Familiärer Abend mit Musik

Nein, es waren nicht die „Hits aus den 80ern, 90ern und das Beste von heute“, sondern die Mischung, an Songs die Andreas Beck und Thorsten Bihegue bei der Spielbar am 14. März spielten, war deutlich bekömmlicher. „Die Welt ist eine Scheibe“ hieß es und man konnte das schwarze Vinyl spüren.

 

Tja, PVC hat ja einen nicht ganz so guten Ruf, aber in schwarze Scheiben gepresst, sorgt es für Extase und die glühendsten Erinnerungen. Doch die Spielbar wäre nicht die Spielbar, wenn sie einfach Platten abspielen würde. Zumal es nicht die Möglichkeit gab, einen Plattenspieler anzuschließen. So kam der Musikgenuss in elektronischer Form.

 

Zuerst mussten die Gäste wählen (oder ‚voten‘ wie es jetzt heißt). Zehn Lieder aus verschiedenen Epochen standen zur Wahl und daraus entstand eine Hitparade. Erwartungsgemäß kam James Blunt „You’re beautyful“ auf den letzten Platz. Dass Kraftwerk mit „Autobahn“ so schlecht abschnitt und auf den hinteren Plätzen kam, fand ich persönlich schade. Am Ende gab es zwei Sieger: Marvin Gaye mit „Sexual healing“ und die Eagles mit „Hotel California“.

 

Dazwischen gab es noch Textkunde, manche Songs wurden ins Deutsche übersetzt. Bihegue spielte zwei Lieder auf seiner Ukulele und es gab zwei Raterunden, bei denen die Besucher Schallplatten gewinnen konnten.

Das Texte für Mißinterpretationen sorgen können, ist bekannt. Andreas Beck erzählte die Geschichte von Pink Floyds „Another brick in the wall“, in der angeblich der Kinderchor die deutschen Worte „hol ihn, hol ihn unters Dach“ singt. Danach gab es noch weitere Kostprobem von „Verhörungen“.

 

Da wir ja in einem Theater waren, durfte die hohe Kultur nicht fehlen. So trugen Ekkehard Freye und Uwe Schmieder (ost-)deutsche Lyrik vor wie etwa „Ein bißchen Frieden“, „Ich steh auf Berlin“ oder „Hey, junge Mutti“.

 

So eine Spielbar sollte auf alle Fälle wiederholt werden, denn es gibt bestimmt noch genug Geschichten aus der „Scheibenwelt“.




Experimente mit Zeichen und Buchstaben

Ein Exponat aus der Ausstellung, die momentan in "Kunst im Glas" läuft.
Ein Exponat aus der Ausstellung, die momentan in „Kunst im Glas“ läuft.

Bis zum 24. März zeigt die U2_Kulturelle Bildung des Dortmunder U eine Ausstellung mit Kunstobjekten aus dem Projekt „LOOPING“. An diesem Projekt haben Jugendliche und junge Erwachsene von 13 bis 25 Jahren teilgenommen. Begleitet wurde „LOOPING“ von der Künstlerin Dagmar Lippok und dem Kameramann Björn Leonhardt.

 

Hintergrund des Kunstprojektes war die Ausstellung „Moving types“, in der es um das Thema ging, wie Film und Fernsehen mit Buchstaben umgehen. Mit der Hilfe von Lippok und Leonhardt entstanden großformatige Papiere und Folien, aber auch Filmsequenzen, in denen Sprüche und Buchstaben auf dem Dortmunder Bahnhofsvorplatz in Bewegung gesetzt wurde.

 

Das Projekt war ein offenes Angebot, so haben neben Schülerinnen und Schüler auch FSJler, Sozialarbeiter und Studierende von kreativen Fachrichtungen teilgenommen.

 

„Wir haben uns die Frage gestellt ‚Was kann man mit Worten erreichen“, so Lippok. Dabei wurde beispielsweise auch an die Tradition von Dada gedacht, das vor 100 Jahren entstand. „Sehr viel Spaß hatten die Teilnehmer auch an den Performances“, erklärte die Künstlerin.

 

Die Ergebnisse des Projektes werden in der Reihe „Kunst im Glas“ aus der zweiten Etage gezeigt. Diese Reihe möchte Werken junger, nicht professioneller Kreativer eine Plattform geben.

 

Das nächste Projekt auf der U2 steht schon in den Startlöchern: Urban Movements. Hier geht es um Musik und Mode. Mehr Informationen unter www.aufderuzwei.de




Vom WIR zum ICH

Zum Ende werden die Individuen vernetzt. (Foto: ©Hannah Bünemann)
Zum Ende werden die Individuen vernetzt. (Foto: ©Hannah Bünemann)

In der neuen Produktion der Theaterpartisanen „Radikal wirklich“ zeigen die Jugendlichen welche Schwierigkeiten auf dem Weg zum Erwachsenwerden liegen. Liebe und Leid liegen oft eng beieinander. Ars tremonia war auf der Premiere am 16. März 2014 im Studio des Schauspielhauses.

 

Zunächst ist da das WIR, die Gruppe. Alle verstehen sich, alle sind gut drauf, doch zunächst bricht einer aus der Reihe, dann immer mehr. Jeder betont seine Individualität, plötzlich ist es nicht mehr eine Gruppe, sondern eine Ansammlung von Individualisten. So hat jeder eigene Charakteristika, die auch mal in „Ich bin radikal blond“ kumulieren können.

Die Bühne hat etwas von einem Camp, ein Tarnnetz, eine Fahne der Theaterpartisanen, Gymnastikbälle in verschiedenen Farben und Größen dienen als ultimative Requisite. So können sie beispielsweise auch ein Handy sein. Handys und Facebook sind sowieso stets präsent. Beispielsweise wird direkt gefragt: „Dein Status auf Facebook hat sich geändert“.

 

Im Stück, immer wieder unterbrochen von pantomimischen Darstellungen von alltäglichen Handlungen wie beispielsweise Zähneputzen, stehen Probleme um die (erste) Liebe im Zentrum. Sei es, dass jemand auf seinen Märchenprinzen wartet oder ob jemand Probleme mit Frauen hat. Die Jugendlichen spielen einige Szenen wie das Ende einer Beziehung durch ein missglücktes gemeinsames Essen, das Finden einer neuen Liebe oder der dadurch entstandene Trennungsschmerz.

 

Ein wesentliches Element in „Radikal wirklich“ ist ein etwa 10-minütiger Film, der etwas nach zwei Drittel des Stückes gezeigt wird. Hier wird eine fantasievolle, leicht surrealistische Welt geschaffen, mit einigen Elementen aus Shakespeares „Sommernachtstraum“. So wird ein Trank gebraut, mit ganz merkwürdigen Effekten, so taucht beispielsweise ein Einhorn auf. Das erinnert so ein wenig an die Situation, wenn eine Party plötzlich alkoholbedingt aus dem Ruder läuft. Plötzlich hat sich ein Pärchen im Arm, die nach dem aufwachen nichts mehr davon wissen will. „Da ist nichts passiert. Kann auch gar nicht sein.“

 

Zum Schluss werden alle Beteiligten wieder mittels Klebeband in eine Gruppe vereinigt. Jeder ist zwar ein Individuum, hat sich aber mit den anderen vernetzt. Es ist wie ein Spinnengeflecht.

 

Zu der gelungen Aufführung gehörte eine gute Portion Musik, die auf der akustischen Gitarre dargeboten wurden. Von „Folsom Prison Blues“ von Johnny Cash bis hin zu „Little Talks“ von „Of monsters of men“ reichte die musikalische Bandbreite. Dazu passte auch die „Frusthymne“ Ficken und Bier“, die dem Verlassenen zum Trost gesungen wurde.

 

Ein wunderschöner, fast beschwingter Abend mit tollen Darstellerinnen und Darstellern, die von der Regisseurin und Theaterpädagogin Sarah Jasinszczak hervorragend eingestellt wurden: Mit dabei waren Frauke Becker, Mariana Bittermann, Helena Demantowsky, Jost Grünastel, Lisa Heinrich, Nadine Hövelmann, Maximilian Kurth, Finnja Loddenkemper, Merlin Mölders, Rebekka Pattison, Elena Schembecker und Alina Vogt.

 

Es lohnt sich auf den Fall, den Theaterpartisanen zuzusehen. Weitere Möglichkeiten dazu gibt es am 19. und 30. März, 30. April und 11. Mai 2014.

Karten unter www.theaterdo.de oder 0231 5027222.




Beschwerlicher Weg zu sich selbst

Barbara (Bettina Zobel) findet Ruhe nach der Anstrengung einer Etappe. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Barbara (Bettina Zobel) findet Ruhe nach der Anstrengung einer Etappe. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Das Publikum bei der Premiere der Aufführung „The road to Santiago – ein Jakobsweg“, einem Ein-Personen-Stück von und mit Bettina Zobel (Ensemblemitglied des Kinder- und Jugendtheaters), war am 15. März 2014 durchschnittlich älter als sonst im KJT üblich. Das lag wohl an der Thematik des Stückes, einer Koproduktion mit der „Companie des Mers du Nord“ aus Grande-Synthe (Frankreich), deren Gründerin Brigitte Mounier auch Regie führte.

 

Nach dem Motto „Ich bin dann mal weg“ wagt die Protagonist Barbara (Bettina Zobel) den schweren Schritt in ein Abenteuer und nimmt sich eine Auszeit von Beruf, Familie und Krankheitssorgen. Sie will in 116 Tagen zu Fuß den Jakobsweg von ihrer Heimatstadt Köln bis nach Santiago de Compostela gehen. Auf diesen physisch wie psychisch anstrengenden Weg begegnet sie auch vielen Pilgern. An ihren Begegnungen mit fünf von ihnen lässt sie uns teilhaben. Jeder dieser fünf hat unterschiedliche Beweggründe, ob Unzufriedenheit mit dem Beruf, das zerstrittene und in seinen Rollen eingefahrene Paar, die mit ihren Mitmenschen hadernde Veganerin oder eine nach Freiheit und Unabhängigkeit strebende Britin. Mit jedem Schritt begegnet die gut auf die Reise vorbereitete Barbara nicht diesen Pilgern, sondern vor allem auch sich selbst mit ihren Ängsten und Schuldgefühlen am Tod ihres Bruders….

 

Zur Bühne: Im Hintergrund eine Landkarte mit dem Jakobsweg, mitten auf der Bühne ein Laufband, dass auch multifunktional zum Beispiel als Pilgerherbergs-Schlafstätte Verwendung fand. Das waren die wenigen Requisiten die nötig waren, um die physische Herausforderungen und Anstrengungen dem Publikum lebendig vor Augen zuführen.

Daneben spielten Musik und Alltagsgeräusche wie Autobahnlärm oder Vogelgezwitscher sowie der geschickte Einsatz von Beleuchtung eine wichtige Rolle. So war das Publikum beispielsweise mit der Protagonistin in dunkler Einsamkeit in einer Pilgerherberge oder hörte das Surren der Stechmücken im Wald von Gascogne. Der Übergang nach Luxemburg wurde musikalisch mit Beethovens „Ode an die Freude“ begleitet.

Zu Beginn stellte Barbara (Bettina Zobel) die Personen die sie während der 116 Tage kennenlernt symbolhaft in Form von fünf Steinen vor, und legt diese um die Bühne herum auf den Boden.

Beeindruckend, wie lebensnah Zobel die Zuschauerinnen und Zuschauer von ihrer akribischen Vorbereitung, angefangen von angemessener Funktionskleidung und Schuhwerk sowie an an allen Emotionen wie Freude und Euphorie, körperlichen und psychischen Schmerz oder auch ihren Ängsten teilhaben lässt. Das Publikum hatte wohl mehr als einmal das Gefühl, selbst diesen Weg zu gehen. Der Satz „Das war das Beste, was ich machen konnte“ konnte man ihr wirklich abnehmen, auch wenn er vielleicht etwas zu häufig benutzt wurde.

Ein bedeutender Moment war auch, als Barbara mitten im Regen einen glatt polierten kleinen Stein findet, den sie gegen Ende als „ihren Stein“ am Cruz de Ferro, dem Eisenkreuz ablegt. Für das Paar Monika und Harro gibt es dort auch ein „Happy End“. Und sie finden wieder zueinander.

 

Der Jakobsweg ist sicherlich für viele Menschen ein Weg – aber eben auch nur eine von mehreren Möglichkeiten – zu sich selbst zu finden. Bettina Zobel ist diesen Weg auch privat schon gegangen. Das war ihrem Spiel anzumerken.

 

Die Inszenierung und schauspielerische Leistung wurde mit viel Beifall belohnt.

 

Weitere Termine So, 23. März 2014, Sa, 29. März 2014, Sa, 24. Mai 2014, So, 25. Mai 2014 und Sa, 14. Juni 2014. Karten gibt es unter www.theaterdo.de oder 0231 5027222.