Elektra als reine Revolte

Viva la revolution? Merle Wasmuth, Peer Oscar Musinowski, Frank Genser, Caroline Hanke, Bettina Lieder und Carlos Lobo  (Foto: ©Edi Szekely)
Viva la revolution? Merle Wasmuth, Peer Oscar Musinowski, Frank Genser, Caroline Hanke, Bettina Lieder und Carlos Lobo
(Foto: ©Edi Szekely)

Am 07. Februar um 19:30 Uhr feiert das Stück „Elektra“ von Alexander Kerlin nach Euripides seine Uraufführung. Die Regie führt Paolo Magelli, der bereits in Dortmund unter anderem „Leonce und Lena“ inszenierte. Hinzu kommt eine Liveband, bestehend aus dem musikalischen Leiter Paul Wallfisch, Geoffrey Burton und Larry Mullins.

„Elektra“ und Uraufführung? Ist das Stück denn nicht 2.500 Jahre alt? In diesem Fall nicht. Denn Dramaturg Alexander Kerlin hat das Stück komplett neu geschrieben und setzt den Fokus auf die Neuzeit. Natürlich floss der Kern der Geschichte von Euripides in die Neufassung ein, aber ebenso beispielsweise das Libretto von Hugo von Hofmannsthal für die Oper von Richard Strauss.

Worum geht es? Elektra, Tochter des ermordeten Königs Agamemnon, schwört Rache. Ihr Bruder Orest ist im Exil. Doch als zwei Touristen zurückkommen, beginnt sich das Rad der Tragödie zu drehen.

„Die Figuren haben politische Statements“, erklärte Kerlin. Auf der einen Seite steht Elektra, die Rache nehmen möchte, auf der anderen Seite Klytaimnestra, die für die Seite der Herrschenden, für den Machterhalt steht. Als Kerlin begann das Stück zu schreiben, drehten sich die weltpolitischen Tragödien und Konflikte. IS in Syrien, politische Spannungen in Deutschland (Pegida) oder die Anschläge in Paris. Alle diese Ereignisse flossen in das Stück. „Es wird immer schwieriger sich zu positionieren“, findet Kerlin. „diese Verwirrung hat mich interessiert. Es ist eine extrem gute Zeit für Verschwörungstheorien.“

Es braucht niemand Angst zu haben, eine museumskompatible Version von „Elektra“ zu sehen. „Es geht schon um uns“, so Kerlin. „Es ist ein sehr physisches Stück. Für die Schauspieler bedeutet dies 80 Minuten Verausgabung.“

Für eine frische Version von „Elektra“sorgt auch die Musik: Paul Wallfisch hat Musik nach Motiven von Richard Strauss komponiert, die er zusammen mit Geoffrey Burton und Larry Mullins aufführt. Doch es wird sicher nicht klassische Musik zu hören sein, sondern wohl eher (punk-)rockig mit ruhigen melodiösen Elementen.

Für die Premiere am 07. Februar 2015 gibt es noch Restkarten, weitere Termine am 13. Februar, 28.Februar, 01. März, 12. März, 15. April und 24. April.




Da schlägt’s Zwölf

Es gibt 12 Geschworene, 12 Apostel, der Tag hat zwei mal 12 Stunden, das Jahr 12 Monate und im Dutzend ist alles billiger. Im „Theater im Depot“ beschäftigten sich unter der choreographischen Leitung von Birgit Götz sechzehn Tänzerinnen und ein Tänzer in dem Stück „Ein Dutzend Ich“ (Tanztheater).mit dieser besonderen Zahl.

Doch auch ein Mensch kann dutzende verschiedene Rollen spielen: Zum Beispiel als Mutter, Schwester, Kind, Arbeitskollege oder Nachbar.

Mit kleinen Statements, schönen Choreografien und fein abgestimmter musikalischer Untermalung setzte sich die Gruppe humorvoll nachdenklich mit der Thematik auseinander.

Hilfreich und anschaulich war dabei, dass für jeden der Tänzer/innen ein “Würfel“ mit Zahl, Buchstaben und seinem jeweiligen Konterfei sowie verschiedene Utensilien in die Choreografie eingearbeitet wurde. Sie konnten spielerisch mit den „Würfeln“ ihre Identität zeigen und „auswechseln“. Optisch sehr lustig wurde es , als die Tänzer/innen vor den Augen des Publikums sich irgendwie zwölf Strümpfe, zwölf Kleider u.s.w. über zu ziehen.

Eindrucksvoll verwoben und verschwammen später die die Gesichter der verschiedenen Personen mittels einer Videoprojektion an der Wand. Jeder wurde visuell ein Teil der Anderen in der Gruppe und blieb doch zugleich ein Individuum.