Grappa im rosa Milieu

Es ist kaum zu glauben. Die Dortmunder Fernsehredakteurin und Schriftstellerin Gabriella Wollenhaupt hat jetzt mit „Grappa sieht rosa“ schon ihren 24. Kriminalroman mit der engagierten, taffen Bierstädter Polizeireporterin Maria Grappa im Grafit Verlag herausgebracht. Ist das alleine nicht schon beachtlich genug, geht ihr dabei das Interesse an brisanten Themen, nahe am Puls unserer Zeit, nicht abhanden.

Diesmal bewegt sich die Protagonistin im Dunstkreis von Homophobie und bekommt, wie die Leser/innen, tiefe Einblicke in die Homosexuellen Szene von Bierstadt (Dortmund) samt seinem Umfeld. Geschickt gelingt Wollenhaupt dabei wieder einmal ein Brückenschlag zum aktuellen Zeitgeschehen in jüngster Gegenwart.

Grappas 24. Fall spielt im Bierstädter Schwulenmillieu. (Cover © grafit-Verlag)
Grappas 24. Fall spielt im Bierstädter Schwulenmillieu. (Cover © grafit-Verlag)

Worum geht es im Krimi? In Bierstadt, dass sich immer tolerant und weltoffen gibt, steht eine besondere Hochzeit an. Der Agrarminister im homophoben Russland Putins muss nach seinem „Outing“ als Homosexueller aus seinem Land fliehen. Als Fluchtziel bietet sich für ihn Bierstadt an, wo er seinen Freund, einem Tierpfleger im Dortmunder Zoo, heiraten möchte

Mitten in die Vorbereitungen auf dieses große Ereignis kommt die schockierende Nachricht von der brutalen Ermordung des berüchtigten Skandalreporter Felix Mohr, der durch homophobe, frauenfeindliche und gegen soziale Randgruppen hetzende Artikel auffiel. Er wusste anscheinend auch von einem geplanten Anschlag auf die Homo-Hochzeit. Als sich herausstellt, das Mohr selbst schwul war, führen Maria Grappa ihre Nachforschungen in eine ihr bisher unbekannte Welt. Dort erfährt sie Dinge, die sie nicht für möglich gehalten hätte….

Die Grappa-Krimis sind ja für viele, vor allem hier in Dortmund und Umgebung, inzwischen schon Kult. Die Autorin enttäuscht ihre Fans nicht, und lässt alle bekannten Figuren, wie unter anderem etwa den ihr zur Seite stehenden Fotografen Wayne Pöppelbaum oder die einfühlsame Bistro-Chefin Frau Schmitz auftreten.

Ihr Lebensabschnittsgefährte Hauptkommissar Friedemann Kleist kommt wieder einmal von Düsseldorf, wo er ein beim Aufbau eines (Terror)-Abwehrzentrums mithilft, zu seiner Liebsten nach Bierstadt vorbei.

Wollenhaupt behandelt nicht nur aktuelle Themen in ihren Krimis, sondern bringt passend dazu auch bekannte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unserer Stadt in ihren Romanen unter. So kam etwa bei „Grappa im Netz“ ein allseits bekannter ehemaliger Oberbürgermeister vor.

Bei „Grappa sieht rosa“ spielt nun ein bekannter Kammersänger an der Dortmund Oper eine Rolle. Trotz der Namensänderung im Roman wird es einem kulturell einigermaßen interessierten Leser wohl schwer fallen, nicht zu erkennen, um wen es sich dabei handelt.

Humor und ironische Witz und Selbstironie sind auch im neuesten Grappa-Krimi wieder ein fester Bestandteil. Aber mit den Jahren wird Maria Grappa ein wenig nachdenklicher. Die Sinnfrage des Lebens gewinnt mit zunehmenden Lebensalter an Bedeutung. Am Ende offenbart sich dann der traurige Hintergrund dieser Geschichte. Es geht um mehr als sexuelle Identitätsfindung oder Homophobie – letztendlich um Vertrauen und Vertrauensmissbrauch.

Der Krimi ist nicht nur spannend und kurzweilig zu lesen, sondern der Autorin ist eine gut Balance zwischen Humor und nachdenklichem Ernst gelungen.Die Grappa-Fan würden sich sicher auf noch weitere Fortsetzung der Reihe freuen.

Das Taschenbuch umfasst 191 Seiten, ist im grafit-Verlag unter der ISBN: 978-3-89425-436-0 erschienen und für 9,99 Euro im Buchhandel (auch als E-Book) erhältlich.

Die Macht der Farben

Toks Adunola neben seinem Bild "Schwarzgelb 3", Mischtechnik, 120x80 cm
Toks Adunola neben seinem Bild „Schwarzgelb 3“, Mischtechnik, 120×80 cm

Die Städtische Galerie Torhaus Rombergpark zeigt vom 01. bis zum 22. Juni 2014 die Ausstellung „Abstraktion“ von Toks Adunola. Der Grafiker und Designer mit nigerianischen Wurzeln zeigt vor allem abstrakte Werke mit großer Farbwirkung, aber auch Fotografien.

 

Natürlich fällt der Blick des Betrachters sofort auf die Schwarz-gelben Bilder von Toks Adunola. Zwar ist die Farbkombination nicht wegen dem ortsansässigen Ballspielverein gewählt worden, sondern wegen ihrer Wirkung, sagt der Künstler.

 

Schaut man von nahem auf die Bilder, scheinen sie noch etwas feucht zu wirken, als ob Adunola gerade eben den Pinsel beiseite gelegt hat. Aber es ist das besondere seiner Mischtechnik: Er mischt Acryl mit Lack und Bitumen. Seinen Bildern hat er keine Titel gegeben. Er möchte, dass der Betrachter sich seine eigenen Gedanken macht. „Ich habe kein Grundkonzept oder ein Thema. Es geht mir nur um die Farbkomposition und die Farbwirkung“, so Adunola. Neben der Kombination schwarz-gelb, zeigt er auch Bilder in anderen Farbkombinationen.

 

Neben dem Pinsel benutzt Adunola auch eine Farbrolle oder er sprüht die Farbe auf die Leinwand, die manchmal auch aus Aluminium sein kann. Der Malprozess kann eine halbe Stunde oder länger dauern, manchmal malt er die Bilder erst nach einigen Wochen weiter.

 

Ein weiteres Element in seinen Arbeiten ist die Fotografie. Adunola benutzt „misslungene Fotos“ und übermalt sie, so dass man am Ende nicht mehr den Ursprung erkennen kann. Darüber hinaus zeigt er in der Ausstellung auch einige „klassische“ Fotografien aus dem urbanen Umfeld wie Hochhäuser oder ähnliches. Sie sind im Gegensatz zu seinen von Farbe geprägten Bildern schwarz-weiß.

 

Veranstalter der Ausstellung „ABSTRAKTION“ ist das Kulturbüro Stadt Dortmund in Zusammenarbeit mit dem „5. Afro Ruhr Festival“, Africa Positive e. V. und der Stadtteil – Schule Dortmund e.V.

 

Die Ausstellung findet statt im Rahmen der Ausstellungsreihe „Dortmund International – Vielfalt in der Bildenden Kunst und wird am Sonntag, 1. Juni, um 11.00 Uhr eröffnet.

Öffnungszeiten der Galerie Torhaus:

dienstags bis samstags 14 bis 18 Uhr

sonn- und feiertags 10 bis 18 Uhr.

Der Sommer am U wird kreativ

 

So könnte die Aufenthaltsoase am Dortmunder U aussehen. (Foto: © Prinzträger)
So könnte die Aufenthaltsoase am Dortmunder U aussehen. (Foto: © Prinzträger)

Vom Juni bis September verwandelt sich die Leonie-Rygers-Terrasse am Dortmunder U zu einem kulturellen Sommertreffpunkt. Konzerte, Poetry-Slams. Lesungen und Design-Märkte laden zum Verweilen ein. Das Dortmunder U hat zusammen mit Heimatdesign und anderen Aprtner wie dem Recorder oder Ekamina das Programm gestaltet. Die Aufenthaltsoase mit Bühne und Bar wurde von den beiden Gestalterinnen von Prinzträger entworfen.

 

„Der Vorplatz ist momentan eine traurige Geschichte, besonders mit der Baustelle“, erklärte Jasmin Vogel vom Marketing des Dortmunder U. „Wir wollten etwas Nettes, Kleines, Cooles machen mit dem Fokus: Was passiert in Dortmund.“

 

Neben den festen Terminen gibt es im Programm einige Lücken. Die sind aber bewusst leer, „damit Leute auch selber was machen können“, so Marc Röbbecke von Heimatdesign.

 

Hier ein kleiner Ausblick vom Programm, das schon feststeht: Gleich zu Beginn am 07. Juni startet mit „Design am U“ der Design-Markt. Er wird generell immer am ersten Samstag im Monat stattfinden. Weitere Termine im Rahmen vom SOMMER AM U sind: 5. Juli, 2. August, 6. September, immer von 11 bis 20 Uhr.

 

Musik gibt’s auch und zwar: am 07. Juni ab ca. 18 Uhr HERR HUND UND GERHARD, 12. Juni, 19 Uhr, THE SILVERETTES, 26. Juni, ab 20 Uhr DANIEL BRANDL, 3. Juli, ab 19 Uhr,
PARFÜM BRUTAL, 31. Juli, ab 19 Uhr, WOLKE, 9. August, ab 19 Uhr, COLDAIR, 14. August, ab 19 Uhr BAROP/AMEISENBAER. 28. August, 19 Uhr, TITUS WALDENFELS, 6. September, 19 Uhr, KOMPARSE und am 20. September, 19 Uhr, SISTERKINGKONG

 

Bei den Veranstaltungen, die sich um Poetry-Slam drehen, ist die am 4. Juli, ab 18 Uhr mit TOBI KATZE im Rahmen des DEW21 POETRY sicherlich eines der Höhepunkte. Weitere Poetry Slams finden statt am 10. Juli ab 19.30 Uhr, am 24. Juli ab 18 Uhr sowie am 26. Juli ab 18 Uhr.

 

Darüber hinaus gibt es Vinyl-Stammtische, ein Coworking Outbrake und natürlich das Sommerfest am 11. Juli 2014.

 

Mehr Informationen gibt es unter www.sommer-am-u.deoder www.facebook.com/sommeramu

 

Interaktion zwischen Tänzern und Musikern

Freuen sich auf die neue Erfahrung: (v.l.n.r.) Alysson de Rocha Alves, Shirley-Cordula Meissner, Gal Mazor Mahzari und Ballettdirektor Xin Peng Wang.
Freuen sich auf die neue Erfahrung: (v.l.n.r.) Alysson de Rocha Alves, Shirley-Cordula Meissner, Gal Mazor Mahzari und Ballettdirektor Xin Peng Wang.

Am Sonntag dem 1. Juni 2014 startet unter dem Titel „Blogspot – Ballett meets Philharmonic“ um 11:00 Uhr im Ballettzentrum Westfalen (Eingang Florianstraße) im Westfalenpark ein spannendes neues Format. In Zusammenarbeit zwischen dem Ballett Dortmund und den hiesigen Philharmonikern gestalten junge Tänzer, Choreographen und Instrumentalisten gemeinsam in einem kreativen Prozess eine interaktive Vorstellung. Das Publikum hat die einmalige Gelegenheit, eventuell bei Kaffee und Kuchen, diesem innovativen Ereignis zu folgen.

Ballettmanager Tobias Ehinger verriet: „Diese Idee stand schon länger im Raum. Bei unseren Tänzern und den Musikern der Philharmoniker schlummert es ein großes kreatives Potenzial. Wir wollen jungen Talenten einen Plattform schaffen, diese zu entwickeln. Das Ballettzentrum als offener, transparenter Raum und der lockere Rahmen einer Art Matinee bietet sich da idealer Weise an. Das Publikum ist da ganz nah am Geschehen und mitten im kreativen Prozess .“

Die Inhalte kommen übrigens von den Beteiligten von den Philharmonikern, Tänzern und Choreographen selbst, neben ihrer alltäglichen Arbeit. Ballettdirektor Xin Peng Wang und Generalmusikdirektor Gabriel Feltz bieten im Ballettzentrum nur den Rahmen.

Diese Projekt ist, so der Ballettdirektor, auf die Zukunft ausgerichtet. Es bietet jungen, talentierten Choreographen die Möglichkeit, sich auszuprobieren und zu entwickeln.

„In dieser Spielzeit sind zwei Termine, am 1. und am 22. Juni, jeweils um 11:00 Uhr vorgesehen. Wie viele Termine es in der neun Spielzeit geben wird, ist noch nicht ganz klar. Da wird je nach Nachfrage entschieden“, erläuterte Ehinger.

Was erwartet das Publikum am 1. Juni? Bei der dreigeteilten Matinee stellen sich drei Choreographie-Talente mit ihrer Arbeit vor. Der 1. Teil steht unter dem Motto „Together – still alone“. Der junge Choreograph Gal Mazor Mahzari aus Israel will mit seinen Mitstreitern, einem Streichquartett der Philharmoniker und vier Tänzern zur Musik von Joseph Haydn die Dynamik im Spannungsfeld zwischen einzelnem Tänzer und der Gruppe zeigen. Ein neues spannendes Abenteuer.

Der 2. Teil steht unter dem Titel „Move on“. Choreographin Shirley-Cordula Meissner aus Dresden verriet, dass sie von Xin Peng Wang zu eigenen Choreographien ermutigt wurde. Es geht bei „Move on“ darum, nicht aufzugeben und sich selbst zu vertrauen. Sie wird neben zwei anderen Kolleginnen neben ihrer Arbeit als Choreographin auch selber tanzen. Ein Streichquintett der Philharmoniker spielt dazu Sergei Prokofjews Quintett Opus 36. Eine besondere Herausforderungen für alle Beteiligte. „Musiker und Tänzer sehen sehen Musik oft anders. Es ist spannend, sich damit auseinander zu setzen und einen anderen Blickwinkel zu erfahren“, so Meissner.

Die Choreographie zum 3. Teil stammt von dem jungen Brasilianer Alysson da Rocha Alves. Er ist durch seine eindrucksvollen Auftritten als „Tod“ in den „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Xin Peng Wang dem Publikum schon in guter Erinnerung. Ein größeres Aufgebot von elf Tänzern und sechs Streichern wird zur Musik von Antonin Dvořák versuchen, die schwierige Aufgabe die Bewegung und Musik zusammenzubringen.

Dabei ist gegenseitiges Verständnis, so der Choreograph, von ganz besondere Bedeutung.

Die Karten für „Blogspot – Ballett meets Philharmonic“ kosten 7.35 Euro, ermäßigt 4,15 Euro.

Dienstag bis Samstag an der Theaterkasse, telefonisch unter 0231-5027222 oder im Internet unter www.theaterdo.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Wie ein Phönix aus der Asche

 

Mit „Phönix“ wurde nach dem Erfolg von „Mittendrin“ im letzten Jahr am 27. Mai 2014 in der Dortmunder Oper ein integratives, generations- und kulturübergreifendes Projekt des Ballett Dortmund und der Dortmunder Philharmoniker unter der Gesamtleitung von Ballettdirektor Xin Peng Wang fortgeführt. Beteiligt als Verbindungsglied der Begegnung der Generationen waren zwei Chöre und zwei Schulen beteiligt.

Der Abend war zweigeteilt. Mit „Mittendrin“ und der „Mass of the children“ setzen sich 150 Laien und Profis in unterschiedlicher Weise mit dem schwierigen Weg der Selbstfindung, mit seinen Zweifeln, Sehnsüchten und Hoffnungen auseinander.

 

Phönix, das sagenumwobene Tier, erhebt sich immer wieder aus seiner Asche und beginnt neu zu leben. Nach dem Zoologen und Historiker Josef H. Reichhoff hat der Phönix ein realen Hintergrund: Der Flamingo wurde von den alten Ägyptern zum Phönix umgedeutet. Im Allgemeinen gilt der mystische Vogel aber als Sinnbild für die Jugend, die immer wieder neu aus dem Alten entsteht. Zunächst unsicher und alles neu entdeckend, bis er die Kraft der Jugend für sich gestalterisch nutzen kann.

 

Die Selbsterfahrung der Jugend wurde besonders im ersten Teil mit dem Titel „Mittendrin“ sehr stark betont. Die Tänze der Schüler und Schülerinnen der Anne-Frank-Gesamtschule beeindruckten mit großer Tanzkunst. Themen wie Ängste (vor der Schule, vor dem Zahnarzt), aber auch die Neugier auf die Zukunft wurden mit dem Choreographen und Tanzpädagogen Justo Moret in poetische Bilder umgesetzt. Sehr gelungen war beispielsweise die „Annäherungsszene“ zwischen einem Junge und einem Mädchen, aus dem ein kleines, aber durchaus anspruchsvolles Pas de Deux wurde. Auch die Szene, in denen zwei Tänzerinnen ihre Einsamkeit und Ausbruchsversuche aus einem mit Licht gestalteten Käfig demonstrierten, war sehr berührend. Zum Schluss gab es noch ein kurzes Video mit Einblicken aus dem Proben für „Mittendrin“.

 

Nach der Pause ging es weiter mit dem zweiten Teil: „Mass for the children“ des englischen Komponisten John Rutter. Seine Musik ist modern, aber nicht atonal, sondern besitzt Anklänge an Musicals. Hier wurde das Projekt „Phönix2 zu einem generationsübergreifenden Projekt. Denn es tanzten Schülerinnen und Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, des Anne-Frank-Gymnasiums Halver und der Adolf-Reichwein-Gesamtschule Lüdenscheid. Als Chöre traten auf die Kreiskantorei Dortmund und der Mittelstufenchor des Dortmunder Bert Brecht-Gymnasiums. Dazu spielten die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Wolfgang Meier-Barth, dem Chorleiter der Kreiskantorei.

Das Projekt wurde gesanglich professionell von der Sopranistin Meike Albers und dem Bariton Christian Henneberg begleitet.

Naturgemäß stand bei „Mass of the children“ der Tanz eher im Hintergrund. Dennoch zauberten die Schülerinnen und Schüler schöne Bilder, als sie beispielsweise mit Kapuzenpullis und eine kleinen Flamme zum Gesang zum „miserere nobis“ des „Agnus dei“ trugen oder zum Schluss beim „dona nobis pacem“ die Farben der Flagge der internationalen Friedensbewegung auf die Bühne brachten.

 

Es bleibt zu hoffen, dass dies ein Sinnbild dafür ist, auch in Zukunft solche wichtigen Projekte weiter zu führen. Gegenseitiges Verständnis kann nur durch Begegnungen und gemeinsame Aktionen verschiedenen Generationen und Kulturen entstehen.

 

Ben Redelings erzählt WM-Anekdoten

Die schönsten Anekdoten aus dem neuen Buch von Ben Redelings "Als der Kaiser Gassi ging" am 04. Juni im Dortmunder U.
Die schönsten Anekdoten aus dem neuen Buch von Ben Redelings „Als der Kaiser Gassi ging“ am 04. Juni im Dortmunder U.

Brehmes Elfmeter 1990, die „Schande von Gijon“ 1982 oder das 1-0 gegen Polen 2006. Die Historie der Fußball-Weltmeisterschaft ist voller persönlicher Erinnerungen. Im RWE-Forum liest der Schriftsteller Ben Redeling am 04. Juni um 19:30 Uhr aus seinem Buch „Als der Kaiser Gassi ging“. Der Titel spielt auf den einsamen Gang im Mittelkreis von Franz Beckenbauer an, den er nach dem WM-Sieg 1990 absolvierte.

Sein schönster WM-Moment? Ben Redelings braucht nicht lange nachzudenken. „Das 1-0 gegen Polen 2006 kurz vor Schluss. Odonkor flankt und Neuville macht das Tor“, erzählt der Autor. Bei den Negativerlebnisse stehen ganz klar die Spiele gegen Italien weit vorne. Zwar wird der Schwerpunkt auf die Weltmeisterschaften ab 1982 gelegt, doch auch Geschichten von älteren WMs werden zum Besten gegeben.

Die Lesung dauert, wie könnte es auch anders sein, 90 Minuten. Ob es zur Verlängerung und Elfmeterschießen (dann gegen England) kommt, ist noch ungewiss.Aber wer Lust hat, kann danach noch beim Bier über seine eigene WM-Anekdoten plaudern.

Karten für die Lesung von Ben Redelings gibt es auf der Seite www.dortmunder-u.de oder auf der Seite vom Autor http://www.scudetto.de.

 

Die Veranstaltung mit Redelings ist Teil eines umfangreichen Begleitprogramms zur Ausstellung „Unter Spielern – Die Nationalmannschaft“ von Regina Schmeken. Daneben finden weitere Veranstaltungen statt. Beispielsweise ein literarisches Fußballfrühschoppen mit Autor Heinrich Peuckmann und BVB-Legende Hans Tilkowski am 15. und 29. Juni oder eine Lesung mit Christoph Ruf über sie Szene der Ultras.

 

Darüber hinaus gibt es ein umfangreiches Filmprogramm im RWE-Forum zum Thema Fußball.

5. Juni, 20 Uhr, RWE-Forum,
„Ekstase und Schock – Die Fußballhauptstadt Buenos Aires“,
ein Film von Marc Mauricius Quambusch und Jan-Henrik Gruszecki aus Dortmund. DE 2013, Regisseur Gruszecki ist anwesend für eine anschließende Diskussionsrunde.

 

6. Juni, 20 Uhr, RWE-Forum,
“FOOTBALL UNDER COVER”,
DE 2008, Dokumentarfilm.

 

26. September, 20 Uhr, RWE-Forum,
„DIE ELF TEUFEL – DEUTSCHLAND 1927“,
Regie: Zoltan Korda, S/W mit Live- Musikbegleitung, am Klavier: Joachim Bärenz

 

Dazu zeigt das Dortmunder U ausgewählte Canal 100-Filme aus Brasilien in Schwarz-Weiß. Im Jahr 1957 entwickelte Carlos Niemeyer das Format Canal 100. Auf neue und hochgradig ästhetische Art und Weise bekamen Kinozuschauer bewegte Bilder der brasilianischen Fußballmeisterschaft präsentiert.

 

ALLSTAR-Kicker-Turnier plus Tippkick-Turnier: Der ehemalige Hertha-Nachwuchsspieler und heutiger Leipziger Künstler Thomas Geier hat über 80 Miniaturkickerfiguren von Fußballstars erschaffen. Sie alle sind spielbar auf dem dazugehörigen ALLSTAR-Kicker. Auf diesem Kicker können die Ausstellungsbesucher ihr ganz persönliches WM-Finale zwischen einer brasilianischen und einer deutschen Auswahl spielen. Ergänzt wird das Spielangebot durch die aktuelle Samba-Edition der legendären Tipp-Kick-Produzenten aus Villingen-Schwenningen im Schwarzwald.

 

Etwas besonderes plant das Dortmunder U zur WM. Statt „Public viewing“ gibt es „Public hearing“, also Radio statt Fernsehen. Auf jeden Fall sollen so die deutschen Spiele übertragen werden, bei Bedarf und Nachfrage auch weitere WM-Partien.

Rechtsextremismus im Spiegel der Jugend

Die Schülerinnen udn Schüler verarbeiteten auch die Judenverfolgung im Dritten Reich.
Die Schülerinnen udn Schüler verarbeiteten auch die Judenverfolgung im Dritten Reich.

Im Rahmen der Reihe „Kunst im Glas“ ist vom 27. Mai bis 15. Juni 2014 eine besondere interaktive Ausstellung unter dem Titel „Rechtsextremismus im Spiegel“ auf der U2_Kulturelle Bildung im Dortmunder U. Traurige Aktualität hat das Thema Rechtsextremismus gerade wieder nach den Europa-und Kommunalwahlen am 25. Mai 2014 in Dortmund erlangt. Vor dem Rathaus haben etwa 25 Anhänger der Partei „Die Rechten“ am Abend der Wahl randaliert und versucht, sich gewaltsam Zugang zum Rathaus zu verschaffen.

 

Schülerinnen und Schüler der 11. Jahrgangsstufe des Hörder Goethe-Gymnasiums haben in fünf Gruppen während des letzten Schuljahres gemeinsam mit der U2_Kulturelle Bildung und unter Projektleitung der Lehrer Katharina Miekley und Fabian Schlücking die Ausstellung entwickelt. Unterstützt wurden sie außerdem tatkräftig von dem Filmer der U2, Sebastian Salanta.

Das Goethe-Gymnasium darf sich mit Stolz „Schule gegen Rassismus – und Schule mit Zivilcourage“ nennen.

In dem Projektkurs war das Thema vorgegeben. Die Jugendlichen untersuchten verschiedene Aspekte von Rechtsradikalismus wie etwa Judenverfolgung und Widerstand gegen die Nazis. Auch aktuelle Formen des Rechtsradikalismus in Dortmund, so zum Beispiel beim BVB oder in Form von Werbe- und Propagandamaterial wurde unter die Lupe genommen. Dabei spielen der Einsatz von modernen neuen Medien wie Video-Filme und die Möglichkeit interaktiven Recherche für die Besucher/innen, eine wichtige Rolle.

 

Der Schulleiter des Gymnasiums, Christof Nattkemper freute sich, dass die U2_Kulturelle Bildung eine außerschulische Plattform für die jungen Leute bietet, um sich mit weiterreichender Wirkung in die Stadtgesellschaft künstlerisch mit gesellschaftspolitischen Themen auseinander zu setzten.

„Der Projektkurs ist so eine Art Jahresarbeit mit Außenwirkung“, so Nattkemper.

 

Kurt Eichler, Leiter des Dortmunder U und der Kulturbetriebe erklärte: „Es ist ein wichtiges Anliegen der U2_Kulturellen Bildung, Kindern-und Jugendlich diese Plattform zu bieten und dabei spielt neben den traditionellen Kunstformen vor auch der Einsatz moderner Medien eine bedeutende Rolle.“

Neben alten Werbe-und Propaganda Material aus der Zeit des Nationalsozialismus vom Dortmunder Stadtarchiv, haben die Schüler selbst aktiv Befragungen von BVB-Fans zu dem Thema vorgenommen. Das interessante Ergebnis kann von den Besuchern mit Kopfhörer und Videobild verfolgt werden.

Berührend ist vor allem eine Video-Sequenz, bei der Ingeborg Nieswand vom Dortmunder Sprechchor über das Schicksal ihres Bruders, einem Mitglied der Widerstandsgruppe „Die Edelweißpiraten“ in Dortmund berichtet. Diese mutige Widerstandsgruppe hat in unserer Stadt, wie sich auch Inge Nieswand wünscht, eine größere Beachtung verdient!

Theaterwerkstatt präsentiert zwei Produktionen

Tja, was tun, wenn die Gäste ausbleiben? (Foto: © Barbara Müller)
Tja, was tun, wenn die Gäste ausbleiben? (Foto: © Barbara Müller)

Mit „Draußen nur Kännchen „ und „Identität: Pina“ zeigt die Theaterwerkstatt gegen Ende der Spielzeit zwei Premieren im Theater im Depot. Während „Draußen nur Kännchen“ ein bittersüßer Abend sein wird, geht es bei „Identität: Pina“ um das Thema der Identitätsbildung. Am 30. Mai um 20 Uhr hat „Draußen nur Kännchen“ Premiere, „Identität: Pina“ am 13. Juni um 20 Uhr.

 

Es gibt sie noch, die traditionellen Cafés, dessen Inneneinrichtung sich seit Jahrzehnten nicht verändert hat und die Kellnerinnen noch mit traditioneller weißer Schürze herumlaufen. Doch die Gäste bleiben aus, und so müssen sich die vier Damen die Zeit totschlagen. Dabei treten der Frust und die Hoffnungen zu Tage. Für manche ist der Job eine Endstation, eine andere träumt von einer Bühnenkarriere, eine weitere sieht die Gäste als Familienersatz. „Draußen nur Kännchen“ hat keine Vorlage, das Ensemble hat die Texte selbst geschrieben.dazu wird es Gesangs- und Tanzeinlagen geben.

 

Wer ist Pina? Das junge Ensemble (alle zwischen 17 und 23 Jahre) stellt die Frage der Identität in den Mittelpunkt. Das Besondere dabei, Pina tritt nicht auf, andere Personen reden über sie. Das Stück arbeitet auf zwei Ebenen, es gibt ein Theaterstück im Theater, ähnlich wie bei „Der nackte Wahnsinn“. Im Mittelpunkt steht die Frage, die vor allem für junge Menschen wichtig ist: Wie werde ich wahrgenommen? Eine reale Pina taucht nicht auf, sie wird in den Köpfen des Besuchers gebildet. Vermutlich wird jeder ein anderes Bild von Pina im Kopf haben. Auch hier hat das junge Ensemble das Stück selbst erarbeitet.

 

In beiden Stücken führt Barbara Müller Regie. Was auffällt ist, dass beide Stücke ausnahmslos von Frauen gespielt werden. Werden die Männer ausgegrenzt? Nein, bei der Theaterwerkstatt machen wesentlich mehr Frauen als Männer mit, erklärte Müller.

 

Termine für „Draußen nur Kännchen“: 30. Mai 2014 um 20 Uhr sowie 31. Mai 2014 um 20 Uhr.

 

Termine für „Identität: Pina“: 13. Juni um 20 Uhr sowie 14. Juni um 20 Uhr. Zusätzlich noch am 26. Juni um 20 Uhr, dann aber im Kinder- und Jugendtheater im Rahmen des 9. Dortmunder Schul- und Jugendtheaterfestivals.

Wie ist Pina? Alle können von einer anderen Facette ihrer Persönlichkeit berichten. (Foto: © Barbara Müller)
Wie ist Pina? Alle können von einer anderen Facette ihrer Persönlichkeit berichten. (Foto: © Barbara Müller)

Offene Ateliers: Auf Besuch im Dortmunder Süden

Susanne Stofferbeschäftigte sich in diesem Bild mit dem Thema "Drogensucht".
Susanne Stofferbeschäftigte sich in diesem Bild mit dem Thema „Drogensucht“.

Weil der Berichterstatter am Sonntag seinen staatsbürgerlichen Pflichten nachging und in einem Wahllokal die Stimmzettel für die Europa- und Kommunalwahl auszählte, hatte er nur den Samstagnachmittag Zeit, um die Offenen Ateliers 2014 zu erleben. Die Tour führte ihn in den noch unerforschten Süden Dortmunds, wo er aufgrund der weiten Wege nur drei Ateliers besuchte. Dafür aber in drei verschiedenen Vororten. Trotzdem war es ein spannender Nachmittag. Ein Bericht von Michael Lemken.

 

S-Bahn, U-Bahn, Bus und Fußmarsch. Mein erster Besuch führte mich zum Atelier Art-Inn von Susanne Stoffer in Lücklemberg. Stoffer malt fotorealistische Stillleben vorwiegend in Acryl, aber auch mit Pastell, Öl oder Kreide. Ihre Bildideen kreisen um gesellschaftliche Themen. So wird etwa die Gentechnik thematisiert, indem sie Tomaten blaue Farbe gibt. Dennoch sehen sie ebenso appetitlich aus, wie ihre roten Cousinen. So bleibt dem Betrachter des Bildes die Entscheidung unbenommen, wie er zur Gentechnik steht.

Darüber hinaus beschäftigt sich die Künstlerin mit der Symbolik in der Kunst und verarbeitet sie in ihren Bildern. Die Allegorien und Symbole hatten vor allem in der Renaissance eine hohe Bedeutung. So galt die Spinne als Symbol für das Böse und Gefährliche.

Was das Erstaunliche ist: Susanne Stoffe hatte bereits Ausstellungen in Berlin oder Peking, aber noch nie in Dortmund. „Ich würde viel lieber hier ausstellen“, erzählte sie. Bleibt zu hoffen,. Dass sich ihr Wunsch erfüllt.

 

Die Künstlerin Henriette Höfer zeigte ihre Arbeiten im Geotechnik-Institut ihres Mannes in Kirchhörde. Da ihr Mann mit geotechnische Arbeiten während der Vorarbeiten für die Realisierung des Phoenix-Sees involviert war, hat sie unter dem Titel „Kunst trifft Ingenieurskunst“ Fotografien von den Arbeiten an der Baustelle mit Farbe sowie weiteren Materialien bearbeitet. Höfer erweitert die Fotografien, indem sie beispielsweise einen blauen Himmel malt oder die Farbe des Bodens wieder aufnimmt. Besonders schön fand ich die Werke, die ins dreidimensionale weitergedacht wurden.

Daneben zeigte die Künstlerin auch ihre abstrakten Werke. Sie wirken beinahe wie bunte Stereogramme und sorgen dafür, dass das Auge bei jedem Detail hängenbleibt.

 

Mein dritter Besuch brachte mich nach Kleinholthausen auf einem ehemaligen Bauernhof, wo Sandra Frick und Carmen Goeke leben und arbeiten. Frick malt draußen, weil sie mit Spray und Lacken hantiert. Selbst im Winter. „Es ist spannend zu sehen, wie sich Lack bei 1° verhält“, erzählt die Künstlerin. Frick hat in Island gelebt und malt seine „wahre Seele“, nämlich die des Feuers und des Polarlichtes. Ihre abstrakten Werke zeigen die feurige Seite der Vulkaninsel, ihre realistischen Bilder vermitteln auch die raue, karge Einsamkeit.

Goeke hingegen hat sich auf Portraits spezialisiert. „Jeder Mensch hat eine helle und eine dunkle Seite. Ich versuche, auch die dunkle Seite zu zeigen“, sagte die Künstlerin. Manche Bilder wirken durchaus dunkel und bedrohlich, während manche Portraits freundlicher scheinen. Dennoch haben die Portraits durch die Farbgebung etwas unwirkliches, manchmal sogar bedrohliches an sich. Goeke benutzt Fotos nur als Grundidee, nicht als allgemeine Grundlage. Sie malt in Öl sowie in Acryl.

 

Ich hoffe, dass mein Ausflug in den Süden von Dortmund keine Eintagsfliege bleibt, es gibt einiges an Kunst zu entdecken.