Zwischen Realität und Phantasie

Zeichnerische Ode an einen Briefträger von Horst Jenssen. "Heinzi", 1988, Farbradierung, 60,5x60 cm, 35/100.
Zeichnerische Ode an einen Briefträger von Horst Jenssen. „Heinzi“, 1988, Farbradierung, 60,5×60 cm, 35/100.

15 Jahre Art-Isotope in der Wilhelmstraße. Für dieses kleine Jubiläum präsentiert Galeriebesitzer Axel Schöber bis zum 25. Oktober 2015 eine besondere Ausstellung mit Werken von Horst Janssen unter dem Titel „Die Lust des Augenblicks“. Aus dessen umfangreichen Werk des vor 20 Jahren gestorbenen Künstlers fokussiert sich Schöber auf die Portraits und zeigt überwiegend Radierungen und Zeichnungen.

Horst Janssen (1929-1995) gehört mit Sicherheit zu den bedeutendsten Grafikern und Zeichnern der Nachkriegszeit. Er beginnt nach dem Zweiten Weltkrieg als Illustrator und entwickelte ab den 60er Jahren seinen eigenen Stil. Obwohl in der Nachkriegszeit die abstrakte Kunst sehr im Fokus stand, hat sich Janssen zeitlebens auf die Figürlichkeit konzentriert.

Janssen machte aus seinen Drucken, die meist in einer Auflage von 100 erschienen, manchmal auch Unikate, indem er sie per Hand kolorierte. So kann es passieren, dass zwei Werke von ihm komplett anders aussehen, obwohl sie zur gleichen Serie gehören.

Sind seine früheren Arbeiten noch vom Expressionismus geprägt, steht der Hauptteil seiner Arbeiten zwischen der Neuen Sachlichkeit und dem Phantastischen Realismus. Janssen zeichnete oft sich selbst, hatte aber bei seiner Motivwahl keine Wertigkeit, was zu zeichnen würdig ist. Von seinem Briefträger Heinzi bis zu einem bemoosten Stein reicht das Spektrum. Dazu scheint Janssen sehr impulsiv gewesen zu sein. „Er hat den Augenblick sehr gelebt und hatte eine Spontanität im Gefühlsausdruck“, charakterisiert Schöber den Künstler.

In den 80er Jahren wendet sich Janssen auch der Landschaft als Motiv zu. Auch hiervon sind einige Beispiele („Kartoffelfeuer“) in der Ausstellung zu sehen.

Zu der Ausstellung gibt es auch Lesestoff über Horst Janssen zu kaufen sowie ein Momory-Spiel „Face to face“ mit verschiedenen Portraits. Das Memory-Spiel kostet 25 €. Währen der Museumsnacht werden Ausschnitte des Films „Janssen:Ego“ von Peter Voss-Andreae gezeigt.

70 Ausstellung hat Axel Schöber in seiner Galerie in den vergangenen 15 Jahren bereits gezeigt. „Qualität und Einzigartigkeit sind mir wichtig“, so Schöber über seine Auswahlkriterien. Im Fokus stehen Künstler, die bereits seit einiger Zeit auf dem Kunstmarkt etabliert sind, so dass plötzliche Sprünge in der Karriere eher selten ist. „Der Kunstmarkt ist ein langfristiges Projekt“, erklärt Schöber, der neben seiner Galerie auch auf Kunstmessen aktiv ist.

Zu den Höhepunkten zählt der Galeriebesitzer daher keine Einzelausstellung, sondern die Gemeinschaftsausstellungen wie „ART Spanner“. Hier mussten verschiedene Künstlerinnen und Künstler mit einem bestimmten Objekt ein Kunstwerk schaffen. Die Ergebnisse waren in ihrer Vielfalt überraschend.

Horst Janssen
„Die Lust des Augenblicks“
noch bis zum 25. Oktober 2015

Art isotope
Axel Schöber
Wilhelmstr. 38

Öffnungszeiten:Sonntag, Montag, Dienstag, Freitag von 14:30 Uhr bis 19:30 Uhr
www.art-isotope.de

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