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Piratenmolly Ahoi oder warum sollte ein Mädchen nicht Piratin werden können?

Molly hat einen Traum: Die will unbedingt Seemann werden. Doch auf hoher See werden harte Männer gebraucht. Kann sie es trotzdem schaffen, als Matrose die sieben Weltmeere zu bereisen? Aus der Vorlage von Eva-Maria Stüting bringt Regisseurin und künstlerische Leiterin Rada Radojčić eine rund 50-minütige Version für Kinder ab sechs Jahren auf die Bühne des Fletch Bizzels mit viel Musik. Die Premiere ist am 24. September 2021 um 18 Uhr.

Da ich das Vergnügen hatte bei einer Probe dabei zu sein, konnte ich erste Eindrücke sammeln. Bühnenbild und Kostüme haben eine leichte Anmutung der Augsburger Puppenkiste und auch die drei Schauspieler*innen agieren auf der Bühne ein wenig, als ob sie an unsichtbaren Schnüren hängen. Dazu passt, dass die Kostüme der Schauspieler*innen wirken, als ob sie für Anziehpuppen gemacht wurden. Ein ungewöhnlicher Grundstoff ist Pappe. „Ich habe die Pappe dann gebogen, damit das am Körper besser sitzt und habe dann mit Stoffen und Farbe die Kostüme mehr modelliert“, erzählt Kostümbildnerin Anna Hörling.

Drama: Kann Molly (Christiane Wilke) den Piratenkapitän (Vassily Kazakos) von ihren Fähigkeiten überzeugen? (Foto: © Kulturbrigaden)
Drama: Kann Molly (Christiane Wilke) den Piratenkapitän (Vassily Kazakos) von ihren Fähigkeiten überzeugen? (Foto: © Kulturbrigaden)

Diese Art von Kostümen ist für die Akteure auf der Bühne ungewöhnlich. „Das Spielen ist sehr anspruchsvoll“, so Radojčić, „es ist eine viel größere Körperlichkeit nötig“. Zur Musik, die wie bei der Produktion „Alice im Wunderland“ von Dixon Ra stammt, ist zu sagen, dass sie die comichafte Inszenierung mit entsprechender Musik begleitet. Bei aller Buntheit und Fröhlichkeit ist Regisseurin Radojčić wichtig, dass das Stück für Jung und Alt ist, denn schließlich ist das Thema der klassischen Rollenverteilung immer noch ein ernstes. Die Kinder sollen animiert werden, ihre Träume zu verwirklichen.

Die drei Schauspieler*innen, die bei der Produktion von „Piratenmolly Ahoi!“ dabei sind, Bettina Stöbe, Christiane Wilke und Vassily Kazakos, sind lange mit dem Fletch Bizzel verbunden.

Für die Premiere am 24. September 2021 gibt es noch wenige Restkarte, weitere Vorstellungen sind am 10. Oktober um 15 Uhr, am 28. November um 11 Uhr und am 01. Dezember um 10 Uhr.

Mehr Informationen unter www.fletch-bizzel.de

Fantasievolle Alice im Fletch Bizzel

Am 21. August 2021 hatte die neue Produktion „Alice im Wunderland“ der Kulturbrigaden unter der neuen künstlerischen Leitung von Rada Radojcic Premiere im Fletch Bizzel. Ein schwarz-weiß hypnotisierendes Bühnenbild traf auf bunte Kostüme, viel Musik und spielfreudige Akteure.

Die Geschichte von Alice im Wunderland ist oft erzählt worden. Ob im Film oder auf der Bühne, die Geschichte von Alice fasziniert junge und junggebliebene Menschen. Kein Wunder, dass Regisseurin Rada Radojcic nach 2015 erneut ihre Alice auf die Bühne schickte und mit der Hilfe des Fletch Bizzels zu Zuschauerinnen und Zuschauer in eine fantastische Welt schickte. Denn sind wir nicht alle ein bisschen verrückt?

Obwohl sich Radojcic mit der Bühnenbildnerin Anna Hörling eine wirklich gute Partnerin an die Seite gestellt hatte, blieb das Markenzeichen der Kulturbrigaden erhalten: die bunten, farbenfrohen Kostüme. Sie kontrastierten wunderbar das hypnotische Bühnenbild, das uns immer tiefer in das Wunderland hineinzog und seine skurrilen Bewohner präsentierte.

Die Grinsekatze irritiert Alice ziemlich. (Foto: © Kulturbrigaden)
Die Grinsekatze irritiert Alice ziemlich. (Foto: © Kulturbrigaden)

Präsentiert wurden unter anderem das Kaninchen, die Raupe, der Märzhase, der verrückte Hutmacher, sprechende Blumen, Humpty Dumpty, die Herzogin, die Grinsekatze und natürlich die Herzkönigin. Alle haben eine eigene – meist skurrile – Persönlichkeit. Die Raupe entspannt sich beim Shisha-Rauchen, die drei sprechenden Blumen sind blasiert und machen sich über Alice lustig. Natürlich ist die Herzkönigin grausam und wird dementsprechend mit dem Star-Wars-Motiv von Bösewicht „Darth Vader“ auf der Bühne präsentiert. Fehlt natürlich Alice: Die Schauspielerin geht mit ihrer Figur durch alle Emotionen, ist gerne vorlaut und zeigt sich voller Spielfreude.

Musik und Choreografie sind ein wichtiges Element im Stück. Der Klangteppich mit Liedern und die große Choreografie bei der Teeparty passen sehr gut in das Stück und ergänzen es zu einem stimmigen Gesamtbild. Wer das Stück bereits 2015 im Depot gesehen hat, wird einige Szenen wiedererkennen, aber Radojcic hat sie gehörig aufpoliert und weiterentwickelt.

Es lohnt sich auf jeden Fall, dem Fletch Bizzel einen Besuch abzustatten und mit Alice den Sprung ins Kaninchenloch zu wagen.

Weitere Termine: Am 12. und am 17. September, am 01. und 02. Oktober sowie am 17. und 18. Dezember 2021.

Kartenbestellungen unter www.fletch-bizzel.de

Mit Alice nimmt das Fletch wieder Fahrt auf

Aufgrund rechtlicher Streitereien war das Theater Fletch Bizzel nicht nur durch Corona blockiert. Um das Theater wieder ans Laufen zu bekommen, hat Horst Hanke-Lindemann, das Urgestein hinter dem Theater, Rada Radojcic bis zum Dezember als kommissarische Leitung eingesetzt. Die Interimslösung ist beileibe kein Notnagel, denn Radojcic war vorher bereits im Gespräch als Leiterin der Kinder- und Jugendabteilung des Fletch. Zudem kennt sie das Haus durch viele Produktionen seit Jahren. Darüber hinaus ist es wichtig, dass überhaupt wieder Premieren stattfinden, so Hanke-Lindemann. „Das Haus soll nicht brach liegen“.

Mit „Alice im Wunderland“ startet die erste Premiere am 21.08.2021 um 20 Uhr. Das Stück ist für Rada Radojcic nicht unbekannt. Bereits 2015 inszenierte sie mit den Kulturbrigaden das Stück im Theater im Depot. Doch nach sechs Jahren hat sich viel verändert. Damals waren viele der Mitwirklenden Kinder, in der diesjährigen Inszenierung spielen sogar zwei Mitglieder des Ensembles Fletch Bizzel mit, so dass aus einem Kinderstück ein Familienstück entsteht.

Die Herzogin im schwarz-gelben Outfit im schwarz-weißen Bühnenbild. (Foto: © Rada Radojcic)
Die Herzogin im schwarz-gelben Outfit im schwarz-weißen Bühnenbild. (Foto: © Rada Radojcic)

Ein besonders wichtiges Element in dem Stück wird die Musik sein. „Es gibt Live-Musik von musikalischen Leiter Dixon Ra“, erklärt Radojcic. „Zudem haben wir eigens für das Stück komponierte Songs.“

Ein besonderes Merkmal in den Produktionen der Kulturbrigaden sind die farbenfrohen und ausgefallenen Kostüme von Rada Radojcic. Dieses Mal hat sie mit Anna Hörling eine Verbündete gefunden, die für die nötige Finesse sorgt. Hörling hat auch das Bühnenbild entworfen, das im Gegensatz zu den Kostümen in schwarz-weiß gehalten ist.

Der Choreograph Erin Tobi ist ebenfalls mit von der Partie und sorgt bei der Tee-Party für Schwung im Stile der Tänze der 40er Jahre.

Zurück zum Theater Fletch Bizzel. Corona ist und bleibt ein Thema für Theater. „Glücklicherweise“ hat die Pandemie dafür gesorgt, dass das Fletch Bizzel künftig mit einer Klimaanlage wird. Was aber – nicht nur für dieses Haus – problematisch bleibt, ist die Zuschauerauslastung. Hanke-Lindemann ist skeptisch, dass es wieder zu einer 100% Auslastung kommen wird. Doch er macht Mut: „Wenn 140 Plätze nicht gehen, dann wenigstens 70. Dieser Weg muss beschritten werden.“

Neben dem Premierenwochenende am 21. August um 20 Uhr und am 22. August 2021 um 16 Uhr finden weitere Termine statt am 12. und am 17. September, am 01. und 02. Oktober sowie am 17. und 18. Dezember 2021 statt.

Weitere Informationen und Kartenbestellungen unter www.fletch-bizzel.de

Bloody Carrie – Horror-Geschichte im Cybermobbing-Gewand

Ein neuer Streich der Kulturbrigaden um Rada Radojcic und was für einer: Die Geschichte „Carrie“ von Stephen King wurde von den jugendlichen Schauspielerinnen und Schauspielern zu einem hochaktuellen Drama um das Thema Cybermobbing verknüpft. Die Premiere am 25. Januar 2020 im Theater im Depot war ein Riesenerfolg.

Die Geschichte von Stephen King in wenigen Sätzen erzählt: Die 16-jährige Carrie ist das Opfer ihrer streng-religiösen Mutter, die sie nicht aufklärt und als Sünderin bezeichnet. Somit wird sie auch optisch in der Schule zur Außenseiterin. Carrie wird konsequent gemobbt, bekommt aber auch Unterstützung. Durch das neue Selbstvertrauen entwickelt sie telekinetische Kräfte. Als die Chefmobberin zum Abiball eine besonders perfide Demütigung durchzieht, kommt es zur Katastrophe.

Es war eine gute Entscheidung der Regisseurin Rada Radojcic die Rolle der Mutter mit ihrer Nichte Dzaklina Radojcic zu besetzen. Mit 25 Jahren wirkte sie etwas erwachsener und gab der Figur der religiös-fanatischen Mutter eine tiefere Dimension. Ihr tiefschwarzes Kostüm erinnerte an die Hauptfigur aus dem Horrorfilm „Die Frau in Schwarz“. Auch die Rolle der Carrie war sehr gut gewählt. Zunächst sehr verschüchtert, entwickelt sie durch die Aussicht mit dem beliebtesten Jungen der Schule zum Ball zu gehen, immer mehr Selbstvertrauen.

Helene Gierhake in der Rolle als "Carrie" (Foto: © Rada Radojcic)
Helene Gierhake in der Rolle als „Carrie“ (Foto: © Rada Radojcic)

Aber auch die anderen Akteure auf der Bühne wussten bei „Bloody Carrie“ zu überzeugen: Sie spielten sehr gekonnt die Rollen der fiesen Zwillinge, der Mitläuferin und des netten Mädchens Sue. Die beiden männlichen Darsteller spielten völlig unterschiedliche Rollen: Tommy, der Freund von Sue, war ähnlich aufrichtig wie seine Freundin. Während Billy, der Freund der Obermobberin, eine typische Stephen-King-Figur war: Körperlich stark, aber im Kopf leicht beschränkt.

Die Inszenierung von Rada Radojcic war weniger als Horrorstück angelehnt, sondern setzte sich mit den Mechanismen von Mobbing in Zeiten von Instagram und Co auseinander, ebenso kam der religiösen Wahnsinn der Mutter auch gut herausgearbeitet.

Ein großes Lob gehört auch Anna Marienfeld für den Text und die Videos. Die Protagonisten wurden nicht nur per Video vorgestellt, auch die Mutter wurde als „Über-Ich“ auf der Leinwand gezeigt. Es gab zwei kleine Choreografien (Abiball) für die Leslie Hannemann zuständig war und neben Musik vom Band machte versteckt Dixon Ra die musikalische Untermalung.

Es zahlt sich schon aus, wenn die Kinder und Jugendlichen bei den Kulturbrigaden richtig handwerklich arbeiten müssen, die die Regisseurin beim Vorgespräch erzählte. Die Belohnung für die Arbeit und Mühen konnten sich die Akteure beim verdienten Schlussapplaus abholen.

„Bloody Carrie“ ist nicht nur für Stephen King-Fans eine Empfehlung. Wer sich mit dem Thema Mobbing beschäftigt, kann das Stück am 14.02. 2020 um 20 Uhr und 15.02. 2020 um 20 Uhr im Theater im Depot besuchen.

Ticketanfragen unter ticket@theaterimdepot.de

The Silly Siblings werfen die Zeitmaschine an

Die Theaterband „The Silly Siblings“ entführte das Publikum im Fletch Bizzel in die 20er und 30er Jahre des letzten Jahrhunderts. Unter dem Titel “Wermut, Schwermut und Chansons“ warfen die Mitglieder der Kulturbrigaden einen liebevollen, aber auch sehr kritischen Blick auf die ereignisreiche und politisch brisante Zeit zwischen zwei Weltkriegen.

Die zeitliche Einordnung der Revue lieferte zu Beginn ein Journalist. An seiner Schreibmaschine sitzend hämmerte er eine Reportage über die letzten Tage des ersten Weltkrieges in die Tasten. Eine Stimme aus dem OFF lässt das Publikum an dem zu schreibenden Text teilhaben. Der Kaiser dankt ab und geht ins Exil, der Krieg endet am 9. November 1918. Dies ist der Ausgangspunkt für die Erzählung des Abends, die am Ende den nächsten Krieg am Horizont aufflackern sieht.

Kraftvoll und kämpferisch gesungen das Arbeiterlied „Brüder zur Sonne zur Freiheit“, frivol „die fesche Lola“ von Marlene Dietrich, verbittert ein Lied der Mütter, die ihre Söhne nicht im Krieg verheizen lassen wollten. Wunderbar zart und sehnsuchtsvoll rezitierte Anna Marienfeld Kurt Schwitters Gedicht „An Anna Blume“. Einzelne Gassenhauer wie „Mutter, der Mann mit dem Koks ist da“, fehlten nicht. In der dazugehörigen Szene wurde neben der schwarzen Kohle zugleich auch weißes Pulver mitgeliefert. Große Lacher erzeugte eine Schwarzmarktszene in der der Händler sich nach Art des Schlemils aus der Sesamstraße an potenzielle Käufer heranmachte.

Entführten die Zuschauer in die wilden Zwanziger und Dreißiger: The Silly Siblings (v.l.n.r.) Christiane Wilke, Anna Marienfeld, Rada Radojcic, Dixon Ra und Lennart Rybica. (Foto: © Anja Cord)
Entführten die Zuschauer in die wilden Zwanziger und Dreißiger: The Silly Siblings (v.l.n.r.) Christiane Wilke, Anna Marienfeld, Rada Radojcic, Dixon Ra und Lennart Rybica. (Foto: © Anja Cord)

Überzeugend schlüpften Regisseurin Rada Radojcic, Anna Marienfeld und Christiane Wilke in die Rollen der unterschiedlichsten Protagonisten. Schriftsteller, Arbeiter, Unternehmer, Hure, Tänzerin, Mutter oder Schwarzhändler. Stimmlich sehr überzeugend interpretierten sie die unterschiedlichsten Musikstücke mal ironisch, witzig oder auch mit großer Verve. Perfekt unterstützt durch die Musiker Dixon Ra & Lennart Rybica an Schlagzeug und Keyboard entrollten die Schauspielerinnen ein rauschhaftes Bild von Schmerz, Trauer, Lebensfreude, Liebe und Absinth- und Drogenexzessen. Geschickt sind die Übergänge und Kostümwechsel der einzelnen Szenen miteinander verwoben.

Die Zuschauer honorierten die Darsteller immer wieder mit Szenenapplaus und nach der Vorführung mit Standing Ovations.

Wer sich auch in diese faszinierende Zeit entführen lassen möchte, kann dies das nächste Mal am 31. Dezember um 21 Uhr zur Silvester-Sondervorstellung im Theater im Depot machen. Weitere Termine sind am 31.01.2020 um 20 Uhr und am 22.02.2020 um 20 Uhr (im Fletch Bizzel).

Kulturbrigaden-Produktion zum brisanten Thema Cybermobbing

Am Freitag, dem 27.09.2019 um 20:00 Uhr hat die neueste Produktion der jungen Theatergruppe der Kulturbrigaden unter der engagierten Leitung von Rada Radojcic „Alle ausser das Einhorn“ (ab 10 Jahre) von Kirsten Fuchs im Theater im Depot (Dortmund) seine Premiere.

Die bisher gezeigten Aufführungen früherer Produktionen der Kulturbrigaden zeichneten sich immer auch durch besonders eindrucksvolle Kostüme und Masken sowie Choreografien aus.

Das neue Stück ist etwas naturalistischer gehalten. Aber keine Sorge, beim Kostümfest gegen Ende kommen die Freundinnen und Freunde der schönen Masken und Kostüme auf ihre Kosten.

„Das Problem „Cybermobbing“ in seinen extremen Auswirkungen, die oft außer Kontrolle geraten können“, so Rada Radojcic, nimmt leider immer mehr zu. So wurde das Thema von den beteiligten jungen Schauspielerinnen und Schauspielern ausgewählt. Auch wenn es schon früher Mobbing in den Schulen (oder im Beruf) gab, sind die Dimensionen und Folgen durch die große Verbreitung über Social Media weitaus schwerwiegender.

Sieben Schauspieler*innen sind diesmal mit von der Partie. Die Hauptrolle der Netti (genannt „Das Einhorn“) spielt die Jugendliche Mary Schilkmann.

Das Einhorn wird gemobbt. Die "Kulturbrigaden" sprechen das dringende Thema "Cybermobbing" in ihrem neuen Stück "Alle ausser das Einhorn" an. (Foto: © Kulturbrigaden / Rada Radojcic)
Das Einhorn wird gemobbt. Die „Kulturbrigaden“ sprechen das dringende Thema „Cybermobbing“ in ihrem neuen Stück „Alle ausser das Einhorn“ an. (Foto: © Kulturbrigaden / Rada Radojcic)

Zum Stück: „Alle ausser das Einhorn“ heißt auch die Chatgruppe der Klasse von Netti. Sie darf nicht mitmachen, sondern muss hilflos zusehen, wie immer mehr Lügen, Hasskommentare und Drohungen auf ihrem Handydisplay landen. Die neue Mitschülerin Fever hat nun das Sagen, und selbst Nettis bester Freund Julius hält nicht mehr zu ihr. Ironischerweise findet das Mobbing von Netti gerade auch während einer Projektwoche zu dem Thema statt. Eltern und Lehrer sind überfordert. Beim abschließendem Kostümfest soll „das Einhorn“ endlich richtig aufs Horn kriegen. – doch dann passiert unerwartetes…

Per Videoprojektion werden entsprechende „Hassmails“ nicht nur zu sehen sein, und auf Musik und Tanzchoreografien wird nicht ganz verzichtet.

Geplant (und wichtig) ist, mit dieser Produktion auch an die Schulen zu gehen.

Am Samstag, dem 28.09.2019 gibt es ebenfalls um 20:00 Uhr eine weitere Aufführung des Stücks.

Karten unter: ticket@theaterimdepot.de oder 0231/ 9822336

Ort: Theater im Depot / Immermannstraße 29 in Dortmund

Ente, Tod und Tulpe – ein Stück über Leben und Tod




Everybody’s wonderin‘ what and where they they all came from
Everybody’s worryin‘ ‚bout where they’re gonna go
When the whole thing’s done
But no one knows for certain
And so it’s all the same to me
I think I’ll just let the mystery be
(„Let the mystery be“, Iris DeMent)


Kindern den Tod zu erklären kann schwierig sein. So etwa, wenn plötzlich die Oma stirbt oder das geliebte Haustier nicht mehr da ist. Was bedeutet „tot“ und was passiert dann mit einem? Es fällt schon Erwachsenen schwer, mit ihrer Angst vor dem Tod klarzukommen. Kinder sehen das, so Psychologen, je nach Alter, vielleicht etwas unbefangener. Wolf Erlbruch schrieb zu diesem Thema das Kinderbuch „Ente, Tod und Tulpe“. Nora Dirisamer bearbeitete es als Theaterstück und Rada Radojcic von den Kulturbrigaden führte Regie. Die Premiere fand am 05.05.19 im Theater Fletch Bizzel statt.

Die Geschichte: Die Ente bekommt unerwarteten Besuch. Es ist der Tod. Doch die Ente fühlt sich noch nicht bereit. Sie überzeugt den Tod noch ein Weilchen bei ihr zu bleiben und gemeinsam erleben sie eine schöne Zeit. Doch irgendwann wird es Zeit für die Ente zu gehen …

Aus dieser Konstellation entwickelt sich ein lustiges, aber auch anrührendes Theaterstück. Anna Marienfeld gibt eine lebenslustige quicklebendig erscheinende Ente, während Christiane Wilke den Tod erst sehr ernst spielt, der dann aber im Laufe des Stückes immer mehr auftaut und Spaß an den Enten-Dingen findet, wie beispielsweise dem Gründeln.

Die Ente versucht den Tod auf verschiedene Arten auszutricksen. Hier ist eine kleine Reminiszenz an den „Brandner Kasper“ oder anderen Figuren ersichtlich. Die Möglichkeit, mit dem Tod zu „verhandeln“ ist eines der Phasen, die die Sterbeforscherin Ross-Kübler im Umgang mit dem Tod erkannt hat. Neben Verhandeln sind dies das „Nicht-wahrhaben-wollen“, „Zorn“, „Depression“ und „Akzeptanz“. Diese Phasen finden sich auch im Stück wieder, wenn auch in unterschiedlicher Prägung. So wie jeder Mensch individuell ist, ist es auch die Ente. So gibt nur einen kurzen Moment des wütenden „warum ich?“.

Ente (Anna Marienfeld) und Tod (Christiane Wilke) lernen sich gegenseitig kennen und schätzen. (Foto: © Rada Radojcic)
Ente (Anna Marienfeld) und Tod (Christiane Wilke) lernen sich gegenseitig kennen und schätzen. (Foto: © Rada Radojcic)

Das Kluge an dem Stück ist, dass der Tod erklärt, er sei immer bei der Ente gewesen. Denn der Tod gehört zum Leben dazu. Er ist die letzte Veränderung. Oder um es salopp zu sagen: Das Leben ist eine Krankheit, die durch Sex übertragen wird und immer tödlich endet. Wer sich dessen bewusst ist, lebt sein Leben sicher bewusster. „Carpe diem“- nutze den Tag.

Natürlich stellt die Ente dem Tod auch die Fragen nach dem danach. Was passiert nach dem Tod? Kommt man in den Entenhimmel? Das Gute an dem Stück ist, es lässt nicht nur die Antwort offen, sondern zeigt, dass das Leben ein Kreislauf ist. Am Ende holt er Tod ein Entenei hervor, aus dem wieder eine Ente schlüpfen wird.

Für die Kostüme war wieder die Regisseurin Rada Radojcic zuständig. Ihr Tod war kein Skelett wie üblich, sondern kommt in Anzug und Melone daher. Zwar ist die Figur bleich geschminkt, aber keinesfalls zum Fürchten. Schließlich ist das Stück ja für Kinder ab fünf Jahre. Die Ente trägt eine wuschelige Perücke voller Federn.

Natürlich gehört zu so einem Stück auf die entsprechende Musik. Von „Bella Bimba“ bis „I‘m singing in the rain“ waren fröhliche Klänge zu hören. Selbstverständlich durfte der bekannte „Ententanz“, den die Ente zusammen mit dem Tod tanzte, nicht fehlen. Am Ende erklang traurige Klaviermusik.

Das Stück ist absolut empfehlenswert. Nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Stück öfter gespielt wird, denn das Thema ist und bleibt zeitlos. Zur gelungenen Premiere gehörte natürlich die wunderbare und berührende Darstellungskunst von Marienfeld und Wilke.

„Ente, Tod und Tulpe“ ist noch einmal am 26.05.19 um 11 Uhr im Fletch Bizzel zu sehen.

Kindgerechtes Theaterstück um Leben, Abschied und Tod

Das Theater Fletch Bizzel präsentiert als Koproduktion mit den Kulturbrigaden am Sonntag, den 05.05.2019 um 11.00 Uhr als Premiere das Stück „Ente, Tod und Tulpe“ (ab 5 Jahre) nach dem Buch (2007) von Wolf Erlbruch (Bearbeitung von Nora Dirishamer).

Regie führt wie immer bei den Kulturbrigaden die durch ihre fantasievollen Kostüme und Inszenierungen vor allem auch aus dem Theater im Depot bekannte Rada Radojcic.

Sie verriet beim Pressegespräch: „Nachdem wir im letzten Jahr der Schwerpunkt Horror (zum Beispiel ‚Freaks‘) hatten, steht in diesem Jahr das Tabuthema „Tod“ auf dem Programm.“ Irgendwann kommen bei den Kindern Fragen zu diesem schwierigen Thema. Das poetische Stück setzt sich sensibel und kindgerecht damit auseinander.

Die lebensfrohe Ente (gespielt von Anna Marienfeld, Presse & PR Theater im Depot) spürt schön länger, dass sie jemand beobachtet und in ihrer Nähe ist. Als der Tod (gespielt von Christiane Wilke, Kulturbrigaden) leibhaftig vor ihr steht, erschrickt sie zunächst. Die Ente ist noch nicht bereit für den Tod und will ihm noch so viel zeigen. Mit ihrer Lebensfreude reißt sie den Tod mit und fasziniert ihn. So bringt sie ihn zum Beispiel zum Essen und Schwimmen. Die große Gefühlspalette aus Freundschaft, Spaß, Angst, und Wut durchleben sie gemeinsam bis es Zeit ist, Abschied zu nehmen. Der Kreislauf des Lebens wird verdeutlicht.

Ente (Anne Marienfeld) und Tod (Christiane Wilke) erleben eine schöne gemeinsame Zeit. (Foto: © Rada Radojcic)
Ente (Anne Marienfeld) und Tod (Christiane Wilke) erleben eine schöne gemeinsame Zeit. (Foto: © Rada Radojcic)

Am Ende steht die poetische Erklärung: „Alles was lebt, verändert sich, und der Tod ist die letzte Veränderung.“

Musik wird atmosphärisch passend etwa aus den 1940-iger Jahre („Singing in the Rain“) eingespielt und die Bühne ist liebe- und fantasievoll mit Tulpen, grünem (Kunst) Rasen, aufblasbarem Schwimmbassin (mit Bällebad) und mehr gestaltet.

Die beiden Schauspielerinnen hatten nach eigenen Angaben viel Spaß, in ihre Kostüme zu schlüpfen und in ihre Rollen einzutauchen.

Außer der Premiere am 5. Mai 2019 um 11.00 Uhr wird auch noch eine weitere Vorstellung am 26. Mai 2019 um 11:00 Uhr im Fletch Bizzel angeboten.

Karten und Informationen unter Tel.: 0231/142525 oder www.fletch-bizzel.de und E-Mail: karten@fletch-bizzel.de

Struwwelpeter kräftig durchgebürstet

Fast jeder kennt das Buch „Struwwelpeter“ aus dem Jahre 1844 von Heinrich Hoffmann. Der „Suppenkasper“ oder „Hans-guck-in-die-Luft“ sind sprichwörtlich geworden. Das Buch ist weit über die deutschen Grenzen hinaus bekannt geworden, so dass es in England unter dem Titel „Shockheaded Peter“ erschienen ist. Die Dark-Cabaret-Gruppe „The Tiger Lillies“ machte aus dem Stoff 1998 ein Musical. Die Kulturbrigaden unter der Leitung von Rada Radojcic setzten noch einen drauf und brachten das Stück als Grusical in das Theater im Depot. Die Premiere war am 22. Februar 2019, auch wenn das Stück bereits seine Vorpremiere Silvester 2018 hatte.

Die „Tiger Lillies“ haben die Geschichte etwas umgeschrieben. Zunächst das Wichtigste: Während im Original nur einige Kinder sterben, so kommen bei „Shockheaded Peter“ konsequent alle Kinder um. Zudem gibt es eine kleine Rahmenhandlung: Ein Paar sehnt sich vergeblich nach einem Kind, aber als es endlich da ist, ist es ein „Struwwelpeter“, so dass es in den Keller gesperrt wird. Darüber werden die Eltern langsam, aber sicher wahnsinnig.

Phantasievolle Kostüme sind ein Markenzeichen von Rada Radojcic. Auf bei "Shockheaded Peter" zu bewundern. (Foto: © Wulf Erdmann)
Phantasievolle Kostüme sind ein Markenzeichen von Rada Radojcic. Auf bei „Shockheaded Peter“ zu bewundern. (Foto: © Wulf Erdmann)

Durch die Handlung führte ein Conferencier, der eindrucksvoll von Christiane Wilke gespielt wird. Sie war neben Birgit Götze der einzige Profi in einer sehr gut eingespieltes Truppe der Kulturbrigaden. Die fantasievollen Kostüme – nicht nur des Conferenciers – wurden wie gewohnt von Rada Radojcic gefertigt. Überhaupt Radojcic: Sie hatte in dieser Aufführung weitere Aufgaben. Sie führte nicht nur Regie, sondern sang auch die meisten Songs. Sie wurde begleitet durch eine kleine Band, angeführt vom musikalischen Leiter der Produktion Dixon Ra und dem Schlagzeuger Lennart Rybica. Dabei wurde die Musik der „Tiger Lillies“ als Inspirationsquelle benutzt. Da sowieso niemand den Falsett-Gesang von Martyn Jaques kopieren konnte, interpretierte das Trio die Lieder wieder neu und brachte auch eine größere musikalische Bandbreite zu Gehör.

Von den Kulturbrigaden machen Amelia Braun, Annika Czaia, Solveig Erdmann, Helen Gierhake und Mika Kuruc mit. Die die einzelnen Geschichten stumm spielten, da der Conferencier ja in die Szenen einführten.

Die einzelnen Szenen sind den Meisten ja aus dem Kinderbuch bekannt. Wie erwähnt, im Gegensatz zum Buch sterben alle Kinder. (und werden in der Inszenierung ab und zu von einem Gruselclown abgeholt). Kleiner Wermutstropfen: Leider hat Interpretation der Tiger Lillies die (leider immer noch) aktuelle Geschichte aus dem Struwwelpeter verwässert: Die Geschichte vom schwarzen Buben. Im Original ärgern drei Kinder einen Farbigen wegen seiner Hautfarbe und werden zur Strafe in ein Tintenfaß gesteckt, so dass sie schwärzer werden als der „Mohr“. Bei „Shockheaded Peter“ sind die drei Kinder Schläger, die einen Mann tyrannisieren und vom Nachbarn erschossen werden. Da haben sich die Autoren bei der Neubearbeitung etwas zu sehr von „Clockwork Orange“ inspirieren lassen. Auch wenn die Kulturbrigaden die Szene gut rüber bringen, etwas schade ist es dennoch.

„Shockheaded Peter“ ist seit ihrer Uraufführung ein beliebtes Stück auch auf den städtischen Bühnen. Angesichts der Tatsache, dass diese städtischen Bühnen weitaus mehr Mittel haben, dieses Stück auf die Bühne zu bringen, bleibt festzuhalten, mit wie viel Liebe und Herzblut Radojcic an diese Aufgabe herangeht. In jeder Szene ist die Fantasie und Hingabe zu spüren und alle Beteiligten stecken viel Leidenschaft in „Shockheaded Peter“.

Es gint im April zwei Termine, diese Inszenierung von „Shockheaded Peter“ zu sehen: am 12..04. und am 13.04.2019 jeweils um 20 Uhr. Ich kann das Stück jedem nur empfehlen.

Karten unter 0231/982 120 oder info@theaterimdepot.de

Struwwelpeter als Grusical

Wer kennt es nicht, das Kinderbuch der „schwarzen Pädagogik“, den „Struwwelpeter“. Die Personen in den einzelnen Stücken sind berühmt geworden. Der Suppenkasper, Hans-guck-in-die-Luft oder der Zappel-Philip haben es sogar als medizinische Diagnose geschafft. Das Buch aus dem Jahre 1844 hat mit Kuschelpädagogik nichts am Hut. Das Fehlverhalten der Kinder wird sehr drastisch bestraft. Verstümmelung oder Tod sind mögliche Konsequenzen. Dieses groteske Detail hat die englische Band The Tiger Lilies bewogen, eine Art Musical aus dem Stoff zu machen. „Shockheaded Peter“ heißt es und feiert rund um den Globus große Erfolge. Die Kulturbrigaden unter der Leitung von Rada Radojcic bringen es nun in Dortmund auf die freie Kunstbühne im Theater im Depot. Nach der Vorpremiere zu Silvester hat das Stück seine eigentliche Premiere am 22.02.19.

Wer die Stücke von Rada Radojcic und den Kulturbrigaden kennt, kann sich schon auf schöne Kostüme und Masken in „Shockheaded Peter“ freuen. Wenn schon das Original die Konsequenzen für die Kinder zeigt, versucht Radojcic noch einen drauf zu setzen. „Der Reiz liegt in der absoluten Übertreibung“, erklärt die Regisseurin, die aus dem Stoff ein Grusical geschaffen hat.

Die Katzen Minz und Maunz aus der Geschichte mit Paulinchen samt Conferencier. (Foto: © Wulf Erdmann)
Die Katzen Minz und Maunz aus der Geschichte mit Paulinchen samt Conferencier. (Foto: © Wulf Erdmann)

Es wird etwa 12 bis 13 Szenen geben, erklärte die Regisseurin, jede Szene hat ein komplett neues Outfit was natürlich hohe Anforderungen an Organisation und Kostüme mit sich bringt. Eingebettet ist das Stück in eine Rahmenhandlung, bei der Eltern ein schwierige Kind bekommen, das sie in den Keller sperren, weil sie nicht mehr weiter wissen.

Ein Conferencier führt bei „Shockheaded Peter“ durch die Handlung, während eine Sängerin (Rada Radojcic) die einzelnen Geschichten singend erzählt, die Darsteller letztendlich setzen die Geschichte schauspielerisch um.

Radojcic ist ein großer Fan der Tiger Lilies, daher hat sie sich entschlossen die Musik nicht einfach zu kopieren, was auch durch den unverwechselbaren Falsettgesang von Martyn Jacques schwer möglich ist. Daher hat sie zusammen mit ihrem musikalischen Leiter Dixon Ra einige Lieder umgearbeitet, so dass die Melodien noch erkennbar sind, aber die Lieder jetzt „mehr Punk, Funk und Pop statt Walzer“ sind.

Neben der Premiere am 22.02.2019 um 20 Uhr, gibt es weitere Termine am 23.02., 12.04. und 13.04. 2019 jeweils um 20 Uhr. Karten gibt es unter ticket@theaterimdepot.de