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Virtuose Gesangskunst im Orchesterzentrum

[fruitful_alert type=“alert-success“]Musiker und Solisten präsentierten Vivalidis „Best of italienische Komponisten“ im Orchesterzentrum. (Foto: © Bülent Kirschbaum)[/fruitful_alert]

Für die Fans von Barock-Opern wurde am 02.06.2017 im Rahmen des Musikfestivals Klangvokal im Orchesterzentrum ein besonderer Leckerbissen geboten. Das 1735 entstandene Oper-Pasticcio „Tamerlano“ aus der Feder von Antonio Vivaldi (1678-1741) als konzertante Aufführung. Kompositionen von zur damaligen Zeit modernen Komponisten aus der sogenannten Neapolitanischen Schule wie Riccardo Brosch, Geminiano Ciacommelli oder Johann Adolf Hasse wurden von Vivaldi mit eingebaut. Das Libretto stammt von D‘Agostino Piovene. Bekannter ist die Oper von Vivaldi unter dem Namen„Bajazet“, denn die Oper von Georg Friedrich Händel (1685-1759) ist unter dem Namen „Tamerlano“ bekannter.

Die Geschichte der Oper basiert auf der historischen vernichtenden Niederlage des osmanischen Herrschers Sultan Bajazet (1402). Der gerät danach in die Gefangenschaft des tatarischen Herrschers Tamerlano. Dieser verliebt sich in die Tochter des Kontrahenten Asteria. Da ist er nicht der Einzige. Viel Stoff für für große Gefühle wie Liebe und Leidenschaft sowie Intrigen und Machtspiele. Platz für die ganze Bandbreite der Emotionen.

Die stilistisch hervorragenden Musiker des „Ensembles Les Accents“ aus Frankreich unter der Leitung von Thibault Noally, der auch Violine spielte, brachte die exzentrisch-schöne Musiksprache Vivaldis sowie die schwungvolle, wie auch gefühlvolle Musik des italienischen Südens wunderbar zur Geltung.

Trotz dreier männlicher Akteure in der Oper, war nur ein Mann als Solist auf der Bühne. Denn der Part des Tamerlano wurde von Delphin Galou (Alt) und der des Andronico von Sophie Rennert (Mezzosopran) stimmlich stark ausgefüllt. Der einzige Mann unter den SängerInnen, Florian Sempey (Bariton) drehte vor allem im dritten Akt noch einmal richtig auf.

Dilyara Idrisova als Vertraute des Andronico Idaspe überzeugte mit einem strahlend klaren Sopran. Auch Anthéa Pichanick (Alt) als Asteria und Blandine Staskiewicz (Mezzosopran) als Tamerlanos Braut gefielen mit ihren starken und sensiblen Gesang.

Der Frühling kann kommen

Mit zwei berühmten Stücken der klassischen Musik haben die Dortmunder Philharmoniker beim 6. Philharmonischen Konzert den Frühling eingeleitet: Zu Beginn standen „Die vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi auf dem Programm, nach der Pause ertönte das „Frühlingsopfer“ (Le sacre du printemps) von Igor Strawinsky. Ars tremonia war am Mittwoch, dem 12. Februar 2014 im Dortmunder Konzerthaus.

 

Die beiden Stücke haben eine Gemeinsamkeit: Nicht nur, weil in beiden der Frühling thematisiert wird, sondern auch durch ihre bildhafte Musik. Natürlich liegen zwischen dem barocken Meisterwerks und der Musik des Expressionismus Welten, deutlich zu sehen bei der Besetzung. War bei Vivaldi nur ein kleiner Teil des Orchesters auf der Bühne, füllte die Bühne sich bei Strawinsky deutlich mit Musikern. Ich schätze mal, über 100 (inklusive Dirigent).

 

Schließt man die Augen, kann der Hörer bei Vivaldi fast auf Anhieb die Jahreszeiten erkennen. Der Frühling singt ein Schlummerlied, das Leben in der Natur erwacht, im Sommer gibt es ein ordentliches Unwetter, das Erntedankfest wird mit viel Wein gefeiert und im Winter ist Schlittschuhlaufen angesagt. Die „Vier Jahreszeiten“ sind eigentlich vier Konzerte für Solo-Violine. Gespielt wurden sie von Ariadne Daskalakis. Die Künstlerin ist ein anderer Typ wie Guiliano Carmignola, der vor einigen Wochen bei der „Zeitinsel Caldara“ mit dem Barockorchester La Cetra im Konzerthaus zu Gast war. Carmignola tanzte beinahe die „Vier Jahreszeiten“, aber Daskalakis ging mehr in die Tiefe, die Musik kam quasi aus dem Inneren. Ihre Interpretation war vor allem bei den ruhigen Stellen (beispielsweise dem zweiten Satz des „Winters“, den Daskalakis als Zugabe spielte) ein Genuss.

Dennoch kamen die Philharmoniker noch nicht ganz an die Magie des Barocks heran, wie es die Barockspezialisten von „La Cetra“ schafften. Aber ich finde, es ist ein guter Weg, auch mit den Dortmunder Philharmonikern weiter Richtung Alte Musik zu gehen. Eine Konzertreihe wie sie es schon zur Wiener Klassik gibt, kann ich mir auch für die Alte Musik vorstellen. Potential ist vorhanden.

 

Nach der Pause gehörte die Musik dem Expressionismus. Igor Strawinskys „Sacre du printemps“ wurde ja bei der Uraufführung 1913 als „barbarisch“ verrissen. Denn bei dem Stück steht nicht die Melodie im Mittelpunkt, sondern der Rhythmus. Selbst Melodieinstrumente müssen sich dem Rhythmus beugen. Manche Teile wecken Erinnerungen an Free-Jazz, auch wenn Strawinsky den Jazz erst nach der Komposition von „Sacre“ kennengelernt hatte.

Doch es gibt durchaus lyrische Teile. Strawinsky verarbeitete einige folkloristische Themen, das erste ist gleich zu Beginn vom Fagott zu hören.

Generalmusikdirektor Gabriel Feltz (er hatte bei Vivaldi frei) meisterte die Aufgabe, ein wirklich riesiges Orchester zu leiten. Trotz der vielen rhythmischen Wechsel und Dissonanzen zeigten die Dortmunder Philharmoniker eine famose Leistung und sorgten – im Gegensatz zu 1913 – für Beifallsstürme im Konzerthaus.

6. Philharmonischen Konzert im Zeichen des Frühlings

Ariadne Daskalakis wird den Solopart bei Vivaldis "Vier Jahreszeiten" übenrehmen. (Foto: © Marte)
Ariadne Daskalakis wird den Solopart bei Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ übenrehmen. (Foto: © Marte)

Noch ist der Winter in unseren Breitengraden nicht oder kaum in Erscheinung getreten, rufen die Dortmunder Philharmoniker im 6. Philharmonischen Konzert am 11. und 12. Februar in Konzerthaus den Frühling aus. Denn auf dem Programm steht Strawinskys „Le Sacre du printemps“ (Die Frühlingsweihe oder das Frühlingsopfer), vor der Pause führt uns Vivaldi noch durch die vier Jahreszeiten.

Strawinskys „Sacre“ und die „Vier Jahreszeiten“ sind mittlerweile Hits der klassischen Musik. Vivaldis Werk ist sicher nicht nur Klassikfreunden bekannt, sondern taucht auch in der Werbung. Bei den „Vier Jahreszeiten“ steht die Solo-Violine im Vordergrund: Spielen wird sie Ariadne Daskalakis. Die Amerikanerin mit griechischen Wurzeln und deutschem Wohnsitz näherte sich der „alten“ barocken Musik von der „modernen Seite“. „Es war ein langer Weg von der modernen Geigerin bis hin zum Barock“, so Daskalakis, die Professorin an der Kölner Musikhochschule ist. Doch sie bereut ihn nicht. „Ich hatte das Privileg beide Welten kennen zu lernen.“ Dabei macht sie deutlich: „Das Wichtigste ist die Qualität der Musik.“

Für den Konzertbesucher wird es eine spannende Sache, wie die Solistin zusammen mit dem klassisch-romantischen Orchester der Dortmunder Philharmoniker Barock-Musik aufführen wird. „Die Kollegen sind sehr offen“, berichtete Daskalakis. „Die gemeinsame Arbeit in historischer Spielweise macht viel Spaß“. Und auch wenn Daskalakis Vivladis Meisterwerk oft gespielt hat, „es ist jedes mal neu für mich. Ich liebe diese Musik.“

Für Generalmusikdirektor Gabriel Feltz könnten die beiden Konzertabende ungewohnt beginnen, denn geplant ist, „Die vier Jahreszeiten“ ohne Dirigent aufzuführen. Erst nach der Pause zu Strawinskys „Sacre“ würde er dann wieder ans Dirigentenpult zurückkehren.

 

Restkarten für die beiden Termine sind noch erhältlich. Infos unter www.theaterdo.de oder 5027222.

Zeitinsel Caldara – der zweite Tag

Das "La cetra Barockorchester" unter der Leitung von Andrea Mancon. (Foto: © Pascal Amos Rest)
Das „La cetra Barockorchester“ unter der Leitung von Andrea Marcon. (Foto: © Pascal Amos Rest)

Am Freitag, dem 17. Januar 2014 fand im Konzerthaus Dortmund der zweite Teil der „Zeitinsel Caldara“ statt. Auf dem Programm standen Werke von Vivaldi und natürlich Caldara selbst. Die beiden Komponisten haben einen ähnlichen Lebensweg hinter sich gebracht, Vivaldi hatte das Glück, dass seine Musik Anfang des 20.Jahrhunderts wiederentdeckt wurde, während Caladaras Musik überwiegend vergessen blieb. (Konzertbericht zum ersten Tag)

 

Während die fünf gespielten Werke von Caldara selbst für Klassik-Experten Neuland waren, spielte das La Cetra Barockorchester Basel unter der Leitung von Andrea Marcon „Die vier Jahreszeiten“ von Vivaldi. Warum eigentlich „Die vier Jahreszeiten“? In seiner Einführung erklärte Prof. Dr. Michael Stegemann dem Publikum, dass Vivaldi 1711 mit seiner Konzertsammlung L’estro armonico „Die harmonische Eingebung“) op.3 eine europäische Berühmtheit wurde und Musikgeschichte schrieb. Er erfand quasi das Solokonzert. Doch zu hören war das Opus 3 nicht, statt dessen gab es eben „Die vier Jahreszeiten“. Ein Stück, dass vermutlich auf keiner Klassiksammlung CD fehlen darf (zumindest eine Jahreszeit ist immer dabei). Dabei möchte ich nicht die Schönheit des Stückes schmälern. Denn wenn „Die vier Jahreszeiten“ von einem reinen Barockorchester wie dem La Cetra gespielt wird, unter anderem Lauten und Cembalo das basso continuo bilden, verfällt man sofort dieser barocken Schönheit. Wer dann auch noch einen Soloviolinisten wie Guiliano Carmignola aufbieten kann, versetzt die Besucher schnell in atemloses Staunen.

 

Carmignola, ein ausgezeichneter Spezialist in barocker italienischer Musik, lebt jede einzelne Note von Vivaldis Musik mit. Manchmal hat man das Gefühl, Carmignola fängt gleich an zu tanzen, so reißt es ihn mit. Diese Begeisterung, diese Leidenschaft für die Musik springt auch schnell auf das Publikum über. So wurde Carmignola erst nach zwei Zugaben entlassen.

 

Und wie schlägt sich Caldara? Ganz gut, die meisten seiner gespielten Werke stammen aus seiner Spätzeit (zwischen 1732-35) und enthalten schon leichte Elemente des aufkommenden „galanten Stils“ der Frühklassik. Haydn und Mozart warten schon am Horizont. Caldaras Musik ist solide, routiniert, eben wie ein erstklassiger Handwerker. Nicolas Altstaedt (Solo-Violincello), Jonathan Pešek (Violoncello, b.c.), Katharina Heutjer (Violine) und Éva Bohri (Violine) zeigen als Solisten die Qualität von Caldaras Kompositionen.

 

Ein gelungener, runder Abend mit perfekt gespielter Barockmusik von Orchester und Solisten. Vielleicht hätte man den Mut haben sollen, statt den „Vier Jahreszeiten“ lieber einige Konzerte aus „L’estro armonico“ zu spielen.