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Theaterwerkstatt im Depot zeigt kleine Mini-Dramen

„13 Personen wollen spielen“, unter dem Titel zeigte die Theaterwerkstatt im Depot an diesem Wochenende ein Stück aus kleinen spritzigen Mini-Dramen. Die Laienschauspieler unter der Leitung von Regisseurin Barbara Müller präsentierte eine Collage aus unterschiedlichen Alltagsszenen. Fünf SchauspielerInnen stehen bei diesem Stück zum ersten Mal auf der Bühne.

Das Bühnenbild besteht aus zahlreichen Pappkisten und an der Decke aufgehängten Objekten. In schwarzweiß gehaltene Alltagsgegenstände wie Telefone, Spritzen, Mikrofone, Kladden, Stifte, Zigaretten oder ein Revolver kommen während der Spielszenen abwechselnd zum Einsatz. Um die Requisiten flexibel nutzen zu können sind sie mit Gummibändern an der Decke befestigt. Die ebenfalls in schwarz, weiß und grau gekleideten Schauspieler greifen danach, benutzen das Requisit und lassen es nach Gebrauch wieder an die Decke flutschen. Die einzelnen Teile werden durch kurze Beleuchtungswechsel und kleine improvisierte Szenen voneinander abgesetzt. Unter Titeln wie „Bekannte Gerichte – Gemischte Gefühle“, „Delikate Delikte“, „von Macken und Menschen“, „Literarisches Quartett“ und „Ein Traum von Menschlichkeit“ werden die verschiedenen Mini-Dramen entwickelt. Die erste Szene beginnt allerdings mit der Frage „Warum spielen?“ Nach verschiedenen Lösungsvorschlägen ist die Antwort des Ensembles: wir spielen, um zu spielen.

Das Ensemble der Theaterwerkstatt in Aktion bei "13 Personen wollen spielen". (Foto: © Anja Cord)
Das Ensemble der Theaterwerkstatt in Aktion bei „13 Personen wollen spielen“. (Foto: © Anja Cord)

Mit großem Spaß bringen die DarstellerInnen die kleinen Dramen des alltäglichen Wahnsinns auf die Bühne, oft mit viel Wortwitz, mit erwarteten und unerwarteten Wendungen, auch mit makaberen Pointen. So stopft eine junge Frau im Teil „Delikate Delikte“ ihr Baby voller Überzeugung und mit dem Bewusstsein der Haut des Kindes nur Gutes zu tun zum Baden in die Waschmaschine. Natürlich nur bei schonenden 40 Grad.

Die einzelnen Stücke stammen von verschiedenen Autoren wie Wolfgang Deichsel, F.K. Wächter, Gerhard Rühm und anderen. Das Bühnenbild stammt von Mathias Schubert.

Barbara Müller ist Theaterpädagogin, Regisseurin und Schauspielerin, sie leitet die Theaterwerkstatt im Depot seit 2004. Ihre Workshops, Kurse und Projekte richten sich an die interessierte Öffentlichkeit, insbesondere auch an die Nachbarschaft in der Nordstadt. Anfänger und fortgeschrittene Theaterfans können sich beteiligen.

13 Personen wollen spielen – ein Potpourri an Mini-Geschichten

Genau kann man es nicht sagen, aber die Produktion „13 Personen wollen spielen“ könnte die 25. Produktion der „Theaterwerkstatt am Theater im Depot“ von Regisseurin Barbara Müller sein. Wie dem auch sei, der Zuschauer kann sich auf eine spritzige Mini-Dramen-Collage freuen. Premiere ist am 24.05. 2019 um 20 Uhr im Theater im Depot.

Mini-Dramen beinhalten die komplette Theaterwelt im Kleinen. Quasi das Theater in einer Nussschale. Diese Mini-Dramen können sehr kurz sein, etwas ein Vierzeiler oder natürlich etwas länger, sie sind jedoch thematisch geordnet. Es kann über Gefühle gehen oder einfach nur über Kulinarisches. Die kleinen Dramen sind romantisch, absurd oder dramatisch,

Die Rahmengeschichte: Die Schauspieler entdecken in einem Theater auf dem Dachboden alte Requisiten und Textbücher. Dabei entdecken sie ihre Spielfreude wieder.

Das Ensemble der Theaterwerkstatt bei den Proben mit den Requisiten. (Foto: © Barbara Müller)
Das Ensemble der Theaterwerkstatt bei den Proben mit den Requisiten. (Foto: © Barbara Müller)

Die Bühne ist schwarz-weiß gehalten (Bühnenbild von Mathias Schubert) und auch die Schauspieler auf der Bühne sind in schwarz-weiß-grau gekleidet. Die Musik kommt von Cosmo Sheldrake. Auch wenn nicht alle vom Ensemble bei jeder Szene beteiligt sind, so sind doch alle dreizehn ständig auf der Bühne. Barbara Müller verspricht „ein Feuerwerk von vielen Szenen“.

Die Regisseurin konnte etwas Bemerkenswertes verkünden. Die Zahl der Männer im Ensemble hat sich verdoppelt. Jetzt befinden sich mit Dirk Leistenschneider und Adnan Zecevic zwei im Ensemble.

Neben der Premiere am 24. Mai gibt es noch zwei weitere Vostellung am 25. Mai um 20 Uhr sowie am 26. Mai um 18 Uhr.

Karten bekommt man unter ticket@theaterimdepot.de, die Karten kosten 10 €, ermäßigt 5 €.

Wenn der Zilpzalp zweimal ruft

Zivilisationsmenschen treffen auf die Natur (Bild: © Theaterwerkstatt im Depot)
Zivilisationsmenschen treffen auf die Natur (Bild: © Theaterwerkstatt im Depot)

Großstadtmenschen in der Natur. Wenn Idealismus auf die Realität trifft, gibt es schon mal Wunden, ob körperlich oder seelisch. Bei „#n.a.t.u.r.2.0“, dem neuen Stück der Theaterwerkstatt des Theaters im Depot unter der Regie von Barbara Müller, bilden acht bzw. neun völlig unterschiedliche Charaktere eine Zwangsgemeinschaft, die im Chaos versinkt. Ein Premierenbericht vom 17. Juni 2016.

Die Geschichte: Acht Teilnehmer eines VHS-Kurses wollen eine Woche in der freien Natur (über)leben, unterwegs treffen sie auf eine verirrte junge Dame, die eigentlich zu einem Luxus-Beauty-Wochenende unterwegs war. Doch die Begegnung mit der Natur ist voller Tücken.

Das Stück präsentiert eine Vielzahl skurriler Typen: Eine der Leiter ist ein Rüdiger-Nehberg-Typ, der den Leuten erklärt wie sie in der Natur auf die Toilette gehen können (mit Spaten), die zweite Leiterin ist Therapeutin und versucht die Gruppe mit „sprechenden Bildern“ und ähnlichen Dingen auf ihr Ziel zu lenken. Dazu gibt es den Büromenschen, die spirituelle Sucherin, die Pilzsammlerin, die Waldkindergarten-Geschädigte, die Social Media Fanatikerin, die fesche Naturfreundin sowie die Beautyqueen, die sich verlaufen hat.

Auch wenn die Figuren grob geschnitzt sind und ihre „Spleens“ quasi bis zum Ende durchhalten, das Stück ist voller Komik, denn man kennt solche Typen ja irgendwo her, sei es aus dem Bekanntenkreis oder den Medien. Allein schon das gemeinsame Aufbauen der Zelte sorgte für große Lacher im Publikum, denn wer selbst schon einmal probiert hat, so ein Zelt aufzubauen, weiß welche Tücken sich dabei verbergen können.

Die Gruppendynamik steigert sich vom ersten Abend über die erste Nacht (jede/r hat seine kleinen Geheimnisse) bis zum nächsten Morgen. Immer surrealer werden die Situationen, in die die Gruppe hinein gerät. Erst zum Schluss löst sich das Ganze in einer überraschenden Weise auf.

Die Bühne kombiniert Echtholz mit Fake-Weihnachtsbäumen und Stofftieren. Sie bietet ein ideales Setting, zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit und passt ideal zum Titel des Stückes.

Insgesamt bleibt mir nur noch allen Beteiligten für diese wunderbare Produktion zu gratulieren. Es wäre ungerecht, irgendjemand aus dem Ensemble hervorzuheben, alle haben sichtbar viel Spaß und Energie in das Stück gesteckt. Wer sich 90 Minuten gut unterhalten lassen möchte, der sollte die Chance am 23. Juni 2016 auf jeden Fall nutzen und um 20 Uhr ins Theater im Depot gehen.

Die Natur, das unbekannte Wesen

Noch sind alle frohen Mutes. (Foto: © Sonja Berkemann)
Noch sind alle frohen Mutes. (Foto: © Sonja Berkemann)

Das Motiv ist nicht neu: Großstadtmenschen, die es in die Natur verschlägt. In Filmen entweder als Katastrophe („Beim Sterben ist jeder der Erste“, 1972) oder oft als Komödie („Trouble ohne Paddel“, 2005) dargestellt. Regisseurin Barbara Müller hat sich mit ihrer Theaterwerkstatt am Theater im Depot für letzteres entschieden und schickt bei „#N.A.T.U.R.2.0“ Teilnehmer eines VHS-Kurses in den Wald. Die Premiere ist am 17.06.2016 um 20 Uhr im Theater im Depot.

Zivilisationsmüde Menschen gegen die freie (und Wilde) Natur. Welche Tücken hat ein Aufenthalt im Freien, ohne Handyempfang und andere Tücken mit großen und kleinen Tieren. Das Stück beschreibt die ersten beiden Tage des geplanten einwöchigen Aufenthaltes fernab der Zivilisation. Die Leiter Alex und Regine merken schnell: Es läuft nicht so wie geplant.

Das Stück präsentiert skurrile Menschen wie die spirituelle Sinnsucherin oder den Rüdiger-Nehberg-Typen, denn Selbstversorgung ist Pflicht auf dem Trip. Die bunte, unfreiwillige Zusammenstellung bietet eine Menge komödiantisches Potential.

Die Theaterwerkstatt wird seit zehn Jahren von Barbara Müller gleitet. Dabei hat sich das Ensemble durchaus verändert. „Ich finde es schön, dass immer wieder neue Leute und Charaktere hinzukommen“, so Müller. Die vorherige Produktion der Theaterwerkstatt war „Und immer wieder die Zeit“.

Die weiteren Termine sind: 18.06. (20 Uhr), 19.06. (18 Uhr) und 23.06.2016 (20 Uhr).

Auf der Suche nach der Zeit

Die Produktion „und immer wieder die Zeit“ der Theaterwerkstatt im Depot unter der Regie von Barbara Müller lässt einen Zeitforschungskongress über das Wesen der Zeit sinnieren. Ein Bericht von der Aufführung vom 14. Juni 2015.

Dauert eine Minute immer gleich lang? Was ist das Gegenteil von Zeit? Diese und andere Fragen werden auf einem „Zeitforschungskongress“ erörtert. Die den verschiedenen Szenenabfolgen erläutert jeweils ein Forscher seine Theorie. Dabei wird es natürlich auch komisch: Für den Flughafen Berlin-Brandenburg wird die neue Zeitform Futur III ausgeführt. Auch wenn dieser Teil aus dem „Postillion“ stammt, sorgte es für viele Lacher im Publikum. Andere Wissenschaftler gaben „nützliche“ Zeitspartipps wie „alle Feste an einem Tag feiern“ oder „alle Mahlzeiten gleichzeitig einnehmen“. Weitere Tipps kamen von der „Zeittypberatung“, die anhand von Fragebögen die Menschen in unterschiedliche Zeittypen einteilten.

Wo spielt die Zeit natürlich noch eine große Rolle? In der Musik. Ein fünfköpfiges Bügelbrettorchester, zum dem noch später einige andere hinzukamen, gaben unter dem Dirigent „Angelo Rhythmo“ Beispiele wie ein langsamen Adagio oder ein schnelles Presto klingt. Zu der Musik vom Band gaben die Musiker am Bügelbrett alles, was durchaus zu kleineren Schäden am „Instrument“ führte. Sehr witzig war auch der „Kampf“ zweier Marktfrauen, die Zeit in Form von Armbanduhren aus Süssigkeiten verkauften.

Kostüme und Bühne waren passend zum Thema gewählt. Gleich zu Beginn tragen alle Akteure auf der Bühne Uhren vor ihrem Gesicht. Doch schnell ziehen sie ihren weißen Kittel an, der sie als Wissenschaftler erkennbar macht. Und der Kongress beginnt auch sofort.

Dazwischen gab es auch ruhigere Elemente mit kleineren Choreografien. Bein druckend waren die T-Shirts mit einer laufenden Digitaluhr vorne drauf, die im Dunkeln grün leuchteten.

Insgesamt war „und immer wieder die Zeit“ ein kurzweiliges Stück, das vielleicht ein klein wenig zu stark in Richtung „Sketch“ ging, was das „Overacting“ vor allem am Schluss mit dem Bügelbrettorchester ein wenig verstärkte. Nichtsdestotrotz, alle Beteiligten der Theaterwerkstatt hatten ihren Spaß und das übertrug sich auch auf das Publikum.

Pina verzweifelt gesucht

Wer ist denn jetzt Pina? Alle kennen sie oder auch nicht. In dem Stück „Identität: Pina“, das am 26. Juni im Kinder- und Jugendtheater im Rahmen des Kinder- und Jugendtheaterfestivals „Wechselspiel“ aufgeführt wurde. Premiere hatte das Stück bereits am 13. Juni im Theater im Depot. Aufgrund des gleichzeitig stattfindenden NRW-Theatertreffens war es eine gute Gelegenheit, das Stück doch noch zu sehen.

Acht junge Darstellerinnen der Theaterwerkstatt im Depot zeigten ein intensives Stück über Identität und die Frage: Wer bin ich in den Augen der Anderen?

Das Thema betrifft besonders Jugendliche, die noch unsicher auf der Suche nach sich selbst sind. Dabei sind sie den Einflüssen von Freunden, Eltern oder einfach den Einstellungen ihres Umfeldes ausgesetzt und müssen sich damit auseinandersetzen. Es geht darum, seinen persönlichen Weg zu finden.

Identität:Pina“ ist ein Stück im Stück. Das Bühnenbild ist zweigeteilt. Auf der echten Seite ist eine Garderobe, in der sich die Schauspielerinnen nicht nur für ihren Auftritt zurechtmachen, sondern auch über Pina diskutieren. Denn obwohl Pina die Hauptfigur ist, taucht sie als reale Person in dem Stück nicht auf. Auf der linken Seite der Bühne findet das eigentliche Stück statt. Hier wird in kurzen Szenen (beim Friseur, auf einer Party, im Hausflur) über die ominöse Pina gesprochen. Schnell wird klar, dass alle Menschen ein völlig unterschiedliches Bild von der Hauptperson haben. Die Mutter ist das verhalten ihrer Tochter suspekt, die Ex-Freundin will lieber nicht von ihr sprechen, die Nachbarin unter ihr redet schlecht über sie, vermutlich weil ihre Neugier nicht befriedigt wird. Einmal heißt es, Pina redet viel, andere wiederum behaupten Pina redet wenig.

Auch bei den Diskussionen in der Garderobe geht es um die gleiche Frage: Was kann man über mich erzählen? Denn viele Menschen haben völlig unterschiedliche Meinungen über einen. Doch ist das wichtig? Was interessiert mich die Meinung anderer Menschen, heißt es einmal. Wie wichtig ist dieses Fremdbild, das andere von uns haben?

Die acht Darstellerinnen haben eine tolle Arbeit abgeliefert, sehr komisch war vor allem die Figur der „russischen Putzfrau“, auch Pinas neugierige Nachbarin beim Kaffeekränzchen war klasse.

Am Ende wurden alle Schauspielrinnen zu Pina (sind wir nicht alle etwas Pina) und tanzten gemeinsam zu Sailors „Girls, Girls, Girls“. Ein gelungener Abend mit wirklich gut aufgelegtem Ensemble.