Faune, Feuervögel und archaische Riten

In eine wildromantische slawische Welt entführte uns die niederländische Tanzcompagnie „Introdans“ am 12. Juni im Opernhaus Dortmund mit dem Titel „Russisch Rumoer“. Zur Musik von Debussy und Strawinsky erlebten die Zuschauer Tanzkunst auf einem hohen Niveau.

„Introdans“ ist in Dortmund nicht unbekannt. Schon zu Beginn des Jahres 2013 waren sie zu Gast und präsentierten spanische Klänge. Nun ging es nach Rußland.

Den Beginn machte Debussys „L’après-midi d’un faune“. Nach der Choreografie von Thierry Malandain tanzte der Solotänzer einen Faun voller Energie, Lebensfreude und Erotik.

Das Bühnenbild war spärlich, hatte aber ein außergewöhnlich komisches Element: Unser Faun lag auf einer Art überdimensionalem Papiertaschentuch-Spender. Er zog aber statt eines Taschentuches seine Decke heraus.

Tänzerisch wurde die Suche nach Nahrung und Erfrischung ebenso dargestellt wie die Jagd nach Nymphen. Die angedeutete Sexszene am Ende führte 1912 zu einem großen Skandal, 2014 gab es für unseren Faun einen Riesenapplaus.

Märchenhafter ging es in der „Feuervogel Suite“ von Igor Strawinsky zu. Prinz Iwan gelingt es, den Feuervogel zu fangen, der ihm dafür eine Feder schenkt. Mit dieser Feder kann Iwan den bösen Zauberer Kastschej besiegen und dreizehn Jungfrauen befreien, darunter Prinzessin Zarewna.

Beeindruckend war vor allem das Bühnenbild. Wie ein abstraktes Gemälde, stark geometrisch geformt, brachte es die Zuschauer durch die verschiedene Beleuchtung in unterschiedliche Stimmungen. Dunkel und bedrohlich beim Zauberer Kasteschej oder rot wie flammen beim Versuch von Iwan, den Feuervogel zu fangen.

Die Choreografie von Stijn Celis hat durchaus auch eine politische Komponente: Waren die Jungfrauen zu Beginn unter dem Einfluss des bösen Zauberers noch verhüllt, werfen sie die engen Kleidungsstücke am Ende weg. Bemerkenswert waren die Sprünge und Figuren in dieser Choreografie, die sicher der Neo-Klassik zuzuordnen ist.

„Le sacre du Printemps“ nach der Musik von Strawinsky führte uns zurück in die archaische, heidnische Welt der Slawen. Dem Frühlingsgott brachte man eine Jungfrau zum Opfer, um auf eine gute Ernte zu hoffen. 17 Tänzerinnen und Tänzer zeigten auf famose Weise die rivalisierenden Kämpfe der einzelnen Stämme. Akrobatik und Tanzkunst bildeten eine Einheit. Im zweiten Teil gerät das ausgesuchte Opfer immer mehr in den Mittelpunkt. Berührend als sie versucht zu fliehen, aber von der Gemeinschaft immer wieder zurückgestoßen wird.

Insgesamt eine sehr gute Leistung eines sehr guten Tanzensembles.




tt#14 1. Tag – Tragik-komisches Sozialdrama

Auch Uwe Schmieder eröffnete das NRW Theatertreffen mit dem Dortmunder Sprechchor und gab einen kurzen Ausschnitt aus dem Stück "Die Hamletmaschine" zum besten.
Auch Uwe Schmieder eröffnete das NRW Theatertreffen mit dem Dortmunder Sprechchor und gab einen kurzen Ausschnitt aus dem Stück „Die Hamletmaschine“ zum Besten.

Nach der feierlichen Eröffnung des NRW Theatertreffen 2014 am 13. Juni im Dortmunder Schauspiel erwartete das Publikum mit „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ nach dem gleichnamigen Film des Finnischen Regisseurs Aki Kaurismäki zum Anfang ein Beitrag des Bochumer Schauspielhauses.

Die Bühne wurde zu einer tristen, düsteren Streichholzfabrik mit Holzkisten als Sitzgelegenheiten und einfacher Schlafgelegenheit im Hintergrund.

Die Fabrikarbeiterin Iris führt neben ihrer eintönigen Arbeit in der Streichholzfabrik ein trostloses Leben bei einer im Morgenmantel mit Lockenwickler herumlaufenden Mutter und einem schweigend vor dem Fernseher sitzenden, mürrischen Stiefvater. Diese Geschichte könnte könnte auch einer der „Prekariatsfamilien“ zum Beispiel im Ruhrgebiet spielen. Iris lebt nur in der Traumwelt ihrer Groschenromane und sehnt sich nach der wahren Liebe mit der Hoffnung, dem trostlosen Leben zu entkommen. Sie erkämpft sich ein schönes rotes Kleid, lernt einen Mann (Aarne) kennen und lieben, der sie aber nur als Abenteuer betrachtet und sie im Stich lässt, als sie ein Kind erwartet. Enttäuscht von Aarne verliert sie auch noch ihr Kind bei einem Unfall und wird von ihren Eltern aus dem Haus geworfen. Verzweifelt vergiftet sie den ehemaligen Geliebten und die Eltern.

Bei dieser Geschichte wird nicht viel gesprochen. Es herrscht das Schweigen, wie es wohl in vielen Familien in prekären Familien üblich ist. Viel läuft über die nonverbale Schiene. Das ist auch die besondere Stärke der Inszenierung von David Bösch und seinen vier Schauspielern. Allen voran beeindruckt Maja Beckmann als Iris mit starker und vielseitiger Ausdrucksfähigkeit. Ob sie fröhlich verliebt ist, von einem besseren Leben träumt, oder aber verschüchtert, traurig und ängstlich ist.

In gleich drei Rollen, als Erzähler, Iris Bruder Simo und als ihr geliebter Aarne überzeugt Daniel Stock als ihr kongenialer Schauspielpartner.

Anne Knaak als Iris Mutter und Matthias Redlhammer spielen zwar mehr im Hintergrund, aber mit ausdrucksstarken Gesten.

Eine bedeutende Rolle spielte die passende gut ausgewählte Musik wie zum Beispiel Elvis Presleys „Love me tender“ und die die Accessoires wie das T-Shirt mit dem Aufdruck vom Titelbild aus „Vom Winde verweht“. Sie zeigen die Sehnsüchte von Iris. Schöne Effekte wie Golregen und passende Beleuchtung rundeten das positive Gesamtbild ab.

Ein gelungener Auftakt für das NRW-Theatertreffen.




Hochkarätig besetzte Ballettgala

Am 28. Juni 2014 um 19.30 Uhr und am 29. Juni 2014 um 18.00 Uhr findet die, nicht nur in Fachkreisen angesehene, Internationale Ballettgala in der Dortmunder Oper schon zum neunzehnten Mal statt.

Ballettmanager Tobias Ehinger erklärte: „Wir bieten dem Publikum viele hochkarätige Ballettstars aus dem In-und Ausland. Neben unserer Kompanie , die den Gala-Anfang und das Ende den Rahmen bilden, kommen nationale und internationale Spitzentänzer aus Stuttgart, München , Berlin, Paris und aus Washington. Sie zeigen Ballett mit einer auf die Spitze getriebenen Perfektion. Die Internationale Ballettgala in Dortmund zeichnet sich nicht nur durch ihre Vielfalt aus, sondern steht immer unter einem Schwerpunkt und will das Publikum auf eine Reise mitnehmen. „In diesem Jahr widmen wir uns den großen Choreographen, die Tanzgeschichte geschrieben und das Ballett im 20. Jahrhundert vorangetrieben und entwickelt haben“, so Ehinger.

Nachdem die Dortmunder Ballett-Kompanie mit einem Ausschnitt aus der aktuellen Neubearbeitung von „Krieg und Frieden“ unter der Choreografie von Ballettdirektor Xin Peng Wang machen, zeigen Iana Salenko und Rainer Krenstetter (Staatsballett Berlin) mit „Stars and Strips“ des Choreographen George Balanchine die von der Revue geprägten Beginn der Tanzgeschichte das 20. Jahrhunderts.

In der Folge zeigt die Gala die weitere Entwicklung über den neoklassische Balletttanz um des Tanzes will in den 60iger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts , der vollen klassischen Eleganz wie beispielsweise bei „Three Predudes“ unter der Choreographie von Ben Stevenson, oder in dem heutigen modernen Ausdrucks-Ballett mit dem schwindelerregendem Nervenkitzel der Genauigkeit.

Das zeigt zum Schluss vor allem „The Vertiginous Thrill of Exactitude“ unter der Choreographie von William Forsythe aus den „Drei Farben Tanz“.

Das Publikum bekommt an den Gala-Abenden so auch einen allgemeinen Überblick von den verschiedenen „Ballett-Schulen“ aus Russland, Frankreich, den Niederlanden oder den USA.

Die wegweisenden Choreographen für das Ballett des 20. Jahrhunderts werden hier gewürdigt.

Ein besonderes Highlight erwartet die Zuschauer übrigens mit dem Auftritt des afroamerikanischen Tänzers und „Show man“ Brooklyn Mack vom Washington Ballet . Zusammen mit Hyo-Jung Kang vom Stuttgarter Ballett führt er uns in „Diana und Aceon“ (Choreographie Agrippina Vaganova) mit Technik auf höchsten Niveau „Back to the roots“.

Achtung! Im September gibt es mit der 20. Internationalen Ballettgala eine Jubiläums-Gala. Karten möglichst schon in der ersten Juli.Woche kurz vor dem Spielzeitende in dieser Saison sichern.

Durch das mit etwa 17 Punkten umfangreiche Programm führt wieder der beliebte Kammersänger Hannes Brock.

Genaue Informationen über das gesamte Programm und Karten und Preise erhalten sie telefonisch unter. 0231/ 50 27 222 oder unter www.theaterdo.de , sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.