10 Jahre Get on stage

Am 31. Januar und 01. Februar 2015 fand das 10. „Get on stage“ im FZW statt. Das Kinder- und Jugendtanzfestival lockte Tanzgruppen aus ganz NRW an. Aus Russland kam die Jugendkunstschule aus St. Petersburg nach Dortmund. Sie sind schon seit Jahren zu Gast beim Festival.

Begonnen hatte das Festival 2005 schon mit der beeindruckenden zahl von 250m tanzenden Akteuren. Danach ist die Veranstaltung stetig gewachsen und 2015 sind rund 550 Tänzerinnen und Tänzer dabei, aufgeteilt in zwei tagen und jeweils zwei Blöcken.

Einen wesentlichen Anteil hat die künstlerische Leiterin Birgit Götz. Sie sorgt dafür, dass die Tanzgruppen eine breite Diversifizierung besitzen, so dass es nicht nur Street-Dance oder Hip-Hop gibt. Ebenso wichtig ist der Faktor des gegenseitigen Kennenlernens. Die, die nicht auf der Bühne sind, sind vor der Bühne. Ein ständiges Rein und Raus nach den Darbietungen wird hier gar nicht gern gesehen. Es gibt auch keine Kritikerjury oder Preise und damit auch keine Verlierer oder Gewinner.

Das Thema Inklusion ist bei „Get on stage“ keine Phrase, denn seit einigen Jahren nimmt auch die Down-Syndrom-Initiative aus Unna „All inclusive“ an dem Festival teil.

Neben dem Theater im Depot kamen mit der LAG Tanz NRW, dem Kulturbüro und dem Jungendamt sukzessive weitere Partner hinzu.

…und ’ne Buddel voll Rum

Nur 44 Jahre alt wurde der schottische Schriftsteller Robert Louis Stevenson. Er schuf eine Vielzahl von Romanen und Erzählungen, von denen wohl neben „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ „Die Schatzinsel“ die bekannteste ist. Am 01.02.2015 las der Schauspieler André Wülfing im Theater im Depot die spannende und mehrfach verfilmte Abenteuergeschichte. Auch Ars tremonia schiffte sich auf die „Hispaniola“ ein.

Wer eine klassische Lesung erwartet hatte, bei der jemand aus einem Buch vorliest und die Zuhörer sitzen im Zuschauerraum und lauschen gespannt, der hatte sich getäuscht. Wülfing bat vor allem die Kinder (die Lesung war für Personen ab 8 Jahre) auf die Bühne. Neben acht Stühlen gab es auch die Möglichkeit auf Sitzkissen direkt vor dem Schauspieler zu sitzen. Wülfing brauchte natürlich kein Buch. Dafür benutzte er vielerlei Requisiten. Er stellte Personen aus Seilstücken dar oder er bastelte aus drei Streichhölzern und der Verpackung den Dreimaster „Hispaniola“. Wülfing hatte zunächst ein Tuch um den Kopf gewickelt, später trug er noch eine Uniformjacke.

Das Licht wurde ebenfalls effektvoll eingesetzt, um Tag und Nacht zu unterscheiden.

Wülfing schaffte es mit Leichtigkeit, dass nicht nur die Kinder an seinen Lippen hingen und der Geschichte um Jim Hawkins, Long John Silver und dem legendären Piratenschatzes folgten.

Neue belletristische Lesereihe

Dr. Johannes Borbach-Jaehne (kommissarischer Leiter der Stadt- und Landesbibliothek) freut sich auf die Premierenlesung der neuen Reihe mit der Autorin Stephanie Bischoff.
Dr. Johannes Borbach-Jaehne (kommissarischer Leiter der Stadt- und Landesbibliothek) freut sich auf die Premierenlesung der neuen Reihe mit der Autorin Stephanie Bischoff.

Am 11. Februar 2015 um 19:30 Uhr ist Premiere der neuen Lesereihe „lesung am montag“. Hier stellen junge Autorinnen und Autoren ihr Buch vor. Das besondere daran: das Thema ist Belletristik und es ist ein Forum für Erstlingswerke.

„Das ‚junge‘ hängt nicht vom Alter ab, sondern es geht eher um ein Debüt“, stellt Claudia Görg, zuständig für Öffentlichkeit und Veranstaltungen in der Stadt- und Landesbibliothek, klar. Die Vorlesereihe soll für die Autorinnen und Autoren die Chance bieten, sich einem breiteren Publikum vorzustellen und ins Gespräch zu kommen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die regionale Verhaftung. Gesucht werden Talente aus Dortmund sowie dem Kreis Unna.

Geplant ist die „lesung am montag“ zwei bis dreimal im Jahr durchzuführen. Wer sich bewerben möchte, kann eine Email an cgoerg@stadtdo.de schicken. Gewünscht ist eine Beschreibung/Inhaltsangabe des Buches, den Verlag und eine kurze Vita des Autoren/der Autorin.

Im Literaturbeirat, der aus Vertretern von verschiedenen literarischen Organisationen wie der Bibliothek, dem Literaturhaus und anderen besteht, wird das Lesungsprogramm für das jeweils nächste Halbjahr festgelegt.

Den Beginn macht Stephanie Bischoff. Sie liest am 11. Februar 2015 um 19:30 Uhr aus ihrem Werk „Dolls“. In ihrem Buch geht es um die „Kreaturen der Nacht“, um die sich Lügen, Intrigen und Geheimnisse spinnen. Die Lesung findet im Studio B der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund statt. Der Eintritt beträgt 2,50 €.

Ich werd‘ zum Pferd

Hüa, auf geht's. Die Verwandlung zum "Arbeitspferd" hat begonnen. Zu sehen sind Marlena Keil und Sebastian Graf. (Foto: © Edi Szekely).
Hüa, auf geht’s. Die Verwandlung zum „Arbeitspferd“ hat begonnen. Zu sehen sind Marlena Keil und Sebastian Graf. (Foto: © Edi Szekely).

Da hilft kein Protestieren oder Lamentieren. Aus den persönlichen Bedürfnissen des Herrn M hat die Gesellschaft gepfiffen und aus ihm ein Vorbild geschaffen. Mehr arbeiten bei weniger Lohn. Wer das kapiert, kann groß herauskommen, wer sich selbst ausbeutet, der hat die winzige Chance auf Reichtum. Die Groteske „Das Bekenntnis eines Masochisten“ von Roman Sikora. erzählt das Märchen vom Tellerwäscher zum Millionär auf eine durchaus pikante Art. Regisseur Carlos Manuel schickt die drei Schauspieler auf eine Tour durch die schöne neue Arbeitswelt, in der sich ja Leistung wieder lohnen muss.

Erzählt wird die Geschichte des Herrn M. Er ist Masochist, obwohl das Wort nicht fällt. Seine Bedürfnisse werden zunächst nicht erfüllt, selbst die Domina verlangt Regeln. Was tun? Herr M. flüchtet sich in die Arbeitswelt und erniedrigt sich durch Verausgabung. Das perfektioniert er so, dass er zu den Olympischen Spielen des Humankapitals eingeladen wird, die er gewinnt. Doch am Ende folgt die Enttäuschung: ein Leben in Luxus.

„Das Bekenntnis eines Masochisten“ ist eine wunderbare Groteske auf unsere Leistungsgesellschaft, die mit Kostenoptimierung und Lohndumping immer mehr von unten nach oben umverteilt und das alles auf dem Rücken des „Humankapitals“. Im dem Stück wird der Mensch durch eine Art spirituelle Erleuchtung sinnigerweise zum Pferd, das als Arbeitstier alles mit sich machen lässt. Die Realität bietet leider schon genügend Beispiele: Menschen, die mehrere Jobs machen müssen, monatelange schlecht bis gar nicht bezahlte Praktika und als Gipfel: ein Student, der sich nach mehreren Nachtschichten in London für eine Bank zu Tode gearbeitet hatte. Die Folgen sind erkennbar: Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und Schlafstörungen. Im Jahr 2012 gingen 53 Millionen Krankheitstage von Beschäftigten auf „psychische Störungen“ zurück, berichtete die Süddeutsche Zeitung.

Für einen Herrn M. als bekennender Masochist ist das natürlich ein großes Vergnügen, er kann ja gar nicht genug von der Arbeit bekommen. Doch auf die größte Belohnung wartet der Masochist vergeblich. Nach seinem Sieg bei den Olympischen Spielen des Humankapitals schwimmt er im Luxus. Ein Alptraum für einen Masochisten wie Herr M., schlimmer noch, er wird zum Vorbild für alle anderen Arbeiter. „Seht her, wenn ihr euch genauso anstrengt, dann werdet ihr auch so reich sein wie Herr M.“

Das Stück kritisiert auch die Gemengelage zwischen Politik, Gewerkschaften, die allesamt nur ein Ziel haben, das Individuum weiter zu unterdrücken. „Denkst du auch daran, dass der Chef Kinder hat, die er versorgen muss“, so Herr M. als Gewerkschaftschef zu einem Arbeiter, der wegen Krankheit frei haben will.

In dem Stück spielen Björn Gabriel, Sebastian Graf und Marlena Keil alle Herrn M. beziehungsweise die Nebenfiguren. Daher sind sie alle gleich gekleidet: Graue Anzüge, schwarzes Shirt. Manuel verlangt von seinen Akteuren auch körperlich einiges ab: Das Bühnenbild besteht aus einem riesigen Sofa, das im Laufe des Stückes auseinandergenommenen wird und deren Einzelteile beispielsweise als Rednerpult dienen.

In dem Stück werden bekannte Melodien wie zum Beispiel „Atemlos“ (Helene Fischer) in „Zügellos durch die Nacht“ umgedichtet. Außerdem gibt es schöne Seitenhiebe auf Bundeskanzlerin Merkel und ihr Faible, sich mit erfolgreichen Fußballern fotografieren zu lassen.

Ein Stück, bei dem den Zuschauern öfter das Lachen im Halse steckenblieb. Es gab zurecht donnernden Applaus für alle Beteiligten. Unbedingt ansehen.