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Mistero Buffo – Politisches Theater im Depot

Mit Mistero Buffo von Dario Fo zeigte das Theater im Depot ein ungewöhnliches Stück. Entstanden 1969 präsentiert Fo den Kern des Theaters: Erzählen und Spielen. Unter der Regie von Alexander Olbrich, der einen Pro- und Epilog zum Stück sprach, spielte Severin Mauchle mit Unterstützung zweier Musiker. Ein Bericht von der zweiten Aufführung.

Der Vatikan bezeichnete es als „blasphemisches Stück“, in der englischen Wikipedia ist es unter „christlichem Theaterstück“ eingeordnet, so ändern sich die Zeiten. Für die 70er Jahre war die Thematik – vor allem für tief katholische italienische Ohren – durchaus frevelhaft. Doch heute ist der „Herz-Jesu-Sozialismus“ von Dario Fo in Misterio Buffo längst beim aktuellen Papst angekommen, vermute ich mal.

Das alles soll das schöne Stück nicht herabsetzen, schließlich geht es um Klassengegensätze. Fünf Fabeln präsentierte Mauchle. Mal feudalistisch verkleidet wie bei der „Geburt des Spielmanns“, mal am Rande des Wahnsinns wie beim „Kindermord von Bethlehem“. Letztlich schnitzt sich Fo bei den biblischen Fabeln selbst ein idealisierten Jesus zurecht, der für ihn wohl eine Art Anwalt der Gerechtigkeit ist.

Noch zweimal gibt es die Möglichkeit, Mistero Buffo im Theater im Depot zu erleben. (Foto vom Flyer)
Noch zweimal gibt es die Möglichkeit, Mistero Buffo im Theater im Depot zu erleben. (Foto vom Flyer)

Als Dario Fo in den USA Mistero Buffo spielte, schrieben die Kritiker von Anklängen an Monty Python. Und vor allem zwei Fabeln „Die Auferstehung des Lazarus“ gleich zu Beginn und die „Moritat vom Blinden und vom Lahmen“ hätten auch im Film „Das Leben des Brian“ auftauchen können.

Severin Mauchle spielte mit sehr viel Engagement und Energie. Kongenial wurde er unterstützt von Maria Trautmann Band (Maria Trautmann Jazz-Posaune und Tom Hellenthal am Schlagzeug).

Weitere Möglichkeiten das Stück zu sehen, gibt es am 10. März um 20 Uhr und am 11. März um 18 Uhr.

Mistero Buffo – humanistische Groteske und episches Theater

Das Theater im Depot zeigt am 17.02.2018 in einer Premiere Mistero Buffo – eine humanistische Groteske nach Dario Fo (1926-2016) unter der Regie von Alexander Olbrich. Es ist die zweite Arbeit des jungen Regisseurs nach seinem Abschluss des Studiums an der Folkwang Universität der Künste (Regie).

Mistero Buffo bedeutet groteske Darbietung. Der Stücktext von Dario Fo (1969) ist eine Sammlung von biblisch inspirierten Geschichten, in darauf ausgelegt sind, dass Mitgefühl mit den Abgehängten zu wecken und die Mächtigen der Lächerlichkeit preis zu geben. Dazu muss man wissen, dass in den 70er Jahren des 20igsten Jahrhunderts das epische Theater (in Deutschland durch Berthold Brecht bekannt) auch in Italien Konjunktur hatte. Ziel war die Darstellung großer gesellschaftlicher Konflikte wie Krieg oder soziale Ungerechtigkeiten Revolution oder ähnliches. Mittels eines Erzählers wurde das auf der Bühne dargestellte kommentierend begleitet.

Dario Fo war in den 70er Jahren mit seinem szenischen Monolog Misterio Buffo gleichzeitig gefeiert und als enfant terrible von reaktionärer Seite abgelehnt. Mit einfachen Mitteln des politischen Volkstheaters und der Verfremdung sagte er mit nur einem Schauspieler auf der Bühne den Machthabern verschiedenster Art den Kampf an.

Der Schauspieler in dem Einpersonenstück in der Inszenierung von Olbrich ist der junge Schweizer Severin Mauchle. Der Regisseur greift vier biblisch inspirierte Episoden aus Mistero Buffo auf und aktualisiert sie durch aktuelle Bezüge. Dabei spielt die parodistische Kommentierung des Dargestellten durch einen als „Spielmann“ bezeichneten Person eine wichtige Rolle. Es beginnt mit der Erwartung der Auferstehung des Lazarus.

Regisseur Alexander Olbrich bringt das epische Theater mit Mistero Buffo nach Dortmund.
Regisseur Alexander Olbrich bringt das epische Theater mit Mistero Buffo nach Dortmund.

Musikalisch begleitet wird der Abend auf der Bühne musikalisch von der Maria Trautmann Band (Maria Trautmann Jazz-Posaune und Tom Hellenthal am Schlagzeug).

Da es insbesondere um episches Theater und einem selbstkritischen Umgang mit dem eigenen theatralen Anspruchsdenken geht, tritt der Regisseur, wie verraten wurde, als Teil der Inszenierung zu Beginn mit einem Epilog und dann noch einmal am Ende auf.

Die Aufführung dauert zirka anderthalb Stunden.

Karten für die Premiere am 17.02.2018 um 20:00 Uhr, am 18.02.2018 um 18:00 Uhr oder am 10.03.2018 um 20:00 Uhr sowie den 11.03.2018 um 18:00 Uhr unter Telefon: 0231/9822336 (AB) oder ticket@theaterimdepot.de