Wenn Kleider Leute machen

Herline Koelbl vor der Schornsteinfegerin (links privat / rechts offiziell).
Herline Koelbl vor der Schornsteinfegerin (links privat / rechts offiziell).

Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund zeigt vom 30. November 2013 bis zum 2. März 2014 die Ausstellung „Kleider machen Leute“ der konzeptionell arbeitende Fotokünstlerin Herlinde Koelbl. Diese Schau entstand in langjähriger Arbeit im In-und Ausland zwischen 2008 und 2012.

Gezeigt werden die Körper 70 verschiedener Menschen aus verschiedensten Berufsgruppen in Doppelporträts. Auf der rechten Seite sehen wir den General, Bischof, den Feuerwehrmann, die Krankenschwester, die Richterin in Karlsruhe, die japanische Geisha, der Kellner, den Koch, die Schornsteinfegerin, den Pagen und viele mehr in ihren Standesuniformen und Funktionen. Dagegen sind sie auf der linken Seite in der Kleidung abgelichtet, die sie sonst zuhause ganz privat tragen. Neben den großformatigen Fotografien sind kurze Interviews mit den Personen als Text zu lesen.

 

„Die Idee für diese Ausstellung kam mir bei einem Urlaub im ehemaligen Jugoslawien. Die Kellnerin, vorher in ihrer schwarzen Uniform mit weißer Schürze kam mir kurze Zeit spät in einer bunten Kittelschürze ohne Ärmel entgegen. Ich hätte sie fast nicht wiedererkannt und hatte eine ganz andere Wahrnehmung von ihr“, erklärte Koelbl. Sie fügte hinzu: „Ich wollte die Personen nicht in ihrem Umfeld fotografieren, denn der Mensch sollte im Mittelpunkt stehen. Deshalb habe ich einen grauen oder weißen Hintergrund gewählt. Es war mir wichtig, die Wandlung der unterschiedlichen Menschen in ihrer Funktion und als Privatpersonen zu zeigen. Außerdem sollten sie nicht in keiner Freizeitkleidung, sondern in ihrer ganz privaten Wohlfüllbekleidung fotografiert werden.“

 

Es zeigte sich, dass die fotografierten Personen tatsächlich eine andere Haltung in ihrer Standeskleidung einnahmen als in ihrer privaten Kleidung. Das gestiegene Selbstbewusstsein ist ihnen in ihrer Uniform anzusehen. „Es ist, als ob sie einen Schalter umlegen, wenn sie ihre private Kleidung anziehen“, so Koelbl.

 

So trägt zum Beispiel eine Person die einen Beruf ausübt, bei der sie eine beengende Uniform tragen muss gerne zu hause eine legere Kleidung. Uniformen repräsentieren aber weit mehr. So steckt zum Beispiel in der selbstbewussten Haltung und dem Auftreten des Piloten der Lufthansa das Wissen um die enorme Verantwortung.

 

„ In meiner Standes-Uniform werde ich ganz anders wahrgenommen und trete aus der Masse als Individuum heraus“, so sagt es zum Beispiel eine fotografierte Geisha aus Japan in ihrem Interview.

 

„Wir müssen die ganze Sache aber beidseitig betrachten. Der Betrachter der Fotografien kommt auch schon mit einer bestimmten Einstellung zu den verschiedenen Berufsgruppen in die Ausstellung.Wir verhalten uns ja auch unterschiedlich, wenn uns der Arzt in seinem weißen Kittel oder als Privatmensch begegnet“, erläuterte Koelbl.

 

So können „Berufsuniformen“ einerseits das Selbstbewusstsein stärken, lenken aber auch die Aufmerksamkeit auf die Person und erwecken einen ganz bestimmten, mit der Uniform verbundenen Erwartungsdruck.

 

Begleitend zur Ausstellung finden an jedem Sonntag von 11.30 bis 12.15 Uhr öffentliche Führungen statt. Die Teilnahme kostet zwei Euro. Gruppenführungen können unter (0231) 50-26028 gebucht werden.

 

Ein Tipp besonders für Kinder ab sechs Jahren ist der Workshop „Wer bin ich“, für Jugendliche ab zwölf Jahren der Workshop „Pimpen, Posen, Posten“. Die Teilnehmenden besuchen zunächst die Ausstellung und werden anschließend unter der Anleitung des Fotografen Hannes Woidich selbst aktiv. Die Workshops beginnen am 8. Januar 2014. Anmeldung und weitere Information unter Telefon (0231) 50-26028 und in Internet unter info.mkk@stadtdo.de.

 

Der 232 Seiten starke, mit 186 Farbabbildungen versehene Katalog „Kleider machen Leute“ erschien im Hatje Cantz Verlag, Ostfildern. Er ist im Museum für Kunst und Kulturgeschichte und im Buchhandel für 39,90 Euro erhältlich.

 

Der Eintritt in die Schau kostet sechs Euro, ermäßigt drei Euro. Das Kombiticket, das auch den Besuch der Dauerausstellung und der Weihnachtsausstellung im Studio ermöglicht, kostet acht Euro, ermäßigt vier Euro. Bis 18 Jahre ist der Eintritt frei.

Öffnungszeiten des Museums für Kunst und Kulturgeschichte, Hansastraße 3, Dortmund: Dienstag, Mittwoch, Freitag und Sonntag von 10 bis 17 Uhr, Donnerstag von 10 bis 20 Uhr, Samstag von 12 bis 17 Uhr.

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