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Die Unmöglichkeit trotz unbegrenzter Möglichkeiten

[fruitful_alert type=“alert-success“]Von diesem Tisch gehen die meisten Episoden aus. (Foto: © Birgit Hupfeld)[/fruitful_alert]

Was ist die Liebe in Zeiten von „alles kann – nichts muss“? Joël Pommerat zeigt uns in „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“ die Schwierigkeiten von Menschen, sich aufeinander einzulassen, ihre Lebensentwürfe in Einklang zu bringen und ehrlich zu anderen zu sein. Die Premiere des Stückes unter der Regie von Paolo Magelli war am 08. April 2017 im Megastore.

er die Liebe. Doch keine Angst, der französische Autor hat keinen großen Eimer Zuckerguss parat, um ihn über das Publikum zu gießen. Kein triefender Kitsch á la „Tatsächlich… Liebe“, bei Pommerat geht es ums Eingemachte in den Beziehungen. Und die können durchaus komisch sein, wie bei einer geplanten Hochzeit, der bei die Braut kurz vorher feststellt, dass ihr Bräutigam doch auch ein Techtelmechtel mit jeder ihrer Schwestern hatte. Mehr ins Genre Horror/Psychodrama geht die Episode einer Babysitterin, die auf die nichtexistierenden Kinder eines Paares aufpassen muss. Natürlich machen sie die Babysitterin für das vermeintliche Verschwinden ihrer Kinder verantwortlich und dem Zuschauer ist es nicht deutlich: Ist das ein perfides Spiel, was die beiden treiben oder nicht.

Die Liebe hat bei Pommerat auch schmerzhafte Facetten: Einer Patientin einer Psychiatrie-Einrichtung soll überzeugt werden, ihr Kind abzutreiben, das sie mit einem anderen Patienten gezeugt hat und die Liebe eines Priesters zu einer Prostituierten steht unter einer harten Belastungsprobe.

In dem Stück stehen die Schauspieler im Mittelpunkt: Besonders wenn alle mehrere Rollen spielen. Die Premiere war auch die Premiere für Christian Freund, der ab der Spielzeit 2017/18 dem Ensemble angehören wird. Zusammen mit Ekkehard Freye, Frank Genser, Caroline Hanke, Marlena Keil, Sebastian Kuschmann, Uwe Schmieder, Julia Schubert, Friederike Tiefenbacher und Merle Wasmuth fügte sich Freund in das gut funktionierende Team ein, das neben Tempokomödie auch die leisen romantischen Töne traf.

Ein großes Lob gebührt dem Bühnenbildner Christoph Ernst. Der Anfang und das Ende war eine Reminiszenz an da Vincis Gemälde „Das letzte Abendmahl“ und der Tisch war ein zentraler Punkt in dem Stück. Rechts und links waren Treppen zu einer Balustrade und ein vergittertes „Dachgeschoss“ zu sehen. Styroporplatten mit sichtbaren Leimspuren und Plastikflaschen als Baluste erzeugten die Anmutung eines Rohbaus. Vielleicht ein Symbol für die Liebe, die immer Veränderungen unterworfen ist. Vielleicht ist es auch unmöglich, der Liebe eine bestimmte, dauerhafte Gestalt zu geben, ebenso unmöglich wie die Wiedervereinigung der beiden Koreas.

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Szenisches Kaleidoskop der Leidenschaften

[fruitful_alert type=“alert-success“]Kampf um einen Mann: (v.l.nr.) Marlena Keil, Ekkehard Freye, Caroline Hanke, Merle Wasmuth, Sebastian Kuschmann und
Julia Schubert). Foto: © Birgit Hupfeld[/fruitful_alert]

Am Samstag, den 08. April 2017 um 19:30 Uhr im Megastore ist Premiere für Joël Pommerats großes Ensemblestück „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“ (Deutsch von Isabelle Rivoal) unter der Regie von Paolo Magelli. Der Regisseur ist ist schon durch „Leonce und Lena“ oder zuletzt „Elektra“ in der Dortmunder Theaterszene gut bekannt.

Anders als der Titel vermuten lässt, geht es in diesem Stück nicht um die politische Situation in Korea. Es ist hier ein Synonym für die Unmöglichkeit, beispielsweise die „wahre Liebe“ für die Ewigkeit zu halten. „Das Ziel ist der Weg, und das Ende ist immer eine Niederlage,“ so Magelli. „Das letzte Ende ist der Tod. Unsere Existenz ist Endlich und Leben, Liebe und Leidenschaft auf eine irdische Zeit begrenzt.“

Statt einer geschlossenen Dramaturgie erlebt das Publikum 19 Szenen mit wechselnden Personal. Sie bieten genügend Stoff für zahlreiche große Rollen, die von der Liebe in allen möglichen und unmöglichen Konstellationen handeln,“ erklärte Dramaturg Dirk Baumann. Diese werden in 20 Szenen und über 50 verschiedene Rollen für 10 Schauspieler beleuchtet. Eine große Herausforderungen für das Dortmunder Schauspiel-Ensemble. Erstmals dabei ist das neue Ensemble-Mitglied Christian Freund.

Die Musik für dieses Stück wurde extra vom Musikalischen Leiter des Dortmunder Schauspiels, T.D. Finck von Finckenstein alias Tommy Fincke komponiert.

Pommerat hat das Stück für die große Bühne konzipiert. Das Geschehen auf der Bühne wird nah am Publikum sein. „Auf einer existentialistischen Ebene ist dieses Stück durchaus politisch,“ erläuterte Magelli. Es steht in eine guten Tradition des existentialistischen französischen Theaters und erinnert in den Szenen an große Theaterautoren wie Horváth oder etwa Beckett. Es wechselt die Genres von absurder Komödie mit Leichtigkeit zu einer tief berührender Tragödie.

Die Vorstellung dauert ungefähr 2 Stunden (ohne Pause).

Die Premiere am 08. April 2017 ist schon ausverkauft.

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