Zickenkrieg im Dschungel

Eine außergewöhnliche Spielbar präsentierten uns Bettina Lieder und Julia Schubert am 19. Juni 2015 im Institut. Die szenische Lesung des Stückes von Wolfram Lotz „In Ewigkeit Ameisen“ wurde gekrönt durch einen amüsanten Zickenkrieg der beiden Schauspielerinnen. Ein Erlebnis!

Zur Geschichte des Stückes „In Ewigkeit Ameisen“: Der Atomkrieg hat begonnen, die Menschheit hat nur noch einen Tag, aber das wichtigste für den Ameisenforscher Professor Schneling-Göbelitz ist es, die blaue Ameise zu entdecken, um unsterblich zu werden. Begleitet wird er von seinem Assistenten Müller.

Lieder und Schubert spielen nicht nur die beiden tragikomischen Figuren mit besonderer Leidenschaft, sondern mischen in den Text auch kleine Kämpfe zwischen Schauspielern, die vermutlich auf jeder Bühne der Welt stattfinden. Die erfolgreichere Schauspielerin, die die Hauptrolle spielt, versucht sofort klarzustellen, wer Herrin auf der Bühne ist. Entweder ist die Nebenfigur nicht naturalistisch genug gespielt oder eben zu naturalistisch, ganz nach Belieben. Ein wenig denkt man an die Wutausbrüche eines Klaus Kinski.

Die beiden Figuren Müller und Schneling-Göbelitz sind in ihrer Absurdität wunderbar gezeichnet. Müller, der bis zur Selbstaufgabe und darüber hinaus seinem Professor zu Diensten ist und Schneling-Göbelitz, ein Forscher „alten Schlages“, der für die Eingeborenen nur Verachtung übrig hat, ist ganz in seinem Wahn verfallen, als Entdecker unsterblich zu werden. Auch wenn die Menschheit kurz danach aussterben wird.

Mehrere kleine Auftritte haben per Video die beliebten Figuren Purl und Lum aus Becketts Stück „Endspiel“. Sie kommentieren als Radioreporter den Weltuntergang. Sehr gut gelungen war auch der absurde Gag mit der Telefonzelle im Dschungel mit einem Riesenhörer. Selbstredend hatte Müller dank Schneling-Göbelitz kein Kleingeld mehr, um seine Frau zu Hause anzurufen.

„In Ewigkeit Ameisen“, der Titel bezieht sich sicher nicht zufällig auf das Ende des Vaterunsers „In Ewigkeit Amen“, wurde dank Lieder und Schubert zu einem unterhaltsamen Trip in die Abgründe menschlichen Daseins.

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