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Kammerkonzert im besonderen Ambiente

Diese Spielzeit bietet für Kammermusikfreundinnen und -freunde etwas Besonderes: Die Konzerte finden an ungewöhnlichen Orten statt. So wurde beispielsweise die Kokerei Hansa, die Ausstellungshalle von Phoenix des Lumières oder die Akademie für Theater und Digitalität zum Ort von klassischer Musik. Am 18. April 2024 war der Pioneer Cube des Unternehmens Wilo der Schauplatz für das Kammerkonzert.

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Die Entführung aus dem Serail als märchenhaftes Puppenspiel

Zur Eröffnung der Saison zeigte die Dortmunder Oper eine gekürzte Fassung Mozarts „Entführung aus dem Serail“. Um den Corona bedingten Auflagen zu genügen, erzählten die Sänger*Innen und Regisseur Nikolaus Habjan die abenteuerliche Geschichte als 80-minütiges Puppenspiel.

Auch der musikalische Leiter Motonori Kobayashi musste sich mit einem elfköpfigen Ensemble der Dortmunder Philharmoniker begnügen. Die Ouverture klang noch ein wenig ungewohnt, aber schon nach kurzer Zeit hatte man sich auf die kleinere Orchestrierung eingestellt.

Die Oper erzählt wie die Spanierin Konstanze (Irina Simmes), ihre Zofe Blonde (Sooyeon Lee) und deren Freund Pedrillo (Fritz Steinbacher) nach einem Piratenüberfall auf einem Sklavenmarkt verkauft werden und so in die Hände des Bassa Selim fallen. Der Verlobte der Konstanze, Belmonte versucht alles um die Geliebte aus den Fängen des Herrschers und seines Aufsehers Osmin (Denis Velev) zu befreien.

Im Zentrum der Inszenierung steht ein Himmelbett mittig auf einer Drehbühne platziert. Dort sitzen Vater und Sohn auf dem Bett und da der Kleine noch mit einer spannenden Geschichte beschäftigt ist und nicht einschlafen will, entwickeln die Beiden die Entführung in Form einer Gute-Nacht-Geschichte. So erzählen und kommentieren sie die Rahmenhandlung der Oper. Regisseur und Puppenspieler Nikolaus Habjan spielt und spricht den Sohn, der verkörpert durch eine große Klappmaulpuppe. Er spielt dies mit großer Hingabe, Witz und ein gewissen Zärtlichkeit. Um das Himmelbett herum sind die Protagonisten als 1 Meter große Tischpuppen arrangiert. Geschickt werden sie durch Habjan immer wieder in die Entwicklung der Geschichte integriert. Im Hintergrund werden die Puppen auch von Manuela Linshalm gespielt.

Regisseur und Puppenspieler Nikolaus Habjan entführte die Zuschauer in eine märchenhafte Atmosphäre. V.l.n.r. Sungho Kim (Belmonte), Irina Simmes (Konstanze), Nikolaus Habjan (Puppenspiel), Sooyeon Kim (Blonde), Fritz Steinbacher (Pedrillo) (Foto: © Björn Hickmann)
Regisseur und Puppenspieler Nikolaus Habjan entführte die Zuschauer in eine märchenhafte Atmosphäre. V.l.n.r. Sungho Kim (Belmonte), Irina Simmes (Konstanze), Nikolaus Habjan (Puppenspiel), Sooyeon Kim (Blonde), Fritz Steinbacher (Pedrillo) (Foto: © Björn Hickmann)

Schwarz gekleidet stehen die Sänger*Innen mit großem Abstand auf den Außenseiten der Bühne, vor oder hinter einem schwarzen Vorhang , wo zum Teil nur die beleuchteten Gesichter zu sehen sind. Mit Livecam Projektionen der Sänger und Puppen gelingt es Handlung und Gesang in Einklang zu bringen und die Geschichte packend zu erzählen.

Einen starken Eindruck hinterläßt Denis Velev mit einem wunderbaren Bass. Er verkörpert den bedrohlichen und etwas tumben Aufseher des Bassas immer auch mit einer gewissen Komik. Sooyeon Lee als Blonde besticht in der Arie „Welche Freude , welche Lust“, als sie erfährt, dass Belmonte zu Ihrer Rettung naht. Eine etwas klarere Artikulation würde den Genuss noch erhöhen. In der Arie „Martern aller Art“, wird der dramatische Ausdruck der Irina Simmes Stimme verschmilzt bei der Arie „Martern aller Art“ mit dem verzweifelten Gesichtsausdruck der Puppe, als Konstanze sich entscheidet, sich nicht dem Bassa Selim zu ergeben.

Zum Ende der gekürzten Fassung scheinen beide Paare, anders als im Original, dem Henker zum Opfer zu fallen.

Weitere Vorstellungstermine sind: 3., 23., 24., 29., 30. Oktober, 1. Und 21. November

Musikalisches Doppel-Spiel im Konzerthaus

Das 3. Konzert Wiener Klassik stellte am 24.04.2017 in zwei Hälften die beiden Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart (1756 -1791) und Franz Schubert (1797-1828) gegenüber. Obwohl Schubert Mozart nicht mehr kennenlernen durfte, war er doch tief beeindruckt von seinen Komponisten-Kollegen. Beiden war ein nur kurzes Leben vergönnt.

Die Dortmunder Philharmoniker unter der engagierten Leitung von GMD Gabriel Feltz verdeutlichte im Dortmunder Konzerthaus durch Gegenüberstellung je eines Rondo und einer Sinfonie der beiden Komponisten Anlehnungen und Unterschiede in den jeweiligen Werken.

Die erste Hälfte gehörte Wolfgang Amadeus Mozart mit seinem „Rondo für Violine und Orchester C-Dur KV 373 (1781) und der „Sinfonie C-Dur KV 200“(1774).

Unterstützt wurde das Orchester beim Rondo durch die ausgezeichnete Solo-Violinistin Mirjam Tschopp aus der Schweiz.

Das Rondo zeichnet sich durch eine Heiterkeit und vermeintlich spielerischen Leichtigkeit aus. Beschwingt eingeleitet durch die Solo-Violine und danach durch das Orchester aufgenommen und verstärkt, entspinnt sich ein lebendiges Wechselspiel- oder Zusammenspiel. Zum Orchesterteam gehörten nicht nur die Streicher, sondern auch 2 Oboen und Hörner.

Die nachfolgende Sinfonie ist in seinen vier Sätzen nach einer impulsiven Orchester-Eröffnung mal tänzerisch-verspielt, dann wieder elegisch-melancholisch getragen.

Die musikalische Verknüpfung des ersten und des vierten als Rahmensätze findet bei den späteren Sinfonien des Komponisten noch verstärkt.

Nach der Pause ging es in die zweite Hälfte mit Schuberts Rondo für Violine und Orchester A-Dur D 438. (1816).

Dieses Rondo ist nur für Solo-Violine (Mirjam Tschopp) und Streicher konzipiert. Hier greift die Solo-Violine erst nach der großen Adagio-Einleitung das Einleitungsthema der Streich auf und führt es dann frei weiter. Das eigentliche Rondo zeichnet sich durch große Virtuosität, rhythmische Finessen aber auch durch Heiterkeit aus.

Die folgende 6. Sinfonie C-Dur D 589 (1817/1818) von Schubert zeichnet sich durch eine erstaunliche musikalische Vielfältigkeit, Kontrasten und Tempowechsel aus. it . Mal elegisch, dann wieder tänzerisch-spielerisch oder voll kraftvoller Energie. Mit seinem Scherzo als dritten Satz folgt der Komponist klar dem sinfonischen Vorbild Beethovens. Diese dominierte die Gattung Sinfonie für die folgender Zeit maßgeblich.

Die Streicher im Fokus

Im Mittelpunkt des 4. Kammerkonzerts der Dortmunder Philharmoniker im Dortmunder Orchesterzentrum standen am 27.03.2017 die Streicher und Werke der beiden Komponisten Richard Strauss (1864-1949) sowie Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) für diese Gruppe.
Sieben hochklassige MeisterInnen unter den Streichern konnten an diesem Abend ihr Können beweisen. Shinkyung Kim, 1. Konzertmeisterin der Dortmunder Philharmoniker an der Violine. Joowon Park, ebenfalls an der Violine. Seulki Ha und Juan Ureňa Hevia an der Viola. Emanuel Matz und Florian Sebald am Violocello, sowie Frank Kistner am Kontrabass.

Am Anfang wurde das Streichsextett aus der letzten Oper von Richard Strauss „Cappricio“ op.85 gespielt. Mitten in den Wirren und der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg hatte es 1942 im Münchner Nationaltheater seine Uraufführung. Eine unglückliche Liebesgeschichte. Sowohl der Dichter Olivier wie auch der Komponist Flamand lieben die Gräfin Madeleine. Sie kann sich letztendlich nicht für einen der Beiden entscheiden. Dies zeigt als eine Art Allegorie, dass Text und Musik von gleicher Bedeutung für eine Oper sind und nicht voneinander getrennt werden können. Das Fünftonmotiv zu Beginn, dass von der ersten Geige gespielt wird, zieht sich durch das gesamte Stück.
Es folgte das Streichquintett g-Moll KV 516 von Wolfgang Amadeus Mozart.
Im ersten Satz treten die fünf Streichinstrumente schon bei der Eröffnung in eine anmutigen, spielerischen Dialog mit Staccato-Einlagen. In den folgenden langsamen Sätzen kommt die emotionale Tiefe durch die Streicher voll zur Geltung.

Nach der Pause ging es mit den „Metamorphosen“ für Streichseptett von Richard Strauss aus dem Jahr 1945 weiter. Viele Städte lagen in Schutt-und Asche und die Zerstörung von Weimar, Dresden und München machten dem Komponisten zu schaffen. Das zeigt sich auch in der melancholischen und elegischen Musik, die als eine Art letzte Reminiszenz für eine untergegangene Welt gesehen werden kann. Erst gegen Ende ist das Hauptthema, ein Motiv aus dem Trauermarsch von Beethovens „Eroica“ erkennbar.
Nach viel Beifall vom Publikum gab es am Ende noch eine schöne Zugabe aus dem „Rosenkavalier“ von Richard Strauss.

Untergang eines Manipulators

Masetto (Sangmin Lee) muss gute Miene zum bösen Spiel von Don Giovanni (Gerado Garciacano) und Zerlina (Tamara Weimerich) machen. (Foto: © ©Thomas Jauk / Stage Picture GmbH)
Masetto (Sangmin Lee) muss gute Miene zum bösen Spiel von Don Giovanni (Gerado Garciacano) und Zerlina (Tamara Weimerich) machen. (Foto: © ©Thomas Jauk / Stage Picture GmbH)

Am 08. März 2015 stand die Premiere von „Don Giovanni“ auf dem Programm des Dortmunder Opernhauses. Die Inszenierung von Opernintendant Jens-Daniel Herzog überzeugte mit einer pfiffigen Bühnenidee, guten Sängerinnen und Sängern und aufregender Musik von Mozart.
Beim Bühnenbild hat sich Regisseur Jens-Daniel Herzog mit dem Bühnenbildner Mathis Neidhardt etwas ganz besonderes einfallen lassen: Musiker und Dirigent hinter einem Gaze-Vorhang, es gab kein Orchestergraben, dafür wurde eine Art Laufsteg quer durch den Zuschauerraum errichtet. Ansonsten war das Bühnenbild spartanisch, die Sängerinnen und Sänger standen im Mittelpunkt.
Schon der Beginn war ungewöhnlich inszeniert: Die Sänger stellten Stühle mach vorne und simulierten während der Ouvertüre eine Reihe im Theater mit Hustenden, Zuspätkommenden usw. Schon hier wurden die Konflikte zwischen den Figuren angerissen.

Die Geschichte: Das Hobby von Don Giovanni ist Frauen verführen. Zusammen mit seinem Diener Leporello reist er quer durch die Lande. Bei Donna Anna hatte er Erfolg, auch Zerlina ist ihm nicht abgeneigt, obwohl sie mit Masetto verlobt ist. Ihre Männer stehen mehr oder weniger hilflos daneben. Masetto mit Wut im Bauch. Don Ottavio, der Verlobte von Donna Anna, ist eher der kühle Analytiker. Zum Ärger von Don Giovanni heftet sich Donna Elvira auf seine Fährte, denn er habe ihr dir Ehe versprochen, behauptet sie. Als Don Giovanni aber Donna Annas Vater, den Komtur (Christian Sist) tötet, setzt er eine Spirale in Gang, die er nicht mehr stoppen kann.

Einen Don Giovanni in seiner Umgebung zu haben, ist für die meisten Menschen vermutlich der Alptraum. Jemand, der wie ein chirurgisches Instrument die Bruchstellen einer Beziehung erkennt und gnadenlos ausnutzen kann, ist wie Sprengstoff. Während er den Frauen ihre geheimen Wünsche nach Leidenschaft und Aufstieg befriedigt oder zumindest so tut, bleibt den Männern der Frust. Ob sie ihn wie Masetto offen zeigen oder wie Ottavio unter ihrer kühlen Hülle verbergen, bleibt gleich.

Morgan Moody sang den Leporello. Der Diener von Don Giovanni ist ein typischer Sidekick. Eine komische Figur, in deren Wunsch auch mal Frauen abzubekommen, eine gewisse Tragik liegt. Moody liegt die Rolle sichtlich. Hier kann er sein komisches Talent ausleben, und seine Anmachversuche gegenüber Donna Elvira (Emily Newton) spielen beide mit herrlichem Witz. Moody gibt den treuen Diener mit Hingabe und singt die bekannte Arie „Madamina, il catalogo e questo“, in der er Donna Elvira über die Eroberungen seines Herren aufklärt.

Eleonore Marguerre singt die Donna Anna. Eigentlich eine einfache Figur, Don Giovanni hat ihren Vater ermordet und sie will Rache. Das soll ihr Verlobter, Don Ottavio, besorgen. Eigentlich. Denn was ist zwischen Don Giovanni und ihr wirklich abgelaufen? Die Vorgeschichte kennen wir nicht, aber es scheint, als ob die beiden sich schon länger kennen. Ist Donna Anna also nicht so ganz unschuldig wie es scheint? Marguerre bringt den Zwiespalt der Figur zwischen der Rächerin, der Verlobten von Don Ottavio und ihrer Begierde für Don Giovanni sehr gut auf den Punkt.
Don Ottavio, gesungen von Lucian Krasznec, ist eine interessante Figur in der Oper. Er bleibt ruhig, obwohl Don Giovanni an seiner Verlobten Donna Anna baggert. Wenn man soll will, ist Don Ottavio eine moderne Figur, denn er nimmt die Frauen ernst. Er will eigentlich nicht in das Ränkespiel gegen Don Giovanni mitmachen, doch aus Liebe zu Donna Anna macht er mit. Krasznec spielt den Don Ottavio kühl und nachdenklich, nur in den Momenten, in denen er seine Liebe zu Donna Anna gesteht, ist seine Leidenschaft spürbar.

Kommen wir nur „niederen Paar“: Zerlina und Masetto. Zerlina (Tamara Weimerich) scheint glücklich verlobt mit Masetto (Sangmin Lee), doch wie heißt es so schön „Glück und Glas, wie leicht bricht das.“ Denn Zerlina hofft, durch Don Giovanni in die höheren Kreise aufzusteigen, möglicherweise ein besseres Leben zu führen als mit dem Bauer Masetto. Doch Zerlina durchschaut das böse Spiel von Don Giovanni sehr spät. Weimerich singt wunderbar die Zerlina zunächst als Dummerchen vom Land, dass aber durch die Bloßstellung von Don Giovanni auch zu den Verschwörern gehört.
Masetto ist ein Bauer und weder vom Stand her noch von der Eloquenz Don Giovanni gewachsen. Sangmin Lee ist herrlich komisch in seiner Rolle von Masetto. Seine Wutausbrüche und sein Versuch, Don Giovanni mit Gewalt ans Leder zu gehen, scheitern grandios. Auch lässt er sich immer wieder von Zerlinas Liebesschwüren überzeugen.

Donna Elvira (EmilyNewton) ist eine ebenso tragikomische Figur wie Masetto oder Leporello. Eigentlich ist sie wie eine Stalkerin hinter Don Giovanni her, nur um unfreiwillig mit Leporello vorlieb nehmen zu müssen. In Elviras Arien ist bis zum Schluss immer noch die Liebe zu Don Giovanni spürbar. Newton bringt sehr viel Witz in ihr Spiel ein und ihre Kabbeleien mit Morgan Moody (Leporello) sind herrlich.
Don Giovanni ist die zentrale Figur in der Oper. Gerado Graciacano mimt ihn mit einer gewissen Überheblichkeit und einer Spur Brutalität. Er nimmt sich das, was er kriegen kann, wenn nötig mit Gewalt, auch wenn Menschen (Komtur) dabei zu Tode kommen. Zudem ist er manipulativ (oft auf Kosten von Leporello) und versucht, die Fäden in der Hand zu halten. Das unterscheidet ihn von einem reinen Hedonisten.

Der Höllensturz, das Ende von Don Giovanni, erinnerte ein wenig an den Krimi „Mord im Orient-Express“. Die sechs Verschwörer haben mit Hilfe des toten Komturs die Kraft gefunden, Don Giovanni unschädlich zu machen und nacheinander stoßen sie ihr Messen in den Körper des Verführers.
Auch Dank der gut aufgelegten Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Gabriel Feltz wurde dieser Abend wieder zu einem besonderen Opernabend in Dortmund. Die Idee, das Orchester weiter nach hinten zu versetzen und die Sängerinnen und Sänger näher an das Publikum zu bringen, ist meiner Meinung nach voll aufgegangen. Über den Sinn und Zweck des Laufstegs kann man streiten, ich fand diese Idee nicht überzeugend. Dennoch war die Inszenierung insgesamt ein voller Erfolg.

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Wiener Klassik mit Schwung und Elan

 

Das 3. Wiener Klassik Konzert am 19. Mai im Konzerthaus Dortmund führte wieder die Großmeister der Wiener Klassik Mozart und Haydn zusammen. Den Beginn machte Haydns Sinfonie Nr. 82, danach folgte Mozarts Konzert für Flöte, Harfe und Orchester und nach der Pause erklang Haydns letzte Sinfonie Nr.104.

 

Es war das letzte Wiener Klassik Konzert in dieser Spielzeit und Dirigent Motonori Kobayashi gelang es, das Konzert sehr schwungvoll in Szene zu setzen. Dafür war Haydns Sinfonie Nr. 82 sehr gut geeignet, angefangen von der brausenden Eröffnungsfanfare im ersten Satz bis hin zum vierten Satz, dessen Klänge an einen Dudelsack erinnern.

 

Ein Instrument, das sehr selten im Vordergrund steht, ist die Harfe. Meist steht es im Hintergrund, um beispielsweise Wellenbewegungen zu untermalen. Dennoch ist es bereits das zweite Mal in dieser Spielzeit, dass dieses Instrument in den Mittelpunkt gerückt wird. Schon beim 4. Philharmonischen Konzert wurde das Konzert für Harfe und Orchester in C-Dur von Reinhold Glière (1874-1956) aufgeführt. Doch zurück zur Wiener Klassik: Mozart hat dem Instrument aber ein Konzert gewidmet und ihm noch die Flöte zur Seite gestellt.

An der Harfe saß Remy van Kersteren und die Flöte spielte Hanna Mangold. Hier fällt einem sofort das „Problem“ der Harfe auf: Sie geht im Orchesterklang sehr leicht unter. In den Solopassagen zeigte van Kesteren aber, was mit der Harfe möglich ist, wenn man ihr den nötigen Platz einräumt. Hanna Mangold spielte mit Bravour den Solo-Flötenpart.

 

Nach der Pause stand Haydns letzte Sinfonie, die Nr. 104 „Salomon“ auf dem Programm. Die Sinfonie, die zu den „Londoner Sinfonien“ gezählt werden, ist es typisches Spätwerk. Pauken, Trompeten und Rhythmen bestimmen ihren Charakter. Es macht einfach Spaß ihr zuzuhören und dem Dirigenten Kobayashi geht es ähnlich. Er hüpft, bewegt sich hin und her , als ob er versucht, seine Energie auf das Orchester zu übertragen. Die Dortmunder Philharmoniker, die in Kammerbesetzung gespielt haben, nahmen das Angebot gerne an.

 

Opernkrimi um Liebe und Vorurteile

Osmin (Wen Wei Zhang) ist nicht ganz so gut auf Pedrillo (Fritz Steinbacher) zu sprechen. (Foto: ©Björn Hickmann / Stage Picture)
Osmin (Wen Wei Zhang) ist nicht ganz so gut auf Pedrillo (Fritz Steinbacher) zu sprechen. (Foto: ©Björn Hickmann / Stage Picture)

Bei der Auswahl des Opernrepertoires müssen sich Intendanten auch öfter die Frage stellen, was die Stücke mit der heutigen Lebensrealität zu tun haben könnten. Mit seiner Inszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“ bewies Herzog einmal mehr gutes Gespür: Er verlegte die Handlung in den Dortmunder Norden. Ars tremonia war bei der Premiere im Opernhaus am 17. Mai 2014 dabei.

Das Bühnenbild schien direkt aus der Nordstadt importiert worden zu sein. Sehr detailgenau war ein Hinterhof mit mehrgeschossigen Wohnungen mit Balkonen, Türen mit Klingelknöpfen, Sitzgelegenheiten davor und Fahrrädern an der Seite zu erkennen. Die Vorderfront bot in der ersten Etage einen Einblick in ein türkisches Firmenbüro, im Erdgeschoss befand sich eine Art Imbiss. Für einen lebendigen und authentischen Eindruck sorgten dabei Statisten aus der türkischen Community.

Die Inszenierung transformiert Mozarts „Entführung“ bewusst in unsere Gegenwart. Die Sängerinnen, Sänger und Schauspieler trugen demzufolge auch zeitgenössische Kleidung.

Bassa Selim, die einzige Sprechrolle im Singspiel, ist hier der geachtete Chef einer türkischen Firma. Konstanze arbeitet als eine Angestellte in Selims Büro. Der Türke Osmin, Westeuropäern sehr kritisch eingestellt, ist wiederum der Vorgesetzte von Pedrillo und Blonde, die beide im Imbiss arbeiten. Noch ist es relativ friedlich, bis Konstanzes Liebhaber Belmonte, der Kleidung nach einer höheren Gesellschaftsschicht zugehörig, in Selims „Revier“ nach seiner Freundin sucht.

Gleich zwei Dreiecks-Liebesgeschichten: Selim ist Konstanze verfallen, die ihrerseits aber Belmonte liebt. Osmin liebt Blonde, die aber eigentlich Pedrillo will.

Der etwas blasse und weniger selbstbewusste Belmonte ist sich den Gefühlen und der Treue von Konstanze nicht sicher und sehr eifersüchtig . Konstanz beschwört ihre Liebe zu Belmonte, zugleich ist jedoch vom Werben und den Verstand Selims angetan. Auf geistiger Ebene steht ihr Selim näher, die stärkeren Gefühle gehören Belmonte. Blonde ist von Osman nicht begeistert, es macht ihr aber Spaß, mit ihm zu spielen, denn sie will Pedrillo nicht zu sehr in Sicherheit wiegen.

In dieser für die Beteiligten unsicheren Situation brechen alte Ressentiments und Vorurteile auf. Eine geplante Entführung der beiden Frauen durch Pedrillo und Belmonte geht schief und die Situation eskaliert. Der enttäuschte Bassa Selim ringt sich zu einem Gnadenakt durch und unterdrückt die Rachelust….

Der Kabarettist, Schauspieler, Musiker und Autor Serdar Somuncu spielte den Bassa Selim in seine verschiedenen Facetten stark: Als geachteten, selbstbewusst herrschenden, geistreichen Chef einer türkischen Firma, aber auch als enttäuschten und traurigen „einsamen Wolf“, der Großmut zeigt, aber letztendlich zerbricht.

Eleonre Marguerre bewies wieder einmal ihr gesangliches Können bei Mozarts schwierigen , halsbrecherischen Koloraturen. Darüber hinaus verstand sie es wie auch ihre Kollegin Tamara Weimerich als Blonde, den vielen unterschiedlichen Emotionen Ausdruck zu verleihen.

Gut bei Stimme waren auch Fritz Steinbacher als Pedrillo, Lucian Krasznec als Belmonte und Wen Wei Zhang als Osmin. Vor allem Pedrillo und Osmin mussten vollen Körpereinsatz zeigen, hatten aber auch wie bei ihrem gemeinsamen Trinkgelage komische Momente.

Der Opernchor unter der Leitung von Granville Walker war auch diesmal mit ein wichtiger Bestandteil für die Inszenierung. Musikalisch routiniert begleitet wurde die Aufführung von der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung des „Mozart-erfahrenen“ 1. Kapellmeister Motonori Kobayashi.

Die Inszenierung um Liebe, Vorurteile und Ressentiments gegen fremde Kulturen ist in einer globalisierten, multikulturellen Gesellschaft von heute sicher von Bedeutung. Wir sind darauf angewiesen, miteinander auszukommen und verständnisvoll umzugehen.

Das Publikum zeigte seine Begeisterung für die Aufführung am Ende mit viel Beifall.

Weitere Termine: Fr, 30. Mai 2014, Sa, 07. Juni 2014, Fr, 13. Juni 2014, Fr, 20. Juni 2014, So, 22. Juni 2014 und Fr, 04. Juli 2014

Wie ein Praktikum an der Oper

Serdar Somuncu spielt den Bassa Selim in der Dortmunder Inszenierung von Mozarts Oper "Die Entführung aus dem Serail".
Serdar Somuncu spielt den Bassa Selim in der Dortmunder Inszenierung von Mozarts Oper „Die Entführung aus dem Serail“.

Der in Istanbul geborene, aber schon seit dem Alter von zwei Jahren in Deutschland lebende Serdar Somuncu wird die Sprechrolle des Bassa Selim in der Inszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“ übernehmen. Die Premiere ist am 17.Mai 2014 in der Oper Dortmund. Dabei hat er schon vor ungefähr zehn Jahren in Münster Erfahrungen mit dieser Rolle machen können.

Sein Engagement im Dortmunder Opernhaus empfindet der vielseitige Kabarettist (z.B. „heute Show“), Schauspieler, Musiker, Autor und Regisseur Somuncu wie eine Art Praktikum.

„Es war reizvoll für mich, mal wieder an einer Oper zu arbeiten und bin gespannt, was mich hier weiter erwartet. In Dortmund habe ich ein Opernhaus mit großen Ambitionen und einem klugen Intendanten vorgefunden, wo ein frischer Wind weht“, erklärte Somuncu.

Besonders interessant für ihn ist die Kombination von Spiel, Gesang und Musik bei der Oper. „Zunächst wusste ich gar nicht, dass Oper so schön sein kann.“, verriet der Künstler. In seiner Sprechrolle versteht er sich als Bindeglied zwischen Schauspiel, Gesang und Opernmusik. „Es ist bei meiner Sprechrolle durchaus hilfreich, dass ich etwas von Musik verstehe. Ein gewisses Verständnis erleichtert zum Beispiel die richtigen Einsätze“, so Somuncu.

Zu seiner Rolle als Bassa Selim erklärte er: „Es ist schwierig, jemanden zu spielen, den ich eigentlich nicht sonderlich mag. Das aus der damalige Zeit stammende klischeehafte Türkenbild ist zur Zeit Mozarts heraus verständlich, aber es ist für mich eine Herausforderung, wie man eine unterschwellige Kritik in einer geeigneten Form aus meiner heutigen Sicht unterbringt.“

Somuncu ließ weiterhin durchblicken, dass er sich gut vorstellen könnte, bald auch Regie bei einer Oper zu führen.

Kulturkonflikt und Liebeswirren

Bei der Matinee zu Wolfgang Amadeus Mozarts Singspiel „Entführung aus dem Serail“ am 04. Mai 2014 erfuhr das Publikum einiges zum Hintergrund, Musik und der Inszenierung von Opernintendant Jens- Daniel Herzog. Außerdem gab es wie immer kleine musikalische Kostproben. Die Premiere ist am Samstag, den 17. Mai 2014 um 19:30 Uhr im Opernhaus Dortmund.

Kurz zum Inhalt: Bei einem Piratenüberfall wird Konstanzes von ihrem Geliebten Belmonte getrennt, der sie nun verzweifelt sucht. Bassa Selim erwirbt auf dem Sklavenmarkt Konstanze und deren Dienerin Blonde sowie den Diener Pedrillo. Bassa selbst ist schnell von Konstanze angetan, und macht seinem Vorarbeiter Osmin mit Blonde ein besonderes Geschenk. Diese ist nicht gewillt , obwohl juristisch das Eigentum von Osmin, ihren Freund Pedrillo für einen Türken sitzen zu lassen. Keine guten Bedingungen für eine Verständigung und Dialog der Kulturen. Belmonte versucht sehr trickreich, seine Freude aus dem Serail zu entführen. Konflikte und Liebeswirren sind vorprogrammiert…..

„Bei unserer Inszenierung steht vor allem der kulturelle Konflikt und die beiden Liebesbeziehungen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten im Mittelpunkt. Konstanze steht ja zwischen ihrem geliebten Belmonte und dem interessanten Bassa Selim. Wir nehmen hier auf das sogenannte „Stockholm-Syndrom“ Bezug, bei dem sich das Opfer später mit dem Täter sympathisiert. Auf der anderen Seite steht wiederum Blonde zwischen Osmin und Pedrillo. Wir haben die Handlung in die Gegenwart verlegt, und bei uns ist Bassa Selim der Chef eines türkischen Unternehmens. Die „Gefangenen“ sind bei ihm Angestellt“, erklärte Herzog.

Bei Mozarts Singspiel gibt es 6 Hauptrollen, aber nur 5 Sänger/innen. Die Sprechrolle von Bassa Selim übernimmt der auch aus der „Heute-Show“ bekannte deutsch-türkische Kabarettist Serdar Somuncu. Besonders freut es den Intendanten, dass auch Menschen aus der Dortmunder türkischen Gemeinschaft bei der Aufführung teilnehmen. Das Bühnenbild wird ein sehr realistisches sein, wie man es in den Hinterhöfen unsere Städte vorfinden kann.

Der für die musikalische Leitung verantwortliche erste Kapellmeister Motonori Kobayashi verriet: „Das ist eine ehrgeizige, anspruchsvolle Musik mit21 sehr unterschiedlichen Stücken.“ Wie anspruchsvoll die halsbrecherischen Koloraturen und wie hoch der Stimmumfang sind, davon konnte sich das Publikum bei den Kostproben von der Mozart-erprobten Eleonore Marguerre (Konstanze) überzeugen.

Wiener Klassik beflügelt Fantasie

Im Mittelpunkt des 2. Wiener Klassik Konzertes standen am 24. März 2014 im Dortmunder Konzerthaus die Ouvertüre „Meeresstille und glückliche Fahrt“ op.27 (1828) von Felix Mendelsohn Bartholdy (1809 – 1847). die Sinfonia concertante für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Orchester Es-Dur KV 297b (1778) und die „Italienische“ Sinfonie Nr.4 A-Dur op.90 (1833).

Dirigiert wurde die Dortmunder Philharmoniker von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz.

 

Mendelsohn Bartholdy wurde bei seiner Ouvertüre stark von Goethes Gedichtpaar „Meeresstille und glückliche Fahrt“ beeinflusst. Der Sonatensatz beginnt zunächst langsam und still wie das Meer an einem nebeligen, trüben Morgen. Dies Gefühl wird durch gedämpfte Akkorde und einzelne Bläserfloskeln verstärkt. Dann kündigen Flötentriolen den leisen Wind an und die Tempi ziehen an. Feltz und die Philharmoniker inszenieren die Ouvertüre temperamentvoll mit einem Wechsel von Hauptthema und Seitenthema und leiten dann wieder hin zum Wellenmotiv. Beeindruckend, wie gegen Ende die Trompeten die glückliche Ankunft des Schiffes ankündigen und drei Orchester-Akkorde leise die Ouvertüre beenden. Das Publikum konnte sich gut in die Meeresreise hinein träumen und ihren eigenen Fantasien freien lauf lassen.

 

Ein besonderes Erlebnis bot Mozarts „Sinfonia concertante für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Orchester Es-Dur KV 297b. Sie wurde erst 77 Jahre nach Mozarts Tod in der Berliner Hofbibliothek entdeckt und es gab einige die daran zweifelten, dass das Werk, zwischen Konzert und Sinfonie angesiedelt, vom Meister stammt. Die vier Sätze waren alle, für Mozart unüblich, in der Tonart Es-Dur komponiert.

Allerdings spricht wirklich sehr vieles für die Echtheit des Werkes und Mozarts Urheberschaft.

Er hatte gegen Ende des 18. Jahrhunderts diese Gattung auf seinen Reisen, vor allem nach Paris, kennengelernt und damit experimentiert. Die Solopartien sind zudem meisterhaft vollendet und virtuos komponiert.

Gleich vier Solisten der Dortmunder Philharmoniker konnten mit oder ohne die unterstützende Begleitung der Philharmoniker hier gleichzeitig ihr Können zeigen und ausleben. Die Solisten an diesem Abend waren der Solo-Oboist Volkmar Schöller, die stellvertretende Solo-Klarinettistin Frauke Hansen, die Solo-Hornistin Monika Lorenz sowie die Solo-Fagottistin Minori Tsuchiyama.

Besonders das Allegro, hatte mit seiner Verspieltheit, Feierlichkeit und punktierten Rhythmen viel von typisch „Mozartischem“. Seinen Stil konnte das Publikum auch beim Andante mit seinen eleganten und schönen Klängen erkennen.

Einen grandiosen Abschluss bildete das Adantino mit zehn Variationen eines Themas. Die vier Bläser trieben sich hier gegenseitig zu Höchstleistungen. Mal als Soloinstrumente einzeln im Vordergrund, um sich dann wieder gemeinsam verbindend zueinander zu finden.

 

Nach der Pause ging es mit Mendelsohn Bartholdys durch seine zweijährige Italienreise um 1830 inspirierten „Italienischen Sinfonie Nr.4 A-Dur op.90“ weiter. Es sei „ das lustigste Stück“, was er je gemacht habe. Erstaunlich ist dabei, dass eigentlich nur die Ecksätze einen leichten südländischen, die beiden Mittelsätze aber eher einen nordisch-melancholischen Charakter aufweisen.

Das bekannt spritzige Hauptthema in A-Dur im Allegro vivace wird von diesem fast durchgehend geprägt. Mit Hörnerklang weckt das E-Dur Trio des Menuetts dann aber auch durchaus Assoziationen an (deutsche) Waldromantik.

Im zweiten Satz Andante con moto in d-Moll eher melancholisch und wohl durch die Nachricht vom Tod von Goethes mit beeinflusst. Es schließt sich dann ein ruhiger dritter Menuettsatz in A-Dur an.

Den Abschluss bildet ein siebenteiliges Rondo in a-Moll, das mit Saltarello (italienischer Springtanz) überschrieben ist und im schnellen Sechsachtel-Takt endet.

Ein gelungener Konzertabend und am 19. Mai 2014 gibt es um 19.00 Uhr das 3. Konzert Wiener Klassik im Konzerthaus mit der Sinfonie Nr.82 C-Dur, Der Bär“ (1786) von Joseph Haydn, dem Konzert für Flöte, H arfe und Orchester C-Dur KV 299 (778) und der Sinfonie Nr.104 D-Dur „Salomon“ (1795).