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Wieso ignorieren wir, dass wir am Abgrund stehen?

„How do we sleep while our beds are burning“, sang die australische Band Midnight Oil in den 80ern, als es um die Verdrängung der Australier gegenüber den Verbrechen an den Aborigines ging. Wenn wir aber an den Klimawandel denken, dann bekommt die Textzeile eine besondere Aktualität, denn unser Bett steht tatsächlich in Flammen: Brände in Sibirien, Kalifornien, Australien und Regenwaldabholzung ins Brasilien. Und was tut die Menschheit? Sie schläft weiter. Welcher Verdrängungsmechanismus sorgt dafür, dass der Mensch immer weiter Richtung Abgrund drängt wie die Lemminge? Auf der Suche nach den Antworten macht sich die Theatergruppe Trafique unter der Leitung des Regisseurs Björn Gabriel. Die Premiere des Stückes „Abgrund“ ist am 03. Oktober 2020 im Fletch Bizzel.

Die Wissenschaft hat versucht auf den Verdrängungsmechanismus eine logische Erklärung zu bieten: Ist unser Gehirn so verdrahtet, dass es allzu schlimme Dinge einfach ignoriert und verdrängt? Oder gibt es eine Art Selbstzerstörungsmechanismus wie bei den Lemmingen? Wobei das mit den Lemmingen ja ein Mythos ist.

Postkartenmotiv von "Abgrund" der Theatergruppe "Trafique" im Fletch Bizzel.
Postkartenmotiv von „Abgrund“ der Theatergruppe „Trafique“ im Fletch Bizzel.

Eines ist klar: Einfache Antworten wird das Stück nicht bieten, hier ist Selbstdenken angesagt. „Abgrund“ wird ein assoziatives Theatererlebnis, multimedial aufbereitet. Die Aktion findet auf der Bühne und hinter der Bühne statt. Wer das Fletch Bizzel kennt, wird etwas erstaunt sein, denn die Inszenierung sprengt den Rahmen. Das Bühnenbild greift in den Raum. Es steht ein Gewächshaus und ein Swimmingpool im Zuschauerraum, es gibt Katakomben hinter der Bühne und natürlich die Hauptbühne. Alles multimedial miteinander verbunden.

Bekannte Figuren tauchen auf, historische und mythische wie Christopher Kolumbus, Sisyphus oder der Tod. Neben atmosphärischer Musik, können sich die Zuschauer auf Werke von Philipp Glass freuen. Texte stammen von Björn Gabriel selbst, die Texte sind Textflächen.

Zum Schluss noch ein Wort zum Namen der Theatergruppe. Angefangen als Sir Gabriel Dellmann, spielte man eine lange Zeit unter dem Namen Sir Gabriel Trafique. Jetzt hat man den Namen verkürzt auf „Trafique“. Für Björn Gabriel ein Synonym für Treffpunkt oder Schmelztiegel.

Die Termine sind am 03.10., 04.10., 16.10., 18.10. 05.11., 07.11., 16.12. und am 17.12.2020 jeweils im Fletch Bizzel. Weitere Infos unter www.fletch-bizzel.de

Identität – wie wollen wir Leben?

Kann ein kompletter Reset uns einen Neubeginn verschaffen oder wäre dies ein vergebliches Unterfangen? In dem Stück „Identität“ von Sir Gabriel Trafique (Regie und Text: Björn Gabriel) trafen Lebensentwürfe auf Utopien oder Dystopien. Die Dortmunder Premiere war am 05. Oktober 2019 im Theater im Depot.

Auf der Bühne stand ein großer mit Gaze bespannter Würfel. Auf der Vorderseite erschienen Bilder, die zum Untertitel passten: „Schizoszenarien unter kalbenden Gletschern“. Die Rahmenhandlung des Stückes bestand aus einer Produktionscrew. Die Chefin (Anna Marienfeld) und drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Dominik Hertrich, Mirka Ritter und Kevin Wilke) wollen eine knallige Show, den „Hamster des Jahres“ produzieren. Mit der ersten Staffel ist die Chefin noch unzufrieden. Hier wird angesichts der Klimakatastrophe (sie sind das apokalyptische Szenario) gezeigt, wie ignorant die Menschen darauf reagieren. Trotz warnendem Nebelhorn wird Plastik en masse weggeworfen und die Sprachlosigkeit der älteren Generation wird angesprochen.

Später wird es Matrix-haft „Du bist der Auserwählte“ heißt es da und Dominik Hertrich steht vor der Bühne als Rufer in der Wüste „Was ist Wahrheit?“, fragt er. Während hinter ihm auf der Leinwand Lippen projiziert werden, die so aussehen wie Saurons Auge in „Herr der Ringe“.

Eine "ultramediale" Inszenierung von "identität". (v.l.n.r.) Kevin Wilke, Anna Marienfeld, Dominik Hertrich und Mirka Ritter. Foto: © Solms
Eine „ultramediale“ Inszenierung von „identität“. (v.l.n.r.) Kevin Wilke, Anna Marienfeld, Dominik Hertrich und Mirka Ritter. Foto: © Solms

Im zweiten Teil startet die Produzententeam den Hackerangriff, denn „nur wir Nerds können die Welt retten“. Durch den Angriff werden Biografien gelöscht. Gibt es eine neue Chance oder wird die Restauration siegen? Die Bilanz sieht eher negativ sein. So sagt einer der Aktivisten (Kevin Wilke) „Ich rieb mich auf für einen Idealismus, der mich zerstört. Ich muss mich um meine Bedürfnisse kümmern“. Hat der Kapitalismus also trotz Hack immer noch überlebt? Bietet er die besseren Chancen oder ist er einfach verführerischer?

Gegen Ende wird aufgelöst. Der Hackerangriff war ebenfalls ein Script der Produktionsfirma. Doch am Ende stellen sich alle die Frage: Was bleibt?

Gibt es ein richtiges Leben im falschen? Würde sich durch eine große Katastrophe etwas ändern? Würde der Kapitalismus auch den Klimawandel oder einen Hackerangriff überleben und sogar gestärkt hervorgehen? Sehr berührend war auch das Selbstgespräch des Aktivisten. Was passiert mit Idealisten? Kann auch ein Zuviel davon Menschen kaputt machen?

Dominik Hertrich, Mirka Ritter und Kevin Wilke und Anna Marienfeld sowie das Team von Sir Gabriel Trafique hatten an dem Abend viel Spaß und eine großartige Leistung abgeliefert.

Ja, „Identität“ wirft viele Fragen auf. Aber dafür ist Theater da, um Fragen aufzuwerfen, sonst wäre es ja „Die Sendung mit der Maus“. Die Antworten müssen wir selber finden. Wie wollen wir Leben und was tun gegen einen drohenden Klimawandel?

Am 16. November um 20 Uhr im Theater im Depot hat man die Gelegenheit, sich diesen Fragen zu stellen.

Identität – Auf der Suche nach dem Menschsein

Was macht den Menschen aus? Sein Kontostand? Sein Status? Was passiert, wenn plötzlich durch einen Hacker-Angriff sämtliche Daten gelöscht werden? Im Stück „Identität“ von Sir Gabriel Trafique wird sich genau diese Frage gestellt. Doch keine Angst. Es wird nicht ganz Bierernst. Auch (oder vor allem) im Chaos darf gelacht werden. Die Dortmund-Premiere ist am 05. Oktober 2019 im Theater im Depot.

Nach Stücken, die eine Literaturvorlage haben wie „Die Räuber“, stehen hier wieder selbstgeschriebene Texte im Mittelpunkt. Die Rahmenhandlung ist schnell erzählt: Eine TV-Produktionsfirma will eine „geile Show“ machen und setzt durch einen Cyberangriff alles außer Kraft. Es gibt keine Banken, keine Identitäten. Dann wird dem Hackerkollektiv der Prozess gemacht. Die vier Schauspieler sind gleichzeitig Ankläger, Zeugen und Täter. Oder ist vielleicht alles nur inszeniert?

"Identität": Das Produktionsteam bei der Arbeit. (v.l.n.r.) Anna Marienfeld, Kevin Wilke, Mirka Ritter und Dominik Hertrich. (Foto: © Solms / Sir Gabriel Trafique)
„Identität“: Das Produktionsteam bei der Arbeit. (v.l.n.r.) Anna Marienfeld, Kevin Wilke, Mirka Ritter und Dominik Hertrich. (Foto: © Solms / Sir Gabriel Trafique)

Was würde wohl passieren, wenn durch eine Katastrophe wie einen Hackerangriff oder ähnliches das gesellschaftliche Leben in ihren Grundfesten erschüttert würde? Es gäbe sicher wie nach allen Revolutionen Gewinner und Verlierer. Welche Utopien können sich durchsetzen oder werden Dystopien zur Wirklichkeit. Gibt es die Möglichkeit eines Neuanfangs? Die besucher können sich auf 110 interessante Minuten freuen.

Mit dabei sind: Dominik Hertrich, Anna Marienfeld, Mirka Ritter und Kevin Wilke. Die Videos stammen von Alexander Huegel, Text und Regie hat Björn Gabriel übernommen.

Die Termine sind 05. Oktober2019 (20 Uhr), 06. Oktober 2019 (18 Uhr) und 16. November (20 Uhr).

Unter die Räuber gefallen

Yasmina Rezas „Gott des Gemetzels“ meets Schillers „Räuber“. So könnte man das neueste Stück der Theatergruppe „Sir Gabriel Trafique“ charakterisieren. „Die Räuber.Live“ mit dem schönen Untertitel „Utopien aus deutschen Lenden“, zeigte den eindringenden Wahnsinn in einen aufgeklärten linksliberalen Freundeskreis mit der Hoffnung, das Schillers „Räuber“ die Lösung zeigt. Doch tut er das? Ein Bericht von der zweiten Aufführung vom 13. Januar 2019 im Theater im Depot.

Der erste Teil der Inszenierung von Björn Gabriel, dem Kopf hinter „Sir Gabriel Trafique“, wirkt ein wenig wie aus „Gott des Gemetzels“. Zwei Pärchen aus dem gleichen Milieu – sie sind wohl alle auch Schauspieler – treffen sich zum Klönen. Essen, trinken, grillen und in die „360°-Sauna mit Musik“. Dabei wird nicht der Fehler gemacht, die Szenerie übertrieben naturalistisch darzustellen, das Bühnenbild von Anna Marienfeld war reduziert und sehr symbolhaft gestaltet.

Im Laufe der Unterhaltung, die sich hauptsächlich um die Bedrohung von Rechts dreht, eskaliert unter den vier Protagonisten und der Fernseher(!), quasi als „deus ex machina“, empfiehlt, sich mit Schillers „Räuber“ auseinanderzusetzen. Vielleicht stünde da ja des Rätsels Lösung. Gesagt, getan, die beiden Pärchen übernehmen vier Rollen und wir sind mitten im klassischen Stück der „Sturm-und-Drangzeit“.

Besonders gelungen war die Darstellung der beiden Pärchen. Die eigentlich weltoffenen Gastgeber (Dominik Hertrich und Aischa-Lina Löbbert) zeigten sehr gut die Angst vor dem Unbekannten draußen. Richtig glücklich waren sie nur in ihrem Zuhause mit ihrem schicken Sprachsystem „Alexandre“ und der bereits erwähnten 360°-Sauna, sozusagen eine schwere Form des „Cocooning“. Das andere Pärchen bestand aus zwei Frauen (Fiona Metscher und Mirka Ritter). Zwischen den Pärchen begann es nicht nur verbal zu knistern, auch erotisch ging es zur Sache. Hier war die Weltoffenheit aber schnell vorbei.

Entspannung nach der 360°-Sauna. (v.l.n.r.) Aischa-Lina Löbbert, Fiona Metscher, Mirka Ritter und Dominik Hertrich). Foto: © Alexander Huegel).
Entspannung nach der 360°-Sauna. (v.l.n.r.) Aischa-Lina Löbbert, Fiona Metscher, Mirka Ritter und Dominik Hertrich). Foto: © Alexander Huegel).

Im zweiten Teil verwandelte sich das Stück in eine Art moderner Inszenierung mit Versatzstücken aus Schillers Räuber. Hier übernahmen die Vier Rollen aus Schiller und die Geschichte der Brüder Karl und Franz entfaltet sich. Natürlich wurde nicht der komplette Schiller gespielt. Monologe wurden zusammengefasst, verbunden, gekürzt und bearbeitet. Gabriels Intention war natürlich auch, die Forderung der AfD nach „mehr deutschen Stoffen“ im Theater auf die Spitze zu treiben. Denn Schillers hochpolitisches Werk dreht sich um den erwachenden Kampf des Bürgertums gegen den Feudalismus.

Letztlich bleibt auch die Frage: Wo stehen wir? Stehen wir kurz vor 1933 oder sind wir noch weit davon entfernt? Ist es der letzte Moment, wo man noch aktiv eingreifen kann, um ein neues 33 zu verhindern? Am Ende bleibt: Resignation und ein „Egal“, ein Weg den manche Künstler und Intellektuelle im 3. Reich gingen.

Wer möchte, kann das sehenswerte Stück noch am 28. und 29. März im Theater im Depot (jeweils um 20 Uhr) erleben. Wer das früher möchte, muss nach Köln zur studiobühneköln fahren. Hier wird es vom 31.01. bis 04.02. jeweils um 20 Uhr aufgeführt.

Infos und Karten unter www.sirgabrieltrafique.de

Schillers „Räuber“ im zeitgenössischen Gewand

Wie bringt man das am Ende der literarischen Sturm-und Drang-Periode entstandene Drama „Die Räuber“ von dem jungen deutschen Schriftsteller Friedrich Schiller (1759 – 1805) mit seiner zeitlosen und aktuellen Brisanz auf die Bühne bringen?

Dieser schwierigen Aufgabe stellte sich das freie Theaterkollektiv Sir Gabriel Trafique (SGT) mit Regisseur Björn Gabriel, vom Dortmunder Schauspiel gut bekannt, und die für Ausstattung und Produktion verantwortliche Anna Marienfeld in ihrem neuesten Projekt „Die Räuber.Live – Utopien aus Deutschen Lenden“ im Dortmunder Theater im Depot. Der Titel weist schon mit Ironie auf das vor allem durch die AfD vermittelte „deutschtümelige“Sprach- und Menschenbild hin, so der Regisseur.

Die Premiere ist dort am 12.01.2019 um 20:00 Uhr. Neben den Organisatoren Gabriel und Marienfeld gehören immer wechselnde Schauspieler*innen und Videokünstler*innen zur Gruppe.

Diesmal spielen der Bochumer Fernsehmacher Dominik Hertrich und die in Köln geborene Schauspielerin Aischa-Lina Löbbert sowie die Schauspielerinnen Fiona Metscher und Mirka Ritter. Die vier spielen zwei Paare, die eigentlich als gebildet und aufgeklärt gelten. Beide begehen bei Champagner und den in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts beliebten Mettigel einen launigen Abend. Man wähnt sich sozial, humanistisch und fremden Kulturen aufgeschlossen. Dann passiert etwas Unerwartetes und die verschiedenen Lebensentwürfe geraten unter dem Brennglas „identitärer“ Fragestellungen in nicht geahnte Konkurrenz zueinander. Der Abgrund lauert zwischen den Worten und es entbrennt ein erbitterter ideologischer Kampf um die „moralisch gerechte Gesinnung“. Orientierung soll ihnen ein Kulturhistorischer Abgleich bieten und die Vier gleiten immer tiefer ab in Schillers „Räuber“ mit katastrophaler Folge..

Versteckt im "deutschen" Wald und hinter Maschendrahtzaun sinniert der Regisseur und einer der Köpfe von "Sir Gabriel Trafique" Björn Gabriel.
Versteckt im „deutschen“ Wald und hinter Maschendrahtzaun sinniert der Regisseur und einer der Köpfe von „Sir Gabriel Trafique“ Björn Gabriel.

Wie von SGT gewohnt, werden zwar viele Monologe aus Schillers „Räuber“ genutzt, aber mit Hilfe von Video-und Lichtinstallationen, Musik, Elementen der virtual reality, der bildenden Kunst, der Performance, zwei Livekameras sowie über 100 Presens ein zeitgenössisches zugespitztes Gewandt dar gebracht. Für die Visuals und die zeitgenössische Ästhetik ist Alexander Huegel verantwortlich.

Die Bühne ist unter anderem mit typischen als kitschige „typisch deutsche“ Elemente wie etwa den „Deutschen Michel“, den „German Grill“ oder symbolhaft mit einer „Mauer“ als Theke und einen geheimnisvollen und gruselig mit einem Totenkopf versehenen stilisierten „deutschen“ Wald ausgestattet.Es gibt also viele Assoziationsräume für das Publikum.

Wie Gabriel betonte, sind die „Räuber“ von Schiller wohl das deutscheste Stück (Drama). Im Konflikt zwischen Vernunft und Gefühl wählen die Söhne von Graf Maximilian Moor im Drama am Ende extreme und und zu verabscheuende Mittel, um sich von den Fesseln der Elterngeneration und den Schranken des sogenannten „Kastratenzeitalters“ zu befreien. Karl als idealistische Befreier, Bruder Franz als Tyrann, der sich zurückgesetzt fühlt und sich über alle Natur erhebt.

In unserer Zeit brechen sich sich Unzufriedenheit, Verdrängtes oder nur in heimeligen Kneipen und Bierstuben unter sich herausgelassene Aggressionen sowie Ängste vor „Überfremdung“, sozialen Abstieg etwa bei den Montagsdemonstration der PEGIDA lauthals und wie ein Ventil bahn. Es geht diesen Menschen ja, wie sie betonen, der „Gerechtigkeit“ Geltung zu schaffen. Da setzt so mancher auf scheinbar einfache Lösungen für komplexe gesellschaftliche Probleme und sucht den einen „Sündenbock“. Die Gefahr der politischen Instrumentalisierung von rechtspopulistischen und faschistischen Parteien ist groß.

Neben der Premiere am 12.01.2019 gibt es im Dortmunder Theater im Depot auch noch weiter Vorstellungen des Stückes am Sonntag, den 13.01.2019 um 18:00 Uhr, sowie am 14.02.2019, am 28.03.2019 und am 29.03.2019 (jeweils um 20:00 Uhr).

Infos und Karten unter www.depotdortmund.de

Die erstaunliche Aktualität von Shakespeares Hamlet

Als Koproduktion mit dem Theater im Depot, der studiobühneköln und dem Rottstr5 Theater Bochum hat sich das freie Theaterkollektiv „Sir Gabriel Trafique (früher Sir Gabriel Dellmann)“ William Shakespeares „Hamlet“ als Vorlage für ihre sechste Produktion im Depot vorgenommen. Sir Gabriel Trafique wurde 2012 unter dem Label Sir Gabriel Dellmann gegründet. Ohne Stefanie Dellmann wurde eine Namensänderung notwendig. Geleitet wird das Theaterkollektiv von Schauspieler und Regisseur Björn Gabriel und Anna Marienfeld. In wechselnden Konstellationen stoßen jeweils SchauspielerInnen und VideokünstlerInnen zur Gruppe.

Unter der Regie von Gabriel entwickelt sich „Hamlet – Ein multimedialer Parcours nach Shakespeare“. Premiere ist Freitag, der 20. Oktober 2017 um 20:00 Uhr im Theater im Depot.

Wie der Regisseur verriet, erstaunt ihn immer wieder, wie viel Fundament und Aktualität in „Hamlet“ steckt. Heute, wo die humanistischen Säulen unserer Gesellschaft oft mit den Füßen getreten werden. Das Drama steht im Zentrum, weil es auf heute passt. „Die Codes gehen von den Schauspielern aus“, so Gabriel.

Dazu gibt es viele Zitate bei Hamlet wie zum Beispiel „Es ist etwas faul im Staate Dänemark“. Die Welt scheint aus den Fugen geraten, und wie Hamlet suchen wir nach einem moralischen Kompass für unser Leben.

Schwer gemacht wird uns das in der digitalisierten Welt mit seiner Bilderflut, „Fakenews“ und demagogischen Einflüsterern, die uns überfordern. Wie können wir moralisch verantwortlich Leben?

Drei Hamlets suchen nach einem würdevoll Sein oder Nichtsein und finden Orientierung an Shakespeares Klassiker. Unter Anleitung eines digitalen Orientierungssystems wagen sie dabei ein Experiment über das Mensch-Sein.

Gleich drei Hamlets erkunden die unterschiedlichen Möglichkeiten. (Foto: © Sabrina Richmann)
Gleich drei Hamlets erkunden die unterschiedlichen Möglichkeiten. (Foto: © Sabrina Richmann)

Drei SchauspielerInnen on Stage, drei SchauspielerInnen aus der Konserve (darunter Produzentin Anna Marienfeld), ein Live-Videokünstlerin, zwei Livekameras, über hundert Presents und unendliche Produktionsflächen kreieren einen Live-Film, popkulturelle Verführungsmethoden und schaffen immer neue virtuelle Welten. Diese zerfallen durch Offenlegung ihrer Mittel in ihrem Innersten.

Für den musikalischen Soundtrack sorgt die Gruppe AniYo Kore (Melody & Rene).

Sie unterlegen und begleiten das Geschehen atmosphärisch.

Die Vorstellung wird zwei Stunden nicht überschreiten.

Termine für weiter Aufführungen: 21.10.2017/ 09.11.2017/ 10.11.2017 jeweils um 20:00 Uhr im Theater im Depot, Immermannstr. 29, 44147 Dortmund.

Karten: ticket@theaterimdepot.de und an allen bekannten VVK-Stellen.