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Neuigkeiten vom Dortmunder Schauspiel

Der MEGASTORE in Hörde war eigentlich nur für kürzere Zeit als Ausweich-Spielstätte des hiesige Schauspielhauses gedacht. Die notwendigen Renovierungsarbeiten der Werkstätten machte den Standortwechsel unausweichlich. Wegen unter anderem der bekannten Asbestproblematik kam es jedoch zu Verzögerung im Zeitplan. Nach inzwischen anderthalb Jahren unter schwierigen Bedingungen (Betonboden,wenig Toiletten, mangelnde Lagerkapazitäten u.a.) sind die Grenzen der Belastungen für das gesamte Schauspielensemble und ihre Techniker erreicht.

Das Interesse der Presse war groß, als Kulturdezernent Jörg Stüdemann am 27.01.2017 im MEGASTORE über den Stand der aktuellen Planungen informierte.Nachdem er sich bei Schauspieldirektor Kay Voges und seinem Ensemble bedankt hatte für die innovativen Produktionen unter problematischen Bedingungen, klärte er über den aktuellen Stand der Dinge auf.

Ein weiterer längerer Spielbetrieb im MEGASTORE scheidet wegen der hohen Kosten nicht unter 1,6 Millionen Euro aus. So entschied man sich gemeinsam für eine Kompromiss-Lösung. Der Standort MEGASTORE wird bis zum 18. Februar 2018 als Standort erhalten. Die letzte Premiere wird dort am 22.10.2017 zu sehen sein. Dringende kleinere Renovierungen wie vier zusätzlich WCs und Duschen je für Damen und Herren werden vorgenommen. Währenddessen werden notwendige Instandsetzungen und Umbauten am alten Schauspielhaus beschleunigt fortgesetzt. Dazu ist ein Masterplan notwendig. Schrittweise werden mit Hilfe zusätzlicher Umzugsteams und Techniker die wichtigen Instandsetzungen in Angriff genommen. Die Umzug des Schauspiels in das „neue Schauspiel“ am alten Standort geht dann nach und nach ab dem 8. August 2017 vonstatten. Ab dem 16.12.2017 kann sich das Publikum dort auf die erste Premiere eines noch nicht bekannten Stückes freuen.

Kay Voges erklärte zu dem Kompromiss: „Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Endlich habe ich eine gewisse Planungssicherheit.“ Die Aussicht auf weitere Kompromisse unter Bedingungen, die einer Großstadt unwürdig sind, wäre ja auch keine Option. Längere Zeit benötigen die größeren Ausbauplanungen mit dem Frauenhofer-Institut. Ein Architektur-Wettbewerb wird bis zum Herbst 2017 für die Gestaltung der Räumlichkeiten für die „Junge Bühne“ ausgelobt. Das KJT muss sich wohl bis mindestens zum Jahr 2020 mit einem Umzug gedulden.

Gastspiel im Megastore: „Letzte Lockerung“

Die Dadainen fragen: Was ist DADA? (Foto:©Stephan Schulz)

Die Dadainen“ sind wieder da! Nach ihrer Gründung vor einem Jahr zum 100jährigen Jubiläum der Dada-Bewegung und einer Lesereise durch das Ruhrgebiet ist die vierköpfige Gruppe zum ersten Mal im Megastore zu erleben und präsentiert am Sonntag, 26. Februar, um 18 Uhr ihr 75-minütiges Programm mit Textschnipseln, Tagebucheinträgen, Manifesten, Lautgedichten, Dialogen und Liedern. In der szenischen Lesung geht es um Leben und Sterben, Liebe, Politik, Religion, Geld und Macht, um Zahlen und Zufall, das Nichts und die Wurst. 100 Jahre nach Dada versuchen „Die Dadainen“, eine verrückte Welt mit nichts zu verändern. Die vier Mitglieder der Gruppe, Regine Anacker, Katrin Osbelt, Anette Struck und Birgit Rumpel, sind seit 2010 Mitglieder des Sprechchors am Schauspiel Dortmund. Mit „Letzte Lockerung“ begeben sie sich auf Spurensuche: Was ist Dada? Und wie dada ist unsere Gegenwart. Karten für 5,- Euro gibt es ab sofort an der Vorverkaufskasse im Opernhaus, unter www.theaterdo.de oder 0231/50-27222.

Schauspiel bleibt länger MEGA

Der Megastore bleibt länger Heimat des Dortmudner Schauspiels. (Foto: © Dirk Baumann)
Der Megastore bleibt länger Heimat des Dortmunder Schauspiels. (Foto: © Dirk Baumann)

Eigentlich war geplant, dass das Schauspiel Dortmund im Dezember 2016 aus dem Provisorium „Megastore“ wieder zurück ins Schauspielhaus kommt. Aber wie so oft, die Umbauarbeiten verzögern sich und so muss das Schauspiel bis zum Ende der Spielzeit 2016/17 im Megastore bleiben. Dadurch verändert sich aber auch einiges im Spielplan.

Zunächst das Positive: Die als „beste Inszenierung“ ausgezeichnete Produktion „Die Borderline Prozession“ wird bis auf weiteres im Spielplan bleiben.

Unverändert blieben auch die ersten Premieren: Triumpf der Freiheit #1 (16.09.16), Kasimir und Karoline (19.09.16), die Simulanten (23.09.16) und Truck Tracks Ruhr #4 – Album Dortmund (06.10.16).

Das geplante Theaterfestival „Teatre 54“ entfällt, dafür gibt es am Wochenende vom 21.10. bis 23.10.16 drei Premieren. Den Anfang machen „Das Interview“ (21.10.16, 19:30 Uhr) und „Heimliche Helden“ (21.10.2016, 21 Uhr). Am 23.10.16 feiert „Die schwarze Flotte“ Premiere.

Da das Schauspielhaus und das Studio noch nicht wieder bespielbar sind finden die Premieren von „Furcht und Elend des Dritten Reiches“ (10.12.16) und „Furcht und Hoffnung in Deutschland: ich bin das Volk“ (17.12.16) im Megastore statt.

Für alle diejenigen, die sich Silvester schon auf die „Die Show“ gefreut haben, müssen enttäuscht werden, dafür wird die Produktion „Geächtet“ in der Regie von Kay Voges gezeigt. Der Intendant muss auch noch Ersatz für den gecancelten „Faust“ schaffen. Eine Stückentwicklung ist bereits in Arbeit.

Weitere Premieren, die ins Megastore umziehen müssen sind: „Über das Unerwartete“ (11.03.2017), „Flammende Köpfe“ (25.03.2017), „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“ (08.04.2017), „Mr. Vertigo“ (27.05.2017) und „Nach Manila. Ein Passionsspiel nach Ermittlungen auf den Philippinen“ (03.06.2017).

Enttäuschung für Punkfans, denn die Punkstelle mit den „Kassierern“ muss auf die Spielzeit 2017/18 verschoben werden.

Dafür werden die Studio-Produktionen „Endspiel“ und „4.48 Psychose“ in den Megastore übernommen. Die Reihen „The Mundorgel Project“, „Blackbox“ und „Spielbar“ werden ebenfalls dort fortgesetzt.

Abonnenten melden sich bei Fragen beim Aboservice unter 0231/50 22 442. bereits gekaufte Karten können an der jeweiligen Vorverkaufskasse zurückgegeben oder umgetauscht werden.

Komplexe Mischung aus darstellender und bildender Kunst

Die Lolitas stürmen die Wohnung. (Foto: © Maximilian Steffan)
Die Lolitas stürmen die Wohnung. (Foto: © Maximilian Steffan)

Nicht nur Not macht erfinderisch, sondern auch ungewöhnliche Örtlichkeiten. Hat das Team um Regisseur Kay Voges schon die kleinere der beiden Hallen mit ungewöhnlichen Stücken wie „Das schweigende Mädchen“ bespielt, wurde die große Halle jetzt im Breitwandformat quasi eingeweiht. Stilecht durch eine Prozession. Mit „Die Borderline Prozession“ schuf Voges eine Bilderflut, die den Megastore voll ausnutzt, denn das Stück wäre im Schauspielhaus so nicht zu realisieren gewesen. Wer sich aufmacht, um die dreistündige Prozession zu erleben, kann sich an Bildern sattsehen und an Musik satthören. Premierenbericht vom 15. April 2016.

 

Der Beginn ist beeindruckend: Angeführt von einem Kamerawagen marschieren die Schauspieler (fast das gesamte Ensemble plus Schauspielstudenten) in einer feierlichen Prozession um die eindrucksvoll gestaltete Spielfläche. Nach und nach verschwanden sie in die einzelnen Räume. „Die Borderline Prozession“ ist ein würdiger Nachfolger des Kultstückes „Das goldene Zeitalter“. Wie dort geht es um Loops, um wiederkehrende Szenen und Situationen, leicht variiert. Das Kommando gab wie beim „Zeitalter“ Voges live.

 

Ein wichtiges Element: Die Zuschauer konnten vorab wählen, ob sie auf die Südseite oder die Nordseite gehen wollten. Während den kurzen Pausen zwischen den insgesamt drei Teilen wurden die Besucher aufgefordert ihre Perspektive zu wechseln. Logischerweise konnte man nur eine Seite live erleben, während man von der anderen Seite per Videobild informiert wurde. Ein klein wenig kam man sich vor, als schaue man auf eine Sammlung von Bildern einer Überwachungskamera, die alle Räume überwachte.

 

Der erste Teil fing ruhig und gemächlich an. Die Nordseite zeigte das Innenleben einer gewöhnlichen Wohnung mit Küche, Schlafzimmer und Wohnzimmer, während die Südseite eine Bushaltestelle, einen Kiosk und einen Van zeigte. Die Außen- und Innenseite wurde durch einen Zaun getrennt. Im ersten Teil war er noch offen und zugänglich.

In den einzelnen Zimmern wurde die ganze Bandbreite des Lebens wie zum Beispiel Einsamkeit, Rituale der tägliche Schulgang des Kindes einer alleinstehenden Frau oder die Abendtoilette eines Paares u.s.w., auf der Südseite eher die dunkle Seite des Alltagslebens gezeigt.

Der zweite Teil war mit „Krise“ übertitelt und fühlte sich an wie ein 3:4 in der Nachspielzeit. Von überall strömten negative Emotionen: Gewalt, Soldaten, Vergewaltigungen. Die Grenze war geschlossen, zwei Soldaten ließen niemanden hinein.

Der dritte Teil, die Synthese war surrealistisch aufgebaut. Major Tom, eine kleine Reminiszenz an David Bowie, schwebte beinahe durch die Gänge, Napoleon las ein Gedicht von Jonathan Meese über das Lolitatum vor und wurde danach feierlich mit der Musik von Gustav Mahlers 2. Sinfonie („Auferstehungssinfonie“) zu Grabe, -pardon: zur Bushaltestelle getragen.

 

Das Lolitatum, spielte im Stück eine durchgehende Rolle. In den ersten beiden Teilen noch dezent, kam es im dritten Teil zu einer wahren Invasion. „The Walking Lolitas“ quasi. Dabei verwandelten sich die meisten der Schauspieler, ob Mann oder Frau, in gleich aussehende, beinahe schon zombiehafte Lolitas, die die Wohnung stürmten.

Neben den sehr ausdrucksstarken Bildern faszinierte die Musik. Ob Glass, Mahler, Bowie oder der „Prozessions-Song“ von Tommy Finke, man hätte auch einfach die drei Stunden nur der Musikspur lauschen können. Dann hätte man aber das optische Vergnügen nicht gehabt. Ein Dilemma!

In den einzelnen Räumen wurde nicht gesprochen. Die Texte wurden aus einem „Studierzimmer“ von den Spielern vorgelesen. Einige der Texte stammten aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts, andere von Größen wie Nietsche oder Brecht, aktuellere waren meist politischer Natur wie Ausschnitte aus der Rede von François Hollande oder Frauke Petry.

Eine durchgehende Handlung existiert bei der „Borderline Prozession“ nicht, es gibt nur Handlungsfetzen, Szenen, die auf Zuruf kreiert werden. Sämtliche Darsteller sind eher Teil eines Gemäldes oder eines Films, als dass sie einen Charakter darstellen. Dieses Stück sprengt die Grenzen zwischen darstellender und bildender Kunst. Das mag für den einen für Aha-Erlebnisse sorgen, wenn er Szenen aus Filmen oder Gemälden wiedererkennt, für den anderen bleibt das ästhetische Empfinden.

Ein großes Lob verdienten sich die Schauspieler. Denn die drei Stunden waren für alle Beteiligten ein Parforceritt, ohne die Möglichkeit, eine Figur schauspielerisch zu entwickeln. Exquisite Musik und ein wunderbares Bühnenbild rundeten das ungewöhnliche Spektakel ab.
Wer sich auf die „Borderline Prozession“ einlässt, sollte einen wachen und offenen Geist mitbringen. Es werden sicher nicht so viele Veränderungen möglich sein wie beim „Goldenen Zeitalter“, aber es lohnt sich sicher öfter hineinzugehen.

Verschiebbare Perspektive

Ein Blick auf die Bühne der "Borderline Prozession". (Foto: © Birgit Hupfeld)
Ein Blick auf die Bühne der „Borderline Prozession“. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Stand bei „Das Goldene Zeitalter“ die Wiederholung im Mittelpunkt geht es beim Nachfolger „Die Borderline Prozession“ (Premiere am 15. April 2016 um 19:30 Uhr im Megastore) um die Grenzen und deren mögliche Überwindung. Musik – Video – Theater – bildende Kunst: alles ist in dem Mammutwerk (um die drei Stunden) erlebbar. Dafür ist eine Rekordzahl an Schauspielern notwendig. 23 Schauspieler sind in verschiedenen Räumen und Situationen zu sehen.

Ort der Handlung ist ein bewohntes Haus mit zehn Zimmern, Pool, Garage und bewachter Außenfront. Draußen ist ein mysteriöser Parkplatz, scharf getrennt vom Haus durch eine Mauer aus Beton und Draht. Im Haus geschieht das pralle Leben: Geburt, Tod, Liebe Hass. Draußen sind Menschen, die hinein wollen, aber nicht können.

Das besondere an dieser Produktion ist, dass die Zuschauer nicht alles Facetten gleichzeitig sehen können. Sie haben die Wahl, ob sie an der Nordseite oder an der Südseite Platz nehmen wollen. Was auf der gegenüberliegenden Seite geschieht wird ihnen per Kamera über Monitore angezeigt. Wollen sie die Perspektive wechseln, so müssen sie sich der „Prozession“ anschließen, die die Schauspieler und Besucher auf die andere Seite bringt.

Der Titel des Stückes bezieht sich einerseits auf die psychische Erkrankung „Borderline“, andererseits auf die biblische Geschichte vom Fall der Mauern Jerichos durch eine Prozession (und Trompeten). Daher ist die Kernfrage des Stückes „Wie überwinde ich Mauern?“. Dabei geht es Regisseur Kay Voges und die Dramaturgen Alexander Kerlin und Dirk Baumann darum, Denkräume zu öffnen und keine bestimmten Antworten zu geben.

Neben dem größten Teil des Dortmunder Ensembles sind neun Schauspielstudierende der Folkwang Universität Essen dabei sowie Raafat Daboul. Daboul ist syrischer Flüchtling, der in seiner Heimat vor dem Krieg Schauspiel studiert hat. Das beeindruckende Bühnenbild schuf Michael Sieberock-Serafimowitsch, die Musik kommt von Tommy Finke und für die bewegten Bilder ist Voxi Bärenklau verantwortlich.

Mehr Informationen unter www.theaterdo.de

Beziehung in weiter Ferne

Am Anfang ist die Fernbeziehung zwischen Antonia (Julia Schubert) und Tomasz (Peer Oscar Musinowski) noch in bester Ordnung. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Am Anfang ist die Fernbeziehung zwischen Antonia (Julia Schubert) und Tomasz (Peer Oscar Musinowski) noch in bester Ordnung. (Foto: © Birgit Hupfeld)

So wie im richtigen Leben: Im entscheidenden Moment stürzt das Internet ab und man ist offline. Bei der Premiere von „Die Liebe in den Zeiten der Glasfaser“ von Ed. Hauswirth am 25. Februar 2016 im Megastore fiel dann Julia Schubert in der Rolle der Antonia der rettende Kniff ein: Sie ging einfach zur Nachbarin.

Zwei Paare – vier Schicksale. Drei Personen brechen auf zu einem entfernten Ort, nur einer bleibt daheim. Wie funktioniert eine Fernbeziehung? Anscheinend abgeklärt sehen das Wolf-Adam (Uwe Schmieder) und seine Frau Helena (Friederike Tiefenbacher), angespannter ist Tomasz ( Peer Oscar Musinowski), der zuhause bleibt, dafür auf seine Freundin Antonia (Julia Schubert) verzichten muss. Antonia, Studentin der Mediensoziologie, geht für ein Jahr nach Rom, um ein wenig die Welt zu verändern. Ihr Freund Tomasz bleibt und versucht, bei IKEA Karriere zu machen. Wolf-Adam ist Professor für Mediensoziologie (und „Magistervater“ von Antonia) bekommt die Chance für ein Jahr nach Aalborg zu gehen, während seine Frau Helena, für ein internationales Schauspielprojekt nach Breslau geht.

Kann eine Beziehung halten, in der der Partner hunderte Kilometer weit weg ist und die nur mit Hilfe einer Software namens Skype aufrecht gehalten wird? Hauswirth ist da eher skeptisch und obwohl das Stück sehr viele komödiantische Elemente hat, gehen die beiden Paare auseinander, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

Das Stück dreht sich nicht nur um Skype, sondern es ist auch eine kleine Partneranalyse. Bei Tomasz und Antonia fragt man sich von Anfang an, warum die beiden überhaupt zusammen sind. Tomasz ist relativ einfach strukturiert, er will Karriere bei IKEA machen und versteht davon, was sein Freundin macht, so gut wie nichts. Der Frust über sein Scheitern schlägt schnell in Agression um. Antonia hingegen ist naiv und ichbezogen, sie will die Welt vom Kapitalismus retten, interessiert sich für die Probleme ihres Freundes überhaupt nicht. Mit der Zeit wird klar, dass sie eigentlich in zwei völlig anderen Welten leben.

Bei Helena und Wolf-Adam dreht sich viel um den zweiten Frühling oder die Midlife-Crisis. Das zeigt sich zu Beginn, als Wolf-Adam seinen Seminarzettel vorliest, auf dem nur Frauennamen stehen. Helena kann dadurch kontern, dass sie die einzige Frau unter vierzehn Männern sei. Zwischen Antonia und ihrem Professor läuft auch was. Wolf-Adam kann aber die Einsamkeit in Dänemark nicht verkraften und stirbt.

Das Stück will keine objektive Wahrheit über Fernbeziehungen verkünden. Das wäre auch vermessen. Die beiden Beispiele sind natürlich theatralisch überhöht. Daher sind bei aller Tragik sehr viele komödiantische Elemente enthalten wie der Seitenhieb von Hauswirth auf das moderne Regietheater, die Helena dazu zwingt, eine Vergewaltigungsszene zu simulieren. Auch Antonias erfrischende Naivität sorgt für Lacher.

Die „Liebe in den Zeiten der Glasfaser“ lebt auch durch die guten Darsteller. Oscar Musinowski geht in der Rolle des Tomasz auf und auch Julia Schubert spielt die Antonia mit entwaffnender Naivität. Uwe Schmieder als vergeistigter Professor und Friederike Tiefenbacher als leidgeprüfte Schauspielerin stehen den beiden in Nichts nach. Das Quartett ist ein echter Glücksgriff.

Alle, die schon mal in einer Fernbeziehung gelebt haben oder noch leben, werden einige Elemente wiedererkennen wie beispielsweise den verzweifelten Versuch, durch den Computer Nähe zum Partner zu erzeugen, indem man ihn ins Bett nimmt. Alle anderen, die keine Erfahrungen in Fernbeziehungen haben oder denen es noch bevorsteht, können sich über die Fallstricke informieren.

Letztendlich ist die Tragikomödie von Hauswirth ein vergnügliches, wenn auch tragisches Theaterstück mit tollen Darstellen, das den donnernden Applaus des Publikums mehr als verdient hat.

Infos und Karten unter www.theaterdo.de.