser starb. Er kam ins Gefängnis und wurde dort auch Opfer von gewalt. Mittlerweile ist der Autor Sozialarbeiter und versucht Jugendlichen, die abzurutschen drohen, wieder in die Spur zu kommen. Daneben betreibt seit Jahren einen Blog (http://dortmund-diary.de).
Zu Beginn seiner Lesung führte Chefdramaturg Alexander Kerlin ein kleines Interview mit Sascha Bisley. Er mache sich sehr nackt in dem Buch, so der Autor „Das Buch ist knallhart und ziemlich ernst“, erklärte er. „Es ist aber kein Lehrbuch, sondern beschreibt, wie Einstiegsmuster funktionieren und wie Karrieren im Knast vonstattengehen.“
Durch seine Erfahrungen im Gefängnis kann er eher einen Zugang zu den „harten Jungs“ bekommen als Menschen, die frisch von der Universität kommen und kaum Lebenserfahrung haben. Allein mit seinen ganzen Tattoos strahlt Bisley schon eine andere Aura aus.
Dabei geht Bisley auch mit sich selbst ins Gericht. Kein Ausweichen, kein „die anderen sind Schuld“, kein „ich hatte eine schwere Kindheit“. „Ich bin selber Schuld“, gibt er offen zu. „Ich hatte die Freiheit Entscheidungen zu treffen“. Dass es in seiner Jugend oft die falschen waren, auch davon erzählt sein Buch.
Jeder Täter hat eine Biografie, so Bisley. Seine begann im Sauerland. Sein Vater war schon um die 60 Jahre alt, als er geboren wurde und nichts wies auf sein späteres Schicksal hin. Seine Erzählungen über seine Verhaftung und die ersten Tage im Knast waren sehr bedrückend. Das war im fast vollbesetzten Schauspielhaus deutlich zu spüren.
Kann jeder von uns zum Mörder werden? Bisley antwortet darauf mit einem klaren „Ja“. Jeder Mensch hat bestimmte Reizmuster und bei gewissen Punkten, sieht er eben „Rot“.
Die Hölle auf Erden? Für Bisley ist sie überall dort, „wo man nicht man selbst ist. Wo man gegen seinen Willen ist. Sei es in der Ehehölle oder in der Arbeitshölle.“

Zurück aus der Hölle
Sascha Bisley
Econ
240 Seiten
ISBN-13 9783430201704