Türkisches Filmfest würdigt Tuncel Kurtiz

 

Das Türkische Filmfest Ruhr 2014 feiert 100 Jahre türkisches Kino und Schauspieler und Regisseur Tuncel Kurtiz. Auf viele Cineasten freut sich Festivalleiter Fikret Günes (2. von links).
Das Türkische Filmfest Ruhr 2014 feiert 100 Jahre türkisches Kino und Schauspieler und Regisseur Tuncel Kurtiz. Auf viele Cineasten freut sich Festivalleiter Fikret Günes (2. von links).

Zum dritten Mal findet in Dortmund, Essen und Duisburg das Türkische Filmfest Ruhr statt. Vom 02. bis zum 10. Mai werden 18 türkische und deutsch-türkische Filme präsentiert. Im Mittelpunkt des Festivals steht neben der Hommage an Schauspieler und Regisseur Tuncel Kurtiz die hundertjährige Geschichte des türkischen Films.

Zwar kann der erste türkische Film nicht gezeigt werden, denn er gilt als verschollen. Aber mit „Das Fest der schwarzen Tulpe“ aus dem Jahre 1920 zeigt das Festival einen Stummfilm mit musikalischer Untermalung des Pianisten Wolfgang Schneider.

 

„Wir zeigen klassische Filme und preisgekrönte Arthouse-Filme“, so Festivalleiter Fikret Günes. Von daher richtet sich das Festival eher an Cineasten.

Die Kinos, bei denen die Festivalfilme gezeigt werden, wurden bewusst ausgewählt. „Wir gehen dahin, wo Kino in Dortmund stattfindet“, betonte Burkhard Rinsche vom Kulturbüro. Spielstätten in Dortmund sind das Cinestar, das Kino im Dortmunder U, die Schauburg und das Sweet Sixteen im Depot.

 

2013 starb Tuncel Kurtiz. Das Festival ehrt ihn mit vier Filmen. Er wird vertreten sein durch die deutsch-türkische Produktion von Faith Akin „Auf der anderen Seite“ sowie durch die israelische Produktion „Das Lächeln des Lämmchen“, „Der Bus“ und „Hasan, die Rose“ sind weitere Filme mit Kurtiz.

Alle Filme werden im Original mit Untertitel gezeigt. Wenn es Diskussionen mit Schauspielern oder Regisseuren gibt, werden sie ebenfalls übersetzt.

 

Zum Auftakt des Festivals am 02. Mai 2014 im Cinestar Dortmund wird die Komödie „Entelköy gegen Efeköy“ gezeigt. In diesem Film geht es um,den Konflikt zwischen Großstadtmenschen, die aufs Land fliehen und heimischen Dorfbewohnern. Claudia Roth, die Politikerin der Grünen, spielt in dem Film mit und wird im Anschluss an der Gesprächsrunde teilnehmen.

 

Die Einzelkarte kostet pro Film 5 €, ermäßigt 4 €. Eine Festivalkarte gibt es nicht. Mehr Informationen zum Programm des Türkischen Filmfest Ruhr 2014 gibt es im Internet unter www.tffr.de.

 




Theater als Versuchslabor

Merle Wasmuth als "Proband 1". (Foto: ©Edi Szekely)
Merle Wasmuth als „Proband 1“. (Foto: ©Edi Szekely)

Im Rahmen der Reihe „Stadt der Angst“ geht es im dritten Teil um 22.30 Uhr im Studio des Dortmunder Schauspiels mit „4.48 Psychose“ von Sarah Kane um die Ängste in uns und der Suche nach dem Kern des Menschen und seiner Seele.

Was ist die Seele? Wie finden wir es heraus? In einem theatralen Laborversuch gehen Regisseur Kay Voges, die beide Software-Ingenieure Stefan Kögl und Lucas Pieß vom Dortmunder Hackerspace chaostreff dortmund e.V., dem Musiker Tommy Finke, Videokünstler Mario Simon und drei Schauspielern des Theaters auf die Spur zu kommen.

„So ein Experiment gab es bisher noch nicht. Es ist ein Dilemma. Die Seele können wir nicht sehen. Wo steckt die Seele , wenn sie krank ist? Bei der Behandlung von „seelischen Erkrankungen“ kommt die Schulmedizin schnell an ihre Grenzen. Sie stochern im Dunklen und wissen nicht, welches Medikament wirklich wirkt. Diese haben zudem unerwünschte Nebenwirkung auf die Persönlichkeit. Wir versuchen gemeinsam, dem Unbegreiflichen durch ein Zusammenwirken von Bildern (Video), Musik (Tommy Finke) und Schauspiel eine Form zu geben. Wir wollen den Text von Kane nicht interpretieren, sondern als Grundlage für eine Untersuchung benutzen“, erklärte Voges.

Als textliche Grundlage dient den Schauspielern das letzte Gedicht „4.48 Psychose“ von der in den 90iger Jahren des letzten Jahrhundert bekannte britische Dramatikerin Sarah Kane. Die von Depressionen geplagte Sarah Kane war eine genaue und kritische Beobachterin der Welt und seziert mit gnadenloser Offenheit das Leiden an ihr und der psychischen Erkrankung. Das Ganze mit einer poetischen Sprachkraft. Mehrfach denkt sie daran, sich das Leben zu nehmen. Kurz vor ihrem 28 Geburtstag, nach Abgabe dieses letzten Textes, geschrieben zwischen zwei Medikamentendosen, in einem Moment der Klarheit, erhängt sie sich 1999.

Die drei Schauspieler befinden sich in einem Kubus mit einer halb durchsichtigen Gaze davor, der sich in der Mitte des Studios platziert ist. Um körperliche Reaktionen wie etwa Herzfrequenz, Muskelkontraktionen, Körpertemperatur oder die Atemfrequenz bei den Schauspieler während ihrer Spiels messen zu können, sind in ihren Kostümen eingebettet, kleine bunte Systeme (Computer-Chips) angebracht. Mit Hilfe von Sensoren werden die Körperdaten auf die Leinwand projiziert. Diese verändern sich je nach den unterschiedlichen Emotionen der Schauspieler.

Die Software für das „4.48 Psychose“-Experiment haben die beiden Software-Ingenieure vom chaostreff entwickelt.

Die Daten werden in abgespeckter Form (es wären zu viele Daten) von dem Bochumer Musiker und Singer-Songwriter Tommy Finke aufgenommen und in musikalische Impulse umgewandelt. So entsteht ein wechselseitiges Zusammenspiel mit interessanten und überraschenden visueller Darstellungen „innerer körperlicher Zustände“. Fünf Kameras senden die Bilder aus dem Kubus an vier Beamer. „Zwischendurch wird es aber auch Momente geben, wo die Schauspieler und der Musiker frei agieren,“ verriet Voges.

Dieses avantgardistische Experiment wird ein beeindruckendes und eventuell auch verstörendes Erlebnis für das Publikum werden. Die Frage nach unserem Menschenbild, was uns ausmacht, ist von existenzieller Bedeutung für eine humane Gesellschaft,“so der Regisseur am Ende der Pressekonferenz.

Weitere Termine: 22., 29. Mai, 28. Juni 2014

Weitere Informationen unter 0231/ 50 27 222 oder www.theaterdo.de