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Alice im Wunderland – Ein fast psychodelisches Weihnachtsmärchen

Am 11. November feierte das KJT Weihnachtsmärchen 2023 von Andreas Gruhn seine Premiere … und der „Märchenonkel“, der fantastische Geschichten auf die Bühne bringt, hat wohl wieder einen Weihnachtshit gelandet. Das Publikum war begeistert und spielte geradezu mit, denn bei Fragen auf der Bühne/im Stück, wo man denn nun müsse, kam die Antwort prompt von den jungen Zuschauern.

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La Belle et la Bête – Das Weihnachtsmärchen

Die Schöne und das Biest

Fast jeder kennt die DISNEY Zeichentrick Version mit den „lieblichen“ klischeehaften Figuren. Kaum jemand jenseits der Grenzen Frankreichs aber das Original. Und wer kennt die fantastische Verfilmung mit Jean Marais als Prinz/Biest?

Die erste Veröffentlichung war eine Aufbereitung der Französin Gabrielle-Suzanne de Villeneuve, die 1740 im „La jeune américaine, et les contes marins“ erschien. Diese griff wiederum auf Motive zurück, die sich in den Märchensammlungen von Giovanni Francesco Straparola finden (König Schwein in Ergötzliche Nächte, 1550–1555).

Der Vater von Belle (Rainer Kleinespel), Max Ranft als „Bête“ und  Ann-Kathrin Hinz als „Belle“. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Der Vater von Belle (Rainer Kleinespel), Max Ranft als „Bête“ und Ann-Kathrin Hinz als „Belle“. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Das KJT hat wieder zu Weihnachten einen Klassiker der für seine jungen und jung gebliebenen Zuschauer auf die Bühne gestellt, der nicht in stereotypen Rollenbildern und Klischees kleben bleibt. So wie 2019 mit Cinderella. Ich denke, unser Direktor des KJT, Andreas Gruhn, kann gar nicht in Stereotypen denken oder / und inszenieren.

Dieses Dortmunder KJT Weihnachtsmärchen handelt von einem mächtigen und bösen Fluch über jemanden der kaltherzig und nur auf den Schein bedacht war. Der Prinz verwandelte sich ein Biest, mehr Raubtier als Mensch. Sein Fluch aber könnte aufgelöst werden, wenn sich ein Mädchen in ihn, das hässliche Biest, verlieben würde. Also wartete das Biest fortan auf das eine Mädchen … Normalerweise warten ja die Mädchen auf den Prinzen, der sie „wegheiratet“ …

Belle, natürlich schön, kommt in das Schloss des Biestes, als Geisel für den liebenswürdigen, aber grantelnden Vater, der sich einer Rose des Biestes bemächtigte und ungefragt von den aufgetischten Speisen aß … Belle ist natürlich und unprätentiös, verdeutlicht durch den Wechsel von eleganten Schuhen, zu für ihre Interessen förderlicheren, Gummistiefel symbolisiert. Ann-Kathrin Hinz gelingt die Belle mit Bravour. So wie Bianka Lammert hinreißend die unglückselige oder unzufriedene Gundula darstellt.

Andreas Ksienzyk und Bettina Zobel, als Conférencier und Assistentin sind zum einen die Erzähler und geradezu „Antreiber“ des Spieles und doch auch ein eigenes Schauspiel im Schauspiel, mit ihren Kabalen und Zänkereien.

Das Biest, Max Ranft, stöhnt und röhrt sich nach Liebe sehend durch das Stück und robbt sich gleichsam, seinen Charme ausspielend an Belle heran, die seinem Werben zu erliegen scheint … Man hofft es, doch Belle lässt sich nicht so leicht erobern. Dazu ist sie zu selbstbewusst und sich ihrer sicher, dass sie nicht gleich jedem Hornochsen auf den Leim ginge. Nur „ihr Gefängnis“ wird ihr vom Biest verschönt, erleichtert. Seine Sehnsucht nach Erlösung vom Fluch lässt das Biest, wie ein Teenager fragen, ob Belle denn nun was für ihn empfände … Es wirkte wie die fürchterlichen Zettel auf denen die Frage „Willst Du mit mir gehen? Ja / Nein / Vielleicht“ standen …

Sie kehrt, mit dem Versprechen der Rückkehr, aus Sorge um den erkrankten Vater, nach Hause zurück. Gundula, ganz „liebreizend“ und eigennützig, schafft es, dass Belle nicht ins Schloss zurückkehrt … vorerst … Der Vater ist schnell wieder genesen. Und so bricht aber doch die Erinnerung an das nicht so schreckliche Biest wieder in Belle hervor …

Ganz wie im Film mit Jean Marais, wird das Biest, bei ihrer Rückkehr geradezu siechend, mit einem Knall, nach ihrer Liebeserklärung wieder der schöne, nun geläuterte Prinz Phillip, Thomas Ehrlichmann.

Das Schöne an der französischen Version des Märchens ist die Tatsache, dass hier der Mann, das Biest, auf die Erwählung durch die Frau/das Mädchen warten und hoffen muss, um in die Zweisamkeit zu segeln. Die DISNEY Version hingegen ist versteift im Klischee der prüden 50er der USA, wo die unemanzipierte Frau als Kreischobjekt auf der Leinwand zu agieren hat/hatte … Es gibt mittlerweile emanzipiertere Frauen, auch in DISNEY Verquälungen oder Hollywoodinszenierungen. Das alte französische Märchen ist nicht erst durch die Inszenierung des KJT modern. Es war immer schon modern. Moderner als es die Zeit seiner ersten gedruckten Publizierung gestattete … Wobei damals schon sehr emanzipierte Frauen in Frankreich unterwegs waren, die eigene Salons führten, in denen sich Voltaire und andere Geistesgrößen trafen und diskutierten. So waren es auch die Frauen von Paris, die die Französische Revolution von 1789 auslösten.

Das Ensemble:

Der Mann in Pink, der Conférencier – Andreas Ksienzyk

Cécile, seine französische Assistentin – Bettina Zobel

Belle, die Heldin – Ann-Kathrin Hinz

Gundula, ihre unglückseelige Schwester – Bianka Lammert

Vater, ihr noch unglückseeligerer Vater – Rainer Kleinespel

Biest, eine traurige, angsteinflößende Kreatur – Max Ranft

Phillip, ein schöner Prinz – Thomas Ehrlichmann

Mutter, ein Geist – Bianka Lammert

Regie – Andreas Gruhn

Ausstattung Oliver Kostecka

Dramaturgie – Milena Noëmie Kowalski und Lioba Sombetzki

Musik – Michael Kessler

Video – Peter Kirschke

Regieassistenz – Alina Baranoswki

Inspizienz – Peter Kirschke

Theatervermittlung – Erika Schmidt-Sulaimon und Linda Thaller

Licht – Markus Fuchs

Bühnenbildassistenz – Janina Hudde

Kostümbildassistenz – Nicola Gördes

Weihnachtsmärchen um Ausgrenzung und Willkür im Schauspiel Dortmund

Andreas Gruhn (Direktor des Kinder und Jugendtheaters Dortmund) hat es auch in diesem Jahr wieder geschafft, mit „Zwerg Nase“ (Wilhelm Hauff) zusammen mit seinem gesamten Ensemble-Team (KJT) plus sechs Statisten (Jugendclub KJT) ein auch visuell opulentes Weihnachtsmärchen für die Familie mit Kindern ab sechs Jahren auf die Bühne des Dortmunder Schauspiels zu bringen.

Die Hauptperson Jakob, muss schon in jungen Jahren seiner Mutter auf dem Markt am Gemüse-Obst-Stand als „Kundenlockvogel“ dienen. Sein Vater verdient als Flickschuster nicht viel Geld.

Als er sich um eine über die Ware nörgelnde alte, hässliche Kräuterhexe mit dürrem Hals und langer Nase aus Verärgerung verspottet, lockt sie ihn zu sich nach Haus und verzaubert ihn mit einem besonderen Kraut. Der wohlgestaltete Junge wird zu einem halslosen Zwerg mit langer Nase. Sieben Jahre muss er dort leben und mit Hilfe der im Haus der Hexe dienenden Eichhörnchen und Meerschweinchen kochen lernen. Mit Hilfe eines Eichhörnchen gelingt ihm die Flucht nach Hause. Dort erkennen ihn seine Eltern und die Bewohner der Heimatstadt nicht mehr und machen sich über ihn lustig. Es gelingt ihm, eine Anstellung als Koch beim Herzog zu bekommen, der sehr zufrieden mit ihm ist. Brenzlich wird es, als er ein ganz besonderes Gericht, die „Pastete Souzeraine“ für den anspruchsvollen Gast, einem anderen Fürsten, servieren soll.

Der ist in Konkurrenz mit dem Herzog. Mit Hilfe der „sprechenden Gans“ Mimi, der Tochter eines Zauberers, findet Jakob am Ende da Kraut „Niesmitlust“ und flieht wieder als der ursprüngliche Jakob verwandelt mit der auch vom Zauber befreiten Mimi…

Die Bühne wurde mit Hilfe einer Drehbühne multifunktional für die jeweils verschiedenen Orte der Handlung genutzt. Fließende Videoprojektionen einer mittelalterlichen Stadt und andere Gegenden und Orte sorgten für eine lebendige Atmosphäre, die durch die Musik- und Geräuscheinspielungen von Oliver Kessler begleitet wurden.

Ein großes Kompliment für die Ausstattung von Oliver Kostecka und für die wunderschönen fantasievollen Kostüme (beispielsweise für die hohen Herren aus der Zeit des Rokoko) und (Tier)-Masken.

Streit um die richtige Zutat: (v.l.n.r.) Fürst (Rainer Kleinespel), Zwerg Nase (Johanna Weißert) und herzog (Andreas Ksienzyk). (Foto: © Birgit Hupfeld)
Streit um die richtige Zutat: (v.l.n.r.) Fürst (Rainer Kleinespel), Zwerg Nase (Johanna Weißert) und herzog (Andreas Ksienzyk). (Foto: © Birgit Hupfeld)

Das Märchen ist als Märchen im Märchen konzipiert und wurde stimmungsvoll von einem Erzähler im Orient in arabischer Sprache begleitet. Schließlich ist das Märchen eine Rahmenerzählung aus „Der Scheik von Alessandria und seine Sklaven“. Die deutsche Übersetzung konnte an beiden Seiten verfolgt werden.

Das beteiligten Schauspieler*innen des KJT-Ensemble mussten teilweise in mehrere Rollen schlüpfen, was sie mit viel Einsatz, Spielfreude und überzeugend taten. Besonders witzig und eindrucksvoll war zu hören und sehen, wie sich Fürst (Rainer Kleinespel) und Herzog (Andreas Ksienzyk) immer mehr in „Rage“ streiten. Auch Jan Westphal als schusselige Wache sorgte für viele Lacher bei den großen und kleinen Besuchern. Die lustigen Choreografien (Catharina Gadelha) der „Tiere“ sorgte für Heiterkeit. Da ein Theater nicht wie im Film mit CGI-Effekten um sich werfen kann, hatte sich Andreas Gruhn einen Kniff ausgedacht. Den „echten“ Jakob spielte Thorsten Schmidt, während der verzauberte Jakob, also Zwerg Nase, von Johanna Weißert dargestellt wurde.

Es war eine eindrucksvolle und für das Auge ansprechende Weihnachtmärchen-Inszenierung zum Nachdenken.

Das Thema Ausgrenzung derjenigen, die „anders“ sind, ist leider immer noch ein aktuelles. Eine weitere Ebene ist aber die von Hauff „märchenhaft“ dargestellte Willkürherrschaft der Herzöge und Fürsten im zersplitterten Deutschland des revolutionär brodelnden Vormärz im 19. Jahrhundert.

Es lohnt sich eventuell doch, hinter die Fassade des ungewöhnlichen, uns befremdlichem „Anderen“ zu blicken und sich Herrscher-Willkür mit Freunden entgegen zu stellen.

Informationen zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/ 50-27222

Zwerg Nase als Weihnachtsmärchen im Schauspielhaus Dortmund

Es schon eine gute Tradition, dass Andreas Gruhn (Direktor des Kinder und Jugendtheaters Dortmund) mit seinem gesamten KJT-Ensemble im Schauspiel Dortmund ein Weihnachtsmärchen für die ganze Familie inszeniert. In diesem Jahr steht das Märchen „Zwerg Nase“ von Wilhelm Hauff (1802 – 1827) auf dem Programm.

Es ist schon schwierig, nach so vielen Jahren immer noch ein neues Märchen für die Aufführungen im Schauspielhaus auszusuchen. An Hauffs Märchen interessiert Gruhn vor allem das brandaktuelle Thema der Ausgrenzung von „andersartigen“ Menschen sowie die starken Figuren.

Beim Gespräch mit Ars tremonia erklärte der Leiter des KJT, dass die damalige orientalische Gesellschaft (zur Zeit der Märchen von Wilhelm Hauff) eine offene, sinnliche Gesellschaft und reich an Farben und Formen war. Verschiedenste Religionen und Weltanschauungen lebten relativ friedlich zusammen. Außerdem ist Hauff von der revolutionären Aufbruch Stimmung im Vormärz 1848 in Deutschland beeinflusst, wo die Menschen in einem in viele Herzogtümer zersplitterten Gebiet lebten und vom König oder den Fürsten abhängig waren.

Das diesjährige Weihnachtsmärchen ist als Geschichte in der Geschichte konzipiert. Zunächst wird das Publikum in den fernen exotischen Orient in mitten einer Karawane (in Oase) entführt. Dort erzählt ein Schauspieler aus dem Jugendclub die Erzählung stimmungsvoll als Zeichen dafür, dass Fantasie Grenzen überwinden kann.

Probenfoto aus der Produktion "Zwerg Nase", dem Weihnachtsmärchen vom Kinder- und Jugendtheater Dortmund. (Foto: © Edy Szekely)
Probenfoto aus der Produktion „Zwerg Nase“, dem Weihnachtsmärchen vom Kinder- und Jugendtheater Dortmund. (Foto: © Edy Szekely)

Die Geschichte handelt von Jakob, einem freundlichen Jungen von schöner Gestalt, der seinen Eltern von klein auf auf dem Markt am Gemüsestand hilft. Eines Tages ärgert er sich über eine griesgrämige, bucklige alte Frau mit langer spitzer Nase, die sich über die angeblich schlechte Ware am Stand beschwert. Im Gegenzug lästert Jacob über ihre hässlicher Erscheinung. Zur Strafe verwandelt die sich als Kräuterhexe entpuppende Frau ihn in eine Zwerg mit großer Nase. Sie hält ihn gefangen, damit er ihr in der Küche dient. Was dann geschah ist ein Abenteuer, dass er mit Hilfe eines Eichhörnchens und Mimi, die kluge als Gans verwandelte Tochter eines Zauberers, erlebt und das ihn an den Hof des Herzogs von Frankistan bringt. Dort kommt es aber bei einem Staatsbesuch zu Verwicklungen.

Für die atmosphärische Musik sorgt Michael Kessler, und für die flexible Ausstattung (vom Dorf zum Wald, von der Küche zum Schloss) und die Kostüme zeichnet Oliver Kostecka verantwortlich. Neben dem gesamten KJT-Ensemble sind auch Statisten sowie Sadoun Alsinou und Anas Alfakhouri aus dem Jugendclub-Ensemble mit von der Partie.Es wird sicherlich auch wieder ein opulentes Vergnügen für die Augen werden.

Die Premiere des Weihnachtsmärchen „Zwerg Nase“ findet am Donnerstag, den 14.11.2019 um 19:00 Uhr im Schauspiel Dortmund statt,. Dafür gibt es noch Rest-Karten.

Informationen über die vielen anderen Aufführungstermine erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/50-27222.

Ab 01. Dezember bis Mitte Januar ist „Zwerg Nase“ dann fast 50 mal auf der Bühne im Schauspielhaus zu sehen.

Übrigens: Für die Nachmittagstermine und um die Weihnachtsfeiertage gibt es noch gute Chancen auf Karten, um die Aufführung zu erleben!

Witzig-opulentes Weihnachtsmärchen im Schauspiel Dortmund

Es ist eine schöne Tradition, dass der Leiter des Kinder- und Jugendtheaters Dortmund (KJT) Andreas Gruhn, jedes Jahr ein neues Weihnachtsmärchen auf die Bühne bringt. Nach einer Zwangspause (Renovierungsarbeiten im Schauspielhaus) freute sich das gesamte Ensemble darauf, das neue Weihnachtsmärchen „Cinderella“ nach Charles Perrault (also eine weniger blutige Version von Aschenputtel) mit der Premiere am 15.11.2018 endlich präsentieren zu können.

Neben dem gesamten KJT-Ensembles konnte man für die Rollen des Vaters von Cinderella (Bertrand) witzig und umtriebigen Hofherrn Comte de Charny den Schauspieler Harald Schwaiger als Gast gewinnen, der diesen Part mit viel Vergnügen und Spaß ausfüllte, Ein ehemaliges Ensemble-Mitglied des KJT, Talisa Lara, schlüpfte ebenfalls in zwei Rollen. Einmal spielte sie Solange, die hochmütige Tochter der Stiefmutter von Ella (Cinderella) und zum anderen in die von der Prinzessin Claribella (die den Prinzen Albert als mögliche Heiratskandidatin vorgestellt wird).

Daneben kamen insgesamt sechs StatistInnen zum Einsatz.

Die bekannte Handlung wird durch die moderne Aufführung etwas emanzipatorisch verändert. Cinderella ist nicht mehr nur das passive „Aschenputtel“,das auf den „Traumprinzen“ wartet, der sie rettet. Sie ist nicht nur wild und weiß was sie will, sondern ist eine junge Frau, die ihr Schicksal selbstbewusst (wenn auch mit etwas Unterstützung) aktiv in die Hand nimmt, quasi eine Mischung zwischen „Pippi Langstrumpf“und „Merida“.

Nanu, schon vor der Ehe wird gefochten? Cinderella ist nicht so langweilig, wie die anderen Hofschranzen. Zu sehen ist das Ensemble sowie Jan Westphal und Ann-Kathrin Hinz (im Vordergrund)
Foto: ©Birgit Hupfeld
Nanu, schon vor der Ehe wird gefochten? Cinderella ist nicht so langweilig, wie die anderen Hofschranzen. Zu sehen ist das Ensemble sowie Jan Westphal und Ann-Kathrin Hinz (im Vordergrund)
Foto: ©Birgit Hupfeld

Ihre jugendliche Frische und Selbstbewusstsein wird von der Schauspielerin Ann-Kathrin Hinz stark ausgefüllt. Der Prinz Albert, auch eigenwillig, wird eher als Tunichtgut porträtiert, der die Unterstützung seines Cousins Antoine benötigt. Nicht nur beim Fechten und Reimen waren Jan Westphal (neu im Ensemble des KJT) als Prinz Albert und Thorsten Schmidt als Cousin (abgesehen von dem Liebespaar Cinderella undAlbert) ein kongeniales Paar.

Auf der anderen Seite standen die Stiefmutter und ihre Töchter: Hochmütig und auf eine reiche Partie aus. Diese Charaktere wurden von Johanna Weißert, unter anderem als Stiefmutter Mathilde Corbel, und von ihren Töchtern Constanze (Bianka Lammert) und solange (Talisa Lara) wunderbar auf die Bühne gebracht.

Eine interessante Idee war es, dass Geschehen wie einen Film von seinem Ende, dem rauschenden Hochzeitsfest von Cinderella und Prinz Albert aufzurollen.

Durch die Handlung führte französisch charmant Bettina Zobel, die auf der Bühne sowohl die Funktion als Tante Seraphine wie auch die der Fee innehatte.

Alle beteiligten SchauspielerInnen war die Spielfreude und die Lust an der Darstellung der unterschiedlichen Charaktere anzusehen und hören. Im Publikum wurde mehrfach herzlich gelacht.

Die Aufführung lebte von seinen ironischen Brechungen und oft nur kleinen Anspielungen. So hielt der Pfarrer nach der Beerdigung der ersten Frau von Philippe Bertand symbolhaft die Hand kurz in Erwartung einer„Spende“ auf. Der „liebeskranke Prinz“ wurde in kurzer Zeit sichtlich schwächer und schwächer, und musste in einem Krankenrollstuhl zunächst von einer, später sogar von drei Krankenschwestern betreut werden. Es gab viele dieser komischen Momente.

Ein Weihnachtsmärchen soll natürlich auch optisch vieles für die Augen des Publikums bieten. Das Bühnenbild wechselte als Drehbühne konzipiert von dem Haushalt des reichen Monsieur Bertrand nach dem Königspalast. Eine prachtvolle nach zwei Seiten führende golden scheinende Treppe und ein festlicher Kronleuchter enttäuschten das Publikum nicht. Die Umgebung konnte aber auch durch eine von oben herabgelassen Konstruktion zu einem Pferdestall für Cinderella umfunktioniert werden.

Die Kostüme waren fantasievoll und an verschiedene Epochen angelehnt. So gab es neben barocken Hochperücken und Kostümen andere, die etwa beim König (Andreas Ksienzyk) an den Bayern-König Ludwig erinnerten.

Ein großes Kompliment für die tollen vielseitigen Choreografien geht an Joeri Burger (bekannt als Pinocchio aus einem Weihnachtsmärchen vor fünf Jahren). Ob höfische Tänze, moderne Abwandlungen, die rasanten Fechtszenen, alles wurde geboten.

Die Musik zur Handlung gab es passend von Michael Kessler.

Zu erwähnen ist,das von Ann-Kathrin Hinz als traurige Cinderella, die nicht weiß, was alle gegen sie haben, ein Song anrührend live gesungen wurde.

Informationen zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Telefon:0231/50 27 222

Der gestiefelte Kater – abenteuerliche Geschichte und viel Spielfreude

Das neue Weihnachtsmärchen „Der gestiefelte Kater“ nach Charles Perrault unter der Regie von Andreas Gruhn, dem Leiter des Dortmunder Kinder-und Jugendtheater (KJT), hatte am 10.11.2017 seine Premiere.

Oliver Kostecka sorgte wieder einmal für eine wunderschöne Gestaltung der Bühne.

Sie wurde zu einer imposanten Schlossruinen-Landschaft mit seitlichen Treppenaufgängen, Gucklöchern und in der Mitte ein erhöhtes Plateau. Das führte zur Küche, deren Türen zwischendurch geöffnet werden konnten, und dem Publikum Einsicht ermöglichten. Sie wurde als „Spielort“ sinnvoll in die Aufführung einbezogen. An der Seite war Platz für ein Schlagzeug, dass für den passenden Geräusch-Hintergrund während der Handlung sorgte.

Gruhn führt in seiner Inszenierung eine interessante weitere Ebene zu dem bekannten Märchen ein. Mittelpunkt der Handlung ist ein altes Schloss mit einem König (Rainer Kleiespel) als Schlossherren. Der ist genervt von dem täglich gleichen Trott und den immer gleichen Depeschen, die ihm der korrekte Marschall (Andreas Ksienzyk) zukommen lässt. Seine Tochter Sophie (Ann-Kathrin Hinz) wiederum ist gelangweilt von ihrem Leben unter dem strengen Regiment ihrer Erzieherin Frau von Bock (Johanna Weißert). Dann ist da noch die etwas naive und vergessliche Köchin Gertrud (Bettina Zobel), die immer das gleiche kocht.

Ausfahrt mit Schaukelpferd und gestiefelten Kater. (v.l.n.r.) Andreas Ksienzyk, Ann-Kathrin Hinz und Philip Pelzer. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Ausfahrt mit Schaukelpferd und gestiefelten Kater. (v.l.n.r.) Andreas Ksienzyk, Ann-Kathrin Hinz und Philip Pelzer. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Jetzt kommen die beiden hungrigen Künstler aus einer ehemaligen Gauklergruppe Otto (Philip Pelzer) und Karl (Thorsten Schmidt) ins Spiel. Beim Versuch, einen Eimer Kartoffeln aus der offengelassenen Küche zu stibitzen, werden sie ertappt und eingesperrt. Um sich aus ihrer Lage zu befreien, bieten sie der offenen und neugierigen Prinzessin und dem König an, ihnen die Langeweile mit einer gespielten Geschichte vom „gestiefelten Kater“ zu vertreiben. Da sie nur zu zweit sind, müssen die Schlossbewohner mitspielen und in die unterschiedliche Rollen des Märchens schlüpfen. Ein Abenteuer, was für die Personen einiges verändert, beginnt….

Neben der Botschaft des Märchens, mit Klugheit und Mut Veränderungen seiner Situation bewirken und als scheinbarer „Loser“ glücklich zu werden, erlaubt die Aufführung einen transparenten Blick hinter das Theaterleben. Das Publikum konnte offen die Verwandlung der einzelnen Personen in ihren jeweiligen Rollen erleben. Besonders auffällig war die Wandlung bei der naiv-gutgläubigen Köchin hin zum selbstbewussten und kaltschnäuzigen Zauberer, der vom schlauen Kater Hinze listig rein gelegt wird.

Die Schauspielerinnen und Schauspieler überzeugte durch enormen Spielwitz und Wandlungsfähigkeit. Die musikalische Untermalung live und aus der Dose sorgte für die richtige Atmosphäre.

Infos zu weiteren Vorstellungsterminen erhalten sie wie unter www.theaterdo.de .

Der gestiefelte Kater – das neue Weihnachtsmärchen im KJT

Das Dortmunder Kinder-und Jugendtheater (KJT) bietet auch in diesem Jahr für jung und alt wieder ein bekanntes Weihnachtsmärchen. „Der gestiefelte Kater“ ist ein europäisches Märchen nach Charles Perrault aus der Zeit der Romantik. Andreas Gruhn, der Direktor des KJT, inszeniert das Märchen im bewährten Team mit Oliver Kostecka (Ausstattung) und Michael Kessler (Musik). Die Geschichte dürften vielen Menschen kennen.

Hans, der dritte Sohn eines Müllers erbt von seinem Vater nur einen jagdfaulen Kater. Der scheint für ihn nur unnützer zusätzlicher Esser zu sein. Eventuell kann man aus seinem Fell ja noch einen wärmende Muff herstellen. Als der Kater das erfährt, bekommt er Angst. Er ersinnt schnell einen Plan und beginnt zu sprechen. Hans staunt nicht schlecht, als der Kater ihn um ein Paar schicke Stiefel bittet. Es soll sein Schaden nicht sein. So beginnt ein Abenteuer…

Teile des Ensembles vor romantischer Schlosskulisse. Foto: ©Birgit Hupfeld
Teile des Ensembles vor romantischer Schlosskulisse. Foto: ©Birgit Hupfeld

Es geht um Verwandlung, und das man immer jemand anderes sein kann. Dabei finden starke Transformationen statt,“ so Gruhn. Wie verändern sich Dinge, und wie können sie sich umwandeln? In seine Inszenierung führt er eine weitere Ebene ein. Zwei Figuren (Schauspieler) greifen hier spielerisch in das Geschehen der Hofgesellschaft ein. Das Publikum kann dabei jede „Verwandlung und Rollentausch“ live beobachten. Es wird dabei auch viele komische Momente geben,“ verriet der Regisseur.

Atmosphärisch begleitet wird Der gestiefelte Kater sowohl mit Live-Musik in der Märchenhandlung sowie Musik aus der Konserve. Viel Sorgfalt wurde wieder für die Ausstattung der Bühne verwandt. In diesem Jahr wird das Publikum in eine romantische Burglandschaft mit Schlossruine und viel Grün hinein versetzt. Es wird wieder etwas für Augen und Ohren geboten.

Das circa 75minütige Weihnachtsmärchen (ab 6 Jahren) hat im KJT am Freitag, dem 10. November 2017 um 19:00 Uhr Premiere.

Bis Mitte Januar 2018 sind insgesamt 83 Aufführungen vorgesehen!

Informationen dazu gibt es wie immer unter www.theaterdo.de oder direkt im KJT.

Orientalische Märchenwelt

Die Sultanin (Bettina Zobel) ist nicht überzeugt, dass "Omar" (Philip Pelzer) der richtige Sohn ist. Im Gegensatz zum Sultan (Andreas Ksienzyk). Foto: © Birgit Hupfeld)
Die Sultanin (Bettina Zobel) ist nicht überzeugt, dass „Omar“ (Philip Pelzer) der richtige Sohn ist. Im Gegensatz zum Sultan (Andreas Ksienzyk). Foto: © Birgit Hupfeld)

In diesem Jahr entführte der Leiter des Dortmunder Kinder-und Jugendtheaters Andreas Gruhn und sein Ensemble mit seinem neuen Weihnachtsmärchen „Der falsche Prinz“ nach Wilhelm Hauff für die ganze Familie (ab 6 Jahre) in eine fremde, geheimnisvolle orientalische Welt. Die Premiere war am 11. November 2016.

Das Schauspielhaus fiel diesmal als Ort für das beliebte Weihnachtsmärchen aus den bekannten Gründen aus und so wurde das KJT nach vielen Jahren wieder einmal zum Aufführungsort.

Da passen zwar weniger Menschen hinein, aber die Besucher/innen sind auch ganz nah am Geschehen. Es wird sozusagen noch besser in die Handlung hineingezogen.

Nicht nur frontal sondern auch von der Seite konnte das Publikum in nächster Nähe verfolgen.

Der Aufführungsraum verbreitete mit orientalischen Wandteppichen behangen ein Ambiente wie aus 1000 und eine Nacht. Die Besucher hatten das Gefühl, in einem Beduinenzelt zu sein. Die schönen orientalischen Kostüme wurden von Oliver Kostecka mit viel Sorgfalt ausgesucht.

Das Märchen spielt im arabischen Raum in Ägypten. Es ist die Geschichte von zwei jungen Männern. Omar, ein geborener Prinz, der wegen eines bedrohlichen Orakels zweiundzwanzig Jahre außerhalb des elterlichen Palastes aufwuchs. Auf der anderen Seite der junge Schneider und Träumer Labakan, der sich genauso gut wie ein Prinz fühlt. Mit mit einer prächtigen von ihm geschneiderten Kleidung verschwindet er und sucht sein Glück. Die Wege der beiden jungen Männer kreuzen sich und Labakan nimmt eine Chance wahr, die Identität des „wahren Prinzen“ anzunehmen. Fällt der Schwindel auf? Zumindest das Mutterherz der Sultanin zweifelt, besonders als der wahre Prinz kurze Zeit später vor ihr steht. Um Sicherheit zu gewinnen, wer der rechtmäßige Prinz ist, werden beide auf die Probe gestellt. Zudem spielen Machtintrigen und die Liebe auch noch eine Rolle. Gibt es Vergebung und finden beide jungen Männer ihr Glück…?

Der Humor kam nicht zu kurz bei diesem Weihnachtsmärchen. So zum Beispiel, wenn Prinz Omar (Thorsten Schmidt) und Labakan (Philip Pelzer) mit einer Kordel in der Hand einen Ritt durch die Wüste auf Pferden sehr komisch simulieren. Die kleinen Zuschauer/innen waren auch besonders von der Kampfchoreographie (Klaus Lassert) zwischen zwei Räubern und den beiden jungen Männern angetan.

Auch wenn Labakan, der Sohn eines Lastenträgers, immerhin den ehrenwerten Beruf eines Schneiders lernt, stößt die Moral des Märchens ein wenig auf. In den Niederlanden gibt es den Spruch „Als je als dubbeltje geboren bent word je nooit een kwartje“. Übersetzt: Wenn du als 10-Cent-Münze geboren bist, wirst du niemals eine 25-Cent-Münze. In Deutschland ist das wenig märchenhafte Realität. Du bleibst, was du bist. Die soziale Herkunft entschiedet sehr stark, welche Chancen man später hat.

Alles in allem ist „Der falsche Prinz“ ein gelungenes Weihnachtsmärchen mit gut aufgelegten Schauspielerinnen und Schauspielern, vor allem Thorsten Schmidt als „Omar“ und Philip Pelzer als „Labakan“ glänzen in ihren Rollen. Kinder ab sechs Jahren werden einen Riesenspaß bei der Reise in den Orient haben.

Weitere Termine finden Sie unter www.theaterdo.de

Früher Vorverkauf für das Weihnachtsmärchen

Das diesjährige Weihnachtsmärchen handelt vom "falschen Prinzen". (Grafik: © Theater Dortmund)
Das diesjährige Weihnachtsmärchen handelt vom „falschen Prinzen“. (Grafik: © Theater Dortmund)

In diesem Jahr geht der Kartenvorverkauf für das neue Weihnachtsmärchen „Der falsche Prinz“ nach Wilhelm Hauff unter der Regie von Andreas Gruhn (Direktor des Dortmunder Kinder-und Jugendtheater Dortmund) schon jetzt los. Den Grund hierfür erklärte Gruhn : „In diesem Jahr fällt das Schauspielhaus als Austragungsort aus den bekannten Gründen aus. Wir haben uns entschlossen, nach über 11 Jahren das Weihnachtsmärchen wieder im KJT aufzuführen.“

Da das KJT im Gegensatz zum Schauspielhaus deutlich weniger Personen Platz bietet, wird es schwieriger für alle Interessierten, sich das das beliebte jährliche Weihnachtsmärchen auch ansehen zu können. „Schon jetzt sind die Hälfte der Karten, vor allem die Schüleraufführungen, verkauft“, so Gruhn.

Wer das Weihnachtsmärchen um den „falschen Prinzen“, um Schein und Sein miterleben will, sollte sich also möglichst beim Kartenkauf sputen. Trotz dieses Nachteils bietet das KJT auch Vorteile. Zunächst für die Anfahrt. Familien können kostenlos am nahe gelegenen geräumigen Parkplatz ihr Auto parken. Weitere Vorteile für die Aufführung im KJT sind räumliche Dichte und Nähe des Publikums am Geschehen. Es ist jedoch ein doppelter Ausstattungsetat im Vergleich zu Schauspielhaus notwendig, wie Gruhn verriet.

Die Premiere von „Der falsche Prinz“ wird übrigens am 11.111.2016 sein. Wir werden zu einem späteren Zeitpunkt darüber berichten.

Ein Trost für alle, die keine Karten für eine der Aufführungen des Weihnachtsmärchens mehr bekommen können: Ab 30.09.2016 ist im Programm des KJT „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ nach Andreas Steinhöfel, und am 02.12.2016 gibt es als mobiles Klassenzimmerstück „Zuckeralarm“ von Ulrike Willberg im Robert-Schuhmann-Berufskolleg.

Mehr Informationen finden Sie unter www.theaterdo.de