Wer weiterliest, wird erschossen

Am 30. Mai 1933 verbrannten Nationalsozialisten auf dem Dortmunder Hansaplatz die Bücher zahlreicher Schriftsteller. Auf Initiative der Bundestagsabgeordneten Marco Bülow (SPD) und Markus Kurth (Bündnis 90/Die Grünen) lasen Uwe Rohbeck und Andreas Beck, Mitglieder des Dortmunder Schauspiel-Ensembles, Texte der einst verbotenen Autoren, begleitet von den anderen Abgeordneten des Bundestags aus Dortmund:

Bersonders erfreulich: Es waren Vertreter unterschiedlicher Parteien anwesend. Neben Bülow und Kurth nahmen Torsten Sommer (Piraten/MdL), Ulla Jelpke (Die Linke/MdB) und Steffen Kanitz (CDU/MdB) teil. Thorsten Hoffmann (CDU/MdB) war verhindert, ließ aber eine Botschaft verlesen.

„Die Bücherverbrennung der Nazis symbolisiert Unmenschlichkeit und die Angst vor Freiheit und dem freien Wort. Auch heute sähen Rechtsextremisten wieder Hass gegen engagierte Journalisten und Politiker – dagegen möchte ich ein Zeichen setzen“, so MdB Marco Bülow (SPD), der sich den Worten von Markus Kurth (MdB von Bündnis 90/Die Grünen) anschließt: „Rassismus und menschenfeindliche politische Dummheit scheinen nie auszusterben. Daher gilt es, sich für all jene zu engagieren, die mit Geist und Scharfsinn, mit der Macht des Worts der Dummheit entgegentreten.“

Gelesen wurden „Castellio gegen Calvin oder Ein Gewissen gegen die Gewalt“ von Stefan Zweig. Von Rosa Luxemburg wurden einige Briefe vorgelesen, die sie im Gefängnis schrieb. Überraschenderweise gehörten auch ausländische Schriftsteller zu den Autoren, deren Bücher verbrannt wurden. So auch Jack London, der eigentlich eher als Schreiber von Abenteuerromanen bekannt ist. Aber „Die eiserne Ferse“ kam 1933 auf den Scheiterhaufen. Auch Kinderbücher waren den Nazis suspekt. „Pünktchen und Anton“ von Erich Kästner wurde ebenfalls verbrannt.

Keine Gnade bei den Nazis fand eine Abrechnung mit dem Ersten Weltkrieg: „Im Westen nichts neues“ von Erich Maria Remarque. Dass man sich über blinde Obrigkeitshörigkeit nicht lustig machen durfte, wurde Heinrich Manns „Der Untertan“ zum Verhängnis.

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