1. Philharmonische Konzert – Musik aus der neuen Welt
Mit einem Konzert, dessen Schwerpunkt auf „New York“ lag,
begannen die Dortmunder Philharmoniker ihre Spielzeit. Samuel Barber,
Bernd Franke, Leonard Bernstein und Antonín Dvořak
hießen die Komponisten in dem abwechslungsreichen Programm. Gespielt
wurde am 01. und 02. Oktober im Konzerthaus.
Das
„Adagio
for Strings“ wurde 2004
von Hörern der BBC zum „traurigsten klassischen Stück“ gewählt.
Darüber kann man geteilter Meinung sein. Vor allem, nach welchen
Maßstäben misst man das? Jedenfalls wurde es auf Beerdigungen
verschiedener berühmter Persönlichkeiten gespielt und zum Gedenken
an die Opfer der Terroranschläge von 2001. Selbstverständlich
untermalte es besonders traurige Filmsequenzen. Der Nachteil war,
dass Samuel Barber (1910-1981)
auf das eine Stück
reduziert wurde. In der Popmusik würde man von einem
„One-Hit-Wonder“ sprechen, was dem Komponisten aber nicht gerecht
würde.
Der
Schlüssel zur emotionalen Wirkung des Adagios liegt in seiner
harmonischen Spannung. Die brachten die Dortmunder Philharmoniker,
unter der Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz gut zu
Gehör.
Danach
wurde es modern. Bernd Franke (*1959) ist zwar kein Amerikaner, doch
sein Stück „open doors“ für Bandoneon und Orchester wurde von
New York inspiriert. Genauer gesagt von der dortigen U-Bahn. So waren
zunächst Audioaufnahmen von einfahrenden Zügen von der Empore
abgespielt und dann ging die Fahrt los.  Musikalische Einsprengsel,
in der Pop-Musik würde man Loops dazu sagen, unterstützen den
Dialog zwischen Bandoneon, gespielt von Per Arne Glorvigen, und dem
Orchester.  Das Bandoneon hat wie das Akkordeon den Ruf als reines
Tangoinstrument zu dienen. Glorvigen zeigte in der Komposition, dass
das Instrument zu weiteren Klangfarben fähig sein kann. So spielte
er in einer Zugabe zusammen mit der Cellistin Franziska Batzdorf das
Prélude aus der Cello Suite Nr. 1 von Bach. Aber als
Bandoneonspieler kann man wohl nicht anders, als zweite Zugabe
erklang ein Tango.
Wenn nach einem amerikanischen Komponisten gefragt wird, wird vermutlich nach Gershwin Leonard Bernstein genannt. Aus seinem ersten Musical „On the Town“ wurden drei kleine Stücke gespielt, die das nervöse Stadtleben New York musikalisch untermalten. Wie bei Franke spielt die U-bahn eine wichtige Rolle. Die drei Stücke sind sehr unterschiedlich, vor allem das zweite „Lonely Town“ ist ein langsamer, träumerische Pas de deux, das zärtlich vom Orchester interpretiert wurde.
Nach
der Pause war Antonín Dvořak
an der Reihe: Seine 9. Sinfonie ist eine der am häufigsten
gespielten Sinfonien und wer diese Melodien schon einmal gehört hat,
der weiß, warum.  Dvořak
wollte einer Art „amerikanischen Musik“ den Weg weisen und
versuchte, die Musik der negro spirituals und der Indianer in seine
Sinfonie aufzunehmen. Ob ihm das gelungen ist, ist nicht so sicher,
wahrscheinlich steckt auch viel Böhmisches in dem Werk, aber es ist
ihm gelungen, seine Empfindungen der „neuen Welt“ in Musik
umzusetzen. Und manchmal malt Dvořak
auf dem Notenblatt monumentale Landschaftsbilder, die sicher spätere
Filmkomponisten inspiriert haben. Berühmt geworden ist das
Dreiklangs-Hornthema. Es erscheint als Leitmotiv in allen vier
Sätzen. Egal, ob böhmisch oder amerikanisch: Die gesamte Sinfonie
ist ein gelungenes Meisterwerk, das von den Dortmunder Philharmoniker
mit großen Engagement dargebracht wurde.