Die vielen Facetten der Lola Blau

Lola Blau (Désirée von Delft) in Aktion. (Foto: © Martin Bettermann)
Lola Blau (Désirée von Delft) in Aktion. (Foto: © Martin Bettermann)

Im RWE Forum – Kino im Dortmunder U gab es unter der Regie von Isabel Stahl die Premiere für „Lola Blau“- Musical für eine Schauspielerin von dem in Wien 1922 geborenen, und 2011 in Salzburg gestorbenen bekannten Komponisten, Sänger und Dichter Georg Kreisler. Er musste als Sohn einer österreichischen jüdischen Familie 1943 in die USA emigrieren und nahm dort die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Kreisler war ein Multitalent und ist vielen auch als bissiger Kabarettist mit Wortwitz und tiefsinnigen, schwarzen Humor bekannt.

Zum Inhalt von „Lola Bau“: Das Stück erzählt die Lebensgeschichte des politisch naiven, von der Leidenschaft zum Theater besessenen jüdischen jungen Frau Lola Blau. Kurz vor ihrem ersten Engagement am Linzer Landestheater 1938 muss sie nach Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland wie schon ihr Leo über die Schweiz ins Exil nach Amerika gehen. Ihre Jugendliebe Leo wurde nach Dachau deportiert, bevor sie sich in Basel treffen konnten. Sie wird zwar in de USA ein gefeierter Star, verliert aber ihre Illusionen. Als Lola nach Kriegsende nach Wien zurückkehrt, erlebt sie dort die selbe „Verdrängungsmechanismen“, die sie zuvor gelebt hatte. Da meldet sich unverhofft vor einem Auftritt plötzlich der vermisste Leo…

Die Stationen ihres Lebens werden erzählt. Zwanzig Kabarettsongs (Georg Kreisler) zeichnen ihr Leben, sowohl von den komischen, aber natürlich auch den tragischen Seiten.

Auf der Bühne sieht das Publikum zunächst neben einer Reihe von Requisiten aus der damaligen Zeit wie alte Drehscheiben-Telefone, einen alten „Volksempfänger“ und Lampe auch einer Menge Kleidungsstücken und Schuhen auf dem Boden als Hinweis auf die Situation der Juden.

Aus diesem Kleiderwust heraus schälte sich Désirée von Delft. Bekannt als Schauspielerin des Kinder-und Jugendtheaters und zeigte sie sofort eine starke Präsenz neben dem ihr treu zur Seite stehenden Schauspieler und Pianisten Nicolas Krüger. Von Delft zeigte beeindruckend die vielen Facetten der Lola Blau. Die komischen wie aber vor allem auch die melancholischen Seiten brachte von Delft bewegend auf die Bühne. Es wurde ihr auch einiges von der anspruchsvollen Choreografie (Joeri Burger) abverlangt. Es gab auch Stepeinlagen.

Eine solche Persönlichkeit glaubhaft auf die Bühne zu bringen ist eine beachtliche Leistung und zeigt, dass die Schauspielerin sich sehr genau mit der Person „Lola Blau“ auseinandergesetzt hat und wohl genauso „besessen vom Theater“ wie diese ist. Eine Paraderolle für Désirée von Delft, aber auch ein großes Lob für ihren kongenialen Partner!

Auf die Leinwand im Hintergrund wurden zu den jeweiligen Lebensstationen von Lola nostalgische Filmeinspielungen mit alter Kameratechnik eingespielt. So konnten die Zuschauer neben Fotografien von der historischen Lola Blau zum Beispiel Einblicke in das riesige Übersee-Schiff von damals gewinnen oder Bilder vom zerstörten Wien nach Kriegsende. Im Video wirkten Andreas Ksienzyk vom KJT und Günther Lüer als Darsteller mit.

Ein großes Kompliment für die Video/Grafik ( und die viele Arbeit daran) von Christine Köck. Bereichert wurde das Stück zudem mit originalen Radio-Einspielungen aus der Kriegszeit.

Eine gelungene Vorstellung und Reminiszenz an Georg Kreisler und der Lola Blau.

Weitere Vorstellungstermine: 13. und 20. 12.2014 jeweils um 20 Uhr und am 21.12.2014 um 18 Uhr. Kartenvorbestellung unter 1060-845 75 19 oder unter lolablau@gmx.de

Eintrittspreise 18 €, ermäßigt 14 €.

Teppiche, die an Wänden hängen

Harry Fränkel, Tapisserie "Violett", 271 x 382 cm, 1965
Harry Fränkel, Tapisserie „Violett“, 271 x 382 cm, 1965

Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte zeigt vom 29. November 2014 bis zum 22. März 2015 die Ausstellung „Textil. Bild. Kunst“ Wandteppiche aus der Textilkunst-Sammlung des MKK sowie Exponate aus verschiedenen Museen. Ein besonderes Highlight sind fünf Dortmunder Wandteppiche, die bis 2008 im Opernfoyer hingen.

Die Ausstellung beschäftigt sich thematisch mit dem textilem Wandbild nach 1945. Vor allem die 60er Jahre waren eine Blüte des Wandteppiches. „Beton und Stahl verlangten nach einem textilen Wandkleid. Sie dämpften den Schall und weckten ein warmes Gefühl“, erklärte Gisela Framke Projektleiterin und kommissarische Direktorin des MKK.

Von daher war es nicht verwunderlich, dass im Foyer des neueröffneten Opernhauses Wandteppiche aufgehängt wurden. Den Ideenwettbewerb gewannen Hubert Berke, Harry Fränkel und Elisabeth Kadow, die jeweils zwei Teppiche entwarfen. Die Herstellungskosten inklusive Künstlerhonorare kosteten die Stadt Dortmund 147.150 DM. Pünktlich zur Eröffnung 1966 zierten die Teppiche das Foyer. Gefertigt wurden die Teppiche in der Nürnberger Gobelin-Manufaktur, dessen Leiterin Irma Goecke war. Elisabeth Kadow war ihre Schülerin in einer Textilfachklasse.

Von den ursprünglich sechs Teppichen haben sich fünf erhalten und werden wieder der Öffentlichkeit präsentiert.

Eine weitere starke Tradition der Textilkunst war Frankreich mit dem Zentrum Aubusson. Hier war der der Maler Jean Lurçat maßgeblich beteiligt, der die Tapisseriekunst erneuerte. Auch von ihm sind Werke in der Ausstellung zu sehen.

Zu der Ausstellung gibt es Begleitprogramm mit Führungen und einem Programm für weiterführende Schulen. Hier können Klassen in einem Workshop mit Stoffresten ein Wandbild kreieren. Anmeldungen bitte unter info.mkk@stadtdo.de

Nosferatu lebt im Schauspielhaus

Der entscheidene Moment: Annika Meier (Ellen) und Uwe Rohbeck (Orlok/Nosferatu). Foto: © Edi Szekely
Der entscheidene Moment: Annika Meier (Ellen) und Uwe Rohbeck (Orlok/Nosferatu). Foto: © Edi Szekely

„Nosferatu“ von Friedrich Wilhelm Murnau aus dem Jahre 1922 gehört neben dem „Cabinet des Dr. Caligari“ von Robert Wiene sowie „Der Golem“ von Paul Wegener (beide aus dem Jahre 1920) zu den Meilensteinen des expressionistischen und naturalistischen Horrorfilms. Jörg Buttgereit bringt einen der berühmtesten Vampire jetzt auf die Dortmunder Bühne. Die Premiere ist am 29. November 2014.

Zur Geschichte: Thomas Hutter fährt nach Transsylvanien, um dem Grafen Orlock ein Haus zu verkaufen. Der Graf verliebt sich in das Bild von Hutters Frau und folgt ihm in die Heimatstadt und bringt die Pest mit.

Regisseur Jörg Buttgereit, der schon in Dortmund „Green Frankenstein & Sexmonster“, „Ed Gein“ und den „Elefantenmensch“ inszeniert hat, fasziniert vor allem die expressionistische Ästhetik der deutschen Horrorfilme der 20er Jahre. „Stilistisch bin ich näher an Caligari, erzählerisch an Nosferatu“, so Buttgereit. Murnau hatte seinen „Nosferatu“ sehr stark naturalistisch aufgebaut. Es gibt sehr viele Außenszenen der Natur, auch der Vampir wird in die Natur integriert.

Doch Buttgereit erzählt nicht nur den Film nach. „Ich habe einen Drang, die Bedeutung des Nosferatu-Films für die deutsche Geschichte“ zu erklären“, erzählt der Regisseur. Denn es gibt durchaus weitere Ebenen. Nicht nur, das Nosferatu auch in den USA stilbildend war, das Schreckensbild eines Tyrannen, der eine Gesellschaft unterwirft, wird in Deutschland einige Jahre nach der Uraufführung von „Nosferatu“ bittere Realität.

Da „Nosferatu“ ein Stummfilm und in Schwarz-Weiß gedreht wurde, werden auch die Bühne und das Ensemble in schwarz-weiß gehalten sein. „Ich arbeite viel mit Licht und Schatten“, so Buttgereit. Auch die Schauspieler verhalten sich stummfilmgerecht. Gibt es denn wenigstens Musik? Ja, der Pianist Kornelius Heidwebrecht wird das Stück begleiten. Neben Geräuschen wird er auch einige Lieder aus den 80er Jahren wie beispielsweise „Bela Lugosi’s dead“ im Stil der 30er Jahre verfremden.

Ob Nosferatu wie im Film stirbt? „Wir gönnen ihm ein kleines Happy End“, wollte der Regisseur mehr nicht verraten.

Die Premiere ist jedenfalls ausverkauft, auch für die Vorstellungen am 04. und 25. Dezember 2014 gibt es nur noch sehr wenige Karten. Eine weitere Vorstellung findet noch am 25. Januar 2015 statt.

Wenn Naivität blind macht

Désirée von Delft als Lola Blau mit ihrem Pianisten Nicolas Krüger.
Désirée von Delft als Lola Blau mit ihrem Pianisten Nicolas Krüger. (Foto: © Martin Bettermann)

In Georg Kreislers „Musical für eine Schauspielerin“ mit dem Titel „Lola Blau“ geht es um das jüdische Mädchen Lola Blau, das kurz vor dem Beginn ihrer Schauspielkarriere von den politischen Ereignissen in Österreich der späten 30er Jahre überrascht wird. Gespielt und gesungen wird Lola von Désiré von Delft und aufgeführt wird es im Kino im Dortmunder U. Die Premiere ist am 29. November um 20 Uhr.

„Sie ist politisch ziemlich naiv“, charakterisiert die Regisseurin Isabel Stahl die Titelheldin. Das Stück beginnt im Jahre 1938. Blau steht kurz vor ihrem ersten Engagement am Theater in Linz, wird dann aber nicht angenommen, weil sie Jüdin ist. Über den Umweg Schweiz gelangt sie in den USA, wo sie ein Star wird. Doch sie vermisst ihre große Liebe Leo. nach dem Krieg kehrt sie zurück nach Wien und trifft dort Leo, der im KZ Dachau inhaftiert war. Lola stösst in Wien der NAchkriegszeit auf die Verdrängung, die auch sie gelebt hat. Das Stück endet 1947/48.

Das Kino im U ist natürlich kein Theater, daher mussten sich Anja Lichtenegger (Bühne) und Theresa Mielich (Kostüme) den besonderen Verhältnissen anpassen. „Ich versuche die politische Geschichte sichtbar zu machen,  aber ohne sie in den Vordergrund zu stellen“, so Lichtenegger. So wecken Kleider- und Schuhhaufen Erinnerungen an die Bilder aus den KZ. da keine großen Kulissenwechsel möglich sind, wird das Stück per Video verortet. In den Videos werden Günther Lüer und Andreas Ksienzyk zu sehen und hören sein, die Lola Blau auf der Überfahrt nach Wien über die Geschehnisse in Europa aus verschiedenen Blickwinkel erzählen.

Mit „Lola Blau“ hat Georg Kreisler kein trauriges Stück geschrieben, es hat durchaus lustige Stellen. „Der Wortwitz von kreisler kommt vor allem bei den Auftrittsnummern von Lola zur Geltung“, findet Désirée von Delft. Die meisten der 15 bis 17 Lieder sind auf Deutsch, nur eines ist auf Englisch.

Begleitet wird von Delft vom Pianisten Nicolas Krüger, die Choreografie wurde von Joeri Burger entwickelt, der im vergangenen Jahr den „Pinocchio“ spielte und für das aktuelle Weihnachtsmärchen „Peters Reise zum Mond“ ebenfalls die Choreografie schuf.

Neben der Premiere gibt es weitere Termine am 13. Dezember 2014 um 20 Uhr, am 20. Dezember um 20 Uhr und am 21. Dezember um 18 Uhr.

Viel Assoziationsraum im Schauspiel

Ausser Kontrolle? Uwe Schmieder, Sebastian Kuschmann, Julia Schubert, Merle Wasmuth, Carlos lobo, Friederike Tiefenbacher und Frank Genser  (Foto: ©Birgit Hupfeld)
Ausser Kontrolle? Uwe Schmieder, Sebastian Kuschmann, Julia Schubert, Merle Wasmuth, Carlos Lobo, Friederike Tiefenbacher und Frank Genser.
(Foto: ©Birgit Hupfeld)

Am Freitag, den 28. November 2014 ist Premiere für „Szenen einer Ehe“ von Ingmar Bergman im Schauspielhaus Dortmund. Dieser Straßenfeger aus dem Jahr 1973 (1975 BRD) von dem schwedischen Star-Regisseur Bergman ist sozusagen die Ur-Mutter der Beziehungsfilme.

Regisseurin Claudia Bauer will die Zuschauer auf eine Reise von den 70iger Jahren bis heute mit ihren verschiedenen Lebens- und Liebesmodellen von Paaren und verschiedenen Typen mitnehmen.„Es geht mir vor allem um die spannende und zeitlose Frage. Gibt es „Beziehungen für die Ewigkeit“, fragt Bauer.

Gerade ist es für viele junge Menschen wieder einmal „in“, zu heiraten. In einer sich einer immer schneller wandelnden Zeit mit seinen vielen Unsicherheit suchen sie Geborgenheit und Beständigkeit. Nach wie vor ist die Sehnsucht nach der „wahren einen Liebe“, die alle Wünsche abdeckt und für immer hält, groß. Doch die Realität sieht oft anders aus.

Szene einer Ehe setzt sich mit diesem Thema und allen seinen Facetten auseinander. Aufgefächert in sechs Szene mit acht Schauspieler/innen (je vier Paare) werden die verschiedenen Paar-Situationen dargestellt. Das geht von dem pseudo- idealen Paar Marianne und Johan, das sich mit einem streitenden „Inferno-Paar“ konfrontiert sieht, über die zunehmende Entfremdung, bis hin zur Trennung „befreiter unverbindlicher Liebe“(Die große Freiheit) und dem Versuch, wieder zusammen zu kommen. Am Ende steht die Frage, gibt es eine hoffnungsvolle Utopie?

„Die acht Schauspieler(inne)-Paare sind immer auf der Bühne. Jeder hat seinen „Hauptpartner“, aber auch seine „Beziehungen“. Jedem Paar stellt sich die gleiche Fragen, und die Suche nach der „einen Liebe“, erklärte die Regisseurin.

Bauer versucht, den Abend assoziativ zu gestalten. Dabei werden auch Masken zum Einsatz kommen, um die Verstellung der Personen offenzulegen. „Das ist eine sehr individuelles Thema. Dabei spielen auch Ängste und die „Verlorenheit in der Welt“ eine Rolle“, erläuterte Bauer.

Der Abend wird mit Einsatz von Video, einem Musik-Remix von dem bekannten ostdeutschen DJ Smoking Joe und drei gesungenen Musik-Songs begleitet.

Den Zuschauer erwartet ein komisch-grotesker,manchmal böser und bunter Abend mit viel Raum für Assoziationen.

Die Vorstellung beginnt um 19:30 Uhr, das Stück dauert ungefähr 2 Stunden und 30 Minuten. Es gibt keine 30-minütige Pause.

Bewegender Abschied für Granville Walker

Seit 1995 war Granville Walker im Opernhaus Dortmund für den Opernchor verantwortlich, 2003 übernahm er auch den Philharmonischen Chor. Jetzt verabschiedet er sich in den Ruhestand und wurde am 16. November mit einer rauschenden Chorgala gefeiert.

Bei seinem Abschiedskonzert konnten sich die Besucher an seinem Markenzeichen erfreuen, den britischen Humor. Der Londoner, Walker wurde in Wimbledon geboren, bezauberte die Anwesenden mit feinen Anekdoten.

Musikalisch bot das Programm eine Auswahl der bekannten Werke für Chor. Gleich zu Beginn stand das wohl beliebteste Chorwerk „Carmina Burana“ von Carl Orff auf dem Programm. Danach wurden überwiegend Stücke gesungen, die der Chor in den vergangenen Spielzeiten auf der Bühne gezeigt hat. Von Modest Mussorgskys „Boris Godunow“ über Donizettis „L’elisir d’amore“ bis hin zu Wagners „Tannhäuser“ zeigte der Chor, warum er unter der Leitung von Granville Walker zu einem überregional bekanntem Chor gewachsen ist.

Daneben konnte Walker bei ein paar Instrumentalstücken auch seine Fähigkeiten als Dirigent unter Beweis stellen. Daneben komponiert er auch. 2005 war die Uraufführung seiner Kinderoper „Herr Ritter und Herr Mönch“ im Theater Dortmund. Das Lied„Der Zeit des Singens ist da!“ widmete Walker dem Chor des Theaters Dortmund.

Wenn Thomasmänner auf Reisen gehen

Die einen brauchten Fett, die anderen brauchten Dünger. So war es nur logisch, dass Stahlarbeiter von Hoesch Urlaub in der Gemeinde Ladbergen (Tecklenburger Land) machten. Im Gepäck hatten sie Thomassmehl, ein Abfallprodukt bei der Herstellung von Thomasstahl, das aber viel Phosphor enthielt. Daher wurden sie Thomasmänner oder Thomaskerle genannt. Begonnen hatte die Tradition direkt nach dem Zweiten Weltkrieg und hielt bis Mitte der 50er Jahre. Wilfried Stockhaus, ein Mitarbeiter des Hoesch-Museums, hat die Geschichte der Thomasmänner in den „Industriegeschichtlichen Blättern“ zusammengestellt. Es ist für 3 € im Hoesch-Museum erhältlich.

„Wir brauchten Fettigkeiten“, erzählte Horst Klaffke, einer der Zeitzeugen. Er kam 1955 als Urlauber nach Ladbergen. Dafür, dass sie verpflegt wurden, bekamen die Bauern das sogenannte Thomassmehl, ein Phosphat-haltiges Abfallprodukt der Stahlherstellung, das als Düngemeittel hochbegehrt war. Neudeutsch würde man von einer Win-Win-Situation sprechen. Der Urlaub dauerte 14 Tage. Das Essen bekam Klaffke zunächst auf sein Zimme, doch er „wollte bei den Bewohnern essen“ und stellte fest, dass auch bei den Bauern nicht jeden Tag Fleisch auf dem Tisch kam.

Thomassmehl war aber auch für die Daheimgebliebenen wichtig, denn es wurde gegen Kartoffeln oder Lebensmittelmarken eingetauscht. Noch bis in die 70er Jahre wurde Thomasmehl in den Geschäften von Hoesch verkauft, vor allem von Arbeitern, die einen Schrebergarten hatten.

Insgesamt waren über die Jahre verteilt mehr als 10.000 Werksangehörige in Ladbergen. Etwa 1.000 pro Jahr durften ihren Urlaub dort verbringen. Natürlich entstanden auch längerfristige Beziehungen von Thomasmännern zu ihren Gastfamilien, so gab es Wiedersehensbesuche und Ehen wurden geschlossen.

Materialität der Architektur

Sebastian Freytag stellt im Dortmunder Kunstverein aus. (Foto: © Anja Cord).
Sebastian Freytag stellt im Dortmunder Kunstverein aus. (Foto: © Anja Cord).

Vom 22. November bis zum 25. Januar zeigt der Dortmunder Kunstverein die Ausstellung „Werkstein“ von Sebastian Freytag. Der Künstler benutzt die klassischen Werkstoffe der Architektur und formt sie neu um. Seine Arbeit umfassen nicht nur den Ausstellungsraum, sondern ragen auch in den innerstädtischen Raum hinein.

Eine moderne Stadt besteht aus Steinen unterschiedlicher Art. Im Laufe ihrer Geschichte ist ein Mix an unterschiedlichen Architekturen entstanden, die ihr Gesamtbild prägen. Das ist mit Dortmund nicht anders. Der mittelalterliche Sandstein, der Naturstein waren die Grundlage für Häuser, Kirchen und andere Gebäude.

Früher kamen die Materialien aus der Umgebung, nämlich aus den Dortmunder Steinbrüchen. Daher hat Freytag die Wände des Kunstvereins mit seiner Arbeit in einen Steinbruch verwandelt. Der Steinbruch an sich hat schon Maler früherer Zeiten inspiriert wie beispielsweise im

Werk von Paul Cezanne oder Max Slevogt. Obwohl noch gegenständlich, ist bereits der Beginn der Abstraktion in die Fläche deutlich zu erkennen.

Die Ausstellung wird flankiert von einem Parcours durch das Stadtgebiet sowie einer Arbeit im Steinbruch Oberste in Dortmund.

Einer Figur Lebensatem einhauchen

Mit „Odem“ präsentiert die Galerie „der Kunstbetrieb“ an der Gneisenaustraße 30 die erste Ausstellung von Vanessa von Wendt in Dortmund. Ihre Bilder sind figurativ, besitzen einen reduzierten Farbraum und haben eine gewisse Leichtigkeit. Die Ausstellung geht vom 22. November bis zum 20.Dezember 2014.

„Der Künstler schöpft aus einem Gegenstand“, so die Berliner Künstlerin auf die Frage nach der Bedeutung des Wortes „Odem“ für ihre Kunstausstellung. „Ich hauche den Figuren Lebensatem ein.“ In den beiden Bildern mit dem passenden Titel „Ruach II und III“ scheint der Lebensatem von Tiertorsos wie eine Art von Schlagen auf den Menschen überzugehen, eine Form von Transformationsprozess. Ruach ist das hebräische Wort für Atem oder Wind.

„Odem“ ist ein Begriff, der vor allem aus der Bibel bekannt ist, auch der Bildtitel „Babylon“ stammt daraus. Hier präsentiert von Wendt eine Szenerie der Fülle, des Überflusses. Eine Gemengelage aus Schweinen und Menschen, daneben zwei Tellerstapel.

Manchmal malt von Wendt auch nur aus Freude an Form und Farbe und präsentiert beispielsweise kleine Stillleben. Keine Symbolik oder Überfrachtung des Bildes mit irgendwelchen versteckten Botschaften. Beispielsweise einfach Tische malen. Ja, Tische. Von Wendt findet Tische sinnlich. „Der Tisch ist ein Ort der Diskussion, der Kommunikation“, findet sie.

Beim Betrachten der Bilder fällt auf, dass die Künstlerin bei jedem ihren Bildern eine bestimmte Farbpalette wählt. „Die Farben kommen aus mir, es ist keine bestimmte Entscheidung“, so von Wendt.

Hommage an den Gentleman-Krimi

Verbrechen ohne High-Tech. Polizisten, die Fälle aufklären mussten, ohne dass die Pathologie anhand einer Larve einer Fliege den Todeszeitpunkt bestimmen kann. Ganz wichtig: Natürlich geht der Täter auch freiwillig zu einer „Party“, bei der er garantiert enttarnt und überführt wird. Das ist die Welt der 40er und 50er Jahre Krimis, die Zeit der Gentleman Killer, die in London und anderswo in England ihr Unwesen treiben und deren Autoren Edgar Wallace oder Francis Durbridge heißen. Ersterem hat Bastian Pastewka durch seine Rolle als Inspektor Very Long in den „Wixxer“ Filmen bereits die Ehre erwiesen. Doch bei der Live-Hörspiel Produktion „Paul Temple und der Fall Gregory“ betätigt sich Pastewka als Krimi-Archäologe und führt das verschollene Stück mit seinen „Komplizen“ in einer fulminanten Show am 15. November im ausverkauften Schauspielhaus Dortmund auf. Ay, ay, ay , Maria!

Bastian Pastewka kam nicht alleine. Seine Komplizen waren: Janina Sachau, Alexis Kara, Inga Busch und Kai Magnus Sting. Pastewka sprach selbstverständlich Paul Temple und Janina Sachau Pauls Frau Steve, während alle anderen mehrere Rollen übernahmen. Exquisit war Stings norwegischer Fischer, der mit einem deutlich niederländischen Akzent sprach. Neben ihren Sprechrollen hatten die fünf weitere Aufgaben: Sie mussten nämlich den „Sound“ des Hörspiels übernehmen wie anstoßende Gläser, sich öffnende und schließende Türen. Das taten sich auch mit großer Freude.

Doch das wirklich große an der Show war, dass alle Beteiligten auch mal aus ihrer Rolle fielen und sich auf einer Art Metaebene über das Stück unterhielten. Urplötzlich wurde ein Stück auf Norwegisch erzählt, weil das Hörspiel auch im norwegischen Rundfunk ausgestrahlt wurde. Bastian Pastewka erzählte aus seinem profunden Wissen über die Krimi-Kultur aus dieser Zeit und es gab auch noch musikalische Einlagen wie beispielsweise das schöne Lied von „Maria von Bahia“.

Alles in allem war es ein gelungener Abend, an dem die knisternde Atmosphäre eines Hörspiels mit Musik, Humor und gelungenem Bühnenprogramm kombiniert wurde.

Wer wissen möchte, wer denn nun der Mr. Gregory ist, der findet auf dieser Seite weitere Hinweise: http://bastianpastewka.de/2014-05-21-bastian-pastewka-und-komplizen-in-paul-temple-und-der-fall-gregory-von-francis-durbridge.html