Geier-Angriff im Biergarten

Die Geier verlassen ihr Nest und ziehen in den Nord-Westen: Nach einer restlos ausverkauften Session auf Zeche Zollern II/IV befindet sich der alternative Ruhrpott-Karneval Geierabend im Anflug auf das Sommer-Open Air im Biergarten „Tante Amanda“ in Dortmund Westerfilde. Für das dreitägige Comedy-Spektakel von Freitag, 13., bis Sonntag, 15. Juni bringt das Ensemble inklusive Neuzugang Murat Kayi noch einmal die schönsten Nummern des aktuellen Programms „Späßchen in der Grube“ und viele Klassiker der vergangenen Jahre auf die Bühne. Geier-Angriff im Biergarten weiterlesen

Türkisches Filmfest würdigt Tuncel Kurtiz

 

Das Türkische Filmfest Ruhr 2014 feiert 100 Jahre türkisches Kino und Schauspieler und Regisseur Tuncel Kurtiz. Auf viele Cineasten freut sich Festivalleiter Fikret Günes (2. von links).
Das Türkische Filmfest Ruhr 2014 feiert 100 Jahre türkisches Kino und Schauspieler und Regisseur Tuncel Kurtiz. Auf viele Cineasten freut sich Festivalleiter Fikret Günes (2. von links).

Zum dritten Mal findet in Dortmund, Essen und Duisburg das Türkische Filmfest Ruhr statt. Vom 02. bis zum 10. Mai werden 18 türkische und deutsch-türkische Filme präsentiert. Im Mittelpunkt des Festivals steht neben der Hommage an Schauspieler und Regisseur Tuncel Kurtiz die hundertjährige Geschichte des türkischen Films.

Zwar kann der erste türkische Film nicht gezeigt werden, denn er gilt als verschollen. Aber mit „Das Fest der schwarzen Tulpe“ aus dem Jahre 1920 zeigt das Festival einen Stummfilm mit musikalischer Untermalung des Pianisten Wolfgang Schneider.

 

„Wir zeigen klassische Filme und preisgekrönte Arthouse-Filme“, so Festivalleiter Fikret Günes. Von daher richtet sich das Festival eher an Cineasten.

Die Kinos, bei denen die Festivalfilme gezeigt werden, wurden bewusst ausgewählt. „Wir gehen dahin, wo Kino in Dortmund stattfindet“, betonte Burkhard Rinsche vom Kulturbüro. Spielstätten in Dortmund sind das Cinestar, das Kino im Dortmunder U, die Schauburg und das Sweet Sixteen im Depot.

 

2013 starb Tuncel Kurtiz. Das Festival ehrt ihn mit vier Filmen. Er wird vertreten sein durch die deutsch-türkische Produktion von Faith Akin „Auf der anderen Seite“ sowie durch die israelische Produktion „Das Lächeln des Lämmchen“, „Der Bus“ und „Hasan, die Rose“ sind weitere Filme mit Kurtiz.

Alle Filme werden im Original mit Untertitel gezeigt. Wenn es Diskussionen mit Schauspielern oder Regisseuren gibt, werden sie ebenfalls übersetzt.

 

Zum Auftakt des Festivals am 02. Mai 2014 im Cinestar Dortmund wird die Komödie „Entelköy gegen Efeköy“ gezeigt. In diesem Film geht es um,den Konflikt zwischen Großstadtmenschen, die aufs Land fliehen und heimischen Dorfbewohnern. Claudia Roth, die Politikerin der Grünen, spielt in dem Film mit und wird im Anschluss an der Gesprächsrunde teilnehmen.

 

Die Einzelkarte kostet pro Film 5 €, ermäßigt 4 €. Eine Festivalkarte gibt es nicht. Mehr Informationen zum Programm des Türkischen Filmfest Ruhr 2014 gibt es im Internet unter www.tffr.de.

 

Theater als Versuchslabor

Merle Wasmuth als "Proband 1". (Foto: ©Edi Szekely)
Merle Wasmuth als „Proband 1“. (Foto: ©Edi Szekely)

Im Rahmen der Reihe „Stadt der Angst“ geht es im dritten Teil um 22.30 Uhr im Studio des Dortmunder Schauspiels mit „4.48 Psychose“ von Sarah Kane um die Ängste in uns und der Suche nach dem Kern des Menschen und seiner Seele.

Was ist die Seele? Wie finden wir es heraus? In einem theatralen Laborversuch gehen Regisseur Kay Voges, die beide Software-Ingenieure Stefan Kögl und Lucas Pieß vom Dortmunder Hackerspace chaostreff dortmund e.V., dem Musiker Tommy Finke, Videokünstler Mario Simon und drei Schauspielern des Theaters auf die Spur zu kommen.

„So ein Experiment gab es bisher noch nicht. Es ist ein Dilemma. Die Seele können wir nicht sehen. Wo steckt die Seele , wenn sie krank ist? Bei der Behandlung von „seelischen Erkrankungen“ kommt die Schulmedizin schnell an ihre Grenzen. Sie stochern im Dunklen und wissen nicht, welches Medikament wirklich wirkt. Diese haben zudem unerwünschte Nebenwirkung auf die Persönlichkeit. Wir versuchen gemeinsam, dem Unbegreiflichen durch ein Zusammenwirken von Bildern (Video), Musik (Tommy Finke) und Schauspiel eine Form zu geben. Wir wollen den Text von Kane nicht interpretieren, sondern als Grundlage für eine Untersuchung benutzen“, erklärte Voges.

Als textliche Grundlage dient den Schauspielern das letzte Gedicht „4.48 Psychose“ von der in den 90iger Jahren des letzten Jahrhundert bekannte britische Dramatikerin Sarah Kane. Die von Depressionen geplagte Sarah Kane war eine genaue und kritische Beobachterin der Welt und seziert mit gnadenloser Offenheit das Leiden an ihr und der psychischen Erkrankung. Das Ganze mit einer poetischen Sprachkraft. Mehrfach denkt sie daran, sich das Leben zu nehmen. Kurz vor ihrem 28 Geburtstag, nach Abgabe dieses letzten Textes, geschrieben zwischen zwei Medikamentendosen, in einem Moment der Klarheit, erhängt sie sich 1999.

Die drei Schauspieler befinden sich in einem Kubus mit einer halb durchsichtigen Gaze davor, der sich in der Mitte des Studios platziert ist. Um körperliche Reaktionen wie etwa Herzfrequenz, Muskelkontraktionen, Körpertemperatur oder die Atemfrequenz bei den Schauspieler während ihrer Spiels messen zu können, sind in ihren Kostümen eingebettet, kleine bunte Systeme (Computer-Chips) angebracht. Mit Hilfe von Sensoren werden die Körperdaten auf die Leinwand projiziert. Diese verändern sich je nach den unterschiedlichen Emotionen der Schauspieler.

Die Software für das „4.48 Psychose“-Experiment haben die beiden Software-Ingenieure vom chaostreff entwickelt.

Die Daten werden in abgespeckter Form (es wären zu viele Daten) von dem Bochumer Musiker und Singer-Songwriter Tommy Finke aufgenommen und in musikalische Impulse umgewandelt. So entsteht ein wechselseitiges Zusammenspiel mit interessanten und überraschenden visueller Darstellungen „innerer körperlicher Zustände“. Fünf Kameras senden die Bilder aus dem Kubus an vier Beamer. „Zwischendurch wird es aber auch Momente geben, wo die Schauspieler und der Musiker frei agieren,“ verriet Voges.

Dieses avantgardistische Experiment wird ein beeindruckendes und eventuell auch verstörendes Erlebnis für das Publikum werden. Die Frage nach unserem Menschenbild, was uns ausmacht, ist von existenzieller Bedeutung für eine humane Gesellschaft,“so der Regisseur am Ende der Pressekonferenz.

Weitere Termine: 22., 29. Mai, 28. Juni 2014

Weitere Informationen unter 0231/ 50 27 222 oder www.theaterdo.de

Haydns Jahreszeiten als Deutschlandpanorama

Lucian Krasznec (Lukas), Morgan Moody (Simon), Anke Briegel (Hanne) (Foto: ©Thomas M. Jauk / Stage Picture)
Lucian Krasznec (Lukas), Morgan Moody (Simon), Anke Briegel (Hanne) (Foto: ©Thomas M. Jauk / Stage Picture)

Operndirektor Jens-Daniel Herzog wagte sich nach der szenischen Aufführung von „Elias“ erneut an ein Oratorium. Herzog verwandelte „Die Jahreszeiten“ von Joseph Haydn aus einer romantischen Landpartie in ein säkularisiertes Deutschlandpanorama. Von der Kapitulation über das Wirtschaftswunder bis zur Demographieproblematik spannte sich der Zeitbogen. Die Solisten gaben ihr Bestes, aber gegen einen wirklich gut aufgelegten Opernchor hatten sie keine Chance. Ein Premierenbericht vom 27. April.

 

Dass ein Oratorium szenisch aufgeführt wird, ist eine ungewöhnliche Sache. Herzog hatte schon de „Elias“ von Mendelssohn-Bartholdy vor zwei Spielzeiten eine Handlung mitgegeben, die sich aber mehr oder weniger streng an der Vorlage orientierte. Bei den „Jahreszeiten“ von Hadyn geht er noch einen Schritt weiter und verwandelt die stark romantisierende Handlung, die das bäuerliche Leben und die Natur preist, in eine Geschichte der Bundesrepublik. Der Frühling ist die Kapitulation und der Neuaufbau mit Währungsreform, der Sommer wird zur Wirtschaftswunderzeit, der Herbst wird kühler, Ausländerfeindlichkeit wird thematisiert und im Winter verwandelt sich Deutschland durch den demographischen Wandel in ein Altenheim. Was Herzog nicht thematisiert: die Geschichte der DDR, die Wiedervereinigung oder die 68er. Aber es gibt halt nur vier (in manchen Gegenden auch fünf) Jahreszeiten.

 

Herzogs szenische Interpretation zeigt viele beeindruckende Bilder Als der Vorhang nach der Ouvertüre aufgeht, steht zunächst Simon (Morgan Moody) mit einer weißen Fahne schwenkend auf der Bühne. Um ihn herum anscheinend Trümmer, die sich im Laufe als Hanne (Anke Briegel) und Lukas (Lucian Krasznec) sowie der Dortmunder Opernchor entpuppen. Ausstaffiert als Trümmerfrauen und heimkehrende Soldaten singt der Chor dann „Komm, holder Lenz“.

Bei einer Zeitreise durch die Geschichte der Bundesrepublik bliebt es nicht aus, dass die Solisten und der Chor in verschiedene Rollen schlüpfen müssen. Die Mitglieder des Chores waren unter anderem Trümmerfrauen, Stahlarbeiter, Frauen mit Kinderwagen in der Babyboomerzeit, (Ausländer-)Jäger und zum Schluss Senioren im Altenheim.

 

Auch Morgan Moody (Simon) schlüpfte in viele Rollen. Er verkörperte bestimmte Politiker wie Adenauer, Erhard, aber auch jemanden wie Franz Schönhuber. Lucian Krasznec (Lukas) stellte einen amerikanischer Offizier, jungen Bauern, Angestellte und zusammen mit Anke Briegel (Hanne) ein Liebespaar dar. Eine Szene mit den beiden war besonders komisch. Zum Duett „Ihr Schönen aus der Stadt“ wollten sie auf einer Parkbank nett beisammen sein. Auf der nahegelegenen Wiese wurde jedoch kräftig gegrillt, was unser Pärchen natürlich sehr störte.

Anke Briegel spielte zuerst eine Trümmerfrau, die sich einen amerikanischen Offizier schnappt, und zuletzt eine Altenpflegerin im Altenheim „Deutschland“.

 

Die drei Solisten zeigten sich gewohnt von ihrer besten Seite. Da fällte es schon schwer, jemanden herauszuheben. Mit seinem ganz speziellen Gespür für Komik sorgte Krasznec vielleicht noch für ein zusätzliches kleines Sahnehäubchen. Ein Oratorium steht und fällt aber mit dem Chor und der war an diesem Abend einfach in einer herausragenden Form. Nicht nur, dass alle Mitglieder gut singen können, nein, sie haben auch noch kleinere schauspielerische Dinge in die Inszenierung gebracht, so dass es sich lohnt, mehrmals hineinzugehen. Ein großes Lob gilt dem Leiter des Chores Granville Walker.

 

Ich möchte nicht verschweigen, dass eine so radikale und auch säkularisierte Interpretation wie von Jens-Daniel Herzog nicht jedem gefallen hat. Es gab durchaus auch einige Buhrufe, ein Besucher ist lautstark nach dem Frühling gegangen. Die Thematisierung von Frauen, die sich in der Nachkriegszeit den amerikanischen oder englischen Soldaten an den Hals geschmissen haben, um damit ihre Lebensverhältnisse zu verbessern, ist für den einen oder anderen doch harter Tobak, wenn er oder sie ein spätbarockes Stück über die Schönheiten der Landluft erwartet hatte. Sei’s drum. Die Mehrzahl der Besucher spendete Applaus, vor allem musikalisch gab es nichts, aber auch gar nichts auszusetzen. Das ist auch ein Verdienst von Philipp Armbruster und den Dortmunder Philharmonikern.

Erster Weltkrieg an der Heimatfront

Der Leiter der Steinwache Stefan Mühlhofer (links) und Adolf MIksch (Vorsitzender des Historischen Vereins) präsentieren das neue Heft.
Der Leiter der Steinwache Stefan Mühlhofer (links) und Adolf MIksch (Vorsitzender des Historischen Vereins) präsentieren das neue Heft.

Das Jahr 2014 ruft uns viele Ereignisse in Erinnerung, die große Einschnitte für viele Menschen bedeutet haben und ihr Leben und unsere Geschichte nachhaltig beeinflusst haben. Dazu gehört sicherlich auch der Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren. Wie wirkte sich dieses Ereignis auf unsere Stadt aus? Mit dieser Thematik befasst sich die neueste Ausgabe von „Heimat Dortmund“ des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark e.V., herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Dortmund.

 

Der Vorsitzende des Historischen Vereins Adolf Miksch erklärte: „Heimat Dortmund ist ein Aushängeschild für unsere Stadt. Es war für uns von besonderer Bedeutung, die einschneidende Ereignisse dieser Zeit aus der Sicht der Dortmunder Bürger/innen darzustellen.“

Neben anderen Vereinsmitgliedern war vor allem Dr. Stefan Mühlhofer wesentlich an dem 64-seitigen Heft beteiligt. Der verriet: „ Auf den ersten Blick war die Dortmunder Stadtgesellschaft nur indirekt betroffen, da die militärischen Auseinandersetzungen außerhalb Deutschlands stattfanden. Der Erste Weltkrieg war aber schon ein Experimentierfeld für den zweiten Weltkrieg. Wir haben unter anderem versucht , einen Überblick über die zur Zwangsarbeit eingesetzten Kriegsgefangenen in Dortmund zu geben. Eine weitere wichtige Frage war, wie es um die Stimmung in der Bevölkerung und deren Veränderung im Laufe der Kriegsjahre bestellt war. Wie stand es um die Lebensmittelversorgung?“

 

Hier kurz etwas zum weiteren Inhalt des Heftes: In einem Aufsatz erzählt Hannes Tutschku vom Luftangriff auf Dortmund im Oktober 1917. Eine der neun Bomben zerstörte den Dachstuhl des Hauses in der Rheinischen Straße 128 a. Wie in anderen Städten wurde auch in Dortmund ein hölzernes Kriegswahrzeichen aufgestellt, das zugunsten des sogenannten „Kriegsliebesdienstes“ spektakulär benagelt wurde. Das bekannteste Beispiel in unserer Stadt ist sicher der Eiserne Reinoldus. Am Westfalendamm wurde 1915 ein Schauschützengraben errichtet. Auch die Erlöse des „Schützengrabens am Westfalendamm“ flossen dem städtischen „Kriegsliebesdienst“ zu.

 

Um die „Kriegsstimmung“ hoch zu halten , gab es zum Beispiel im Fredenbaum 1917 eine vom Roten Kreuz organisierte Kriegsausstellung. Diese Wanderausstellungen sollten den Daheim-gebliebenen plastisch den Kampfeinsatz der Verwandten und Freunde vor Augen führen.

 

Erzählt wird zudem vom wirtschaftlichen Veränderungen im Ruhrgebiet, dass sich zu einer Waffenschmiede für den Krieg entwickelte. Dabei spielt der Name Friedrich Springorum, einem der wichtigsten Dortmunder Manager und politischen Spitzenfunktionär und die Entwicklung von Hoesch in dieser Zeit eine große Rolle. Ein weiterer Frage ist, was mit den Kindern in dieser Zeit passiert ist. Dabei geht es um die Propaganda im Klassenzimmer. Ein Beitrag nimmt sich bisher noch nicht veröffentlichter Feldpostbriefe von Carl Behn an seine verlobte unter die Lupe.

Zum Schluss geht es um den Umgang mit Kriegsdenkmälern.

 

Die Ausgabe 1/2014 der „Heimat Dortmund“ ist für 5 € bei den Dortmunder Buchhandlungen und im Stadtarchiv erhältlich.

 

Am Mittwoch, den 30. April 2014, um 19 Uhr präsentieren Autorinnen und Autoren des heftes gemeinsam ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit. Der Veranstaltungsort ist das Stadtarchiv Dortmund, Märkische Straße 14. Der Eintritt ist frei.

Starke Frauenstimmen beim Small Beast

Paul Wallfisch hatte wieder interessante Gäste eingeladen.
Paul Wallfisch hatte wieder interessante Gäste eingeladen.

Die Aprilausgabe des Small Beast fand am 26. im ausverkauften Institut des Schauspielhauses statt. Eingeladen hatte Gastgeber Paul Wallfisch die Bands Elysian Fields aus New York und aniyo kore aus Dortmund. Ein schöner Abend, bei dem nur eines fehlte: Sauerstoff.

 

Wieder einmal hatte es Paul Wallfisch geschafft und zwei sehr unterschiedliche Bands einzuladen, die aber Gemeinsamkeiten hatten. Beide Bands waren Duos und beide hatten sehr starke Frauenstimmen.

 

Die Stimme von Jennifer Charles von „Elysian Fields“ passte perfekt zu den überwiegend jazzig angehauchten Liedern, die wie ein langer ruhiger Fluss dahinplätscherten. Es hatte ein bisschen was von Musik für Schlafwandler., aber keinesfalls für Schlafmützen. Oren Bloedow spielte Klavier und Gitarre, seine Melodien mäanderten um Charles Stimme. Gegen Ende wurde der ruhige Fluss etwas rauer, rockigere Töne erklangen.

 

Mit einer ebenso prägnanten weiblichen Stimme wie Jennifer Charles konnte aniyo kore punkten. Die Sängerin klang ein wenig wie Björk mit tieferer Stimmlage, passte aber wunderbar zur Musik von aniyo kore. Samples, Beats und Gesang vermischten sich zur einem Klangteppich, der das Publikum mit sich forttrug. Dass so eine Band auch noch aus Dortmund kommt, freut den Berichterstatter umso mehr.

 

Den Gastgeber Paul Wallfisch haben wir nicht vergessen. Er spielte eine Mischung aus eigenen Liedern und Covern, natürlich durfte seine Version von „Waterloo Sunset“ von den „Kinks“ nicht fehlen, zum Schluss spielte er mit Oren Bloedow eine neue, sehr groovige Nummer mit viel Country-Gitarre.

Die Letzten ihrer Art

Völkel recherchiert im Milieu der Tiermafia. (Cover: © Lychatz Verlag)
Ex-Kommissar Völkel recherchiert im Milieu der Tiermafia. (Cover: © Lychatz Verlag)

In seinem neuesten Kriminalroman „Angonoka“ mit dem pensionierten Hauptkommissar Bernhard Völkel als Protagonisten widmet sich der Kamener Schriftsteller Heinrich Peuckmann dem kriminellen Handel mit von aussterbenden bedrohter Tierarten. „Angonoka“ ist übrigens eine in Madagaskar beheimatete seltene Schnabelbrustschildkröte. In diesem vierten Krimi mit Völkel wird der pensionierte Hauptkommissar genau mit dieser Thematik konfrontiert.

Am Waldrand von Kurl wird ein ein unbekannter Mann erschlagen aufgefunden. In seiner Nähe wird eine seltsame Schildkröte entdeckt und dem ehemaligen Kollegen Völkel übergeben. Der will sich aus der Mordgeschichte heraus halten und fragt nicht nach Hintergründen.
Es stellt sich heraus, dass sich hinter dem Tier ein unglaubliches Geheimnis verbirgt, dessen Spur bis nach Madagaskar reicht. Erst als er auf einer Tiermesse eine Frau kennen lernt, die viele Kenntnisse über geschützte und vom Aussterben bedrohter Tierarten hat, kommt er der Lösung des Geheimnisses auf die Spur.

Schon durch die letzten Kriminalromane ist bekannt, dass Völkel in seinem Privatleben ein Tierfreund ist und und wie der Autor gerne den Dortmunder Zoo besucht. Seine guten Kontakte zu Frank Brandstätter, dem Direktor des Zoos, macht sich Peuckmann für sein neues Buch zunutze. So gibt ihm der Zoodirektor wichtige Informationen über die seltene Schildkrötenart und steht hilfreich zur Seite.

Der Autor zeichnet anschaulich ein Bild von den Machenschaften der Tiermafia sowie der Charaktere derjenigen, die diese Tier als „besonderes Haustier“ kaufen. Dabei spielt Habgier, ein erschreckender Mangel an Empathie und kurzsichtige Gedankenlosigkeit eine Rolle.

Als kleinen Gegenpol baut Autor aber eine zarte Liebesgeschichte in seinen Krimi ein. Wie oft bei Peuckmann dürfen auch einige Hinweise auf seinen Lieblingsverein Borussia Dortmund nicht fehlen. Als kleinen Gag des Autors erzählt Völkel in dem Krimi, wie er gerade den Roman „Die Schattenboxer“ von Peuckmann liest. Darin geht es um die Geschichte einer bekannten Boxer-Familie aus Bergkamen im Ost-West-Konflikt der Nachkriegszeit.

Die 237 Seiten des Kriminalromans lesen sich leicht und spannend. Neben der Unterhaltung gibt es zudem Informationen und Hintergrundwissen zum Thema Tierhandel mit seltenen Tiere.
Bestenfalls regt es einige Menschen hoffentlich auch weiter zum Nachdenken über unser Verhältnis und Umgang mit uns und anderen Lebewesen als Teil der Natur.

„Angonoka“ ist im Lychatz Verlag erschienen und im Buchhandel für 9,95 Euro erhältlich.

Stadt der Angst im Schauspielhaus

DER REVISOR: Uwe Schmieder, Julia Schubert, Bettina Lieder, Ekkehard Freye, Carlos Lobo und Eva Verena Müller (Foto: ©Birgit Hupfeld)
DER REVISOR: Uwe Schmieder, Julia Schubert, Bettina Lieder, Ekkehard Freye, Carlos Lobo und Eva Verena Müller
(Foto: ©Birgit Hupfeld)

Am 3. Mai 2014 ist ab 19.30 Uhr Premiere für die Reihe „Stadt der Angst“ im Schauspielhaus Dortmund. Diese Reihe beschäftigt sich in drei Stücken über die Angst: in unserem Land, unserer Stadt und und in uns. Außerdem wird der „AUTSCH 2014“ verliehen. Einen kleinen Vorgeschmack gibt das kleine Video.

Um die ersten beiden Bereichen geht es in den zwei geteilten Doppelabend im Schauspielhaus beginnend mit „Autschland d’Amour“, einer Dramödie in 3 (Sprech)-Gesängen von Fred Hundt und nach der Pause geht es mit dem „Revisor“ von Nicolai Gogol weiter.

Im Studio des Schauspielhauses beschäftigt sich dann „4.48 Psychose“ von Sarah Kane ab 22.30 Uhr mit dem dritten Bereich.

Zu den ersten beiden Teilen des Abend und den Hintergrund für diese Reihe verriet Chefdramaturg Michael Eickhoff vorab:„Wir haben uns gefragt, warum scheuen wir Konflikte und versuchen, Anweisungen und Regularien zu entsprechen? Welche individuellen und kollektiven Ängste und Stress spielen dabei eine Rolle? Wie kommt es zu dem sogenannten Phänomen „Burn Out“, dass gerade in den letzten Jahren vermehrt im Gespräch ist, und welche Konsequenzen können wir daraus ziehen? Wie gehen wir mit der Datenflut um, die täglich auf uns einprasselt?“

Dabei sind, so Eickhoff, zwei so unterschiedliche Spielstücke hintereinander im Schauspielhaus eine große Herausforderung, weil sie eine Umbaupause benötigen. Bei beiden Inszenierungen führt Marcus Lobbes Regie.

Im ersten Teil von Autschland d’Amour“ wird von den beiden Schauspieler und dem Dortmunder Sprechchor herausgearbeitet, mit welchen Arten von Stress wir täglich konfrontiert werden. Wie zum Beispiel, welchen Telefonanbieter oder welche am besten geeignete Schule wir für unsere Kinder aussuchen. Alltägliche Dinge , die Unwohlsein hervorrufen.

Im zweiten Teil wird das Publikum mit Aussagen und platzierten Behauptungen konfrontiert, die uns alle betreffen, deren Glaubwürdigkeit auf dem Prüfstand steht. Im dritten Schritt geht es um die Folgen und Auswirkungen der zunehmenden Verunsicherung auf die Sprache.

Nach der Pause geht es mit einer neuen eigenen Fassung von Gogols „Revisor“ aus dem Jahr 1934 weiter. In dieser Provinzstadtposse sorgt die Ankündigung einer anstehenden Ankunft eines vermeintlichen „Revisors“ für Aufregung in der Stadt. Will man doch im besten Licht dastehen. Dafür scheut man auch nicht vor Bestechungsversuchen jeglicher Art zurück…

„Dabei übernimmt der Dortmunder Sprechchor die Rolle der kritischen Stadtgesellschaft. Die sechs Schauspieler vermitteln das, was sich die Stadt ausdenkt. Sie kommen wie bei einer Talk-Show daher und lamentieren, was als nächstes notwendig zu tun ist“, erklärte Eickhoff.

Die Bühnenausstattung wird mit der auf einer Projektionswand etwas verfremdeten, aber erkennbaren Stadt Dortmund einfach gehalten. „Die deftige Sprache dieser Provinzposse passt dabei gut in unsere Stadt“, erläuterte der Dramaturg.

Zu der Studio – Aufführung von „4.48 Psychose“ von Sarah Kane unter der Regie von Schauspieldirektor Kay Voges gibt es in der nächste Woche noch genaue Informationen.

Für die Premieren von „Autschland d’Amour“ und „Revisor“ am 03. Mai gibt es noch Restkarten. Weitere Termine am 07., 30., 31. Mai und am 08., 12. und 27. Juni.