Es gibt ihn seit über dreißig Jahren. Den Verein der Freunde des Dortmunder Schauspiels e.V. – Dortmunder für ihr Schauspielhaus. Er entstand 1982, als die Schließung des Dortmunder Sprechtheaters drohte. „Seine solche Situation soll sich möglichst nicht mehr wiederholen. Dafür setzen wir uns auch heute noch ein“, sagt Heinz Dingerdissen, langjähriger Vorsitzender des Vereins anlässlich eines Pressegespräches zu dem auch von ihnen unterstützten Jugendclub-Stück „Feiert, Facebooked, Folgt“ im Kinder- und Jugendtheater.
Aktueller Anlass für den Besuch im KJT ihre finanzielle Unterstützung des Hauses mit 5000 Euro. Im Augenblick liegt dem Verein besonders am Herzen, dass das KJT einen würdigen Spielort findet. Der Standort Sckellstraße soll wenn möglich noch 1-2 Jahre erhalten bleiben, bis ein dauerhafter Einzug im Theaterkarree gewährleistet ist.
Unter anderem hat der Verein auch jedes Jahr am Ende der Spielzeit den Preis (1.500 Euro) für den besten Schauspieler ausgelobt. Daneben unter stützen sie auch das Projekt „Theater Real“. Alle Realschulklassen können sich daran beteiligen. So wird auch den Schülerinnen und Schülern, die sich einen Theaterbesuch nicht leisten können, dies unbürokratisch und vor allem anonym ermöglicht. Erst später wird mit dem Theater abgerechnet und die fehlenden Beträge ausgeglichen.
„Unser Ziel ist es, mit unseren begrenzten Mittel kleinere Projekte zu unterstützen“, so Dingerdissen.
Ein Problem stellt jedoch Überalterung der ungefähr 290 Mitglieder dar, die laut Dingerdissen meist erst im Rentenalter dem Verein beitreten. Deshalb möchte der Verein jetzt auch jüngere Menschen ansprechen. Da trifft es sich gut, dass gerade mit Sebastian Franssen (39) ein jüngere Mann Schatzmeister geworden ist.
Als erstes entwickelte Sebastian Franssen längliche Karten mit vier unterschiedlichen Theater-Motiven, die die notwendige Arbeit des Vereins zeigen. Sie werden an verschiedenen Stellen ausgelegt.
In Vorbereitung ist zudem ein sogenanntes „Halbzeitgespräch“ im Theater ab dem nächsten Jahr. Dort soll dann mit dem Theaterpublikum darüber diskutiert werden, was man gesehen hat. „Es geht mir nicht so sehr darum , noch ein Kritikforum zu etablieren, sondern auch die besonderen Leistungen der Spielzeit herauszustellen und auf das Gute hinzuweisen“, so Franssen.
Am 7. März 2014 wird um 19:00 Uhr im Kinder- und Jugendtheater die Jugendclub-Produktion “Feiert, Facebooked, Folgt“ nach dem Stück von Holger Schober als Premiere aufgeführt. Es ist für Menschen ab 14 Jahren gedacht.
Dazu erklärte der Leiter des KJT, Andreas Gruhn: “Normalerweise machen wir mit den Jugendlichen zusammen eine Stückentwicklung. Diesmal greifen wir auf das Stück von Schober zurück. Es geht darum, wie ich mich als Mensch in einer globalisierten, immer undurchschaubarer werdenden Welt positionieren kann. Wofür oder wogegen kann man protestieren?”
Die Regisseurinnen der Aufführung, Isabel Stahl und Christine Köck verrieten vorab: “Fünf junge Menschen sind eine Band und warten auf ihren Auftritt. sowie auf die Zuschauer. Es kommt aber keiner. Während sie warten stellen sie sich die Frage, in was für einer Welt wir eigentlich leben, und das man doch etwas tun müsste. Sie führen das Publikum durch hundert Jahre Protestgeschichte, wie beispielsweise Muck Lambety und seine “Neuen Schar” oder etwa die Kommune 1. Was ist eine Protestbewegung, welchen Sinn macht sie und kann sich Geschichte wiederholen? Die fünf Bandmitglieder werden auch sechs Protestsongs singen.”
Das ist nur die eine Ebene der Vorstellung. “Um den passiven und nihilistischen Geschehen auf der Bühne etwas positiv aktives entgegen zu setzen, wurde von einer intergenerativen Protestgruppe von 7 Personen ( Kern) parallel zur Theatergruppe eine ins Leben gerufen,” so Stahl.
Von ihren unterschiedlichen Protestformen wie zum Beispiel Critical Mass, eine international verwendete direkte Aktionsform, bei der sich Fahrradfahrer unorganisiert treffen, um gemeinsam für ihre Rechte und Belange gegenüber den motorisierten Individualverkehr aufmerksam machen und einigen anderen Aktionsformen, werden Videos in das Geschehen eingespielt. Für die Videos sind Christine Köck und Florian Zeitler verantwortlich.
Als Grundlage diente das Buch “Mut Bürger – neue Formen des Protests” von Florian Kessler.
Was gibt es über das Bühnenbild zu erzählen? Die Regisseurin Isabel Stahl erläuterte dazu: “Die Bühne stellt einen abstrakter Raum mit einer grünen Rasenfläche dar. das ist ein Symbol dafür , dass etwas wächst. Eine Metapher dafür, das aus einer gemeinsamen Aktivität oder Bewegung etwas positives erwachsen kann.”
Die Vorstellung dauert ungefähr 75 Minuten.
Neben der Premiere am Freitag, dem 7. März 2014 um 19:00 Uhr gibt es nur vier weitere Aufführungstermine: Sa, den 8.3. 19:00 , So, den 9.3. 19:00 Uhr, Fr, den 14.3. 19:00 Uhr und am So, den 16.3. 19:00 Uhr.
Künstler Christian Psyk hatte die Idee zu dieser Ausstellung.
Im Leben eines Künstlers gibt es sicherlich einiges, das er (oder sie) im Laufe des Künstlerlebens in eine der unteren Schubladen gesteckt hat. Künstlerisch hat man sich vielleicht weiterentwickelt und statt Bleistiftzeichnungen stellt man großformatige Ölgemälde aus. Christian Psyk entschloss sich, auch aus Neugierde, seine Künstlerkolleginnen und -kollegen anzufragen, ob sie nicht Lust hätten unbekannte oder lange nicht gezeigte Werke zu präsentieren. Lust hatten Peter Clouth, Utta Hagen, Wladimir Kallistratow, Dina Nur, Karl E. Wiele und selbstverständlich Christian Psyk selber.
Unter dem Titel „long time no see“ zeigt die Galerie Dieter Fischer im Depot Dortmund vom 28. Februar bis zum 16. März 2014 Werke der genannten Künstler, die weitgehend aus den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts stammen. Als Kontrast dazu gibt es eine Gegenüberstellung mit aktuellen oder typischen Arbeit des jeweiligen Künstlers. Diese werden jedoch nicht als Kunstwerk gezeigt, sondern sind in einem weißumrahmten DIN A4 Format dokumentiert.
Der Reiz der Ausstellung ist die große Vielfalt. Zwar haben sich alle Künstler weiterentwickelt, doch manche Elemente scheinen immer wieder eine Rolle zu spielen. Bei der Künstlerin Utta Hagen ist es das Wasser. Ihr Bild „Eifelmaare“ aus dem Jahre 1989 beschäftigt sich ebenso mit dem nassen Element wie ihre neuesten Installationen. Auch Elemente der Zeichnungen von Peter Clouth aus dem Jahre 1984 finden sich in den neueren Werken wieder, auch wenn Clouth jetzt mehr in 3D arbeitet. „long time no see“ Werke von Peter Clouth, Utta Hagen, Wladimir Kallistratow, Dina Nur, Karl E. Wiele und Christian Psyk vom 28. Februar bis zum 16. März 2014
Galerie Dieter Fischer im Depot Dortmund Immermannstraße 29 44149 Dortmund Öffnungszeiten: donnerstags, 16 bis 20 Uhr und sonntags, 15 bis 18 Uhr.
Neuere Werke von Peter Clouth als Dokumentation in DIN A4.
Das WG-Buch von 1984 mit zeichnungen von Peter Clouth. Ausdrücklich kein Kunstwerk wie Clouth erklärt.
Mit dem 2. Konzert für junge (und jung gebliebene) Leute entführten die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz am 24. Februar 2014 ihr Publikum im Dortmunder Konzerthaus in die Welt der großen Filmmusiken aus Hollywood. Von „Gone with the Wind“ (Max Steiner) bis zu den „Pirates of the Carribean“ (Klaus Badelt). Für Feltz sind Komponisten wie Max Steiner oder Erich Wolfgang Korngold als Gründungsväter der orchestralen Filmmusik eine Herausforderung und gehören in das Repertoire jedes guten philharmonischen Orchesters. Deshalb ist für jedes Jahr ein „Hollywood-Hit“-Konzert geplant.
An diesem Abend standen stand die Musik von neun Hollywood-Filmen von 1940 bis heute im Mittelpunkt. Für humorvolle Überleitungen und Erklärungen zu den einzelnen Filmen sorgte als Moderator Schauspieler Wolfram Boelzle, zur Zeit auch im Bochumer Prinzregententheater als Kurfürst im „Prinz Friedrich von Homburg“ zu sehen. Auch wenn es ab und zu des Guten zuviel war, schließlich sind die meisten Besucher wegen der Musik gekommen.
Zu Beginn wurde das Publikum von der Dortmunder Philharmoniker mit der Musik von Max Steiner gefühlvoll in die Welt der des Südstaaten-Melodramas „Vom Winde verweht“ (Gone with the Wind) aus dem Jahr 1940 gezogen. Nach diesem sanften Einstieg wurde mit Bernhard Herrmanns Musik zu Alfred Hitchcocks „Psycho“ ein wenig gruselige Stimmung in den Konzertsaal gezaubert.
Danach wurde wieder das Genre gewechselt. Die Komödie „Pink Panther“ist einerseits durch den Spielfilm von Blake Edwards aus dem Jahr 1963 bekannt, in dem es um eine Gruppen von Juwelenräubern geht, aber auch dem jüngeren Publikum durch die Zeichentrickserie „Der rosarote Panther“ mit Paulchen Panther ein Begriff.
Henry Mancini komponierte die Musik für diesen Film ebenso wie für „Frühstück bei Tiffany“ (Breakfast at Tiffany’s) aus dem Jahr 1961. Bei der melancholischen-romantischen Musik von „Moon River“ aus diesem Film konnte das Publikum seinen Gedanken nachhängen und in Ruhe träumen.
Auch das Action-Genre durfte nicht fehlen. Mit einem Medley aus bekannten James-Bond-Melodien rockte Gabriel Feltz mit seinen Musikern das Konzerthaus.
John Williams hat bei seiner Filmmusik zu „Harry Potter“ sicherlich mal bei Richard Wagner hereingehört, denn die Potter-Suite hatte einige Anleihen beim großen Meister. Es ist erstaunlich (oder auch nicht), dass die Filmmusik zu den aktuellen Blockbustern sehr von der Romantik geprägt ist. Das hörte man besonders bei der Musik der Filme „Titanic“ von James Horner und „Lord of the Rings“ (Herr der Ringe) von Howard Shore.
Zum Schluss entführte uns Feltz noch in die Karibik zu den Piraten. Klaus Badelt imponierte das Publikum mit seiner Musik zu „Pirates of the Carribean“ (Piraten der Karibik) so sehr, dass es nochmal in der Zugabe gespielt wurde.
Unterstützend zur Musik wurden auch Lichteffekte verwandt, so beispielsweise bei „Psycho“ als das Orchester in kalten blau.weißem Licht getaucht wurde oder zum Schluss als „Kanonenschüsse“ per LED-Leuchten simuliert wurden.
Mit Spezial-Effekten und der zum großen Teil auch bei jungen Leuten populären Filmmusikauswahl ist es dem Generalmusikdirektor und der Dortmunder Philharmoniker nach dem geglückten Experiment mit Klassik und Elektro wieder gelungen, ein jüngeres Publikum ins Konzerthaus zu locken.
Zwei Vorträge, ein Konzert und ein Kurs für Pianisten: Am 01. und 02. März finden im Pianohaus van Bremen (Hansastr. 7-11) die „Tage der Klaviermusik“ statt.
Mit Carl Phillip Emanuel Bach beschäftigt sich der Vortrag von Michael Rische am 01. März um 16:30 Uhr. Dem Komponisten, der Impulse für das Zeitalter der Klassik gesetzt hat, wird auch musikalisch gehuldigt. Um 18 Uhr findet ein Kozert statt. Neben Rische spielt auch Rainer Maria Klaas. Zu hören wird sein C.P.E. Bach: Concerto für Piano solo C-Dur Wq. 112/1, Largo aus dem Concerto F-Dur für zwei Klaviere Wq.46 und . Concerto d-moll Wq.22 für Klavier und Orchester.
Am 02. März wird dem Ausbruch der Ersten Weltkrieges vor hundert Jahren gedacht. Unter dem Titel „1914 — Klaviermusik am Vorabend des großen Krieges“ werden in einem Vortrag um 14 Uhr auch viele Beispiele von Blanchet bis Prokofjew zu hören sein.
Wer sein Klavierspiel verbessern will, hat die Möglichkeit am Sonntag 02. März 2014, 10-13 und 15-18 Uhr am Dortmunder Klavierkurs teilzunehmen. Den Unterricht erteilt Rainer Maria Klaas, Konzertpianist und Dozent an der Robert-Schumann-Hochschule.
Wer an dem Kurs aktiv teilnehmen möchte, muss sich anmelden. (60,- Euro). Für Zuhörer an beiden Tagen freier Eintritt, vorherige Anmeldung erwünscht.
Szenen einer Annäherung aus dem Musiktheater „Çinka“ des Musikers Birol Topaloğlu.
In der neuen Reihe „Szene Istanbul“ am Schauspiel Dortmund präsentierte der Musiker Birol Topaloğlu am 23. Februar 2014 unter dem Titel „Çinka“ Musik und Tanz aus seiner Heimat, der Schwarzmeerküste. Die Kosmologie des lasischen Volkes stand im Mittelpunkt.
„Çinka“ ist eine Art weiblicher Berggeist, eine sagenumwobene Gestalt der Lasen, einem Volk an der türkischen Schwarzmeerküste,Sie bestimmt das den Kreislauf der Lebens und Vergehens. Topaloğlu führt uns in eine Zeit, bevor der Islam und das Christentum in dieser Region Fuß fasste. Mit seiner Musik und seinen Instrumenten, wie dem Tulum, einer Art Dudelsack, führt er die Zuhörer wie in einer Zeitmaschine um Jahrtausende zurück. Die Musik klingt einerseits fremd, roh und archaisch, dennoch auf eine merkwürdige Art vertraut. Haben unsere Vor-Vorfahren vor 2. 000 Jahren vielleicht ähnliche Musik gehört?
Doch Topaloğlu kam nicht allein, er brachte zwei Tänzer sowie einen Beleuchter mit. Die beiden Tänzer verkörperten nicht nur Çinka, die zu Beginn und Ende wie eine riesige Marionette erschien, sondern stellen auch zwei Menschen dar. Die zunächst wie zwei Schmetterlingslarven langsam aus ihren Larven krochen und sich langsam kennenlernten. Die Körbe spielten eine wichtige Rolle in dem Stück. So waren sie beispielsweise Fischerboote und verwandelten sich zum Ende hin zu Grabsteinen.
Im Mittelpunkt standen die beiden Menschen mit ihrer von Beginn bis zum Ende ihres Lebens. Die größte Zeit war durch Arbeit (Fischen, Dreschen des Korns) geprägt. Çinka steht am Anfang und am Ende.
Zur Atmosphäre trug der Beleuchter bei, der die dunkle Bühne mit seinem Scheinwerfer effektvoll in Szene setzte. Hinzu kam Bühnennebel, der zusammen mit dem Licht, dem Ganzen eine mythische Ebene hinzufügte.
Die Uraufführung des neuen Balletts von Xin Peng Wang „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Ödön von Horváth am 22. Februar 2014 im Opernhaus präsentierte das Kleinbürgertum als handelnde Protagonisten. Xin Peng Wang und seine Mitstreiter zauberten herrliche Bilder aus Wien auf die Bühne. Ob der Tod nun ein Wiener ist? Keine Ahnung, aber er kann sehr gut tanzen.
Keine Könige und Kaiser, kein Drama an einem Fürstenhof und weltpolitische Entscheidungen werden auch nicht gefällt. Die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Ödön von Horváth stellt die kleinen Leute in den Mittelpunkt. Sie leben irgendwo in den Vorstädten und erleben dort ihre Komödien, Tragödien und Dramen, von denen in der Regel niemand sonst Notiz nimmt. Von Horváth schreibt sie aus seiner Wiener Sicht, doch die Geschichten können auch in der Dortmunder Nordstadt oder in Scharnhorst passieren und vermutlich tun sie es sogar jeden Tag.
Zur Geschichte: Es gibt in Wien eine Legende, dass die Toten, die auf der Erde noch eine Rechnung offen haben, einmal im Jahr die Chance bekommen, etwas zu verändern. An dieser Aufgabe versuchen sich Marianne, Oskar, Alfred und Valerie.
Marianne und der biedere Oskar sind verlobt. Marianne trifft aber den Hallodri Alfred, der mit Valerie zusammen ist. Anton verlässt Valerie um mit Marianne zu leben, die ein Kind von ihm bekommen hat. Es dauert nicht lange, dann hat Alfred Marianne und das Kind satt und er kehrt zu Valerie zurück. Marianne ist allein, arbeitet aus Verzweiflung in einem Nachtclub. Auch die Kirche, an die sie sich in ihrer Verzweiflung wendet, gewährt ihr keine Absolution. Als Oskar schließlich erfährt, dass das Kind, das Marianne in eine Pflegefamilie gegeben hat, tot ist, nimmt er sie wieder auf.
Xin Peng Wang hat dieser Geschichte noch zwei wichtige Personen hinzugefügt. Zum einen den „Tod“ als handelnde Figur, der wie ein Dirigent oder ein Marionettenspieler die Toten unter seiner Kontrolle hat und zum anderen „das kleine Mädchen“, die einzige lebende Figur, denn alle anderen sind ja tot. Ob sie nun den Geist oder die Seele des ursprünglich verstorbenen Mädchens verkörpert, die Hoffnung oder das Gewissen, bleibt dem Zuschauer überlassen.
Das Corps de Ballet spielt in dem Stück mehrere Rollen. Erst beim zweiten oder dritten Blick erkennt man, dass die Tänzer wie Totenköpfe geschminkt sind. Sie verkörpern einerseits die Natur wie beispielsweise die Wellen der Donau oder die Büsche im Wind, andererseits spielen sie auch das „Volk“. Besonders beeindruckend ist die Szene in der Wiener Vorstadt, als alle weiblichen Mitglieder des Ensembles mit Kinderwagen auf die Bühne kamen. Hier kommt mir das Zitat von Heinrich Böll in den Kopf, der über das ähnliche Milieu in Köln geschrieben hat:
Kommen wir zu den Solisten: „Der Tod ist pünktlich, er kommt weder zu spät noch zu früh“, sagte Dramaturg Christian Baier bei der Premierenfeier. Hinzu kommt, dass er bei den „Geschichten aus dem Wiener Wald“ noch eine majestätische Bühnenpräsenz und Sprungkraft hat. Das alles verlieh ihm Mark Radjapov, der schon in Fantasia als Dr. Zaponetti glänzte.
Die Primaballerina Monica Fostecu-Uta tanzte die Marianne. Dabei deckte sie das ganze Gefühlsspektrum, was diese junge Frau durchleben muss ab. Erst forsch , als sie sich von Oskar trennt und sich für Alfred entscheidet flatterhaft wie ein Schmetterling.Später zeigt uns Fotescu-Uta eine verletzte, hoffnungslose, immer verzweifelter werdende Marianne, die von allen verlassen scheint.
In dem Stück spielen die Männer eher eine Nebenrolle. Oscar (Howard Quintero Lopez) als verlassener Verlobter, der Marianne am Ende doch wieder zurück nimmt. Dimitry Semionov tanzt einen von sich überzeugten Alfred, der immer wieder Glück bei den Frauen hat und dem auch Valerie letztendlich nicht widerstehen kann.
Valerie (getanzt von Emilie Nguyen) hat einen äußert komischen Auftritt, als sie in einem Liegestuhl dösend, von lästigen Mücken und Fliegen gestört wird.
Das kleine Mädchen wird getanzt von Stephanine Ricciardi. Sie ist die einzige lebende Figur in diesem Stück. Ihre berührendste Szene hat sie zusammen mit ihrer Mutter Marianne, die sie aber nicht berühren darf, denn der Tod ist immer dazwischen und achtet darauf, dass diese Linie zwischen den lebenden und den Toten nicht überschritten wird.
Trotz dieses Dramas gibt es einige Stellen, die zum Schmunzeln sind wie die erwähnte Badeszene mit den Mücken. So setzt das Corps de Ballet die Klänge der „Trisch-Tratsch-Polka“ von Johann Strauss das Tratschen herrlich tänzerisch um.
Ein großes Kompliment auch für wunderschönen Kostüme unter Leitung von Ute Werner, wie zum Beispieles die Badeanzüge im Stil des beginnenden 20. Jahrhunderts oder die Mönchskutten in der Szene in der Kirche. Die Beleuchtung wurde von Stefan Schmidt sehr geschickt eingesetzt. Besonders beeindruckend war etwa der einsam in einem Lichtstrahl stehende Kinderwagen. Die Mutter Marianne will von der dunklen rechten Seite zu ihrem Kind, wird aber von Alfred zurückgehalten.
Die Bühne war sparsam, aber effektvoll. Neben typischen Wiener Bildern wie dem Prater, wurden die Handlungsorte rudimentär und skizzenhaft im Hintergrund gezeigt. Beeindruckend waren die Skelette, die schon ziemlich am Anfang von der Decke schwebten und Marianne zum Tanzen animierten.
Kommen wir zur Musik. Sie wird live gespielt von den Dortmunder Philharmonikern. Bei der Premiere war Motonori Kobayashi auf dem Dirigentenpult. Neben Johann Strauß, der mit seinen Walzern und Polkas einen wesentlichen Teil der Musik „beisteuerte“, erklangen noch Werke von Alban Berg. Berg steht zwar im Spannungsfeld zwischen Neuromantik und Atonalität, doch zusammen mit den Werken von Strauss verbanden sie sich zu einer Art Gesamtmusik. Neben den gefälligen Melodien, erklangen auch sperrige. Wie im wirklichen Leben.
So war es nicht verwunderlich, dass am Ende des Abends die Besucher stehend alle Beteiligten feierten. Dortmund erlebte wieder einen großen Ballettabend.
Weitere Termine: So, 09. März 2014, Sa, 15. März 2014, Fr, 21. März 2014, Mi, 26. März 2014, Sa, 29. März 2014, Mi, 16. April 2014, Sa, 26. April 2014, Sa, 03. Mai 2014, Fr, 09. Mai 2014, So, 25. Mai 2014, Sa, 31. Mai 2014 und Sa, 14. Juni 2014. Infos und Karten unter www.theaterdo.de
Sanja Djurdjic präsentiert mediterrane Landschaftsbilder in der Artothek.
Seit dem 21. Februar zeigt die Artothek der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund Arbeiten der Künstlerin Sanja Djurdjic unter dem Titel „Les jardins du Sud – Die Gärten des Südens“. Die Künstlerin malt ihre Bilder in Acryl, Pastell und Aquarell. Die Ausstellung mit 22 Bildern ist noch bis zum 04. April 2014 zu sehen.
Die Motive der Bilder von Sanja Djurdjic stammen aus Frankreich, Kroatien, Spanien und Griechenland. „ich fühle mich zum Mediterranen hingezogen“, so die Künstlerin. Das Farbenfrohe, die Fröhlichkeit und die Leichtigkeit des Seins.“
Das spürt der Betrachter auch in den Bildern. Kräftige Farben dominieren, statt Details stehen Formen im Vordergrund. Expressionistisch eben. Eine Kunstrichtung, die Djurdjic nahekommt. „Das freie Malen ohne Perspektive, die Reduktion von Form und Farbe, der deutsche Expressionismus kommt meiner Malweise entgegen“, findet die Künstlerin. Vor allem August Macke hat es inspiriert.
Auch wenn Djurdjic viel gereist ist, ihre Bilder stammen aus ihrem Gedächtnis oder auch aus Zeitschriften. „Ich habe ein photografisches Gedächtnis“, so die Künstlerin. Ihre Motive speisen sich aus der Erinnerung und aus dem Gefühl, das sie beim Betrachten der Landschaft empfand.
Am 28. Februar 2014 hat das Stück „First Person Shooter“ von Paul Jenkins deutschsprachige Erstaufführung im Kinder- und Jugendtheater. Hier geht um Fragen wie: Gibt es Schnittstellen von Shooterspielen und Drohnenkrieg und kann man noch virtuelle und reale Welt unterscheiden? Empfehlenswert ist das Stück ab 14 Jahren.
In der Geschichte geht es um Adrian, kurz Ade genannt, der gerne stundenlang in seine virtuelle Spielewelt der Ego Shooter abtaucht. Seine ratlose Mutter Maggie bittet ihren Arbeitskollegen Tom um Rat. Maggie arbeitet als Managerin in einem Unternehmens, die ein Wärmesensor-Steuersystem für den Bahnverkehr entwickelt hat. Doch auch das Militär hat Interesse an diesem System.
Eine neue Erfahrung für die Regisseurin Johanna Weißert. Sie hat sich zusammen mit ihrem Sohn mit dieser Art von Spielen auseinandergesetzt. Letztendlich geht es ihr aber nicht um eine eindeutige Botschaft zu vermitteln wie „Ego Shooter sind böse“ oder „Ego Shooter sind harmlos“. „Dieses Stück soll vor allem zur Diskussion anregen“, so Weißert.
Im Stück wird der sogenannte Tunnelblick thematisiert, den Spieler bekommen, wenn sie hochkonzentriert das Spielgeschehen verfolgen. Auf der Bühne des KJT wird er Realität: Ade wird in einer Szene buchstäblich in diesen Tunnel gesogen und seine Mutter versucht, ihn zu befreien. „Diesen Tunnelblick gibt es natürlich auch bei Leuten, die hochkonzentriert arbeiten“, erklärte die Regisseurin, die noch verriet, dass sehr viele Videos zu sehen sind.
Für die Premiere am 22. Februar gibt es noch Restkarten, weitere Termine: 02. März sowie 01. bis 06. März.
Blick in die Ausstellung „Schulhöfe“ von Cornelia Wimmer in der VHS.
So unterschiedlich die Dortmunder Schulen sind, eines scheint immer zu einem Schulhof dazu zugehören: die Tischtennisplatte. Die Fotografin Cornelia Wimmer zeigt im Forum der Volkshochschule vom 26. Februar bis zum 11. April ausgewählte Fotografien in der Ausstellung „Schulhöfe“.
Es gibt rund 160 Schulen in Dortmund. Manche haben die Zeiten überdauert, viele sind Bauten der 60iger und 70iger Jahre, aber alle haben einen Schulhof. „Der Schulhof ist eine vernachlässigte Architekturform“, so Wimmer. Der Schulhof muss verschiedene Voraussetzungen bieten: Die Lehrer, die Aufsicht führen, müssen alles sofort einsehen können und er soll den Schülern Bewegungsmöglichkeiten bieten.
Die Realität, die Wimmer zeigt, besteht oft aus Beton oder Asphalt. „Mit den Schulhöfen präsentiert sich auch die Schule“, meinte Wimmer. Wer einen ungepflegten Schulhof sieht, der möchte seine Kinder ungern auf diese Schule schicken.
Einige Bilder zeigen auch die Hilflosigkeit, trotz Einsparungen, den Schulhof dennoch etwas lebendiger zu gestalten. Dann werden Mittel, die vielleicht der Elternbeirat oder die entsprechende Bezirksvertretung genehmigt hat, in ein paar Farbtupfer gesteckt.
Rezensionen und Berichte über Dortmunder Kunst und Kultur
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