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Beschwerlicher Weg zu sich selbst

Barbara (Bettina Zobel) findet Ruhe nach der Anstrengung einer Etappe. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Barbara (Bettina Zobel) findet Ruhe nach der Anstrengung einer Etappe. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Das Publikum bei der Premiere der Aufführung „The road to Santiago – ein Jakobsweg“, einem Ein-Personen-Stück von und mit Bettina Zobel (Ensemblemitglied des Kinder- und Jugendtheaters), war am 15. März 2014 durchschnittlich älter als sonst im KJT üblich. Das lag wohl an der Thematik des Stückes, einer Koproduktion mit der „Companie des Mers du Nord“ aus Grande-Synthe (Frankreich), deren Gründerin Brigitte Mounier auch Regie führte.

 

Nach dem Motto „Ich bin dann mal weg“ wagt die Protagonist Barbara (Bettina Zobel) den schweren Schritt in ein Abenteuer und nimmt sich eine Auszeit von Beruf, Familie und Krankheitssorgen. Sie will in 116 Tagen zu Fuß den Jakobsweg von ihrer Heimatstadt Köln bis nach Santiago de Compostela gehen. Auf diesen physisch wie psychisch anstrengenden Weg begegnet sie auch vielen Pilgern. An ihren Begegnungen mit fünf von ihnen lässt sie uns teilhaben. Jeder dieser fünf hat unterschiedliche Beweggründe, ob Unzufriedenheit mit dem Beruf, das zerstrittene und in seinen Rollen eingefahrene Paar, die mit ihren Mitmenschen hadernde Veganerin oder eine nach Freiheit und Unabhängigkeit strebende Britin. Mit jedem Schritt begegnet die gut auf die Reise vorbereitete Barbara nicht diesen Pilgern, sondern vor allem auch sich selbst mit ihren Ängsten und Schuldgefühlen am Tod ihres Bruders….

 

Zur Bühne: Im Hintergrund eine Landkarte mit dem Jakobsweg, mitten auf der Bühne ein Laufband, dass auch multifunktional zum Beispiel als Pilgerherbergs-Schlafstätte Verwendung fand. Das waren die wenigen Requisiten die nötig waren, um die physische Herausforderungen und Anstrengungen dem Publikum lebendig vor Augen zuführen.

Daneben spielten Musik und Alltagsgeräusche wie Autobahnlärm oder Vogelgezwitscher sowie der geschickte Einsatz von Beleuchtung eine wichtige Rolle. So war das Publikum beispielsweise mit der Protagonistin in dunkler Einsamkeit in einer Pilgerherberge oder hörte das Surren der Stechmücken im Wald von Gascogne. Der Übergang nach Luxemburg wurde musikalisch mit Beethovens „Ode an die Freude“ begleitet.

Zu Beginn stellte Barbara (Bettina Zobel) die Personen die sie während der 116 Tage kennenlernt symbolhaft in Form von fünf Steinen vor, und legt diese um die Bühne herum auf den Boden.

Beeindruckend, wie lebensnah Zobel die Zuschauerinnen und Zuschauer von ihrer akribischen Vorbereitung, angefangen von angemessener Funktionskleidung und Schuhwerk sowie an an allen Emotionen wie Freude und Euphorie, körperlichen und psychischen Schmerz oder auch ihren Ängsten teilhaben lässt. Das Publikum hatte wohl mehr als einmal das Gefühl, selbst diesen Weg zu gehen. Der Satz „Das war das Beste, was ich machen konnte“ konnte man ihr wirklich abnehmen, auch wenn er vielleicht etwas zu häufig benutzt wurde.

Ein bedeutender Moment war auch, als Barbara mitten im Regen einen glatt polierten kleinen Stein findet, den sie gegen Ende als „ihren Stein“ am Cruz de Ferro, dem Eisenkreuz ablegt. Für das Paar Monika und Harro gibt es dort auch ein „Happy End“. Und sie finden wieder zueinander.

 

Der Jakobsweg ist sicherlich für viele Menschen ein Weg – aber eben auch nur eine von mehreren Möglichkeiten – zu sich selbst zu finden. Bettina Zobel ist diesen Weg auch privat schon gegangen. Das war ihrem Spiel anzumerken.

 

Die Inszenierung und schauspielerische Leistung wurde mit viel Beifall belohnt.

 

Weitere Termine So, 23. März 2014, Sa, 29. März 2014, Sa, 24. Mai 2014, So, 25. Mai 2014 und Sa, 14. Juni 2014. Karten gibt es unter www.theaterdo.de oder 0231 5027222.

Jakobsweg zur Selbstfindung

Er erste Schritt ist am schwersten. Bettina Zobel als Pilgerin.
Er erste Schritt ist am schwersten. Bettina Zobel als Pilgerin.

Am 15. März 2014 um 20.00 Uhr ist Premiere für „The road to Santiago – ein Jakobsweg“ (ab 14 Jahren) im Kinder- und Jugendtheater Dortmund. Die Koproduktion des KJT mit der Companie des Mers du Nord, Grande-Synthe ist zugleich die erste internationale Kooperation im Haus.

 

Die Gründerin der Companie Brigitte Mounier führt bei diesem ein Personenstück Regie. Die Schauspielerin Bettina Zobel vom KJT hat die Geschichte geschrieben und spielt auch die Hauptperson.

„Das war mir eine Herzensangelegenheit. Es gibt leider zu wenige Stücke über Frauen, die sich außerhalb der üblichen Rollenklischees bewegen. Die Frau in meiner Geschichte ist mutig und bringt die physische und psychische Kraft auf, von ihrer Familie wegzugehen und sich auf den Jakobsweg zu machen. Eine geheimnisvolle , interessante Geschichte sowohl auf physischer als auch auf psychologischer Ebene. Ich bin diesen Weg übrigens selber auch gegangen. Allerdings erstreckte sich bei mir der Zeitraum über sieben Jahren“, erklärte Zobel.

 

Der Leiter des KJT Andreas Gruhn fügte hinzu: „Es gibt einen Mangel an neuen Frauenbildern und Lebensentwürfen. Leider definieren sich Frauen immer noch über Männer. Bei “The road to Santiago-ein Jakobsweg“ geht es vor allem auch um Unabhängigkeit und Freiheit.“

 

Kurz zur Geschichte: Eine Frau findet den Mut, einen ersten Schritt aus ihrem familiären Trott und mit dem Hintergrund einer schweren Krankheit zu gehen und sich eine Auszeit zu genehmigen. Sie will wie schon viele Pilger vor ihr zu Fuß den besonders durch Hape Kerkeling bekannt gewordenen Jakobsweg von ihrer Heimatstadt Köln bis nach Santiago de Compostela zu gehen. Dabei trifft sie neben verschiedene Menschen, aber vor allem sich selbst….

 

Gast-Regisseurin Brigitte Mounier sieht es Aufgabe für ihre Inszenierung an, die Schwierigkeit „weg zu gehen“ und die damit zusammenhängenden physischen wie psychischen Herausforderungen auf der Bühne spürbar präsent werden zu lassen.

 

Der Abend wird auch musikalisch begleitet werden. Wie die fünf immer wieder auftretenden Personen bei dieser ca. 55 Minuten dauernden Ein-Personen-Aufführung eingebracht werden, wurde noch nicht verraten.

 

Es gibt einen Themenabend für Pädagogen und Erzieher am 13. März um 17 Uhr.

Weitere Termine Sa, 22. März 2014, So, 23. März 2014, Sa, 29. März 2014, Sa, 24. Mai 2014, So, 25. Mai 2014 und Sa, 14. Juni 2014. Karten gibt es unter www.theaterdo.de oder 0231 5027222.