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Im Rausch der Formen und Farben

2015 präsentierte das „Theater der Klänge“ im Theater im Depot das „Triadische Ballett“ von Oskar Schlemmer. Vier Jahre später kehren sie an den selben Ort zurück und zeigen mit dem „Lackballett“ in der Inszenierung von Jörg U. Lensing eine weitere Hommage an Oskar Schlemmer. Wieder verwandelt sich die Bühne in einen Dreiklang zwischen Farbe, Form und Musik. Ars tremonia war am 31.01.2019 dabei.

Der Maler, Bildhauer und Bühnenbildner Oskar Schlemmer (1888-1943) war mehrere Jahre lang als Lehrer im Bauhaus tätig. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde seine Farbpalette traurig und düster. Zudem hatte er als „entarteter Künstler“ mit finanziellen Problemen zu kämpfen. 1940 kam Schlemmer nach Wuppertal, wo er im Wuppertaler Arbeitskreis des Lackfabrikanten Kurt Herberts Möglichkeiten fand, seine künstlerische Arbeiten weiterzuführen.

Hier entstand 1941 zum 75. Jubiläum der Firma das „Lackballett“. Ähnlich dem Triadischen Ballett treten sogenannte Figurinen auf. Das Ballett tanzte zur Musik von Händel und das Stück dauerte nur vier Minuten. Das „Theater der Klänge“ versuchte keine Rekonstruktion des „Lackballetts“, die auch wegen der spärlichen Unterlagen unmöglich wäre, sondern produzierte eine Hommage an den Künstler.

Eine der farbenfrohen Figurinen aus dem "Lackballett" von Oskar Schlemmer. (Foto: © Theater der Klänge)
Eine der farbenfrohen Figurinen aus dem „Lackballett“ von Oskar Schlemmer. (Foto: © Theater der Klänge)

Schon beim „Triadischen Ballett“ faszinierten die Formen und Farben der einzelnen Figurienen. Beim „Lackballett“ ist es ähnlich. Ob nun die Segelfigurine mit ihren geschwungenen „Segeln“ in Rot, Blau, Gelb und Grün oder die Kugelnfigurine mit ihren silbernen Kugeln, die Kostüme fantasiereich gestaltet. Die Choreografie haben die Tänzerinnen und Tänzer selbst entwickelt.

Begonnen wurde mit Tüchern. Jeder der Tänzer und Tänzerinnen hatte ein farbiges Tuch bei sich, aus denen sich teilweise kunstvolle Gebilde formen ließen. Die tänzerischen Bewegungen wurden ebenso wie die Farben und Formen live und online in bewegte Bilder umgesetzt. Zusätzlich zu den elektronischen Klängen entstand eine Mischung zwischen digitaler Malerei, Tanz und Musik, das sich zu einem Gesamtkunstwerk vereinte. Das machte die fast psychedelische Kraft der Performance aus. Zwischendurch kam Miriam Gronau (die auch die Kugelnfigurine tanzte) auf die Bühne und erzählte aus dem Leben von Oskar Schlemmer.

Ein großes Lob gilt den Tänzern und Tänzerinnen, die die einzelnen Figurinen in ihren prächtigen Kostümen zur Geltung brachten. Zunächst zeigten sich die Selgelfigurine, die Fächerfigurine, die Scheibenfigurine, die Blütenfigurine, die Kugelnfigurine und die Draht-Lichtfigurine einzeln, bis sie dann zur Musik von Händel alle auf der Bühne standen.

Die beiden Termine im Theater im Depot waren sehr schnell ausverkauft. Daher bleibt zu hoffen, dass es vielleicht weitere Vorstellungen in Dortmund gibt.

Getanzte Reminiszenz am Oskar Schlemmer

Das Theater der Klänge präsentierte am 07. und 08. Februar 2015 im Theater im Depot eine Neuinterpretation des „triadischen Balletts“ von Oskar Schlemmer unter dem Titel „Trias“. Angelehnt an die 20er Jahre und der Bauhaus-Schule gelangen den Künstlern eine ästhetische Rückkehr in die Zeit der Weimarer Republik, wobei sie das Ballett leicht modernisierten, aber ohne die Wurzeln zu zerstören.

Die Zahl Drei spielt eine große Rolle im Ballett von Oskar Schlemmer (1888-1943). Für den Maler, Bildhauer und Bühnenbilder symbolisierte die „Drei“ die Überwindung der egoistischen „Eins“ und der dualistischen „Zwei“ zur kollektiven „Drei“. Daher gibt es drei Farben (Rot, Gelb, Blau) drei Formen (Kegel, Zylinder, Kugel) oder auch die Einheit von Tanz, Musik und Kostüm. Darüber hinaus hat das triadische Ballett drei Akte (Gelb, Rosa und Schwarz).

Die Kostüme, die Caterina Di Fiore für Trias entworfen hat, sind den Originalkostümen sehr ähnlich. Beeindruckend waren vor allem die Scheibentänzer, die wie Wachsoldaten bei einem Wachwechsel agierten. Der Flair der 20er Jahre war bei den Kostümen deutlich zu spüren.

Neu war auch die Musik. Entwickelt hat sie Thomas Wansing. Auch hier tauchten Elemente der 20er Jahre auf, die an Swing und andere Jazzmusik aus dieser Zeit erinnerten, aber es gab auch moderne Klänge zu hören. Wansing spielte seine Musik live am Klavier begleitet von Beate Wolff am Cello und Oliver Eltinger am Schlagzeug.

Kai Bettermann war nicht nur Tänzer, sondern er gab auch den launigen Conferencier zu Beginn, der das Publikum mit ein paar Anekdoten aus der Geschichte des Balletts unterhielt. Daneben war er auch eine Art „Pausen-Clown“, der zwischen den Akten auftrat.

Die Haupttänzer waren Phaedra Pisimisi, Darwin Diaz und Elisa Marschall. Sie tanzten nach der Choreografie von Jacqueline Fischer, die sich Schlemmers Erbe mit behutsamer Hand genähert hat.

Kein Wunder, dass beide Abende schnell ausverkauft haben. Zu Recht: Die Zuschauer waren restlos begeistert von der Vorführung. Es ist ein Unglück, dass dieser Weg der klassischen Moderne im Ballett wie so vieles künstlerisch Aufregendes 1933 zwangsweise beendet wurde.