La Cenerentola – Ein bunter Abend voller Regieeinfälle

Aschenputtel soll nicht mit zum Ball. (v.l.n.r.) John Zuckerman (Don Ramiro), Ileana Mateescu (Angelina), Gerardo Garciacano (Dandini), Eugenio Leggiadri Gallani (Don Magnifico). (Foto: ©Björn Hickmann / Stage Picture)
Aschenputtel soll nicht mit zum Ball. (v.l.n.r.) John Zuckerman (Don Ramiro), Ileana Mateescu (Angelina), Gerardo Garciacano (Dandini), Eugenio Leggiadri Gallani (Don Magnifico). (Foto: ©Björn Hickmann / Stage Picture)

Doppelte Premiere am Samstag. Nicht nur Rossinis Oper „Aschenputtel“ (La cenerentola), sondern auch für Erik Petersen war es die erste Produktion auf dem Regiestuhl. Am Ende konnte man feststellen: Das Publikum war begeistert. Das lag nicht nur an den Sängern und den Musikern, sondern auch an den vielen kleinen Regieeinfällen von Petersen.

 

Es war nicht nur der Abend von Petersen, sondern auch von Eugenio Leggaiadri Gallani, der italienische Gastsänger spielte den Don Magnifico, den Vater von Clorinda und Tisbe sowie der Stieftochter Angelina, dem Aschenputtel, mit Bravour. Als Italiener war er natürlich in einer Rossini-Oper in seinem Element und konnte sein komödiantisches Talent voll ausleben. Gallani fühlte sich in der Rolle des „komischen Alten“ sehr wohl und hatte großartige Szenen. Beispielsweise als er davon träumt, dass er als angeheirateter Teil des Königshauses natürlich über Einfluss verfügt, der natürlich in barer Münze oder als Geschenk vergütet werden muss. Mit „Giocato ho un ambo e vincerò l’eletto“ wurde Korruption wohl noch nie so schön besungen.

 

Kommen wir nun zum Aschenputtel. Nach „Carmen“ die zweite große Rolle für Ileana Mateescu kurz hintereinander. Eben noch als Carmen eine stolze, selbstbewusste Frau, singt und spielt Mateescu eine Person, die an den Rand gedrängt wird, kaum über Selbstbewusstsein verfügt, aber dennoch an die Güte glaubt. Die Besucher leiden fast mit, wenn die beiden hochnäsigen Halbschwestern Clorinda und Tisbe sie piesackten und zusätzliche Arbeit verursachen. Mateescu zeigt bei den doch recht anspruchsvollen Koloraturen eine sehr gute gesangliche Leistung, und bringt den Wandel von der gedemütigten und geduckten jungen Frau hin zur strahlend-großmütigen Braut glaubhaft auf die Bühne. Julia Amos als Clorinda und Inga Schäfer als Tisbe hatten sichtlich Spaß in den Rollen der, boshaften und neidisch-arroganten Geschwister.

John Zuckerman und Gerardo Garciacano spielten und sangen den Prinzen Don Ramiro sowie Dandini, seinen Diener. In dieser Oper „Aschenputtel“ gibt es natürlich auch ein Element der Verkleidung. Don Ramiro (Zuckerman) verkleidet sich als Diener Dandini, während der eigentliche Dandini (Garciacano) als Prinz Ramiro den Frauen auf den Zahn fühlt. Das sorgt für Komik, den beide auch leidenschaftlich ausleben.

Publikumsliebling Christian Sist spielten den weisen Strippenzieher und Lehrer des Prinzen Don Ramiro mit Charisma und Humor. Dabei ist schon seine große Gestalt beeindruckend.

 

Das Bühnenbild weckte den Eindruck eines alten verfallenden Städtchens, aufgrund der Architektur der Giebel (Staffel- und Schweifgiebel) könnte man Deutschland vermuten, aber das Stück spielt in keiner bestimmt Zeit und an keinem bestimmten Ort. Daher waren auch die Kostüme zeitlos, aber fanstasievoll. Aschenputtel trug meist eine schmutzige Schürze, während ihre Halbschwestern in hübschen roten Kleidern auftraten. Der Herrenchor des Theaters Dortmund gab ebenfalls ein herrliches Bild ab: Alle Sänger trugen einheitliche Butler-Kleidung inklusive Melone und Schnurrbart.

 

Petersen präsentierte „Aschenputtel“ als funkensprühende komische Oper. Toll waren Einfälle, wie beispielsweise der Schlafplatz von Don Magnifico, der wie eine Schublade ein- und ausgezogen werden konnte. Kleine witzige Details wie der Gang von Don Ramiro über Koffer, der kleine Hocker, damit der kleine Ramiro (Zuckerman) überhaupt das große Aschenputtel am Ende küssen konnte und die fliegenden Bestechungsgeschenke für Don Magnifico machten „Aschenputtel“ zum Hingucker. Die große Spielfreude, die alle Beteiligten an den Tag legten, sorgten nach drei Stunden mit der Musik von Rossini für einen gelungenen Abend mit „Standing Ovations“ zum Schluss.

 

Die Musik von Rossini mit ihren Koloraturen war sicher kleine leichte Übung für die Musiker der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Motonori Kobayashi noch für die Sängerinnen und Sänger. Bei der Premiere kam es bei den Tempi noch zur einen oder anderen kleinen Unsicherheit, aber ich denke, es wird sich bei den nächsten Aufführungen eingespielt haben.

 

Die Gelegenheit, „Aschenputtel“ zu sehen, haben Sie am: So, 30. März 2014, So, 06. April 2014, Fr, 11. April 2014, Mi, 30. April 2014, Do, 22. Mai 2014, So, 01. Juni 2014, Fr, 06. Juni 2014, So, 15. Juni 2014 und Do, 03. Juli 2014.

Karten und Infos unter www.theaterdo.de oder 0231 50 27222.




Mit Fado in den Untergang

Das Opern-Libretto „Zusammenstoss“ von Kurt Schwitters scheint besonders für Jugend- und Schülertheatergruppen einen besonderen Reiz auszuüben. Am 21. März fand im Theater im Depot die Premiere von „Peng!“ statt, ein Stück, dass sich an Schwitters‘ Libretto anlehnte. Getanzt, gesungen und gespielt wurde es von Teilnehmern der Theaterwerkstatt Westfalenkolleg. Mit dabei waren: Elikem Anyigba, Suzan Demir, Victoria Ebel, Laura Gebauer, Manuel Mesa Mendoza, Florina Mesa Mendoza, Mathis Pollmann, Anna-Carina Rysi. Gesamtleitung hatten Mechtild Janssen und Klaus Pfeiffer.

 

Kurt Schwitters (1887-1946) war Maler, Dichter und Werbegrafiker. Er lernte früh den Dadaismus in Zürich und Berlin kennen, emanzipierte sich aber mit seinem eigenen „MERZ-Gesamtkunstbild“. Sein Libretto „Zusammenstoss“ ist ein Stoff, der manchem bekannt vorkommt: Ein Komet wird die Erde treffen. Wie regiert die Bevölkerung angesichts des zu erwartenden Endes?

 

Natürlich kommen einem Hollywoodstreifen wie „Deep Impact“ oder „Armageddon“ in den Sinn, doch Schwitters Libretto untersucht, wie grotesk wir Menschen angesichts einer nahenden Katastrophe handeln. Angefangen mit der Entdeckung, dem ersten Unglauben bis hin zum Finale.

 

Zu einen der besten Szenen des Stückes gehörte auf jeden Fall die „Krisensitzung“. Nachdem klar war, der Stern kracht auf die Erde, musste etwas getan werden. Und die Gruppe zeigte, wie es auf solchen Sitzungen zugeht. „Ismen“ wie der Kommunismus und „Alen“ wie die „Liberalen“ sprachen und zerstritten sich, um aber auf dem abschließenden Fioto einträchtig nebeneinander zu stehen. Nichts erreicht, aber schön war’s. Realistischer, aber auch zynischer war das „gekrönte Haupt“, das winkend und mit lieblicher Stimme erklärte „Liebes Volk! Wir werden alle sterben“.

 

Auch die Ignoranz der Bevölkerung wurde sehr schön auf den Punkt gebracht. Was passiert, wenn die Katastrophe auf dem Bildschirm auftaucht? „Ich zappte weg und gut war“, so die Reaktion. Zur Not wird die Katastrophe auch über den Balkon gekippt.

 

Die TV-Moderation entpuppte sich als moderne Kassandra, eine doppelte und gefakte. „Ich hab so meine Quelle“, sagt sie, doch Glauben schenkten ihr die Menschen nicht. Bei den Interviews zu den Weltuntergangsfeiern, bekam sie nur unverständliche Antworten.

 

Eine kleine Sonderrolle hatte „Oswald, der Feuerwehrmann“, der öfters als Unterbrecher auftrat und aus seinem bizarrem Leben erzählte.

 

Mit „Major Tom“ von David Bowie begann ein weiteres Highlight. Vier Akteure simulierten Astronauten, die wie im erwähnten Film „Armageddon“ auf dem Kometen landen. Zum Schluss der Szene gelang noch eine schöne Persiflage auf das berühmte Foto, auf dem Soldaten im Zweiten Weltkrieg auf der Insel Iwo Jima eine amerikanische Fahne aufstellen.

 

Kommen wir zur Musik. Sie spielte eine besondere Rolle in dem Stück. Neben David Bowie erklang auch das lakonische Durchhaltelied „Davon geht die Welt nicht unter“ bekannt geworden durch Zarah Leander. Aber auch moderne Sachen wie der Rap am Anfang oder das Lied „Sie mögen sich“ von Shaban & Käptn Peng(!) gehörten zum Repertoire wie der Fado zum Schluss.

 

Jedenfalls machte das Stück „Peng!“ den Zuschauern mächtig viel Spaß. Der Funke sprang von den Darstellern auf das Publikum über.

 

Am 23. und 24. Mai 2014 um 20Uhr hat man noch die Chance, das Stück im Theater im Depot zu erleben. Infos unter ticket@theaterimdepot.de