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30 Jahre artscenico – drei Monate Festival mit Brennschärfe X

An einem ungewöhnlichen, aber sehr ehrwürdigem Ort feiert die freie Theatergruppe um Rolf Dennemann ihr 30-jähriges Bestehen: Das Haus Schulte-Witten in Dorstfeld ist der Schauplatz eines Programms, das über drei Monate das Erdgeschoss in künstlerische Anordnungen verwandelt. Der Startschuss fällt am 01. Oktober 2021 um 18 Uhr.

Rund 36 einzelne Veranstaltungen halten das Haus Schulte-Witten in künstlerischem Atem. Möglich gemacht hat das eine Kooperation mit der Stadt- und Landesbibliothek und die Förderung durch das NRW Landesbüro für freie Künste.

Der Eingangsbereich vom Haus Schulte Witten. Im Erdgeschoss wird artscenico von Oktober bis Dezember 2021 der Hausherr sein.
Der Eingangsbereich vom Haus Schulte Witten. Im Erdgeschoss wird artscenico von Oktober bis Dezember 2021 der Hausherr sein.

Ein zentraler Punkt ist die gleichnamige Fotoausstellung namens „Helter Skelter“. Die Ausstellung ist immer mittwochs von 17.00 – 21.00 Uhr geöffnet und von donnerstags – sonntags immer 1 Stunde vor Veranstaltungsbeginn. Die Fotos von Guntram Walter sind schöne Zeitdokumente über die verschiedensten Aktion von artscenico. Dazu gibt es die Möglichkeit, Unikate zu kaufen. Daneben gibt es einen kleinen Raum – für zwei bis drei Menschen gleichzeitig – in dem Filme angeschaut werden können.

Doch die Eröffnung bietet noch mehr, nämlich den ersten „in-ear“ Abend. Hier müssen Matthias Hecht, Elisabeth Pleß, Sascha von Zambelly und Stefanie Winner direkt wiedergeben, was sie auf dem Ohr gesagt bekommen. Ohne Zeit zu reflektieren. Um 20 Uhr ist am 01. Oktober Zeit für Künstler wie Jonathan Meese, Joseph Beuys und andere. Weitere dieser „in-ear“ Abende gibt es am 09.10.21 um 20 Uhr mit dem Thema „Wissenschaftler“ und am 05.11.21 um 20 Uhr sowie am 06.11.21 um 19 Uhr mit dem Thema Sport.

Musikalisch bietet die Veranstaltungsreihe auch einiges. Volker Wendland spielt mit Gregor Hengesbach Gypsy Swing am 02.10.21 um 19 Uhr und am 16.12.21 um 15 Uhr, am 07.10.21 um 20 Uhr präsentiert sich Chilek mit der ungewöhnlichen Kombination Gitarre, Cello und Schlagwerk, Yoyo Röhm bringt am 21.10.21 um 19 Uhr musikalische Gäste mit. Literatur trifft auf Musik am 25.11.21 um 20 Uhr, denn dann liest Elisabeth Pleß und Chilek machen dazu Musik.

Für langjährige Mitstreiter von artscenico finden gesonderte Abende statt, bei denen sie sich präsentieren können. Thomas Kemper entwickelt seine „Frauenfigur“ am 30.10.21 um 19 Uhr, danach ist der Besucher zu Gast bei Matthias Hecht am 26.11.21 um 19 Uhr und am 17.12.21 um 20 Uhr präsentiert Elisabeth Pleß ihr Programm.

Selbstverständlich ist auch Rolf Dennemann beim Mammutprogramm vertreten. „Hattingen ist nicht Helsinki“ lautet seine Lesung mit Drums und Piano, die am 12.11.21 um 20 Uhr stattfinden wird. Daneben macht er auch das Gespräch „Der Tod auf Visite“ am 19.11.21 um 20 Uhr, bei dem es um die Frage geht, wie er und sein berufliches Umfeld mit seiner Krebserkrankung umgeht.

Darüber hinaus gibt es weitere Veranstaltungen mit Lesungen, Musik und sogar Tanz. Eine Filmcrew kommt dreimal zum Filmen und an manchen Tagen kann man sein mitgebrachtes Grillgut grillen lassen. Wann? Das ausführliche Programm finden Sie auf https://www.artscenico.de/blog/2021/09/10/brennschaerfe-x/. Dort finden Sie auch Informationen zu Kartenreservierungen.

In den Veranstaltungsraum passen coronabedingt nur 20 Menschen, es kann sein, dass die Kapazität auf 30 erhöht werden kann. Dennoch möchten die Veranstalter von artscenico, dass der intime Charakter gewahrt wird.
Eintritt:
Normaler Ausstellungsbesuch: kostenfrei
Konzerte: 15 €/10 €
Performances: 10 €/5 €
Tanzabende: 15 €/10 €
L’après-midi (sonntags): 5 €
Flatrate alle Veranstaltungen: 100 €

Eine Reservierung ist erforderlich. Es gelten die Regeln der Coronaschutzverordnung.

Premiere von Blutmond unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Am Freitag, den 20.03.2020 um 20:00 Uhr sollte die Premiere „Blutmond“ (About fear and fun, love and loss) von artscenico e.V. im Dortmunder Theater im Depot unter der Regie von Rolf Dennemann „normal“ mit Publikum stattfinden. Der Coronavirus macht einen Strich durch die Rechnung.

Beim Pressegespräch verkündeten die Organisatoren nun, dass die Premiere wie geplant zum Termin unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchgeführt werden soll.

Vorgesehen sind eine Videoaufzeichnung und eventuell ein Streaming in den sozialen Medien.

Blutmond (Blue Moon) ist im englischen Sprachgebrauch die Bezeichnung für einen zweiten Vollmond innerhalb eines Monats im gregorianischen Kalender und ein seltenes Ereignis. Eine Metapher für Sehnsüchte. Die Performance spielt assoziativ mit den Themen Angst, Verlust, Unsicherheit aber auch mit Liebe und Spaß. Es geht um Transformationen, Träume und das Leben. Es sollen kleine Bilder im Kopf der Zuschauenden entstehen.

Mit "Blutmond" probiert artscenico andere Wege: Die Premiere wird gestreamt. gespannt sind (v.l.n.r.) Elisabeth Pleß (Performerin), Rolf Dennemann (arscenico), Regieassistentin Maya Porat und Joanna Stanecka (Performerin).
Mit „Blutmond“ probiert artscenico andere Wege: Die Premiere wird gestreamt. gespannt sind (v.l.n.r.) Elisabeth Pleß (Performerin), Rolf Dennemann (arscenico), Regieassistentin Maya Porat und Joanna Stanecka (Performerin).

Die „organisch surreal“ anmutenden Inszenierungen von artscenico passen gut in diese Zeit. Unsere Realität wirkt gerade jetzt surreal unwirklich. Die Inszenierung enthält Elemente aus Tanz, Performance, Video und Musik und fügt sie zu einem Gesamtkonzept zusammen.

Beteiligt sind drei Performerinnen (Elsa Marschall, Elisabeth Pleß, Joanna Scanecka) eine Live-Band (2 Gitarren, Kontrabass, Sängerin) mit Swing und Gypsy-Sol Musik (zum Beispiel „Fly me to the moon). Dazwischen wird es als Kontrast auch brachiale Musik und kurze Texte (etwa von Stanislaw Lem) eingebaut.

Zu spüren ist die Unsicherheit der Situation für alle Beteiligten. Genaue Planungen sind nicht möglich. Positiv ist das Gefühl des Zusammenhalts der Künstler*innen, sowie der Wille von allen, die Widrigkeiten zu meistern und ihre Arbeit zu einem guten Ende zu führen.

Achten Sie auf aktuelle Informationen in den (sozialen) Medien!

artscenico lud zum Meeting 2020

Traditionell lud „artscenico“ unter der Leitung von Rolf Dennemann und seine langjährigen Mitstreiter Matthias Hecht, Elisabeth Pleß, Thomas Kemper, Joanna Stanecka, Chino Monagas, Cynthia Scholz am 28.01.2020 zum diesjährigen Meeting in das Dortmunder Theater im Depot ein.

In diesem Jahr stand das besondere Treffen von Künstlern und Publikum unter dem Motto „Check dein Weltbild“. Sie positionieren sich damit deutlich gegen Hass, rechte Propaganda und Terror. Heimat ist hier kein Kampfbegriff.

Der Musik-Leistungskurs des Max-Planck-Gymnasiums überraschte das Publikum mit ihrer eigenen Interpretation von Franz Schuberts „Der Lindenbaum“ (Winterreisezyklus)

Es wurde in der Folge öfter nachdenklich und besinnlich. Rolf Dennemann las „Das Phänomen“ (1981) von Hanns Dieter Hüsch als eindrucksvolles Statement geben Ausgrenzung.

Wie gewohnt wurde zunächst auf die Produktionen des letzten Jahres wie die „Hinterhof-Trilogie in der Missundestraße (Raum vor Ort), „Choose your Granny“, „Silent City“ oder „Konstellation H2“ (ein Abend über Wohin und Hier) zurück geblickt. Johanna Stanecka und Thomas Kemper boten live eine Kostprobe aus „Konstellation H“.

Einen Ausblick auf die (sicherlich wieder humorvoll-skurrilen) Produktionen 2020 gab es natürlich auch. So kann sich das Publikum am 20./21. März diesen Jahres auf „Blutmond – About fear and fu, love and loss“ mit Live-Band freuen.

Ende Mai gibt es das Projekt „artscenico quasel 2020“ (moderierte Filmübersicht).

 Roman D. Metzner (Akkordeon) und der Countertenor Etienne Walch sorgten für ein musikalisches Highlight an dem Abend. (Foto: © Anja Cord)
Roman D. Metzner (Akkordeon) und der Countertenor Etienne Walch sorgten für ein musikalisches Highlight an dem Abend. (Foto: © Anja Cord)

Spannend wird die für den Oktober 2020 vorgesehenen Produktion „Peer Gynt“ (Henrik Ibsen). Sie wird „Open Air“ in einem Park aufgeführt werden. Musik spielte im weiteren Verlauf eine nicht unbedeutende Rolle.

Direkt vor der Pause gab es als Einspieler „Griechischer Wein“ (Udo Jürgens) mit Text auf der Leinwand. Der zweiten Teil der Performance an diesem Abend brachte mit dem ausgezeichneten Countertenor Etienne Walch, begleitet von Roman D. Metzner am Akkordeon ein großes musikalisches Highlight.

Das Trio Ansambal NAj mit der Sängerin Manuela Weichenrieder, Serge Corteyn (Gitarre, Elektronics) sowie Ludger Schmidt (Cello) sorgten mit ihren jazzig-jiddischen Liedern für Gänsehautmomente.

Eindringlich vorgetragen von Schauspielerin Elisabeth Pleß wurden Kurt Tucholskys bitteres und starkes politisches Gedicht „Rosen auf den Weg gestreut“.

Zum Abschluss gab es noch eine ironisch-witzige „Belobigung“ von artscenico für das ökologisch und politisch sicher vorbildliche Verhalten des Publikums.

Kooperationsprojekt von artscenico zum Thema „Stille“

Die Welt um uns herum wird immer hektischer, lauter und schnelllebiger. Wenig Zeit und Muße zum Innehalten und sich auf die Stille mit all ihren erhellenden, anheimelnden oder manchmal auch bedrückend wirkenden Aspekten einzulassen und dann sie auszuhalten.

Mit einer neuen erweiterten Koproduktion „Silent City“ möchte artscenico unter künstlerischen Leitung von Rolf Dennemann, Hans Dreher (Prinz Regenten Theater) und João Garcia Miguel (Teatro Ibérico/Lissabon) mit einem internationalem Künstlerensemble die BesucherInnen auf eine Expeditionsreise durch inszenierte Räume (25 Stationen) in verschiedenen Versionen (Theater, Tanz, Installation, Projektion, Bilder) rund um das Theater im Depot führen. Das Projekt ist außerdem eine Kooperation mit „Parzelle im Depot“ und dem Depot e.V. Unterstützt wird „Silent City“ unter anderem vom Kulturverband Ruhr und NRW Kultur International.

Rolf Dennemann entführt uns mit artscenico in die "Stille Stadt" (Silent City).
Rolf Dennemann entführt uns mit artscenico in die „Stille Stadt“ (Silent City).

Nach Version I im Bochumer Prinz Regenten Theater, finden die Premieren der Version II im Dortmunder Depot am 06.09.2019 ( Freitag) und am 07.09.219 (Samstag) statt.

Wie Rolf Dennemann beim Pressegespräch verriet, gab es die Idee zum Projekt schon länger und sie bot sich als Kooperationsprojekt mit Gleichgesinnten an. Wichtig ist dabei eine intime Atmosphäre.

Nur für jeweils 6 Personen, jeweils zur vollen Stunde, ist der Zugang möglich.

Der Einlass ist stündlich ab 17:00 bis 21:00 Uhr.

Es wird der gesamte Gebäudekomplex (Depot) für eine Betrachtung des Themas „Stille“ in all seinen dramatischen Zuständen mit verschiedenen künstlerischen Mittel genutzt.

Die BesucherInnen treffen auf Schauspieler, Tänzer, Musiker und Performer, welche stille, theatrale Situationen herstellen, oder aber eine menschenleere Rauminstallation, die fremd gewordene Stille intensiv verkörpert. Die Spanne reicht von geschlossenen Geschichten mit einem Anfang und Ende, bis hin zu abstrakten sowie meditativen Bildern, Tanz oder kaum vernehmbare Musik.

Auf alle Fälle wird es ein individuelles, von jeder Person anders empfundenes Abenteuer für den, der sich darauf einlässt. Ausgangspunkt ist der der Eingangsbereich zum Theater im Depot (Bar).

Achtung: Eine Voranmeldung ist dringend notwendig!

Telefonisch unter 0231/ 9822336 (Anrufbeantworter) oder, per E-Mail: ticket@theaterimdepot.de

Vom Ghetto-Netto zum Vermieter-Gebieter

Der dritte Teil der Nordstadtsaga um den Hinterhof in der Missundestraße 10 trägt den schönen Titel „Soda und Gomera“. Nach „Juckpulver und Hagebuttentee“ (2018) und „Im Tal der fliegenden Messer“ (2017) geht es diesmal mit der Produktion von artscenico in die Zukunft. Hier ist die Nordstadt das hippe Viertel der Republik und die Mietwilligen stehen Schlange. Eine schwere Entscheidung für den Vermieter, der sich als König geriert. Zudem: The Return of the Omas. Ein Premierenbericht vom 13. Juni 2019.

Zurück in die Zukunft – wo andere einen Fluxkompensator brauchen, um in die Vergangenheit zu reisen, reichen Rolf Dennemann, der Kopf hinter artscenico, nur ein paar Papptafeln um von 2017 und 2018 in die Zukunft und wieder zurück zu reisen.

Die altbekannten Gesichter sind wieder dabei: Emmi (Elisabeth Pleß) ist die Frau vom Vermieter (Linus Ebner) und Walla (Thomas Kemper), der als Oma einen mobilen Kiosk mit dem schönen Namen „Wallahalla“ betreibt. Logischerweise gibt es dort Eierlikör in rauen Mengen.

Was tut man/frau nicht alles, um dem Vermieter zu gefallen und die Wohnung zu bekommen. (Foto: © Guntram Walter)
Was tut man/frau nicht alles, um dem Vermieter zu gefallen und die Wohnung zu bekommen. (Foto: © Guntram Walter)

Die Hauptgeschichte spielt im Jahre 2022: Der junge Hausbesitzer weiß nicht, an wen er eine seiner Wohnungen vermieten soll. Die Nordstadt ist so attraktiv geworden, dass die Kandidaten Schlange stehen und an einem „Mietmarathon“ teilnehmen müssen. Walla ist mit seinem mobilen Kietz-Kiosk unterwegs als er seinen alten Kumpel Kalla wiedertrifft, der jahrelang als Maskenverleiher auf Gomera sein karges Leben fristete.

Rolf Dennemann hat hier wieder das aktuelle Thema „Wohnungsnot“ in gewohnt skurril-amüsanter Form aufbereitet. Auch wenn die Nordstadt noch weit weg ist von der Gentrifizierung, in anderen Städten müssen die Mietkandidaten sich quasi nackt machen vor dem „Vermieter-Gebieter“. Schon die kleinste Verfehlung kann das Aus bedeuten. Schwierig ist es auch für einen unerfahrenen Vermieter, der das Haus vererbt bekommt, den oder die richtige Kandidatin zu finden. Es hat ja auch etwas mit Vertrauen zu tun, wem man seine Wohnung vermietet.

Wer es am Ende sein wird, verrate ich nicht, denn das können die Besucher am 21. und 22. Juni 2019 noch selbst herausfinden. Wer also etwas Abstand vom Kirchentag haben möchte und Lust hat sich intelligent und hintergründig zu unterhalten, der sollte gegen 19:30 Uhr nicht an der Missundestraße 10 vorbei gehen. 90 Minuten echte Nordstädter-Hinterhofatmospähre mit überdachter Tribüne.

Soda und Gomera – wenn die Nordstadt zum Hipsterviertel wird

Irgendwann in der Zukunft – also 2022 – verwandelt sich die Nordstadt in ein beliebtes Hipsterviertel, bei dem sogar der Prenzlauer Berg vor Neid erblasst. Das ist zumindest die Ausgangslage von „Soda und Gomera“, dem dritten Stück von Rolf Dennemann, dem Kopf von artscenico, das im Hinterhof der Missundestraße 10 stattfindet. Die Premiere ist am 13. Juni 2019.

Das Stück „Soda und Gomera“ ist im Prinzip der dritte Teil von „Tohuwabohu“ und „Juckpulver und Hagebuttentee“. Nicht nur der Ort ist derselbe, sondern auch die gleichen Hauptakteure machen wieder die Nordstadt unsicher.

Handlungsort: Hinterhof in der Dortmunder Nordstadt. Thema: „Wohnung zu vermieten“- die Reaktionen auf seine Anzeige stürzt den jungen Hausbesitzer in seiner Ambition, menschlich und „politisch korrekt“ zu handeln, geradewegs in die Abgründe seiner Vorurteile und zwingt zur Konfrontation mit sich selbst und der Frage nach Vertrauen. Die Nordstadt ist 2022 zum Hipsterviertel geworden und Menschen aus aller Welt wollen dort hinziehen. Er hat Wohnungen zu vermieten und es melden sich zahlreiche Interessenten mit unterschiedlichsten Hintergründen. Wem kann man vertrauen? Er ringt mit sich und seinen menschlichen Vorstellungen von Zusammenleben. Eine Stimme sagt ihm immer wieder „Achtung! Hier stimmt was nicht!“ Es entsteht Chaos und Verwirrung. Die Wohnungssuchenden werden mit Prüfungen konfrontiert und versuchen mit allen möglichen Tricks, den Zuschlag zu bekommen. Wie schwer wiegt hier Vertrauen und wie wird Vertrauen aufgebaut?

Probenfoto mit Thomas Kemper (Walla), Linus Ebner (Deniz) und Elisabeth Pleß (Emmi). (Foto: © Guntram Walter)
Probenfoto mit Thomas Kemper (Walla), Linus Ebner (Deniz) und Elisabeth Pleß (Emmi). (Foto: © Guntram Walter)

Dennemann hat also ein aktuelles Thema auf die Bühne bzw. den Hinterhof gebracht: Der alltägliche kampf um das Wohnen. Wen darf ich was vermieten und wie finde ich den richtigen Mieter? Es beginnt für jeden potentiellen Mieter ein „Miet-Marathon“ durch verschiedene Räume, bei dem bald alles aus dem Ruder läuft. „Das Wort Chaos wäre eine Untertreibung“, beschreibt Dennemann die Situationen.

Altbekannte Figuren wie Kalla und Walla treten wieder auf und es gibt Rückblicke auf die Vorgängerstücke. Mit dabei sind unter anderem Thomas Kemper, Matthias Hecht, Elisabeth Pleß, Linus Ebner, Asta Nechajute.

Sichern Sie sich Ihren Platz durch Voranmeldung, die Tickets liegen an an der Abendkasse:

orga@artscenico.de und telefonisch unter 0176 63826162

PREMIERE: DONNERSTAG, 13.Juni 2019, 19.30 Uhr

und 14.6., 21./22.6.

Dortmund – Nordstadt – Missundestraße 10 (Hinterhof)

Und 21./22.6. im Kulturprogramm des Ev. Kirchentages

Poetische Fotografien im Kunstraum

Vom 23. Februar bis zum 12. April 2019 zeigt der Kunstraum in Langen August an der Braunschweiger Straße Fotos von Guntram Walter und Rolf Dennemann unter dem Titel „Laue Luft kommt blau geflossen“.

Der Titel der Ausstellung stammt zwar aus einem Gedicht von Joseph von Eichendorff, doch die Fotografien, die beinahe jede Nische des Kunstraums ausfüllen, spiegeln die jüngeren Projekte von artscenico wider. Seit 2010 begleitet der Fotograf Guntram Walter artscenico und hält eindrucksvolle Impressionen der Inszenierungen fest. Dabei gehen die ausgewählten Fotografien über reine Erinnerungen und Dokumentation hinaus, daher sind sie auch nicht chronologisch aufgehängt. Für etwa 75 Prozent der Bilder ist Walter verantwortlich, die anderen 25 Prozent stammen von Dennemann.

Guntram Walter begleitet die artscenico-Produktionen schon seit 2010.
Guntram Walter begleitet die artscenico-Produktionen schon seit 2010.

Wer die Produktion von Rolf Dennemann, dem Kopf hinter artscenico verfolgt hat, wird häufig ein Dé­jà-vu-Er­leb­nis bekommen. Dennemann und Wagner haben sich bis auf eine Ausnahme auf „Outdoor-Produktionen“ konzentriert, daher sind beispielsweise Bilder aus Litauen, der Nordstadt („Juckpulver und Hagebuttentee“) oder dem Hauptfriedhof („Rehe auf der Lichtung“) zu sehen. Eine Ausnahme ich ein Foto aus der Inszenierung „50 Menschen“, die im Depot stattfand.

Die größte Schwierigkeit bestand sicherlich aus der Auswahl der etwa 5.000 bis 6.000 Fotos. „Das Problem war die Befangenheit vor dem eigenen Spiegel“, formulierte Dennemann das Dilemma. Fotos, die man vor Monaten noch toll fand, fielen plötzlich in der Gunst weit nach hinten. Doch ein Foto hat einen besonderen Platz. Es stammt aus der Produktion „Juckpulver und Hagebuttentee“ und die abgebildeten Personen schauen den eintretenden Besucher an.

Auch wenn es Bilder sind, die Aktionen „draußen“ zeigen, für die Ausstellung wurde ein intimer Raum gesucht, der nicht so flüchtig ist. Da bot sich der Kunstraum idealerweise an. Möglicherweise wird die Ausstellung auch nach Lissabon und/oder Kaunas wandern.

Passend zur Ausstellung gibt es noch ein kleines Rahmenprogramm. So werden Rolf Dennemann und Elisabeth Pleß eine kleine Lesung mit Musik unter dem Titel „Laute und leise Laute mit Gesicht“ geben. Sie findet am 06. April 2019 um 20 Uhr im Kunstraum statt.

Öffnungszeiten Kunstraum

Dienstag bis Freitag 15 bis 19 Uhr

www.langer-august.de

Café International im Theater im Depot

Kennen Sie das Spiel„Café International“? Dort muss man Personen unterschiedlicher Nationalität und in ausgewogener Geschlechter-Verhältnis an einen Tisch setzen. Rolf Dennemann und artscenico haben mit „Zuflucht /Time Lines“ verschiedene Charaktere ins Café gesetzt, als etwas dramatisches passiert und die Zeit stehen bleibt. Ein Premierenbericht vom 24.11.18 aus dem Theater im Depot.

Das Thema lautet„Heimat“. Was erinnert die Darsteller auf der Bühne an ihre Heimat, aus der sie aus unterschiedlichen Gründen nach Deutschland gekommen sind. Ein Syrer, eine Griechin, eine Polin und zwei Menschen aus Venezuela. Was auffällt, ist schon eine gewisse Form von Dankbarkeit an Deutschland, dass das Land es ihnen ermöglicht hat, ihr künstlerisches Leben zu entwickeln.

 Ismael Monages und Anna Hauke im Gespräch. (Foto © Guntram Walter)
Ismael Monages und Anna Hauke im Gespräch. (Foto © Guntram Walter)

Der größte Teil des Stückes bestand aus der Vorstellung der Darsteller inklusive Kindheitsfotos. Es war sehr spannend zu erfahren, wie die Kindheit der Protagonisten verlief und auch die Fotos brachten Einblicke in das Leben als Kind in Venezuela oder Griechenland.

Was auffallend ist: Es geht sehr viel um Gerüche, Gerüche aus der Kindheit. Wie roch das Meer, die ersten Süßigkeiten. Vor allem das Wasser hat es den meisten angetan, bis auf Rezan Kanat, der die Wüste liebt.

Mit dabei waren Ismael Monagas (Venezuela), Cynthia Scholz (Venezuela), Anna Hauke (Polen), Rezan Kanat (Syrien) und Photini Meletiadis (Griechenland).

Zwei Theaterpremieren zu Heimat und Heimatverlust im Depot

Gleich an zwei Abenden, den 24. und 25. November 2018, kann das Publikum die Premieren der beiden neuen Produktionen von Rolf Dennemanns artscenico erleben. Diese setzen sich mit einem aktuellen und komplexen Themenbereich wie Heimat und Heimatverlust auseinander. AmSamstag steht um 20:00 Uhr „Zuflucht/ Time Lines“, am Sonntag um18:00 Uhr „El ojo de Hamlet – Nirgendwo“ auf dem Programm. Es werden, so Dennemann, keine Stücke im herkömmlichen Sinn sein, sondern eher Abende zum Kennenlernen.

Fangen wir mit dem Samstag, den 24.11.208 an: Zuflucht

Fünf Protagonisten aus vier verschiedenen Ländern, teils Flüchtlinge, teils Auswanderer, bringen ihre eigene und sehr individuelle„Lebensbestandteile“ in die Aufführung ein. Die Ausgangssituation beginnt in einem Café,wo sich die fünf Personen mehr oder weniger zufällig befinden. Sie sind auf Reisen, sind verabredet oder lesen. Man hört Schüsse, Glas zerbricht… Licht an. Die Zeit wird angehalten und die Protagonisten erzählen.

Dabei sind: Theaterpädagogin Anna Hauke (Polen), Tänzerin Photini Meletiadis (Griechenland), der anerkannte syrische Flüchtling Rezan Kanat (Schauspieler) sowie die Schauspieler und Regisseure Cynthia Scholz und Ismael „Chino“ Monagas (Venezuela).

Die Schauspieler und Regisseure Cynthia Scholz und Ismael „Chino“ Monagas vom El Bigote de Dali Teatro unterstützen artscenico bei den beiden Projekten.
Die Schauspieler und Regisseure Cynthia Scholz und Ismael „Chino“ Monagas vom El Bigote de Dali Teatro unterstützen artscenico bei den beiden Projekten.

Mit einem sehr individuellem Zugang und verschiedenen Betrachtungen über die Bedeutung und Rolle von Heimat, wird das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven behandelt. Begleitet wird die Bühnenpräsentation nicht nur mit atmosphärischer Musik, sondern auch durch durch Aussagen von„Facebook-Freunden“, die sich im Netz eine Art weitere Heimat geschaffen haben. Es wird auch eine kleine kulinarische Überraschung geboten.

Die zweite Premiere„El ojo de Hamlet -Nirgendwo“ (Autor Jorge Cogollo) am Sonntag, den 25.11.2018 ist eine Koproduktion von artscenico und El Bigote de Dali Teatro entstanden. Es wurde erstmals vor einem kleinen Publikum in einem Kellerraum inszeniert., wie die beiden Schauspieler Cynthia Scholz und Ismael „Chino“ Monagas beim Pressegespräch erklärten.

Grundlage bildet sowohl Shakespeares „Hamlet“ wie auch die „Hamletmaschine“ von dem deutschen Dramatiker Heiner Müller. Im Fokus steht Hamlet in seiner Exil-Situation. Wie verändert sich ein Mann in der Verbannung durch seinen Vater, einem mörderischen, brutalen und ineffizientem König? Eine Herausforderung für das Publikum und die Schauspieler. Der Text wird in einer bewussten Mischung von deutsch und spanisch vorgetragen. Das gibt ein kleines Gefühl dafür, wie schwierig die Verständigung in einer „fremden Sprache“ zunächst ist. Aber keine Angst: Körpersprache und eine Videoinstallation sorgen für ein besseres Verständnis und fügen sich zu einem Muster zusammen. Es soll jedoch auch gezeigt werden, wie die Menschen hier von Auswanderern leben und auch profitieren.

Infos und Tickets:E-Mail: info@theaterimdepot.de und 0231/ 982 2338.

Weitere Aufführungen sind für den März 2019 geplant.