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Les.Art. Literaturfestival – Geschichten aus dem Ruhrgebiet

Die Kohleförderung in Deutschland geht unaufhörlich dem Ende entgegen. Im Ruhrgebiet schließt 2018 in Bottrop die letzte Zeche.

Im Rahmen des LesArt. Literaturfestivals in Dortmund 2017 gaben die beiden im Ruhrgebiet geborenen Autoren Anna Basener und Martin Becker (beide um die Mitte 30 Jahre alt) am 16.11.2017 im hiesigen Literaturhaus mit Auszügen aus ihren Büchern interessante Einblicke in die Ruhrgebiet-Seele und dem Leben aus einer für die junge Generation fremden Welt.

Nach einer kleinen Einstimmung durch die per Video eingespielten „Marschmusik“ einer Gelsenkirchener Bergbau-Blaskapelle ging es mit der Lesung von Anna Basener mit ihrem Werk „Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte“ los.

Basener ist in Essen geboren und lebt jetzt in Berlin. Das Ruhrgebiet lässt sie aber nicht los. Die Geschichte handelt von Omma, einer alten Ruhrpott-Ikone und Wirtschafterin in einem Puff. Nach dem plötzlichem Tod ihrer Freundin Mitzi in ihrem Hotel platzt sie in das Leben ihrer Enkelin Bianca in Berlin hinein. Sie bringt das WG – Leben ihrer Enkelin gehörig durcheinander.

Zeche und Taubenväter - Basener und Becker brachten Ruhrpott-Romantik zum LesArt-Festival. (Foto: © Rike / pixelio.de)
Zeche und Taubenväter – Basener und Becker brachten Ruhrpott-Romantik zum LesArt-Festival. (Foto: © Rike / pixelio.de)

Das Buch ist mit einem herzlichen und schnoddrig-trockenen Ruhrgebiets-Charme geschrieben und gibt einen kleinen Einblick in die Welt der Prostitution, kombiniert mit dem direkten Charme des ganz eigenen Ruhrgebiet-Sprachduktus.

Die Autor machte dann mit dem Publikum noch einen kleinen Zuordnungstest von bestimmten Begriffen. Prostitution oder Taubenzucht?

Nach der Pause las Martin Becker aus seinem autobiografischen Buch „Marschmusik“. Ein liebevoller und nicht sentimentaler Blick zurück in frühe Kinder-und Jugendtage in seine ursprüngliche Reihenhausheimat in einer Bergbausiedlung in Bochum. Da ist auf der einen Seite die isolierte Welt seiner noch lebenden Mutter, dann die Erinnerungen an den im Bergbau arbeitenden und inzwischen verstorbenen Vater.

Dabei erfährt man so einige Einzelheiten aus dem harten Leben unter Tage,aber auch dem Zusammenhalt der Gemeinschaft. Es ist jedoch keine verklärte Sicht auf vergangene Zeiten, sondern offen auf die Zukunft gerichtet.

Die Reise eines Journalisten und Weltbürgers in die Vergangenheit, die durch den Anruf eines Freundes seines verstorbenen Vaters an Schubkraft gewinnt.

Grau ist alle Theorie

"inside-outside" und "Rahmenbedingungen" von Maria Teresa Crawford Cabral. Beide Öl auf präparierter Leinwand, 90 x 70 cm
„inside-outside“ und „Rahmenbedingungen“ von Maria Teresa Crawford Cabral. Beide Öl auf präparierter Leinwand, 90 x 70 cm

Die Farbe Grau hat nicht den besten Ruf. Sie ist eine unbunte Farbe und steht in Begriffen wie „mausgrau“ eher für Langeweile. Dennoch wählte die Dortmunder Gruppe für ihre 3. Werkschau ausgerechnet diese Farbe als Themenvorgabe. Herausgekommen sind nicht etwa 36 Werke in Grau, sondern spannende Auseinandersetzungen von 20 Künstlerinnen und Künstlern. Zu sehen ist die Ausstellung in der BIG Gallery vom 10. April bis zum 10. Juni 2016.

Mit unterschiedlich warmen Grautönen arbeitet beispielsweise Alexander Pohl in seiner Arbeit „SIGNS. Illustrationen subjektiver Suggestion“. Pohl spielt nicht nur mit den Farbschattierung von Grau, sondern erzeugt durch Unregelmäßigkeiten in der Höhe der Leinwände je nach Lichteinfälle einen anderen Schattenwurf.

In den Bildern von Maria Teresa Crawford Cabral „ist etwas Graues im Gange“. In „inside-outside“ schaut ein älteres Ehepaar nach draußen und der Betrachter sieht im spiegelnden Glas, dass Fallschirmjäger oder Bomben vom Himmel fallen.

In „Dancing Killers I“ von Michael Odenwaeller versucht der Künstler eine Balance zu schaffen zwischen der Ästhetik der Panzer und deren zerstörerischer Kraft. Die grauen Panzer sind vor einem neongelben Hintergrund platziert, so dass auch ein farblicher Kontrast zu dem thematischen hinzukommt.

Aber nicht nur Malerei kommt zu ihrem Recht, auch Skulpturen sind zu sehen. Jan Bormann zeigt mit „Faszination Grau“ eine Holzskulptur aus einer über 200 Jahre alten Polaren Trockenfichte und Pia Bohr zeigt mit „Rhinoceros“ und „Amazone“ zwei Arbeiten, die trotz ihrer abstrahierten Form noch Reminiszenzen an Gegenständlichkeit besitzen.

Zu sehen sind Arbeiten von Martin Becker, Pia Bohr, Jan Bormann, Marlies Blauth, Maria Teresa Crawford Cabral, Ulla Dretzler, Era Freidzon, Mariana González Alberti, Ulrike Harbach, Sabine Held, Gudrun Kattke, Erwin Löhr, Dana Nur, Michael Odenwaeller, Brian John Parker, Monika Pfeiffer, Alexander Pohl, Christian Psyk, Wolfgang Schmidt, Roul Schneider, Claudia Terlunen und Garrett Anderson Williams.