Fließend und Fest

Susanne Thiemann, "PINKCLOUD", 2011, Kunststoffschlauch zweifarbig geflochten, 200 x 50 x 50 cm
Susanne Thiemann, „PINKCLOUD“, 2011, Kunststoffschlauch zweifarbig geflochten, 200 x 50 x 50 cm

Bei den Flechtarbeiten von Susanne Thiemann hat der Betrachter den Eindruck: Gerade eben ist etwas fließendes erstarrt. Wie Lava oder ein gefrorener Wasserfall wirken die Kunstwerke, die vom 11. April bis zum 18. Mai 2014 in der Galerie Dieter Fischer im Depot Dortmund zu sehen sind.

 

Der Titel der Ausstellung „Flechtworks“ spielt auf das Material und die Arbeitsweise an, das Thiemann für ihre Skulpturen benutzt: Die Künstlerin flechtet Kunststoffschläuche zu Kunstwerken. Gelernt ist gelernt, denn Thiemann ist gelernte Korbflechterin. Doch wie Körbe oder Tasche wirken ihre Arbeiten überhaupt nicht. Hier muss sich der Betrachter eigene Gedanken machen. Weitere Arbeiten sind auch begleitend zur Ausstellung „anybody can have an idea“ im Museum Ostwall im Dortmunder U zu sehen (wir berichteten).

 

In der Ausstellung sind neben den Skulpturen auch zwei Frottagen zu sehen. Was sind Frottagen? Bei der Frottage wird die Oberflächenstruktur eines Gegenstandes durch Abreiben auf Papier übertragen. Bei Thiemanns Frottagen erahnt man schon die Strukturen ihrer späteren Skulpturen.

 

Die Öffnungszeiten der Galerie Dieter Fischer ist donnerstags von 16 bis 20 Uhr. Und nach Vereinbarung.

 

Galerie Dieter Fischer

im Depot Dortmund

Immermannstraße 29

44147 Dortmund

www.galerie-dieter-fischer.de




Vulgär sein als politisches Statement

Bunny Love während ihrer "Southern Belle" Nummer. (Foto: © Ande Whyland)
Bunny Love während ihrer „Southern Belle“ Nummer. (Foto: © Ande Whyland)

Einen Einblick in die Szene der „Neo-Burlesque“ in New York bot der Film „Exposed“, der im Beisein von Regisseurin Beth B. am 10. April 2014 im Schauspielhaus gezeigt wurde. Vor und nach dem Film gab Tänzerin Bunny Love eine Kostprobe.

Burlesque hatte ihre Hochzeit in den USA in den 30er bis 50er Jahren. Der Unterschied zwischen Striptease besteht im wesentlichen darin, dass die Tänzerinnen und Tänzer eine ausgefeilte Bühnenshow hinlegen, statt sich einfach nur auszuziehen.

In Beth B.’s Film wurde eine besondere Komponente des Neo-Burlesque beleuchtet: Die Regisseurin begleitete acht Tänzerinnen und Tänzer über mehrere Jahre auf ihrer Reise durch die Szene. Dabei wurde deutlich, dass der Mut, sich auf der Bühne auszuziehen, obwohl man oder frau nicht über das Schönheitsideal verfügt, ist auch eine Form der politischen Aussage: „Seht her, ich bin körperlich behindert, ich lege trotzdem eine Burlesque-Show auf die Bühne, ziehe mich aus und ihr feiert mich.“ Dadurch entsteht eine Form von persönlicher Freiheit, die auch raus auf der Opferecke führt. Man beginnt, sich selbst zu lieben. Ein Antwort, die öfter im Film auftaucht.

 

Der Film ist keinesfalls eine Freak-Show, er zeigt vielmehr den Kampf von Individuen durch Vulgarität der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten, infrage zu stellen, was „Normal“ ist. Dabei dekonstruieren sie auch gängige Rollenmodelle wie beispielsweise Bunny Love es live vor Filmbeginn tat. Sie trat als „Southern Belle“, der klassischen Südstaatenschönheit auf, die im Laufe der Vorführung immer mehr von ihrer Hysterie und ihren Ängsten übermannt wird, bis sie als Finale völlig nackt sich ein Messer in die Vagina rammt.

 

Link zum Film: www.exposedmovie.com