Juicy Beats mal anders

 

Wie im Westfalenstadion bei Spielen von Borussia: Die Juicy Beats waren ausverkauft.
Wie im Westfalenstadion bei Spielen von Borussia: Die Juicy Beats waren ausverkauft.

Fette Beats, DJs, HipHop, Techno – das Festival „Juicy Beats“ im Westfalenpark ist alljährlich der Treffpunkt für Freunde elektronischer Musik jeglicher Richtung. Liebhaber leiserer Töne sollten also einen großen Bogen um das Festival machen? Ganz und gar nicht. Die „Juicy Beats“ 2014 am 26. Juli boten auch denjenigen ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm, die mehr auf Singer/Songwriter oder Poetry-Slam stehen. Ars tremonia war auf eher abseitigen Pfaden unterwegs. 30.000 Besucher sorgten für einen ausverkauften Westfalenpark.

 

Zu Beginn erlebten wir um 13 Uhr das Konzert von „Egotronic“. Elektropunk mit 8-Bit Gefühl, so dass mir als Ex-C64-Besitzer beinahe die Tränen der Rührung in die Augen schossen. Ansonsten: Klare Texte, klare Kante. Es hat sich gelohnt, dass wir so früh gekommen sind.

 

Danach ging es zur „Sounds & Poetry Stage“. Für uns als Lokalpatrioten (Tremonia ist ja ein alter Name für Dortmund) quasi Pflichtprogramm, denn Tobi Katze, Rainer Holl und „die Unordnung der Dinge“ sind Dortmunder oder leben dort. Auch Torsten Sträter hat einen Bezug zu Dortmund, er ist hier geboren.

 

Tobi Katze moderierte nicht nur das Programm, sondern eröffnete auch den Poetry Slam. Katze, Holl und Julian Gauda sowie Roman Kurth präsentierten Texte und Gedichte zwischen Comedy und Ernsthaftigkeit. Die Bühne am Seerosenteich entwickelte sich so zu einer Oase für all diejenigen, die den hämmernden Beats zu entkommen versuchen. Pointierte Worte, Sätze und Gedanken standen hier im Mittelpunkt. Ob nun die Ex-Freundin (Katze) oder Hipsterbabys (Holl) thematisiert wurde, mein Eindruck ist, dass sich Poetry-Slam doch stark dem Kabarett bzw. der Comedy-Szene annähert, was auch durch Preisverleihungen eben dieser Preise an Poetry-Slammer niederschlägt.

 

Nach dem dreifach Slam wurde es Zeit für etwas Musik: Auf der Konzerthaus-Bühne spielte Kalle Mattson, der kein Skandinavier ist, sondern aus Kanada stammt. Seine meist zärtliche akustische Folk-Rock Musik musste gegen die Beats vom benachbarten Daddy Blatzheim ankämpfen, was der Kanadier nicht immer für sich entscheiden konnte. Eine Bitte an die Veranstalter: Wenn ihr schon Musiker einladet, die mit einer akustischen Gitarre bewaffnet sind, platziert sie bitte in einer Umgebung, in der die leisen Töne nicht ganz untergehen.

 

Danach ging es zurück zu Torsten Sträter auf die „Sounds & Poetry Stage“. Bekannt aus Funk und Fernsehen, erwies sich Sträter als Meister der skurrilen Begebenheiten. Ob als Beantworter von unbeantworteten WDR-Leserbriefen oder Erlebnisberichte aus Tuttlingen, Sträter seziert gnadenlos die typischen Befindlichkeiten.

 

Zurück zur Konzerthaus-Bühne: „Yes say dog“ aus Luxemburg zeigten eine sehr gute Mischung zwischen Pop und Elektro. Das Konzert von Alligatoah verfolgten wir auf dem Bildschirm im Pressebereich (sehr geile Bühnenshow!), dann wurde es Zeit die die texanischen Country-Folk-Rocker von Calexico.

 

Ich denke, allein das Konzert von Calexico hat den Altersdurchschnitt auf dem Festival in die Höhe getrieben.Das amerikanische Quintett, das seit 1996 musiziert, ist bekannt für ihren Mix aus Country, Folk und Desert Rock.Instrumente wie Mariachi, Trompeten, Mundharmonika und Marimbas sind jetzt nicht die Klänge, die die meisten Besucher zum Kauf einer Festivalkarte animiert haben. Claexico überschritt nicht nur musikalisch, sondern auch sprachlich die Grenze zwischen USA und Mexiko.

 

Juicy Beats entwickelt sich erfreulicherweise immer weiter. Freunde jeglicher elektronischer Musikrichtungen werden hier immer fündig. Wer genauer im Programm sucht, findet auch spannende und interessante Musik jenseits von Beats und Bytes. 2015 feiert die Juicy Beats ihr 20-jährgies Jubiläum mit einem zweitägigen Festival. Man kann auf das Programm gespannt sein.

 

Ein Universum der Dinge

 

Christian Psyk und Gudrun Kattke zeigen ihre gemeinsame Arbeit im Torhaus Rombergpark.
Christian Psyk und Gudrun Kattke zeigen ihre gemeinsame Arbeit im Torhaus Rombergpark.

Nicht nur der Titel „(die) Magic hazard Butter Trippings“ klingt verwirrend, auch die Ausstellung von Gudrun Kattke und Christian Psyk. Vom 27. Juli bis zum 17. August im Torhaus Rombergpark wirkt auf den ersten Blick etwas befremdlich, doch im Laufe der Zeit wird der Besucher von der Struktur und von der Fülle an unterschiedlichen Dingen fasziniert.

 

„Magic hazard Butter Trippings“. Was könnte das bloß bedeuten? „Tripping hazard“ ist übersetzt eine Stolperfalle. Also eine „Magische Butter Stolperfalle“? Der Begriff Stolperfalle bringt uns aber der Sache vielleicht etwas näher, denn der größte Teil des Bodens des Torhauses ist übersät mit kleinen Puzzleteilchen. Für den Besucher heißt es: Drauf treten oder drumherum tänzeln?

 

Jedenfalls wirkt der erste Eindruck der gemeinsamen Arbeit von Kattke und Psyk wie ein Besuch in einem Antiquitätenladen. Auf dem Boden liegen unzählige Dinge, teilweise verdichtet , teilweise in lockerer Zusammenstellung. In diesem Universum der Dinge bilden die „Bunkerbelüftungsschächte“ von Psyk eine Art Rastersystem, die wie Eckpunkte Ordnung in die Installation bringt.

 

Die unzähligen Sachen, die Kattke wie eine Malerin über die Rasterpunkte von Psyk komponiert hat, bilden teilweise Cluster wie die Kuchengitter und Murmeln, die wie Planetensysteme wirken. In einer anderen Ecke haben sich Teile von Spielen konzentriert. Doch jedes Ding hat seinen Platz und jedes Ding erzählt auch seine Geschichte, allein oder in Interaktion mit anderen Gegenständen.

 

Doch nicht nur der Boden ist bespielt, an der Wand hängt ein großes Bild von Psyk mit seinen „technologischen Putten“. In einer Nische sitzt eine fünfköpfige Gestalt, die außerirdische Züge besitzt.

 

Für den Besuch der Ausstellung empfehle ich Zeit und Fantasie. Dann könnten Ihnen die Gegenstände vielleicht auch eine Geschichte erzählen.

Gudrun Kattke & Christian Psyk

(die) Magic hazard Butter Trippings

Torhaus Rombergpark

27.07. bis zum 17.08. 2014

 

Honigernte am Dortmunder U

Monatelang schwirrten die Bienen rund ums U, um Nektar und Pollen zu sammeln. (Foto:  © Dortmunder U)
Monatelang schwirrten die Bienen rund ums U, um Nektar und Pollen zu sammeln. (Foto: © Dortmunder U)

Seit dem 05. Mai steht unter einem alten Baum am Dortmunder U das „Frankfurter Bienenhaus“ der Künstlergruppe finger (Florian Haas und Andreas Wolf). Seit diesem Tag fliegen Bienen ein und aus und sammeln Nektar und Pollen. Am 18. Juli war es dann soweit: Mit Hilfe von zwei Imkern wurde der erste „MO-Honig“ geerntet. Sie zeigten auch sehr anschaulich für alle Besucher, welche Schritte und Prozesse ablaufen müssen, damit der Honig ins Glas kommt.

 

Das „Frankfurter Bienenhaus“ kündigt die kommende Ausstellung „ARCHE NOAH. Über Tier und Mensch in der Kunst“ (15. November 2014 – 12. April 2015) des Museums Ostwall im Dortmunder U an. Die Ausstellung widmet sich der Darstellung des Tieres in der Kunst vom Expressionismus bis heute. Das Verhältnis von Mensch und Tier in den Städten bildet einen Schwerpunkt. Das »Frankfurter Bienenhaus« beherbergt vier Bienenvölker, die von dem Dortmunder Imker Carsten Krause betreut werden.

Auch wenn die Bienen ihre Nahrungssuche eingestellt haben und der Honig geerntet ist, wird das »Frankfurter Bienenhaus« bis Oktober vor dem Dortmunder U zu sehen sein. Danach wird es in der Ausstellung ARCHE NOAH des Museums Ostwall gezeigt.

 

Der frisch geerntete Honig wird vor Ort in Gläser abgefüllt, deren Etikett die Künstlergruppe finger gestaltete. Als MO-Honig ist er käuflich zu erwerben.

 

Hier eine kleine Fotodokumentation der Honigernte.

Gelungenes Ruhrgebiets-Krimidebüt

Der Protagonist von Thomas schweres Krimi "Die Abtaucher" hat es aus einem bestimmten Grund in Dortmund nicht leicht. (Foto: © grafit-Verlag)
Der Protagonist von Thomas schweres Krimi „Die Abtaucher“ hat es aus einem bestimmten Grund in Dortmund nicht leicht. (Foto: © grafit-Verlag)

Alle Fans von Ruhrgebiets-Krimis dürfen sich freuen. Der Essener Redakteur und Fernsehjournalist Thomas Schweres hat mit „Die Abtaucher“ sein Krimidebüt im Grafit-Verlag gegeben.

BVB-Fans müssen jetzt ganz tapfer ein. Der Protagonist des Krimis ist Georg Schüppe, genannt „Der Spaten“, ein Gelsenkirchener Schalke-Fan, der das KK 11 im Polizeipräsidium Dortmund leitet. Natürlich hat er einen schweren Stand bei seinen Kollegen. Daneben plagen ihn ständige Schmerzen im Knie, die er mit viel Voltaren betäuben muss. Sein aktueller Fall – ein erschlagener albanischer Einbrecher in einem einem Hombrucher Reihenhaus – bereitet ihm einiges Kopfzerbrechen, denn an den Tatorten von drei weiteren Morden in Essen, Herne und Österreich finden sich DNA-Spuren des getöteten Albaners. Aber alle drei Opfer starben später als der Tote in Schüppes neuem Fall. Wer und vor allem warum macht sich jemand die Mühe, diese falsche Fährte zu legen.

Hilfe bekommt der „Spaten“ unverhofft von dem Reporter Tom Balzack. Der Boulevardjournalist ist Pleite und dringend auf eine „gute Story“ angewiesen. Er kennt als Einziger einen Zusammenhang zwischen den Morden und weiß dies in der Sensationspresse zu nutzen….

Schwere zeichnet mit seiner guten Beobachtungsgabe ein detailgenaues aber ungeschöntes Bild der verschiedenen Charaktere, dem Ruhrgebietskolorit und bis hin zu den in der Geschichte eine Rolle spielenden Gegenden in Österreich oder den Niederlanden (Bereich: Den Helder) .

Als Boulevardjournalist erlaubt uns Schweres interessante Einblicke in das hart umkämpfte Geschäft im Journalismus und der Polizeiarbeit, vor allem in der aktuellen Zeit, in der der Journalismus in der Krise steckt. Jeder Journalist kämpft mit harten Bandagen um jede Story.

Die Probleme unserer Städte im Zusammenhang mit der „Globalisierung“ werden dabei nicht verschwiegen. So zum Beispiel Balkan-Prostitution oder Schutzgelderpressungen.

Besonders interessant ist, wie der Autor den Lesern die Persönlichkeit und traurige Lebensgeschichte Georg Schüppes nach und nach näher bringt. Das betrifft seine Knieverletzung aus seiner Vergangenheit während des Kosovo-Krieges sowie das traurige Schicksal seiner Tochter. So wächst das Verständnis für den unnahbaren und nicht leicht fassbare Charakter des Protagonisten.

Dieser trotz häufiger Ortswechsel verständliche und spannende Kriminalroman mit vielen Toten macht Lust auf eine Fortsetzung der Reihe.

Das 221 Seiten starke Paperback ist im Grafit-Verlag erschienen und für 9,99 Euro im Buchhandel oder als E-Book erhältlich.

ISBN 978-3-89425-445-2

Was sind Schachspieler eigentlich für Menschen?

Fotografin Christiane Köhne (ganz rechts) und einige ihrer Fotomodelle.
Fotografin Christiane Köhne (ganz rechts) und einige ihrer Fotomodelle.

Wie sieht eigentlich ein Schachspieler aus? Kann man ihn sofort erkennen? Welche Accessoires haben Schachspieler? Gehört die Brille dazu? Muss man studiert haben? Und gibt es Frauen, die Schauspielen? Die Fotografin Christiane Köhne zeigt in ihrer Ausstellung, die parallel zum Sparkassen Chess-Meeting läuft, Schachspieler an ihren Arbeitsplätzen, Lieblingsorten oder in ihrer Freizeit besucht und fotografiert. Zu sehen sind ihre Arbeiten vom 12. bis 20. Juli im Orchesterzentrum NRW.

 

Für ihre 13 Bilder hat Köhne eine kleine Form von Marktforschung betrieben. Sie hat nämlich am Westenhellweg gefragt: Wie stellen Sie sich einen Schachspieler vor. Um die Antworten, die sie bekommen hat, zu konterkarieren, hat sich sich an ungewöhnliche Plätze begeben, an Stellen, wo Menschen gerne Schach spielen.

Ein ungewöhnlicher Ort kann schon mal ein Gefängnis sein, die Feuerwehr, der Flughafen oder eine Großküche. Für Köhne ist es wichtig, dass immer das gleiche Schachspiel benutzt wird. So schafft sie in den unterschiedlichen Orten eine Komponente von Kontinuität.

Manchmal tragen die Bilder auch einen sicherlich ungewollten Zungenschlag. Wenn beispielsweise in der Großküche alle anderen Köche mit Kochen beschäftigt sind und zwei Personen in aller Seelenruhe Schach spielen, könnte sich der Betrachter schon fragen: „Wieso arbeiten die beiden nicht mit?“

Dennoch schafft es Köhne mit ihren Bildern dem typischen Bild von Schachspielern entgegenzuwirken. Das Ergebnis ist: Alle spielen Schach. Von jung bis alt, Mann und Frau (sowie zwei Fantasy-Gestalten). Es gibt fast nichts was die jeweiligen Spieler gemeinsam haben, außer die Liebe zum Schachspiel.

Industriekultur als Fotografie und Fotocollage

Die schwarz-weiß Bilder fokussieren den Betrachter auf das Westenliche, findet Martina Dickhut.
Die schwarz-weiß Bilder fokussieren den Betrachter auf das Westenliche, findet Martina Dickhut.

In der Artothek der Stadt-und Landesbibliothek in Dortmund sind vom 8. Juli bis zum 19. August 2014 12 Fotografien und 13 Fotocollagen zum Thema Industriekultur zu sehen.

Der Arzt und Fotograf Ekkehard Wünnemann und die Künstlerin und Dozentin der Malerei in der Erwachsenen- und Jugendbildung Martina Dickhut haben über einen Zeitraum von über sechs Jahren dieses interessante Projekt entwickelt. Beide sind in unserer Stadt beheimatet und Frau Dickhut hat ein eigenes Atelier in Dortmund-Husen mit Kurs- und offenen Ateliersangeboten.

„Die Projektidee entstand schon im Jahr 2006. Ekkehard Wünnemann entwickelt und bearbeitet seine analogen schwarz-weiß Fotos im eigenen Fotolabor. Ein Schwerpunkte sind neben Landschaften, vor allem Industrie, Menschen und Architektur. Die Industriekultur ist ja von großer Bedeutung für das Ruhrgebiets. Als erstes Bild zum Ausprobieren haben wir ein Foto von der Maschinenhalle der Zeche Zollern genommen. Ich habe die Fotografie kopiert und in ein Bild eingearbeitet. So habe ich im Laufe der Zeit insgesamt über 20 Fotos bearbeitet“, erläuterte Dickhut.

Die in schwarz-weiß gehaltenen Bildern lenken den Blick des Betrachters auf das Wesentliche und widmen sich den sonst oft unbeachteten Details. Es stellt sich ihm die Frage, wozu gehört denn der jeweilige Ausschnitt und um welches Objekt handelt es sich. Die Auflösung können die Besucher/innen daneben auf einem kleinen Schild lesen. Zudem werden wohl auch einige Erinnerungen bei ihnen wachgerufen werden. Die Fotografie und die Fotocollage sind immer nebeneinander gestellt. Gerade die „ kleinen Details“ sind die Herausforderung für die Künstlerin und nehmen viel Zeit in Anspruch.

Martina Dickhut geht bei ihrer Arbeit folgendermaßen vor: Am Anfang wird die Fotokopie (oder mehrere) auf die Leinwand aufgeklebt.. Drum herum werden dann zerknüllte dünne Lagen von Tempo-Taschentüchern eingearbeitet. Danach beginnt die eigentliche Arbeit am Bild. Es kommt auf höchste Präzision sowohl bei den Details wie bei der Farbgebung an.

Ein neues Projekt der beiden Künstler ist nicht ausgeschlossen und auch schon angedacht. Alle ausgestellten Werke sind käuflich zu erwerben. Öffnungszeiten der Artothek: dienstags und freitags von 10 bis 19 Uhr.

Dortmunder Ballett bei den Gluck-Festspielen

Am 18. und 19. Juli präsentiert das Stadttheater Fürth das Ballett „Orpheus“ von Xin Peng Wang, getanzt von der der Dortmunder Compagnie. Die beiden Aufführungen laufen im Rahmen der Gluck Opern Festspiele. Wie kam es zu der Ehre?

 

Sicherlich wird dabei Christian Baier ein wichtiger Faktor gewesen sein. Denn der Dramaturg des Dortmunder Balletts ist auch gleichzeitig künstlerischer Leiter des Gluck Festivals. Für Baier war Gluck jemand „der den Mensch in den Mittelpunkt stellt“. Christoph Willibald Gluck gilt als einer der wichtigsten Opernmodernisierer, der den Inhalt über die Form stellte. So gesehen war er auch ein Visionär, der aber immer versuchte ausgleichend zu sein. Ähnlich sieht Baier auch Xin Peng Wang. „Xin Peng Wang ist kein Polarisierer, sondern ein Zusammenführer“, so Baier. Daher sei die Wahl auf ihn als Choreografen gefallen.

 

Musikalisch schöpft das Ballett aus zwei Quellen. Zum einen aus der Musik von Igor Strawinsky, der die Musik zu George Balachines Ballett „Orpheus“ 1948 komponiert hatte und Musik aus der Ming-Zeit (Ende des 16. Jahrhunderts). Während Strawinskys Musik live vom Orchester „Prague Philharmonia“ gespielt wird, kommt die Ming-Musik vom Band.

 

Xin Peng Wang verknüpft in seinem „Orpheus“ zwei Geschichten. Einerseits die klassische griechische Sage, andererseits die Geschichte von Tang Xianzu (1550-1616) „Mudan Ting“, eines der wichtigsten Werke der Kunqu-Oper, der Vorläuferin der bekannteren Peking-Oper. Im Gegensatz zur griechischen Sage, wo Orpheus seine Geliebte aus dem Totenreich holen möchte, geht die Initiative in der chinesischen Geschichte von der Frau aus, die auch wie Eurydike im Totenreich weilt.

Musikalische Abschlussgala im Schauspiel Dortmund

Siebzehn Songs präsentierte das Ensemble des Dortmunder Schauspielhauses auf der Abschlussgala der Spielzeit 14/15 am 04. Juli. Direkt nach dem Halbfinaleinzug der deutschen Mannschaft ging es los. Die meisten Lieder hatten ein ganz bestimmtes Thema: „Spies“ von Coldplay, „The Spy“ von The Doors oder „Computerstaat“ von Abwärts gaben die Richtung vor. Es ging um Überwachung und Leben in einer Welt, wo manche zu viel Daten über einen haben. Passend dazu wird der „Minority Report“ nächste Spielzeit aufgeführt und selbst Shakespeares „Hamlet“ fragt sich, was ist der Mensch im Spiegelbild von Daten, Bits und Bytes?

 

Wie es sich für eine ordentliche Abschlussgala gehört, gab es auch Preise: Als bester Schauspieler wurde wie im vergangenen Jahr Andreas Beck gekürt, der in zahlreichen Produktionen in Dortmund zu sehen ist und ein Preisgeld von 1000,- Euro erhielt, gestiftet vom Förderverein „Dortmunder für ihr Schauspiel“. Als beste Inszenierung hat das Publikum „Republik der Wölfe“ gewählt. Die Inszenierung von Claudia Bauer mit Musik von Paul Wallfisch, Mick Harvey, Alexander Hacke und Danielle de Picciotto feierte im Februar 2014 Premiere. Das Preisgeld von 500,- Euro wurde ebenfalls von den „Dortmundern für ihr Schauspiel“ gestiftet. Weitere Preise gab es von der Kritikerjury, die in diesem Jahr zwei Schauspieler auszeichnete: Bettina Lieder, unter anderem für ihre großartige Solo-Leistung in „Kassandra“ sowie Uwe Rohbeck für sein eindringliches Spiel in „Der Elefantenmensch“. Beide erhielten als Preisgeld 250,- Euro, gespendet von den Theater- und Konzertfreunden Dortmund e.V.

Das neue Bildungsfernsehen?

Einen kleinen Einblick in den Ausstellungsraum.
Einen kleinen Einblick in den Ausstellungsraum.

Früher, ja früher gab es Bücher, wie man sein Auto repariert oder auf den Dritten Programmen erzählten Menschen wie man auf Italienisch zählt oder wie man Bier braut. Einer der bekanntesten dürfte sicher Jean Pütz mit seiner Hobbythek sein. In unserer neuen Internetwelt hat dies Youtube übernommen. Auf der Video-Plattform zeigen unzählige Menschen sogenannte Tutorials, in denen der Zuschauer lernen kann, wie man Wasser kocht, Regenwürmer züchtet oder sich richtig schminkt. 100 ausgewählte Videos zeigt der Hartware Medienkunstverein im Dortmunder U vom 05. Juli bis zum 31. August unter dem Titel „Jetzt helfe ich mir selbst“ auf der dritten Etage.

 

Wer die Ausstellung betritt, hat zunächst das Gefühl er ist in eine Verkaufsabteilung für Fernseher gelandet. Unterschiedliche Bildschirme, mit Röhre oder flach, spulen ununterbrochen die Lehr-Videos der ausgewählten Youtube-Beiträge. Wer etwas hören möchte, nimmt sich einen Kopfhörer und schließt ihn an eine Buchse an und schon kann er erfahren, ob man einen „Kotflügel bördeln kann ohne Bördelgerät“ (Video Nr. 69) oder wie man Papst wird (Video Nr. 40).

 

Auch die Künstlerische Leiterin des HMKV, Inke Arns, hat sich schon einmal privat ein Tutorial auf Youtube angesehen. „Ich hatte ein Hardwareproblem und konnte es nach Betrachtung des Videos lösen. Demnächst schaue ich mir an, wie ich einen Fahrradschlauch wechseln kann.“

 

Die Ausstellung ist entstanden in Zusammenarbeit mit der Fakultät für Kulturreflexion der Universität Witten/Herdecke. Es geht auch um die Frage: Warum machen die Leute das?

 

Die Antwort fällt sicher unterschiedlich aus. Zum einen der Spaß am reinen Wissensvermitteln, aber bei anderen Videos steht die Selbstinszenierung sicherlich im Mittelpunkt. Hier wird versucht, sich selbst als „Youtube-Star“ zu inszenieren. Bei manchen hat dies auch funktioniert. Es sind beispielsweise Videos dabei, die über 20 Millionen Aufrufe generiert haben. Videos mit so einer großen Besucherzahl sind natürlich ein gefundenes Fressen für Produkthersteller.

 

Sind jetzt Personen wie Tori Locklear oder Howcast die legitimen Nachfolger von Jean Pütz oder dem Fernsehmaler Bob Ross? Prof. Dr. Christian Grüny von der Uni Witten/Herdecke sieht dies nicht so. „Pütz und Ross sendeten aus der Position der Autorität“; so Grüny, denn sie agierten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Heute kann jeder ein Tutorial-Video ins Netz stellen, aber wer überprüft, ob das richtig ist, was mir erzählt wird.

 

Eine Besonderheit von Youtube-Filmen im Gegensatz zum Fernsehen ist die direkte Kommunikation mit dem Betrachter. Musste man, um Pütz zu kontaktieren, einen Brief an den WDR schreiben, geht das mit der Kommentarfunktion auf Youtube direkter. Das hat natürlich den Nachteil, dass auch negative Kritik bis hin zu Hass-Mails ungefiltert auf den Ersteller des Videos einprasseln können.

 

Insgesamt hatte sich das Team rund 1.400 Tutorial-Videos angesehen, um daraus 100 auszuwählen. Den Untertitel „Die 100 besten Video-Tutorials aus dem Netz“ sollte mit ein wenig Augenzwinkern aufgenommen werden.

 

Die Ausstellung macht neugierig auf das neuentstandene Netzphänomen der Tutorials. Wer weiß, wenn sie wissen wollen, wie man Zwiebeln schneidet, ohne zu weinen, schauen sie sich einfach mal auf Youtube um (oder in der Austtellung Video Nr. 83). Der Eintritt ist frei.

 

„Jetzt helfe ich mir selbst“

HMKV im Dortmunder U, Ebene 3

5. Juli bis 31. August 2014

Wohliger Schauer im Opernhaus

Eine schwarze Spinne sorgt für Tote bei einer Graböffnung im heutigen Krakau. Woher kommt sie und wie kann man sie stoppen? „Das Geheimnis der schwarzen Spinne“nach der Kinderoper von Judith Weir lüfteten auf der großen Opernbühne Sängerinnen und Sänger des Märkischen Gymnasiums Iserlohn und Mitgliedern des Opernclubs „Tortugas“gemeinsam mit den im Orchestergraben spielenden Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Gartenstadt. Die musikalische Leitung der Produktion lag in den erfahrenen Händen von Michael Hönes.

 

Um die gruselige Geschichte zu erzählen, bot Regisseur Alexander Becker alles an Bühnentechnik auf, was zur Verfügung stand. Da die Geschichte in zwei Zeitebenen spielte, wurde auch das Bühnenbild entsprechend gestaltet. Einerseits spielt das Stück in einem mittelalterlichen Dorf in Transsylvanien, andererseits in der heutigen zeit in Krakau. Bühnenteile fuhren hoch oder runter, die Lichttechnik sorgte für eine gruselige Stimmung und lies zu Beginn und zum Ende eine riesige Spinne erscheinen. Sehr zur Freude (oder zum Schrecken?) des jüngeren Publikums.

 

Natürlich wäre es völlig verkehrt, die Aufführung nach professionellen Maßstäben zu beurteilen, zumal alle Akteure auf der Bühne oder im Orchestergraben einen engagierten und sehr spielfreudigen Auftritt hinlegten. Ein diabolischer grüner Jäger und ein arroganter Graf mit seinen ängstlichen Rittern waren der Höhepunkt. Ein klein wenig mehr Emotionen hätte ich von der Darstellerin der „Christine“ erwartet. Wenn mir eine Spinne aus dem Handrücken kröche, wäre ich bestimmt nicht so cool geblieben. Doch das ist Jammern auf einem hohen Niveau.

 

In der Musik von Judith Weir hat sich die Komponistin anscheinend bei den Klassikern der Horrorfilmmusik inspirieren lassen. Ihre Musik ist leicht modernistisch, ohne in Extreme zu verfallen. Es gibt sowohl folkloristische Lieder und zwei an Bach erinnernde Choräle zu hören.

 

Insgesamt war es ein bezaubernder, gruseliger Abend mit sehr engagierten Akteuren, für die es sicherlich ein Höhepunkt war, im Opernhaus aufgetreten zu sein. Ein guter Weg, jungen Menschen mit dem Genre Oper vertraut zu machen, von daher gehört den Organisatoren dieses Projektes ein großer Dank.