Kino im U mit neuen Kooperationspartnern

Sidn gespannt auf die neuen Kooperationen (v.l.n.r.) Fosco Dubini (Studiengangleiter MA Film, FH Dortmund), Silke Johanna Räbinger (Vorstandsvorsitzende Kino im U e.V.), Barbara Fischer-Rittmeyer (Programmgestaltung Kino im U) und Fabian Saavedra-Lara (Geschäftsführer medienwerk.nrw).
Sidn gespannt auf die neuen Kooperationen (v.l.n.r.) Fosco Dubini (Studiengangleiter MA Film, FH Dortmund), Silke Johanna Räbinger (Vorstandsvorsitzende Kino im U e.V.), Barbara Fischer-Rittmeyer (Programmgestaltung Kino im U) und Fabian Saavedra-Lara (Geschäftsführer medienwerk.nrw).

Das Kino im U ist eines der modernsten Kinos, denn es kann digitale wie analoge Filme abspielen. Es werden dort natürlich keine Blockbuster abgespielt, um nicht mit den kommerziellen Kinos zu konkurrieren, sondern es werden thematisch ausgerichtete Filme gezeigt, die älteren Datums sind oder die gar nicht darauf aus sind, in kommerziellen Kinos zu laufen. Zu den Kooperationen , die das Kino im U pflegt, sind jetzt zwei hinzugekommen.

Das Kino im U kooperiert zum ersten Mal mit dem medienforum.nrw, dass sich zum Ziel gesetzt hat, Diskussionen über die ästhetischen wie gesellschaftlichen Konsequenzen von Digitalisierung und Vernetzung zu fördern. So wird der Film „CITIZENFOUR – DIE EDWARD SNOWDEN DOKUMENTATION“ exklusiv in Dortmund gezeigt. Termine sind am 20. November um 20 Uhr, sowie am 21.November um 20 Uhr und am 22. November um 17.30 Uhr. Am 20. November wird es zu dem Snowden-Film eine Podiumsdiskussion geben.

Mit der FH Dortmund wurde ein neues Format entwickelt, das „Forum MA Film“. Es ist eine Zwischenform zwischen öffentlicher Veranstaltung und Seminar mit Studenten.

Daneben existieren weitere Kooperationen mit Organisationen wie dem Italienverein, der tabu e.V. oder African Tide e.V.

Zu den Ausstellungen, die der HMKV oder das Museum Ostwall veranstalten, präsentiert das Kino im U die filmische Ergänzung. So werden Filme zu den „Bösen Clowns“ als auch zur Ausstellung „Arche Noah“ gezeigt.

Der Eintritt beträgt 7 Euro regulär und 6 Euro ermäßigt. Werbung wird nicht gezeigt. Mehr Informationen über das aktuelle Kinoprogramm finden Sie unter www.kino-im-u.de

Tier und Mensch in der zeitgenössischen Kunst

Pablo Picasso Le crapaud, 1949 Lithografie auf Büttenpapier 49,5 x 65,5 cm Museum Ostwall © VG Bild-Kunst, Bonn 2014,  Foto: Jürgen Spiler
Pablo Picasso, Le crapaud, 1949, Lithografie auf Büttenpapier, 49,5 x 65,5 cm,Museum Ostwall,© VG Bild-Kunst, Bonn 2014, Foto: Jürgen Spiler

Das Genre Tiermalerei ist nicht jung. Wenn wir die Höhlenmalereien dazu zählen, kommen wir auf eine Geschichte von 30.000 Jahren. Doch in der Ausstellung „Arche Noah – Über Tier und Mensch in der Kunst“ im Museum Ostwall im Dortmunder U geht es trotz des biblischen Titels um die Auseinandersetzung mit dem Tier von der Moderne wie Macke bis zur zeitgenössischen Kunst. Die Ausstellung ist bereits eröffnet und geht bis zum 12. April 2015.

„Die Ausstellung ist etwas für Kunst- und Tierfreunde“, erklärte Museumsdirektor Kurt Wettengl. Die Spannbreite der Themen reicht von idyllischen Betrachtungen bis hin zu ethischen Fragen wie: Was tun wir dem Tier an? Wie gehen wir mit Tieren um? Naturzerstörung, wissenschaftliche Forschung und das Ausstellen von Tieren wurde von Künstlerinnen und Künstlern thematisiert und in dieser Ausstellung gezeigt. Natürlich spielt auch die Rolle des Tieres als Nutztier oder konkret als Schlachttier eine Rolle in der Ausstellung. Besonders eindrucksvoll hat dies Jörg Knoefel in seiner Installation „Schlachthaus Berlin“ (1986/88) gemacht. In diesem Labyrinth gibt es nur einen Weg. An den Wänden hängen Fotos aus dem Berliner Schlachthaus, das zeigt, welches Schicksal den Tieren am Ende des Weges erwartet.

Das gleiche Thema bearbeitet Deborah Sengl in ihrer „Vita Dolorosa“ (2012). Der Leidensweg des Tieres wird mit dem Leidensweg Christi auf den Kreuzwegstationen gleichgesetzt. Statt Jesus Christus erscheint auf den Bildern ein Huhn. Der Abschluss bildet ein gekreuzigtes Huhn mit der Aufschrift KFC statt INRI.

Für die Ausstellung „Arche Noah“ wurden viele Kunstwerke von außerhalb ausgeliehen. „Rund ein Drittel stammt aus unserer Sammlung, der Rest kommt aus Museen in Deutschland“, so Wettengl. Ebenfalls entstanden für die Ausstellung ortsbezogene Projekten. Während Mark Dion die abenteuerliche Installation The Dark Museum mit Objekten des Museums für Naturkunde Dortmund schuf, beschäftigte sich die Dortmunder Künstlerin Anett Frontzek mit der Tierwelt am Dortmunder Phoenix-See. Die Künstlergruppe finger konzipierte das Frankfurter Bienenhaus und ermöglichte so die Einbeziehung lebender Tiere in das Ausstellungsprojekt. Im Zoo Dortmund sind neben den dort lebenden Tieren, Tierplastiken von Bernhard Hoetger aus der Sammlung des Museums Ostwall zu sehen.

Die bunte künstlerische Sicht auf das Verhältnis von Mensch und Tier findet sich auch in der vorliegenden Publikation und ihrer Anmutung zwischen Kunst- und Tiermagazin wieder. Der Katalog enthält Beiträge von Dr. Frank Brandstätter, Direktor des Zoos Dortmund; Dr. Dr. Elke Möllmann und dem Biowissenschaftler Dr. Oliver Adrian, beide Museum für Naturkunde Dortmund; der freien Journalistin und Buchautorin Hilal Sezgin und dem Biologen, Stadtökologen und Buchautor Bernhard Kegel. Während Bernhard Kegel über das Verhältnis von Mensch und Tier in Städten nachdenkt, wirft Hilal Sezgin tierethische Fragen auf. Beide Themen ziehen sich wie ein roter Faden auch durch die Ausstellung.

Die Beiträge der Kuratoren Katja Knicker und Kurt Wettengl stellen die Themen der Ausstellung und einzelne Werke vor.

Arche Noah Spezial und die Kleine Arche bieten Unterhaltung für Erwachsene (Kreuzworträtsel, Rezepte, Literaturtipps) und Kinder (Tiermaske zum Ausschneiden etc.).
Katalog: 144 Seiten, Farbe. Preis: 12 Euro an der Museumskasse.

Peters Reise durchs All

Auf der Raumstation von Commander Allister (  Rainer Kleinespel), (v.l.n.r.) Peter (Steffen Happel), der Sumsemann (Andreas Ksienzyk) und Anna (Désirée von Delft).
Auf der Raumstation von Commander Allister ( Rainer Kleinespel) ganz rechts im Bild, (v.l.n.r.) Peter (Steffen Happel), der Sumsemann (Andreas Ksienzyk) und Anna (Désirée von Delft). (Foto: © Birgit Hupfeld)

Da hat Andreas Gruhn, der Intendant des Kinder- und Jugendtheaters aber seine ganze Erinnerungen an Science-Fiction-Filme seiner Jugend in die aktuelle Weihnachtsmärchenproduktion „Peters Reise zum Mond“.gesteckt. Das Märchen von Gerdt von Bassewitz (Peterchens Mondfahrt) wurde durch fast alle Klischees der Space Operas gezogen, so dass Jung und Alt ihre Freude an den Abenteuern von Peter und seiner großen Schwester Anna hatten. Ein Premierenbericht aus den unendlichen Weiten des Schauspielhauses Dortmund.

Die Geschichte von Peters Reise zum Mond in Kürze: Der Sumsemann (ein riesiger Maikäfer) überredet die beiden Kinder Peter und Anna ihm zu helfen, sein sechstes Bein wiederzubekommen, dass ihm der Mondmann abgenommen hat. Nachdem sie kurz lernen, wie man fliegt, machen sie sich auf ins All, um mit Hilfe der Nachtfee den Mondmann zu besiegen.

Die Inszenierung von Andreas Gruhn „Peters Reise zum Mond“ ist sicherlich kein betuliches Weihnachtsmärchen. Genau an dem Tag, an dem zum ersten Mal eine Sonde auf einem Kometen landet, entstaubt Gruhn ein ehrwürdiges Märchen aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Lichtschwertkämpfe, fremdartige Kostüme und seltsame Begrüßungsrituale, selbst das Klischee des einsamen Astronauten auf einem stark reparaturbedürftigen Außenposten hat Gruhn integriert. Kein Sandmännchen und keine Morgenröte treten auf, sondern Figuren wie Lady Merkuria oder Captain Donner.

Besonders viel ist von Star Wars integriert: Götz Vogel von Vogelstein spielt den Mondmann als Darth Vader-Version. Während Bianka Lammert als Nachtfee Prinzessin Amidala optisch nachempfunden wurde. Und wenn man schon Star Wars zitiert dürfen natürlich die Lichtschwertkämpfe nicht fehlen. Und so bekämpfen sich der Mondmann und Captain Donner (Jubril Sulaimon) in einer besonders eindrucksvollen Choreografie.

Aber auch die Raumpatrouille Orion hat Eingang gefunden. Denn der Name des Commanders Allister ist sicherlich inspiriert von Cliff Allister McLane. Damals gespielt von Dietmar Schönherr.

Auch das Bühnenbild versprühte Lust auf eine Reise ins All. Planeten und Kometen sind zu sehen, der Sumsemann, Peter und Anna fliegen einige Meter über den Bühnenboden, das Shuttle von Commander Allister ächzt und quietscht durch den Raum und schafft es gerade noch so ans Ziel. Passend dazu gab es auch noch drei Lieder, für die Michael Kessler verantwortlich war.

Steffen Happel spielt einen Peter, der zunächst nur mit dem Mundwerk mutig ist, sich ein wenig hinter der großen Schwester Anna (Désirée von Delft) versteckt, gegen Ende doch den Mut aufbringt gegen den Mondmann zu kämpfen. Von Delft, mit einem Nudelsieb aus Porzellan auf dem Kopf, spielt eine überzeugende große Schwester. Andreas Ksienzyk als Sumsemann, dem am Ende doch der Mut verliert, verdient großes Lob.

Nach Ausflügen nach Italien, den USA oder nach Russland, ist Gruhn jetzt ins All aufgebrochen. Das Ergebnis ist ein rasanter Ausflug ins Welt mit vielen Effekten für Groß und Klein.

Mehr Infos, Termine und Karten unter www.theaterdo.de oder telefonisch unter 0231 50 27222.

Schilder statt Bilder

Am Montag, dem 17. November um 19 Uhr steht das erste Konzert für Junge Leute in dieser Spielzeit steht auf dem Programm. Die Dortmunder Philharmoniker haben sich diesmal das Elektro Duo Super Flu aus Halle an der Saale als Partner mit ins Boot geholt. Sie haben Mussorgskis Bilder einer Ausstellung komplett remixt. Herausgekommen ist etwas ganz neues, die „Schilder einer Baustelle“. Ich war bei einer der ersten Proben dabei (noch ohne Orchester) und sprach kurz mit Feliks Thielemann von Super Flu über die Zusammenarbeit mit den Philharmonikern.

Höchste Zeit sich einzumischen

Zwei Einmischer lasen vor: (v.l.n.r.) Moderator Martin Mühleis und die Autoren Gerd Leipold und Walter Sittler.
Zwei Einmischer lasen vor: (v.l.n.r.) Moderator Martin Mühleis und die Autoren Gerd Leipold und Walter Sittler.

Die LesArt-Publikumsmatinee am Sonntag, den 16.11.2014 in der Kundenhalle der Sparkasse Dortmund, Freistuhl 2 war wie im jeden Jahr der besondere Abschluss des LesArt-Festivals. Es wurde wieder vom Verein für Literatur zusammen mit dem Kulturbüro der Stadt Dortmund sowie der Stadt-und Landesbibliothek veranstaltet.

Durch das Programm der Abschlussmatinee führte der aus der WDR Lokalzeit Dortmund bekannte Gregor Schnittker.

Zunächst wurde der mit 750 Euro von der Sparkasse dotierte „LesArt.Preis der jungen Literatur“ an die junge Autorin Ann-Kristin Hensen verliehen.

Sie las dem Publikum aus ihrer bemerkenswerten Kurzgeschichte „Count down“ vor. Darin geht es um eine ganz besondere WG zwischen einem merkwürdigen „Philosophiestudenten“ (David) und dem Schreiner (Leo). Wie sich herausstellt, hat David ein dunkles Geheimnis. Er ist der Tod…..

Es ist schon erstaunlich, wie eine Frau in so jungen Jahren sich in dieser Art und Weise mit einem so ernsten Thema auseinandersetzt.

Danach hatte Architektin und Vorstandsmitglied Tülin Kabis-Staubach vom Planerladen e.V. Verein zur Förderung demokratischer Stadtplanung und stadtteilbezogener Gemeinwesenarbeit Gelegenheit, die vielfältige interkulturellen Arbeits- und Tätigkeitsbereiche des Vereins vorzustellen.

Passend zum Motto der diesjährigen LesArt „ein.misch.zeit“ lasen der Schauspieler Walter Sittler, auch bekannt als Aktivist gegen das Bahnbauprojekt „Stuttgart 21“ und der ehemalige Chef von Greenpeace International und Physiker Gerd Leipold Auszüge aus ihrem Buch „Zeit sich einzumischen Vom Taksim-Platz nach Island. Begegnungen auf dem Weg ins Anthropozän“. Beide lasen nicht nur vor, sondern gaben auch interessante Einblicke sowohl in ihre durch dlas Leben in der NS-Zeit ihrer Väter beeinflusstes Leben. Eindringlich betonten sie die Notwendigkeit demokratischer Teilhabe und zivilgesellschaftliches Engagement möglichst vieler Menschen gerade in unsere heutigen „globalisierten Welt“ hin. Martin Mühleis von Sagas Edition übernahm als Verleger des Buches die Moderation.

Ann-Kristin Hensen bekam den "LesArt-Preis der jungen Literatur" verliehen.
Ann-Kristin Hensen bekam den „LesArt-Preis der jungen Literatur“ verliehen.

Am Ende bleibt die Currywurst

Ob sie sich über die Schärfe der Currywurst unterhalten? Der Präsident (Roman Henri Marczewski) und der Steiger (Martin Kaysh).
Ob sie sich über die Schärfe der Currywurst unterhalten? Der Präsident (Roman Henri Marczewski) und der Steiger (Martin Kaysh). Foto: © standout)

Ein bisschen fatalistisch klingt das Motto der folgenden Session des Geierabends schon: „Nach uns die Currywurst“. Wenn also nach Strukturwandel und verschuldeten Städten nichts mehr bliebt, dann heißt singt das Ruhrgebiet: Aber eins, aber eins, das bleibt bestehen, die Currywurst wird nie untergeh’n.“ Aber dafür soll die Currywurst schärfer ausfallen. Premiere der neuen Session ist am 02. Januar 2015 um 19:30 Uhr im Industriemuseum Zeche Zollern II.

Übergriffe in Flüchtlingsheimen, Salafisten, DFB-Museum und Nazi-Randale: An aktuellen politischen Themen wird es dem Geierabend laut Regisseur Günter Rückert nicht mangeln. „Trotzdem bleiben wir eine Karnevalsveranstaltung“, erklärt Rückert den Spagat. Denn natürlich dürfen die AWO-Oppas, die Zwei vonne Südtribüne oder Joachim Schlendersack aus dem Sauerland nicht fehlen. Und wer den Präsidenten alias Roman Henri Marczewski mal als Conchita Wurst erleben möchte, sollte sich Karten für eine der 37 Abende besorgen.

Mit Liona Albus kehrt eine Mitbegründerin des Geierabends zurück, die zusammen mit Kabarettist und Filmemacher Matthias Kutschmann die Co-Regie übernimmt.

Doof: der WDR schmiss den Geierabend aus dem Fernseh-Programm. Prima: Der WDR sendet die Höhepunkte des Programms im Radio. Online wird das komplette Programm via Videostream unter der Adresse comedy.wdr.de ab Weiberfastnacht zu sehen.

Geierabend-Zuschauer können mit ihrem Ticket vor der Show ab 17 Uhr auch das Museum besuchen. Sonntags werden zudem 20-minütige Kurzführungen angeboten.

Allgemeine Informationen zum Geierabend 2015

Daten: vom 02.01.2015 – 17.02.2015 / insgesamt 37 Vorstellungen im LWL Industriemuseum Zeche Zollern II/IV, Dortmund

Zeiten: Einlass ins LWL Industriemuseum: 17 Uhr, Einlass: 18.30 Uhr / Beginn: 19.30 Uhr (Sonntags: 17.30 Uhr / 18.30 Uhr)

Ort: LWL Industriemuseum, Zeche Zollern II/IV, Grubenweg 5, Dortmund-Bövinghausen

Preise: 35,00 Euro,ermäßigt 20,90 Euro,inklusive VVK-Gebühr
Tickets: Theater Fletch Bizzel

Humboldtstraße 45, 44137 Dortmund

Telefon 0231 – 142525

Mo-Fr: 10.00 – 18.00 Uhr
Leserladen der Westfälischen Rundschau

Ostenhellweg 42-48, 44135 Dortmund

Telefon 0800 – 60 60 -710 | -730,

Mo-Fr 10.00 Uhr – 18.00 Uhr, Sa 10.00 Uhr -14.00 Uhr
Tante Amanda

Mosselde 149, Dortmund-Westerfilde,

Telefon 0231 – 37 22 30,

täglich 12.00 Uhr – 24.00 Uhr

Vorverkaufsstellen außerhalb Dortmunds:
Leserläden der WAZ und LeserServices mit Ticketverkauf.

Online Verkauf : www.geierabend.de

Infos: Theater Fletch Bizzel – 0231 – 14 25 25,

www.fletch-bizzel.de | www.geierabend.de

Wenn der Atem langsam ausgeht

Hans Castorp (Dimitry Semionov) umtanzt den einen Stuhl, auf dem Madame Chauchat) saß. (Foto: © Bettina Stöß)
Hans Castorp (Dimitry Semionov) umtanzt den einen Stuhl, auf dem Madame Chauchat) saß. (Foto: © Bettina Stöß)

Mit dem „Zauberberg“ nach Motiven von Thomas Mann hat sich Ballettdirektor Xin Peng Wang einen vielschichtigen, epochalen Roman ausgewählt. Dieses wortgewaltige Zeitdokument der Gefühlslage des so genannten „Fin de siècle“ kurz vor dem ersten Weltkrieg tänzerisch atmosphärisch umzusetzen, ist eine große Herausforderung.

Da braucht es neben einem hochklassigen Ballett-Ensemble auch die Unterstützung eines guten Videodesigners in Form von Knut Geng von der Semperoper Dresden, eines beeindruckenden Bühnenbildes von Frank Fellmann und nicht zu vergessen, die geschickte Lichtgestaltung eines Carlo Cerri.

Der Ballettdirektor und sein sein musikalisches Team um den stellvertretenden GMD Motonori Kobayashi und die Dortmunder Philharmoniker hatten ein gutes Händchen bei der Auswahl der Musik. Die minimalistische Musik des estnischen Komponisten Lepo Sumera (1950 – 2000) mit einer sich nach und nach steigernden Frequenz sorgte für eine atmosphärische Einheitlichkeit.

Die Musiker unter der Leitung ihres Dirigenten lösten die anspruchsvolle Umsetzung bravourös.

Das Premieren-Publikum am 8. November 2014 wurde von Beginn an in die besondere, abgeschiedene Welt des internationalen Schweizer Lungensanatorium hineingezogen.

Mit der Ankunft vom jungen Schiffsingenieur Hans Castorp (Dimitry Semionov) am Bahnhof von Davos und der Begrüßung durch seinen Cousin Joachim Ziemßen (Dann Wilkinson vom NRW Juniorballett), einem Offizier, der schon längere Zeit Lungenkrank im Sanatorium weilt, entfaltet sich langsam eine virtuelle Bergwelt im Hintergrund. Schon jetzt wird Castorp mit dem Tod konfrontiert, als er zwei Bauern mit einem Schlitten sieht, die die Toten aus dem Sanatorium in das Tal bringen.

Die einzelnen Charaktere der wesentlichen Patienten und die gleichbleibenden Ritual im Sanatorium werden eingeführt. Beeindruckend umgesetzt wurde zum Beispiel das Ritual des spezielle „Decken einschlagen“ der Patienten vom Ballett-Ensemble, wobei die Decken an Leichentücher erinnerten.

Charakteristische Bewegungsmuster und Eigenheiten der Hauptpersonen wurden sensibel eingebaut. Monica Fotescu-Uta als die von Castorp verehrte Madame Clawdia Chauchat aus Kirgisien zum Beispiel mit ihrer Angewohnheit, sich kokett an den Haarknoten im Nacken zu greifen. Auch das Geräusch, wenn sie beim Eintreten in den Esssaal die Tür zuknallen lässt, ist deutlich zu hören.

Weitere Akteure sind die von Joachim Ziemßen verehrte Nelly mit ihrer Angewohnheit, immer zu Lachen. Doch das Lachen geht auch in Weinen über. Eine große Herausforderung für Jelena Ana Stupar, die neben dem Lachen auch noch husten und lautes Atmen punktgenau auf die Bühne bringen musste.

Daneben spielten die unheilbar kranken Mentoren von Castorp eine wichtige Rolle. Der Freimaurer Ludovico Settembrini (Giuseppe Ragona) und der Jesuit Naphta (Arsen Azatyan., die sich um den richtigen politischen Weg und die Zukunft einer Welt im „Flachland“ streiten und duellieren, die sie selber nicht mehr betreten werden.

Madame Chauchats geliebter Mynher Pieter Peppercorn, ein charismatischer „Kaffeekönig“, macht einen großen Eindruck auf Hans Castorp, nimmt sich aber das Leben, als er fürchtet, seine Lebens-und Manneskraft durch seine Tropenkrankheit zu verlieren.

Ein besonderes berührendes Highlight des Abends war sicherlich der „Todestanz“ des Joachim Ziemßen zu der Musik von Franz Schuberts „Lindenbaum“-Lied. Er stirbt, nachdem er sich zunächst selbst aus dem Sanatorium entlassen hatte, um dann doch todkrank von seinem Regiment zurückzukehren.

Xin Peng Wang widmete auch dem berühmten „Schneetraum“ des Hans Castorp eine Szene. Castorp träumt unter anderem von paradiesischen Gefilden und von Schreckensbildern wie im Hades.

Gegen Ende wird aus der Schneelandschaft ein Leichentuch. Denn der Erste Weltkrieg zerstört diese Gesellschaft fundamental. Bilder aus dem Krieg flackern im Hintergrund der Bühne auf. Zum Schluss geht Castorp alleine durch die Schneehügel. Was mit ihm passiert? Wir wissen es nicht.

Neben den Tänzern gehört auch dem Bühnenbild ein großes Lob. Mit simplen, aber effektvollen Mitteln wurde eine schweizerische Berglandschaft dargestellt. Ein kleines Miniaturmassiv stand immer auf der Bühne. Auch die Videoeinblendungen während der Duette zwischen Castorp und Madame Chauchat passten sich dem Stück an und brachten dem Stück eine weitere Tiefe.

Xin Peng Wang setzte den „Zauberberg“ in ein berührendes Tanzerlebnis um, einfach atemberaubend und ein in unsere Zeit passend.

Weitere Termine: FR, 14. NOVEMBER 2014, SA, 22. NOVEMBER 2014, FR, 28. NOVEMBER 2014, SA, 06. DEZEMBER 2014, FR, 12. DEZEMBER 2014, SO, 28. DEZEMBER 2014, SO, 04. JANUAR 2015, MI, 07. JANUAR 2015, SO, 01. FEBRUAR 2015, FR, 06. FEBRUAR 2015, DO, 12. MÄRZ 2015, FR, 20. MÄRZ 2015, SA, 11. APRIL 2015, FR, 17. APRIL 2015 und SO, 26. APRIL 2015.

Infos unter www.theaterdo.de oder 2012 50 27222.

Photographie im Raum

Noch bis zum 06. Dezember zeigt der Projektraum Fotografie in der Huckarder Straße die Ausstellung „Building Pictures“ mit Arbeiten von Oliver Boberg, Christine Erhard, Tamara Lorenz und Christian Rätsch.

Fotografie ist im Allgemeinen zwei dimensional. Durch geschickte Wahl der Perspektive oder durch bildhauerische Ideen kann ein räumlicher Effekt erzeugt werden. Die vier Künstlerinnen und Künstler spielen mit diesen Möglichkeiten und erlauben uns einen einen Einblick in räumliche Dimension.

Bei den Bildern von Tamara Lorenz kann der Betrachter durchaus auf die Idee kommen, dass Kandinsky, der Maler des russischen Konstruktivismus Pate gestanden haben muss, denn die geometrischen Formen, die Holzstäbe und die Schatten bilden eine eigene Komposition.

Christine Erhard arbeitet mit dem Kamerastandpunkt, um den Raum in Szene zu setzen. in ihrem Fall die Fakultät für Architektur und Urbanistik. ihre Bilder bearbeitet Erhard durch Falzen und Knicken, bis eine eigene Komposition entstanden ist.

Christian Rätsch konstruiert schwerelose Installationen, die er dann fotografiert. Durch die Möglichkeit bei der Fotografie eine bestimmte Perspektive zu wählen, kann Rätsch störende Elemente aus seinem Bild fernhalte . so bleibt dem Betrachter nur das Staunen über seine Installationen.

Oliver Boberg baut in seinem Atelier Miniaturmodelle für die Fotografie. Der Raum als Modell. So spielt der Fotograf mit uns, denn auf den ersten Blick scheint der fotografierte Raum real zu sein, erst mit dem genauen Hinsehen erkennt der Betrachter, dass es sich um ein Modell handeln muss.

Öffnungszeiten donnerstags , 16 bis 20 Uhr.

Projektraum Fotografie
Huckarder Straße 8-12
44147 Dortmund

Ein Teufelspakt geht schief

Nein, mit Goethes „Faust“ ist „Die Geschichte vom Soldaten“ nicht zu vergleichen, auch wenn in beiden der Teufel eine Rolle spielt. Das 1. Kammerkonzert präsentierte am 27. Oktober 2014 im Orchesterzentrum NRW das Stück „Die Geschichte vom Soldaten“ von Igor Strawinsky mit sieben Solisten der Dortmunder Philharmoniker sowie dem Schauspieler Andreas Beck als Sprecher.

Igor Strawinsky vertonte das Märchen 1917 und es ist nicht klar, ob er auf die Oktoberrevorlution und die generelle politische Lage Bezug nahm. Denn in dem Märchen verkauft ein Soldat seine Geige, als Symbol für seine Seele, um gesellschaftlich aufzusteigen. Er erhält ein Zauberbuch und wird dadurch zum reichen Mann. Er kann aber keine Gefühle entwickeln. Daher überlistet er zunächst den Teufel und bekommt seine Geige wieder, darf aber sein Heimatland nicht mehr betreten. Mit ihr betört er eine Prinzessin und heiratet sie, als er aber dennoch die Grenze überschreitet, wird er vom Teufel geholt.

Jetzt könnte man viel über die Moral des Märchens diskutieren, im Mittelpunkt am 27. Oktober stand aber die Musik. Und Strawinskys Musik war sehr stark rhythmisch geprägt, an manchen Stellen wurde sogar der frühe Jazz aufgenommen und vom Komponisten bearbeitet. Diese Rhythmik wurde auch in manchen Sprecherstellen verarbeitet. Beck rundete als Sprecher den guten Gesamteindruck ab.

Ein gelungener Abend, der hoffentlich eine Wiederholung erfährt.

Drei Tage klassische russische Moderne

Dirigent Valery Gergiev dirigierte das Orchester des Mariinsky-Theaters über die drei TAge der Zeitinsel Prokofiew. (Foto: © Petra Coddington)
Dirigent Valery Gergiev dirigierte das Orchester des Mariinsky-Theaters über die drei TAge der Zeitinsel Prokofiew. (Foto: © Petra Coddington)

Die erste Zeitinsel des Konzerthauses Dortmund in der Spielzeit 14/15 vom 30.Oktober bis zum 01. November war dem russischen Komponisten Sergej Prokofiew gewidmet. Unter der Leitung von Valery Gergiev ließ das Orchester des Mariinsky-Theaters in St. Petersburg an den drei Tagen völlig unterschiedliche Facetten des russischen Komponisten erklingen. Ob Klavierkonzerte, Oper oder als Oratorium umgearbeitete Filmmusik, die Qualität stimmte an allen Tagen.

Am Donnerstag, dem 30. Oktober standen die fünf Klavierkonzerte von Prokofiew im Mittelpunkt. Gleich vier Pianisten konnten die Besucher des Konzerthauses erleben. Alexei Volodin, Denis Kozhukin, Behzod Abduraimov und Sergei Babayan brachten nicht nur die musikalisch völlig unterschiedlich angelegten Werk zu Gehör, sondern brachten auch ihre Interpretation mit ein. Prokofiews Klavierkonzerte polarisierten seine Zeitgenossen, vor allem das zweite Klavierkonzert wurde als „rhythmischer Haufen von Tönen“ kritisiert. Denis Kozhukin zaubert aber aus dem futuristischen Meisterwerk ein besonderen Hochgenuss. Das gleiche gilt für Alexei Volodin, der das vierte Klavierkonzert in B-Dur aufführte. In Auftrag gegeben von Paul Wittgenstein, der im Ersten Weltkrieg seinen rechten Arm verlor. Wittgenstein spielte das Klavierkonzert aber nicht, schade, denn Volodin zeigte die Feinheiten in der recht anspruchsvollen Partitur.

Ich muss gestehen, ich bin kein Freund von konzertanten Opern. Solisten, die für ihre Arie vom Stuhl aufstehen und danach sich wieder hinsetzen, ist nicht wirklich mein Ding. Es ist so wie ins Kino gehen, der Film fängt an, aber die Leinwand bleibt schwarz. Doch bei „Der Verlobung im Kloster“ am zweiten Tag der Prokofiew-Zeitinsel nutzten die Solisten die beschränkten Möglichkeiten, die ein Konzerthaus nun mal hat, voll aus und legten so eine große Spiellaune an den Tag, dass der Funke trot der fremden russischen Sprache auf das Publikum übersprang . Ein ganz großes Lob gehört Evgeny Akimov als „Don Jeronimo“ und Sergei Aleksashkin als Fischhändler „Mendoza“. Die Handlung spielt in Sevilla und ist schnell erklärt: Mit List und Tücke finden drei Paare zusammen, denen vorher andere Pläne bestimmt waren. Dieses klassische Thema der Oper hat offensichtlich auch Prokofiew fasziniert. Obwohl 1941 entstanden, ist nichts von irgendeinem sozialistischen Realismus zu spüren, ganz im Gegenteil, die Musik ist leicht und lyrisch. Sehr gut aufgelegte Solisten, ein erstklassiges Orchester und ein engagierter Dirigent sorgten für einen gelungenen Abend.

Patriotisch ging die Zeitinsel Prokofiew im Konzerthaus Dortmund zu Ende. Am 01. November wurde die Musik zum Film „Iwan der Schreckliche“ als Oratorium aufgeführt.Als Art Appetithappen erklang die Ballettmusik zu „Cinderella“.

Prokofiews Musik stellt den zwiespältigen Charakter von Iwan in den Mittelpunkt. Seine Großmannssucht, seien Zweifel, seine Siege, seine Niederlagen, alles wird in Noten gepackt.

Einen großen Anteil an diesem Abend hatte diesmal der Chor des Mariinsky-Theaters St. Petersburg, der eine unglaubliche Kraft entwickelte.

Es ist schade, dass Prokofiews Opern wie „Die Verlobung im Kloster“ nicht öfter szenisch gespielt werden, ich könnte sie mir sehr gut im Opernhaus Dortmund vorstellen, die mit „Boris Godunov“ ja schon Erfahrung mit russsichen Opern sammeln konnten.

Die drei Tage haben den Dortmundern den wohl berühmtesten Komponisten der russischen Moderne näher gebracht. Ein entscheidender Faktor ist die Qualität. Mit dem Chor und dem Orchester des Mariinsky-Theaters St. Petersburg mit Dirigenten Valery Gergiev und den Solisten hat das Konzerthaus eine sehr gute Wahl getroffen.